Die Akte Robben 02/10 – es wird nicht besser

[29.08.2010] Arjen Robben fällt offenbar doch die gesamte Hinrunde aus und kehrt erst 2011 zurück.

„Es ist mehr als fraglich, ob Arjen in der Hinrunde noch eingesetzt werden kann.“

So Bayern-Nerlinger. Nach der Rückkehr aus seinem Sonderurlaub wurde in München festgestellt, dass sich noch immer Flüssigkeit im Muskel befindet.

[31.08.2010] Bayern-Boss Rummenigge thematisiert erneut eine Nationalspielerversicherung.

„Es gibt Gespräche, und es scheint so zu sein, dass die UEFA Bereitschaft zeigt, alle europäischen Klubs gegen solche Dinge zu versichern. Und zwar nicht nur bei den großen Turnieren, sondern bei allen Länderspielen“

[31.08.2010] Niemand im Robben-Umfeld will sich inzwischen noch auf eine definitive Zeit für seine Rückkehr auf den Fußballplatz festlegen.

„Wir wissen nicht, wie es weitergehen wird.“

So Robben-Vater Hans.

Na dann.

Explosive pfälzisch-bayerische Gemengelage, Die

Nach dem gestrigen Sieg der Pfälzer Aufsteiger gegen den amtierenden Doublegewinner konnte man aus deren Umfeld Stimme hören, die von einem verdienten Sieg sprachen.

Dies sei entschuldigt, wenn wir mal all die Emotionen aus dem Spiel und das bekannte Thema aussen vor lassen.

Für die Niederlage des FC Bayern gab es trotzdem gute – und belegbare – Gründe.

1. Der Spielplan

Trainer van Gaal hat schon recht, wenn er sagt, dass Spiele gegen euphorisierte Aufsteiger an den ersten 5 Spieltagen besonders schwierig sind. Kaiserslautern machte da keine Ausnahme. Und der Spielplan spielte ihnen in die Hände. Letzte Woche der Auswärtssieg beim Lieblingsgegner. Einer Mannschaft, die nur deshalb nicht schon im letzten Jahr abgestiegen ist, weil es leider genug andere Teams gab, die noch schlechter agierten (in diesem Zusammenhang kommt mir übrigens gerade noch die damalige Niederlage der Kölner in Lautern wieder hoch, die den Abstieg der Pfälzer in die dritte Liga verhinderte…). Und dann eben gegen die Bayern. Ein Heimspiel dem die ganze Region nun schon seit vier Jahren entgegenfiebert.

2. Die Vorbereitung

Es geht fließend weiter. Denn – und das ist doch wohl allen klar – wenn der FC Bayern ein vollständige Vorbereitung genossen hätte (wie eben ein FCK), dann hätten wir wohl kein 0:2 erlebt.

3. Die WM

Altes Thema. Gehört zu den Punkten 1+2. Somit sind wohl alle Bayern-Gegner in den nächsten Wochen noch leicht im Vorteil. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto geringer wird er. Pech für die Spät-Hinrunden-Gegner.

4. Die Chancenverwertung und Konzentration vor dem Tor

Die Bayern hatten Chancen. Und zwar jede Menge. Die beste war die erste 100%tige. Hätte Müller diese genutzt (warum nicht, siehe 1-3), wäre es ein anderes Spiel geworden. Ebenso die massive Drangperiode zu Beginn der zweiten Halbzeit. Gleiche Phrase: Eine Verwertung und wir hätten ebenfalls ein anderes Spiel gesehen.

Ist alles nicht passiert. Immer fehlte etwas. Sei es die Übersicht (herrlich hier van Gaal: „Wir sind der FC Bayern. Müller muss seine Nebenleute sehen!“), die Konzentration oder die Flanken (Pranjic! Lahm!!).

Im Gegensatz dazu die Lauterer? Drei Chancen, zwei Tore in 66 Sekunden. Ohne Worte.

5. Die Geschwindigkeit

Jetzt mal ehrlich: Wann hatte der FCK die meisten Probleme? Als die Bayern s c h n e l l spielten. In diesen Phasen hatten die Bayern ihre größten Gelegenheiten. Wieso merkt man sowas als Spieler nicht und gibt dem Gegner somit den spielerischen Knockout? Kommen hier wieder die Punkte 1-3 ins Spiel?

Der FCK hat weiterhin eine gute Zweitligamannschaft, aber wenn man sein eigenes Potential so wenig durchsetzt, dann hat eben auch dieser Zweitligist die besten Chancen auf drei Punkte.

6. Arjen Robben

Meine Güte. Selten war es überdeutlicher, wie sehr uns ein Robben fehlt. Oder jemand, der dem zugedeckten Ribéry Entlastung verschafft. Robben ist Geschwindigkeit, Robben ist Verwirrung, Robben ist Gefahr für jeden Gegner.

Nichts, oder kaum etwas davon, sah man im gestrigen Spiel.

Das Wolfsburg-Spiel war da wohl für viele ein wenig Augenwischerei. Gut, dass es dort trotzdem zu drei Punkten gereicht hat.

7. Leidenschaft

Bei all der fehlenden Klasse der Lauterer und bei all unserer Überlegenheit in fast allen messbaren Werten: Leidenschaft kann man auch erwarten, wenn man 60 oder 80 Spiele der Vorsaison in den Beinen hat, oder?

Bis zur starken Bayern-Phase rund um die Müller-Chance war das doch Schlafwagen-Fußball der Bayern. Hätten wir direkt vom Anpfiff weg die Power wie nach dem Seitenwechsel gehabt, das Spiel wäre schnell entschieden gewesen. So aber hatte Lautern nach dem 2:0 die Chance, mit der eigenen Leidenschaft in der Defensive, die Räume noch enger zu staffeln und das Ergebnis über die Zeit zu retten.

Kein Vorwurf an dieser Stelle an unseren limitierten Gegner. Die Lauterer fuhren eine klare Pokalspiel-Strategie. Und die Bayern waren nicht dazu in der Lage dieses Problem zu lösen.

8. Holger Badstuber

Ich habe ja lange „gehalten die Schulter“ über ihn. Und seine Spielweise in der Vorsaison auf die falsche Position geschoben. Aber im gestrigen Spiel kamen mir all diese Szenen (vor allem aus der CL-Vorsaison) wieder in den Sinn. Holger Badstuber ist für mich der Inbegriff des hölzernen Spielers. Da ist so gut wie keine Geschmeidigkeit. Ok, muss ja auch nicht. Aber gestern war da – zum Beispiel – dann wenigstens noch nicht einmal der Charakter eines Fels in der Brandung zu spüren. Da war nur Unsicherheit. Und das haben seine Gegenspiel auch recht schnell gemerkt. Sein Fehler vor dem 0:2? Kann passieren. Er ist jung. Seine Unsicherheiten in der zweiten Halbzeit, als er mehrmals a la Serbien-Spiel von Gegenspielern auf dem Flügel dübiert wurde? Übel. Und zur Krönung dann die Szene, als er seinen Gegenspieler abgedrängt glaubte, abdreht, dieser aber durchzieht und im Hechtsprung ihm den Ball noch an den Oberschenkel schnibbelt und somit eine Ecke herausholt. Da war bei mir der Geduldsfaden gerissen.

Ich sehe da keine Entwicklung. Und irgendwie entdecke ich bei ihm wesentlich mehr WM-Loch als bei einem Thomas Müller, dabei hat Badstuber doch nur einen Bruchteil von dessen Spiele absolviert. Und dazu dann noch sein Phlegmatismus. Schlimm.

9. Das Defensivverhalten

Es war allerdings nicht nur Badstuber, der uns zu denken geben sollte, wenn wir schon gegen einen Aufsteiger, der – und diese Zeit wird kommen – über die gesamte Saison wohl gegen den Abstieg spielen wird, in der Defensive Probleme haben (wie lange schauen wir uns Contento an?).

Sicher, ein Ribéry hat auch nicht gerade jeden Gegenspieler über das gesamte Spielfeld gejagt, aber von einem van Bommel darf ich das schon eher erwarten und der gute Mark ist viel, viel tiefer in der Krise als zum Beispiel Schweinsteiger. Und somit sind wir dann nun einmal wesentlich anfälliger im Rückwärtsgang.

Womit sich der Kreis schließt.

In den nächsten Wochen wird es besser werden, muss es einfach besser werden, denn mit diesen Voraussetzungen war aktuell (noch) nicht mehr zu erwarten. Das wussten wir – dachten allerdings, dass es nach Supercup, Pokal und Wolfsburg-Spiel schon viel besser aussähe. Sieht es nicht. Zumindest Stand gestern.

10. Das Stadion, die Fans, die Stimmung, die Hölle und das Fritz-Walter-Wetter

Alles Schmarrn.

Wie es van Bommel nach dem Spiel völlig korrekt sagte: Wir haben in der letzten Saison Championsleague gespielt, zum Beispiel in Old Trafford. Da ist mehr Musik drin.

Und tatsächlich habe ich da in den letzten 30 Jahren schon wesentlich schlimmere Erlebnisse gehabt. Standard würde ich sagen. Der Rest ist vom Lauterer Umfeld (Pfeifen im Walde) und den Medien (Sensation!) geschürt.

Aber wie sagte es doch der (während des Spiels wie ein Geisterkranker umherirrende und nach Spiel zumeist ganz normale) Lauterer Trainer nach Spielschluss im Interview:

„Das werden jetzt alle Mannschaften hier erleben.“

Nö, denke ich nicht.

Denn wenn den Pfälzern all die grauen Mäuse und nicht minder destruktiven Bollwerke der Liga über den Weg laufen, ist es schnell vorbei mit der Herrlichkeit – denn ein Spiel aktiv gestalten ist etwas ganz anderes, als sich mit zwei 5er-Ketten am eigenen Strafraum zu versammeln und auf schnelle Konter und zwei defensive Mega-Aussetzer in der Abwehr des Gegners zu setzen (womit wir wieder bei den gestrigen Schwächen der Bayern wären).

Einfach mal abwarten was die nächsten Wochen für beide Teams so bringen.

Das einzig Positive an der nun anstehenden Länderspielpause ist, dass sich ein Arjen Robben erholt und (ein gesperrter) Ribéry ungestört seinen Rückstand aufarbeiten kann, während keine Pflichtspiele diese Bayern-Schwäche zementieren.

Robben und Co. auf dem Weg nach Wembley?

Die Bayern – ihres Zeichens Vize-Championsleague-Sieger – nehmen also einen neuen Anlauf, diesen Pott endlich einmal wieder zu gewinnen.

Heute wird ausgelost, wer ihnen dabei in der Gruppenphase im Weg steht.

Mhm.

Die hier schon mal nicht (ebenfalls Topf 1 wie die Bayern):

FC Barcelona, Manchester United, FC Chelsea, FC Arsenal, Inter Mailand, AC Mailand, Olympique Lyon.

Ebenso wenig Werder Bremen und FC Schalke 04. Klar.

Bleiben also noch (Topf 2):

Real Madrid (Chance: 16,7% bezogen auf den jeweiligen Topf), AS Rom (42,9%), Shakhtar Donetsk (14,3%), Benfica Lissabon (14,3%), FC Valencia (16,7%), Olympique Marseille (14,3%), Panathinaikos Athen (14,3%).

Ferner (Topf 3):

Tottenham Hotspur (57,1%), Glasgow Rangers (14,3%), Ajax Amsterdam (14,3%), FC Basel (14,3%), Sporting Braga (14,3%, abhängig, ob Benfica zugelost wird, fällt dann weg), FC Kopenhagen (14,3%), Spartak Moskau (14,3%).

Und schließlich (Topf 4):

Hapoel Tel-Aviv (12,5%), Twente Enschede (12,5%, abhängig, ob Ajax zugelost wird, fällt dann weg), Rubin Kazan (12,5%, abhängig, ob Moskau zugelost wird, fällt dann weg), AJ Auxerre (14,3%, abhängig, ob Marseille zugelost wird, fällt dann weg), CFR Cluj (12,5% (Land?)), Partizan Belgrad (12,5%), MSK Zilina (12,5% (Land?)), Bursaspor (12,5%).

Meine Lieblinge? Wenn’s einfach sein soll: Panathinaikos, Kopenhagen und Tel-Aviv (Cluj und Zilina habe ich noch nie gehört).

Aber mögen würde ich: AS Rom (mag ich irgendwie, schade das Toni schon wieder weg ist), Glasgow Rangers (mag ich gar nicht, da selber Celtic-Fan) und Twente Enschede (wegen unseren Holländern).

Auf keinen Fall Real – mit Mourinho sind die heuer richtig stark, da endlich auch defensiv vorhanden…

Die Akte Robben 01/10 – was bisher geschah

[23.05.2010] Der Bayern verliert das Championsleague-Finale gegen Inter Mailand. Arjen Robben – auf dem Höhepunkt seines Schaffens und seiner Fitness – bleibt die Triple-Krönung versagt. Die Vorbereitung auf die WM beginnt.

[05.06.2010] Beim 6:1-Schützenfest der Niederländer gegen Ungarn verletzt sich Arjen Robben. Seine WM-Teilnahme ist in Gefahr.

[24.06.2010] Arjen Robben gibt sein Comeback in der niederländischen Nationalmannschaft und bringt sogleich jede Menge Schwung ins Spiel der Elftal, die danach bis ins Finale stürmt.

[11.07.2010] Die Niederlande rund um Arjen Robben verlieren das WM-Endspiel gegen Spanien. Speziell Robben vergibt eine größe Tormöglichkeit und verabschiedet sich in den Urlaub.

[03.08.2010] Schock beim FC Bayern. Im Rahmen einer Routine-Untersuchung zum Saisonstart wird bei Arjen Robben eine schwere Muskelverletzung festgestellt.

Eine Kernspintomographie bei Vereinsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ergab einen Muskelriss im linken Oberschenkel von Arjen Robben.

Vereinsarzt Müller-Wohlfahrt zeigt sich schockiert.

„Es handelt sich um eine erhebliche Verletzung, ich finde es unverantwortlich, dass man diese Verletzung nicht genauer diagnostiziert und Arjen hat spielen lassen. Ich hatte von meiner Seite aus mehrfach diagnostische Hilfe angeboten, diese wurde aber nicht in Anspruch genommen.“

[04.08.2010] „Wunderheiler“ Dick van Toorn zweifelt die Diagnose des FC Bayern an.

„Ich finde es seltsam, dass der Spieler eine neue Muskelverletzung haben soll […] Meiner Meinung nach ist der Muskelfaserriss, den die Ärzte von Bayern München gefunden haben, eine alte Verletzung oder eine Narbe. Ich bin der Meinung, dass Robben spielen kann.“

Im Boulevard geht van Toorn noch einen Schritt weiter.

„Ich habe Arjen fünf Tage in Holland behandelt. Es ist nicht möglich, dass durch meine Methode das Risiko einer neuen Verletzung gestiegen ist. Ich habe schon hunderte Spieler behandelt und es hat immer geklappt. Als wir fertig waren, war Arjen 100 Prozent fit.“

Er räumt aber gleichzeitig ein, dass er nicht wisse, ob „er verrückt sei, oder Müller-Wohlfahrt“.

[05.08.2010] FC Bayern-Vorstandchef Rummenigge macht sich Luft.

„Wenn ich ein Auto miete, muss ich das ja auch in ordentlichem Zustand zurückgeben. Man hat uns, wenn ich das mal so sagen darf, Arjen Robben enteignet und dann demoliert wieder in die Garage gestellt.“

[06.08.2010] Bayern-Trainer van Gaal greift die Verantwortlichen der niederländischen Nationalmannschaft an.

„Es ist die Aufgabe des Trainers, aber vor allem des Arztes, den Spieler zu schützen. Das wurde nicht gemacht.“

Erste Details über die Art der Behandlungen Robbens beim niederländischen „Wunderheiler“ werden bekannt.

[11.08.2010] Dem FC Bayern liegen nun die Aufnahmen der Kernspintomographie von Arjen Robben vor, die direkt nach seiner Verletzung im Vorbereitungsspiel der holländischen Nationalmannschaft gemacht wurden. Diese (sollen) belegen, dass die nach der WM vom FC Bayern festgestellte Verletzung schon damals existierte.

[…] die Münchner sind sich sicher: Der Muskelriss, das fünf Zentimeter große Loch im Oberschenkel, das Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt vergangene Woche feststellte, ist keine neue Verletzung.

„Jetzt haben wir den Beweis, dass der Muskelriss vor der Weltmeisterschaft passiert ist“, sagte Rummenigge: „Der Status ist derselbe.“

Am gleichen Tag wird bekannt, wieviel Geld der Ausfall Robben den FC Bayern kostet.

Wegen einer Klausel im Vertrag von Arjen Robben muss der FC Bayern dessen Gehalt drei Monate lang voll zahlen – trotz dessen Verletzung […] Nach Berechnungen von Sport Bild macht das bei einem geschätzten Jahresverdienst des 26-Jährigen von vier Millionen Euro fast 11.000 Euro pro Tag.

Der FC Bayern „hofft weiter, das Thema ohne Gerichtstermin gütlich mit dem Verbandschef klären zu können“.

Als Lösung für derlei Probleme mit Nationalspielern wird eine Versicherung ins Spiel gebracht, die 2002 nach der Deisler-Verletzung abgeschlossen wurde.

Abhilfe könnte […] eine Versicherung schaffen, wie sie der […] DFB nach dem Kreuzbandriss von […] Sebastian Deisler im Test-Länderspiel gegen Österreich vor der WM 2002 […] abschloss. In den Augen von Magath wäre die Lösung des Problems […] keine Hexerei: „Wenn man will, kann man die Problematik lösen. Nur scheint keiner daran ein Interesse zu haben.“

[14.08.2010] Arjen Robben spricht davon, „noch in der Hinrunde zurückzukehren“.

Das wäre ja wohl eher Anfang Dezember. Bislang war immer nur die Rede von 2-3 Monaten. Also Oktober oder November. Übel.

Der FC Bayern redet von „finanzielle Entschädigung“ seitens des „niederländischen Fußball-Verband KNVB“.

[16.08.2010] Hoeneß fordert Kompensation für Robbens Ausfall und nennt Einsatz Robbens bei der WM weiter fahrlässig.

Wir haben in (Hans-Wilhelm) Müller-Wohlfahrt den besten Sportarzt der Welt mit einer Aufklärungsquote von 100 Prozent. Wenn der Herr van Toorn die Verletzung nicht erkennen kann, dann sollte er sich eine Brille kaufen. Es war grob fahrlässig von den Holländern, Arjen Robben bei der WM auch nur eine Sekunde spielen zu lassen […] Er hat bei dem Turnier verletzt gespielt, und wir sind jetzt die Leidtragenden. Das kann doch nicht wahr sein. Wir verlangen eine Kompensation. Die genaue Summe kann ich Ihnen nicht nennen. Aber die muss so aussehen, dass wir keine Einbußen haben. Sie sollen uns vom ersten bis zum letzten Tag seines Ausfalles die Kosten ersetzen.

Fortsetzung folgt.

Alles feine Menschen, trinkfest und grundehrlich. In Sachen Lautern hört bei mir aber der Spaß auf.

So der von mir sehr geschätzte Herr Zechbauer in einem Beitrag zum nächsten Bundesligaspiel unseres FC Bayern, wie ich es besser und treffender nicht hätte sagen können.

Nirgends – nicht in deutschen Stadien und nicht mal im Ausland – ist mir so viel Hass entgegen geschlagen wie in dieser Stadt mit gerade mal knapp 100.000 Einwohnern. Dementsprechend sind Siege gegen den dort ansässigen Klub ein ganz besonderer Genuss für mich.

Mein roter Faden in diesem Zusammenhang. Und auch mein All-time-Lieblingsspiel erwähnt er.

Hach. Irgendwie freu‘ ich mich auf Freitag.

Der arme deutsche Fußball!

Geschockt von der Pokalauslosung brach bei den grün-weißen Gutmenschen die Panik aus.

Es ist schade für den deutschen Fußball, dass das Endspiel der letzten Saison jetzt schon in der zweiten Runde stattfindet.

Ja, stimmt. Schade. Aber der deutsche Fußball kann dafür leider nix. Allenfalls trägt der deutsche Fußballbund dafür Verantwortung, dass die Amteure in der ersten Pokalrunde gegen sämtliche Bundesliga-Mannschaften spielen „müssen“ und somit in der zweiten Runde erstens kaum noch Amteure im Lostopf sind (denn Sensationen sind heutzutage mehr als rar) und deshalb zweitens solche Paarungen wie das Vorjahresfinale eben durchaus so früh in der Saison möglich sind.

Klassisches Pech, Herr Allofs. Und wenn es ganz dumm läuft, läuft die Saison von Werder im Oktober schon in die ganz falsche Richtung. Wer sagt denn, dass Werder das Rückspiel der Championsleague-Qualifikation nicht 0:2 verliert?

Eine Niederlage in einem Pokalspiel beim FC Bayern ist ferner bekanntlich immer eher wahrscheinlicher als ein Sieg.

Vielleicht ist das ja auch der Hintergedanke von Herrn Allofs gewesen (neben dem gestrigen Auftaktspiel in der Bundesliga), als er zur Auslosung Stellung nahm.

P.S. Kann es sein, dass Frau Jones zuletzt nur solche „Hammerlose“ für den FC Bayern ausgelost hat?

Vieles ändert sich, manches aber nicht: Die selektive Wahrnehmung

Die Bayern haben am Freitag das Auftaktspiel der neuen Bundesliga-Saison gewonnen. Knapp. Mit 2:1.

Am Ende sprachen die üblichen Verdächtigen einmal mehr vom „berühmten Bayern-Dusel“.

Jeder Bayern-Fan kann diese Phrase nicht mehr hören, für jeden Nicht-Bayern-Fan stellt diese aber die Grundlage für das eigene Weltbild dar.

Zwei Fronten.

Ebenso unveränderlich stehen sich die selektiven Wahrnehmungen im Fußball gegenüber.

„In der ersten Halbzeit standen wir einfach zu tief, waren zu passiv. Nach dem Wechsel lief das besser und wir hätten den Sieg verdient gehabt.“

Einerseits. Andererseits:

„In der ersten Halbzeit haben wir den Gegner klar dominiert. Nach dem Seitenwechel war plötzlich die Ordnung weg und der Gegner kam zu Chancen und zum Ausgleich. Sowas darf uns nicht passieren.“

Leicht zu erraten, aus welcher Ecke jeweils der Kommentar kam.

Ebenso ist bestimmt verständlich, zu welcher Einschätzung ich selbst neige.

Es ist doch so im Fußball: Kein Spieler spielt im luftleeren Raum.

Wenn die Bayern ein schnelles, sicheres und offensives Kurzpass-Spektakel aufziehen, kann der Gegner tief oder passiv stehen wie er will, er hat zumeist keine Chance.

Das Problem: Den perfekten Fußball gibt es nicht. Nur annähernd.

Überraschend war doch wohl eher, dass die Bayern mit dem Anpfiff und über große Teile der ersten Halbzeit gegen den Ex-Meister schon wieder in diese Richtung marschierten. Erst im weiteren Spielverlauf und immer wieder im zweiten Spielabschnitt merkte man dem Einen oder Anderen die Probleme an, die die gesamte Liga beim FC Bayern erhoffte: Schwäche.

Darauf verlassen sollte man sich allerdings nicht. Erst Recht nicht beim FC Bayern. Zwecks Absicherung muss man zwingend die eigenen Torchancen nutzen, denn ein FC Bayern spielt bis zum Abpfiff durch. Per se. Und ein Ribéry kann so eine Flanke raushauen und ein Schweinsteiger lernt inzwischen gar während eines Spiels dazu und läuft dann eben in der 91. Minute (zuviel Nachspielzeit? Nö. Nicht nach der Spielverzögerung, die zumeist die Wolfsburger an den Tag legten (auch durch taktische Fouls)) halt auch durch und steht am zweiten Pfosten frei.

Dumm gelaufen.

Aber klar, am Freitag wäre für den Gegner der Bayern „was drin gewesen“.

Und Wolfsburg hat noch nicht das System des neuen Trainers verinnerlicht? Kann vorkommen, siehe letzte Bayern-Saison.

Noch einmal zu dumm, dass dieses Handicap die Bayern in dieser Saison definitiv nicht belasten wird. Und wehe wenn das letztjährige Top-Team (inklusive Robben und Olic) wieder gesund und munter ist, ergänzt durch Kroos, Badstuber (auf seiner Original-Position) und einen Contento, der sich fängt und mit seiner Aufgabe wächst (vielleicht der Thomas Müller in dieser Saison?)!

Zukunftsmusik? Sicher. Aber wer in dieser Saison gegen die Bayern eine Chance haben will, muss von Anfang an „oben dran sein“, sonst klappt das nicht. Oder vielleicht im letzten Jahr so schlecht gewesen sein, dass er sich heuer den Europapokal spart…

Wie auch immer. Ein 2:1 ist besser als alles andere. Und nächste Woche spielen wir gegen den Tabellenzweiten – Vamos companeros!

VW-McClaren gegen den Audi mit Wohnwagen

Oder so (ich konnte nicht widerstehen).

Die Bundesliga hat uns wieder.

Man hat ja soviel gehört. In diesen Tagen. Vor allem, dass diese Sommerpause so kurz gewesen sein soll. Kam mir ganz anders vor.

Egal.

Jetzt geht es endlich wieder rund. Und zum Auftakt der neuen Saison (ich überlege, erst zum Anpfiff einzuschalten um diese Pseudo-Eröffnungszeremonie zu verpassen) spielen also die Meister der letzten zwei Jahre gegeneinander.

Ob dies ein guter oder schlechter Gegner für unsere Bayern ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Wäre der Gegner zu schwach, wird er von unseren Spielern gerne einmal unterschätzt, ist er zu stark, würde man wohl diese merkwürdige Vorbereitung sofort bemerken.

Wolfsburg liegt da aktuell – meiner Meinung nach – in der Mitte.

Zwar hat man sich beim VW-Werksteam massiv verstärkt (nicht mit bayerischen Maßstäben, aber offenbar die größten Ausgaben in der Liga), aber andererseits auch einen ganz neuen Trainer.

Einen Trainer, den man hierzulande nur mit dem Engagement bei der englischen Nationalmannschaft in Verbindung bringt. Allerdings war da viel mehr.

P.S. Für dieses 1999er Grinsen müssen wir heute eigentlich haushoch gewinnen…

Was soll man also von diesem Spiel halten?

Dem FC Bayern fehlen wichtige Leute. Robben und Olic. Um nur einmal zwei zu nennen. Die wichtigsten allerdings.

Alle anderen (wichtigen) Spielen sind wohl dabei. Zumindest anwesend, ob sie schon in Bestform sein werden, wage ich einmal zu bezweifeln.

Die Wolfsburger hingegen befinden sich in der Lage der Bayern von vor einem Jahr: Neuer Trainer, neues System, neue Spieler.

Kurzum: Man weiß es nicht.

Ich vertraue allerdings unserem Trainer, dass er das hinbekommen hat. Mit diesem Vorbereitungs- und Verletzungsproblem.

Einstweilen und um mich in Stimmung zu bringen, lese ich mir noch einmal die Berichte rund um das letzte Heimspiel gegen Wolfsburg durch und schaue mir das hier an.

Euch auch viel Spaß dabei!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Wenn Fußball plötzlich zur Nebensache wird.

Es muss so um die 10. oder vielleicht 15.Minute herum gewesen sein.

Die anfängliche Windecker Geräuschkulisse war plötzlich stumm. Die spöttischen Kommentare, die uns von hinten vom Anpfiff an begleiteten waren weg. [1]

Mir fiel das allerdings erst auf, als ich mitbekam, dass sein Sitznachbar verstört aufstand und in den Gang trat. Ein Blick über die andere Schulter und ich sah direkt hinter mir einen Mann, Mitte bis Ende 50, der völlig verkrampft in seinem Sitz saß. Der Blick starr nach vorne gerichtet, ansonsten keine Regung.

Eine endlose Sekunde, bis mir der Gedanke durch den Kopf schoss: Der Mann hat einen Herzinfarkt!

Was folgte, waren Minuten, die einem endlos vorkamen, in denen Helfer, Sanitäter, Sicherheitskräfte und Polizei zur Hilfe eilten. Einer hektischer als der andere.

Der Mann war mit seinem Sohn da, Mitte 20. „Papa!“

Lief da auf dem Rasen gerade ein Fußball-Spiel?

Bis endlich Ärzte vor Ort waren, die den Mann auf dem Gang zogen und ihn zur Reanimation flach auf den Boden legen konnten, vergingen scheinbar nur 5-10 Minuten, mir kam es – und ich war kein Angehöriger – wie ’ne halbe Stunde vor. „Papa!“

Erste Helfer kamen mit weißen Tüchern an, verdeckten die ärztlichen Maßnahmen vor den Augen der Aussenstehenden.

Noch mehr Security. Fünf oder sechs Reihen im Block oberhalb dieser Ereignisse wurden geräumt, man bot den Fans alternative Sitze an. Sperrung des Aufgangs zu unserem Block, ein Abgang zur Pause nur über die Seitenaufgänge der angrenzenden Blocks möglich. „Papa, geh nicht weg!“

Noch ein Notarzt, Stadion-Verantwortliche, noch mehr Reanimation.

Rings um uns herum ferner jede Menge Familien mit Kindern, zum Teil zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Stadion. Der Horror für alle Eltern. „Papa!“

Ich bin kein Arzt und erst recht kein Gaffer. Aber die fast 60 Minuten, die dieser Mann behandelt und auf dem Beton liegend reanimiert und stabilisiert wurde, sind bestimmt kein gutes Zeichen.

Persönlich wünsche ich ihm, seinem Sohn, dessen Bruder samt Freundin (waren im anderen Block und wurden vom völlig aufgelösten Sohn per Handy angerufen) und der gesamten Familie, dass er es überlebt und dieses Fußball-Spiel nicht das Letzte war, was er vom Leben gesehen hat!

Achso, die Bayern haben dieses schwache Erstrunden-David-gegen-Goliath-Pokalspiel übrigens 4:0 gewonnen. Na dann.

[1] Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich vermute, dass der Mann Fan der Germania (auch wenn sein Sohn ein Bayern-Trikot trug) und eventuell die Aufregung und Freude über dieses Spiel Auslöser für all dies war (kurz zuvor hatte Windeck gar erste Torchancen) – aber wie erwähnt: Ich bin kein Arzt.

Update: Inzwischen ist das ja geklärt. Der Mann war Bayern-Fan. Gleichwohl hatte es mit der ersten Torchance der Windecker zu tun.