Fans des gleichen Vereins – auf unterschiedlichen Planeten

Seit Tagen schleppe ich dieses Thema mit mir herum. Und zunächst wollte ich darüber gar kein Wort verlieren. Aber in diesen Stunden tröpfelte es dann doch aus mir heraus.

Aber ich bin ja auch kein Ultra. Der vom königsblauen Pendant immer verhauen wird…

Was soll das?

Es kam mir in den Sinn, nachdem ich am Wochenende die beiden (erneuten) Statements aus unserem Fanlager gelesen hatte.

Einerseits einen Kommentar des Club Nr.12 Vorstands, andererseits einen Bericht der Schickeria.

Man fühlte sich ob der inzwischen medialen Übermacht zu derlei genötigt. Also noch einmal Stellung zu beziehen und die eigenen Beweggründe herauszuarbeiten.

Für mich unterscheiden sich diese beiden Beiträge zur aktuellen Problematik rund um den FC Bayern. Und zwar massiv.

C12 differenziert.

Der Großteil der Fans […] die beim letzten Heimspiel ihren Unmut auf verschiedensten Wegen und Niveaustufen zum Ausdruck brachten, wollten gegen eine Entscheidung des Präsidenten oder des Vorstands demonstrieren, und nicht gegen den Präsidenten selbst.

und weiter…

Um die Unterstützung für Uli Hoeneß zu belegen, hätte eine einzige Zahl gereicht: 99,3. Neunundneunzigkommadrei Prozent der Mitglieder haben Uli Hoeneß vor eineinhalb Jahren zum Präsidenten gewählt. Natürlich weiß man nicht, wie die nächste Wahl ausgeht. Es ist nicht auszuschließen, dass es mal ein paar Prozent weniger werden. Aus den Protesten von vor zwei Wochen aber abzuleiten, ein Teil der Fans würde am Stuhl des Präsidenten sägen, versuchen an mehr Macht zu gelangen oder eine Revolution nach nordafrikanischem Vorbild stünde kurz bevor, erscheint doch sehr weltfremd. Zumindest die Fanbetreuung des FC Bayern, die ja sehr nah am Puls der Südkurve sein sollte, hätte der Vereinsführung berichten müssen, dass der Ursprung der Proteste ganz andere Gründe hatte: Die Enttäuschung darüber, dass der Lokalrivale ein weiteres mal auch durch die – zumindest passive – Unterstützung des FC Bayern vor der Insolvenz gerettet wurde, obwohl Präsident und Vorstand vor einem halben Jahr aus Sicht der Fans anderes angekündigt hatten.

Für mich hört sich das ganz anders an, als alles andere, was ich aus der „Fanecke“ bislang vernommen habe. Damit kann sogar ich ganz gut umgehen, denn schließlich bin auch ich nicht ganz Vorstandskritikfrei.

Diesen Kommentar las ich zuerst und war schon wieder viel versöhnlicher gestimmt. Gegenüber diesem Teil unserer Fans.

Dann aber die Zeilen der Schickeria.

Alles ganz nett und höchst ausführlich. Auch in einer Wortwahl, die man konstruktiv nennen konnte. Zunächst. Im oberen Teil. Aber der Reihe nach.

Manchmal habe ich den Verdacht, dass hier ganz bewusst und explizit versucht wird, unter allen Umständen den Eindruck zu vermeiden, man könnte sprachlich nicht mit den sogenannten „richtigen“, „klassischen“ Medien mithalten. Viele Sätze wirken da extrem angestrengt, übertrieben ausformuliert. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.

Des Weiteren versucht man den Eindruck zu erwecken, dass man auf Differenzierung wert legt. Also der eigenen Position, nicht die der anderen.

Woran ich das festmache?

An solchen Sätzen (Hervorhebung von mir):

Keine Frage, all diese Leute sind der Club und sie sind – in bestimmten Dingen – wichtig. Aber andere sind es eben – in bestimmten Dingen – auch. Eine Fankurve und ihren harten Kern oder auch einen langjährigen Fan auf der Tribüne kann man nicht mit einem bloßen Zuschauer im Stadion oder vor dem TV gleichsetzen – ihnen gebührt im Konstrukt des Vereins die gleiche Anerkennung, Wertschätzung und moralische Funktionalität wie beispielsweise einem Ehren- oder Ältestenrat.

Es wird auch über das Thema „Einfluss“ geredet. In diverse Richtungen.

Nun ja, um „Einflussnahme“ in Maßen auf die Vereinspolitik geht es zweifelsohne, um großartige „Machtinteressen“ eher weniger.

Einerseits. Andererseits:

Darum, in manchen Fällen dort ein „moralisches Veto“ einzulegen, wo die Manager des „modernen Fußballs“ über dem Tagesgeschäft das Gespür dafür verloren haben, wann es genug ist.

Nicht nur das. Sondern (wenn auch ein wenig schwammig):

Und vielleicht wollen sie auch in seltenen Ausnahmefällen einmal, dass bestimmte Personen NICHT Teil „ihres Vereins“, nicht Teil des großen Ganzen werden. Und zwar wegen Dingen, die diese Person betreffen und nicht deren Kompetenz oder Leistungsfähigkeit.

Kurz danach geht man in die Details.

Was ist das Problem der Südkurve mit dem Top-Torhüter Manuel Neuer?

Wohlgemerkt: „der Südkurve“ und nicht „der Schickeria“…

Nur ist die „Causa Neuer“ eben kein Durchschnitts- sondern ein äußerst seltener Spezialfall. Manuel Neuer war nicht nur irgendwie Schalke-Fan, der auch mal Spiele in der Kurve verfolgt hat, oder in irgendeinem Fanclub – Manuel Neuer IST Mitglied in der Buerschenschaft, welche zu den Ultras der Schalker Nordkurve gehört, also jenem harten Kern der Kurve, der durchaus auch mal militant und rabiat werden kann, wenn es um den FC Schalke oder die Freunde aus Nürnberg geht. Und das nicht, weil ihm am Trainingsgelände irgendeiner ein T-Shirt überreicht hat, sondern aus Überzeugung: Weil er mit den Jungs aufgewachsen ist, ein genauso fanatischer Schalker ist und sich auch in vollem Umfang dazu bekennt. An sich nichts Verwerfliches – nur passt er somit eben nicht nach München. Wie sollen die Fans in der Südkurve aus vollen Stücken jemanden anfeuern, von dem sie ALLE wissen, dass dessen beste Freunde in Auseinandersetzungen mit Leuten aus derselben Südkurve verwickelt und dieser in ausdrücklicher und tiefer Abneigung verbunden sind. Angesichts der Tatsache, dass Neuer eben nicht nur Fanleidenschaft honoriert, sondern selbst Teil der radikalen Fanbewegung ist – und das ganz bewusst.

Womit wir beim Thema Gewalt sind. Die Schickeria bewegt sich hier auf ganz dünnem Eis. Und deshalb ist dieses Argument für mich eher schwach. Mehr als schwach.

Noch andere Argumente?

Der junge Mann hat seine Provokation mit der Eckfahne damals nicht ohne Grund gemacht – es war ein Gruß an die Nordkurve, eine Geste für seine „Kumpels“. […] Manuel Neuer ist eine Provokation.

Naja. Wenn ich hier mal aufzählen würde, was für mich alles eine Provokation darstellt. Lassen wir das. Beim Thema 1860 geht es dann ebenfalls noch um Gewalterfahrungen.

Viele aus der Fanbasis verbinden mit dem Lokalrivalen eben auch ganz persönliche, oft generationenübergreifende Erfahrungen und Erinnerungen abseits grauer Theorie. Daran, dass ihnen vielleicht schon als kleinen Schuljungen in Giesing ganz reale blaue Steine hinterher geworfen wurden, dass sie und ihr Verein unzählige Male von Leuten, die nichts aber auch gar nichts vorzuweisen haben, aufs niederste vollgepöbelt wurden, dass die Blauen ihren Wiederaufstieg in die Bundesliga bei ihrem ersten Heimderby im Olympiapark mit brennenden Bayern-Kutten zelebrierten, vor allem aber, dass die Anhänger des Lokalrivalen keine eigene Identität besitzen sondern sich nur und ausschließlich über eine durch und durch prollige Anti-Identität gegenüber dem Aushängeschild dieser Stadt definieren und sich daher, obwohl sich eigentlich keiner für sie interessieren würde, ständig irgendwie an den FC Bayern ranhängen müssen um sich zu produzieren – und somit im ganz realen Alltag eben kurz gesagt hauptsächlich eines sind: Lästig, nervig und ÜBERFLÜSSIG!

So. Wer sich wundert, dass dieser Beitrag bisher fast nur aus Zitaten besteht, dem sei ans Herz gelegt, dass oft diese Zitate ja schon für sich wirken. Ich habe zu all diesen Dingen natürlich auch eine eigene Meinung und wer sich seinerseits eine Meinung über diese Statements bilden will, ganz ohne meine Selektion, dem seien die Direktlinks empfohlen.

Meine Meinung sieht folgendermaßen aus.

1. Wir leben in einem freien Land. Hier darf jeder seine Meinung sagen. Auch und gerade Fußballfans.

2. Die Form sollte dabei aber gewahrt bleiben. Ansonsten diskreditiert sich die Kritik schon im Ansatz selbst.

3. Wer Gewalt selbst als Mittel zum Zweck ansieht und sich nicht eindeutig genug von ihr distanziert, verliert die eigene Berechtigung bei diesem Thema mit zu diskutieren.

4. Alle Fans sind gleich. Aber manche Fans sind gleicher als gleich? Nicht auf meinem Planeten.

5. Hat Manuel Neuer persönlich Bayern-Fans geschlagen? Allein, weil er in seiner Jugend in der Kurve stand und Mitglied der Ultras war? Bezichtige ich jedes Schickeria-Mitglied persönlich an den oben erwähnten Attacken beteiligt gewesen zu sein? Verwehre ich all unseren Ultras ebenso wie Neuer das Recht, zu reflektieren und Einstellungen, Überzeugungen zu ändern?

6. Und selbst wenn Neuer immer noch ein Ultra ist – wie ginge dies mit einem Wechsel zum FC Bayern zusammen? Achso. Söldner ist er also auch noch. So wie Herr Gomez? Oder Herr Robben? Oder die Herren Lahm und Schweinsteiger, die ja nur aufgrund der schönen Landschaft und der guten Luft in München geblieben sind.

7. Ist Ultra zu sein, der einzig mögliche Lebensentwurf, wenn man sich für Fußball interessiert? Wie würde es wohl in diesem Land aussehen, wenn nur alle 10 Millionen Bayern-Fans sich ausschließlich mit Fußball, Groundhopping und Ultra-Choreos beschäftigen würden?

8. Hier finden Sie Platz für Ihre Notizen.

Um das noch einmal klar zum Ausdruck zu bringen: Ich respektiere die Ansichten von ultra-engagierten Fans. Ich war früher selber einer. Wenn man grob obige Maßstäbe anlegt.

Was mich allerdings mehr als stört sind die Alleinvertretungsansprüche, die ich immer und immer wieder aus dieser Ecke zu hören bekomme.

Hier geht es nicht um nicht wollen, sondern einfach oft auch um nicht können (Allesfahrer, Dauerkarte, etc.). Außerhalb der Ultra-Welt hat man für derlei Einschränkungen Verständnis.

Abschließend hoffe ich trotzdem, dass wir alle innerhalb der Bayern-Familie, ob Allesfahrer oder Logenbesitzer und Sky-Abonnent, irgendwann zusammen finden.

Zum Wohle des FC Bayern!

Denn der ist größer – ich muss es noch einmal erwähnen – als alles andere. Selbst wenn einige wenige dies immer noch anders sehen. Schade.

Von Löwen, Schweinen und Fußballfans

Am Samstag, im Rahmen des Gastspiels der Fohlen in München, kam es zu Aktionen in der bayerischen Fankurve, über die mal wieder die halbe deutsche Fußballwelt diskutiert.

Auch ich habe dazu natürlich eine Meinung. Wie auch zu den Neuer-Protesten im Rahmen des Schalker Pokalspiels oder die Haupttribünen-Proteste von Teilen des harten Bayern-Fans-Kern nach verstärkten Einlasskontrollen.

Um das mal ganz klar zu sagen:

Ich bin für Meinungsfreiheit. Sogar, wenn die geäußerte Meinung nicht die meine ist.

Ich kann – bis zu einem gewissen Punkt – die Beweggründe der protestierenden Bayern-Fans nachvollziehen. Wenn ich mich in ihre Welt hineinversetze.

Ich kann verstehen, dass man gegen eine Verpflichtung Manuel Neuers, gegen eine Rettung der Löwen ist. Prinzipiell bin ich als Bayern-Fan das ja sogar selbst (gegen die Rettung der Löwen).

Der Punkt ist – und da hörte es bei mir am Samstag eben auf – dass man bei all diesen Protesten (und davon gab es in der letzten Zeit eben eine ganze Menge) nicht vergessen sollte, worum es eigentlich geht.

Zum Beispiel als Fan seine Mannschaft zu unterstützen. Jederzeit. Bedingungslos. Und vor allem, wenn die das mal braucht. Ansonsten wäre man ja nur ein „Erfolgsfan“. Nichts liegt doch den Ultras ferner, oder?

Bei Ultràs handelt es sich um fanatische Anhänger, deren Ziel es ist, ihren Verein „immer und überall bestmöglich zu unterstützen.“

Hmm. Am Samstag sah das ein wenig anders aus. Hauptsächlich war man – einmal mehr – mit anderen Dingen beschäftigt. Mit den Ein- und Ausrollen und Tragen von Transparenten.

Wer den Blauen Millionen zuschiebt, hat unser Vertrauen nicht verdient. Hoeneß, du Lügner.

Darüber kann man streiten. Wenn man in dieser Schwarz-Weiß-Welt lebt. Und man allein auf öffentliche Aussagen zurückgreift. Ob Hoeneß in diesem Punkt allerdings gelogen hat (allein die Wortwahl halte ich für kritisch), vermag ich nicht zu beurteilen.

Fest steht beim Thema 1860 übrigens eins: Wenn der FC Bayern auf eine Insolvenz der Löwen abzielt, verliert er definitiv eine Menge Geld (andersherum hat er zumindest eine Chance es wiederzusehen). Zweitens gäbe es ohne die Partnerschaft mit dem TSV unsere Allianz-Arena gar nicht. Gäbe es ohne die Arena den aktuellen FC Bayern? Die aktuellen Spieler, diese Gehälter? Wäre das eher im Sinne der Kritiker?

Blaue Schweine schlachtet man und rettet sie nicht. Und du willst Metzger sein, Uli?

Das ist für mich eines der übelsten Plakate in der Südkurven-Geschichte. Und es entspricht eindeutig nicht der Wortwahl und Gesinnung, die ich einem FC Bayern zuschreiben würde. Ist es vielleicht gar ein versteckter Aufruf oder zumindest eine Tolerierung einer Gewaltanwendung?

Klar ist man im Stadion, in der Kurve gerne mal emotional. Und entstehen Fangesänge aus eben diesen Emotionen. Wer wüsste das besser als ich und aus meinem Mund war damals auch nicht immer alles spruchreif. Aber erstens ist so was ja ohnehin nicht das Ding der Ultras (spontane Aktionen aus der Emotion/Spielsituation heraus) und zweitens war derlei bei mir nach dem Verlassen des Stadions zumeist vorbei. Die Trennung von Mensch und Fußball-Fan. Eine Unterscheidung, auf die ich zuletzt in einem anderen Zusammenhang noch einmal hingewiesen wurde.

Insgesamt wurde aus den Reihen dieser Fans jede Menge Energie auf die Erstellung und Präsentation der Plakate verwendet. Ich war nicht live dabei, aber Augen- und Ohrenzeugen bestätigten mir, dass in diesem Spiel darauf das Hauptaugenmerk gerichtet war. Ein Widerspruch, den ich in dieser Form in fast 35 Jahren Bayern-Fanseins noch nie erlebt habe.

TSV und Uli H.: Restlaufzeit verkürzen

Hier wollte man sowohl aktuell als auch witzig sein? Hat nicht geklappt. Was die asiatischen Bayern-Fanclubs wohl über derlei Äußerungen denken?

Insgesamt deckte man die gesamte Bandbreite der Themen ab.

Neuer im Tor ist für uns wie Trainer Daum und Manager Lemke für Dich.

Leute, wo ist hier der Zusammenhang?

Was hat uns Manuel Neuer getan? Er hat mit einer Eckfahne gewedelt. Er ist/war Schalker Ultra. Hui. Und? Wen stört das außerhalb der Ultra-Welt, die sich ohnehin zumeist mit sich selbst und anderen Ultra-Gruppierungen beschäftigt?

Hat Manuel Neuer irgendein Mitglied der Bayern-Familie in der Öffentlichkeit durch seine (Lebens-)Lügen derart in Bedrängnis gebracht und der gesamtdeutschen Öffentlichkeit zum Abschuss freigegeben, dass die eigene Familie unter Polizeischutz gestellt wurde und sie somit „die schlimmste Zeit des Lebens“ erleben musste?

Und hat Manuel Neuer etwa über Jahre hinweg mit, teilweise politisch motivierten „Klassenkampf“-Parolen die Stimmung mehr als unangenehm gegen die Bayern aufgeheizt?

Mir ist derlei nicht bekannt. Aber vielleicht bekomme ich ja auch nicht alles mit. Denn schließlich bin ich ja kein richtiger Fan.

Deshalb kann ich wahrscheinlich einzelne Kommentare auch hier auf meinem Blog nicht nachvollziehen. Die die Aktionen und Proteste der letzten Wochen für mehr als legitim, sinnvoll und notwendig halten.

Vor dem Spiel hatte ich trotzdem noch eine gewisse Sympathie für die Form des Protestes gegen die Löwenrettung und die mehr oder weniger offensichtliche Beteiligung des FC Bayern. Das ist nun anders.

Noch einmal: Es gibt durchaus inhaltliche Überschneidungen in den Protesten und meiner Überzeugung, meiner Meinung zu diesen Themen. Teilweise. Aber die Form ist nun endgültig völlig inakzeptabel geworden und das ist endgültig auch nicht mehr meine Protest- und Streitkultur, meine Südkurve oder mein Niveau. Sorry. Aus genau diesem Grund halte ich mich nun mit weiteren Bewertungen und persönlichen Einschätzungen der Protestler zurück.

Hier wurde eine Grenze überschritten. Bei allem Verständnis, dass man irgendwie – auch wenn es schwer fällt – für diese Denke entwickeln könnte.

Es reicht.

DIE Bayern-Fans – von denen ja immer wieder verallgemeinernd die Rede ist – sollten sich in dieser Saison-zum-Vergessen endlich auf das Wesentliche konzentrieren: Die Unterstützung der Mannschaft. Die braucht das nämlich gerade. Wie man mehr als deutlich am Samstag sehen konnte.

Alles andere ist aktuell uninteressant! Und wer seinen Verein in dieser Situation nicht unterstützen will, der soll momentan nicht ins Stadion gehen, sondern seinen Platz räumen und zwar für die, die noch den FC Bayern und nichts als den FC Bayern im Sinn haben. Bei aller berechtigten Kritik. Denn über die können wir von mir aus nach diesen letzten sechs Spielen diskutieren. Ausführlichst.

Eins ist allerdings immer noch glasklar:

Der FC Bayern ist größer als Uli Hoeneß, als seine Spieler, als seine Fans, als ich und eben auch als alle Ultras und sonstige Gruppierungen.

Oder fühlt sich jemand nicht an dieses Grundgesetz gebunden?

DANN SCHLEICHTS EUCH!

Die Rettung der Anderen, die wo keiner will. Außer uns.

Unseren fußballerischen Nachbarn steht einmal mehr das Wasser bis zum Hals. Von Insolvenz, von Zahlungsunfähigkeit ist die Rede. Dabei hat der FC Bayern in den letzten Jahren den TSV 1860 München nicht nur einmal aus vergleichbaren Situationen gerettet.

Ich persönlich bin mittlerweile an dem Punkt, an dem ich denke: Schluss.

Der FC Bayern sah dies vor kurzem ebenfalls noch so.

Von uns ist keine Hilfe mehr zu erwarten. Das geht nicht, wir können dem Verein ja nicht acht Millionen Euro schenken. Wir haben das Ganze ja auch nicht verursacht.

Das beruhigte mich, obwohl ich es nicht glauben konnte.

Meine Unruhe diesbezüglich wurde bestätigt. Heute las und schrieb ich dies hier.

[…] sollen ein ausländischer Investor, eine Geschäftsbank aus Deutschland, die Landesbank, die Stadtsparkasse und der FC Bayern München ein Rettungspaket für die Löwen geschnürt haben.

Argh!

Und warum?

Ausgerechnet der FC Bayern soll die Rettung vorangetrieben haben. […] Freilich nicht ohne Eigennutz. Sollte der TSV 1860 München tatsächlich zahlungsunfähig sein, entgingen dem FC Bayern bis 2025 in etwa 50 Millionen Mietzahlungen der Löwen für die Allianz Arena.

Wie naiv ist unsere Führung?

Ok. Diesbezüglich hat sie wahrscheinlich sogar die Prise Realitätssinn, die ihr beim Thema Strategie, Trainer und Co. abgeht, aber mal im Ernst:

Wer glaubt denn bitteschön, dass wir in absehbarer Zeit nicht wieder vor den gleichen Problemen mit unserem Untermieter stehen?

Eben.

Und das Beste: Die Löwen(-Fans) wollen gar nicht gerettet werden.

Unchlaublich!

Zu diesem Rowdy-Verein gehe ich nicht. Ich gehe zum FC Bayern.

Was wäre wohl aus Beckenbauer, dem FC Bayern oder gar dem deutschen Fußball geworden, wenn der 12-jährige, spätere Kaiser im Sommer 1958 bei einem Schülerturnier seines SC München 1906 im Endspiel gegen 1860 München nicht von seinem dortigen Gegenspieler geohrfeigt worden wäre?

Man weiß es nicht. Aber für uns Bayern-Fans lief seit dem alles wie am Schnürchen.

Heute Abend steigt das Abschiedsspiel von Franz Beckenbauer. Mit 31 Jahren Verspätung.

Danke Franz.

Und danke lieber unbekannter Jugendspieler des TSV 1860 München.

P.S. Parallel endet übrigens diese Sommerpause. Endlich.

Bald rote Sitze in der Allianz-Arena?

Es sieht ganz danach aus, dass der FC Bayern nun doch bald alleiniger Mieter in der Allianz-Arena ist.

Über dieses Thema wird ja nun schon seit Jahren diskutiert. Vor allem auf Seiten der Löwen. Die Bayern schauen sich dieses Theater eher belustigt an.

Ebenso wie den Prozess, dessen Ausgang für uns nun nicht überraschend war.

Von mir kommt da eher wenig. Nur soviel:

  1. Recht muss Recht bleiben und Vertrag ist Vertrag.
  2. Mit Rücktritt an Löwen-Spitze kehrt mehr Klarheit in die dortigen Köpfe zurück.
  3. Unsicher war ich immer nur, ob ein FC Bayern sich das allein leisten kann. Kann er, von daher: gut.
  4. Uli, bestell‘ schon mal die roten Sitze!

Weisheiten #133

„Der absolute Traum wird sich für mich an dem Tag erfüllen, an dem wir es uns leisten können zu sagen: Wir sind endlich alleine in der Arena und jetzt bauen wir sofort rote Sitze ein. […] Wir haben mit 1860 einen Vertrag bis zum Jahr 2020. Nur nach den Entwicklungen speziell in den vergangenen Monaten ist mir heute klar, was ich früher aufgrund der wirtschaftlichen Vernunft nicht so gesehen habe: Wenn uns der TSV 1860, aus welchen Gründen auch immer, bitten sollte, aus dem jetzigen Vertrag auszusteigen, dann werde ich die Kapelle, die die Sechziger aus dem Stadion begleitet, persönlich mit dem Defiliermarsch anführen.“

Uli Hoeneß, oberster Bayer

Breitnigge – Podcast 09/10 #7

Lange Zeit ist’s her. Und doch werden weiterhin Breitnigge-Podcasts produziert.

Heute abend zum Beispiel. Ausgabe 7.

Entsprechend Eures Inputs habe ich meine eigene Themenliste erweitert und aktualisiert.

– Die Heimspielbayern

– Die Nationalmannschaft (WM-Playoffs, Thomas Müller vs. Löw vs. Hoeneß)

– van Gaal, die Systemfrage und die Frage nach der Kurve. Die wir bekommen sollten

– Uli Hoeneß und seine Aussagen über Audi, die Löwen und die Herbstmeisterschaft

– sonstige Themen (bisherige Transfers, Kurz-Fazit, Schweinsteiger-Kroos-Tausch)

Viel Spaß.

Podcast bei Podhost.

Die Löwen in der Nostalgie-Falle

So langsam reicht’s auch mir.

Beschäftige ich mich normalerweise nicht sonderlich intensiv mit unserem Lokalrivalen, ist hier bald mal Ende der Fahnenstange.

Seit wievielen Jahren hören wir die alte Leier der Löwen-Traditionalisten, endlich zurück ins Grünwalder Stadion zu wollen? Zurück zu den Wurzeln. Zurück zu einer blassen Erinnerung, als der eigene Verein noch so etwas wie Erfolg hatte, Fernsehen schwarz und weiß sendete und man sportlich noch vor’m verhassten FC Bayern stand und lag.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Und statt irgendwie froh darüber zu sein, dass 1860 nicht mehr in der Bayernliga spielt (an die Zeiten kann ich mich noch erinnern und auch an den Jubel im Olympiastadion, als die Löwen selbst dort noch Spiele verloren), will man mit aller Macht jegliche Kooperation mit dem Branchenprimus abbrechen und vorwärts in die Vergangenheit.

Die Frage bleibt, wie soll das gehen?

Mit Schmunzeln und einem Achselzucken habe ich über die letzten Jahre das Chaos beim Ex-Wildmoser-Club verfolgt. Eine Führungsriege folgte der nächsten und mit jeder Runde wurde es unprofessioneller.

Jetzt beugt sich der Schwindsuchtverein aus Giesing auch noch dem Druck der Ewiggestrigen.

Man hat von Vereinsseite tatsächlich eine „Projektgruppe Stadionzukunft“ gegründet. Ernsthaft.

Die Fantasten und das Boulevard jubeln.

Wie naiv und blauäugig dieses Vorhaben ist, fällt offenbar niemandem auf.

Mir persönlich ist’s ja egal, ob die Löwen vor die Hunde gehen und als wir dem TSV schon mal den Arsch gerettet haben, habe ich das akzeptiert, weil ich damals noch dachte, dass wir ohne 1860 Probleme mit der Refinanzierung der Arena bekommen.

Inzwischen sehe ich das anders.

Und auch der FC Bayern hat neuerdings nichts mehr gegen einen Auszug der Löwen einzuwenden.

Es gibt da nur ein kleines Problem: Es existieren Verträge.

„Wenn man gewillt ist, den dadurch entstehenden Schaden zu ersetzen, sind wir bereit, darüber zu diskutieren.“

So Bayern-Boss Rummenigge. Aber wie hoch wäre denn der Schaden?

Den Schaden, der durch die frühzeitige Auflösung des bis 2025 laufenden Vertrags mit 1860 entstehen würde, schätzt Rummenigge auf eine Summe im achtstelligen Bereich. 5,3 Millionen Euro müssen die Löwen derzeit jährlich an Miete aufbringen. Bei einer Laufzeit von noch 16 Jahren sind dies knapp 85 Millionen Euro, die die Sechziger bei einem Verbleib in der Arena bis 2025 an die Bayern zahlen müssten.

Nettes Sümmchen. Ist aber noch nicht alles. Denn schließlich ist das „Grünwalder“ ja aktuell noch nicht einmal zweitklassig.

Traumziel vieler Fans ist das städtische Stadion an der Grünwalder Straße, mystisch verklärter Ort sportlicher Erfolge aus vergangenen Zeiten. Doch die Schüssel auf Giesings Höhen ist eine Stadion-Ruine.

Und müsste dringend renoviert werden. Für schlappe 15 Mio. Euro. Damit die zweitklassigen Löwen dort überhaupt spielen dürfen.

Spiele der dritten Liga sind erlaubt. Für ein Jahr. Dafür waren alleine schon 800.000 Euro fällig. Münchens Sportamtschef Behacker zieht den Träumern den letzten Zahn:

„Selbst bei einem Abriss und Neubau gäbe es dort wegen einer Palette von Vorschriften, von der Sicherheit bis zum Lärmschutz, garantiert kein Baurecht für ein Stadion.“

Noch Fragen?

Ja. Wann der TSV endlich anfangen will, wieder wie ein seriöser Verein zu arbeiten…?!

Mit den Bayern haben die Löwen über die Pläne noch nicht gesprochen. „Es haben noch keine Gespräche stattgefunden. Wir haben die Dinge aus der Zeitung erfahren“, sagte Rummenigge. Die Bayern seien „den Stil von 1860“ aber schon gewohnt.