Schwachgelbes Wettschießen um die Tabellenführung?

Sind die Bayern heute Abend Tabellenführer?

Möglich wäre das. Zum ersten Mal seit – glaubt man dem Boulevard – Jahrzehnten. Wir müssen einfach nur zwei Tore mehr erzielen als Leverkusen.

Im Weg stehen uns die schwachgelben Borussen. In der Chemiestadt ist der sog. Deutsche Meister zu Gast.

Beides sind Gegner, die man normalerweise als gefährlich bezeichnen würde. Dortmund immer und Wolfsburg, weil sie jetzt halt mal Meister geworden sind.

Blickt man auf die jeweilige Bilanz, steht uns das schwierigere Spiel bevor:

Dortmund: 2:3 (H), 1:4 (A), aber zuvor 1:0 (H), 3:2 (A), 1:0 (H) plus drei weitere Siege (einer in Wolfsburg).

Wolfsburg: 1:3 (H), 1:1 (A), 2:3 (H), 1:3 (A), 2:2 (A), insgesamt siegte man zuletzt Anfang November.

Nebenbei spielt Dortmund heuer mit dem HSV um den Europa-League-Platz, Wolfsburg als Meister dagegen hat nur acht Punkte Vorsprung auf die Relegation.

Soviel zur Theorie.

Auf der anderen Seite hat es Bayer im letzten Spiel auch nicht geschafft beim ebenfalls abstiegsgefährdeten VfL in Bochum zu gewinnen.

So ist Fußball. Und jede Vorhersage Spekulation.

Wer weiß schon, ob gerade heute bei Wolfsburg in Leverkusen der Knoten platzt, oder ausgerechnet in München eine neue Serie der schwachgelben Borussen startet?

Niemand.

Was ich weiß, ist die Tatsache, dass ich mit Hermann Gerland erneut einer Meinung bin.

Wieso mussten wir Mats Hummels tatsächlich nach Dortmund verkaufen? Warum nicht nur eine verlängerte Ausleihe?

Oder eine Rückkehr im Sommer 2010, als inzwischen etablierter Bundesliga-Profi, hätte perfekt zum Abschied eines Martin Demichelis gepasst…

Aber nein, wir mussten ihn ja unbedingt loswerden.

Der Super-GAU wäre es jetzt noch, wenn Hummels, der – analog zu van Buyten – in Dortmund seine Torjäger-Fähigkeiten gefunden hat, gegen Demichelis ein Gegentor gelingt. Soo abwegig ist das in der aktuellen Forum unseres Weltstars-für-eine-Saison nicht. Definitiv nicht.

Dachte man von Seiten des FC Bayern, dass ein guter Innenverteidiger aus der eigenen Jugend, mit Potential die etablierten Kräfte zu verdrängen, reicht?

Falsch gedacht.

Und die Rechnung werden wir auch noch serviert bekommen. Spätestens wenn die Bayern-Serie aufgrund des nächsten hanebüchenen Fehlers Demichelis‘ reisst.

Zum Glück hat man aus den Fehlern der (Klinsmann-)Vergangenheit gelernt. Gibt Spielern – unabhängig vom Alter – Vertrags-Verlängerungen. Wenn die Leistung stimmt. Und bindet junge Spieler mit mehr als großem Potential an den Verein. Nachdem man ihnen zuvor auch mal Chancen gegeben hat, ihr Potential zu präsentieren.

Siehe van Buyten, Badstuber und Müller.

Unserem Trainer van Gaal sei dank.

Ich weiß, dass ich derlei auch mal anders gesehen habe. Im Falle der Nicht-Vertragsverlängerung von Zé Roberto und der Verpflichtung von Timoschtschuk. Aber all das sind Altlasten aus der ebenso kurzen wie schmerzlichen Klinsmann-Ära beim FC Bayern.

Schlimm.

Die Tage dann eine Meldung, dass ein weiterer Jugendspieler des FC Bayern – zuvor ausgeliehen – den Verein nun endgültig verlässt. Georg Niedermeier wird für die nächsten vier Jahre ein Schwabe.

Natürlich ist klar, dass das FCB-übliche Ausleih-Modell nicht ewig funktioniert. Also für den jeweiligen Spieler jetzt. Irgendwann muss eine Entscheidung her. Die ist nun gefallen.

Was hat das allerdings für Hintergründe und war die Entscheidung richtig?

Niedermeier ist überwiegend Innenverteidiger. Mit einem rechten Fuß. Per van-Gaal-Definition haben wir da ja schon einen Spieler. Daniel van Buyten. Und auch noch Martin Demichelis. Beide Spieler sind inzwischen bis 2012 an den Verein gebunden. Das war als Perspektive Niedermeier wohl zu wenig. Und dem Verein auch.

Etwas anderes wäre es, wenn intern längst klar wäre, dass das mit Demichelis nichts mehr wird und er seine Form auch in dieser Saison nicht mehr findet.

Eventuell haben die Bayern aber längst einen Plan-B in der Hinterhand. Demichelis weg, Badstuber wieder nach innen, Breno in Top-Form vom Club zurück und auf links Contento. Oder so.

Hätte was.

Aber jetzt erstmal den BVB putzen. Ob mit oder ohne starkem Hummels.

Die B-Bayern bringen's nicht – im Gegensatz zu den C-Bayern

Jetzt mal ehrlich: Was war das für eine schlechte erste Hälfte der gestrigen Bayern.

Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit war ich mir (mal wieder) sicher, dass sich van Gaal aber so dermaßen in seiner Aufstellung verzockt hat.

Das war ja mal einfach gar nix. Von Rensing, Demichelis, Tymoshchuk, Lell und Co.

Fehlende Spielpraxis hin, Schnee auf dem Feld her. Mal zumindestens jeden zweiten Ball zum Mitspieler zu bringen, darf man wohl erwarten, von einem Spieler des FC Bayern, oder?

Selbst, wenn man lange – zu Recht, wie sich zeigen sollte – auf der Bank gesessen hat.

Da war nichts mehr zu sehen von der Sicherheit, die der FC Bayern jetzt seit Wochen ausstrahlt, von kreativer und übermächtiger Dominanz, die zwangsläufig zum Erfolg führt.

Natürlich gab es eine optische Dominanz. So um 70% Ballbesitz ist nicht ohne, aber bei so ziemlich jedem Vorstoß der Fürther drohte massive Gefahr für Rensings Tor. Durch die wackelige, nervöse Innenverteidigung, die offenen Flügel oder das Nervenbündel im Tor.

Holla die Waldfee.

Hanebüchener Fehler von Demichelis (wem sonst?) vor dem Ausgleich. Und das 1:2 legt sich Rensing fast selbst ins Tor, während zuvor unsere beiden(!) Innenverteidiger den kleinsten(?) Mann auf dem Platz zum Kopfball hochsteigen lassen.

Aber selbst wenn wir jetzt die tatsächlichen Tore mit den Unzulänglichkeiten der üblichen Verdächtigen begründen wollen, muss man – Vereinsbrille hin oder her – die Führung der Gäste zur Pause als verdient bezeichnen. Und da muss ich noch nicht einmal ein sog. professioneller Kommentator am Sky-Mikro sein, der vom Anpfiff weg die Sensation herbeireden wollte.

Das war einfach großer Käse.

Halbzeit-Fazit: Der zweite Anzug des FC Bayern passt einfach nicht. Diese Schlussfolgerung wird hoffentlich bei der Kaderplanung für die neue Saison berücksichtigt.

Nach dem Pausentee stimmte zumindestens die Ordnung besser. Ein wenig. Und Laufbereitschaft war auch wieder öfter zu sehen. Trotzdem dauerte es bis zur 58. Minute, bis der fränkische Fluch nach 48 Spielminuten ein Ende hatte.

Man kann über den Handelfmeter diskutieren. Vor allem diejenigen, die die Bayern lieber hätten ausscheiden sehen, oder die Bayern einfach nur nicht leiden können. So wie Herr Stoffers zum Beispiel.

Ganz neutral betracht kann man den Strafstoß geben, muss es aber nicht. In der Vergangenheit wurde auch schon für weniger ein Elfer gepfiffen. Für oder gegen den FC Bayern.

Wie auch immer. Es kam zum Ausgleich durch Robben. Keinem anderen hätte ich in dieser Situation die Kugel gegeben. Schon gar nicht Herrn Ribéry.

Aber das ist eine eigene Geschichte. Wirkte Ribéry – direkt nach seinem genialen Pass vor dem 1:0 – immer noch phasenweise wie ein Fremdkörper, änderte sich später dieser Eindruck. Allerdings konnte man einmal mehr sehen, wieviel Ahnung unser Trainer vom Fußball zu haben scheint, denn im Falle unseres kleinen Franzosen scheint er immer wieder das Richtige zu machen. Selbst wenn der aus verletztem Stolz nach seiner Auswechslung (immerhin mehr als 30 Minuten mehr als im letzten Spiel) ein wenig betrübt war.

Dortmund und Florenz – bei aller Liebe, Fürth – sind wichtiger als es dieses Pokalviertelfinale war.

Apropos 58. Minute.

Auch hier muss man Herrn van Gaal Respekt zollen.

Er sah seinen oben beschriebenen Fehler mit der B-Elf ein und schickte die C-Elf auf den Platz. In persona der beiden Nachwuchskräfte Contento und Alaba. Für die Sportskameraden Lell und Tymoshchuk.

Der Wahnsinn. Da kommen die beiden jungen Hüpfer ins Spiel und zeigen den alten Bankhockern was ’ne Harke ist. Das muss ich ehrlich sagen, hat mich begeistert.

Plötzlich war die linke Abwehrseite wieder artgerecht besetzt, Lahm wechselte auf seine (neue) Lieblingseite rechts, kurbelte dort das zuletzt gewohnte Angriffsspiel mit Robben an und Alaba richtete nicht nur den vomTymo gestressten van Bommel auf, sondern gab den Ersatz-Schweinsteiger. Was jetzt mal einfach als Riesen-Kompliment gedacht ist.

Spätestens da wusste ich, dass an diesem Abend nichts mehr anbrennen würde. Die folgenden Tore (Ribéry, Lahm(!)) waren die logische Folge dieser Umstellung. Meiner Meinung nach.

Was bleibt nun?

Das „Experiment“ mit der Schonung der Stammkräfte, bzw. das zuletzt überragende Kollektiv auseinander zu dividieren, ging gerade noch einmal gut. Die Fürther dürfen sich als Sieger der Herzen fühlen (was anderes bleibt ihnen ja ohnehin nicht übrig) und für diesen Büskens, diesen sog. „Eurofighter“, freut es mich natürlich besonders. Allein, weil ich diese ewig aufgewärmten Geschichten und Pseudo-Stevens-Motivationskünste nicht mehr hören und sehen kann. Aber auch das ist ein anderes Thema.

Jetzt noch ein Spiel in Schalke und dann auf nach Berlin.

Spontan hätte ich zwar ein Derby gegen Augsburg (zu doof, liebes ZDF, dass man sich auf das langweiligste Spiel festgelegt hat, dabei hätte man ahnen können, das Schalke den unattraktivsten Langweilerfußball der deutschen Spitzenteams spielt (oder habe ich hier was Falsches mitbekommen – hab’s nur so gelesen)) ganz gut gefunden, aber so ist wenigstens klar, dass es keine Experimente in der Aufstellung und Einstellung geben kann im Halbfinale (als ob das nicht so oder so klar wäre).

Auf geht’s Jungs, stürmen wir den Pott für Berlin und den Pott.

Der Vestenbergsgreuth-Vorbericht. Nicht.

Kann eigentlich noch irgendjemand diese Vorberichtsbilder zum anstehenden Pokalspiel der Bayern sehen?

Immer wenn man glaubt, es geht nicht flacher, kommt’s von irgendwo noch platter daher.

Ja. Klar. Die Bayern sind im Pokal oft ausgeschieden. Kunststück. Nehmen ja auch jedes Jahr daran teil. Selbst den europäischen Fahrstuhlmannschaften der Bundesliga ist das hier gegönnt. Aber beim FCB ist das halt immer ein Event.

Geschenkt. Und dass das bayerische Fernsehen damit eine ganze Sendung zu füllen versucht, ebenfalls.

Nein. Der FC Bayern spielt morgen gegen die Nachfolger Vestenbergsgreuths. Gegen Greuther Fürth. Dem Vereinskonstrukt.

Dabei wird der Kader ein wenig verändert. Zum Vergleich der zuletzt ebenso schönen wie erfolgreichen Elf.

Butt, van Buyten, Schweinsteiger, Klose raus. Dafür Ribéry, Timo, Pranjic, etc. rein.

Bei allem Respekt. Wenn diese „B-Bayern“ es konzentriert und vor allem konsequent in der Chancenverwertung angehen, dann brauchen wir uns keine Sorgen machen. Wenn.

Für mich gibt’s ohnehin nur ein Problem: Rechtzeitig zu Hause sein am letzten Arbeitstag vor’m Urlaub.

VW-Betriebsausflug – und trotzdem bin ich richtig wütend.

Nein. Da kann ich nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen. Klar. Die Konkurrenz hat zur Abwechslung mal geschlossen für uns gespielt, aber gereicht hat es eben trotzdem immer noch nicht zur Tabellenführung.

Sage und schreibe zwei lächerliche Tore fehlen uns dafür immer noch.

Eins hat Herr Demichelis im heutigen Gastspiel in der Fußballprovinz Herrn Grafite geschenkt (wieviele Kerzen und Luftlöcher kann man eigentlich in einem einzigen Spiel so fabrizieren?) und mind. ein anderes hätte man doch wohl selbst in diesem, Bayerns schlimmsten Rückrundenspiel noch erzielen dürfen, oder?

Manmanmanman.

Irgendwann, irgendwann platzt mir ob dieser Lässigkeit der Bayern nochmal die Galle.

Eigentlich war mir klar, dass sowohl Schalke als auch Leverkusen mit absoluter Sicherheit ihre eigenen Spiele irgendwie nach Hause schaukeln. War ja in den letzten Wochen so Standard. Als ich aber tatsächlich bei alle-Spiele-alle-Tore sah, dass unsere letzten beiden Konkurrenten um die Meisterschaften endlich einmal Punkte ließen, schäumte meine Wut über die Chancenverwertung der Bayern erneut hoch.

Natürlich reden wir hier nicht vom Gastspiel der Bayern in Bremen, als die Münchner die Heimmannschaft förmlich und überwiegend vorführten, 100%-tige Chancen für 10-12 Tore liegen ließen. Nein, wir reden von einem eher schlechtem Spiel. Von Arroganz, von fehlender Konzentration. Von zuviel Hinrunde, zuviel Klinsmann-Rückrunde.

Aber diese beiden Tore hätten es doch nun wirklich sein können, oder? Selbst gegen Wolfsburg. Den kommenden Ex-Meister und baldigen Vize-Rekordhalter. ODER??

Blenden wir dies alles einmal aus und bleiben wir beim Positiven.

Robben war mal wieder Weltklasse. Nach seiner Auswechslung wurde deutlich, wie wichtig er ferner für uns und unser Spiel ist. Obwohl (oder gerade weil) Ribéry da schon auf dem Feld stand.

Aber ein Ribéry, der erst bei deutlich sichtbaren 40-50% seiner Leistungsfähigkeit liegt, kann uns im Moment kaum helfen. Eher hilft es ihm, wenn er bei uns mitspielen kann. Also im aktuell wie geschmiert laufenden Bayern-Team.

Da ist noch viel Luft nach oben. Kommt noch. Wäre ja auch zu schön, wenn es nichts mehr zu entwickeln gäbe beim FCB 2010.

Was noch?

Schweinsteiger.

Ja, Schweinsteiger. Ein Lob für ihn. Aus meinem Mund. Beobachtet man ihn mal konsequent, was ich ja im Laufe seiner Krise zur Genüge getan habe, dann kann man schon sehen, dass seine aktuelle Rolle die Rolle seines Lebens zu werden droht.

Schweinsteiger und van Bommel bilden aktuell ein Doppel, dass den Bayern Stabilität und Inspiration gibt. Defensiv, wie offensiv.

Was wäre bei uns der Teufel los, wenn van Buyten und Demichelis ungehemmt Angriff auf Angriff auf sich zurollen sehen würden…

Nein, das ist alles ganz ordenlich. Selbst für mich gibt’s da nichts zu meckern. Weiter so. Dann könnte das auch seine Saison werden.

Ebenso wird Lahm auf rechts – in Kombination mit Robben – so langsam zu einer neuen Einheit. Einer Einheit, die die legendäre linke Achse Lahm – Zé – Ribéry so langsam in Vergessenheit geraten lässt.

Erst gegen Ende des Spiels, als bei den van Gaal’schen Kickern die Konzentration vollends den Bach runterging, unterliefen auch ihm in der Defensive hanebüchene Fehler. Selbst wenn er damit in guter Gesellschaft war. Mit van Buyten und Demichelis.

Meine Güte.

Ein medialer Reflex dann, auch nach diesem Spiel von den „richtigen“ Gegnern zu sprechen, bei denen all dies für die Bayern irgendwann einmal schief gehen wird.

Wirklich? Immerhin sprechen wir hier vom immer noch amtierenden Deutschen Meister. So schwer man sich das in diesen Tagen auch vorstellen kann.

Im Prinzip war’s ja auch gut und phasenweise das von mir erhoffte Katz-und-Maus-Spiel mit den Ex-Ballkünstlern, die ja im letzten April die Klinsmann-Bayern angeblich so arg gedemütigt haben. Aber gereicht hat’s mir halt nicht. Ich will endlich diese verdammte Tabellenführung. Damit endlich a Rua is.

Ruhig scheint es auch um die Meisterschaftsträume einiger Konkurrenten zu werden.

Der HSV zum Beispiel. Wähnte man sich nach der Verpflichtung van-the-Mans doch nun endgültig auf dem Weg an die europäische Spitze, musste man auf Seiten der Anhänger, dann heute doch wohl einsehen, dass sich im Fußball eben doch alles irgendwie ausgleicht. Eine Tatache, die mir wohlbekannt ist. Und somit kann ich eine mögliche Enttäuschung ob des heutigen Remis beim kölschen FC nicht nachvollziehen. Schließlich muss man derlei immer in Relation zu einem späten Ausgleich, wie dem gegen die Wolfsburger sehen.

Das eine geht nicht ohne das andere, liebe Rauten-Fans.

Und das Bayer und Schalke (Ausgleich: Letzte Woche Elfer für Hoffenheim übersehen, diesmal Tor gg. Freiburg) mit ihren bisherigen Rückrunden-Leistungen nicht jedes Spiel gewinnen würden, war ebenfalls mehr als logisch. Einen Lauf zu haben, oder einfach nur „einen Stiefel runterzuspielen“, sind eben zweierlei Paar Schuhe.

Kurzum: Wenn sich mein Ärger über die zwei fehlenden Tore gelegt hat, kann ich mich bestimmt doch auch endlich über diesen tollen Bayern-Spieltag freuen!

Meister werden ist nicht schwer, Meister sein dagegen…

Das Thema ist nicht neu. Aber es steht an.

Die Bayern gastieren beim sog. deutschen Meister. In Wolfsburg.

Sowohl das letzte Gastspiel als auch die Meisterschaft der Wolfsburger liegen gefühlte Lichtjahre zurück.

Die Verhältnisse scheinen sich komplett gedreht zu haben. Wolfsburg hat inzwischen den Magath-Nachfolger entlassen, ist aus der Championsleague ausgeschieden und in der Bundesliga liegt man auf Platz 11, am 20.Spieltag mit sagenhaften 19 Punkten Rückstand auf die Spitze. Alle Achtung.

Auf der anderen Seite: Die Wolfsburger sind da in bester Gesellschaft. Weil’s mich interessiert hat, habe ich mal schnell eine Statistik aufgesetzt. Der ersten seit längerer Zeit. Man muss nur ein Thema haben.

Die Bayern sind natürlich auch vertreten. Kunststück, wenn man Rekordmeister ist. Der schlimmste Absturz (1. auf 10.) stammt aber aus einer Zeit, als es noch keine Kader gab, wo jede Position doppelt besetzt war. Und die Konzentration auf dem ersten Sieg im Europapokal der Landesmeister lag.

Davon ab gab’s zuvor drei Meisterschaften in Folge. Egal, keine Rechtfertigungen…

Der all-time-Leader ist natürlich der Club aus Nürnberg. Unvergessen und bislang unerreicht: Abstieg nach Meisterschaft. Auf Platz 2 gemeinsam der schwäbische VfB und eben der FC Bayern.

Somit liegt der Wolfsburger VfL aktuell auf klarem Kurs Richtung Vize-Absturz-Meister.

Was das alles soll? Nix. Hat einfach nur Spaß gemacht.

Und so wie ich unsere Bayern kenne, bringen die es bestimmt auch fertig morgen in Wolfsburg mit einem Chancenplus von 20:2 mit 2:1 zu verlieren. Weil Deutschland-weit und auch in der VW-Kabine das Grafite-Tor 24h rauf und runter läuft.

Oder sind die neuen, alten Bayern vielleicht doch ganz neu?

Hornberger Ballern, Das

Alter Schwede. Da haben’s die Bayer-Überflieger uns aber mal wieder richtig gezeigt! Den erneuten Angriff der Bayern auf die Tabellenspitze gnadenlos abgeschmettert!

Gähn.

Derlei Phrasen sind ebenso überflüssig wie langweilig. Aber Zeitungen und Blogs wollen ja gefüllt werden.

Nein. Dieses Rennen an der Tabellenspitze wird noch einige Wochen so weitergehen. Mindestens bis zu den „Showdowns“ Anfang April. Bayern in Schalke und Leverkusen.

Da wird sich wohl die Entscheidung über die diesjährige Meisterschaft ihren Weg bahnen.

Aber es war ja auch nicht anders zu erwarten. Die Bayern befinden sich nun einmal im Hamsterrad. Und jedes Jahr ein anderer Gegner, der ansonsten unter Ferner liefen agiert.

Oder wo landeten die beiden letzten Meisterschaftskonkurrenten der Bayern in der Vorsaison? Ach, mitten unter den grauen Mäusen? Na dann.

Auf der anderen Seite muss man die Saison in ihrer Gesamtheit betrachten.

Im Vergleich zum dritten Spieltag der Hinrunde hat Bayer zwei Punkte mehr, Schalke gar nur die gleiche Ausbeute erzielt.

Die Bayern hingegen erzauberten sich sieben Punkte mehr als bis Ende August. Bedenkt man nun, dass man an Weihnachten nur noch ein, bzw. zwei Punkte hinter den beiden Westvereinen lag, weiß man, dass die Zeit ohnehin für uns spricht. Allein Geduld ist gefragt.

Wie im Spiel der Bayern gegen die Karnevalskicker aus Mainz.

Die im übrigen auch so spielten. Wie die Harlem Globetrotters. Nur eben ohne deren spielerischen Fähigkeiten.

Womit wir mal wieder beim Kern der Berichterstattung wären. Bayerngegner sind immer nur Laufkundschaft, Bayer spielt sich aber regelmäßig in einen Rausch. Wer in diesem medialen Einzugsgebiet lebt, weiß, wovon die Rede ist.

Geschenkt.

Ich warte einfach ab. Schließlich haben wir ja im November, Dezember gelernt, wie schnell das geht. Mit dieser Aufholjagd.

Eine Aufholjagd hätten die Bayern in den ersten drei Spielen dieser Halbserie ebenfalls starten können. Was das Thema Tordifferenz betrifft. Im Vergleich zu den Heynckes-Kickern.

Wobei Aufholjagd hier das falsche Wort ist. Mit einigermaßen seriöser Chancenverwertung, wäre die Tordifferenz für die Bayern für Bayer nicht mehr einholbar. Echt jetzt.

Allein, es kam anders. Die Bayern halten es traditionell gerne mal spannend. Versteh‘ ich nicht. Ich bin da anders.

Im Rahmen dieser Strategie ist auch zu erklären, weshalb ein Butt einen Elfmeter wie gegen Mainz verschießt. Gerade so, wie er ihn verschossen hat. Müßig, darüber zu reden, dass wir noch einen zweiten Strafstoß hätten bekommen müssen. Aber so ein klares Handspiel wurde uns ja schon im CL-Heimspiel gegen Juventus verweigert. Sowas passiert. Lustig wird’s ja immer erst, wenn die üblichen Verdächtigen als Betroffene selbst die wildesten Verschwörungstheorien spinnen…

Jetzt aber mal endlich zum Spiel!

Obwohl es im Grunde recht schnell beschrieben ist. Mainz mit acht Innenverteidigern, Bayern mit Mann und Maus im Angriff. Selbst für Robben gab es da gegen teilweise vier, fünf Gegner kaum ein Durchkommen.

Wobei – eigentlich ist derlei Sichtweise zu Ribéry-esk. Denn kommt einem Robben aktuell wie der junge Ribéry vor, so ist der doch ganz anders. Er ist der Anti-Ribéry. In jeder Hinsicht.

Wem das zu polemisch ist, der hat die letzte Saison verpennt.

Und selbst über die torlose erste Halbzeit gegen den FSV müssten wir nicht reden, wenn Butt den Elfer versenkt, oder Gomez den Ball nicht an den Pfosten („schön“, dass wir wenigstens in einer Statistik Spitze sind) gesetzt hätte.

Nicht, dass Mainz dann plötzlich ein Offensivfeuerwerk hätte abbrennen können, aber versucht hätten sie es bestimmt und dann wäre noch mehr als dieses klare 3:0 drin gewesen.

Der Konjunktiv ist der Freund der Verlierer.

Insgesamt bin ich mit dem Spiel zufrieden. Sogar Schweinsteiger und Demichelis ließen meine Gefühlswelt neutral zurück.

Der FC Bayern ist in dieser Saison ein Wellental. Sprühten gegen Ende der Hinrunde Olic und Gomez nur so vor Spielfreude und Tordrang ist es jetzt Robben, der uns be- und verzaubert. Zum Glück kommt da was nach. Nicht auszudenken, wenn es noch die gleiche Tristesse wie vor einigen Monaten gäbe. Man spürt vielmehr förmlich wie das Gebilde ans Arbeiten kommt, die Mechanismen greifen und das alte Gefühl, die alte Sicherheit zurück ist: Wir packen das schon. Egal wie.

So auch gegen Mainz.

Klar. Ein Müller hängt aktuell ein wenig durch. Aber hey, der ist ein Jungstar, der darf das. Trotzdem ist er noch so stark, dass Ribéry nicht sofort wieder Stamm ist. Immerhin. Dazu erleben wir gerade den wohl stärksten und souveränsten van Bommel seit langer Zeit.

Und sogar ein Lahm wird langsam warm mit der rechten Seite.

Wie sollte ich da Trübsal blasen, weil wir immer noch „nur“ Tabellenzweiter sind?

Ich freu‘ mich einfach auf die dicke Abrechnung. Zum Schluss.