Von unersetzlichen Franzosen, Serien und jeder Menge Aluminium

Jede Serie geht einmal zu Ende. Auch und gerade im Fußball. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Bayern auf ihrer Rekordjagd gestoppt werden. Es war Leverkusen vorbehalten, diese „Sensation“ zu schaffen.

Ausgerechnet Leverkusen. Die Mannschaft, die zuletzt in München gewann, als die Berliner Mauer noch stand. Einige meiner Leser werden fragen: „Berliner was?“.

Nun, mir ist derlei historisches Schwelgen fremd. Bayer war in den 23 Jahren oft dicht dran diese Negativ-Serie zu beenden. Und irgendwann kommt halt einfach dieses Spiel, wenn die Bayern nicht über 93 Minuten 100% Leistung, Wille, Einsatz zeigen und man mit der üblichen 11-Mann-am-eigenen-Strafraum-Taktik Erfolg hat. Womit ich nicht sagen will, dass Bayer sich nicht auch in die bayerische Hälft verirrt hätte, nein, nein, ich würde so 2-4 Torschüsse gelten lassen. Daraus machte Bayer dann halt zwei Tore.

Schlimm genug, dass Bayern hier kräftig mithalf in den Personen Badstuber (schlimmes Positionsspiel in der Rückwärtsbewegung – wo war Dein Gegenspieler, Holger?), Lahm (was für ein Luftloch drei Meter vor dem eigenen Tor) und Boateng (Pech, nicht direkt an Sam dran gewesen zu sein, sondern genau die Entfernung zu haben, die es braucht, nicht mehr reagieren zu können, wenn der Gegenspieler völlig willkürlich (denn dass das geplant war, kann mir keiner erzählen) einem ins Gesicht köpft).

Noch schlimmer ist es allerdings, wenn man als Fan seines Vereins mitansehen muss, wie planlos uneffektiv das eigene Team agierte. 2011 ick hör‘ Dir trapsen.

Wie viele Flanken waren das?

Wie viele Ecken?

Wie viele Freistöße?

Resultat?

Ein Tor! Eins. Von Mandzukic. Der zwar immer noch der Top-Torjäger der Bundesliga (weshalb sich wohl jede Kritik merkwürdig anhört und intern bestimmt nicht geäußert wird), aber für mich trotzdem ein Problemfall ist. Darf ich Mandzukic etwa nicht dafür kritisieren, dass er – in der letzten Zeit fast nur durch Ellbogen-im-Gesicht-des-Gegners-Fouls und Diskussionen mit Gegenspielern und Schiedsrichtern auffällt? „Nur“ weil er durchaus regelmäßig das Tor trifft?

Sollte ich mich besser trollen, weil unsere Torausbeute – trotz 27:4 Toren in der Bundesliga – für mich trotzdem zu dürftig ist?

Einerseits bin ich begeistert, dass wir bislang eine solche Serie hingelegt und auch Siege gegen vermeintliche „Kleine“ geholt haben.

Andererseits habe ich Sorgen, dass wir eine exakte Kopie der letzten Saison erleben. Und diese Sorge umtreibt mich permanent. Diese Sorge werden ich wohl erst ablegen können, wenn wir sieben Spieltage vor Schluss mit 20 Punkten Vorsprung die Tabelle anführen.

Diese Sorge hat auch nichts damit zu tun, dass Dortmund der Sieg in Freiburg per Schiedsrichter-Fehlentscheidungen geschenkt wurde. Derlei passiert. Und wir hatten in dieser Saison auch schon das eine oder andere Glück auf unserer Seite. Nein, diese Sorge betrifft unseren schlimmsten Feind. Uns selbst!

Wir haben unser erstes Spiel verloren (in der Bundesliga, in der Saison ja wohl schon länger – Bate, anyone?!). Unser Vorsprung auf Schalke und Dortmund ist geschrumpft. An einem Spieltag um jeweils drei Punkte. Und was passiert? Man hört die ersten Stimmen, die davon reden, dass „wir ja immer noch neun Punkte Vorsprung auf den BVB haben.“

Genau dieses Gift meine ich! Eine Woche später heißt es dann „es sind ja immer noch sechs Punkte Vorsprung“, danach „es sind ja immer noch…“.

Währet den Anfängen sag‘ ich da nur!

Aber kommen wir zum Spiel selbst.

Dass wir unglücklich verloren haben und Leverkusen recht viel Glück hatte, ist ja nun inzwischen von jedem schon gesagt worden. Allein, es ist nicht zu ändern. Wir sollten nur unsere Lehren daraus ziehen. Aber was sind die Lehren aus unserer ersten Bundesliga-Saison-Niederlage?

1. Franck Ribéry ist nicht zu ersetzen.

Natürlich ist unser Kader breiter geworden und ja wir haben inzwischen mehr Alternativen in Offensive wie Defensive (wenn alle Spieler gesund und munter sind). Aber kaum ein Spieler zeigt uns den Unterschied zwischen Tag und Nacht wie unser kleiner Franzose auf der linken Außenbahn. Exemplarisch sei hier das Spiel in Düsseldorf, die erste Halbzeit in Lille und als Gegenbeispiele die zweite Halbzeit in Lille und das gestrige Heimspiel zu werten. Irgendjemand anderer Meinung?

Shaqiris Einsatz in allen Ehren, aber da entwickelt sich aktuell eher etwas zurück, als das er uns seinen guten Eindruck vom Saisonstart bestätigen könnte. Allein noch Herr Alaba zeigte in der ersten Halbzeit gegen Leverkusen etwas von dem Feuer, dass unser Stamm-Flügelflitzer regelmäßig auf den Rasen brennt. Extraordinaire!

2. Wir können keine Standards.

In diesem Punkt bin ich immer wieder sprachlos. Ehrlich, Leute. In jedem Spiel steht mir wahlweise der Mund fassungslos offen, oder ich bin kurz davor den Fernseher einzutreten. Von Wutanfällen im Stadion ganz zu schweigen. Wie ist diese Stagnation zu erklären? Ich erinnere mich daran, dass ich derlei schon unter Hitzfeld (seiner ersten Periode) so gesehen habe. Und warum ändern wir nichts daran? Jeder Kreisliga-C-Verein sucht hier sein Heil im Trainieren von Standards, um – ansonsten überlegenen Teams – wenigstens eine Waffe entgegenzusetzen.

Nur der große FC Bayern hat derlei nicht nötig? Und da soll mir unser Trainer nix erzählen – wie oft wohl Chelsea FC die Eckball-Variante auf Drogba trainiert hat?

3. Wir haben immer noch keine Waffe, kein Konzept gegen tiefstehende defensiv eingestellt Teams.

Nun ja, eigentlich ist es ganz einfach. Gegen die üblichen Verdächtigen (wobei Bayer ja nicht dazu gehört, die haben nur in München – einmal mehr – ihre offensive Natur verleugnet) hilft nur Geschwindigkeit. Und Flexibilität. Müde spielen kann man 2012 keinen Gegner mehr. Vielleicht in einem Freundschaftsspiel in der Sommer- oder Winterpause gegen Barfuß Jerusalem, aber keine Mannschaft der Bundesliga geht in der 85.Minute gegen Bayern die Puste aus. Die Zeiten sind vorbei.

Wir müssen „nur“ unsere Stärken ausspielen. Schnelle, kurze Pässe, lange, diagonale Pässe, oder einfach nur die Klasse, die wir im Kader haben auf den Rasen bringen. Handballartig den Gegner einzulullen funktioniert schon seit der ersten van-Gaal-Hinrunde nicht mehr. Als alle restlichen 17 Mannschaften in der Bundesliga die Videos über unsere Spielzüge auswendig gelernt hatten.

Wo war aber unsere Schnelligkeit? Vor allem in der zweiten Halbzeit, als wir in Rückstand waren und Bayer so in Karten spielten?

Noch ein Grund für die Niederlage. Neben den persönlichen Versäumnissen.

4. Holger Badstuber ist kein Außenverteidiger.

Selten zuvor war ich mit einer Auswechslung zur Halbzeit einverstandener als mit dem Wechsel Holger Badstubers. Wie man ja inzwischen weiß, hat sich Badstuber einen Muskelfaserriss zugezogen. Für mich bleibt da die Frage: Wann?

Schon vor dem 0:1? Danach? Auf dem Weg in die Kabine?

Wann auch immer dieser Faserriss auftrat, es war fahrlässig den Holger weiter auf den Platz zu belassen. Ich zögere noch ein wenig alles „Schlechte“ an ihm festzumachen und ich bin insgesamt auch mit seiner Leistung als Vertretung Nummer 3(!) auf dieser LAV-Position durchaus zufrieden. Wieso auch nicht, war er mit daran beteiligt, dass wir in acht Bundesliga-Spielen nur zwei Gegentore kassiert haben. Aber erstens ist Badstuber definitiv kein Außenverteidiger – dafür fehlt ihm die Dynamik (offensiv wie defensiv) – zweitens war es (auch und gerade vor dem 0:1) einmal mehr überdeutlich, dass er als gelernter IV immer tendenziell in die Mitte zieht. Ich rede jetzt nicht von dem Ballverlust, ich rede davon, dass er einfach auf seiner(!) Seite den Gegenspieler an der Flanke hindern muss, dann passiert da gar nichts.

Und warum ich da jetzt darauf herumreite? Weil ich derlei Situationen nicht zum ersten Mal verfolgt habe. Unsere bisherigen Gegner aber offenbar nie die Klasse hatten, diese Schwäche intensiver zu nutzen. Das Länderspiel gegen Schweden lasse ich aus Fairness-Gründen bezüglich seiner Einschätzung bewusst außen vor. Ich wünsche ihm eine schnelle Genesung und dass er danach gestärkt zurückkehrt und den Kampf gegen Dante und Boateng um die beiden IV-Positionen aufnehmen kann!

Gibt es weitere Einzelkritik?

Lahm hatte ich oben schon erwähnt. Dieses Luftloch, dass Kießling den Ball an dessen Schienbein springen und von da ins Münchner Tor springen lässt, wird er noch seinen Enkeln zeigen müssen. Schlimm. Überhaupt ist Lahm zwar immer noch einer der besten AV auf dem Erdball, aber wieso trainiert er nicht mal beide Füße? Seine Rechtslastigkeit – auch im Eins-gegen-Eins – ist eine seiner Schwächen und reduziert die notwendige Geschwindigkeit in manchen Situationen.

Herr Schweinsteiger war einer der Wenigen auf dem Platz, den die Gesamtsituation – für alle sichtbar – total an genervt hat. Das fand ich gut. Genützt hat es nichts. Auch ihm fehlte oftmals das Glück.

Dass selbst unsere inzwischen starke Bank ihre Grenzen hat, erlebten wir, als wir Herrn Kroos mal wieder auf der 6er-Position sahen. Gruselig. Mehr fällt mir da nicht ein.

Wie man es jetzt aber auch dreht und wendet. Steht Boateng nicht genau dort in der Luft, wo er stand, deckt Badstuber seinen Gegenspieler, oder haut Lahm den Ball weg, treffen wir nicht Latte und Pfosten – wir würden weiter über den Ausbau unserer Siegesserie sprechen.

DAS ist Fußball.

Schlimm wäre es jetzt nur, wenn wir gegen Kaiserslautern oder gar den HSV die gleichen(!) Fehler machen. That’s it.

Von daher: Kopf hoch, Mund abputzen und Wunden lecken.

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Manuel Neuer, als Feldspieler – Weltklasse!

P.P.S. Robben is back – endlich!

Es geht los. Irgendwie. Oder einfach nur weiter.

Am Sonntag kommt es zum Gigantengipfel. Oder so.

Na zumindest würde die Presse das vielleicht so schreiben wollen. Aber die ist auch noch irgendwie im Sommerschlaf. Ich habe derlei Überschriften bislang noch nicht konsumiert.

Das Spiel um den deutschen Supercup steht an. Und da ist es nur logisch, dass die Bayern auf die schwarz-gelben Borussen treffen. Wenn man die letzte Saison als Maßstab nimmt.

Inzwischen hat diese Begegnung ja eine gewisse Historie. In den letzten Monaten und Jahren.

Eine (Vor)geschichte hat der Supercup auch. Und zwar wechselhaft. War er zunächst ein einmaliges Privatspiel zwischen den Bayern und dem HSV (in München, ich erinnere mich noch an diese „Vase“, die Rummenigge da 1983 nach dem Spiel im Oly in der Hand hielt), wurde er ab 1987 offiziell ausgetragen. Machten andere Nationen in Europa schließlich auch so. Wenn auch schon einige Jahrzehnte länger…

Dieses (End)spiel sahen wir 10x, dann wurde all das irgendwie zu klein, denn, hey, wir sind schließlich die deutsche Bundesliga. Wir brauchen einen Ligapokal. Es spielten fortan also gleich vier Teams um diese zusätzliche Schale. Auch hier wurde der FC Bayern schnell zum Rekordsieger (6 von 11 gewonnen), womit es erneut Langeweile regierte.

Drei Jahre gab es derlei dann überhaupt nicht mehr und erst als private Sponsoren eigene Pokale erschufen, witterte die DFL wieder Einnahmen und reaktivierte das Endspiel zwischen Meister und Pokalsieger. Manchmal sind Entscheidungswege dann doch viel kürzer als erwartet.

Zurück zu den aktuellen Teilnehmern.

Zum direkten Duell kam es erst einmal. 1989 schlug Pokalsieger Dortmund den Meister FC Bayern durch ein Möller-Tor in 88.Minute mit 4:3. Auf dem Betzenberg. Das konnte ja nicht gut ausgehen.

Sonst war nix. Bayern und der BVB gewannen den Supercup je dreimal, im Ligapokal ist der FCB bis heute – wie erwähnt – Rekordsieger, für die Borussen-Kicker reichte es hier lediglich zu einer Finalteilnahme – 1997 bis 2007 gehen als die eher mageren Jahre in die schwarz-gelbe Historie ein.

Was ich vom Spiel am Sonntag erwarte?

Keine Verletzten!

Ob mir ein Sieg wichtig ist?

Sehen wir, wenn wir gewonnen haben! 😉

Im Ernst: Was soll schon dabei herauskommen? Bayern wie Dortmund liegen eine Woche vor dem Pokal und zwei Wochen vor der Bundesliga noch nicht bei 100%. Die Verletztenliste an der Säbener Straße ist schon lang genug, welcher (Stamm)spieler geht im Spiel um den Supercup da ein Risiko ein?

Ich würde das nicht machen.

So komisch das klingen mag: Regensburg ist wichtiger und auch Fürth. Den BVB heben wir uns für später auf.

So würde aktuell die Startelf wohl aussehen:

Neuer
Lahm – Dante – Badstuber – Gustavo/Can
Kroos/Schweinsteiger (aber wohl noch nicht bei 100%, oder?) – Can/Gustavo
Robben/Müller – Shaquiri – Ribéry
Mandzukic

Das ist nicht wirklich super, aber schlecht ist es auch nicht. Klar wir haben ein „Problem“ auf LAV und auf der „6“, aber hey, der BVB ist auch nicht top besetzt. Nach allem was man so hört, fällt Bender aus und Götze soll gegen uns allenfalls sein Comeback feiern…

Vorteil: Das Spiel findet in der Allianz-Arena statt. Obwohl – ist das wirklich ein Vorteil? Der BVB wird – wie so oft – ohnehin nur auf Konter und schnelles Umschalten setzen. Wieso sollte Klopp auch was ändern? So haben sie uns fünfmal in Serie geschlagen.

Nein. Es braucht eigentlich – völlig unabhängig von der Aufstellung – nur ein, zwei Dinge, die uns zum Erfolg gegen den BVB führen können:

1. Disziplin und Fehlerlosigkeit über die volle Spielzeit
2. Chancenverwertung
3. Standards (Elfmeter!)

Mehr nicht. Noch Fragen?

Aauuuf geeeht’s, Iiiiiihr Roooooteeeeeeen!