Gestern. Heute. Morgen.

Es ist Sommerpause und das tut uns allen mal ganz gut. Also vielleicht nicht allen, zumindest nicht denen, die jetzt schon wieder der neuen Saison entgegen fiebern. Früher war das bei mir auch so, aber derlei ist inzwischen in den Hintergrund getreten. Nein, wir müssen das jetzt nicht schon wieder diskutieren, es ist schlicht weiterhin so, dass mein Alltag komplett ausgefüllt ist. Der Fußball im allgemeinen und der FC Bayern im Speziellen sind nur noch ein Teil davon. Es ist wie es ist.

Man merkt diesen Unterschied auch daran, dass ich a) gar nicht bemerkt habe, dass seit meinem letzten „Beitrag“ schon mehr als 31 Tage vergangen sind und somit die, im Blog hinterlegte – Anti-Spam – „Kommentare-schließen“ – Funktion greift. In den letzten Tagen erreichten mich einige besorgte E-Mails, ob es das denn jetzt endgültig mit „Breitnigge“ gewesen und dass dies ja wirklich sehr schade sei. B) definiert sich meine Sommerpause seit einem Jahr auch noch an ganz anderen Dingen. Ich traniere seit einem Jahr die E-Jugend meines Großen als sog. „Vatertrainer“ und entdeckte dabei so ganz nebenbei eine neue Leidenschaft für den Fußball, die ich schon verschüttet glaubte. Das hat mich phasenweise überrascht, begeisterte mich aber durchgehend. Die Trainings- und Spielzeiten der E-Jugend in unserem regionalen Fußballverband orientieren sich nicht an der Bundesliga oder Länderspielpausen, nein, es geht um Schulferien, denn zu diesen Zeiten pausiert der Spielbetrieb in der Jugend (macht auch Sinn) – wir als Trainerteam haben da ebenfalls ein wenig Ruhe, da wir die Schulferien jeweils auch mit einer Trainingspause belegen.

Mit anderen Worten startet meine ganz persönliche „Sommerpause“ nach dem Ende der Spielrunde Anfang Juni, dem letzten Training gestern und dem Saisonabschlussgrillen am Wochenende.

All dies ist antizyklisch zu vielen Fußballfans „da draußen“ und Bloglesern „hier drinnen“, dass ist mir bewusst, aber es führt eben zu obigen Eindrücken bei einigen Lesern dieses Blogs.

Nur ein kurzes Statement, um dann zum eigentlichen Thema dieses Beitrags zu kommen: Sollte ich mein Blog tatsächlich eines Tages schließen, werde ich dies auch sagen und nicht implizit abschalten. Dafür ist mein Mitteilungsbedürfnis viel zu groß… 😉

Der Punkt.

Ich trage seit Wochen Gedanken in mir, wie ich einen Saison-Rück- und Ausblick-Beitrag rund um den FC Bayern angehen könnte. Allerlei lose Enden schwirren in meinem Kopf umher und ich habe es bis heute nicht geschafft, mich einmal hinzusetzen und diese zu bündeln. Ich sitze zwar jetzt gerade, aber einen Plan habe ich trotzdem nicht. Ursprünglich wollte ich den 30.06., oder 01.07., dem offiziellen Ende meiner 26-jährigen Bayern-Mitgliedschaft, als Anlass nehmen, hier einen größeren Beitrag zum Besten zu geben, aber das Resultat dürfte bekannt sein.

Machen wir es also eher stichpunktartig, kurz und bündig.

Thema Ancelotti

Ich war von seiner Verpflichtung aus mehreren Gründen begeistert. Es machte mich stolz, dass ein FC Bayern im Jahre 2016 einen Trainer verpflichten kann, den wir noch vor 5-10 Jahren niemals bekommen hätten, für den ein Klub wie der unsere, niemals eine Option gewesen wäre. Ich war ferner optimistisch, dass wir mit ihm so etwas erleben könnten, wie Real Madrid unter ihm, also sie uns im Halbfinale 2014 schlugen und zum Titel stürmten. Nun, es blieb uns versagt. Aus vielen Gründen. Gründen, die teilweise im erneuten Verletzungspech (und hier muss man ja wirklich von echtem Pech reden, denn gemeinhin ist Ancelotti nicht dafür berüchtigt, seine Spieler so zu „verheizen“, wie es ein Pep Guardiola angeblich tut, oder?!) aber andererseits in – meiner Meinung nach – taktischen Fehlern des Trainers begründet lagen. Hier sei vor allem das Aufeinandertreffen mit Real Madrid erwähnt. Das Pokal-Ausscheiden gegen den BVB können wir erneut unter „gibt es doch nicht“ abspeichern.

Im Grunde also gemischte Gefühlte bei mir, was den Trainer angeht. Hoffen wir, dass er uns in dieser Saison mit seinen „Umbruch-Fähigkeiten“ überrascht…

Thema Kader & Transfers

Im Rahmen der letzten Tage und den bestätigten Transfers kehrte bei mir doch noch so etwas wie Begeisterung zurück, wie ich sie 2007, 2009 oder 2012 spürte. Natürlich ist nichts mit „Ribéry & Toni“ „Robben“ oder „JM8“ vergleichbar, oder ggf. haben wir uns in all den letzten, erfolgreichen Jahren allzu sehr daran gewöhnt, aber ich glaube durchaus, dass es gut ist, Spieler wie James Rodriguez „von der Madrider Bank“ oder auch Tolisso zu verpflichten und eben nicht einen Sánchez aus der englischen Liga, die finanziell komplett versaut ist. Ferner noch einige junge Spieler, die, mit dem absehbaren Abschied von Robben und Ribéry in mittelnaher Zukunft durchaus Perspektive in unserem Team finden werden.

All das stimmt mich optimistisch und freut mich an Mitarbeitern wie Reschke und Co.

Um aber noch einmal auf das Thema Ancelotti zurück zu kommen: Ich hoffe sehr, dass Carlo mit diesem Kader, wie er sich jetzt für die nächsten ein, zwei Jahre abzeichnet, ein neues, starkes Team aufbauen kann, welches in der Lage wäre – auf Sicht – bis, sagen wir mal 2021, erneut die Championsleague zu gewinnen. Ein FC Bayern wird sich nach dem Abgang der alten Recken, wie Lahm, Alonso und bald Ribéry und Robben verändern, verändern müssen. Sind wir auf dem richtigen Weg? Ich hoffe es und bin aktuell guten Mutes.

Und was den Rest betrifft:

Auch in der neuen Saison wird es „Platzhalter“-Artikel auf diesem Blog geben, für alle die, die weiterhin diskutieren wollen. Was mich persönlich betrifft, werde ich bloggen, sobald sich Themen aufdrängen, zu denen ich zwingend Stellung beziehen muss. Davon abgesehen, werde ich über Spiel- und Trainingsplänen für meine Jungs sitzen und mich auf unseren Kunstrasenplatz freuen, den wir im Sommer 2018 erhalten werden.

Prioritäten, Leute. 😉

Pep geht. Carlo kommt. Paule bleibt.

Nur noch wenige Stunden, dann ist die Ära Pep Guardiola beim FC Bayern offiziell Geschichte. Und eine neue Zeitrechnung beginnt. Eine bessere, eine herzlichere, eine weniger asketische, theoretischere Zeit. Glaubt man den Stimmen, die das Ende der dreijährigen Amtszeit des Katalanen Guardiola zuletzt eher heute als morgen herbei gesehnt hatten.

Dieses Fass mache ich nicht noch einmal auf. Ohnehin bin ich zu müde für erneute oder weitere – argumentative – Gefechte. Es ist Sommerpause, auch eine EM ändert für mich daran emotional heuer nichts. Das letzte Pep-Pflichtspiel ist schon seit Wochen beendet, andere Dinge gewannen die Oberhand. Der Verein unseres Großen, zum Beispiel. Nicht nur die letzten Spiele, die teilweise erfolgreichen Sommerpausen-Turniere, nein, auch das Miterleben der kindlichen Freude, hat mich noch mal intensiver geerdet und emotionale Weichen gestellt. Eigenes Thema.

Apropos Emotion.

Wir hatten eine geile Zeit in den letzten drei Jahren, erlebten tollen Fußball, taktische Finessen auf höchstem Niveau. Wer hätte noch vor wenigen Jahren zu hoffen gewagt, dass wir jede Saison reale Chancen auf das Erreichen des CL-Finales gehabt hätten?! Eben.

Aber diese Zeit ist morgen früh offiziell beendet. Carlo Ancelotti wird dann unser neuer Trainer sein. Er wird auch mein neuer Trainer sein. Seltsam unberüht lässt mich dieser Gedanke zurück, offenbar ist auch hier meine Distanz gewachsen – siehe oben. Selten habe ich eine echte Sommerpause intensiver erwartet als momentan – einfach mal nichts vom Fußball sehen oder hören. Abschalten, runter und in den Urlaub auf die Insel fahren!

Sicher kommt die Begeisterung dann irgendwann wieder, aber diese überdrehte Überdosis, die uns Medien (klassisch wie sozial), Sponsoren – und wer sonst noch alles in der Manege des Zirkus Fußball agiert – präsentieren, ermüdet mich. Schluss damit.

Im Sparflammen-Hinterkopf freue ich mich inzwischen auf Ancelotti, plane mir seine Biografie zum Geburtstag zu wünschen, bin latent neugierig, was er taktisch mit unserer geölten Maschine auf den Rasen brennen wird – in der neuen Saison. Legt er den Fokus auf die Championsleague? Seine Bilanz in Bezug auf nationale Meisterschaften spricht dafür, andererseits: Hört man, wer aktuell neben Hummels noch alles den Borsigplatz verläßt, fragt man sich, wer die Bayern an der fünften Meisterschaft in Folge hindern soll. Selbst wenn die Bayern mit halber Kraft spielen. Ob mich das irgendwann anfängt zu langweilen, entscheide ich in den nächsten Monaten…

Apropos Zukunft.

So ungewohnt es sich gerade anfühlt, mal wieder zu bloggen, so wenig verspüre ich Muße, mich hier das dritte Jahre in Folge über mein… Sabbatical zu äußern. Ist es wie mit ABBA, die sich offiziell auch nie getrennt haben, gleichwohl faktisch nicht mehr auftreten und – aus Gründen – an diesem Status nichts ändern? Mag sein, aber sagen wir es doch einfach kurz und knapp wie es ist:

Breitnigge.de wird sicher nicht wieder das Blog werden, was es einmal war. Irgendann wieder regelmäßige Spielberichte nach jedem Auftritt unserer Bayern? Sicher nicht. Derlei machen einige andere Blogs inzwischen besser und umfänglicher, als ich es früher tat und zu leisten in der Zukunft ich in der Lage sein werde. Unregelmäßige, meinungsstarke Beiträge, wann immer es Dinge zu sagen gibt, die mir, die uns Bayernfans wichtig sein? Zu 100%: Ja.

Zurück zum Trainerwechsel.

Guardiola hat für unseren Verein sehr viel geleistet und da macht es für mich(!) auch keinen Unterschied, ob er jetzt in drei Jahren das Triple oder die Championsleague gewonnen hat. Das wird mir immer in Erinnerung bleiben. Gleichwohl wird er in Zukunft der Trainer eines Gegners des FC Bayern sein, da ist dann kein Platz für Sentimentalitäten.

Auf dem Weg vom Pepisten zum Carloianer.

In diesem Sinne: Herzlich willkommen, Carlo!

Kampf der Lager oder Fallhöhen-Bayern

Dies ist ein Erdungsbeitrag. Für meine Leser, für mich, für alle Bayernfans. Die jetzigen und die, die schon 2011 dabei waren und auch sonst alle, die es brauchen.

Wie ist der Stand? So:

Der Spanier muss auch in Münster auf zahlreiche Leistungsträger verzichten. Bastian Schweinsteiger, Franck Ribéry, Thiago, Martínez, Rafinha und Mitchell Weiser werden verletzungsbedingt sicher fehlen.

Lassen wir Weiser mal außen vor *hust* sind die Ausfälle beim FC Bayern aktuell schon ein Brett. Die Erschütterungen in den taktischen Saisonplanungen vor allem durch den Ausfall von Martinez sind sogar hier im Rheinland noch zu spüren, die Unsicherheit vieler Anhänger bezüglich der Verletzungsfrequenz bei Ribery & Schweinsteiger greifbar.

Was liegt dem zugrunde? Was macht diese Ausfälle, diese Verletzungen so besonders? Vor allem im Vergleich zu Verletzungen anderer Spieler anderer Vereine? Weshalb bilden sich im (Fan)Umfeld des FC Bayern zweierlei Lager? Die Paniker und die Beschwichtiger?

Das Stichwort ist Fallhöhe.

Der FC Bayern hatte zwischen 2012 und 2014 Weltklasse-Jahre. Und – sind wir mal ehrlich – mit Meisterschaften, Pokalsiegen und gar drei (in Worten: Drei!) Championsleague-Endspielteilnahmen hatten wir seit 2009 doch eigentlich fünf(!) Klasse-Jahre. Oder?

Wo ist also das Problem?

Fallhöhe. Man gewöhnt sich sehr schnell an die Gipfelluft. Je länger man dort oben verweilt, desto mehr muss einem offenbar aber auch die dünne Luft zusetzen. Die Wahrnehmung beeinflussen. Anders ist kaum die fehlende oder geringe Demut für die letzten fünf oder zumindest zwei bayerischen Jahre zu erklären.

Wir täten gut daran, uns dies immer wieder vor Augen zu führen. Ganz bewusst erwähne ich, dass ich mich – natürlich – auch mit einbeziehe in die Zielgruppe. Denn selbst mir fällt es oftmals schwer, ein Schritt beiseite zu treten und diese unfassbare Zeit fassbar zu machen. Selbst als jemand, der zwischen 2012 und 2014 ab und an auf die Endlichkeit der Herrlichkeit hinwies und seit dem CL-Halbfinal-Aus gegen Madrid immer wieder von Dankbarkeit sprach – selbst mich beschlich in den letzten Tagen zeitweise dieses Zwicken, welches man spürt, wenn man Verlust empfindet. Oder befürchtet.

Natürlich treffen uns die Ausfälle der obigen Sportskameraden und ja, die Saisonvorbereitung hätte insgesamt besser laufen können. Wie alle zwei Jahre. Aber das Triple wurde auch in einer Post-EM-Saison gewonnen. Punkt 1.

Punkt 2: Titel werden im (späten) Frühjahr, nicht im August, September, Oktober gewonnen.

Punkt 3: Was sollen uns die Dortmunder Würdenträger über Verletzungen erzählen?

Punkt 4: Muss es 2014/15 wirklich wieder das Triple sein?

Punkt 5: Demut, Leute. Ärmel hoch, Stutzen runter. Arbeiten, Trainieren, Stück für Stück vorwärtsgehen und die Spät-Frühjahr-Ziele nicht aus den Augen verlieren. Das Erntedank- war noch nie das Pfingstfest (um einen berühmten Sohn der Stadt Ulm abgewandelt zu zitieren)!

Wir haben Verletzte, aber noch keine Sportinvaliden zu beklagen und unsere Führungsebene hat ja die Zeichen dieser Tage erkannt und will den Kader ergänzen. Spät und wohl teurer als geplant, aber nur hohe – teure – Qualität sollte uns weiter bringen.

Hören wir auf unseren Trainer, der weiß es sicher wieder einmal am besten:

Wir müssen mit dieser Situation klarkommen, wir können das alles in den nächsten Wochen nur mit unserer Mentalität und Leidenschaft kompensieren. Aber ich bin optimistisch, dass das klappt.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten! Und zwar direkt mal gegen die Preussen.

Der Jupp’sche Kreis oder Rekord-Aus

Frauen von Fußball-Fans haben es nicht leicht. Gibt es Nachwuchs wird es kompliziert. Erst Recht, wenn der Nachwuchs noch nicht im „ich bin mit Papa beim Fußball“ – Alter ist. Dann muss Sie immer einspringen, wenn Er in Ruhe Fußball schauen will. Ganz zu schweigen von der Kinderbetreuung bei Live-Spielen.

Meine Frau ist so eine Frau. Und sie leidet still. Es gibt natürlich Reparationsleistungen meinerseits, aber rund um die Spiele unseres FC Bayern steht sie parat. Ich hingegen fand es nun einmal an der Zeit in den Rückzahlungsmodus einzusteigen. Die Saison kurz vor der Ziellinie und wenn man die technischen Möglichkeiten hat – warum nicht der Liebsten mal anbieten, ein 15:30-Spiel erst am Abend zu konsumieren? Wer konnte denn so was ahnen?!

Ich versichere an Eides statt, dass ich um 15:30 meinen letzten Tweet las und in die Lego- und Playmobil-Problematik einstieg. Bis 17:15 fasste ich mein Smartphone nicht an. Herrje. Ich fing an, die ersten 10, 15 Tweets von 15:31 nachzuscrollen und starrte schockiert auf mein Display – Null zu Zwei?? Schneller Wechsel zur Ticker-App, zwecks Beleg, was danach passiert war. 4:3? Und Dortmund? Gegen Hoffenheim?! Die Fortuna meiner Frau abgestiegen? Dann das 2:2. Relegation. Was? Abseits? Also doch P17? Puh. Wer bitte denkt sich so was aus? Aber gut, dass ich in aller Ruhe die Eroberung der Löwenburg verhinderte und den Bauernhof inkl. Weide und Tiere noch fertig gebaut bekam. Wer braucht schon solch einen Stress?

Im Ernst: Man kann es ja eh nicht ändern und am Ende des Tages war mir nur wichtig, dass wir in Mönchengladbach dann noch gewonnen haben. Über das Wie habe ich mich im Nachgang informiert. Und nur weil der Ablauf „ein wenig“ dramatischer verlief als erwartet, ändere ich doch nicht mehr meine Überschrift, die ich mir vor dem Spiel zurecht gelegt hatte (ein Novum).

Es schloss sich ja tatsächlich ein Kreis für unseren Trainer. Den gebürtigen Mönchengladbacher, der hier als Spieler seine größten Erfolge feierte und die ersten Jahre seiner Trainerlaufbahn verbrachte. Nicht nur einmal wird er in diesen Tagen auf sein (sportliches) Leben zurückgeblickt haben – sicher nicht ganz ohne Stolz (lassen wir die BL-Intermezzo (Intermezzi?) in Frankfurt, Schalke & Gladbach mal außen vor)!

Dann diese Begrüßung und Verabschiedung in Gladbach. Derlei ist dort wohl noch keinem Bayern-Trainer zuteil geworden. All das und noch viel mehr wird auch so einen erfahrenen Haudegen wie Heynckes bewegt haben. Seine Tränen während der Nach-Spiel-PK waren eindeutiges Zeichen dieser Emotionen. Ein rundum gelungener Tag im Borussia-Umfeld. Denn auch seine Spieler wussten um die „historische“ Bedeutung dieser Stunden – für ihren Trainer. Anders ist kaum zu erklären, wie die Bayern nach einem 1:3-Rückstand nach 10, 11 Minuten noch so dermaßen sowohl Gegner als auch Spiel dominieren sollten und völlig verdient (sogar um ein, zwei Tore zu niedrig) das Spiel für sich entscheiden konnten. Ein letzter Sieg, ein paar letzte Rekorde. Für den Trainer, für die Ewigkeit. Also die echte jetzt, nicht die von 2012.

Ich gestehe, dass ich mir nicht die vollen 90 Minuten unseres letzten Saisonspiels in der Aufzeichnung angesehen habe, schon die wichtigsten Szenen, klar, aber einiges im Schnellvorlauf. Dem 0:1 ging ein Zuordnungsfehler in der bayerischen Verteidigung, dem 0:2 eine ebenso unfassbare wie ungewöhnliche Konzentrationsschwäche des Ex-Gladbachers Dante voraus. Womit wir schon die Erklärung für sein Verhalten hätten – er war imho am Anfang des Spiel, bei der Rückkehr in „sein“ altes Stadion, schlichtweg „unkonzentriert“. Besser da als in Wembley. Schwamm drüber. Das 1:2 basierte auf Riberys erster Zuckervorbereitung und Martinez‘ Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Ein Konter besiegelte das frühe 1:3. Sommerfußball beim FC Bayern? Urlaubsstimmung? Mitnichten. Der FC Bayern ist heuer ein ganz anderes Team. Ich weiß nicht welches Jahr ich hier nennen soll, aber „früher“ hätte eine Mannschaft des FCB dieses Spiel nach dem 1:3 abgeschenkt. Sich vollends auf #Wembley konzentriert. Vergangenheit. Wir machten Ernst. Und hier vor allem unser kleiner Franzose. Ich sag’s Euch, Leute, unser Franck hat noch was vor in dieser Saison. Der will. Wie auch beim 2:3, als er Gladbachs Besten im kurzen Eck überraschte, oder beim 3:3 als er das Tor des Monats erzielte. Mindestens. Was für ein Strahl. Nicht weniger begeisternd seine Vorlage für Arjen Robben, der daraufhin zum 4:3-Siegtreffer einnetzte.

Was bleibt den Gladbachern?

Sie haben uns anfangs des Spiels geärgert, sie haben uns vier der 18 Saisongegentore eingeschenkt. Immerhin. Kann nicht jedes Team von sich behaupten. Nein, ich glaube tatsächlich, dass unsere Spielzeit 2012/13 tatsächlich und jetzt wirklich in die ewigen Geschichtsbücher dieser Fußball-Bundesliga eingehen wird. Mehr geht kaum. Und selbst wir werden diese Bestmarken – in der Masse – so nicht reproduzieren oder gar übertreffen können. Auch nicht mit Pep – dem Zauberer – Guardiola.

Punkt. Strich drunter. Das war es mit der Bundesliga. Rekorde über Rekorde. Schön war’s. Und das Beste? Es geht ja noch weiter. Ab sofort gilt jede Konzentration dem europäischen Gipfeltreffen am nächsten Samstag in London. Jedes Krümelchen wird analysiert, von allen Seiten beleuchtet werden. Ok, jetzt nicht von mir, ich habe beruflich bis dahin genug zu tun, aber jeder Andere, der sich nur im entferntesten mit Fußball beschäftigt, wird noch was mitzuteilen haben. Hoffen wir nur, dass bis zum Spiel nicht noch ein paar Transferbomben platzen und alle komplett durchdrehen.

Auf diversen Kanälen habe ich ja nun schon meine Einschätzung zum Finale kundgetan und auch wenn Einige das inhaltlich schon nervte und sie den Wahrheitsgehalt in Frage stellten:

Ich bin wirklich total entspannt. Und ich bin auch total davon überzeugt, dass wir das Finale gewinnen werden. Davon hat mich diese Saison überzeugt. Nicht nur die Bundesliga, nein, auch die Championsleague und hier vor allem die Spiele gegen Juventus und Barcelona, haben gezeigt, wie groß der Sprung war, den der FC Bayern 2012/13 noch einmal im Vergleich zur Spielzeit 2011/12 gemacht hat. Nicht mehr und nicht weniger. Dortmund ist stark und Dortmund steht – ebenso wie wir – verdient im Finale der Königsklasse, aber wir werden stärker sein. Nicht weil wir eine solch dominante nationale Rekordsaison auf den Rasen gebrannt haben, nein, vor allem deshalb, weil wir auf verschiedene Herausforderungen in dieser Saison immer wieder neu und erfolgreich reagiert haben.

Die Dortmunder Siegesserie gegen uns – deren Selbsterfüllung uns noch 2011/12 zu lähmen schien – ist heuer unterbrochen worden. Vielmehr hatte es der BVB zumeist seinem herausragenden Torhüter zu verdanken, nicht schon in der Bundesliga geschlagen worden zu sein. Im Pokalspiel hingegen – einer Begegnung mit ähnlichem Charakter wie am kommenden Samstag – rangen wir die Borussen nieder. Ein Wendepunkt. Bei all der – jugendlichen – Begeisterung und Unbekümmertheit, die die Schwarzgelben wohl auch im Finale auszeichnen wird, ich bin davon überzeugt, dass wir den Schlüssel in der Hand halten. Wir werden siegen. Weil wir keine Schwäche zeigen werden, jeder Spieler wird um die Bedeutung dieses Spiels wissen, jeder Spieler wird sich dieser Chance bewusst sein. Und genau dieser Gedanke beflügelte schon andere Teams. Inter 2010 ebenso wie Chelsea 2012. Auch wenn ich zusätzlich davon überzeugt bin, dass wir in diesem Finale für das Gros der Spieler nicht die letzte Chance auf den Henkelpott sehen (welches imho die Hauptmotivation für obige Gegner war).

Pack ma’s, Buam. Bringt den Pott hoam. Auf geht’s, Ihr Roten!

Vom Abstieg, Sandgetrieben und jeder Menge Trallala

Chronistenpflicht. So nennt man das wohl. Wenn man als Blogger auch fünf Tage nach einem Spiel noch seinen Bericht schreibt. Interesse hat daran sicher kaum noch jemand. Die wilde Karawane ist eh schon längst beim überüberüberüberübernächsten Thema. Was waren das noch Zeiten als ich für 50 Leser geschrieben habe, 5 Kommentare bekam und es niemanden interessierte, dass der Bericht zum Spiel immer(!) erst Dienstag oder Mittwoch das Licht der Welt erblickte. Nein, ich will gar nicht klagen, ganz im Gegenteil, ich muss sogar ab und an ein wenig schmunzeln. Und ich schreibe ja auch. Jetzt.

Ich denke, dass Spiel selbst können wir schnell abfrühstücken. Die Augsburger waren der erwartet schwere Gegner (sic!). Warum? Weil es das gefühlte 20. Spiel des FC Bayern in der Bundesliga war, in dem es – für den FC Bayern – um kaum noch etwas ging. Abgesehen von der verrückt-historischen Aufholjagd vielleicht. Ist natürlich Quatsch. Für mich ist diese Rekordjagd tatsächlich sehr wichtig. Als Statement. Als Reaktion. Auf die Jahre 2011 und 2012. Immer noch, eh klar. Damit will ich gar nicht langweilen. Diese „Spannung“ ist aber auch für uns wichtig, um hier vom Kopf her wach zu bleiben, den Bogen genau richtig zu spannen. Nicht zu stark und nicht zu schlaff. Für das große Ziel: Wembley. Aber zurück zu Augsburg.

Die ersten Spielminuten brachten das erwartete Bild – dominante Bayern. Mit Chancen im Minuten-Takt. Nun, zu diesem Zeitpunkt erinnerte ich mich wieder daran, was mich in den bisherigen Spielen gegen die Puppenkistenkicker schon genervt hat: Dieser Torhüter. Er hielt die Unhaltbaren. Denn eigentlich hätten wir in dieser Phase die üblichen 1-2 Tore erzielen müssen. Dann wäre es das Schützenfest geworden. Und die Düsseldorfer Fortuna müsste sich um die Tordifferenz im direkten Duell um Platz 15 keine Sorgen mehr machen. Wir überwanden ihn aber nicht. Und dann wurde es zäh, merkte man plötzlich – so wie es unser Kapitän nach dem Spiel ausdrückte – dass bei den Münchnern Sand im Getriebe war, man 10 Tage nicht mehr mit der 1a-Elf gespielt hatte. Eine wichtige Erkenntnis. Für das große Finale. Aber auch für das Spiel in Mönchengladbach.

Im weiteren Verlauf wurden die Augsburger mutiger und wieso auch nicht, mehr als in München verlieren geht ja eh nicht. Ein Elfmeter wurde ihnen versagt. Wie auch später den Jupp-Jungs. Das „Handspiel“ von van Buyten lassen wir mal außen vor – aus meiner Sicht kein Elfmeter.

Am Ende kam eh alles, wie es kommen musste und wie es heuer immer kam: Wir machten das Tor. Und noch eins und noch eins. Punkt. Das mich das Spiel trotzdem mitnahm, darüber schrieb meine Frau (dabei war sie ja teilweise daran schuld (Fortunin, you know?!))

Wie sehr so ein Tor doch beruhigen kann. Danach wurde es (ich) ruhiger. Im Anschluss unsere Meisterfeier. Lange herbeigesehnt, nicht erst seit dem Titel in Frankfurt, nein, seit 2010. Es wurde feucht. Und fröhlich. Die Bilder beeindruckten.

Frühkindliche Prägung.

Apropos Prägung. Für meine Kinder war es zwar die erste bewusst erlebte Meisterfeier des FC Bayern, für mich die 17. (1980,81,85,86,87,89,90,94,97,99,2000,01,03,05,06,08,10) – und jede habe ich genossen. Auch wenn ’85,’86,’89,’00 und ’01 vielleicht spontaner waren als alle anderen, mir ist jeder Titel, jeder Feier recht. Welcher (Bayern-)Fan würde diesen Satz nicht für sich unterschreiben?

Die Saison biegt in schneller Fahrt in die Zielgerade ab. Am Samstag steht das letzte Spiel in Mönchengladbach an. Hier gilt es einerseits erneut sich vor Verletzungen zu schützen, andererseits aber in Form zu kommen und sowohl all unseren Rekorden die letzte Spitze aufzusetzen als auch das 1:1 im Hinspiel zu „korrigieren“. Dabei sind übrigens die 91(!) Punkte am Saisonende realistischer als noch sechs weitere Tore für die 100-Tore-Marke. Ein Sieg, keine Verletzungen und nah an die Topform für den 25.05. zu kommen reicht mir aber vollkommen aus.

In diesem Sinne:

Auf geht’s, Ihr Roten!

Die Rückkehr der Langeweile. Endlich.

Die Guardiola-Welle ebbt ab. Die Bundesliga ist wieder da. Und das ist gut so. Wir wollen schließlich wissen, ob der FC Bayern in der Rückrunde genau da weiter macht, wo er im Dezember aufgehört hat. Ohne zu viel Spannung kaputt zu machen – er hat. Das letzte Opfer: Die SpVgg Greuther Fürth. Und so leid mir das auch tun mag, aber die Fürther sind – wie auch der FC Augsburg, ich erwähnte es bereits – meiner Meinung nach nicht stark genug, die Klasse 1.Bundesliga zu halten. Allem Einsatz und allem vermeintlichen guten Willen zum Trotz. Die Tabelle lügt nicht. Und sie spricht zurzeit eine deutliche Sprache. Ich mag mich täuschen, aber keines der Teams vor den beiden Tabellenletzten erweckt aktuell den Eindruck, noch weiter zurück zu fallen. Eher geht es nach der Winterpause nach oben (siehe z.B. Wolfsburg), abgesehen vielleicht von Hoffenheim. Andererseits: Was weiß denn ich?

Zu meinem Verein. Ich habe diese Tage wieder mit mir gerungen, was ich zu einem Spiel meiner Bayern (gegen die Franken) schreiben könnte. Mir wollte nicht so arg viel einfallen und ich sah mich schon wieder in der Lethargie der ausgehenden Hinrunde gefangen. Bis, ja bis ich auf einmal drauf kam, was das „Problem“ ist. Die Langeweile! Viele Nicht-Bayern-Fans mögen nun einwenden: Klar ist das langweilig, sind ja die Bayern. Nein, es ist diese Dominanz, diese Selbstverständlichkeit, mit der mein Verein heuer die Punkte einfährt. Ich (und meine Nerven) lieben diese „Langeweile“. Es macht mir zumindest mehr Spaß als eine Wurzelbehandlung. Oder die letzten beiden Bundesliga-Spielzeiten. Wir FCB-Fans waren – und sind wir doch mal endlich ehrlich – voller Sehnsucht nach dieser „Langeweile“.

Gut für uns, schlecht für die Bundesliga. Wirklich? Nein, die Leverkusener und die Dortmunder empfinden zurzeit eine ähnliche „Langeweile“. Natürlich immer noch anders als wir Münchner, aber gemeint ist ja nur das emsige Punktesammeln in der oberen Tabellenhälfte (was wiederum für „die Medien“ langweilig sein mag – but who cares?). Und selbst wenn die Dortmunder sich nun gefangen haben sollten – der Punkteabstand im Vergleich zum FCB und zum FCB der letzten Saison hat sich weiter vergrößert. Vielleicht haben es die meisten Fans der Roten irgendwie vergessen, aber vor Jahresfrist haben wir zum Rückrundenauftakt (in Mönchengladbach) verloren(!) und war der BVB mit uns punktgleich, einen Spieltag später waren wir die Tabellenführung quitt und galoppierte uns die Borussia davon und in Grund und Boden. Die Gegenwart ist fabulös.

All diese Gedanken hatte ich in den letzten Tagen im Kopf und sie füllten somit die Leere der Erinnerungen an das konkrete Spiel gegen die Spielvereinigung aus. Gleichwohl will ich trotzdem ein paar Gedankenkrümel verarbeiten.

Das Spiel hatte das übliche Muster gegen Mannschaften aus dem unteren, mittleren oder oberen Tabellendrittel. Je nach dem, was der Gegner so gerade über uns denkt. Eine Chance in München durch massiven Beton vor dem eigenen Tor und vorne hilft der liebe Gott? Oder Verleugnung der eigenen Offensivkraft und mal die Bayern machen lassen? Alles in den letzten Jahren zur Genüge gesehen. Fürth spekulierte wohl (nach dem Beispiel der letztjährigen Borussia aus Mönchengladbach) auf eine bayerische Schwäche zum Hin- oder Rückrundenstart. Falsch gedacht. Denn auch wenn man ein paar Prozente für die Kälte, Handball-Anrenn-Frust oder sonstigen destruktiven Dingen abzieht, hat unsere Mannschaft die Gäste her gespielt. Phasenweise war das Kombinationsspiel wie am Schnürchen, denen Fürth so dermaßen wenig entgegen zu setzen hatte, dass es beim Zuschauen weg getan haben musste. Also denen, nicht uns.

Alles noch nicht wieder bei 100%, noch nicht Gold und auch recht wenig Glanz. Aber es waren drei Punkte, die mehr als verdient waren. Das ganze Team misst sich nicht an irgendwelchen Testspielergebnissen sondern vielmehr an dem harten, kalten Alltag der Bundesliga. Einem Alltag, der uns genug fordern wird bis wir die ersten Highlights der Rückrunde mit den Spielen gegen Dortmund (Pokal) und Arsenal (Championsleague) erleben werden. Jeder dieser drei Punkte muss bis dahin und darüber hinaus für sich erarbeitet werden. Nicht nur für Pep, für Jupp oder sonst wen. Nein, für uns alle. Für unser großes Ziel. In dieser Saison und völlig losgelöst von der sog. goldenen Zukunft mit dem neuen Trainer.

Bis zu diesen „Topspielen“ spielen wir in der Bundesliga keine englische Woche und von vier Spielen dreimal in des Gegners Stadion. Keine Frage, auswärts waren wir in der Hinrunde noch stärker als in der Allianz Arena, aber die Hinrunde ist Geschichte. Wolfsburg scheint gestärkt aus der Winterpause gekommen, will und wird aus dem Keller herauskommen, Schalke wird sich in München für die Demonstration aus dem Hinspiel revanchieren wollen und in Mainz und Stuttgart war es in der Vergangenheit auch nicht immer soo einfach Kantersiege zu erzielen.

Was für den Erfolg spricht?

Wir haben fast alle Spieler wieder an Bord und somit sollte nicht nur der Konkurrenzdruck sondern auch die Leistung steigen. Bei allen Bayern. Nach dem Rückrunden-Auftakt gegen Fürth war da nämlich bei dem einen oder anderen noch Luft nach oben.

Wollen wir uns also an den Stuttgartern am Sonntag abarbeiten? Wollen wir.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Stuttgart, nicht Chelsea oder Mein Fußballerlebnis des Jahres

Ich wurde nett gefragt. Und deshalb habe ich mir Gedanken gemacht. Was wohl mein „Fußballerlebnis des Jahres“ war. In 2012.

Lange habe ich mit mir gerungen, ob es jetzt wirklich der 8329.Bericht zum Thema Finale und Chelsea FC sein muss.

Nein, muss es nicht.

Denn wenn man nur lange genug über etwas nachdenkt, kommt man durchaus auf einige alternative Themen. Auf Themen, die mich immer noch und ganz aktuell beschäftigen: Den FC Bayern, seine Fans und die Probleme, die beide miteinander haben.

Es war April. Ende April. Der FC Bayern hatte wenige Tage zuvor in Madrid das lang ersehnte Ziel erreicht. In einem Europapokalfinale zu stehen. Im eigenen Stadion. „Finale dahoam“.

Die Stimmung war – euphorisiert. Wobei dieser Begriff leicht untertrieben ist.

All das konnte ich nicht wissen, als ich mich (erfolgreich) um Karten für eben dieses Spiel bemüht habe. Gleichwohl passte es aber perfekt. Das Wetter, die Atmosphäre in der Stadt – umwerfend.

Das Spiel lief ebenfalls gut. Wir gewannen mit 2:0, die Tore erzielten die Sportskameraden Müller und Gomez. Zu meinem Fußballerlebnis des Jahres (jaja, wenn wir das Finale mal außen vor lassen, aber das ist ohnehin bei den All-Time-Top-3 gesetzt) wurde es in der 12.Minute des Spiels.

Warum?

Diese 12.Minute änderte meine Wahrnehmung. In Bezug auf so einige Dinge. Am Ende dieser Wahrnehmungskette war ich ein anderer Fan des FC Bayern. Noch wacher, noch differenzierter, noch mehr auf der Seite der aktiven Fans. Nicht weniger auf der Seite des Vereins, des Vorstands, aber mit einem weitaus größeren Meinungsspektrum.

Es gab – einmal mehr – einen Protest. Der Südkurve, der Ultras, des harten Kerns. Einige Leser dieser Zeilen mögen ob dieser Erwähnung nur gelangweilt zucken, aber schon damals wusste ich um einige der Probleme, die schon damals einer Lösung bedurften. Über Mittel und Wege kann man immer diskutieren, aber Probleme sind und waren vorhanden. Deshalb will ich nicht konkret auf das Problem an diesem 28.04.2012 eingehen, sondern auf die Abläufe und was die mit mir machten.

Ich saß auf der Haupttribüne, rechte Seite, mit direktem Blick auf die Südkurve und die aktiven Blöcke in der Mitte. 11:50 Minuten war es ruhig. Stummer Widerstand. Man hörte, wenn überhaupt nur die schwäbischen Gästefans, die ihr akustisches Glück kaum fassen konnten.

Dann sah ich den Capo auf sein Podest steigen. Sich in Position bringen. Wenn ich mich recht entsinne, gab es einen (lautstarken) Countdown.

Zehn – Neun – Acht – Sieben – Sechs – Fünf – Vier – Drei! – Zwei!! – Eins!!!

Und dann der Orkan. Ein Orkan eines Gesangs, wie wir Bayern-Fans ihn – außerhalb des Stadions – schon den ganzen Tag gesungen hatten (remember Real).

Eeeeeuroooopaaaaaaapooookaaaaaal, Euuuuuuurooooooopaaaaapoooookaaaaal, Euuuuuroooooopaaaaaaapoooookaaaaaaaaal!

Leute, man kann über die Bayern-Fans, die Arenabesucher und die Stimmung in unserem Stadion sagen was man will und viele tun dies ja auch (also zumeist die, die dieses Stadion exakt einmal in der Saison wahrnehmen (wenn ihr Verein dort spielt)). Aber die Power, die dieser Stimmungsauftakt nach 12:00 Minuten Spielzeit erzeugt hat, habe ich so in der Form in einem Heimspiel persönlich und vor Ort noch nie zuvor empfunden. Es mag an der Euphorie nach dem Championsleague-Erfolg gelegen haben, aber in diesem Moment war ich – ich kann das ganz offen zugeben – den Tränen nahe. Nicht so sehr wie nach dem Müllerschen 1:0 kurz vor Abpfiff des Finales, aber doch so sehr, dass ich mich auch heute noch genau daran erinnere, während ich bewegt diese Zeilen schreibe.

Weshalb diese Emotion bei mir?

Weil hier überdeutlich gezeigt wurde, was bei uns und mit uns möglich wäre. Wenn es eine geeinte Fankurve gäbe. Wenn der Verein den aktiven Fans hier jede mögliche Hilfe zugestehen würde. Wenn wir alle unsere Stimmungs-Träume verwirklichen könnten. Und nicht neidvoll in andere Stadien blicken müssten. Selbst wenn da viel Image dabei ist, wie ich aus langjähriger, persönlicher Erfahrung weiß.

Wir brauchen diese Stimmung. Bei aller Kritik, die man am Ultra-Singsang äußern kann, aber ich habe – schon wieder ein Geständnis – die Zeiten des 90-minütigen-Dauersupports hinter mir. Ich kann (und will) das nicht mehr. Das Finale war hier eine Ausnahme und das habe ich auch (gar körperlich) zu spüren bekommen. Wer schreit, wer feuert an, wenn es nicht unsere „aktiven“ Fans tun? Wir, die 40something-Familienväter? Nö.

Dieser Moment wird sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt haben. Als ein Ziel, als einer der bewegendsten Momente meines FCB-Fantums.

Dieser Moment ist Motivation und Antrieb zugleich. Dieser Moment ist die Wurzel dafür gewesen, dass ich inzwischen dem Club Nr.12 beigetreten bin, dass ich mich differenzierter mit unseren eigenen Fans und den Strömungen in unserem Verein beschäftige. Noch differenzierter.

Dieser Moment sollte für alle Bayern-Fans ein solcher Moment sein.

Dieser Moment ist deshalb mein Fußballerlebnis des Jahres!

Dieser Text ist zuerst auf dem Fokus-Fussball-Adventskalender erschienen. Heute. Als Türchen Nummer 7.

Sicherheit ist ein gefährliches Gut oder Messer? Wer hat hier ein Messer?

Ich liebe Social Media. Aus Gründen. Wer diese – meine – Kanäle nutzt, nimmt Teil an meinem Leben. Wer nicht, nicht. Kein Ding.

Was ich allerdings sehr schätze ist die Schnelligkeit und Reduktion auf das Wesentliche. Auf das Wesentliche, was einen persönlich interessiert.

Auf Twitter fing es am späten Freitagabend an, auf Twitter breitete es sich aus, über Twitter erfuhr ich regelmäßige Updates und auf Twitter auch den aktuellen – finalen – Status quo.

Von Freitag bis zum heutige Dienstag sammelte ich Informationen und bildete mir eine Meinung, verwarf diese und kam zum Schluss, dass es nun an der Zeit ist für diesen Beitrag.

Worum geht es? Worum soll es schon gehen, darum, worüber zurzeit fast alle rund um den FC Bayern reden: „Die Zelte“.

Aller Anfang war dieser Link (Freitag, 09.11.2012, 19:19 Uhr), bzw. dieser hier.

Hallo Eintrachtfans,

am gestrigen Abend wurden wir, durch Münchner Quellen, darüber informiert, dass der FC Bayern München, in Absprache mit der Münchner Polizei, Zelte, welche möglichen Voll- / Ganzkörperkontrollen dienen, für das morgige Spiel am Gästeeingang errichten lasse.

Es folgten massive Irritationen und gemischte Gefühle schon im Vorfeld des Bundesligaspitzenspiels FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt.

Aufgrund dieser Informationen haben wir heute, unterstützt durch unser Vorstandsmitglied Axel Hellmann und unseren Sicherheitsbeauftragten Oliver Lerch, versucht diese Maßnahme zu verhindern. Wir haben sehr klar darauf hingewiesen, dass wir solche Maßnahmen vollumfänglich ablehnen, diese – wie auch die Historie der letzten Jahrzehnte bei Spielen in München, welche ohne nennenswerte Vorfälle vonstattengingen, eindeutig belegt – für unangemessen sowie massiv überzogen halten.

Auch die Szenekundigen Beamten der Frankfurter Polizei haben ihrerseits versucht dem entgegenzuwirken und klar und deutlich formuliert, dass solche Zelte keinesfalls zielführend sind, sondern lediglich als Provokation empfunden werden.

Leider hat all dies keine wesentliche Wirkung gezeigt, so dass wir am heutigen Abend darüber informiert wurden, dass man von dieser Maßnahme nicht abrücken wird und es somit „in Einzelfällen“ zu Ganzkörperkontrollen durch den Ordnungsdienst des FC Bayern München und der Polizei kommen kann.

Zum Zeitpunkt am Freitagabend hatte ich offene Fragen auch bzgl. dieser Erklärung:

1. Bei wem versuchten Hellmann und Lerch „diese Maßnahme zu verhindern“?

2. Wo haben „Szenekundigen Beamten der Frankfurter Polizei ihrerseits versucht dem entgegenzuwirken“?

So oder so kochten die Diskussionen, Spekulationen und Vorverurteilungen hoch. All dies war aber erst ein Vorgeschmack, was in den nächsten Tagen folgen sollte…

Lange Zeit war ich nur ein Beobachter und habe mich lediglich allgemein und mit Andeutungen einer Meinung geäußert. Wie sollte man sich auch eine Meinung bilden, wenn sich die Fakten entweder zügig änderten oder einfach keine Fakten waren.

Der Club Nr.12 twitterte schon vor dem Spiel das erste – und danach häufig verwendete – Foto der Zelte. Wie er und einige andere, ihm nahestehende Twitterer ohnehin Infos aus erster Hand lieferten.

Zu diesem Zeitpunkt wurde noch kontrovers über die möglichen Aktionen innerhalb der Zelte diskutiert. Vor allem das (möglicherweise) vollständige Entkleiden wurde hier verurteilt. Unter anderem wurde auch auf die Unzulässigkeit dieser Maßnahme hingewiesen.

Hier erste Reaktionen von Blogs und Medien.

Irgendwann flatterte dann auch der offizielle Polizeibericht ins Twitterland. Ich zitiere die entsprechende Passage:

1973. Polizeibericht zum Bundesligafußballspiel FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt
Am Samstag, 10.11.2012, um 15.30 Uhr, kam es in München in der Allianz Arena zur Begegnung der Ersten Fußballbundesliga zwischen dem FC Bayern München und Eintracht Frankfurt.

Durch den Veranstalter waren hier in Abstimmung mit der Polizei Durchsuchungszelte im Bereich des Gästeeingangs aufgebaut, um bei Bedarf einzelne Personen gründlicher durchsuchen zu können. Nachdem dies im Vorfeld den Frankfurter Fans bekannt geworden war, riefen diese in einschlägigen Foren dazu auf, die Arena nicht zu betreten. Auch auf der Homepage von Eintracht Frankfurt wurde durch die Fanbetreuung des Vereins diese Maßnahme kritisiert und es wurde angekündigt, dass die Fanbetreuung das Stadion nicht betreten wird, sondern sich um die Boykotteure kümmern wird. Ca. 250 Frankfurter Fans folgten diesem Boykottaufruf und blieben außerhalb des Stadions vor dem Nordtor stehen.

Bei der Kontrolle von vier Frankfurter Fußballfans vor dem Spiel auf einem nahe gelegenen Parkplatz wurde auch deren Pkw genauer in Augenschein genommen. Hier konnten dann zwei Schlagstöcke, ein Schlagring, eine Sturmhaube und mehrere Spraydosen aufgefunden werden. Hier wird nun wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt. Alle vier Fans wurden bis Spielende in Gewahrsam genommen.

Weiterhin kam es vor dem Spiel im Bereich des Busparkplatzes zu einer Begegnung von 30 – 50 Frankfurter Fußballfans mit ca. 150 Münchner Ultras. Die beiden Gruppen liefen aufeinander zu und es kam hier zu Auseinandersetzungen. Eine größere Eskalation konnte aber durch sofortiges Einschreiten von Polizeikräften vor Ort verhindert werden. Festgestellt wurden zwei Körperverletzungen zum Nachteil von Bayernfans. Hier wurden die beiden Frankfurter Täter festgenommen. Ein weiterer Frankfurter Fan, der davon gelaufen war, konnte abgesetzt wegen einer weiteren Körperverletzung festgenommen werden. Bei ihm wurde dann auch noch eine Ampulle Kokain aufgefunden. Gegen ihn wird nun auch wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt.

Kurz vor 16.00 Uhr verließen dann 100 Personen des Frankfurter Fanblock ihre Plätze und gingen Richtung Eingang Nord. An der Rampe fingen sie dann an zu laufen. Gleichzeitig rüttelten die 250 boykottierenden Frankfurter Fans außerhalb der Tore derart massiv an diesen, dass ein zweiflügeliges Nottor aufsprang. Durch den Ordnungsdienst und durch Einsatzkräfte der Polizei konnte ein mögliches gewaltsames Eindringen dieser Gruppe in das Stadion verhindert werden. Die anderen Frankfurter Fans, die in Richtung Ausgang gelaufen waren, wurden durch eine Polizeikette aufgehalten. Die Fans unter ihnen, die das Stadion verlassen wollten, wurden dann durch Polizeibeamte begleitet.

Insgesamt war es bei dem Spiel zu 23 Freiheitsentziehungen gekommen, davon handelte es sich um 13 Festnahmen und 10 polizeiliche Gewahrsamnahmen. Bei den 13 angezeigten Straftaten handelte es sich in der Hauptsache um Delikte wie Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Beleidigung etc.

Nun ist es ja so – Kommunikationswissenschaftler unter meinen Lesern werden dies sicher in ihrem Studium gelernt haben – dass es in einer kontroversen Situation oder Auseinandersetzung immer auch darum geht, die Kommunikationshoheit zu erlangen. Bei der Polizei, dem FC Bayern, den Medien und allen anderen Beteiligten ist dies sicherlich ganz genauso. Warum erwähne ich dies? Nun, weil der offizielle Polizeibericht ein erster Anfang war Klarheit in die Hintergründe, Abläufe und Resultate dieser Zelt-Aktion zu bringen.

Kontraproduktiv (je nach Sichtweise) war da die Pressemitteilung des FC Bayern. Ob man diese auch ohne die mediale Aufregung publiziert hätte, vermag ich nicht zu beurteilen, allein, sie wurde genauso ins Netz gestellt. Ich zitiere die entscheidenden Aspekte dieser PM:

Diese Begegnung war von der Polizei bereits im Juli 2012 als „High-Risk-Spiel“, vom DFB am 26.10.12 als „Spiel mit erhöhtem Sicherheitsrisiko“ eingestuft worden.

Diese Info war neu und wurde in anderen Berichten zuvor auch anders dargestellt.

Die Maßnahme […] wurde mit Begleitung der Polizei vom Veranstalter (FC Bayern München) umgesetzt […] unter Aufsicht des […] DFB Durchsuchungszelte im Bereich des Gästeeingangs aufgebaut, um bei Bedarf einzelne Personen gründlicher durchsuchen zu können. Kurt Benisch […] DFB-Sicherheitsaufsicht: „Die DFB-Sicherheitsaufsicht hat die Maßnahme begleitet, protokolliert und für gut befunden.“

Damit war das auch geklärt. Irgendwie. Also der FC Bayern hat „aufgebaut“. Aber ist diese Idee auch „auf seinem Mist gewachsen“?

Es folgten Infos zum Ablauf in den Zelten selbst…

Bei diesen Kontrollen handelte es sich weder um sogenannte „Nackt-Scanner“, noch um Untersuchungen, bei denen sich Personen „ausziehen“ mussten. Von insgesamt rund 6.600 Frankfurter Fans wurden ca. 30 bis 40 Personen gebeten, ihre Jacken abzulegen und teilweise ihre Taschen überprüfen zu lassen.

Auf welcher Basis wurden hier die 0,6% der Frankfurter Fans ausgewählt? Laut dem Club Nr.12 – Umfeld waren es zumeist eher harmlose jüngere und/oder weibliche Fans. Wie gesagt, subjektiv beobachtet und auf Twitter gepostet. Die Maßnahme wurde seitens des Vereins übrigens – reflexartig – mit der Verhinderung von Pyrotechnik und Gewalt begründet.

Richtig interessant und – wie sich herausstellen sollte – kontrovers wurde die PM aber erst mit diesem Absatz:

Bei den Kontrollen am Samstag wurden im Übrigen von der Polizei und dem Ordnungsdienst u.a. 20 Messer, 2 Schlagstöcke, 1 Schlagring, 1 Sturmhaube, Pfefferspray und Kokain sichergestellt.

So. Jetzt mal ehrlich – wie kann und sollte man diesen Absatz interpretieren? Auch ich habe einige Zeit tatsächlich gedacht, dass hier der FC Bayern mitteilt, dass obige Dinge bei den obigen Kontrollen (in den Zelten) gefunden wurden!

Wow. 20 Messer bei 30-40 kontrollierten Eintracht-Fans? Alter Schwede!

Hier in dieser Auflistung und im Nachhinein ist das recht klar, aber man muss wissen, dass wir alle zunächst diese Erklärung für die Presse lasen und erst später den Polizeibericht vor die Augen bekamen. Ich will hier dem FC Bayern keine Absicht unterstellen (auch wenn ich „Methoden“ des Marketing und der PR durchaus kenne), aber diese PM führte tatsächlich dazu, dass obiges „Missverständnis“ durch die Medien (oder besser das „Boulevard“ oder schlichtweg die „Springer-Presse“) gejagt wurde.

Die „Zelte“ für sich genommen sind ja schon durchaus eine Diskussion wert (dazu komme ich später noch), dann aber im Nachgang diesen Eindruck zu erwecken, oder zumindest billigend in Kauf zu nehmen, ist schon ein größeres Brett. Vor allem – und da sind wir jetzt so langsam in der Gegenwart (nach vier Tagen Diskussion), dass am Ende dieser Aktion folgendes übrig geblieben ist:

NICHTS.

Das oben schon zitierte Blog-G hat sich – nach einem weiteren Blogbeitrag – die Mühe gemacht, persönlich sowohl beim FC Bayern als auch bei der Polizei nachzufragen. Ich zitiere die Updates (Hervorhebungen durch mich):

Update
13.11.12, 10:00 Uhr – BILD hat offensichtlich im Print (und dort in der Regionalausgabe) Frankfurt inzwischen klar gestellt, dass die Gegenstände nicht nur bei der Kontrolle der Eintrachtfans gefunden worden. Kann ich leider im Augenblick nicht verifizieren.

13.11.12, 10:30 Uhr – Rücksprache mit Markus Hörwick, Pressechef des FC Bayern: Es stimmt, sämtliche Gegenstände wurden bei der Kontrolle in und UM (!) das Stadion sichergestellt. Zu dem, was IM Zelt sichergestellt wurde (wenn überhaupt etwas gefunden wurde) kann Herr Hörwick keine Angaben machen.

13.11.12, 12:30 Uhr – Erneuter Anruf bei der Polizei München mit der Bitte, noch drei Fragen zum Polizeibericht zu beantworten. Ich wurde gebeten, die Fragen schriftlich einzureichen. Habe ich getan. Sinngemäß:
1) Bewegen sich die „Vorfälle“ bei der Partie FCB – SGE im Rahmen des Normalen?
2) Bewegt sich die Anzahl und die Qualität der sichergestellten Gegenstände im Rahmen des Normalen?
3) Welche Gegenstände wurden bei den Untersuchungen in den Zelten sichergestellt?

13.11.12, 15:56 Uhr – Rückruf von der Polizei München und Antwort auf die Fragen
1) Bewegen sich die „Vorfälle“ bei der Partie FCB – SGE im Rahmen des Normalen?
Keine signifikante Abweichung von anderen Spielen des FC Bayern.
2) Bewegt sich die Anzahl und die Qualität der sichergestellten Gegenstände im Rahmen des Normalen?
Es waren schon mehr – es waren schon weniger. Keine signifikante Abweichung. Die Gegenstände, die sichergestellt werden, werden vom privaten Ordnungsdienst der Polizei gemeldet. So auch die Anzahl von 20 Messern.
3) Welche Gegenstände wurden bei den Untersuchungen in den Zelten sichergestellt?
Keine Angaben möglich. Das weiß niemand mehr.

Hallo?

Ein mir persönlich bekanntes Club Nr.12 – Mitglied fasst es wie folgt zusammen.

Fazit #Ganzkörperkontrolle: In Zelten wurde nichts gefunden. Polizei weiß nichts von Messern. FCB nicht mehr wie viele und bei wem gefunden.

Und unser Mediendirektor wird ferner wie folgt zitiert:

Auf Nachfrage von „nd“ sah Hörwick das mit dem Rechtsbruch nicht ganz so eng. Ob es hier um Haarspalterei oder Sicherheit im Stadion ginge, fragte er. […] Als Verdacht reichte den Münchnern das Fehlverhalten einiger Frankfurter Anhänger in der Vergangenheit. Entsetzt sprach Hörwick immer wieder von den Bildern aus dem Frankfurter Stadion, Bilder von „Gewalt, Hooligans, Ultras, Pyrotechnik“. […] Hörwick betonte, dass diese Maßnahme rein gar nichts mit dem Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“ der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu tun habe. Das von etlichen Vereinen heftig kritisierte und abgelehnte Papier schlägt Vollkontrollen vor, besser noch in Containern statt in Zelten. Auch wenn der FC Bayern „komplett“ hinter dem DFL-Papier steht, wie Hörwick nochmals versicherte. […] Stattdessen haben die Münchner mit ihrem kompromisslosen Vorgehen die Gräben vertieft. Die durch den Fangipfel vor knapp zwei Wochen in Berlin sacht angestoßene Annäherung zwischen den verschiedenen Konfliktparteien scheint gar nicht gewünscht. So viel jedenfalls machte Hörwick deutlich: Mitbestimmung durch Anhänger im Verein im Speziellen und durch Fans im Fußball im Allgemeinen mögen sie in München nicht so gern. Was die eigenen Fans beispielsweise über die Haltung ihres Klubs zu dem mit Sanktionen vollgestopften DFL-Papier denken, wusste Hörwick gerade auch nicht. Aber er sagte: „Wir haben unseren Laden im Griff.“

„Haarspalterei“ – aha.

Es gab allerdings auch Positives im Rahmen dieses Themas. Die Social-Media-Aktivitäten der entsprechenden öffentlich-rechtlichen Anstalten. Offenbar gab es in der ARD-Sportschau Bilder von den Zelten zu sehen (ich habe sie selbst nicht gesehen. Also Bilder und Sportschau). Bilder, die es im ZDF-Sportstudio nicht geben sollte. Auf Nachfrage wurde mit uns Fans/Zuschauern/Kunden tatsächlich kommuniziert.

Klicken zum Vergrößern.

Womit wir am Ende dieses Beitrag und beim entscheidenden Punkt angekommen wären:

Meiner Meinung!

#1 Das Leben ist gefährlich. Viele Menschen wissen das, andere ignorieren diesen Umstand. Man kann die Tatsache, dass „im Umfeld“ einer Großveranstaltung wie einem Fußballspiel vor 71.000 Menschen 20 Messer und die anderen, oben erwähnten Dinge gefunden werden, als schlimm klassifizieren. Aber ist es jetzt schlimm, weil wir es nun wissen oder weil es einfach so ist? Die Polizei sagt – auf Nachfrage – dass dies immer so sei, dieses Spiel hier keine Auffälligkeiten gezeigt hat. Also, liebe Mitbürger, lebt damit, oder schließt Euch in Eurer Wohnung ein und hofft, dass direkt über Euch kein Flugzeug abstürzt!

Worauf ich hinaus will: Für diese „Schwere“ der Gefährdung bin ich nicht bereit auf meine Freiheit zu verzichten. Wer sagt denn, dass in Zukunft nicht einfach alle Besucher eines Fußballspiels sich in solche Zelte begeben müssen? Einfach so, pauschal, weil man „dem Problem Pyrotechnik nicht anders Herr werden könne“? Umkehrung der Unschuldsvermutung. Wer legt diese Grenzen fest?

P.S. Kann sich noch jemand daran erinnern, welches Gefühl man so in den 80er-Jahren beim „Stadionerlebnis Fußball“ hatte?!

#2 Ich lehne Pyrotechnik ab, ich lehne Gewalt ab, ich lehne vieles, was die sog. Ultras tun ab. Ich lehne aber auch ab, dass wir mit solchen Zelten auf solche Ultras reagieren und nicht stattdessen versuchen auf vernünftige Art und Weise mit „diesen Fans“ zu diskutieren, zu kommunizieren – versuchen, (nachhaltige) Lösungen für all diese Probleme zu finden. Damit wir nicht auch noch den Rest von ihnen „verlieren“. Wäre das vielleicht mal eine Option?

#3 Sicher, seit den Zeiten eines Max Streibl wissen wir, was „die bayerische Art“ bedeutet. Aber wollen wir wirklich auch diesen Aspekt aus Bayern auf den Rest der Republik ausweiten (siehe 1.)?

#4 Warum muss ausgerechnet mein Verein, der FC Bayern an dieser Stelle Vorreiter sein? Warum muss man all den üblichen Verdächtigen erneut Vorlagen für die Pflege ihrer Vorurteile liefern?

#5 Macht so weiter und ihr verliert auch die gemäßigte Masse der Fans.

Weiterführend Links zum Thema:

Publikative: Ganzkörperkontrollen – Wir können, wenn wir wollen

11Freunde: Die Polizeigewerkschaften schwingen die Peitsche

Bildblog: Messerwisser

SZ: Geht da ein Guerilla-Trupp ins Stadion?

Drei Tage im August oder Königstransfer, Der

Er ist da. Javier Martinez. Unser Königstransfer.

Aber welche Anstrengung liegt da jetzt hinter uns? Sicher, unsere Verantwortlichen haben seit Wochen im Hintergrund wie vor den Mikros Europas für diesen Transfer gekämpft.

Aber was haben wir durchlitten? In den letzten Tagen und Stunden?

Ich denke, dass wir unseren Kindern noch von diesen drei Tagen erzählen werden.

Wer meinem Twitter-Account folgt, wird im Ansatz mitbekommen haben, wie sehr mich das mitgenommen hat.

Am Montagabend spürte ich eine ähnliche Erschöpfung wie nach dem verlorenen #FinaleDahoam. Unglaublich eigentlich, spielte sich doch alles nur auf so einem kleinen Smartphone ab. Aber diese Schnipsel, auf die wir uns alle stürzten, jedes Gerücht, jeder Fake wurde gierig aufgesaugt. Ist er in dieser nächsten Maschine? Was sagt der Flughafen dazu, gibt es einen neuen Tweet seiner Freundin und ist das etwa nicht der echte Account von Bilbao?

Aufregung, Anspannung bis zum Anschlag.

Und dann die Ernüchterung. Als er weder in irgendeiner Maschine saß, noch sich viele Meldungen tatsächlich als Gerüchte oder einfach nur falsch herausstellten. Aber morgen, morgen kommt er dann wirklich…

Zu diesem Zeitpunkt war ich fertig mit dem Thema. Meine Twitter-Timeline bekam das zu spüren. Der Dienstag war ruhig. Fast ruhiger als normal.

Erst am Abend kam dann wieder Bewegung in die Sache, als tatsächlich – man kann es gut oder schlecht finden – die ersten Tweets über das Statement der BILD hereinzwitscherten. Und besagtes Blatt hatte sich bei all dieser Hysterie spürbar zurückgehalten. Was Einigen im Laufe der Tage durchaus auffiel und ein gewissen Nachdenken erzeugte. Wie wir inzwischen wissen, war man dort einfach top informiert, denn alles was gesagt wurde (auch vor zwei Wochen), stimmte so ziemlich mit der Realität überein. Woher nur immer wieder diese Infos kommen? Wer konnte die denen bloß gesteckt haben? Aus dem innersten Kreis?

Wie auch immer.

Als in Schwabing eine echte Bombe gesprengt wurde, Feuer ausbrachen und man sich ernsthaft die Frage stellte, was man da eigentlich gerade abfeiern würde (ob der Bilder von den Bränden), platzte gegen 0:00 der Tweet eines eifrigen #SSND-Reporters in unsere Timeline. Ein Bild (eines Films) von Martinez. Auf dem Weg zur sportärztlichen Untersuchung bei unserem Vereinsarzt. Unbemerkt von allen Reportern, die seit Tagen den Münchner Flughafen belagerten. Verrückt.

Als Martinez die Praxis verließ ein weiteres Bild eines BR-Reporters. Gegen 4:00 morgens.

Ich ging um 23:30 ins Bett. Hätte ich Twitter nur 30 Minuten länger genutzt, hätte ich in dieser Nacht wahrscheinlich gar nicht geschlafen. Vor Aufregung.

Dann die Gerüchte über den Besuch beim spanischen Verband am heutigen Mittwoch. Die sich als wahr herausstellten, weitere Sorgen, weil Bilbao in einem letzten Zucken, Martinez‘ unentschuldigtes Fehlen beim 10:00-Training kritisierte und mit Konsequenzen drohte.

Zum Schluss hingegen die Vollzugsmeldung vom FC Bayern (per Twitter! Ebenfalls vor wenigen Tagen noch unvorstellbar.). Ein letztes Aufflackern der Hysterie (die Retweets dieser FCB-Meldung erreichte Rekordwerte) – und dann war nur noch Stille. Also zumindest bei mir. Und auch nur fast.

Aber da war Erleichterung. Grenzenlose Erleichterung. Dass wir diesen Transfer tatsächlich gestemmt hatten. Das wir uns durchgesetzt haben. Gegen Bilbaos Präsident. Gegen die Kritiker von außen (die aber so oder so unsere Transfers kritisieren würden). Und gegen all die anderen Großkopferten aus Madrid, Barcelona, Manchester und Mailand. Oder wer so alles Martinez ebenfalls haben wollte.

Außenstehende sind immer noch verwirrt ob dieser Begeisterung. Auch Bayern-Fans neigen teilweise immer noch zu diesen Gefühlen.

Ich nicht.

Endgültig sind für mich nun die bösen Geister der letzten Saison vertrieben. Als wäre eine Last von meinen Schultern genommen, der graue Schleicher über unserer Vize-Welt weggerissen worden.

Darum geht es! Welcher Bayern-Fan würde in Abrede stellen, dass die letzten beiden Jahre und besonders die letzte Saison, der letzte Mai an unserem Selbstwertgefühl geknabbert hätte? Dieser Transfer ist ein Statement. Ein Statement, dass wir uns das nicht gefallen lassen, dass wir uns wehren, wieder angreifen wollen.

Auch gegen die europäische Konkurrenz, nicht nur die in der Bundesliga.

Warum?

Weil Martinez imho tatsächlich der Spieler ist, der uns in unserem Mosaik noch fehlt.

Wir haben Dante geholt, um die IV zu vervollständigen. Wir haben Shaqiri geholt, um Alternativen zu Ribéry und Robben zu haben. Und jetzt haben wir endlich einen Martinez, der die offene Wunde 6er schließen kann!

Wer will abstreiten, dass der fehlende – mindestens gleichwertige – Ersatz für den verletzten Schweinsteiger in der letzten Saison der Knackpunkt war?

Natürlich hätten wir fast das Triple geholt und es lag eben nicht nur an der langen Verletzung Schweinsteigers, aber als er zurück kam, war er doch in den entscheidenden Spielen noch nicht wieder im Vollbesitz seiner körperlichen wie geistigen Kräfte?!

Und was wäre möglich gewesen, wenn wir z.b. nur im Pokalfinale einen Martinez statt eines Gustavo hätten aufbieten können? Gerade gegen eine solche Mannschaft wie den BVB?

Dazu kann man stehen wie man will, es ist zumindest meine Meinung und ich bin davon überzeugt, dass wir an Martinez noch so einige Freude haben werden.

Willkommen in München, Javier Martínez Aginaga!