Weisheiten #263

„Durch meine Vorgeschichte habe ich dieses Ziel nicht so konkret formuliert. Weil ich gelernt habe, kurzfristig zu denken. Aber wenn der Reha-Verlauf weiterhin so positiv und schnell voranschreitet, wenn ich wieder fit bin, am Saison-Ende vielleicht noch Einsatzzeiten kriege und wieder in einen Rhythmus komme, warum soll ich dann eine WM abhaken?“

Holger Badstuber, bayerischer Optimist.

Jenseits der Stille oder Trendwende, Oida

Nach den Punktverlusten der Borussia aus Dortmund in den letzten Spielen stand die Herbstmeisterschaft des FC Bayern schon vor dem Gastspiel des zweifachen Meisters in München fest. Nicht wenige unter uns Bayern-Fans sehen aber genau diesen erfreulichen Umstand als die größte Gefahr an.

Weil der BVB uns mürbe gemacht hat? Mit seinen beiden Titeln in den letzten Jahren?

Nun, ich lebe diesbezüglich eher in der Gegenwart. Auch die anderen – nicht gewonnenen – Spiele gegen die Klopp-Kicker habe ich immer für sich genommen bewertet. Einigen, eher dem Boulevard zugeneigten Medienvertretern, gelingt dies nicht so gut. Je nach Grundstimmung sah man die Krise der Bayern bestätigt. Also im Vergleich mit dem BVB. Der FC Bayern könne den BVB jetzt seit fünf, sechs oder was weiß ich wie viel Spielen nicht mehr besiegen! Angst in München?

Für eine solche Rhetorik habe ich keinen Platz. Natürlich ist allein der Tatbestand unbestritten, dass wir den BVB (in der Bundesliga) schon länger nicht geschlagen haben. Aber was besagt das und noch mehr: Für was ist das relevant?

Der BVB ist nicht zweimal in Folge Meister geworden, weil wir jetzt schon länger nicht mehr gegen sie gewonnen haben. Der BVB ist Meister geworden, weil sie alles andere (auch) gewonnen haben. Diese unfassbaren Serien, vor allem in der letzten Saison, waren der Grundstein für den Erfolg. Nur gegen Bayern München allein reicht es auch nur für sechs Punkte.

Womit wir schon bei meinem roten Faden sind. Dieser Umstand ist den Dortmundern abhandengekommen. Das schwarzgelbe Umfeld mag den Punktgewinn in München wie einen „gefühlten“ Sieg feiern und ich würde mich vielleicht dazu hinreißen lassen, dass wir in Dortmund selbst sogar verlieren dürften – ABER beides wird dem BVB heuer nicht helfen. Weil die Bayern ihrerseits die Gegner (auch und gerade „die Kleinen“) schlagen/deklassieren – und die Jungs vom Borsigplatz eben nicht mehr (wie zuvor).

Den Championsleague-Erfolgen sei Dank. Mein Reden. Deshalb habe ich ja gegen die Qualifikation der Dortmunder für das Achtelfinale nichts einzuwenden. Zumindest seit es sich nicht mehr vermeiden ließ. Aber die Kausalität ist immer wieder die gleiche. Und wenn ich aus der schwarzgelben Ecke in den letzten Monaten und Jahren immer wieder das Wort „Wachablösung“ (obwohl, es waren dann wohl doch eher die sympathisierenden Medienvertreter) hörte, dann kam mir dieses Wort zuletzt immer häufiger in Sinn. Warum? Weil eine „echte“ Wachablösung doch erst dann in den Bereich des Möglichen kommt, wenn der BVB auch diese Doppel- und Dreifachbelastung locker wegsteckt. Und zwar so locker, wie das der FC Bayern seit Jahrzehnten macht.

Aus dieser Erkenntnis spricht kein Frust und der BVB hat ja – hört man den einen oder anderen Fan – selbst nach zwei Meisterschaften in Folge – immer noch eine sehr niedrige Erwartungshaltung (P1-4). Kurzum: Es ist noch ein Stück weit zu gehen für die Dortmunder. Aber der FC Bayern marschiert ja ebenfalls weiter, ergo: Abwarten.

Apropos Marschieren.

Das Remis am Samstag mag den einen oder anderen Bayern-Fan enttäuschen. Mich auch. Ich hätte lieber gewonnen, klar. Und klarer noch lieber.

ABER – da bricht mir kein Zacken aus der Krone – ich war im Stadion. Und ich habe gesehen, wie stark der BVB ist. Und wenn ich „stark“ sage, dann meine ich die „Stärken“ des BVB.

Welche sind das?

Laufbereitschaft, Laufbereitschaft, Laufbereitschaft. Ach und dann noch Passspiel, Laufwege und Hummels, Götze, Weidenfeller. Einen Lewandowski hätte ich nach dem letzten Spiel noch hinzugezählt, seit Samstag nicht mehr. Begründung später.

Der Reihe nach.

Der Gegner war zwar der amtierende Deutsche Meister, aber das Problem haben wir schon gegen andere Teams. Wenn der FC Bayern das Spiel nicht schnell macht, wird es schwierig. Aus meiner Perspektive (Mittelrang zwischen Haupttribüne und Südkurve, Höhe Eckfahne) konnte man das Verschieben der Borussia perfekt beobachten. Vor allem in HZ2. Da laufen 5-6 Leute komplett immer hin und her. Und hin. Und her. Wie magnetisch vom Ball und ballführenden Gegner angezogen. Und im freien Raum steht dann im Zweifelsfall ein Mats Hummels und klärt alles was durchkommt. Abgesehen von Weidenfeller, der die Bälle, die selbst Hummels nicht klärt, klärt.

So der Normalzustand am Samstagabend. Rund um das Tor des Sportskameraden Kroos und einige andere Verwirrungen im und um den schwarzgelben Strafraum herum, sah das allerdings ein klein wenig anders aus. Weil der FC Bayern Geschwindigkeit aufnahm und die Lücken fand.

Die Jubelarien nach dem Spiel, es sei so „hochklassig“, so „spitzenmäßig“ gewesen, konnte ich nach dem Schlusspfiff nicht teilen. Im ersten Abschnitt war es allein für Taktikfüchse ein Genuss. So neutralisierend war das Spiel. Wenn auch mit Vorteilen für die Bayern. Vorteile für unseren Gast gab es dann nach dem Seitenwechsel. Mit der Folge einiger Chancen, die im Nachgang die meisten BVB’ler zu der Aussage hinreißen ließen, es wäre mehr als ein Remis drin gewesen. Na klar. Ist es ja immer. Oder? Weil, der Ball ist ja rund und das Spiel dauert 90 Minuten.

Warum bin ich nach dem Spiel zufrieden?

Weil es das erste Mal seit zwei Jahren so war, dass – gefühlt – eigentlich wir das Spiel hätten gewinnen können, es „verdient“ gehabt hätten. Weil wir ein Tor aufgrund eines Klasse-Spielzuges und des Talent eines Toni Kroos erzielten und die Dortmunder hier von zwei bayerischen Fehlern nach einer Standard-Situation profitierten (Kopfballverlängerung Mandzukic (in die Mitte vor das eigene Tor!) und Deckungsfehler Kroos gegen Götze).

Weil die Chancen der Borussia (Hummels vor Neuer, etc.) nicht schlecht waren, Herr Weidenfeller aber bei unserer Fülle an Chancen gegen Ende des Spiels (konnte der FC Bayern da tatsächlich noch eine Schippe oben drauf legen? Gegen Borussia Laufen-wie-die-Hasen Dortmund??) mehrmals Weltklasse-Paraden zeigen musste.

Natürlich bleibt es am Ende immer noch nur ein Unentschieden, aber Borussia lief Gefahr einen Rückstand von 14(!) Punkten mit in den Winter zu nehmen. Vierzehn.

Es sind nur 11. Ist das nun ein Grund zum Feiern? Nicht für Borussia Dortmund. Denn der Europapokal ruft diesmal im Februar/März immer noch, die Dreifachbelastung bleibt und – das alles Entscheidende – der FC Bayern siegt und siegt. Zumindest gehe ich davon aus. Warum auch nicht? Wieso sollte dies weniger wahrscheinlich sein als bei den Dortmundern? 2012 ist bald zu Ende, liebe bayerische Bedenkenträger.

Apropos Sorgen.

Es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Holger Badstuber hat sich in einem Zweikampf mit Herrn Götze so schwer verletzt, dass er frühestens im Mai zurückkehren wird. Gut für uns, dass wir einen Kader haben, wie seit dieser Saison und wir einen Boateng einwechseln konnten. Aber die erwartete Konkurrenz auf dieser Position ist das nicht.

Ferner hätten wir die Dortmunder wohl endgültig aus dem Titelrennen schießen können. Haben wir aber nicht. Erhöht das unsere (An)spannung und die Freude der Borussia, noch ein wenig länger träumen zu dürfen? Sehr wahrscheinlich. Aber es bekümmert mich auch nicht all zu sehr. Denn 11 Punkte sind 11 Punkte und – bei all den Geistern von 2011/12 – das ist ein Brett. Punkt.

Ein wenig Einzelkritik gefällig?

Derlei fällt mir schwer. Weil es ein schwieriges Spiel war. Da hat sich viel ausgeglichen. Aber ein paar kleine Dinge sind mir dann doch aufgefallen.

Ich bin da ganz offen, aber einer der BVB’ler, die mich in den letzten Spielen am meisten genervt haben (und das ist als „Kompliment“ gemeint) war Lewandowski.

Meine Güte, dem konnte man den Ball geben, aus welcher Tiefe des Raumes auch immer und der konnte den stoppen, verarbeiten und so lange halten, bis die halbe Borussen-Truppe nachgelaufen war. Das war im Rückspiel in Dortmund und erst recht im Pokalendspiel so. Schlimm.

Und am Samstag?

Lewandowski war imho kein Faktor. Und das ist herausragend. Es ist unserer Defensive (und damit ist nicht nur die Abwehr gemeint) gelungen, ihn aus dem Spiel zu nehmen. Die von mir oben beschriebene Gefahr ging von ihm nicht (mehr) aus und das beruhigte meine Nerven unermesslich (mein legendärer Twitter-Ausraster gegen Gustavo basierte auf den verlorenen Zweikämpfen gegen Lewandowski, die zum (vorentscheidenden) Pausenrückstand führten).

Seltsam gelassen war ich auch ob der Präsentation unseres Ex-Spielers Hummels. Da beißt die Maus keinen Faden ab, was der Junge vor meinen Augen in der zweiten Halbzeit abgebrannt hat (im ersten Abschnitt saß ich für diese Wahrnehmung zu weit weg) ist schon aller Ehren wert. Was wäre Borussia Dortmund nur ohne Mats Hummels?

Der ist nicht nur Zweikampf- und Kopfballstark, nein, der ahnt auch noch, wo wahlweise Ball oder Gegner hinlaufen wird. Seine IV-Kollegen fallen hier leistungsmäßig imho klar ab.

Aber wie gesagt, seit er sich klar positioniert hat – pro BVB – habe ich mich emotional von diesem – aus unserer Sicht – fatalen Transfer gelöst. Wir haben es ja trotzdem geschafft ihn zu überwinden. Und hätten wir Herrn Götze nicht freie Schussbahn (from my point of view konnte ich tatsächlich die Lücke sehen, in die Götze traf – ich habe das Tor also Sekundenbruchteile vorher gesehen) gelassen, wäre das auch der Sieg geworden. Sei es drum.

Aber ich war ja bei der Einzelkritik. Meiner Mannschaft.

Gut war Kroos. So gut, wie er vor dem Ausgleich schlecht war. Sehr gut war auch die Einstellung der gesamten Mannschaft in den ersten 20 Minuten. Feurig zunächst Ribéry, was aber mit zunehmender Genervtheit abnahm. Und erst gegen Ende des Spiels, als es ohnehin wieder schlagartig besser wurde, kam diese Leidenschaft zurück.

Über Martinez müssen wir nicht mehr reden. Der ist angekommen in München. Willkommen, Javier.

Nein, alles im allem was das imho eine Trendwende. Denn wer würde bestreiten, dass wir im letzten Jahr dieses Spiel nicht noch verloren hätten? Es war ja auch so. Im Hinspiel dieses dreckige 0:1 dank des Boateng-Blackouts (damals schon Götze, der sein Glück gar nicht fassen konnte, als ihm der Ball – zack – vor die Picke fiel) und im Rückspiel dann die Steigerung mit einem Robben, der nicht nur Lewandowskis Abseits aufhebt sondern noch Elfmeter und 100%-tige Chance vergibt. Für mich alles Vergangenheit.

Ich schau‘ da nach vorne.

Wie auch bei den restlichen möglichen Bewertungen einzelner Bayern-Spieler. Jetzt noch zweimal Bundesliga, morgen den Gruppensieg in der CL klar machen und dann im Pokal in die nächste Runde einziehen. Punkt.

Dann gehen wir mit guter Stimmung ins neue Jahr 2013.

Apropos Stimmung.

Der Fan-Protest, der diesmal nicht nur in unserer Südkurve sondern parallel im kompletten Gästebereich stattgefunden hat (wie auch in allen anderen Stadien der Liga), hat mich so sehr bewegt, dass ich das Thema in einem eigenen Beitrag bearbeiten will. Hier, im Rahmen des Spielberichts würde es nicht die nötige Würdigung erfahren. So stay tuned.

Morgen erst einmal Bate putzen!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Spanische Blitzeinschläge und Bayerischer Schlendrian

Machen wir es kurz – ich bin schließlich mal wieder spät dran.

GUT:

  • Der FC Bayern steht im Achtelfinale der Championsleague, überwintert im Europapokal.
  • Weitere Einnahmen und Abendspiele (mit der Option auf Eintrittskarten für mich) sind gesichert.
  • Wir haben es im Heimspiel gegen BATE selbst in der Hand den Gruppensieg zu fixieren. Mit einem Sieg in beliebiger Höhe.
  • Wir hatten endlich einmal einen guten Schiedsrichter in dieser CL-Saison.
  • Der FC Bayern kann noch mit zwei Stürmern spielen.
  • In Valencia kann der Blitz in Spieler einschlagen und die spielen danach einfach weiter.
  • Holger Badstuber kann Bälle nicht nur zum Torwart zurück spielen. Ich habe es selbst gesehen.

SCHLECHT:

  • Unser Turbodribbler, die Seele unseres Spiels – Franck Ribéry – spielte unter Schmerzen und war spätestens nach den ersten Fouls an ihm nur noch ein Schatten seiner selbst.
  • Wir hatten mit 10 Valencia-Gegnern mehr Probleme als gegen 11.
  • Unsere Standards sind weiterhin… verbesserungswürdig.
  • Insgesamt war es kein gutes Spiel.
  • Selbst dieser gute Schiedsrichter pfiff einen, an Lächerlichkeit nicht zu steigernden Freistoß für Valencia. Vor der spanischen Führung.

Sind das alle relevanten Punkte? Mehr fallen mir zumindest inzwischen nicht mehr ein.

Klar bin ich froh, dass wir – Dank der BATE-Niederlage gegen Lille – nun für das Achtelfinale qualifiziert sind, es im letzten Heimspiel nur noch um den Gruppensieg geht und wir es selbst in der Hand haben. Andererseits bin ich aber irritiert, dass wir in dieser Gruppe überhaupt so lange Probleme hatten, für klare Verhältnisse zu sorgen. Aber gut – abgerechnet wird am Ende der Saison. Denn was nützt dem amtierenden Deutschen Meister z.B. diese – zugegeben – nicht schlechte Gruppenphase, wenn man jetzt im Achtelfinale ausscheidet? Eben.

Nein. In diesem Spiel war eigentlich vom Anpfiff weg, nach dem Platzverweis und erst Recht nach dem Rückstand nur eines wichtig: Das Erreichen des Minimalziels: K.O.-Runde. Geschafft. Abhaken.

Bei all dieser Begeisterung der bisherigen – hervorragenden – Hinrunde, ist es uns Bayern-Fans offenbar gegeben, trotzdem hinter jedem Tor, jedem Ball, jedem Grashalm das herannahende Verderben zu vermuten. Wer zwei Jahre gebrannt hat, scheut das Euphorie-Feuer. Oder so.

Natürlich bin ich begeistert, wenn ich immer wieder auf die bisherige Saisonbilanz zurückblicke. Ich bin allerdings auch voller Zweifel, wenn ich unsere Abhängigkeit von Ribéry beobachte. Er fehlte gegen Leverkusen, gegen Nürnberg und er war – in keinster Weise – gegen Valencia nur im Ansatz im Besitz seiner vollen Kräfte. Resultat? Bekannt.

Ist das nun normal für eine europäische Spitzenmannschaft? Wie hat der BVB (ergebnismäßig) gespielt als es noch kein „Rötze“ gab sondern nur den heimgekehrten Borussen-Jung?

Ganz genau.

Bitter war es lediglich mitanzusehen, wie sehr unser Franck leidete. Leidete nach den ersten Fouls der Spanier. Bei jedem Sprint, jedem Zweikampf. Und wenn ein Kämpfer wie er aufgibt, dann muss es echt weh tun.

Andererseits: Es hat ja geklappt. Shaqiri machte nach seiner Einwechslung richtig Alarm und brachte Schwung. Ebenso Gomez. Gut, dass der auch wieder dabei ist. Nicht weniger gut, dass der Trainer Müller auf dem Platz ließ. Trotz seiner zuvor eher schwächeren Leistung. Aber nur einer mit solch krummen Beinen konnte diesen Ball zum Ausgleich ins Netz zimmern.

So verdient dieser Ausgleich ob unserer Leistung über 90 Minuten durchaus war, dass wir nicht mehr aus unseren vorhandenen Gelegenheiten und unserer numerischen Überlegenheit machten, muss uns Warnung genug sein. So kann das auf Dauer nicht weiter gehen. Dieser – zurückgekehrte – Schlendrian wird uns irgendwann vielleicht einmal das Genick brechen. Und dies völlig zu Recht.

In diesen Zeiten ist kein noch so großer tabellarischer Vorsprung, kein 4:0 in der 60. Minute sicher genug, als das sich auch eine Mannschaft wie der FC Bayern zurücklehnen könnte.

Erklären kann ich mir es nicht, aber einige unserer Spieler schafften es nicht gegen unseren spanischen Gegner die volle Leistung abzurufen. War das dieser Schlendrian? War es der Gegner? War es die (geistige) Erschöpfung nach den letzten englischen (Erfolgs)Wochen?

Wer weiß das schon oder steckt in unseren Spielern drin? Der Trainer? Das will ich doch mal hoffen. Nicht auszudenken, wie desillusionierend es wäre, wenn auch der keinen Plan für das große Ganze hätte.

Ich schweife ab.

Irgendwie sind wir wohl alle ein wenig müde. Trotzdem müssen wir uns für die letzten 7 Pflichtspiele des Jahres motivieren, denn in der Bundesliga entscheidet sich nun, mit wie viel Vorsprung wir die Herbstmeisterschaft gewinnen und in die Rückrunde starten. Gegen Hannover, in Freiburg und dann das „Giganten Duell“ gegen den BVB. Danach sollte klar sein, wohin unsere Saisonreise geht. Gewinnen wir die ersten beiden Spiele, können wir gegen Dortmund schon Herbstmeister werden. Wir könnten aber plötzlich auch Schalke oder Frankfurt (spielen am WE gegeneinander) konkret im Nacken haben und den BVB mit halbem Punkteabstand in Reichweite.

Beides ist möglich – aber wir haben es in der eigenen Hand! Auch, ob sich schwarz-gelbe Aufholjagd-Geschichte wiederholt. Oder wir neue Geschichte schreiben. Für unseren glorreichen FC Bayern.

Lasst die Spiele beginnen!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von unersetzlichen Franzosen, Serien und jeder Menge Aluminium

Jede Serie geht einmal zu Ende. Auch und gerade im Fußball. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Bayern auf ihrer Rekordjagd gestoppt werden. Es war Leverkusen vorbehalten, diese „Sensation“ zu schaffen.

Ausgerechnet Leverkusen. Die Mannschaft, die zuletzt in München gewann, als die Berliner Mauer noch stand. Einige meiner Leser werden fragen: „Berliner was?“.

Nun, mir ist derlei historisches Schwelgen fremd. Bayer war in den 23 Jahren oft dicht dran diese Negativ-Serie zu beenden. Und irgendwann kommt halt einfach dieses Spiel, wenn die Bayern nicht über 93 Minuten 100% Leistung, Wille, Einsatz zeigen und man mit der üblichen 11-Mann-am-eigenen-Strafraum-Taktik Erfolg hat. Womit ich nicht sagen will, dass Bayer sich nicht auch in die bayerische Hälft verirrt hätte, nein, nein, ich würde so 2-4 Torschüsse gelten lassen. Daraus machte Bayer dann halt zwei Tore.

Schlimm genug, dass Bayern hier kräftig mithalf in den Personen Badstuber (schlimmes Positionsspiel in der Rückwärtsbewegung – wo war Dein Gegenspieler, Holger?), Lahm (was für ein Luftloch drei Meter vor dem eigenen Tor) und Boateng (Pech, nicht direkt an Sam dran gewesen zu sein, sondern genau die Entfernung zu haben, die es braucht, nicht mehr reagieren zu können, wenn der Gegenspieler völlig willkürlich (denn dass das geplant war, kann mir keiner erzählen) einem ins Gesicht köpft).

Noch schlimmer ist es allerdings, wenn man als Fan seines Vereins mitansehen muss, wie planlos uneffektiv das eigene Team agierte. 2011 ick hör‘ Dir trapsen.

Wie viele Flanken waren das?

Wie viele Ecken?

Wie viele Freistöße?

Resultat?

Ein Tor! Eins. Von Mandzukic. Der zwar immer noch der Top-Torjäger der Bundesliga (weshalb sich wohl jede Kritik merkwürdig anhört und intern bestimmt nicht geäußert wird), aber für mich trotzdem ein Problemfall ist. Darf ich Mandzukic etwa nicht dafür kritisieren, dass er – in der letzten Zeit fast nur durch Ellbogen-im-Gesicht-des-Gegners-Fouls und Diskussionen mit Gegenspielern und Schiedsrichtern auffällt? „Nur“ weil er durchaus regelmäßig das Tor trifft?

Sollte ich mich besser trollen, weil unsere Torausbeute – trotz 27:4 Toren in der Bundesliga – für mich trotzdem zu dürftig ist?

Einerseits bin ich begeistert, dass wir bislang eine solche Serie hingelegt und auch Siege gegen vermeintliche „Kleine“ geholt haben.

Andererseits habe ich Sorgen, dass wir eine exakte Kopie der letzten Saison erleben. Und diese Sorge umtreibt mich permanent. Diese Sorge werden ich wohl erst ablegen können, wenn wir sieben Spieltage vor Schluss mit 20 Punkten Vorsprung die Tabelle anführen.

Diese Sorge hat auch nichts damit zu tun, dass Dortmund der Sieg in Freiburg per Schiedsrichter-Fehlentscheidungen geschenkt wurde. Derlei passiert. Und wir hatten in dieser Saison auch schon das eine oder andere Glück auf unserer Seite. Nein, diese Sorge betrifft unseren schlimmsten Feind. Uns selbst!

Wir haben unser erstes Spiel verloren (in der Bundesliga, in der Saison ja wohl schon länger – Bate, anyone?!). Unser Vorsprung auf Schalke und Dortmund ist geschrumpft. An einem Spieltag um jeweils drei Punkte. Und was passiert? Man hört die ersten Stimmen, die davon reden, dass „wir ja immer noch neun Punkte Vorsprung auf den BVB haben.“

Genau dieses Gift meine ich! Eine Woche später heißt es dann „es sind ja immer noch sechs Punkte Vorsprung“, danach „es sind ja immer noch…“.

Währet den Anfängen sag‘ ich da nur!

Aber kommen wir zum Spiel selbst.

Dass wir unglücklich verloren haben und Leverkusen recht viel Glück hatte, ist ja nun inzwischen von jedem schon gesagt worden. Allein, es ist nicht zu ändern. Wir sollten nur unsere Lehren daraus ziehen. Aber was sind die Lehren aus unserer ersten Bundesliga-Saison-Niederlage?

1. Franck Ribéry ist nicht zu ersetzen.

Natürlich ist unser Kader breiter geworden und ja wir haben inzwischen mehr Alternativen in Offensive wie Defensive (wenn alle Spieler gesund und munter sind). Aber kaum ein Spieler zeigt uns den Unterschied zwischen Tag und Nacht wie unser kleiner Franzose auf der linken Außenbahn. Exemplarisch sei hier das Spiel in Düsseldorf, die erste Halbzeit in Lille und als Gegenbeispiele die zweite Halbzeit in Lille und das gestrige Heimspiel zu werten. Irgendjemand anderer Meinung?

Shaqiris Einsatz in allen Ehren, aber da entwickelt sich aktuell eher etwas zurück, als das er uns seinen guten Eindruck vom Saisonstart bestätigen könnte. Allein noch Herr Alaba zeigte in der ersten Halbzeit gegen Leverkusen etwas von dem Feuer, dass unser Stamm-Flügelflitzer regelmäßig auf den Rasen brennt. Extraordinaire!

2. Wir können keine Standards.

In diesem Punkt bin ich immer wieder sprachlos. Ehrlich, Leute. In jedem Spiel steht mir wahlweise der Mund fassungslos offen, oder ich bin kurz davor den Fernseher einzutreten. Von Wutanfällen im Stadion ganz zu schweigen. Wie ist diese Stagnation zu erklären? Ich erinnere mich daran, dass ich derlei schon unter Hitzfeld (seiner ersten Periode) so gesehen habe. Und warum ändern wir nichts daran? Jeder Kreisliga-C-Verein sucht hier sein Heil im Trainieren von Standards, um – ansonsten überlegenen Teams – wenigstens eine Waffe entgegenzusetzen.

Nur der große FC Bayern hat derlei nicht nötig? Und da soll mir unser Trainer nix erzählen – wie oft wohl Chelsea FC die Eckball-Variante auf Drogba trainiert hat?

3. Wir haben immer noch keine Waffe, kein Konzept gegen tiefstehende defensiv eingestellt Teams.

Nun ja, eigentlich ist es ganz einfach. Gegen die üblichen Verdächtigen (wobei Bayer ja nicht dazu gehört, die haben nur in München – einmal mehr – ihre offensive Natur verleugnet) hilft nur Geschwindigkeit. Und Flexibilität. Müde spielen kann man 2012 keinen Gegner mehr. Vielleicht in einem Freundschaftsspiel in der Sommer- oder Winterpause gegen Barfuß Jerusalem, aber keine Mannschaft der Bundesliga geht in der 85.Minute gegen Bayern die Puste aus. Die Zeiten sind vorbei.

Wir müssen „nur“ unsere Stärken ausspielen. Schnelle, kurze Pässe, lange, diagonale Pässe, oder einfach nur die Klasse, die wir im Kader haben auf den Rasen bringen. Handballartig den Gegner einzulullen funktioniert schon seit der ersten van-Gaal-Hinrunde nicht mehr. Als alle restlichen 17 Mannschaften in der Bundesliga die Videos über unsere Spielzüge auswendig gelernt hatten.

Wo war aber unsere Schnelligkeit? Vor allem in der zweiten Halbzeit, als wir in Rückstand waren und Bayer so in Karten spielten?

Noch ein Grund für die Niederlage. Neben den persönlichen Versäumnissen.

4. Holger Badstuber ist kein Außenverteidiger.

Selten zuvor war ich mit einer Auswechslung zur Halbzeit einverstandener als mit dem Wechsel Holger Badstubers. Wie man ja inzwischen weiß, hat sich Badstuber einen Muskelfaserriss zugezogen. Für mich bleibt da die Frage: Wann?

Schon vor dem 0:1? Danach? Auf dem Weg in die Kabine?

Wann auch immer dieser Faserriss auftrat, es war fahrlässig den Holger weiter auf den Platz zu belassen. Ich zögere noch ein wenig alles „Schlechte“ an ihm festzumachen und ich bin insgesamt auch mit seiner Leistung als Vertretung Nummer 3(!) auf dieser LAV-Position durchaus zufrieden. Wieso auch nicht, war er mit daran beteiligt, dass wir in acht Bundesliga-Spielen nur zwei Gegentore kassiert haben. Aber erstens ist Badstuber definitiv kein Außenverteidiger – dafür fehlt ihm die Dynamik (offensiv wie defensiv) – zweitens war es (auch und gerade vor dem 0:1) einmal mehr überdeutlich, dass er als gelernter IV immer tendenziell in die Mitte zieht. Ich rede jetzt nicht von dem Ballverlust, ich rede davon, dass er einfach auf seiner(!) Seite den Gegenspieler an der Flanke hindern muss, dann passiert da gar nichts.

Und warum ich da jetzt darauf herumreite? Weil ich derlei Situationen nicht zum ersten Mal verfolgt habe. Unsere bisherigen Gegner aber offenbar nie die Klasse hatten, diese Schwäche intensiver zu nutzen. Das Länderspiel gegen Schweden lasse ich aus Fairness-Gründen bezüglich seiner Einschätzung bewusst außen vor. Ich wünsche ihm eine schnelle Genesung und dass er danach gestärkt zurückkehrt und den Kampf gegen Dante und Boateng um die beiden IV-Positionen aufnehmen kann!

Gibt es weitere Einzelkritik?

Lahm hatte ich oben schon erwähnt. Dieses Luftloch, dass Kießling den Ball an dessen Schienbein springen und von da ins Münchner Tor springen lässt, wird er noch seinen Enkeln zeigen müssen. Schlimm. Überhaupt ist Lahm zwar immer noch einer der besten AV auf dem Erdball, aber wieso trainiert er nicht mal beide Füße? Seine Rechtslastigkeit – auch im Eins-gegen-Eins – ist eine seiner Schwächen und reduziert die notwendige Geschwindigkeit in manchen Situationen.

Herr Schweinsteiger war einer der Wenigen auf dem Platz, den die Gesamtsituation – für alle sichtbar – total an genervt hat. Das fand ich gut. Genützt hat es nichts. Auch ihm fehlte oftmals das Glück.

Dass selbst unsere inzwischen starke Bank ihre Grenzen hat, erlebten wir, als wir Herrn Kroos mal wieder auf der 6er-Position sahen. Gruselig. Mehr fällt mir da nicht ein.

Wie man es jetzt aber auch dreht und wendet. Steht Boateng nicht genau dort in der Luft, wo er stand, deckt Badstuber seinen Gegenspieler, oder haut Lahm den Ball weg, treffen wir nicht Latte und Pfosten – wir würden weiter über den Ausbau unserer Siegesserie sprechen.

DAS ist Fußball.

Schlimm wäre es jetzt nur, wenn wir gegen Kaiserslautern oder gar den HSV die gleichen(!) Fehler machen. That’s it.

Von daher: Kopf hoch, Mund abputzen und Wunden lecken.

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Manuel Neuer, als Feldspieler – Weltklasse!

P.P.S. Robben is back – endlich!

Weißrussische Hasen oder Ohne äußere Verteidigung

Ich bin ja immer wieder froh, dass wir hier nur über Fußball reden. Und keine Atomkraftwerke bauen. Denn denkt man an die ersten Reaktionen auf das gestrige Gastspiel unseres FC Bayern in Weißrussland – während des Spiels und danach – man könnte denken, dass heute die Sonne nicht mehr für uns aufgehen würde. Mit einem Spiel wurde die bisherige – mehr als erfolgreiche – Saison ad absurdum geführt?

Haben wir gestern schon wieder das dritte Finale verloren? Ist die Lage hoffnungslos? Nein, es ist einfach nur wieder die Lust am Destruktiven. Beim FC Bayern war es einigen offenbar einfach zu schön, zu harmonisch, zu erfolgreich – das kann doch nicht sein!

Das fing im Vorfeld in der Sky-Berichterstattung an, als man – mit aller Macht – Zwietracht und massive Spannungen zwischen Trainer und Sportdirektor beobachtet haben wollte. Der Sportjournalismus auf dem Weg in den Boulevard. Unaufhaltsam. Demnächst werden beide noch parallel live interviewt. Mit unabgesprochenen Fragen aufeinander gehetzt. Schlimm.

Sicher. Sammer hätte nach dem Bremen-Spiel seine Worte anders wählen oder gar nicht äußern müssen – abgesehen davon, dass er imho Recht hat(te). Und auch klar, Heynckes hätte die Öffentlichkeit der Kritik unseres Sportdirektors nicht unbedingt in der Öffentlichkeit diskutieren müssen. Aber er wurde ja nun einmal gefragt. Da strahlte Sammers Sky-Interview noch die größte Souveränität aus, als er nämlich zu Recht am Ende des Interviews monierte, dass man ihm nicht eine Frage zum aktuellen Spiel gestellt hatte.

Für mich ist ohnehin nur wichtig, was auf dem Platz passiert. Früher wie heute. Und ob jetzt nun die Positionen des Trainers oder die Sammers geschwächt sind oder nicht, hat auf mein Wohlbefinden so gar keinen Einfluss.

Apropos Spiel.

Manchmal ist es besser, einfach mal eine Nacht drüber zu schlafen.

Na klar war ich während des Spiels phasenweise fassungslos. Über unsere Abwehr. Über unsere Offensive und wie sie fast alle Chancen liegen ließ.

In erster Linie enttäuschte mich aber der Sportskamerad Kroos. Und damit ist nicht nur sein Frank-Mill-Gedächtnis-Schieber an den Pfosten gemeint, nein, es ist der aktuelle Gesamteindruck.

Ich war ja einer der Kritiker seines Phlegmas. Denn schließlich hat Kroos „ja so ein großes Talent“, ist Kroos „auf dem Weg einer der Besten auf seiner Position zu werden“. Alles klar. Andererseits muss ich aber genau deshalb immer wieder an Reinhold Mathy denken. Egal.

Was mir gestern während des gesamten Spiels durch den Kopf schoss?

Sein letztes Interview (eigentlich könnte man fast alle nehmen, aber dies war noch frisch).

„Den erhöhten Konkurrenzdruck bei den Bayern beeinflusse seine Leistung hingegen nicht. „Ich weiß ja, was ich kann“, verlässt er sich ganz auf sein Potenzial. […] Es ist unumstritten, dass Kroos hochveranlagt ist, deshalb liege bei ihm die Messlatte auch höher, gibt er zu und im Interview lässt er keine Zweifel daran, dass er sich den Ansprüchen stellen wird.“

In Ordnung. Nach dem Spiel und seiner – nicht unwahrscheinlich – spielentscheidenden vergebenen Chance sagte er dann:

„Ich glaube, bis dahin war die Szene nicht so schlecht. Der Winkel war nicht so spitz. Ich denke, dass ich den schon machen darf.“

Nun, ich will jetzt nicht den Stab über ihn brechen. Ganz im Gegenteil. Schließlich war ich zuletzt sogar begeistert von ihm. Aber – selbst wenn er erst 22 Jahre alt ist (und seine Worte Spuren von Ironie aufweisen könnten) – er ist seit 5 Jahren Profi. Inzwischen gestandener Bundesliga-Akteur. Da darf man ihn schon an seinen Worten UND Taten messen dürfen. Und da passt für mich Außendarstellung, -Wirkung und Konstanz auf dem Platz immer (noch) nicht zusammen. So leid mir das tut, Toni.

Aber Kroos war ja gestern nicht der einzige Bayer, der mich und uns alle enttäuschte. Das 0:1 ist hier symptomatisch.

Haben unsere Außenverteidiger gerade an was anderes gedacht? Das Bankett nach dem Spiel? Die Kurse des aktuellen Börsendepots? Vielleicht ein wenig polemisch, aber das beide Enden unserer Viererkette unmittelbar hintereinander ihre Gegenspieler nicht am Flanken hindern können/wollen, war der Anfang vom Ende. Dann noch dieser abgerutschte Schuss und Pavlov hörte das Glöckchen.

Jens Lehmann, den ich als Spieler eher nicht so übermäßig leiden konnte, sagt als Experte nach seiner Karriere auf den Rasenflächen dieser Fußballwelt so manches, mit dem ich mich schon eher identifizieren kann.

Zur Entschuldigung vieler Verteidiger, sie „hätten ja nur den Raum gedeckt“, erwähnte er die nicht unbedeutende Kleinigkeit, dass „Räume keine Tore schießen. Irgendwann muss man auch mal an den Gegner ran.“ Oder so.

Selten passte eine Einschätzung besser auf unser Abwehrverhalten in den gestrigen Schlüsselszenen. Und auch so insgesamt habe ich den Verdacht, dass unsere aktuellen LAVs sich eher dem Raum- als Manndeckungsprinzip in der roten Zone verschrieben haben. Klappt zumeist ganz gut, aber eben nicht immer. Schade.

Apropos Badstuber.

Zunehmend merkt man ihm seine Unlust auf seiner aktuellen Position an. Dumm gelaufen. Für ihn, für Alaba, vor allem aber für uns alle. Denn so wird unser Spiel wieder unausgewogener, ausrechenbarer und 2011-iger. Hier haben wir tatsächlich ein Problem. Und außer „Alaba läuft ja wieder“ höre ich keinerlei Hoffnungsschimmer.

Beim Thema Lahm bin ich nicht weniger betrübt. Ist er wirklich noch dieser Weltklasse-AV, der er einmal war? Im Prinzip glaube ich da auf jeden Fall noch dran. Aber seine aktuelle Formkurve ist nicht wirklich konstant hoch. Und deshalb hängen in der Folge die Spitzen – auf beiden Seiten – auch immer mal wieder in der Luft.

Haben wir Geduld und hoffen wir, dass wir zum Zeitpunkt der Rückkehr unserer Stammverteidigung den aktuellen Vorsprung auf den BVB oder die Chancen in der Championsleague-Gruppenphase noch nicht verspielt haben. 2011 ick hör‘ Dir trapsen.

Ob der FC Bayern gestern die falsche Einstellung hatte? Ob der Trainer falsch aufgestellt, gewechselt er überhaupt noch der richtige Mann dieser Position ist?

Kommt mal runter, Leute!

Wir haben unser erstes Spiel verloren. Nach neun Siegen in Folge!

Wir haben quasi ein DFB-Pokal-artiges Spiel gegen elf Mann am eigenen Strafraum verloren. Durch eigene, individuelle Fehler. Denn – und das wird in der Analyse zu diesem Spiel zumeist ausgeblendet – die gefürchtete Waffe unseres Gegners, das Konterspiel, hatten wir doch fast über die volle Spielzeit im Griff. Das sehe ich so, weil ich darauf extra geachtet habe. Natürlich gab es eine Phase in HZ2, wo Borisov ganz gefällig und schnell in Richtung unseres Strafraums gespielt hat, aber in solchen Situationen sieht der Favorit immer unglücklich aus. Thema Pokal-Fight.

Das 0:1 fällt auf Basis von 2-3 eklatanten Fehlern im Defensiv-Verhalten. Beim 1:3 (94.) muss der nicht komplett gesunde Schweinsteiger(!) einen Spurt bis in den eigenen Strafraum anziehen, weil unsere Abwehr dafür zu langsam war (Lahm? Badstuber?). Allein das 0:2 könnte man als kurzzeitige Desorientierung nach dem Wechsel Schweinsteiger für Badstuber einordnen. Aber zimmert Kroos – der mit dieser unfassbaren Schusstechnik (sic!) – den Ball nicht an den Pfosten, gewinnen wir das Spiel klar und locker. Punkt. Aber der Konjunktiv und der Verlierer, schon klar.

Borisov hat gekämpft bis zum Umfallen, ist gelaufen „wie die Hasen“, hatte ein wenig Glück (bei eigenen Toren und dass wir unsere Chancen nicht nutzen) und – zack – wird die „Sensation“ gefeiert. Ich bin mal gespannt, wie Valencia sich gegen Borisov schlägt und wie wir nach den nächsten beiden Lille-Spielen in der Tabelle stehen…

Weshalb habe ich nun anfangs davon gesprochen, dass es gut ist, wenn man ab und an nach einer solchen Niederlage eine Nacht drüber schläft?

Weil man a) ausgeschlafen ist, b) nicht total aus dem Ruder läuft und den Verein auflösen will, aber auch c) nicht in solche Euphorie verfällt wie unser Aufsichtsrat-Chef.

Denn was ist eigentlich passiert?

Wir haben ein Spiel verloren. Oh mein Gott! Rein statistisch wurde derlei natürlich von Sieg zu Sieg wahrscheinlicher. Aber es war noch kein Spiel, dessen Ausgang wir jetzt nicht korrigieren können. Wie nach einem Finale, zum Beispiel.

Es hat deutlich gemacht, dass es mit 90% Wille, Einsatz und Konzentration(!) einfach nicht geht. Nicht für einen FC Bayern und nicht gegen jeden Gegner.

Jetzt ist erst einmal wieder Länderspielpause und vor dem letzten Spiel gegen Hoffenheim können wir uns alle bewusst machen, dass wir es mit einem deutlichen Sieg in der eigenen Hand haben, hier ein Signal zu setzen, dass das gestrige Ergebnis nur ein Ausrutscher war.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von Schongängen, Umschaltern und Mr. Perfect

Ich fühle mich komisch während ich hier sitze und den Bericht zum gestrigen Heimsieg gegen Mainz verfasse.

Komisch, weil mir einfach nix einfallen will, was ich zu kritisieren hätte.

Die Bayern haben die ersten 20 Minuten in dieser Begegnung einen perfekten Fußball gespielt gegen eines von diesen Teams, die uns – bislang – angeblich so wenig liegen sollen. Also extrem gut in der Defensive gestaffelt (inklusive Extrem-Nachlaufing) und bei Ballbesitz explosionsartig in Richtung unseres Tores rennen, um auf direktem Weg den Abschluss zu suchen.

Von Mainz – gerüchteweise als Angstgegner tituliert – sah man derlei nur sehr selten. Und selbst in den Phasen, als die Bayern schon im Schongang waren und Mainz „mal machen ließen“ – auf Deutsch: Wir durch unseren Schlendrian in „Gefahr“ gerieten – war unsere eigene Defensive zumeist Herr der Lage. Stark, was die Sportskameraden Neuer, Lahm, Boateng, Dante und Badstuber ablieferten. Nicht minder erwähnenswert die Leistung der Herren Schweinsteiger und Gustavo (hört, hört).

Sicher. In der letzten Saison, den letzten Jahren, hatte Mainz mit seiner Taktik nicht unerheblichen Erfolg, aber erneut (schon im dritten Spiel) hatte ich eigentlich kaum Sorge um mein Team. Und Mainz hat es ja – nach den ersten 20 Minuten und in HZ2 – tatsächlich probiert. Aber irgendwann war halt Schluss. Und wäre der – verdiente – Elfmeter nicht gewesen, hätte Dante nicht seinen einzigen Fehler (war es nicht gar sein erster in dieser Saison?) gemacht, Mainz wäre wohl erneut ohne Tor geblieben (ohnehin nur per Elfmeter in dieser Saison).

Schwacher Gegner, von mir aus. Aber eben diese(r) schwache(r)n Gegner haben uns bis heute trotzdem Probleme bereitet. Mich euphorisiert so eine Erkenntnis. Und mit dieser Beschreibung ist zunächst einmal gemeint, ich nicht schon nach drei Spieltagen erste Flecken auf unserer weißen Weste analysieren muss.

Allein, es gibt noch mehr, worüber wir Bayern-Fans uns endlich wieder freuen können.

Was wäre wohl noch vor Jahresfrist hier und all überall in der Community los gewesen, wenn wir kurz vor einem Spiel erfahren hätten, dass neben Alaba, Gomez auch Ribéry und Robben verletzt fehlen? Der weißblaue Himmel wäre uns bedrohlich nahe gekommen.

Und jetzt?

Spult – zugegeben gegen (noch) keine großen Gegner – Herr Badstuber solide und oft kritikfrei sein Programm als dritter Vertreter auf der LAV-Position ab und schicken wir einfach Shaqiri und Müller (auf seine WM 2012er-Position) ins Rennen. Ganz zu schweigen von Mandzukic, der Herrn Gomez sicherlich – und völlig zu Recht – nicht kampflos den Stammplatz zurückgeben wird (wann kommt Super-Mario 1 eigentlich wieder zurück?)!

Sehr, sehr gut.

Und wenn all das nicht schon positiv genug wäre, durften wir die letzten 15 Minuten erneut unseren neuen Mr. Perfect bewundern.

Auf Twitter gelte ich ja inzwischen schon als #Fanboy und ich glaube tatsächlich, dass hier vieles medial auch arg überhöht wird (um ihn bei der nächsten Gelegenheit zünftig abstürzen lassen zu können), aber wie stark war gestern erneut die Performance von Javier Martinez?

Einem Spieler, der quasi ohne(!) Vorbereitung vor zwei Wochen bei uns aufgeschlagen ist und dann mal locker so einen Sprint in der 92. Minute hinlegt und ebenso butterweich wie präzise auf Toni – der-hat-so-eine-tolle-Schusstechnik – Kroos flankt.

Der Wahnsinn.

Andererseits: Bremsen, Leute.

Jetzt fängt endlich die Saison an. Wir haben sieben Bundesliga-Spieltage bis zum nächsten Länderspiel-„Spaß“ zu absolvieren und am Mittwoch startet ferner die nächste Königsklasse. Ganz zu schweigen vom nächsten nationalen Spiel in Gelsenkirchen. Da wird sich zeigen, wie viel von der Euphorie da der Realität standhält.

Aber freuen darf ja wohl erlaubt sein. Es gab nicht wenige Saisonstarts, da mussten wir uns zum gleichen Zeitpunkt schon ganz andere Sorgen machen. So.

Wer mich allerdings kennt, der kann sich vorstellen, dass ich trotzdem noch ein wenig was zum Kritisieren finde.

Zum Beispiel, weshalb wir überhaupt erst in diesen Schongang verfallen sind. Beim Stand von „nur“ 2:0. Oder was sich Herr Dante dabei dachte, vor dem Elfmeter seinen Gegner derart zu verteidigen. Oder das rings um das Gegentor der Schiedsrichter sich sicherlich eher nicht um die Auszeichnung „Heimschiedsrichter des Monats“ beworben hat.

Womit wir wieder beim Punkt Euphorie wären: Es kratzt uns alle nicht! Wir machen einfach weiter und finden auch immer wieder den Umschalter. Offenbar bald eine Phrase weniger, die die üblichen Verdächtigen im Zusammenhang mit dem FC Bayern benutzen können.

Mich stört es nicht.

Weitere Einzelkritik vonnöten?

Nö. Ihrso?

Jetzt gegen Valencia gut auf der „Road-to-London“ starten und danach(!) auf Schalke fixieren. Das wird schwer genug.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von fränkischen Kämpfern und bayerischer Verkrampfung

Es wird ja alles immer schneller, immer hektischer. In unserer Welt. Sagt man so.

Kann sich der Fußball davon freimachen? Natürlich nicht. Auch der Fußball ist ständiger Veränderung unterworfen. Wer sich nicht anpasst, oder wem nicht ständig etwas Neues einfällt, der fällt zurück.

Vor dieser Saison war die vieldiskutierte Frage: Gewinnen die Dortmunder ihren dritten Titel, ihr dritte Meisterschaft in Folge oder holen sich die Bayern den ihnen – nach eigener Überzeugung- zustehenden Erfolg zurück? Und was müssen die Bayern dafür tun? Was muss verändert werden?

Ich habe mich da bewusst heraus gehalten. Zum einen weil ich andere Sorgen hatte und zum anderen, weil derlei Diskussionen zu nichts führen. Wichtig ist auf’m Platz.

Heute absolvierte unser FC Bayern sein erstes Saisonspiel in der noch frischen Bundesliga. Einer Jubiläumsspielzeit. Und zwar in Fürth.

Vor dem Spiel war ich froher Hoffnung – diese Hoffnung wurde (am Ende) nicht enttäuscht.

Weil es zwar wieder einmal eines dieser „Schweinespiele“ wurde, wo sich unser Gegner nur „hinten rein stellt“ und auf Konter lauert und wir in Handball-Manier in mehr oder weniger großer Entfernung zum gegnerischen Strafraum unsere Kreise ziehen – es aber ein eher selten gekanntes Ende nahm.

Im letzten Jahr hätte ich mir Sorgen über eine erneute Seuchensaison gemacht. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich mir genau diese Sorgen auch bis zum 1:0 gemacht, sah alles doch genauso übel aus wie zuletzt häufig gegen solche Teams.

Und dann diese Ecke von Shaqiri. Einem Neuzugang, der offenbar doch noch ein wenig mit dem Unterschied zu kämpfen hat zwischen Spielen des FC Basel und in der Bundesliga gegen solche Spielentwürfe.

Aber es war eben eine Shaqiri-Ecke. Und alles was mit dem ruhenden Ball zu tun hat, scheint Shaqiris Ding zu sein. Ganz offensichtlich trainiert der Kerl so etwas.

Die Ecke erreichte den nächsten – kopfball-starken – Neuzugang Dante, der fast schon die Führung erzielte. Offenbar kurzzeitig verwirrt ob dieser Aktion, verlor die fränkische Abwehr den Überblick und Thomas Müller aus den Augen, der, in der für ihn typischen Art und Weise den Ball in die Maschen drosch.

Da war er. Der Silberstreif am Horizont. Die Hoffnung, dass sich doch etwas ändern könnte. In dieser Saison. Dass die dunkle Zeit der schwarz-gelben Macht ein Ende finden kann. Erleichterung all überall.

Was so ein paar – gezielte – Neuzugänge ausrichten können.

Auf einmal wurde aus fadem Grau ein helleres Weiß. Die bayerische Verkrampfung löste sich. Spürbar. Und die fränkischen Kämpfer spürten ein erstes Zweifeln. Ein Zweifeln, ob man vielleicht doch nicht Mönchengladbachs Borussia nacheifern könnte – das erste Spiel der Saison sei immer das leichteste gegen die Bayern.

Falsch gedacht.

Es kam schlimmer. Und den Fürthern wurde klarer, dass die 40 Punkte wohl doch in den restlichen Spielen geholt werden müssen…

Gibt es trotz des – am Ende – souveränen Sieges Anlass zur Kritik?

Natürlich, denn nur durch Kritik wird man… ach lassen wir diese Allgemeinplätze mal kurz außen vor.

Die Maßnahme, auf der vakanten LAV-Position mit Badstuber eine in der gesamten Vorbereitung unerprobte Lösung der Besetzung des Sportkameraden Can vorzuziehen, sollte sich als goldrichtig erweisen. Man sah von Badstuber kaum etwas. Und das ist positiv gemeint. Bei Can sahen wir in den entsprechenden Spielen nur Sorgen. Ein Fortschritt. In diesem temporären Problem. Alle verletzten AVs sind schließlich auf dem Weg der Genesung.

Dante gab den Abwehrchef und zog so Boateng mit, der imho erneut unterstrich, dass er aktuell nur IV #03 ist.

Lahm spielte ok bis gut, ist aber auch noch nicht wieder fehlerlos oder gar in Top-Form.

Das defensive Mittelfeld erneut nur mittelprächtig besetzt. Klar, sowohl Gustavo als auch Kroos hatten ein paar gute Szenen, aber so arg viel trugen sie nicht zur Unterstützung unserer stetigen Offensivbemühungen bei. Leider. Ist aber auch nicht deren Aufgabe. Besagten Basken erwähne ich explizit nicht. Mit der Einwechslung des immer noch nicht wieder voll ein planbaren Schweinsteigers wurde es offensiv geringfügig besser, es blieb aber ein Muster ohne Wert, da zu diesem Zeitpunkt der Gegner schon geschlagen war.

Unsere Außenstürmer Shaqiri und Robben agierten lange Zeit fahrig und blass. Erst später, als die Bayern in HZ2 den Gegner mehr oder weniger im Griff hatten, ergaben sich die notwendigen Räume – vor allem für Robben – Shaqiri braucht diese durch seine Schnellig- und Wendigkeit ja nicht so wie unser Holländer. Kurzum: Beide wurden besser und gefährlicher.

Müller und Mandzukic zeigten sich bemüht und hatten bis zur bayerischen Führung die gleichen Probleme wie alle anderen Teamkollegen.

Wenn wir das Spiel zusammenfassen wollen:

Es bleibt noch Luft nach oben – ABER ein Sieg zum Auftakt, in der Tabelle zunächst einmal vor dem BVB zu liegen – derlei hatte ich nicht erwartet, nur gehofft.

So kann es aber weiter gehen und es gefällt mir fast alles viel besser als noch vor Jahresfrist!

Jetzt alle Verletzten schön weiter gesund pflegen und ab morgen volle Konzentration auf Stuttgart.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von Shaq, lahmen Jahn und guten Transfers

Der FC Bayern hat die zweite Runde des DFB-Pokal erreicht.

Dieser eher nüchternen Schlagzeile muss man als Fan des Vereins von der Säbener Straße viel mehr Bedeutung beimessen, als auf den ersten Blick – für Außenstehende – erkennbar ist.

Weil endlich diese endlos erscheinende Sommerpause ein Ende hat!

Weil wir nach dem Supercup ein zweites Spiel (mit wachsender Bedeutung) gewinnen konnten!

Weil wir nun wissen, dass unsere Neuzugänge offenbar kein Schuss in den Ofen sind!

Da hüpft das rot-weiße Herz doch höher, wenn man Ribéry zur Halbzeit auswechselt, wenn Robben noch nicht wieder voll dabei ist, wenn Gomez, Alaba verletzt fehlen und auch Schweinsteiger erst spät hinzukommt, dies kaum weiter auffällt und unser Team trotzdem gut bis sehr gut agiert.

Klar, es war nur der Jahn aus Regensburg, der offenbar keine weiter erwähnenswerte Offensive sein eigen nennt und ja es war brutal warm und nach dem 0:1 war das Spiel eigentlich gelaufen, aber war es in der jüngeren Vergangenheit nicht doch eher so, dass wir uns echte Sorgen machen mussten, wenn obige Spieler fehlen oder zumindest nicht bei 100% sind?

War es keine Freude einen Shaqiri mit zunehmender Spieldauer in seiner Halbzeit wirbeln zu sehen? Gar viel wirbeliger als Herrn Ribéry? Tres bien!

Und Xherdans Freistöße erst, Himmel. Haben wir da etwa einen Spieler im Kader, der Extra-Schichten nach dem offiziellen Training schiebt, weil er genau solche Freistöße wie zum 2:0 übt? Ein Spieler, der sich auf Eigeninitiative hin ständig verbessern will und dies auch tut??

Ich schmelze. Dahin.

Und dann ein Mandzukic, der mitspielt, Bälle verteidigt und – analog zu Gomez – wie beim 1:0 einfach da steht, wo der Ball hinkommt. Der Wahnsinn.

Klasse auch, welche Steigerung Thomas Müller widerfuhr, als er in HZ2 – offensichtlich – die rechte Außenbahn beackern durfte. Zumindest habe ich ihn nach dem Seitenwechsel dort häufiger in alter 2010er-Manier wirbeln sehen.

Aber ich will hier keine Robben-Diskussion entfachen. Punkt.

Womit wir bei den eher nicht so dollen Aspekten des gestrigen Einzugs in die zweite Pokalrunde wären.

Vor dem Spiel zeigte ich mich noch enttäuscht über die Nichtberücksichtigung Dantes in der Startelf. Nun gut, er war nach dem Supercup-Finale angeschlagen und wurde geschont. Entschuldigung, Jupp.

Dass wir ihn brauchen, zeigte sich in der Leistung von Boateng. Insgesamt solide aber der eine Bock war auch dabei. Zu seinem Glück (für meine Bewertung) eroberte er sich diesen Monster-Ballverlust dann noch zurück. Aber eher nur, weil der Jahn so gar keine gefährlichen oder schnellen Offensivkräfte zu bieten hatte (wie sonst ist zu erklären, dass Boateng seinen Gegenspieler noch einholen und ihm den Ball abnehmen konnte?).

Apropos brauchen.

Wir brauchen Herrn Alaba zurück. Oder zumindest Herrn Contento.

Bei aller Liebe und dem Verständnis für seine Jugend und Unerfahrenheit, aber die Leistung von Can muss man kritisieren dürfen. Klar, es gab in den sozialen Kanälen auch Kritik an Heynckes, dass Can halt für diese Position gänzlich ungeeignet sei, aber was willst du machen, wenn drei AVs gleichzeitig verletzt sind. Sehen wir es positiv – es war noch kein ernsthafter Gegner. Nix passiert.

Muss ich was über Herrn Kroos sagen?

Doch. Die einzige Weltklasse-Aktion, die mir aufgefallen ist: Sein Pass auf Ribéry vor dem 1:0 durch Mandzukic. Das war Zucker. Der Rest ist besser Schweigen. Er kämpft in dieser Saison mit Müller und Shaqiri um die 10er-Position. Viel Glück.

Der Rest war – für Regensburg ausreichender – Durchschnitt.

Ab sofort volle Konzentration auf Fürth!

P.S. Für Pizarro hat mich sein Hammer zum Endstand ehrlich gefreut und wenn der das reproduzieren kann (Einwechslung, Schuss, Tor), dann wird das vielleicht doch noch mal was mit uns (im Vergleich zu seiner letzten Endphase bei uns). 😉

Irgendwas mit großen Bänken, Löchern und Langeweile.

Es ist schon ein Kreuz. Mit dieser Sommerpause.

Wir Fußball-affine Menschen leiden. Und zwar nicht zu knapp. Leuten wie uns (Bayern-Fans) kann da zumeist auch kein Turnier einer Nationalmannschaft helfen.

Abwechslung in diesen – jedes Jahr wiederkehrenden – Wochen zwischen Juni, Juli und August bieten eigentlich nur die täglichen(!) Meldungen rund um unseren Verein. Einerseits.

Andererseits sind diese Meldungen zum Selbstzweck geworden, will sagen, es wird etwas gemeldet, obwohl es eigentlich gar nichts zu vermelden gibt. Was man ja auch an meiner Blog-Beitrags-Frequenz ablesen kann.

Die Langeweile, die eigentlich bekämpft werden sollte, kehrt somit zu uns zurück.

Wirklich übel sind ohnehin nur die Meldungen, die von Verletzungen unserer Spieler berichten. In der Vorbereitung! Aktuell ist diese Liste nicht gering, in den allerletzten Tagen aber nicht größer geworden.

Es fing an mit dem Rückkehrer Schweinsteiger, der ohnehin nur reduziert zurückkam. Die Vorbereitung also nicht vollwertig absolvieren konnte (abgesehen von diesem allgemeinen EM-Fahrer-Thema).

Dann die Alaba-Verletzung. Zack. Dann seine Vertretung Contento, Rafinha. Dann Gomez. Und sicher noch ein paar andere, die mir jetzt gerade entfallen sind.

Das klingt alles nicht gut.

Trotzdem bin ich gelassen.

Warum?

Weil ich erstens noch immer nicht im Fußball-Modus bin. Aus diversen, wechselnden Gründen kaum Vorbereitungs-Spiele meines FC Bayern im TV „bewundern“ durfte und mir somit auch Niederlagen wie am Samstag gegen Werder Bremen erspart bleiben. Zweitens neige ich ferner (zurzeit noch) nicht zu Extremen.

Was ist denn genau passiert?

Obige Spieler fallen ein paar Wochen aus. Ok. Grob gesagt, fällt die Hälfte dieser Zeitspanne in die Sommerpause. Nicht gut, aber auch nicht dramatisch. Punkt. Denn spielen wir etwa in drei Wochen das Pokalfinale, oder gar ein entscheidendes Spiel gegen den BVB um die Meisterschaft?

PLUS: Was passiert mit unserer Startaufstellung?

Mussten unter Herrn van Gaal noch all seine mitgebrachten Spieler ran und in der letzten Saison allerlei Positionsfremde Vertretungen, haben wir jetzt – plötzlich – mehrere Optionen.

Alaba und Contento können in der Anfangsphase dieser, noch nicht einmal gestarteten Saison von Lahm, Badstuber, Gustavo oder Can vertreten werden. Weil wir Lahm mit Herrn Boateng, Badstuber mit Herrn van Buyten oder Herrn Dante, Herrn Gustavo mit Herr Timoschtschuk oder Herrn Can vertreten können.

Und Herr Gomez? Für den steht Herr Mandzukic oder Herr Pizarro in der Startelf / als Backup parat. Und nicht mehr Olic und Petersen. Nix persönlich gegen die beiden, aber konnten wir uns mit beiden ruhig zurücklehnen und den Dingen ihren Lauf lassen?

Nein, ich persönlich denke, dass wir vor dieser Saison die Bank massiv verbessert haben. Viele mögen dies im Rahmen der Transferaktivitäten oft nicht so wahrgenommen haben, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es diesbezüglich bei uns in der kommenden Spielzeit weniger Sorgen geben wird.

Ob jetzt Martinez nun doch kommt oder nicht und alles wieder nur eine Boulevard-Ente ist, wird man sehen. Schaden sollte uns ein Spieler seines Kalibers sicher nicht und es sollte durchaus ebenfalls nicht schaden, wenn wir etwas Druck von den Schweinsteiger’schen Schultern nehmen könnten.

Mir wäre dieser Aspekt auch verrückte 40 Mio. Euro wert.

Schwarzgelbes Huhn. Rotes Ei.

Die Saison neigt sich dem Ende zu. Und ich bin es leid. Leid nach jedem Spiel gegen den BVB sagen zu müssen „das hätte nicht sein müssen“.

Auch dieses 2:5 hätte nicht sein müssen.

Es steht außer Frage, dass der BVB nicht nur die Meisterschaft sondern auch den Pokal völlig zu Recht gewonnen hat. Es ist ferner inzwischen mehr als – ich sag‘ mal – verwunderlich, dass es einem FC Bayern nicht gelingt, ein Mittel zu entwickeln, diese Maschine Borussia Dortmund zu besiegen.

Das System der Klopp-Kicker ist im Prinzip ja recht einfach zu entschlüsseln.

Unfassbar stabile Defensive (und hier sind nicht nur die Abwehrspieler gemeint) gepaart mit einer dieser neumodischen Umschalt-Taktiken in Schallgeschwindigkeit.

Natürlich ist das Kollektiv inzwischen in den letzten Jahren ebenfalls so stark geworden, dass es – gegen schwäche Teams – auch zu einer massiven spielerischen Überlegenheit kommt und man die Siegesserie so locker von Rekord zu Rekord führen konnte.

Damit mich keiner falsch versteht, diese Taktik ist nicht zu verurteilen. Sie ist legitim und ich kann nicht im Ansatz nachvollziehen, weshalb man sich von Seiten des FC Bayern nicht einfach ALLE Championsleague-Auftritte der Dortmunder reingezogen hat, um das passende Mittel gegen diese Mannschaft zu finden.

Zwei schwarzgelbe Welten. Bundesliga und Championsleague.

Natürlich spielt auch hier wieder eine der wichtigsten Fragen im Fußball eine Rolle:

Waren sie zu stark oder wir zu schwach?

Fakt ist, dass die Borussia die bayerischen Fehler eiskalt ausnutzte. Das vierte Tor wurde mit dem vierten Torschuss erzielt. Unglaublich. Unglaublich effizient.

Huhn oder Ei.

Hätte uns der BVB auch mit 5:2 geschlagen, wenn wir weniger oder überhaupt keine Fehler gemacht hätten?

Wir werden es nie erfahren und somit dürfen die BVB-Fans diesen Umstand auch ungestraft und vehement abstreiten.

Es hilft ja nichts. Wenn man gegen eine Mannschaft von fünf Pflichtspielen fünf verliert, dann stimmt etwas Grundsätzliches nicht, oder?

Wollen wir an diesem Umstand etwas ändern?

Ich hoffe es. Aber statt System wird hier wohl nur der Kader mit zweistelligen Millionen-Beträgen aufgepumpt. Bayern-like.

Zum Spiel.

Wie oben schon erwähnt, verliere ich zunehmend die Lust. All diese Dinge immer und immer erklären zu müssen, zu wollen.

Was Herr Gustavo zum Beispiel dazu bringt, immer wieder diese Fehler in sein Spiel einzustreuen. Wer dieses Blog schon länger konsumiert, wird meine Grundüberzeugung in diesem Punkt kennen.

Seine Beteiligung an den Gegentoren eins und drei führte zu einem emotionalen Ausbruch auf Twitter, der viele arg erschreckte. Man kannte mich bisher so nicht. Tja. Wieder etwas gelernt.

Zwischen dem Spiel und diesem Spielbericht habe ich mir – zwecks differenzierter Sichtweise – das Spiel noch einmal angeschaut. Also die Gegentore, den Rest im Schnelldurchlauf.

Hier meine Liste der Versäumnisse:

0:1 – Herr Gustavo spielt den Ball ingesamt zweimal zum Gegner, Herr Badstuber bleibt beim letzten Pass in den eigenen Strafraum – fassungslos – stehen.

1:2 – Herr Boateng ist kein Weltklasse-IV. Ansonsten würde er die – völlig zu Recht mit Elfmeter bestrafte – Aktion alternativ lösen.

1:3 – Herr Boateng verliert – eines von vielen (wenn nicht alle Kopfball-Duelle) gegen Herrn Lewandowski, Herr Gustavo verliert vollends die Orientierung.

1:4 – Herr Schweinsteiger drischt komplett eindimensional in die Dortmunder Deckung am gegnerischen Strafraum und leitet somit unmittelbar den Konter ein. Am Ende des Konters verliert wiederum Herr Schweinsteiger(!) den Zweikampf gegen Lewandowski. Erste Frage: Wo war hier Sprinter Alaba? Zweite Frage: Wie konnte Anti-Sprinter Schweinsteiger so schnell am eigenen Strafraum sein?

2:5 – Herr Neuer lässt einen sicheren Ball fallen und Herr Boateng verliert – ein Kopfball-Duell (sic!) – gegen den Sportskameraden Lewandowski.

Nach dem Studium dieser Bilder musste ich meinen Ausraster in Richtung Gustavos leicht revidieren. Herr Boateng machte mir da plötzlich wesentlich mehr Sorgen. Und das ist unser neuer Abwehrchef für das Endspiel der Championsleague? Aua.

Ab wann gilt noch einmal der Vertrag von Herrn Dante?

Meine Hoffnung für das #FinaleDahoam?

So eine Einstellung werden wir dort auf gar keinen Fall noch einmal zeigen (können). Allein deshalb weil dann die Ausrede für so einige Schlechtleistungen der letzten Wochen wegbrechen würde. Ob sich unsere Profis diese Blöße geben?

Natürlich muss man als Bayern-Fan hier darauf achten, nicht reflexartig in diese dünnhäutige Schwarz-Weiß-Sichtweise abzudriften. Auch ich neige dazu. Während eines Spiels. Während einer 41. und 45. Minute in einem Pokalfinale.

Inzwischen geht es mir wieder besser. Und deshalb ja auch jetzt erst dieser Bericht.

Mit einem Sieg am kommenden Samstag wird vieles ausgeglichen. Nicht alles. Mit einer Niederlage ist aber nicht gleichzeitig alles schlecht und müssen wir nicht alles niederreissen.

Die Wahrheit liegt womöglich in der Mitte.

Wir brauchen mehr Breite im Kader. Auch qualitativ. Ferner müssen wir über mehr Flexibilität in unserem Spiel nachdenken.

Nur eine Kopie des BVB oder gar Barca sein zu wollen, greift hier zu kurz und führt auch zu nichts. Denn da ist das Original jeweils besser.

Ich bin ja irgendwo auch überzeugt, dass Luiz Gustavo eine Leistung wie 2011 gegen Inter jederzeit wieder raushausen könnte. Das frustriert mich aber eben immer so, wenn er es nicht zeigt.

Lassen wir es besser. Der Rückblick auf diese bald abgeschlossene Saison sparen wir uns für die Sommerpause auf.

Jetzt heißt es erst einmal Umschalten. Umschalten auf die Königsklasse. Auf Chelsea. Endlich der Vorfreude freien Lauf lassen. Fokussierung. Analyse des Gegners. Stärken, Schwächen.

Wenn wir dann noch eine Form abrufen, wie wir sie in dieser Championsleague-Saison nicht nur einmal gezeigt haben, dann sollte das mit diesem hohen Ziel schon klappen. Meiner Meinung nach.

Zumindest probieren sollten wir alles. Und das wäre schon mehr als gegen Dortmund zu sehen war.

Auf geht’s, Ihr Roten!