Die hessische Bestie bleibt unbesiegt oder Nein, wir sind selber schuld

Spielberichte direkt nach Abpfiff sind so eine Sache bei mir. Gut, weil man sie dann aus dem Kopf hat. Schlecht, weil diese dann eher emotional gefärbt sind.

Nun. Es ist wie es ist. Ich bin wie immer spät dran. Andererseits ist das ja inzwischen regelmäßig so und Zeit zum Nachdenken hat man so auch noch. Gut.

Auf diese Weise sieht man das alles viel differenzierter.

Ich verzichte auf Tiraden gegen die Frankfurter Eintracht, auch wenn dieses Spiel ein Rückfall in längst vergangen geglaubte Zeiten war.

Ich verzichte darauf, dem Schiedsrichter die Schuld am Punktverlust und dem damit verbundenen Abrutschen auf Platz 4 zu geben.

Wozu auch? Es gibt klare Gründe dafür, dass wir da stehen, wo wir stehen und eben auch für das Remis gegen die Daum-Kicker.

Wir! Wir selbst sind der Grund dafür.

Was soll ich den Frankfurtern die Schuld dafür in die Schuhe schieben? Die freuen sich einen Ast ab, dass sie uns mit ihren limitierten Mitteln einen Punkt abtrotzten.

Wir sind dafür verantwortlich, dass wir es erstens zugelassen haben, dass Frankfurt in Führung gehen konnte und wir sind dafür verantwortlich, dass wir es nicht geschafft haben, dieses Spiel zu drehen.

Es brauchte einen Elfmeter, um in diesem Spiel ein Tor zu erzielen. Noch dazu einen Elfmeter, der von allen drei elfmeterreifen Situationen der diskussionswürdigste war. Das Handspiel zuvor war mehr Hand als vieles, was ich vorher diesbezüglich gesehen habe und auch das Foul zuvor konnte man als solches erkennen.

ABER was ist das inzwischen mit meinem FC Bayern, das wir uns an solchen Dingen hochziehen müssen?

Leute, wir sind der FC Bayern – warum belassen wir es nicht einfach dabei und spielen weiter auf Sieg, beziehungsweise laufen, rennen und beißen? Solange, bis wir diese notwendigen und von mir aus dreckigen Tore schießen?

Nein. Wir lamentieren. Und drehen Pirouetten im hessischen Strafraum. Anstatt einfach aus vollen Rohren da weiterzuballern, wo wir gegen Leverkusen aufgehört haben.

Herr Kroos – zum Beispiel – hatte seinen stärksten Auftritt nach dem Spiel. An den Mikros der Medien.

Er sprach von fehlendem Selbstvertrauen. Bei sich. Und wohl seinen Kollegen. Pfff.

Erstens. Weshalb darf überhaupt jemand wie Herr Kroos was sagen? Weil niemand anderes wollte? An seiner Leistung (in diesem Spiel und in der Saison) kann es nicht gelegen haben.

Zweitens. Was war dann bitte in letzter Woche los? Gegen Vizekusen? Alles nur Zufall?

Mich würde wirklich mal interessieren was hier während der Woche passiert ist oder weshalb wir (Bayern-)Fans in dieser Saison mit dieser Berg- und Talfahrt „gequält“ werden.

Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, dass wir hier mit einer ehemaligen grauen Maus wie Hannover um das Championsleague-Ticket kämpfen (müssen) und dass die ums Verrecken nicht abfallen wollen, nein, es geht mir darum, dass ich nach JEDEM Spiel, dass uns auf Platz 3 bringt, die gleichen verbalen Jubelorgien höre und nach JEDEM Spiel, dass uns wieder auf Platz 4 zurückfallen lässt das Pendant.

Das ist für mich zunehmend unerträglich, was die Herren Lahm und Co. da so in die Mikros ablassen.

Keine Ausreden mehr. Hieß es. Nach dem Rausschmiss van Gaals. Zum Saisonende. Und direkt.

Ein Spiel gegen Leverkusen, das Hoffnung auf mehr machte. Sogar ohne Herrn Robben.

Und dann in Frankfurt ein Fußball, der an übelste van Gaal – Zeiten erinnerte.

Obwohl, einen Unterschied gab und gibt es.

Die Defensive steht seit Jonker – meiner Meinung nach – stabiler. Und das ist schon einmal ein Fortschritt. Hört sich komisch an, vor allem, wenn man an die Chance von Herrn Gekas denkt. Aber was Lahm, Contento und vor allem van Buyten und Gustavo abliefern ist aller Ehren wert. Über weite Strecken des Spiels haben sie die meisten Angriffe der Hessen abgefangen und gaben so dem Spiel der Bayern von hinten Sicherheit.

Haben denn alle schon wieder vergessen, wie offen unsere innere Verteidigung noch vor Wochen war?

Wie auch immer. Unsere Defensive ist aktuell nicht (mehr) unser Problem. Es ist die Offensive. Und die Vorwärtsbewegung.

Von Hannover – unserem CL-Gegner – ist überliefert, dass deren Trainer das Umschalten von Defensive auf Offensive, sprich, die Konter, trainieren lässt. Herr Slomka steht daneben und misst die Zeit, die seine Spieler brauchen, um vor dem gegnerischen Tor zu stehen. Gefällt ihm die Zwischenzeit nicht, wird das noch einmal trainiert. Wieder und wieder.

So etwas kann man in München nicht trainieren? Wenn es doch bekannt ist, dass die grauen Mäuse der Liga mit derlei Taktik Erfolg haben?

War es gegen Leverkusen wirklich nur das frühe Eigentor, das unseren Schub beschleunigte und wenn das nicht fällt, stecken wir fest in unserem schlafmützigen System? Ich kann nicht behaupten, dass mir diese Perspektive für die letzten drei Spiele der Saison gefällt.

Ach stimmt ja, da ist ja Herr Robben wieder dabei. Unser Dosenöffner…

Prinzipiell will ich keinen Spieler persönlich angreifen, aufgefallen ist mir speziell ohnehin nur, dass Herr Müller vor dem Tor (wenn auch auf der Robben-Position so gut wie lange nicht) gerne noch ein wenig direkter und zielstrebiger sein kann und dass Herr Ribéry offenbar seinen defensiven Kampfeswillen schon wieder verloren hat. Helft mir mal bitte, aber hat irgendjemand nur einmal gesehen, dass er einem verlorenen Ball hinterhergelaufen wäre? Spielt da jemand schon wieder gegen den Trainer…?! 😉

Man kann es drehen und wenden, wie man will.

Wir liegen auf Platz 4 und spielen gegen einen virtuellen Gegner, der sich ausgerechnet auf der Zielgeraden der Saison in Topform präsentiert. Wer von beiden das schwerere Restprogramm hat, darf das Boulevard gerne ausschlachten. Ich persönlich befürchte, dass wir es schon schwer genug haben werden, überhaupt alle drei Spiele auch nur irgendwie zu gewinnen.

Zum Glück sind zwei von drei Spielen Heimspiele, ansonsten würde ich jetzt schon schwarz sehen.

Selbstverständlich könnte man all diesen Pessimismus einfach wegwischen, aber dafür ist der FC Bayern 2010/11 zu wankelmütig. Und ein CL-Qualifikationsplatz ist erst sicher, wenn die Schiedsrichter diese Saison zum Vergessen abpfeifen und wir vorne liegen. Keine Sekunde früher.

Dann halt jetzt gegen Schalke. Gegen Schalke! Nach und vor deren CL-Halbfinalspielen gegen ManUnited. Und mit einem Manuel Neuer. Einem Neuer, dem große Teile der Südkurve sicherlich mehr Aufmerksamkeit widmen werden, als der eigenen Mannschaft. Sind schließlich alles echte Fans.

Das von mir befürchtete Resultat könnte dem Ausgang des Pokalhalbfinales ähneln. Aber Hauptsache, unsere Ultras haben es Neuer und ihren Pendants aus Gelsenkirchen mal wieder so richtig gezeigt.

Nein, die aktuelle Gemengelage rund um den FC Bayern gefällt mir gar nicht.

Zum Glück bin ich mit meinem Leiden nicht alleine, da zum Gastspiel der Knappen der erste Tweetpass Cologne stattfinden wird. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten!

Der bayerische Niederländer

Ich bin weit davon entfernt, die bayerische Lebensweise als die meine zu bezeichnen. Bin ich doch Rheinländer. Es sei denn, es geht um das Thema Fußball. Da bin ich ja Bayer durch und durch.

In der letzten Woche war beim Platzhirsch in Bayern, in München, Saisoneröffnung.

Mit einem neuen Trainer. Wie vor 12 Monaten. Und jeder Menge neuer Spieler. Im Gegensatz zum letzten Jahr.

All das gefiel mir – irgendwie – besser als die Klinsmann-Begrüßung. Keine Ahnung warum. Vielleicht weil wir jetzt schlauer sind als damals?

Vielleicht weil von einem Luis van Gaal viel mehr Überraschungen präsentiert wurden, als es Klinsmann hätte schaffen können?

Allein, dass LvG so gut Deutsch sprach und vor allem, was er uns in unserer Sprache so alles mitzuteilen hatte, bestärkte meine Vorfreude auf die neue Saison.

Sicher.

Derlei hört man beim Start in eine neue Spielzeit an jeder Ecke und auf jedem Platz. Selbst Zé Roberto muss derlei jetzt über den SV aus Hamburg sagen…

Aber wie es unser neuer Übungsleiter fertig gebracht hat, z.B. dass Wort Arroganz, dass zumeist in negativer Weise mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wird, mit positiven Aspekten zu besetzen, könnte mich glauben lassen, dass uns mit van Gaal tatsächlich eine etwas andere Saison als unter Klinsmann bevorsteht.

Warum?

Weil ich glaube, dass es nicht Worthülsen oder -Blasen sind, die wir da gehört haben, sondern das hinter ihm jede Menge Erfahrung und vor allem ein Konzept steht.

So ein Trainer kann Klinsmann durchaus auch einmal werden. Aktuell ist er es aber wohl noch nicht.

Der Punkt ist: van Gaal faselt nicht nur was von „Bayern bester Verein der Welt“ und „wir wollen in der nächsten Saison angreifen“ und „der CL-Sieg ist mein Ziel“ – nein, er sagt sowas:

Wie werden Sie spielen lassen?

Van Gaal: „Ich muss zuerst die Spieler beobachten und dann muss ich anschauen, wie sie auf mich und meine Philosophie reagieren. Dann muss ich ein Spielsystem wählen und dann kann ich sagen, welches System wir spielen. Aber ein ganzheitliches Prinzip ist meine Philosophie. Ich sehe den Fußballspieler nicht nur als einen Spieler, der den Ball von A nach B schießt, sondern auch wie einen Menschen, der durch sein Umfeld beeinflusst wird – und das Umfeld beeinflusst dann auch den Schuss.“

Sieht hier jemand Parallelen zu Klinsmann?

Mag sein, allein, van Gaal hat mit diesem Konzept, dieser Philosophie schon jede Menge Titel gewonnen.

Und am Ende des Tages kommt es darauf an.

Zumindestens beim FC Bayern.

"Ich werde in der neuen Saison keine neue Mannschaft übernehmen"

So Ex-Bayern-Klinsi.

Na wieso sollte er auch, schließlich würde er dann auf jede Menge Kohle verzichten. Kohle des FC Bayern. Die haben sich nämlich immer noch nicht mit ihrem Ex-Trainer bzgl. Vertragsauflösung geeinigt.

Klinsmann Vertrag läuft noch ein Jahr, sein Gehalt soll „unter 5 Mio. Euro liegen“ – also 4,99 Mio.?

Wird der Vertrag jetzt aufgelöst, stünde JK ein Abfindung zu. Wahrscheinlich im Rahmen von 4,99 Mio. Euro?

Zahlt der FC Bayern einfach das Gehalt weiter und fände JK innerhalb der nächsten 12 Monate einen neuen Job, käme eine spätere Auflösung wesentlich billiger. Ist ja klar.

Klar offenbar allen Parteien und deshalb wird sich JK wohl denken, dass der Verein mal schön weiterbezahlen soll. Schließlich hätte ER den Verein ja genauso weit gebracht wie JH, wenn nicht sogar noch weiter. Oder so. Stimmt’s Jürgen?

Sicher.

Und ferner hast Du natürlich total Recht, dass DU eigentlich die jetzigen Transfer alle angeleiert und vorbereitet hast. Keine Frage.

DU hast auf jeden Fall in allen Punkten – auch rückwirkend – eindeutig Recht gehabt.

Gratulation.

Das große Rad fängt an sich zu drehen. Das ganz große Rad.

Meine Güte. Was eine Hängepartie. Über wieviele Monate hat sich das Thema Kaká zu Real Madrid jetzt hingezogen? Und am Ende hat dann Real doch gewonnen. Einfach mehr Geld auf den Haufen geworfen.

Ich kann nicht abstreiten, dass mich das irgendwie an den FC Bayern erinnert. Also jetzt auf kleinerem Level. In Deutschland. Oder so.

Kaum ist Herr Perez zurück auf der Kommandobrücke der Königlichen, geht das Geldausgeben wieder los.

Spontan holt er sich selbst mal den zweiten Platz der ewigen Transferrekorde. Geschätzte 65 Millionen gehen an den AC Mailand. Und der knickt ein. Obwohl er selber jede Menge Geld im Rücken hat.

Was der jetzt mit dem Geld macht ist klar. Investieren. Macht ja ein VfB nicht anders. Wildert nach Bayern-Manier in der Bundesliga oder sonstwo. Nur, dass das allein beim FCB verwerflich ist. Geschenkt.

Der FC Bayern soll im Übrigen der nächste Betroffene der Perez-Einkauftour auf dem Weg zu den Galaktischen 2.0 sein. Das Objekt der Begierde: Franck Ribéry.

Klar. Eine Saison in der Championsleague und schon sind wir wieder im Fokus. Und bei Real gibt’s jede Menge Nachholbedarf. In Sachen Fokus. Das nagt am Selbstverständnis dieses Klubs. Wenn man längere Zeit mit der Entscheidung dort – zu Recht – nichts zu tun hat.

Und so wird es also auch bei uns eine ähnliche Hängepartie geben. Meine Meinung. Vielleicht geht aber auch alles ganz schnell.

Ist unser Franck mehr wert als Kaká? Werden wir mehr als dessen 65 Mio. Euro erzielen können? Mehr als 40 Mio. Euro Gewinn mit diesem Transfer erwirtschaften können?

Und wie sollen wir den kleinen Franzosen ersetzen? Mit den Bank-Holländern der spanischen Hauptstädter? Die sich zu fein für den FC Bayern sind?

Mal abwarten, wie lange sie ihre Abneigung durchhalten. Oder wen die KHR, UH, LVG – Truppe alternativ sonst noch so aus dem Hut zaubert.

Ich muss ehrlich sagen: Diese Sommerpause ist die spannendste, an die ich mich erinnern kann. Noch spannender als 2007. Allein weil wir auch den Wechsel auf der Trainerbank und im System verspüren werden.

Hach.

Dem van Gaal seine Welt, Folge 4

So. Das Thema Edson Braafheid scheint sich zu verdichten.

Er kann offenbar innen und aussen verteidigen. Ferner Linksfuß. Noch einer. Und noch einer aus der ersten holländischen Liga. Aber da hat LvG offenbar einen besseren Überblick als unsere gesamte Scouting-Abteilung.

Man darf Braafheid ruhig einen Sensationstransfer nennen, und zwar, weil er kein bisschen sensationell ist. In seiner Vita findet sich keine einzige jener Referenzen, die einen ansonsten zum Bayern-Spieler qualifizieren: Er hat niemals gegen Bayern gespielt, und schon gar nicht überragend. Man kann mit ihm keinen Ligagegner schwächen, indem man den besten Mann wegkauft. Und er wird dank einer Klausel nur zwei Millionen Euro kosten – kann man sich erinnern, dass ein Bayern-Spieler jemals so billig war?

Ganz besonders mag ich allerdings diese Zeilen zum Thema:

Edson Braafheid spielt genauso Fußball, wie er jubelt. Er spielt meistens mit, aber man muss sich immer Mühe geben, ihn zu finden. Auch in Statistiken wird er nie auffällig, was vielleicht daran liegt, dass kein Dienstleister die Rubrik „fehlerfreie Pässe über 5,70 Meter“ anbietet. Fehlerfrei, das ist Braafheid wichtig, er ist ein stiller Meister in dieser unterschätzten Disziplin. Einer aber unterschätzt diese Disziplin bestimmt nicht: Louis van Gaal, der neue Coach des FC Bayern.

„Fehlerfreie Pässe“ in der Abwehr? Der Plan unseres neuen Trainers gefällt mir immer besser!

Nach Pranjic also der zweite Mann für die linke Seite. Somit sollte Lahm auf rechts rücken, was die dortigen Probleme lösen könnte. Zumindestens defensiv.

Macht bis jetzt – insofern beide Transfers irgendwann unter Dach und Fach sind – alles immer noch Sinn. Zé Roberto weg, Lahm auf rechts. Und beide werden entsprechend ersetzt. Noch dazu mit Spielern, die nicht in das übliche Anti-Bayern-Schema passen – ich liebe diesen „Umbruch“…

Dem van Gaal seine Welt, Folge 3

Ich bin ein wenig irritiert.

„Er ist ein Mann, der genau weiß, was er will, und was er nicht will. Er hat eine klare Linie. So wie wir ihn eingeschätzt haben, so gibt er sich jetzt auch.“

So Bayern-Boss KHR über unseren neuen Trainer. Louis van Gaal. Aber ist es wirklich so, dass wir endlich mal einen wieder einen Trainer haben, der einen Plan hat? Sollte das wirklich so sein? Nach Zé Robertos Abgang direkt seinen Nachfolger zur Hand? Wirklich??

Es heißt, ein gewisser Danijel Pranjic wäre van Gaals erster Wunschspieler gewesen. Er passe „perfekt in van Gaals System“. Oh mein Gott. Ein Trainer mit einem System. Der dann auch noch passende Spieler dafür einkauft. Das ist fast zu viel für mich. Da steigt die Vorfreude auf das, was noch alles kommen soll, ins Unfassbare.

Vor allem, wenn ich diesen wundervollen Text über Pranjic lese. Nicht nur, weil darin ein gewisser Marcell Jansen, seines Zeichens Ex-Bayern-Spieler, nicht gut wegkommt.

Sogar Philipp Lahm war ein bisschen irritiert, und Clemens Fritz sowieso. Sollten sie den Flügel abdichten, sollten sie lieber den Strafraum abdecken oder sollten sie…? Leider kamen sie nicht mehr dazu, das Richtige zu sollen, denn es war schon zu spät. Auf einmal war dieser Kroate am Ball, draußen am linken Flügel, wo von er auf niederträchtiger Flugbahn eine Flanke in die Mitte sandte. Die Flanke begann sanft, stieg dann plötzlich, überflog die vergeblich sollenden Lahm und Fritz, und als die Flanke auf Höhe von Marcell Jansen angekommen war, winkte sie Jansen freundlich zu und überlegte es sich anders. Sie fiel herunter wie ein Stein, vor die Füße von Darijo Srna. Und Srna schoss den Ball ins Tor.

Das 1:0 für Kroatien bei der EM 2008 hat im deutschen Fußball eine kleine Kettenreaktion ausgelöst. Der arme Jansen bekam umgehend die Linksverteidiger-Rolle weggenommen, beim DFB und bald darauf auch beim FC Bayern, wo Philipp Lahm wieder nach links rückte, weshalb die Bayern seitdem einen Rechtsverteidiger suchen. […]

Erst jetzt, ein knappes Jahr später, ist die Kettenreaktion wirklich zu Ende. Am Donnerstag machten die Bayern die Verpflichtung von Danijel Pranjic, 27, vom SC Heerenveen öffentlich – wem dieser Name nichts sagt, dem sei zur Ansicht nochmal das 1:0 der Kroaten empfohlen. Danijel Pranjic, das war der Mann mit der Flanke mit der niederträchtigen Flugkurve – er wird in München jetzt jenen Lahm wiedertreffen, der seine Flanke damals nicht verhindern konnte.

Ich bin da ganz ehrlich – und jeder Bayern-Fan wird mich da nach dieser Saison verstehen – mir treibt eine solche Perspektive das Pippi in die Augen. Und damit meine ich nicht nur das mögliche Wiedersehen von HSV-Jansen und Pranjic, sondern eher den neuen Glauben, dass doch noch alles gut wird. Mit meinen Bayern.

Mach‘ nur so weiter, Louis. Dann jubelt man auf der Bank bald nicht mehr nur dem Gerland zu.