Anarchie & Ordnung schlagen Ball & Zauber

Unwohlsein. Zweifel. Anspannung. Erstaunen. Ungläubigkeit. Urknall. Rausch. Mein gestriger Tag in Kurzform. Und welcher Bayern-Fan könnte eine solcher Achterbahnfahrt nicht für sich genau so beschreiben. Seit Samstag. Seit Hoeneß. Seit Hannover. Seit Götze. Dabei ist es ja nicht so, als hätten die Bayern in den letzten Monaten und Jahren nicht genug erlebt. Guardiola und Martinez sind da nur die Spitzen der Eisberge. Auch die Bilanz der letzten Jahre ist trotz der zwei nationalen schwarz-gelben Jahre bemerkenswert. Haben wir nicht immer gesagt, dass wir mal dahin kommen wollen – dauerhaft – in ein Championsleague-Finale einziehen zu können? Damals Sätze wie von einem anderen Stern, inzwischen offenbar unsere Realität.

Apropos Gegenwart.

Nicht immer war ich in dieser Königsklassen-Saison von einem längeren Verweilen überzeugt. Zu „holprig“ verliefen manche Spiele (Bate, Arsenal, etc.). Ungewohnt schwach für diese Rekord-Saison. Dann kam Juventus. Und zwei Spiele, die alles andere zuvor vergessen machten. Das war europäische Spitzenklasse. Turin ist schließlich – nachweislich – keine Laufkundschaft. Aber Barca? Ich hatte – während der Gruppenphase – das Halbfinale, je nach Auslosungsglück, als Ziel vorgegeben. Weshalb ich nach dem katalanischen Los auch richtig begeistert war. Endlich Barca, endlich Messi, endlich die „ultimative“ Prüfung. Und was sollte schon passieren? Wenn ausscheiden, dann bitte nicht noch einmal im Finale. Gegen Barca ist das ohnehin aller Ehren wert. Würden wir unsere 50%-Chance hingegen nutzen können, stünde uns Historisches bevor.

Es wurde – wir haben es gestern alle erlebt – Historisches.

Selbst wo ich diese Zeilen gerade schreibe, kann ich die Dimension noch gar nicht richtig fassen. Wir haben Barcelona geschlagen. Die Unschlagbaren. Und wir haben es nicht geschafft wie Inter oder Chelsea, die in ihren Halbfinalsiegen gegen Messi & Co. ein destruktives Defensivfeuerwerk abbrannten, nein, wir haben sie, obwohl kaum am Ball, dominiert. Dominiert? Ja, wir haben einen – zugegeben – Messi, der nicht „auf der Höhe“ war, aus dem Spiel genommen. Wir haben Xavi, Iniesta genervt. Iniesta holte sich später gar Gelb ab. Frust-Gelb. Iniesta!

Schweinsteiger – zunächst fahrig, nervös, hohe Fehlpassquote – agierte wie gegen Juventus und schwang sich zum kämpfenden Dirigenten auf, Martinez gab den unüberwindlichen Stier, Müller mit seiner Anarchie, Ribéry und Robben mit ihrem Esprit und ihrem Mannschafts-Gen rundeten unser famoses Mittelfeld ab und zogen den Weltbesten ihres Faches den Zahn. Das machte mich – schon wieder – sprachlos. Was ist das für ein geiles Team? Wie konnte es zur letzten Saison noch einmal eine solche Steigerung geben? All das ist so unfassbar. Unfassbar gut.

Apropos Klasse.

Was unsere Defensive ablieferte war ebenfalls aller Ehren wert. Unser Spielführer, früher gerne mal eines meiner Lieblingsobjekte für ungezügelten Frust, liefert heuer eine seiner besten Spielzeiten im Trikot des FC Bayern ab. Dazu noch zwei – sprichwörtliche – Türme in der Schlacht. Dante und Boateng wuchsen nicht nur körperlich über ihre Gegenspieler hinaus. An ihnen prallte so ziemlich alles von der Barca-Herrlichkeit ab. Immer und immer wieder bangten wir Ungläubigen, dass es „jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt“ doch bestimmt passieren würde, dass Messi, Xavi, Iniesta, Busquets, oder, oder, oder nun endlich „einen raushauen“ würden, um auch uns zu zeigen, wo der Katalane den Most holt. Allein, es geschah nicht. Es geschah einfach nichts. Nichts, was unseren Sieg (ein Sieg! Zu Null!) gefährden konnte (ok, zwei, drei Aktionen gab es vielleicht). Im Gegenteil, wir schossen immer mehr Tore.

Natürlich – und nach einem 4:0 gegen die weltbeste aller Mannschaften kann man das locker zugeben – waren zwei unserer Tore eher nicht berechtigt. Gomez stand beim 2:0 wohl im Abseits und Müller blockt vor dem 3:0 Robbens Gegenspieler (vor dem 1:0 habe ICH kein Aufstützen von Dante gesehen. Wieso auch, Dante überragte seinen Gegenspieler ohnehin um Längen – der brauchte sich dafür gar nicht aufstützen). Kann man abpfeifen, tat der Schiedsrichter nicht. Er pfiff aber auch 2-3 Handelfmeter für uns nicht. Pech. So läuft das Leben. Man kann generell nicht behaupten, dass die UEFA-Schiedsrichter sich in der diesjährigen Königsklasse mit Ruhm bekleckert hätten, von den Tor-Schiedsrichtern(!) ganz zu schweigen.

Ganz großes Kino, dass sich Barcelonas Spieler nicht über den Schiedsrichter beschwert haben. So reagieren wahre Champions. Da können wir alle in der Bayern-Familie tatsächlich noch was lernen (ich schließe mich da nicht aus). Vielleicht ist es aber auch eher so, dass die Katalanen erkannt hatten, dass wir das Spiel einfach, irreguläre Tore hin oder her, über weite Strecken beherrscht haben. Womit wir beim nächsten Thema wären.

Der FC Bayern des Jahres 2013 hat einen Plan. Die Spieler wissen, was sie da machen. Das war beim FC Bayern nicht immer so und auch unter Trainer van Gaal noch nicht wirklich ausgeprägt. Spätestens hier kommt Josef, genannt Jupp Heynckes ins Spiel. Ich gestehe – nicht immer in den letzten zwei Jahren war ich komplett von ihm überzeugt. Es gab da das eine oder andere Spiel, die eine oder andere Entscheidung, die ich durchaus kritisiert habe. Aber was er seit Monaten beim FC Bayern leistet, ist – man kann es nicht anders sagen – grandios. Leider sehen das offenbar immer noch nicht alle Mitglieder des Zirkus Fußball in Deutschland so.

Da muss sich Heynckes nach dem Los Barcelona „witzige“ Bemerkungen zu möglichen Telefonaten mit Guardiola gefallen lassen und ferner Kritik, als er derlei – zu Recht – abschätzig kommentiert. Warum ich das so sehe? Was war das denn gestern? War das ein Matchplan, der Barca lahm legte, oder hat sich hier – die beste Mannschaft, die man so kennt – etwa auch freiwillig ergeben? Wer dieses „Argument“ immer noch in seinem Repertoire hat, dem kann man nicht mehr helfen. Oder hat Pep hier dem Jupp ins Ohr geflüstert, wie man das gegen die Katalanen so macht? Kommt mal klar, Leute. Offenbar ist der FC Bayern an einem Punkt seiner Entwicklung (ich bin entzückt, dass ich dieses Wort endlich im Zusammenhang mit meinem Verein benutzen kann) angekommen, an dem er – sprechen wir es offen aus – Barcelona besiegen kann. Wahnsinn.

Apropos Wahnsinn.

Ein Thomas Müller bringt mich sehr oft an den Rand der Verzweiflung. Ein Thomas Müller lässt aber auch sehr oft meinen Kopf explodieren (Remember Finale Dahoam). Ein Thomas Müller ist ein Phänomen. Ein Thomas Müller ist der Schuss Anarchie, der unserer perfide perfekten Spielordnung das gewisse Etwas, das Unberechenbare gibt. Ein Thomas Müller weiß sicher selbst manchmal nicht, was als nächstes passiert – wie soll das da sein Gegner erst wissen? Ein Thomas Müller ist ein Mehmet Scholl.

Fassen wir den gestrigen Blockbuster noch einmal zusammen:

Wir stehen mit einem Bein im Finale in London. Aber wir haben noch ein Rückspiel in Camp Nou vor uns. Und in Camp Nou haben schon andere Mannschaften viel mehr als die notwendigen fünf Gegentore eingeschenkt bekommen. Allein, keines dieser Teams (seit 2009) war der FC Bayern. Sind wir so selbstbewusst? Sind wir. Im Rückspiel steht unsere größte Pressing-Waffe – Mario Mandzukic – wieder zur Verfügung. Ohne Gelb-Vorbelastung. Vom Finale also nur per Platzverweis zu trennen. Bei der restlichen Offensive sieht es genauso aus. Da gibt es nur eine Richtung: Vollgas. Und am besten ein frühes Auswärtstor. Sechs Tore erzielt selbst Barcelona nicht gegen den FC Bayern des Jahres 2013!

Was uns Sorgen macht? Nicht viel. Aber die drohenden Sperren für Martinez, Schweinsteiger, Dante oder Lahm (Rest lassen wir mal außen vor). Ok, Lahm droht die Sperre schon länger und insofern er keine Dummheiten wie Herr Schweinsteiger macht (Gelb fürs Ballwegschlagen – also echt jetzt, Bastian!), sollte das klar gehen. Bleibt Dante. Auch er spielt seit einigen Spielen schon mit dieser „Gefahr“. Könnte also im Rückspiel klappen. Pessimistisch – wenn überhaupt – bin ich bei Schweinsteiger & Martinez. Je nach Schiedsrichter und taktisch erforderlichen Aktionen, könnte das schief gehen. Andererseits: Wie soll DonJupp das planen? Schon in der Startelf auf die Gelb-Gefährdeten verzichten und hoffen, dass es die 1b-Elf schon richten wird, mit dem 4:0 im Rücken? Und was passiert, wenn Barca sich, mit einem erstarkten Messi bis dahin in einen Rausch gespielt hat? Wie sollte Messi aber in den nächsten sieben Tagen seine Form und Fitness wiederfinden?!

Fragen über Fragen, Heynckes wird auch hier Antworten finden.

Abschließend ein Novum: Zum ersten Mal ist mir – und vielen anderen wohl auch – ein Bundesliga-Spiel aber mal so was von sch**ssegal. Gegen Freiburg darf am Samstag gerne mal die A-Jugend ran. Oder eben die Spieler, die jetzt gegen Freiburg spielen müssen, um in Barcelona in Top-Form zu sein. Wie wäre es hiermit?

Neuer
Contento – van Buyten – Boateng – Rafinha
Gustavo – Tymo
Shaqiri – Pizarro – Højbjerg
Mandzukic

Auf geht’s, Ihr Roten!

Guardiola.

Keine Wortspiele von mir zu diesem Thema. Sind ja eh alle schon gemacht worden. Von fast allen.

Der FC Bayern bekommt zum 01.07.2013 einen neuen Trainer. Josef – Jupp – Heynckes beendet seine dritte Amtszeit bei unserem Verein, Josep – Pep – Guardiola i Sala tritt seine Nachfolge an. Der – was man so liest – begehrteste Trainer auf dem Erdball. Ich kann nicht abstreiten, dass mich dieser Umstand stolz macht. Und ich dieser Tage viel Freude in mir trage. Aber wie ich es – auf Twitter, auf dem #tkss oder sonst wo – gesagt habe: #Pep ist nicht gleich #JM8. Will sagen, die Hysterie – auch und gerade von mir – rund um die Verpflichtung von Javier Martinez war eine ganz andere Liga als das Thema Guardiola. Und das hat gar nix mit ihm zu tun, dass liegt an mir.

Ich bin dazu in der Lage total durchzudrehen, völlig auszuflippen und alle Grenzen fallen zu lassen. Wer mir in diesen wilden Tagen auf Twitter folgte, weiß wovon die Rede ist. Selbst einige langjährige Verfolger folgen mir seitdem nicht mehr. Aus Gründen. Kein spanischer Tweet, keine Übersetzung, keine Meldung von Flughäfen, kein Bild eines FCB-Autos war vor mir sicher. Die Euphorie überstieg alles je da gewesene. Warum? Weil sich bei mir / bei uns Bayern-Fan eine wochenlang aufgebaute Erwartungshaltung, Enttäuschung, Hoffnung und Frust auf einmal entluden. Wenn ich an den Bilbao-Präsident denke, spüre ich schon wieder dieses Zucken.

Und dann diese Verdichtung der Emotionen. Sollte es wirklich sein, dass der FC Bayern „mal was Verrücktes“ machen würde? So wie all die Reals, Milans und ManUtds? JA! Groß. Nun, dieser (Höhe)punkt liegt hinter uns. Und wer einmal den höchsten Hohepunkt erlebt hat, der empfindet einen normalen Höhepunkt nur noch als… Punkt. Mit dieser Analogie will ich in keinster Weise die Großartigkeit dieses Transfers kleinreden, aber ich muss ja auch nicht 24 Stunden schenkelklopfend auf dem Boden liegen vor Lachen. Manchmal reicht auch ein Schmunzeln. Loriotesk.

Ich bin begeistert. Davon, dass Guardiola sich tatsächlich für den FC Bayern und nicht für das Geld entschieden hat. Selbst wenn dieser Satz aus dem Munde eines Bayern-Fans bizarr klingt. Es geht um dieses Scheich- oder Russen-Geld, dass – und da sind wir uns ja alle einig – nicht nur „böse“ ist sondern auch jedes seriöse Wirtschaften im Fußball endgültig ad absurdum führte. Ich find es klasse, dass unser neuer Trainer tatsächlich ein Mensch ist, dem andere Sachen wichtiger zu sein scheinen. Und dass diese „guten Sachen“ nun mit meinem Verein verbunden werden.

Ich bin begeistert wie mein Verein diesen Transfer abgewickelt hat. Es drang nichts(!) nach außen. Und was waren wir ahnungslos als der Vertrag – nachweislich – längst unterschrieben war. Herrlich. Ich finde auch den Stil der Pressemitteilung meines Vereins klasse. Derlei war ich in den letzten Jahren bei Trainerwechseln nicht (mehr) gewohnt. Danke dafür.

Sicher, der FC Bayern wäre nicht der FC Bayern und die Medien nicht die Medien, wenn am Folgetag nicht schon wieder „Zwietracht“ gesät werden würde. Oder zumindest der Versuch gestartet wird. Unser Präsident gibt dem ZDF ein Interview und die Medienvertreter, denen nach dem, für sie überraschenden #Pep-Big-Bang, die Stories auszugehen drohen, machen sich nicht die Mühe, dessen Aussagen ungekürzt wiederzugeben. So entsteht der Eindruck, man habe Heynckes doch – gegen seinen Willen – vor die Tür gesetzt. Geschenkt, man muss derlei nicht lesen. Ich für meinen Teil habe mir in der ZDF-Mediathek zumindest das Interview angesehen. Und für mich klingt das nicht unbedingt so. Für mich klingt das so, dass es natürlich ziemlich naiv gewesen wäre, erst nach der Mitteilung von DonJupp kurz vor Weihnachten in die Verhandlungen mit Guardiola einzusteigen. Definitiv. Man hat mit ihm, respektive seinen Beratern gesprochen. Ja, und? Wir hatten einen Trainer, dessen Vertrag zum Saisonende auslaufen würde und Guardiola war auf dem Markt. Ich kann ferner nicht erkennen, dass die „bisherige Sprachregelung“ des Vereins etwas anderes behauptet hat. Aber ich habe ja auch keine Ahnung.

Jetzt ist Guardiola verpflichtet, er lernt Deutsch und er tut dies in New York. Weiter weg von Heynckes und einer noch zu spielenden Bundesliga-Rückrunde geht es nicht. Mehr Souveränität und Professionalität ebenfalls nicht. All das wirkt – bis auf weiteres – perfekt.

Womit wir zu meiner Einschätzung des Trainers Guardiola kommen.

Es steht außer Frage, dass er mit Barcelona maximalen Erfolg hatte und ein großer Trainer ist. Selbst wenn man Max Merkel zitieren will, dass Messi & Co. vielleicht auch ein Spazierstock zum Championsleague-Sieg geführt hätte. Aber ist das so? Was wissen wir denn schon? Nur weil Guardiola nicht der Lautsprecher oder ein eher kein… extrovertierter Typ wie Basler, Klopp, Sammer, Lattek oder Mourinho ist / war? Wissen wir wirklich etwas zu sagen über seine Qualität als Trainer? Nein. Andererseits hat er selbst uns allen noch nicht gezeigt, dass er als Trainer auch außerhalb Barcelonas funktionieren kann. Ein Wagnis. Für ihn und für uns. Ich bin bereit dafür.

Guardiola hat für mich auch keine Auswirkungen auf die Bundesliga, deren Außenwirkung oder andere Dinge, die in den letzten Stunden kolportiert wurden. Mir als Bayern-Fan muss auch niemand auf die Schulter klopfen oder den Verein für diesen Transfer beglückwünschen, denn es steht selbstverständlich fest, dass wir Guardiola genau deshalb geholt haben, um erneut eine Ära zu prägen. Er soll für uns den Erfolg sichern und uns auch in Europa – ohne die Bundesliga zu vernachlässigen – zu höchsten Weihen führen. Warum sollten wir das abstreiten? Dafür muss uns niemand lieben – alles andere wäre sogar sehr merkwürdig!

Ob Guardiola das kann, oder wir ihm dazu die Zeit geben werden – wer weiß das schon. Aber eins steht fest: Wenn einem Trainer das möglich gemacht wird (in München) – dann ihm! Denn Guardiola ist genau der „Welttrainer“, der unsere Großkopferten in der Führungsriege ruhig stellen kann. Keine Personalie hätte hier mehr elektrisiert als #Pep. Die (Fußball)welt schaut ab sofort nach München. Noch mehr als zuvor. Und unsere Führung wird es sich gut überlegen, ob sie einen Guardiola verbrennen wollen. An dem Feuer könnten sich selbst Rummenigge, Hoeneß oder Beckenbauer die Finger verglühen. Seine Chance. Eine Chance, die Klinsmann und später van Gaal nicht hatten.

Der FC Bayern steht vor einer goldenen Zukunft. Oder epochalen Veränderungen in der Führung. Es könnte ein entscheidender Schritt in die Zukunft sein. Oder eben die Zementierung des Provinziellen.

Bienvenido a Munich, el señor Guardiola! (Pff, Google Translate)

Die Wochen der Wahrheit #4: FC Schalke 04

Leute mir reicht es. Ich habe den Kaffee auf.

Jetzt nicht weil wir im DFB-Pokal ausgeschieden sind.

Nein, mich nerven zunehmend diese Bayern-Fans, die offensichtlich kaum noch andere Themen in ihrem (Fußball-)Leben haben, als den Transfer von Manuel Neuer zu verhindern. Und mich nerven diese Reflexe gegen van Gaal.

Ich mein‘, klar, wir sind alle nicht so weit hinterm Berg wie das ZDF und das Boulevard, wir wissen nicht erst seit gestern, seitdem man diese A3-Plakate in der Südkurve hochgehalten hat, dass Teile der Bayern-Fans einen Schalker – diesen Schalker – nicht in den bayerischen Reihen haben wollen. Aber macht es diese Aktion etwa weniger provinziell?

Wir hatten diese Diskussion doch jetzt schon. Und nein, natürlich wollen die Verwirrten keinen FC Bayern mit elf Bayern in der Startaufstellung. Nein, nein, da sollen schon Robbens und Ribérys mitspielen dürfen, aber halt eben keine Schalker. Kein Neuer, der auch noch tief bei den Königsblauen verwurzelt ist. Wie stehen die Bayern-Ultras denn dann da, wenn sie einem königsblauen Ultra zujubeln müssen (genauso wie die königsblauen Ultras übrigens beim Thema Metzelder)!

Ich ertrag‘ dieses Thema nicht mehr. Anfangs fand ich es ja noch spannend, bewusst einen Contra-Punkt zu setzen, gegen die Stimmungsmache (Anti-Facebook-Page – süß), aber zunehmend ist mir die Zeit zu schade.

Und davon ab: Glauben diese Bayern-„Fans“, dass ein FC Bayern in der stärkeren Position gegenüber Neuer ist? Andersherum wird da wohl ein Schuh draus. Ein Neuer kann sich die europäischen Top-Vereine aussuchen, die sich seine Dienste zukünftig sichern wollen. Das kommt zwar für diese Fans auf das gleiche heraus, ist aber imho ein großer Unterschied.

Was mich ferner stört ist die Konsequenz, die sich aus dem Verhalten der Ultras ergeben könnte (oder – noch schlimmer – der Hintergedanke einiger Ultras sein könnte): Mehr Macht und Mitbestimmung im Verein!

Die deutschen Ultras, die kleinen Brüder ihrer großen italienischen Vorbilder wären bestimmt gerne auch so „wichtig“. Ob ich als deutscher „Normalo“ allerdings Zustände befürworte, in denen das Verhalten einzelner Ultra-Gruppierungen dazu geführt hat, dass Vereine keine dunkelhäutigen Spieler verpflichten, würde ich mal eher in Abrede stellen.

Zu eindimensional? Zu weit hergeholt?

Vielleicht. Trotzdem sind das die vielschichtigen Gedanken, die ich mir bei diesem Thema mache.

Kommen wir dann also zum Thema van Gaal.

Himmel.

Wenn es nur einige wenige Breitnigge-Leser wären, die seit Wochen oder Monaten stereotyp den Abschied unseres holländischen Trainers fordern, könnte ich da locker drüber hinwegsehen. Aber inzwischen gibt es ja schon wieder (wie damals unter Klinsmann) die unheilige Allianz mit dem Boulevard. Man bringt sich in Stellung.

Warum? Weil da – vor allem in den Medien – noch einige Rechnungen offen sind. Unser Trainer ist halt kein einfacher Charakter. Und das bekommen die Medien natürlich zu spüren. Mag nicht jeder. Und die, die das nicht mögen, mögen sich vielleicht auch über die Erfolge der letzten Saison gefreut haben, aber noch mehr haben sich sicherlich gefreut, dass diese heuer ausblieben. Um endlich ihre Gedanken, die sie schon länger loswerden wollten, zur Tastatur zu bringen.

Jo mei. Sind auch nur Menschen. Die sogenannten professionellen Sportjournalisten.

Im Ernst: Man kann an van Gaal vieles kritisieren. Und das mache ich auch. Aber van Gaal ist lernfähig. Wenn man so was sehen will.

Zu Beginn der Hinrunde wurde er auf dem kalten Fuß erwischt. Mit der unmenschlichen Verletzung von Herrn Robben. Er ließ zunächst das über 12 Monate einstudierte (und zuvor erfolgreiche) System weiterspielen. Auch ohne Robben. Das ging schief. Dann stellt er um und die Zuschneidung auf z.B. Herrn Gomez rettete uns im Herbst und Winter den Kopf in allen Wettbewerben.

Selbst vor dem entscheidenden Pokalspiel gegen Schalke reagierte er auf Ereignisse und schickte Herrn Badstuber auf die Bank, tauschte ferner die Rollen der Herren Gustavo und Pranjic. Genau so was wurde ja auch hier auf dem Blog – nicht nur von mir – gefordert.

Und dann?

Dann spielt der FC Bayern in der ersten Halbzeit gegen die Magath Kicker einen Stiefel, der grausam und schmerzlich an schlimmste Hitzfeld-Tage erinnert (für alle die, die es schon vergessen haben: Hitzfeld war der Trainer, über dessen Spielweise wir uns seit dem Championsleague-Sieg 2001 aufgeregt haben). Was nützt das beste System, wenn es die Spieler nicht umsetzen?

Von Weltklasse-Spielern wie Robben und Ribéry muss ich doch erwarten dürfen, dass sie Ideen entwickeln und umsetzen, wie sie mit Problemen der Doppel- und Dreifachbewachung fertig werden, oder? Ich denke schon. Und das hat nur mittelbar etwas mit dem Trainer zu tun.

Das unser FC Bayern es anders kann und konnte, haben die Spieler ja 10 Minuten nach der Pause und 10
Minuten vor Ende der Partie gezeigt. Genau in diesen Phasen hatte Schalke massive Probleme. Zu allen anderen Zeiten war das Spiel wie gemalt für die Knappen.

Gut verteidigen, schnell kontern und ansonsten nur müde Schüsse direkt auf Neuer. So geht es dann halt nicht. Auch nicht gegen einen FC Schalke 04, der sich in dieser Saison noch gegen fast jeden Bundesliga-Gegner blamiert hat.

Ich kann gerne auch Namen nennen.

Herr Robben, zum Beispiel.

Das soll jetzt kein Vorwurf sein, aber wer wundert sich ernsthaft darüber, dass Robben, nachdem er dieses 5cm große Loch im Oberschenkel hat(te), nach einer kurzen Euphoriephase direkt nach seiner Rückkehr mit mehreren bärenstarken Spielen, auch mal ein Loch (sic!) in seinem Spiel hat?

Wollen wir dem Mann das nicht auch mal zugestehen? Hatten wir ihn nicht vor wenigen Wochen nach sagen hören, dass er eben keine Maschine sei? Hört, hört.

Und all denen, die sich aktuell im van-Gaal-Gebashe suhlen, will ich mal ein anderes Bashing anbieten: Bastian Schweinsteiger!

Wie viele Punkte hat uns unser „Weltklasse-6er“ in dieser Saison gekostet?

Soll ich von dem Elfer in Gladbach reden? Seinem Ballverlust gegen Dortmund unmittelbar vor dem 0:1? Oder seinem gestrigen Fehlpass, der erst die unmittelbaren Standards ermöglichte, die zum goldenen 1:0 für S04 führte? Weitere Beispiele?

Nein, darf ich nicht? Ach, aber den Trainer muss ich dafür verantwortlich machen, ja?

Es ist doch so – und da beißt die Maus keinen Faden ab – ich habe seinerzeit in der Endphase für Klinsmann gekämpft. Das gebe ich offen zu. Vor allem weil es gegen das Boulevard ging. Warum? Weil ich nicht wollte, dass die Entscheidungshoheit für derlei Dinge dem Verein abgenommen wird.

Wer Trainer ist oder nicht, sollte der Verein entscheiden. Nicht die BILD. Welche Spieler auf dem Platz stehen sollte der Trainer entscheiden. Nicht die BILD. Welche Spieler den FC Bayern in Zukunft – punktuell – klar verstärken können, sollten Trainer und Vorstand entscheiden – und keine Volksbefragung.

Aber zurück zum Spiel.

Ich bin entsetzt.

Entsetzt, wie schnell sich der Wind dreht. Noch vor einer Woche schwebten wir alle doch auf Wolke 7. Nach dem Sieg bei Inter. Und jetzt? Jetzt stehen wir kurz vor dem Abstieg? Was ist passiert?

Wir haben ein Heimspiel in der Bundesliga verloren. Gegen die mit Abstand stärkste Mannschaft in der Saison 2010/11. Das sollten wir mal langsam akzeptieren. Punkt.

Darüber hinaus sind wir im Halbfinale des deutschen Pokals ausgeschieden. Gegen eine Mannschaft, die mit diesem Sieg quasi eine ganze Saison gerettet hat. Hatten wir auch so viel Motivation in die Wagschale zu werfen?

Irgendetwas steckte in diesen beiden Spielen unseren Spielern in den Knochen. Leichtigkeit war es nicht. Ebenso wenig Kreativität.

Oder waren es tatsächlich die Gegner, die uns einfach nur den Zahn gezogen haben?

Fragen über Fragen.

Eins sollte aber allen klar sein: Den Verwirrten, wie den Normalos: Wie sieht ein Szenario aus, wenn Trainer van Gaal alsbald zum Ex-Trainer wird?

Hat irgendwer, der derlei fordert ein Konzept parat?

Wer soll sein Nachfolger werden? Nur für die Rückrunde oder direkt mit Perspektive für die nächste Saison oder länger? Wer ist auf dem Markt? Wer bringt eine ähnliche Vision wie van Gaal mit? Wer bringt uns Offensivfußball plus Erfolge plus 11 bayerische Spieler im Kader?

Der ewige Wenger? Mourinho?? Sammer??? Klopp?!

Nein, im Ernst, all ihr Catos, was ist Euer Plan? Das würde mich mal interessieren. Ernsthaft!

Ich sag‘ Euch mal meine Meinung: Ich habe die Schnauze voll von diesen Reflexen. 80 Millionen investieren. Erfolg. Nächste Saison kein Erfolg. Trainerwechsel. x Millionen investieren. Erfolg. Nächste Saison kein Erfolg. Trainerwechsel….

Das muss aufhören.

All die Nörgler, Motzkis und Jammerlappen unter den Bayern-Fans träumen doch insgeheim von Barcelona. Oder? Ist doch so.

Denen empfehle ich die aktuelle Ausgabe der 11Freunde. Dort gibt es nämlich einen längeren Bericht zum Thema Barcelona und spanischen Fußball im Allgemeinen. Ebenso wie Rom ist dieser Erfolg nicht an einem Tag entstanden. Zuletzt wurde das Thema ja schon hier auf dem Blog von einzelnen Kommentierern aufgegriffen.

So was kann nicht wachsen, wenn man alle 1,5 – 2 Jahre den Trainer und somit zumeist die Philosophie wechselt. Die Philosophie gibt der Verein vor und danach sucht man sich die Trainer aus. Die Spieler kommen dann im Anschluss dazu. Vor allem auch, weil der gesamte Verein und seine Jugend darauf ausgerichtet sind. Damit hat Ajax angefangen Cruyff und van Gaal (ups) haben es zu Barca gebracht.

Hier ist mein Vorschlag: Wir atmen alle mal tief durch. Dann lassen wir van Gaal machen. Der ist nämlich der Trainer. Nicht die Südkurve und nicht die BILD. Und in der Sommerpause setzen sich die Entscheidungsträger beim FC Bayern in großer Runde zusammen und entscheiden was. Zum Beispiel wie diese Saison 2010/11 zu bewerten ist und wohin die Reise gehen soll.

Wir müssen weg von dieser kurzfristigen und -sichtigen Denkweise! War das nicht der Konsens der gesamten Bayern-Familie? Damals als wir van Gaal noch feierten und ihn ob seiner Sichtweise huldigten?

So. Soviel von mir zum gestrigen Spiel. Und ab sofort gibt es nur noch einen Gedanken: Hannover wegputzen!

Dann also gegen Manchester

Es hätte schlimmer kommen können. Aber nicht viel.

Auf der anderen Seite: Wir sind im Viertelfinale. Championsleague. Da spielen nur noch dieGrößten.

Ist schließlich keine Europa-League.

Egal.

Auch dieses Spiel fängt bei 0:0 an. *klimper*

Allerdings trifft hier unsere Schweizer-Käse-Abwehr auf einen Rooney in der Form seines Lebens.

Zweimal 0:0 gehen diese Spiel also definitiv nicht aus.

Persönlich bin ich unschlüssig.

Die allgemeinen Gerüchte stimmen schon. Abgesehen von Barcelona sind alle Gegner auch nur Fußballmannschaften dieses Planeten. Und die nun erfolgte Auslosung verhindert ein Aufeinandertreffen vor dem Finale.

Klappt es wider Erwarten doch mit dem Halbfinal- oder gar Finaleinzug, wäre eine Niederlage gegen Barcelona – für mich – tatsächlich kein Weltuntergang. Sage ich jetzt mal.

Wieso?

Na weil Barca mein Verein in Spanien ist und somit die größtmögliche Demütigung der Real-Fans komplett wäre. Championsleague-Sieg für den Erzrivalen im eigenen Wohnzimmer.

Herrlich.

Also am zweitherrlichsten natürlich. Neben einem eigenen Sieg im königlichen Wohnzimmer.

Analog zu diesen Understatement-Weltmeistern aus Leverkusen und Schalke sollten wir (in der Championsleague) jetzt nur noch von Spiel zu Spiel, von Halbzeit zu Halbzeit und von Minute zu Minute denken.

Die Verhältnisse sind geklärt.

Nur mit zwei absoluten Topleistungen über die volle Spielzeit haben die Bayern eine Chance gegen ManUnited.

Was wiederum Schalke und Leverkusen in die Karten spielt.

Denn genau gegen diese beiden Teams spielen wir rund um die Festspieltage gegen die Ferguson-Boys.

Schwierige Situation. Vor allem mental. Aber da sind wir ja bekanntermaßen die Meister drin.

Wollen wir es hoffen.

Ich freu‘ mich drauf. Blamiert haben sich in der Championsleague bisher andere…

Ist die Championsleague ein Wunschkonzert?

Schön wär’s. Dann wüsste ich, was ich mir morgen bei der Auslosung für’s Viertelfinale wünschen würde.

Zumindestens nicht Barca.

Moskau vielleicht? Oder ein französisches Team?

Die SZ meldete heute, dass die Bayern tatsächlich gegen keinen möglichen Gegner im Viertelfinale eine negative Bilanz haben. Der Trend ist allerdings Bayerns-Gegner Friend…

Zieht man die Mathematik zu Rate, dann wird es jeweils mit 28,6%tiger Wahrscheinlichkeit ein englischer oder französischer Gegner. Also insgesamt zu 57,1%.

Nur zu jeweils 14,2% Barca, Moskau oder Inter. Mhm.

Wäre ich Schalke- oder Vizekusen-Fan, würde ich mir als Bayern-Gegner klar die Russen wünschen. Die sind traditionell im Frühjahr schwach (andererseits, wen haben die noch mal rausgeworfen?!) und die Bayern somit noch eine Runde länger mit Dreifachbelastung unterwegs.

On the other hand:

Welche andere deutsche Mannschaft wird schon seit Jahrzehnten so gut damit fertig?

Eben!

Hier meine Wunschpaarungen nach der morgigen Auslosung:

Inter Mailand – Girondins Bordeaux
ZSKA Moskau – FC Bayern
Olympique Lyon – Arsenal London
Manchester United – FC Barcelona

Halbfinale:

Girondins Bordeaux – FC Bayern
Arsenal London – FC Barcelona

Ihr?

Entschuldigung, ich kann mich nicht verbiegen

Immer und immer wieder die gleichen Themen.

Wieso sollte ich Mittwochs Fan einer Mannschaft, die ich am Samstag beschimpfe?

Ein Widerspruch?

Nicht für die Gutmenschen unter uns Fußball-Fans.

„Aber man muss doch an die 5-Jahreswertung denken und an den deutschen Fußball so im allgemeinen!“

Scheiß auf die 5-Jahreswertung.

Wozu?

Damit sich die nächste europäische Fahrstuhlmannschaft in der Champiosleague blamiert?

Super.

Nein. Ich bin da eher konträr. War ich auch schon immer. Also kein Schönwetter-Fan, oder so.

Mir war immer nur der FC Bayern wichtig. Spielte der FC Bayern international, war ich immer irritiert, wenn plötzlich Fans anderer Teams mit uns fieberten, weil es ja „eine deutsche Mannschaft ist, die dort spielt“.

So eine Unterstützung brauche ich nicht. Da bin ich gerne aggro.

Im Umkehrschluss kann ich doch nicht plötzlich Lautern, 1860, dem BVB oder Schalke zujubeln, nur weil die mal international spielen? Wie lächerlich ist das denn? Tiefverwurzelte Emotionen kann ich doch nicht plötzlich abstellen?

Sicher. In der Bundesliga geht das, wenn einer meiner „Lieblingsgegner“ gegen einen aktuellen Konkurrenten spielt, dann stört mich ein Punktgewinn nicht ganz so arg, aber sonst?

Quatsch. Ich war im gestrigen Gemetzel klar für Barca.

Warum?

Na weil ich seit über 20 Jahren Barca-Fan bin. Barca ist meine Mannschaft in Spanien. Und nicht erst seit den Bayern-Duellen gegen Real.

Mich hat das Spiel begeistert. Barca ist einfach ein Klasse für sich und da macht es Spaß zuzuschauen. Wer der Gegner ist, ist mir da im Grunde egal.

Selbst im letzten Jahr, als meine Bayern vom späteren CL-Sieger derbe verhauen wurden, gab es ein lachendes und ein weinendes Auge.

Ähnlich verhält es sich mit Arsenal und Bordeaux. Wo die Liebe hinfällt.

Achso. Und noch ein paar Worte zum Thema fucking-5-Jahreswertung…

Es hat dem deutschen Fußball noch nie gut getan, wenn es zu viele Mannschaften im Europapokal gab. Sowas gefällt nur den Träumern und dem Boulevard. Denn je mehr Teilnehmer es gibt, desto schlechter ist auch der Quotient. Und da pro Saison traditionell immer ein paar Teilnehmer aus der Bundesliga (oder aus tieferen Ligen – DFB-Pokalfinale sei Dank) früh „Auf Wiedersehen“ sagen, dürfen die restlichen Teilnehmer sich umso mehr abstrampeln, um auch in der Folgesaison diesen Touristen-Teams die Chance zur Europarundreise zu bieten.

Aus dieser Sicht sind weniger Teams mehr.

Aber sowas will ja niemand hören.

Dann freu‘ ich mich halt weiter im Stillen. Ich mit meiner Bayern-Arroganz…

Endspiel-Bayern, oder Die ital. Bestie ist besiegt, oder Ivica Olic – Fußballgott

Überschriften über Überschriften. Eine schöner als die andere.

Mehr habe ich kaum noch zu sagen. Meine halbe Familie ist (mal wieder / immer noch) krank (mich irgendwie eingeschlossen) und da habe ich andere Themen auf dem Radar.

Trotzdem war mir dieser gestrige Fußballabend ein Fest. Laut schreien ging zwar nicht, da wir um jede schlafende Minute des Thronfolgers glücklich waren, aber Papa konnte seine Begeisterung auch so ausleben. Dann halt mehr nach innen. Und im Kopf.

Wo soll man nur anfangen?

Das die Bayern immer dann am stärksten sind, wenn der Druck am größten ist?

Ob die Gala in Turin Rache und Revanche für’s Halbfinale 2006 und all diese knappen Niederlagen und Punktverluste der letzten Jahre gegen Juve waren? Oder wir einen neues Kampfschwein haben? Aktuell so wichtig wie Ribéry und Robben zusammen?!

Antwort: Von allem etwas.

Olic ist ein Genuss. Wie er all den Schnarchnasen im Kader zeigt, wie man das macht. Mit dem Laufen, dem Kämpfen. Genial.

All der Frust dieser destruktiven Spiele. Frust über diesen sog. ital. „Fußball“. Widerlich. Auf einmal alles weg. So befreiend. So eine Genugtuung.

Und dann die Rückkehr des alten Bayern-Gens. Der Höchstleistung unter höchstem Druck. Höchst erfreulich. Und kein Spiel zu früh.

Plötzlich ist alles rosa was zuvor grau war.

Die Bayern überwintern in allen drei Wettbewerben und haben die nächsten Millionen-Einnahmen sicher.

Plötzlich ist van Gaal der brilliante Taktiker. Der Baumeister des neuen FC Bayern. Und das wollen die wissen, die ihn noch vor 2-3 Wochen aus dem Amt schreiben wollten?

Achso.

Ganz ruhig. Wir sollten uns alle ein wenig entspannen.

Genauso wenig wie „in der Krise“ alles schlecht war, haben wir mit dem (ersten) Endspiel in der CL den Fußball neu erfunden. Allenfalls mal angedeutet, zu welch‘ einer Leistung eine van Gaal’scher FC Bayern in der Lage sein könnte.

Zugegeben: Der Gedanke gefällt mir. Das der FC Bayern in naher bis mittlerer Zukunft so auch gegen alle anderen Möchtegern-Gegner-auf-Augenhöhe agieren könnte.

Das hätte was. Mir fallen da spontan ein, zwei bis drei Mannschaften ein, die wir mal ebenso „bestrafen“ sollten…

Zukunftsmusik.

Jetzt stehen wir erstmal im Achtelfinale der Championsleague. Allein dies ist nach den beiden Bordeaux-Spielen schon völlig abwegig gewesen. Wenn wir ehrlich sind.

So schnell kann das aber gehen, wenn man plötzlich anfängt, tatsächlich mal Tore zu schießen. Aus seiner Überlegenheit heraus,

Ist es wirklich so einfach und der einzige Unterschied zur „Krisen“-Phase in dieser Hinrunde?

Scheinbar. Kommen Tore, kommt Selbstvertrauen, kommen mehr Tore, kommt gutes Spiel.

Fußball eben.

Die Kommentatoren nach dem Spiel wollten unisono keinen Akteur hervorheben, waren stattdessen mit allen mehr als zufrieden.

Nö. Kann ich so nicht sehen.

Zum einen muss ich leider sagen, dass der schlechte Eindruck, den wir zuletzt von Herrn Demichelis hatten, sich auch in Turin bestätigt hat und zum anderen mir kein Zacken aus der Krone bricht, wenn ich anerkenne, dass Herr Schweinsteiger ein richtig gutes Spiel gemacht.

Ja wirklich. DerBastian hat für mich gegen Juve das beste Spiel im Bayern-Trikot seit 2006 gemacht. Nicht mehr und nicht weniger.

Klar an einen Olic reicht er als Spieler des Spiels nicht heran, aber für seine Verhältnisse war da fast schon eine wahnsinnige Geschwindigkeit in seinen Aktionen. Respekt.

Nachdem sich nun in den nächsten Tagen die Euphorie ein wenig legen wird (eventuell schon mit einem enttäuschenden Ergebnis in Bochum), werden wir erkennen, dass die folgenden Aufgaben nicht leichter zu werden drohen.

Als Gruppenzweiter bekommen wir den nächsten Gegner aus folgendem Pool:

Manchester United, Real Madrid, FC Chelsea, AC Florenz, FC Barcelona, FC Sevilla oder FC Arsenal.

Soll man sich da jetzt eher Florenz und Sevilla wünschen, oder gleich die Galaktischen 2.0? Vielleicht auch die vorgezogene Revanche gegen Barca? Dann mit Ribéry und Robben?

Keine Ahnung. Wenn wir jetzt nicht die Waffen strecken wollen, muss die gestrige Leistung ohnehin erneut abgerufen werden. Und wer sagt, dass im Februar Ribéry und Robben zusammen fit sind?

So sieht’s aus.

Fragen über Fragen.

Als nächstes stehen ohnehin erst noch die nicht minder wichtigen Duelle gegen den 15. und 18. der Bundesliga an.

Schwer genug.

Ultra egozentrischer Schwachsinn und Untergang in Würde

Die Bayern sind aus der Championsleague raus. Jetzt wirklich. Der FC Barcelona war einfach ein bis zwei Nummern zu groß. Hätte man vorher wissen können (vor dem Viertelfinale), wollte man aber nicht wahrhaben.

Je nach Gemütsverfassung (im Falle Klinsmann) sieht man das wohl anders.

Das gestrige Spiel meiner Bayern fand ich phasenweise richtig gut. Das 1:1 stimmt mich versöhnlich, wenn ich auch gerne gewonnen hätte. Der Ausgleich der Spanier zeigte aber – einmal mehr – dass es auch anders hätte ausgehen können, wenn sie über 180 Minuten Ernst gemacht hätten (nämlich mit einem neuerlichen Debakel, weshalb für mich Barca auch klar die CL gewinnen wird – schade, Herr Ballack).

Haben sie aber nicht. In München. Im Rückspiel. Zum Teil auch weil ihnen die Heimbayern dazu keine Gelegenheit ließen.

Wo ist das Problem der Klinsmann-Kritiker, einzugestehen, dass das 0:4 in Nou Camp auch darin begründet lag, dass eine Abwehr ohne Lucio, ohne Lahm, mit Oddo, Breno und Lell auf der völlig falschen Seite, aber sowas von keine Chance gegen den Offensivwirbel der Katalanen hatte?

Man hat doch gestern klar gesehen, dass Lahm als Gegenspieler für Messi selbst für dessen Maßstäbe ’ne andere Hausnummer ist, als ein Lell auf dem falschen Fuß. Und Messi hat – da sind wir uns ja wohl einig – durchaus nicht mit halber Kraft gespielt, wie man an seinen vielen Turbo-Szenen eindeutig gesehen hat.

Nein. Mit der Top-Abwehr – in Top-Form – wären wir gegen Barcelona wahrscheinlich genauso ausgeschieden, aber eben nicht 1:5. Eher ein 0:2 im Hinspiel und vielleicht ein knapper Sieg in München. Ganz zu schweigen davon, was mit zwei Stürmern möglich gewesen wäre. Und damit meine ich keinesfalls Herrn Podolski.

Herr Klose hätte den Ball in der gestrigen 5. Minute wahrscheinlich ins Tor geköpft und keine derartige Akrobatik veranstaltet. Hätte er. Konnte er aber nicht, da schon länger verletzt und er somit unsere Offensive nur halbwertig erscheinen lässt.

Alles bekannt.

Wie gesagt, mit dem Spiel war ich zufrieden. Auch mit den meisten Spielern. Das war eine ganz andere Einstellung als letzten Mittwoch. Da würde gekämpft und man konnte endlich mal sehen, dass selbst mit diesem Ansatz und dem Gewinn des einen oder anderen Zweikampfes, diese Wunderspieler öfter mal einfach viel zu schnell sind. Da kann man die Grätsche ansetzen wie man will, die sind dann schon längst weg. Einen Messi stoppt man zudem zumeist nur so, wie es van Bommel vorgemacht hat. Das ist zwar böse, aber ein wenig Respekt verschafft man sich damit schon. Nach dem Motto: „Überleg‘ Dir zweimal, ob Du mich noch weiterhin lächerlich machen willst!“

Das Ausscheiden und das Spiel gegen Barca ist aber nur ein Teil meines heutigen Themas. Ein ganz anderes, viel schlimmeres Thema ist die Kampagne, die inzwischen übergreifend gegen Klinsmann gefahren wird.

Wenn es aktuell keinen Anlass für Pfiffe und „Klinsmann-raus“-Rufe gegeben hat, dann doch wohl rund um das gestrige Spiel, oder?

Wie bitter ist das denn, das man dem Boulevard so derart in die Karten spielt?

Ohne es gelesen zu haben, kann ich mir vorstellen, dass jetzt wieder nur die Pfiffe und Sprechchöre Thema sind.

Hilft man so dem Verein? Offenbar seinem Verein? Wenn man seine Kampagne gegen den Trainer weiterverfolgt, unabhängig vom Ausgang und Ablauf der Spiele?

Aber um den Verein geht es ja inzwischen nur noch vordergründig. Man zieht sich zwar darauf zurück, aber es geht für viele – gerade in dieser Stimmungslage – um viel mehr.

Worauf sich das begründet?

Auf Beobachtung. Und zwar keine selektive, sondern zwischen den Zeilen und abseits des Spielfelds.

Mir ist das vor Jahren schon aufgefallen und ich werde in meinem Eindruck immer wieder und immer mehr bestätigt. Es gärt im Verein. Und seiner Anhängerschaft. Vor allem in der Anhängerschaft.

Die Etablierung der sog. Ultras, vor allem auch in Opposition zu den „altgedienten“ Fans, enthält jede Menge Konfliktpotential.

Wieso komme ich plötzlich auf die Ultras? Vor allem, da ich so selten in München im Stadion bin?

Ganz einfach. Mit offenen Augen Fan sein, bedeutet, manches klarer zu sehen.

Nach dem gestrigen Ausgleich der Spanier, der, zugegebenermaßen perfekt und Weltklasse herausgespielt war, dröhnten fast unmittelbar die „Klinsmann-raus“-Rufe durch’s Stadion. Für mich völlig unverständlich.

Sicher waren die lauter als sonst. Vor allem hörte es sich lauter an, da bei allen anderen Zuschauer plötzlich die Vorfreude über den wohl doch noch möglichen Sieg verschwand und viele so dann auch ihren Gesamtfrust äußerten – aber was konnte Klinsmann in diesem Augenblick für das Gegentor? Stand er auf dem Platz? Hatte er den Seinen befohlen, wie Slalomstangen dem Treiben von Messi&Co. zuzuschauen? Für mich hatte er sein Team – ähnlich wie gegen Frankfurt – sogar sehr gut eingestellt. Irellevant, ich weiß.

Kurz nach diesen lauteren „Klinsmann-raus“-Rufen (gehört ja inzwischen bei einigen Bayern-Fans schon zum guten Ton), kamen aber noch diverse andere Rufe, schon etwas leiser und für viele vielleicht nicht mehr ganz so verständlich.

Diese Rufe waren so wirr, dass sich selbst Reif dazu aufgefordert sah, diese den geneigten Zuschauern mitzuteilen und man hörte aus seinen Worten, dass er selbst einigermaßen fassungslos war.

Da wurde zunächst gegen den Vorstand gewettert („Vorstand raus“) und sofort erkannte ich Stimmlage, Geschwindigkeit und Melodie wieder.

Da riefen nur noch Ultras! Und die sind ja bekanntlich auf den Vorstand tatsächlich nicht gut zu sprechen. Ob man da im Rahmen der Anti-Klinsmann-Welle, die Chance auf eine erneute Destabilisierung oder zumindestens größeren Keil im Verein sieht?

Ich will es nicht ausschließen. Würde mich zumindestens nach den Ereignissen der letzten Jahre nicht wundern.

Die anschließenden Gesänge wurden nicht hochwertiger. Man feierte – einmal mehr – Michael Rensing, der ja plötzlich der Heilbringer des deutschen Fußball zu sein scheint, rief nach Olli (Kahn) (ach so), Mehmet Scholl, feierte Ottmar Hitzfeld und – als Steigerung – abschließend noch Udo Lattek!

Wieso bloß? Weil der in Barcelona geweint haben soll? Was glaubt ihr, wie oft ich schon bei Bayern-Spielen geweint habe??

Egal.

Ich – als Bayern-Fan in über 30 Jahren – halte diese Entwicklung für sehr kritisch. Der Ultras jetzt. Und damit mich keiner falsch versteht: Der Grundgedanke hat durchaus Charme und mit dem kann ich mich auch identifizieren: Bedingslose Hingabe zum Verein und volles Engagement.

Nur leider wird von vielen Ultras – auch von unseren – etwas ganz anderes gelebt.

Erstens ist die Südkurve gespalten. Ist mir – mal wieder – im Spiel gegen Hannover aufgefallen. Da singen oben die „Alt“-Südkurven-Fans – rund um die bekannte Trompete und unten – am Zaun – die Ultras. Nur in ganz wenigen Fällen singt man gemeinsam. Wieso?

Weil es zweitens offenbar zur Ultra-Philosophie gehört, Lieder zu singen, die ausser den Ultras keiner mitsingen kann, die möglichst kompliziert sind und über die man dann in den Wettstreit mit anderen Ultras steht.

Was hat das mit dem Anfeuern des eigenen Teams zu tun?

Aber wie sollte das auch gehen, schließlich steht der Capo ja auch immer mit dem Rücken zum Spielfeld, sieht also gar nicht „was abgeht“

Nein. Für mich steht seit gestern fest, was ich von der sog. „Anti-Klinsmann“-Stimmung in der Allianz-Arena zu halten habe. Und mit dem Gedanken daran geht’s mir irgendwie besser.

Ein anderer Gedanken durchzuckte mich gestern übrigens auch noch: Wie wäre es, wenn wir – ganz zum Wohle des Vereins – an Klinsmann festhalten würden? So aus Prinzip?

Denn aus keinem anderen Grunde will die skurrile Allianz aus Boulevard, Ultras und (vielleicht sogar zu Recht) frustrierten Normalo-Fans ihn ja weghaben.

Allein mir fehlt der Glaube, dass KHR, UH Co. dem Druck standhalten.

Ribéry hat sich verliebt

Es geschah wohl am letzten Mittwoch.

Ribéry verlor mit seinen Bayern beim spanischen Vertreter FC Barcelona. Eben dieser wirbelte die Bayern gehörig durcheinander.

Das gefiel dem ehrgeizigen Franck wohl sehr. So würde er selber gerne spielen. Aber seine aktuellen Mitspieler können das nun einmal nicht.

Also macht der jetzt mal langsam Nägel mit Köpfen. Vor Wochen noch von den vielen Wechselgerüchten genervt, hat sich seine Meinung inzwischen wohl gedreht.

Was 45 Minuten so ausmachen können.

Erst gesteht er seinem Nationalmannschaftskumpel Henry in der Halbzeit seine Liebe, dann steckt er dem bayerischen Capitano, dass dieser in Spanien mal Stimmung für ihn machen soll.

Der FC Bayern dementiert, führt Sprachprobleme van Bommels an.

Ich dagegen neige eher dazu, Insidern zu glauben. Sowohl des spanischen Fußballs als auch der spanischen Sprache.

Was wäre eigentlich so schlimm daran, wenn Ribéry zum spanischen FCB (meinem Lieblingsverein in Spanien) wechseln würde?

Sicher. Er würde dort sicherlich ab und an mal auf der Bank sitzen – oder glaubt er ernsthaft, sofort neben Messi, Henry und Eto’o gesetzt zu sein? – aber viel wichtiger wäre es ja, was sein Wechsel für uns bedeuten würde.

Erstens gibt’s für ihn jede Menge Geld (und einen Hleb?). Zweitens müssten wir dann tatsächlich was an unserem Spiel ändern, womit wir drittens nicht mehr so leicht auszurechnen wären. Und der Zauber Ribérys (in der Bundesliga) ist doch spätestens seit seiner permanenten Dreifach-Bewachung verflogen, oder?

Vor allem, da die restlichen zwei ungedeckten Mitspieler eben keinen Vorteil aus ihrer Spielsituation ziehen.

Klar. Ribérys Abgang wäre ein Verlust. Aber vielleicht auch eine Chance?

Wer weiß das schon. Zunächst steht erstmal nur fest, dass van Bommel durchaus gesagt hat, was er gesagt hat…