Vom Profifußball, Shankly, Nebensachen und jeder Menge Geld

Im nächsten Jahr werde ich 50, für Fußball brenne ich seit über 40 Jahren und über das berühmteste Zitat von Bill Shankly haben wir alle seit Jahrzehnten immer nur geschmunzelt. Zeiten ändern sich – dass sie sich allerdings so schnell ändern, wie in den letzten Wochen oder gar Tagen, konnten wir uns nicht vorstellen. Keiner von uns.

Am Sonntag vor zwei Wochen sehnten meine Kinder und ich noch den Start der Rückrunde entgegen – nach einer gefühlt ewigen Winterpause bis Anfang März, starteten wir mit einem Auswärtsspiel beim Oberkasseler FV. Die Corona-Krise war wenig greifbar, auch wenn es schon – von Seiten des Fußballverband Mittelrhein – Mitteilungen und Empfehlungen zum Umgang mit Hygiene gab. Als der gegnerische Trainer mir vor dem Spiel sagte, dass sie „sich als Team dazu entschlossen hätten, auf die Shakehand-Geste vor und nach dem Spiel zu verzichten“ (und mir selbst auch nicht die Hand gab), fand ich das (damals) übertrieben.

Keine drei Tage später, musste ich selbst in häusliche Quarantäne – vorsorglich, da ich Kontakt zu einer Person hatte, die ihrerseits Kontakt mit – möglicherweise – infizierten Personen hatte. Erstmals war Corona real, nicht nur ein stetig wachsender Teil der täglichen Nachrichten.

Für mich und meinen Sohn fiel an diesem Mittwoch das Training – vorsichtshalber – aus, nach 24h und negativem Test der Betroffenen, ging ich Freitags wieder zur Arbeit. Es war allerdings der Freitag, der nicht nur den Höhepunkt der allgegenwärtigen Spielabsagen-Diskussion (auf Profifußball bezogen) darstellte, sondern auch der Zeitpunkt, als der FVM sämtliche Spiele im gesamten Verantwortungsbereich für Wochen absagte.

Um die Dynamik zu illustrieren, lässt sich berichten, dass wir im Trainerteam an diesem Freitag (13.03.) noch trainierten und mit den Kindern und Eltern die Fußballfreie Zeit planten – denn das Training war ja noch erlaubt. Am Abend, nach der Rückkehr vom Training, las ich hingegen die Pressemitteilungen über die komplette Schließung aller Bonner Sportplätze (u.a.) durch die Stadt Bonn. Die E-Mails über die Absetzungen aller Spiele im gesamten Verein ließen das Vereinspostfach überlaufen.

Am darauffolgenden Montag wurden in NRW die Schulen geschlossen (16.03.), seit letztem Mittwoch befinde ich mich im Homeoffice (18.03.), jeden Tag erlebten wir in Deutschland neue Maßnahmen auf Landes- oder Bundesebene, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Inzwischen sind wir bei Kontaktsperren, die z.B. das Aufhalten in der Öffentlichkeit mit mehr als zwei Personen untersagt (abgesehen von Familien, etc. – aber im Kontext des Fußballbetrieb ist dies die Vorgabe).

Nun bin ich ein sehr weltoffener und zuweilen pragmatischer Mensch, ich muss aber zugeben, dass die Dynamik und die Veränderungen im öffentlichen Leben, welche wir alle gerade erleben, mich zwar nicht überfordern (wie viele Andere), mir dies aber immer noch sehr surreal oder abstrakt vorkommt. Szenen beim Einkaufen wirken wie eine Mischung aus Sozialismus und Hollywood-Blockbuster.

Wie aus der Zeit gefallen erscheinen da die Diskussionen um die Olympischen Spiele in Tokyo und deren Verschiebung oder wann der Profisport (endlich) seinen Betrieb wieder aufnehmen sollte…

Zu letztem Thema las ich heute diesen Beitrag von Tobias Escher, der mich – nach fast einem Jahr – mal wieder zu einem Beitrag inspirierte, da all die Gedanken der letzten Tage nicht in 2-3 Tweets passen.

Escher berichtet geordnet und deutlich, wo das Problem des (Profi-)Fußball in Zeiten von Corona liegt. Natürlich geht es um Geld und mögliche Insolvenzen im Profifußball, dortige Arbeitsplätze, etc. – keine Frage. Von mir aus sollen alle diese Probleme auch gelöst werden, aber wie kann man darüber noch ähnlich diskutieren, wie wir dies vor drei Wochen getan haben? Im Anblick des Status in Italien, des Kampfes, derlei Zustände in Deutschland – und überall dort, wo europäische Vereine zuvor Champions- und Europa-League gespielt haben – zu verhindern? Will „der (Profi-)Fußball“ die Verantwortung dafür übernehmen, wenn es noch mehr Infektionsketten gibt, wie in besagtem Bergamo-Spiel und danach? Nein, sicher nicht, oder?

Die deutschen Verantwortlichen klammern sich immer noch an den Plan, bis 30.06. die Saison zu Ende gespielt und alle notwendigen Entscheidungen für die neue Saison ermittelt zu haben. Die UEFA ihrerseits, die zuvor die EM (in x europäischen Staaten – ein Wahnsinn in diesen Zeiten) verlegte, redet von den europäischen Wettbewerben – ebenfalls zu diesem Datum. In welchem Rhythmus müssten die Profis dann spielen? Jeden zweiten Tag? Was passiert mit Mannschaften, die – sicherlich und imho definitiv – in Quarantäne gehen werden, insofern weitere Spieler positiv getestet würden?

Ich bin ja seit Jahren dafür bekannt, mich mehr und mehr vom sog. „Fußball-Zirkus“ entfernt zu haben, aber es gab eine Zeit davor und da gab es keine zwei Meinungen, dass „der Fußball“ mein Leben, die Struktur meiner privaten Zeit mehr oder weniger deutlich bestimmte und den Takt vorgab (wie jetzt der Jugendfußball), aber kann es ernsthaft Diskussionen darüber geben, dass Escher hier Recht hat, wenn er sagt:

Im Falle einer baldigen Wiederaufnahme des Wettbewerbs stellen sich zahlreiche Anschlussfragen. Wenn die Klubs der ersten und zweiten Liga Geisterspiele austragen dürfen, warum dann nicht auch die Vereine der Regional- oder Kreisliga? Was wird aus den zig anderen Sportarten wie Eishockey, die ihre Saison bereits abgebrochen haben? Und wie will der Fußball begründen, dass ausgerechnet Fußballspiele weitergehen sollen? Restaurants, Einkaufsläden, Kinos, Theater, Reiseunternehmen: Sie alle stehen vor gewaltigen wirtschaftlichen Herausforderungen. Sie alle werden die Frage stellen, wieso der Fußball eine Ausnahmegenehmigung erhält. Die DFL verweist in diesem Zusammenhang gerne auf die knapp 60.000 Arbeitsplätze, die an ihm hängen. Was ist aber mit Industrien wie der Autobranche, die Millionen Arbeitsplätze in Deutschland schafft? Muss die Reihenfolge nicht lauten: Erst Leben retten, dann die Wirtschaft wieder hochfahren – und ganz zum Schluss kommt der Fußball?

So sieht es aus. Womit wir wieder bei Shankly wären.

Bleibt gesund, ihr alle, die das hier lest. Schützt euch und eure Lieben ebenso wie alle eure Mitmenschen, Nachbarn, Kollegen und Familien. Haltet euch an die Hygiene-Vorschriften, haltet Abstand und – vor allem – haltet durch!

Der Fußball wird (über)leben, dafür ist seine Begeisterungsfähigkeit bei Jung und Alt ungebrochen, aber die Menschen, die Fußballfans, die Infizierten, die Risikogruppen, die (unbewussten) Virusträger – all diese Menschen gilt es nun in den Vordergrund zu stellen! Solange es auch dauern mag – Fußball schauen, spielen oder trainieren werden wir wieder früh genug. Ob nun im Juni, Herbst oder erst 2021 wieder.

Die Hysterisierung der gegenwartlichen Fußlümmelei – eine Streitschrift

Es ist kompliziert. Und es liegt an mir – ist klar. Ferner mag es für viele meiner längjährigen Verfolger, Leser, Zuhörer, Wahrnehmer schräg klingen, wenn ich mich über Emotionen oder Hysterisierung in unserem Fußlümmel-Zirkus beklage.

War ich – und meine meinungsstarken Kommentare und Beiträge – doch über viele Jahre selbst ein Kieselsteinchen unter den abendlichen, stolpernden Sandalen des Sisyphus, der Spieltag für Spieltag, Saison für Saison, den Stein der Ausgewogenheit, Abwägung, Nüchternheit und Empathie den Berg der Fußballemotionalität hinauf astete. Tja.

Leben wir in einer Gegenwart, in der man seine Meinung nicht mehr ändern darf? Doch, ganz im Gegenteil, aber nicht Allen ist diese Fähigkeit gegeben. Ich schweife ab.

Einige wird es erneut langweilen, aber mein Abstand zum Zirkus wurde in den letzten 12 Monaten (ohne Blog-Beitrag – morgen ist tatsächlich schon ein Jahr Funkstille) nicht geringer. Womit nicht gemeint ist, dass ich jetzt einfach ein paar Reihen hinter der Manege sitze, nein, wir reden hier eher von „außerhalb des Zeltes“ oder gar „in einer anderen Stadt“ …

Ich bekomme schlicht nicht mehr mit, was Kovac für einen Fußball spielen lässt, wie es sich in der 67. Minute am 23. Spieltag darstellt, der Kontext zu den fünf Spielen zuvor und dem Spiel danach ist. Ich verfolge Diskussionen über unseren Trainer und unsere Führung nur noch aus zweiter Hand über die sozialen Medien, versorge mich mit Bildern aus der Konserve. Ungewohnt – aber wohl wollend – nehme ich zur Kenntnis, dass ich es kaum vermisse, was auch daran liegen mag, dass die Ausprägung meines Ehrenamtes in der Fußball-Jugend und dem Amateurfußball immer größer wurde und kaum noch Platz lässt für andere fußball-spezifische Eindrücke. Kausalität.

Was ist aber so anders in der über vier Jahrzehnte gewohnten Welt des „großen“ Fußballs? Es ist die Gegenwart und es ist kein Ende abzusehen. Ähnlich wie bei der Immobilien-Blase in Großstädten, habe ich auch bei der Fußball-Blase inzwischen aufgegeben, Prognosen abzugeben, wann dieselbige platzt. Es gibt immer noch genügend Pay-TV-Abonnenten, Fußball-Konsumenten, komplett unkritische Stadiongänger, die sich einfach nur unterhalten lassen wollen und erst recht mehr als genügend Leser & Zuschauer für all die Berichterstattung rund um das Hochglanz-Produkt Fußball.

Kritisiere ich dies weiterhin? Ja. Bin ich davon überrascht? Nein. Resigniert? Vielleicht. Wo ist also das aktuelle Problem?

Sicher. Man sagt sehr leicht und sehr oft, „jeder sei für seine Timeline selbst verantwortlich“ also für die Zusammenstellung der eigenen Filterblase. Ist bei mir nicht anders. Aber was will man machen, wenn sich selbst, ansonsten gelassene und abwägende Fußballfans – sei es in Schwarz-Gelb oder Rot-Weiß – von der allgemeinen Hysterie anstecken lassen? Rund um das Spitzenspiel der Bundesliga – seit Jahren endlich einmal wieder in Schlagdistanz zwischen Dortmund und Bayern – ließen sich viele Fans von den Emotionen überwältigen und ich war mehr als irritiert, dass dies in meiner Komfortzone passierte.

Ich hatte ja schon vor einem Jahr gesagt, dass ich persönlich keine siebte Meisterschaft in Folge für mein Seelenheil benötige. Schon für derlei wird man von einigen Bayernfans kritisiert.

Äußert man Bedenken über die Zukunft des Vereins und die Sorge, ob die aktuelle Führung den Übergang schaffen kann, wird man zwar ebenfalls kritisiert, aber aus einer Ecke, die ich per se ausblende.

Hat man in diesem Kontext wiederum Sympathie für – sagen wir mal – keine zwingende Dauer-Siegesserie, um die Grundlage zu schaffen, dass der Verein keine Wahl hat, auf „Weiter, immer weiter“ oder „Klappt doch alles, man muss nix ändern“ zu verzichten – brechen bei manchen Bayernfans die Dämme – totales No-Go. Was fällt uns ein, nicht (nur) den kurzfristigen Erfolg zu sehen!

Vollends anstrengend wird es, wenn man Dortmund Fans dabei zusah, wie sie eine – eher den Bayernfans zugesprochene – Eigenschaft an den Tag legten: Dünnhäutigkeit im Falle von Niederlagen und schmelzendem Vorsprung in der Tabelle. Das hat mich nachhaltig überrascht. Was war nur aus dem Underdog-Narrativ geworden? Fühlte man sich – aufgrund von neun Punkten Vorsprung schon als sicherer Meister? Dies gipfelte in Kommentaren nach der hohen Niederlage des BVB in München, die klangen wie „so ein Pech – jetzt habt ihr so hoch gewonnen und werdet trotzdem nicht Meister“ …

Auch hier: Derlei hörte man früher nur aus dem bayerischen Seelenleben.

Den Rest gaben mir die Berichterstatter. Man ist ja seit Jahren gewohnt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung, ein Erfolg, gar ein Sieg der Münchner Bayern wenig Begeisterung außerhalb der rot-weißen Blase auslöst. Mir ist dies bewusst und ich hatte mit diesem „Naturgesetz“ nie ein Problem – im Gegenteil. Was mich sprachlos machte, war die Kurzfristigkeit, die neuerdings hier an den Tag gelegt wird:

Dortmund führt mit neun Punkten vor den Bayern? Großartige Liga! Endlich wieder Spannung!“ (Spannung? Bei neun Punkten Abstand?)

Bayern holt Vorsprung des BVB auf und setzt sich dank der besseren Tordifferenz an die Spitze! Laangweeiliig.

Erneut: Alles gut, derlei halten wir (also Fans wie ich) seit vielen Jahren aus. Was war in den letzten Wochen anders?

Das sowohl Bayern- als auch BVB-Fans im Wochenwechsel – wahlweise dem Fußball abschwören wollten, die Welt zusammen brach oder die Bundesliga einpacken könne!

Bayern Tabellenführer? BVB-Fans resignierten en masse. Bayern spielt nur Remis gegen Freiburg – BVB zurück an der Spitze? Bayern-Fans fordern – erneut – den Kopf des Trainers, BVB-Fans wollten die Welt umarmen!

All dies klingt wirr für euch? Dann haben wir was gemeinsam. Womit wir wieder beim Anfang dieses Artikel sind:

Es liegt an mir. Ich bin hier nicht mehr Zielgruppe, mir ist all das zu anstrengend, ich muss aus diesem Fußballzug aussteigen. Deshalb zuletzt eine zwei-wöchige Social-Media-Pause (auf meinem Fußball-Account).

Nun sind – ganz offensichtlich – all die Grassiko-Emotionen aus meiner Timeline entwichen. Ich will es – natürlich – noch einmal versuchen. Was ich befürchte? Dass es – nach einem Punktverlust unserer Bayern in Düsseldorf – wieder von vorne los geht. Ich werde es mir – nach Jahren der Live-Spiel-Pause – vor Ort im Stadion anschauen, ggf. lasse ich mein Smartphone einfach mal ganz aus.

Fußball pur. Ohne Vorberichte, krakeelende Kommentatoren, vermarktende Moderatoren und wilde Aufruhre in den sozialen Medien. Wie es sein sollte, einmal war und nie wieder sein wird.

Ich weiß. Schade.

FC Hoeneß, Kovac oder Rückwärts in die Vergangenheit

Der FC Bayern hat offiziell einen neuen Trainer zur Saison 2018/19. Es wurde am Ende dann Niko Kovac.

Eins vorab: Ich glaube nicht, dass Niko Kovac ein schlechter Trainer ist, vielmehr bin ich davon überzeugt, dass der Kroate in Frankfurt gute Arbeit macht. Ich blende einfach mal seine früheren Zitate in der Endphase seiner Tätigkeit als kroatischer Nationaltrainer aus, nein, wenn er am 01.07.2018 Trainer unseres FC Bayern wird, dann ist er – natürlich – auch mein Trainer. Er sollte eine faire Chance bekommen, auch wenn er außer Frankfurt nur die kroatische Nationalmannschaft und Brauseteams in Salzburg trainiert hat.

Was mich viel mehr stört, ist etwas ganz anderes. Und so einiges. Aber der Reihe nach.

Mich stört dieses 80er/90er – Gehabe des FC Bayern, Dinge öffentlich auszutragen, bzw. Informationen über Haus- und Hofmedien zu streuen und so über eben jene Öffentlichkeit Druck in die gewünschte Richtung auszuüben. Mich stört es für die Fans unserer Gegner – in diesem Fall der Eintracht – die nun wirklich keine direkte Liga-Konkurrenz darstellen und somit noch nicht einmal ins – vermeintliche – Beuteschema passen, aber durch diese Nachricht und dieses Verhalten unseres Vereins, ggf. ihre aktuellen Ziele verfehlen. Und für einen Verein wie die Eintracht ist eine Europapokalteilnahme nun einmal bedeutsamer als die x-te Championsleague für uns Münchner Großkopferte.

Mich stört, wie die gesamte #Trainerfindungskommission abgelaufen ist. Und zwar grundsätzlich. Natürlich habe ich keine Insiderinformationen, weil ich weder dem Vorstand des FC Bayern angehöre, noch an der Säbener Straße bei entsprechenden Meetings Mäuschen spielen durfte, aber von medialen Quellen ist nun einmal recherchiert worden, wie diese Tragödie scheinbar abgelaufen ist und das Schlimmste an der Geschichte ist, dass man es sich im aktuellen FC Hoeneß ganz genauso vorstellen kann und es sofort für bare Münze nimmt.

Man überredet den – sich im wohlverdienten Ruhestand befindlichen – Trainer-Rentner Heynckes, Retter des, in offenbarer Schieflage befindlichen Tanker Bayern München zu werden. Heynckes, Gentleman der er ist, noch dazu Hoeneß-Freund, sagt zu und lässt sich auf das Abenteuer ein, um von Anfang anklar zu betonen, dass er zum Saisonende wieder in sein altes Leben zurückkehren wird. All dies, um nach dem Ancelotti-Missverständnis zumindest die Mindestziele einzufahren und dem Vorstand Zeit für die Suche nach einem ebenso qualifizierten wie renommierten Trainer zu geben.

Und was passiert? Nichts. Zumindest von Seiten des großen alten Mannes, dem Rückkehrer von der Pritsche auf den Königsstuhl, dem – offenbar personifizierten Mr. FC Bayern – Ulrich H.

Schon nach der Ancelotti-Entlassung gab es gerüchteweise erste Kontakte zu Thomas Tuchel, dem – gemäß allgemeinem Konsens – legitimen Nachfolger Guardiolas an der Säbener Straße. Tuchel soll sogar seinerseits großes Interesse bekundet und sich schon auf den Job in München vorbereitet haben. Es gab Einigkeit zwischen Rummenigge und Brazzo, einzig Hoeneß stand dieser Personalie ablehnend gegenüber. Kein Wunder, war er doch auch komplett damit ausgelastet, seinen „Freund“ Jupp Heynckes permanent und öffentlich zum Bleiben beim FC Bayern zu überreden. All dies, obwohl dieser im Dezember intern erneut unmissverständlich erklärt hatte, den Verein ganz wirklich zum Saisonende im Sommer 2018 erneut und endgültig zu verlassen. Hoeneß versuchte es unbeirrt weiter. Heynckes – zunehmend ungehaltener – bestätigte immer wieder mehr oder weniger seine ursprünglichen Aussagen.

Als sich Hoeneß – dieser Funktionär mit den unbestritten großen Verdiensten in der Vergangenheit des FC Bayern – im März 2018 endlich dazu bewegen ließ, der Personalie Tuchel vielleicht doch irgendwie zuzustimmen, hatte dieser international begehrte Übungsleiter – laut eigener Aussage – bei einem anderen europäischen Großclub zugesagt. So was nennt man ja mal Pech. Oder Unvermögen. Oder Absicht und somit Vereinsschädigend. Aber gut, der FC Bayern wurde nach Hoeneß‘ triumphaler Rückkehr in Amt und Würden, so als wäre nichts als ein „Versehen“ oder „Fehler“ passiert, ohnehin von ihm und seiner Familie zum FC Hoeneß umgebaut. All die Innovationen und viel der Moderne, die man in seiner Abwesenheit etablierte, verschwand und machte Platz für Bewährtes, Stallgeruch und Provinzialität. An dieser Argumentationslinie teilen sich die Massen der Anhänger des FC Bayern. Also wir Kritiker sind jetzt diese 1-5% und der Rest würde den Ulmer auch noch mit Jubel, Trubel, Heiterkeit auf der JHV wieder wählen, wenn der im Gefängnis gesessen hätte… oh, wait.

Mich stört aktuell so viel am FC Bayern und ich muss mir trotzdem immer wieder über die sozialen Medien aka Twitter, Vorwürfe von #Ulianern anhören, was mein Gemotze eigentlich soll und dass ich ja immer nur noch Negatives über den FC Bayern suchen würde und was der Uli doch alles für den FC Bayern getan hätte. Geschenkt.

Glaubt einer dieser Kritiker-Kritiker, dass mir das Spaß macht, meinem aktuellen FC Bayern – außerhalb des Platzes – zuzuschauen? Und damit meine ich noch nicht einmal diesen ganzen Mist rund um unsere, immer dichter werdende Verbindung nach Katar und Co. – einem Thema, bei dem ich zunehmend resigniere. Nein, ich sehe mit Schrecken, wie der FC Bayern sich immer weiter zurückentwickelt, zu einem bodenständigen Verein Hoeneß’scher Prägung. Und damit meine ich nicht den Verein, bei dem am Spieltag Fans noch ins Büro des Bayern-Managers kommen konnten, um ihr Leid zu klagen, oder den Opel-LKW, der auf Auswärtsspielen Fan-Utensilien verkaufte und unser Präsident die Ware selbst mit abverkaufte. Ich meine den Verein, der allein auf der Führungsebene und bei den Konzepten für die Zukunft auf Altbewährtes und längst überwunden geglaubtes setzt.

Der FC Bayern hat zuletzt einen tollen, neuen Jugendcampus eröffnet, auf den man zu Recht stolz war und ist. Dies ist prinzipiell die richtige Strategie, neben Investitionen in hochwertige Spieler, die uns im Kader und auf dem Platz direkt weiter helfen. Aber warum setzt man einen Hermann Gerland an die Spitze? Nichts gegen Gerland und seine Verdienste in der Vergangenheit, aber symbolisiert HG die Zukunft? Und als es einen Trainerwechsel hin zu Heynckes gibt und dieser nach Gerland als zweiten Co-Trainer ruft, da lässt man die Position des Leiters dort einfach unbesetzt? Deutlicher kann man den Stellenwert der Jugend-Abteilung eigentlich nicht illustrieren.

Mich stört dann dieser Artikel in der tz, der vermeldet, dass der U19-Coach Sebastian Hoeneß, offenbar gezielt vor allem Talente aufstellt, die von Dieter Hoeneß beraten werden. Andere hoffnungsvolle Talente verlassen daraufhin verständlicherweise mangels Perspektive den Verein. Sieht so Innovation, Vereinsphilosophie, Konzept oder Modernität aus?

Und nun also doch ein Cheftrainer Kovac. Sportdirektor Brazzo wird in der offiziellen Pressemitteilung des FC Bayern folgendermaßen zitiert:

Niko war Spieler bei Bayern, er kennt die handelnden Personen sowie die Strukturen und die DNA des Klubs sehr gut. Wir sind überzeugt, dass er der richtige Trainer für die Zukunft des FC Bayern ist.

Ach und das ist nun das entscheidende Kriterium für einen Trainerjob beim FC Bayern? Er hat noch vergessen zu erwähnen, dass Kovac ja deutschsprachig ist. Noch so ein modernes Konzept. Als ob Ancelotti daran gescheitert wäre. Oder Guardiola. Ein Jürgen Klinsmann sprach auch weitestgehend Deutsch. Nein, mit einem solchen Konzept wären weder Klopp in Liverpool, Guardiola in Manchester oder Zidane in Madrid Trainer geworden und – ganz ehrlich – es bestätigt auch nur erneut unsere eigene Provinzialität.

Am Ende des Tages ist die Entscheidung für Kovac natürlich nur konsequent. Für ihn ist der FC Bayern tatsächlich noch „die große Chance“, da „sagt man nicht nein“. Eine Antwort übrigens, die ein FC Bayern nicht gewohnt ist und war und rund um die Tuchel-Peinlichkeit neue Horizonte und ungeahnte Telefonkosten erzeugt hat. Kovac würde zusagen, dass war den Münchner Alphatieren klar und somit gingen sie aufs Ganze, überdeckend, was in diesem Frühjahr sonst noch alles in die falsche Richtung lief, sie brauchten nun mal langsam einen Erfolg und den hat ihnen der Kroate geliefert. Wie nachhaltig dieser Erfolg sein wird, steht in den Sternen. Ich persönlich würde Kovac nicht absprechen mit unserem Kader Erfolg zu haben (nationale Titel sind mit der aktuellen Qualität immer drin), aber in diesen Tagen, rechnet man beim FC Hoeneß ja mit allem und da sind Gedanken nicht so abwegig, dass Kovac zwar einen Dreijahres-Vertrag unterschrieben hat, er insgeheim aber nur der – unbelastete, unerfahrene (respektive, erfolgreichere) – Platzhalter (als Ancelotti) sein soll oder wird. Wie gruselig diese Vorstellung ist, vermag ich nicht in Worte zu kleiden, aber wir werden die mittlere Zukunft ja alle erleben. Ich wünsche Kovac nichts Schlechtes, das wäre unfair, aber nach all den Siegen, all den Erfolgen in den letzten Jahren, nach sechs Meisterschaften in Folge, ist mir Misserfolg nicht mehr so sehr ein Graus, als er es früher war. Vor 2013 oder der vierten Meisterschaft, der ich als Fan 35 Jahre hinterher lief (nein, ich will nicht über das Leben anderer Fans diskutieren). Von mir aus kann 2019 jede andere Mannschaft Meister werden (abgesehen von #Spielfrei, Hoffenheim oder den sonstigen Konzernteams), mir würde es nicht so viel ausmachen, ich bin schlicht darüber hinweg, davon mein persönliches Glück abhängig zu machen und vor allem wir hatten ja in den letzten Jahren so viel von diesem Glück zu spüren, zu empfinden. Ich weiß das schon ganz gut einzuordnen.

Mich stört, dass ich zuletzt Gerüchte vernahm, dass unsere Führung wohl doch noch weiter im Amt bleiben will, dabei hatte doch sogar Hoeneß bei seiner Comeback-Kampagne explizit darauf verwiesen, dass er zurückkomme, weil da etwas noch nicht vollendet ist und er vom ersten Tag an seinen oder seine Nachfolger aufbauen würde. Was genau hat Hoeneß dafür seit seiner Rückkehr getan? Die Wahrheit ist, dass es seine „Nachfolger“ längst gab. Der FC Bayern war mit Guardiola, Sammer und Reschke bereits exzellent für die Zukunft aufgestellt. Guardiola verlängerte seinen Vertrag nicht. Sammer schied „auf eigenen Wunsch“ aufgrund „gesundheitlicher“ Probleme aus. So zumindest die Sprachregelung, mit der alle Beteiligten ihr Gesicht wahren konnten. Und Reschke? Reschke wollte in den Vorstand, mehr mitentscheiden. Nun, er tut dies jetzt in Stuttgart. Ach und Sammer stellte seine Expertisen zunächst als TV-Experte zur Verfügung und unterstützt nun die Konkurrenz in Dortmund.

Well done, FC Bayern!

Wie all dies nun weiter- und ausgehen wird? Das weiß niemand. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die aktuell in breiter Öffentlichkeit beklagte Langeweile in der Bundesliga mittelfristig enden wird. Warum? Weil die Münchner unter der aktuellen Führung und mit deren Entscheidungen, „Konzepten“ wohl kaum nachhaltig Talente, a la Schweinsteiger, Lahm oder Müller an der Säbener Straße ausbilden oder halten können. Sie werden, wie in den 90er- und 00er-Jahren, in die Schatulle greifen müssen und dank der überhitzten Märkte wird dies stark am berühmten Festgeldkonto kratzen. Es sei denn, man verabschiedet sich auch hier vom Anspruch in der Championsleague, wie wir ihn seit 2012 aufgebaut haben. Für die nationale Liga wird es – aufgrund des in Jahrzehnten aufgebauten Vorsprung (Milliardär-Spielzeuge wie in Leipzig, die Fußball wie Monopoly spielen können, mal außen vor) – immer reichen, aber die Dominanz wird auch hier – mittel- bis langfristig – zu Problemen in der Vermarktung und somit den Erlösen führen. Weniger Erlöse, weniger Budget für Transfers und Gehälter. Eben. Zurück in die 90er.

Was sind hier die Lösungen aus bayerischer Sicht?

Wer mich kennt und diesen Bericht aufmerksam gelesen hat, kennt die Antwort schon.

Mir bleibt nur die Gegenwart. In dieser wünsche ich mir ein fulminantes Halbfinale in der Championsleague gegen Real Madrid und im Anschluss ein weiteres Europapokal-Finale zum Abschluss der Karriere des großartigen Menschen und Trainer Heynckes. Von mir aus auch das nationale Double. Ferner wünsche ich Kovac bei seinem alten Verein nur das Beste, gerne soll und darf sich die Eintracht für den Europapokal qualifizieren, am liebsten für die Championsleague und/oder eine Platzierung vor dem Mateschitz-Spielzeug.

Für mich persönlich bedeutet dieser Tag nur einen weiteren Schritt des Abschiedes vom aktuellen Fußball oder FC Bayern. Am Ende der Saison endet – endgültig – mein letztes Sky-Abo und in der nächsten Saison stehe ich zum Zeitpunkt der Bundesliga ohnehin in der D-Jugend meines Großen als Trainer an der Außenlinie und arbeite im Ehrenamt an der Basis, die Begeisterung unserer Kinder für diesen im Prinzip wundervollen Sport zu behalten und auszubauen.

In diesem Sinne:

Auf geht’s, Ihr Roten! Forza FVP!

UPDATE: Nach der Publikation dieses Artikel schrieb die SZ, dass der FC Bayern schon vor einem Jahr an das Kovac-Umfeld deutliche Zeichen über eine mögliche Vakanz auf dem bayerischen Trainerjob übermittelt hat. Sauber. Sollte dies stimmen, kann man weder die gestrigen Aussagen von Kovac & Bobic noch das Balihoo der Bayernführung vollumfänglich ernst nehmen. Dann ist es eher ein weiterer Schritt zum Abschied vom Fußballgeschäft im Allgemeinen.

They did it their way oder Old blue eyes Uli

Vor einigen Tagen las ich Aussagen unseres Ex-Kader-Planer Michael Reschke, in denen er erneut den Gerüchten entgegen treten musste, er wäre in München nicht mehr wohlgelitten gewesen, da er im Rahmen eines möglichen Transfer von Ousmane Dembele zum FC Bayern mit dem falschen Berater gesprochen hätte. Bayern-Präsident Ulrich – Uli – Hoeneß hatte dieses Gerücht zuletzt erneut befeuert.

So etwas passiert und gehört zum Geschäft. Bei Dembélé müssen wir Dortmund zugestehen, dass sie früher an den richtigen Leuten dran waren. Da gibt es keine Vorwürfe von uns an niemanden. So etwas muss man auch mal akzeptieren.

Dieser Story widersprach Reschke.

„Es gibt bei Bayern München exakt drei Personen, die im Fall Dembele alles beurteilen können“. Namentlich nannte der 59-Jährige Chef-Scout Marco Neppe, der den Rekordmeister auf Dembele aufmerksam gemacht habe, Anwalt Michael Gerlinger, der Transferverhandlungen der Münchner juristisch überwacht, und Boss Karl-Heinz Rummenigge, mit dem zusammen Reschke damals mit Stade Rennes über einen Wechsel verhandelte. Bayern wusste, dass Dembele „eine Granate ist“. „Wenn einer von diesen drei Personen Vorwürfe in meine Richtung äußern würde, würde ich mir Gedanken machen“, sagte Reschke. Hoeneß selbst zählte er ausdrücklich nicht zu diesem Kreis: „Uli Hoeneß war bei der Causa Dembele nicht dabei.“

Ferner:

Aber der Spieler selbst hat erklärt, dass er nur zu Borussia Dortmund möchte. Er fühlte sich noch nicht bereit für den Schritt zu Bayern oder Barcelona, wollte zunächst garantiert spielen und sich entwickeln. Das ist die ganze Wahrheit bei Dembélé.

Warum erwähne ich diesen „Streit“?

Weil mich seit diesem hervorragenden Artikel, in dem der „Bayerische Weg“ behandelt wird, der Gedanke nicht mehr loslässt, was dieser bayerische Weg eigentlich ist und ob er mir gefällt. Ich befürchte nicht. Aber der Reihe nach.

Christian zitiert Hoeneß, der in diesem Sommer den „Bayern way of life“ formuliert.

Wir müssen unseren eigenen Weg finden. Transfers nicht um jeden Preis. Sondern kluge Transfers. Irgendwann wird sich durchsetzen, dass nicht Geld entscheidet, sondern kluge Strategie.

(Hervorhebung durch mich)

Als ich das las, erinnerte ich mich wieder an die Umstände, die zur Entlassung von Louis van Gaal führten. Ich erinnerte mich an einige Blogbeiträge, an Hoeneß-Aussagen, PMs, PKs – alles sehr unschön. Ich war sowohl wütend als auch frustriert, aber einen roten Faden gibt es:

Wie kann man sich einvernehmlich trennen, wenn „unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Klubs“ der Grund waren?

Daraus resultierende dritte Frage: Ich bin ehrlich, diese Frage ist für viele Bayern-Fans die wohl wichtigste Frage der letzten 30 Jahre:

Welche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs hat denn der Vorstand des FC Bayern?

Schon vor sechs Jahren beschäftige mich also die „strategische Ausrichtung“ des FC Bayern, hatte ich die Sehnsucht nach einer Philosophie meines Verein, wie sie Ajax, Barca und Co. haben und hatten. Den größten Teil meines Fußball-Fan-Leben hatte ich „nur“ diesen Heldenfußball unter Lattek, Hitzfeld, Magath & Co. gesehen, allenfalls unter Csernai moderne taktische Elemente erlebt.

Für Nicht-Bayern-Fans mag dies skurril klingen, bei all den Titel, all den Siegen und Erfolgen. Aber mein Anliegen, meine Sehnsüchte spielten sich auf anderen Ebenen ab. Ich war schlicht neidisch auf diesen „Fußball total“. Aber ein solches System kann man sich nun einmal nicht erkaufen, man muss es (sich) entwickeln (lassen), muss die fähigsten Leute an die Schalthebel setzen, machen lassen, nicht jedes Jahr das Triple erwarten. Tja.

Schon van Gaal wurde – nach Klinsmann – von Hoeneß mit den Worten begrüßt: Endlich wieder ein „echter Fußballlehrer“. Das Drumherum bei Klinsmann muss Hoeneß, den Traditionalisten genervt haben. Massiv. Bei der Entlassung von Gaals hatte man dann „unterschiedliche strategische Auffassungen“. Es sind immer wieder diese Aussagen von Hoeneß, die mich im Laufe der Jahre zunehmend an einer echten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Strategie bei ihm zweifeln lassen!

Wir müssen hier nicht mehr meine Thesen über die Rückkehr von UH auf den Bayern-Thron durchkauen – die unterschiedlichen Standpunkte sind erschöpfend ausgetauscht, aber Hoeneß selbst setzt doch immer wieder diese grundsätzlichen Punkte auf die Bayern-Agenda.

Mein Punkt ist:

Der FC Bayern hatte sich nach 2012 mit den Personalien Sammer, Guardiola, Reschke und Co. in meinen Augen so zukunftsfähig wie nur möglich aufgestellt. Mit dem Bayern-Campus – wenn auch 5-10 Jahre zu spät – geht man ferner endlich auch in der Jugendarbeit in die richtige Richtung. Viel Zeit ging verloren mit diversen Personalwechseln in den Veranwortlichkeiten für die Bayern-Amateure und -Jugend.

Sicher, halten wir Hoeneß und der restlichen Bayern-Führung zugute, dass man einen Guardiola nicht halten konnte, weil er Fußball-Trainer-Stationen als Projekt betrachtet und ewig auf der Suche nach der Perfektion ist – die er ggf. in seinen späten Spielen gesehen haben mag (ich will das nicht abstreiten) und dass ein Sammer einfach aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr konnte.

Aber wieso besetzt man die Leitung der bayerischen Jugendakademie mit einem Trainer Gerland, der – zugegeben – in der Vergangenheit große Verdienste hatte um die Entwicklung und Entdeckung diverser bayerischer Eigengewächse im aktuellen Kader? Hat Gerland etwa mit seinem modernen Konzept überzeugt, die führenden Einrichtungen in Leipzig, Hoffenheim, Dortmund, Gelsenkirchen und und und kurz-, mittel- oder langfristig zu erreichen, gar zu übertreffen? Wie lange ist Gerland nun aus der Jugendarbeit raus? Sechs, gar sieben Jahre?!

Wie passt es ins Bild, dass man erst eine Instanz wie Michael Reschke unter großen Anstrengungen aus Leverkusen holt, ihn 3-4 Jahre machen und dann zum VfB Stuttgart ziehen lässt? Wieso konnte man ihn nicht zum Sportvorstand machen, wenn Reschke dies so wichtig war? Wieso setzte man ihm den Novizen Salihamidzic buchstäblich vor die Nase?

Weil man übersah, dass Reschke, als er nach München kam, quasi bei Null anfangen musste, was seine Abteilung betraf – vor allem im Vergleich mit Dortmund, Leverkusen und Co.? Weil man trotzdem erwartete, dass er einen neuen Müller, gar Neymar entdeckt, für 10-15 Mio.? Und dann will man ihn entlassen haben, weil er mit dem falschen Dembélé-Berater geredet hat?

Come on, Uli.

Hier ist meine Story:

Wenn Hoeneß – wie angekündigt – nur zurückgekommen ist, um seine Nachfolge im FC Bayern zu regeln – wo sind dann Anzeichen für einen Wandel? Bisher sehe ich nur Abschiede von ausgewiesenen Experten, dazu einen Welt-Trainer, der die Spätherbst-Spieler bei Laune halten soll, aber nicht zwingend für Innovationen-Feuerwerke berüchtigt ist. Als Ersatz werden Hoeneß-Buddies verpflichtet. Kategorie Heldenfußball. Wie anders soll ich ich die Personalien Sagnol, Salihadmizic einordnen? Unsere aktuelle Führung will alles andere als Stress auf der Führungsetage im Verlauf ihrer alten Tage. Salihamidzic arbeitet sich an Raucherzonen und Positionen in der medizinischen Abteilung ab, führt er Interviews besticht er nicht zwingend durch Expertisen. Auf welchem Gebiet auch immer. Ggf. sind dies auch alles Nebelkerzen und ich erkenne die Raffinesse dahinter bloß nicht…

Christian hat diverse Thesen und Vorstellungen zu den Themen „Mia san mia 2.0“, „Sport“, „Finanzen“, „Alternativlos ist nur der Tod“, „Soziales“, „Kommunikation“ und „Personal“ in seinem Artikel aufgeführt – ich unterschreibe all diese vorbehaltlos. Nicht, dass ich glaube, dass auch nur einer dieser Punkte ausgedruckt auf Hoeneß‘ Schreibtisch ankommt oder gar umgesetzt wird, aber es entspricht meiner Utopie von meinem Verein und würde mich diesem wieder sehr viel näher bringen!

Ich befürchte allerdings, dass vor allem Hoeneß ein ebenso natürliches, verständliches wie weit verbreitetes Problem hat: Er kann nicht los lassen. Wie viele Inhabergeführte Unternehmen der ersten Generation hatten nicht schon vor Hoeneß dieses Problem? Eben.

Ich hoffe hingegen, dass hinter den Kulissen, tief verborgen vor der großen bayerischen Öffentlichkeit, schon fieberhaft und mit perfektionistischer Akribie am neuen Post-Hoeneß-FCB gearbeitet wird, man es in Oskar-reifer Manier nur vor uns allen zu verbergen weiß und wir somit eines schönen Tages den modernen, breit aufgestellten Verein und nicht solche Blogbeiträge von mir erleben werden.

Die Hoffnung stirbt – wie immer – zuletzt.

BL 2017/18 #02 Werder Bremen – FC Bayern

Die letzten zehn Spiele (Historie):

Saison 2016/17
28.01.2017 Werder Bremen – FC Bayern 1:2 (1:2)

Saison 2015/16
17.10.2015 Werder Bremen – FC Bayern 0:1 (0:1)

Saison 2014/15
14.03.2015 Werder Bremen – FC Bayern 0:4 (0:2)

Saison 2013/14
07.12.2013 Werder Bremen – FC Bayern 0:7 (0:3)

Saison 2012/13
29.09.2012 Werder Bremen – FC Bayern 0:2 (0:0)

Saison 2011/12
21.04.2012 Werder Bremen – FC Bayern 1:2 (0:0)

Saison 2010/11
29.01.2011 Werder Bremen – FC Bayern 1:3 (0:0)

Saison 2009/10
23.01.2010 Werder Bremen – FC Bayern 2:3 (1:2)

Saison 2008/09
01.03.2009 Werder Bremen – FC Bayern 0:0 (0:0)

Saison 2007/08
18.08.2007 Werder Bremen – FC Bayern 0:4 (0:1)

Breitnigge at Twitter

BL 2017/18 #01 FC Bayern – Bayer Leverkusen

Die letzten zehn Spiele (Historie):

Saison 2016/17
26.11.2016 FC Bayern – Bayer Leverkusen 2:1 (1:1)

Saison 2015/16
29.08.2015 FC Bayern – Bayer Leverkusen 3:0 (1:0)

Saison 2014/15
06.12.2014 FC Bayern – Bayer Leverkusen 1:0 (0:0)

Saison 2013/14
15.03.2014 FC Bayern – Bayer Leverkusen 2:1 (1:0)

Saison 2012/13
28.10.2012 FC Bayern – Bayer Leverkusen 1:2 (0:1)

Saison 2011/12
24.09.2011 FC Bayern – Bayer Leverkusen 3:0 (2:0)

Saison 2010/11
17.04.2011 FC Bayern – Bayer Leverkusen 5:1 (4:0)

Saison 2009/10
22.11.2009 FC Bayern – Bayer Leverkusen 1:1 (1:1)

Saison 2008/09
12.05.2009 FC Bayern – Bayer Leverkusen 3:0 (0:0)

Saison 2007/08
22.03.2008 FC Bayern – Bayer Leverkusen 2:1 (1:0)

Breitnigge at Twitter

Paule und das 11Freunde-Bundesliga-Sonderheft. Auch 2017. Ungefiltert.

Erneut wurde ich vor der Saison 2017/18 von den 11Freunden gebeten, ein paar launige Sätze zum Besten zu geben. Was mich selbst am meisten verwunderte, war mein – Moment – Zynismus doch schon in den letzten Jahren kaum zu überlesen. Aber gut, sie wollten es, sie bekamen es.

Hier meine aktuellen Antworten, auf die üblichen Fragen:

Die nächste Saison wird eventuell legendär, weil…

jede Saison „legendär“ ist. Nachzufragen beim DFL-Marketing.

Wenn ich an die vergangene Saison denke, dann…

denke ich an viele spannende und emotionale Spiele in der von mir trainierten E-Jugend.

Auf diesen Videobeweis-Fauxpas freue ich mich besonders…

„Bilder vom falschen Spiel“

Für 50 Millionen in Richtung China verlässt uns im Winter…

der nächste Co-Trainer

Mein Verein muss an den DFB Strafe zahlen, weil…

man glaubt, so die sechste oder siebte Meisterschaft in Folge zu verhindern.

Die neue Vereinshymne sollte komponiert werden von…

David Guetta. Wäre im Sinne der internationalen Vereinsstrategie nur konsequent.

Aus unserem Team unverzichtbar für Jogi Löw ist in Russland…

niemand. Klappte beim Konfetti-Cup doch auch mit der B-Elf. Ich werde mir nach der WM davon berichten lassen.

Fußball schön und gut, aber Weltmeister würde unsere Truppe im…

„Augen aufhalten“. Aber gut, da haben wir ja vor der Saison den stärksten Akteur verloren.

Auswärts schmeckt gut: Die beste Bratwurst gibt es in…

Roleber. Oder Lessenich. Andererseits schmeckt die Wurst in der E-Jugend auswärts noch nach jedem Spiel.

Jetzt reicht’s: Das müsste passieren, damit ich nicht mehr ins Stadion gehe…

Nichts. Passiert ja schon. Drehen wir es um: „Was würde mich wieder ins Stadion treiben“? Wenn meine Jungs mich danach fragen oder die Bayern-AG eine neue Führung hätte…

Dieser Filmtitel beschreibt meinen Klub perfekt…

„The Untouchables“ – Die Unberührbaren

Dieser Twitter-Account ist für Fußballfans unverzichtbar…

Alle Accounts der Lahm-Agentur. Aus Comedy-Gründen.

Deutscher Meister vor dem FC Bayern wird…

erst wieder jemand, wenn Ancelotti die Ent-Pep-isierung abgeschlossen hat.

Noch eher als Schalke entlässt seinen Trainer…

der HSV. Wer ist da eigentlich gerade Trainer?

Wenn der HSV nicht abstiegt, dann eben…

zwei andere Teams. Die Relegation kann trotzdem weg!

Weitere Links:

Paule im 11Freunde-Bundesliga-Sonderheft. Auch 2016.

Paule ist zurück. Im 11Freunde-Bundesliga-Sonderheft

Weisheiten #346

„Die Klubs, die hier in Asien waren und auch die, die in Amerika waren, haben etwas pro Bundesliga-TV-Vermarktung geleistet. Und bei den Klubs, die nach wie vor den einfachen Weg wählen und sich in Österreich und der Schweiz vorbereiten, bin ich sehr skeptisch, ob die einen großen Beitrag zum Wohle der Bundesliga damit leisten.“

Karl-Heinz Rummenigge, total un-zynisch und solidarisch.

Gestern. Heute. Morgen.

Es ist Sommerpause und das tut uns allen mal ganz gut. Also vielleicht nicht allen, zumindest nicht denen, die jetzt schon wieder der neuen Saison entgegen fiebern. Früher war das bei mir auch so, aber derlei ist inzwischen in den Hintergrund getreten. Nein, wir müssen das jetzt nicht schon wieder diskutieren, es ist schlicht weiterhin so, dass mein Alltag komplett ausgefüllt ist. Der Fußball im allgemeinen und der FC Bayern im Speziellen sind nur noch ein Teil davon. Es ist wie es ist.

Man merkt diesen Unterschied auch daran, dass ich a) gar nicht bemerkt habe, dass seit meinem letzten „Beitrag“ schon mehr als 31 Tage vergangen sind und somit die, im Blog hinterlegte – Anti-Spam – „Kommentare-schließen“ – Funktion greift. In den letzten Tagen erreichten mich einige besorgte E-Mails, ob es das denn jetzt endgültig mit „Breitnigge“ gewesen und dass dies ja wirklich sehr schade sei. B) definiert sich meine Sommerpause seit einem Jahr auch noch an ganz anderen Dingen. Ich traniere seit einem Jahr die E-Jugend meines Großen als sog. „Vatertrainer“ und entdeckte dabei so ganz nebenbei eine neue Leidenschaft für den Fußball, die ich schon verschüttet glaubte. Das hat mich phasenweise überrascht, begeisterte mich aber durchgehend. Die Trainings- und Spielzeiten der E-Jugend in unserem regionalen Fußballverband orientieren sich nicht an der Bundesliga oder Länderspielpausen, nein, es geht um Schulferien, denn zu diesen Zeiten pausiert der Spielbetrieb in der Jugend (macht auch Sinn) – wir als Trainerteam haben da ebenfalls ein wenig Ruhe, da wir die Schulferien jeweils auch mit einer Trainingspause belegen.

Mit anderen Worten startet meine ganz persönliche „Sommerpause“ nach dem Ende der Spielrunde Anfang Juni, dem letzten Training gestern und dem Saisonabschlussgrillen am Wochenende.

All dies ist antizyklisch zu vielen Fußballfans „da draußen“ und Bloglesern „hier drinnen“, dass ist mir bewusst, aber es führt eben zu obigen Eindrücken bei einigen Lesern dieses Blogs.

Nur ein kurzes Statement, um dann zum eigentlichen Thema dieses Beitrags zu kommen: Sollte ich mein Blog tatsächlich eines Tages schließen, werde ich dies auch sagen und nicht implizit abschalten. Dafür ist mein Mitteilungsbedürfnis viel zu groß… 😉

Der Punkt.

Ich trage seit Wochen Gedanken in mir, wie ich einen Saison-Rück- und Ausblick-Beitrag rund um den FC Bayern angehen könnte. Allerlei lose Enden schwirren in meinem Kopf umher und ich habe es bis heute nicht geschafft, mich einmal hinzusetzen und diese zu bündeln. Ich sitze zwar jetzt gerade, aber einen Plan habe ich trotzdem nicht. Ursprünglich wollte ich den 30.06., oder 01.07., dem offiziellen Ende meiner 26-jährigen Bayern-Mitgliedschaft, als Anlass nehmen, hier einen größeren Beitrag zum Besten zu geben, aber das Resultat dürfte bekannt sein.

Machen wir es also eher stichpunktartig, kurz und bündig.

Thema Ancelotti

Ich war von seiner Verpflichtung aus mehreren Gründen begeistert. Es machte mich stolz, dass ein FC Bayern im Jahre 2016 einen Trainer verpflichten kann, den wir noch vor 5-10 Jahren niemals bekommen hätten, für den ein Klub wie der unsere, niemals eine Option gewesen wäre. Ich war ferner optimistisch, dass wir mit ihm so etwas erleben könnten, wie Real Madrid unter ihm, also sie uns im Halbfinale 2014 schlugen und zum Titel stürmten. Nun, es blieb uns versagt. Aus vielen Gründen. Gründen, die teilweise im erneuten Verletzungspech (und hier muss man ja wirklich von echtem Pech reden, denn gemeinhin ist Ancelotti nicht dafür berüchtigt, seine Spieler so zu „verheizen“, wie es ein Pep Guardiola angeblich tut, oder?!) aber andererseits in – meiner Meinung nach – taktischen Fehlern des Trainers begründet lagen. Hier sei vor allem das Aufeinandertreffen mit Real Madrid erwähnt. Das Pokal-Ausscheiden gegen den BVB können wir erneut unter „gibt es doch nicht“ abspeichern.

Im Grunde also gemischte Gefühlte bei mir, was den Trainer angeht. Hoffen wir, dass er uns in dieser Saison mit seinen „Umbruch-Fähigkeiten“ überrascht…

Thema Kader & Transfers

Im Rahmen der letzten Tage und den bestätigten Transfers kehrte bei mir doch noch so etwas wie Begeisterung zurück, wie ich sie 2007, 2009 oder 2012 spürte. Natürlich ist nichts mit „Ribéry & Toni“ „Robben“ oder „JM8“ vergleichbar, oder ggf. haben wir uns in all den letzten, erfolgreichen Jahren allzu sehr daran gewöhnt, aber ich glaube durchaus, dass es gut ist, Spieler wie James Rodriguez „von der Madrider Bank“ oder auch Tolisso zu verpflichten und eben nicht einen Sánchez aus der englischen Liga, die finanziell komplett versaut ist. Ferner noch einige junge Spieler, die, mit dem absehbaren Abschied von Robben und Ribéry in mittelnaher Zukunft durchaus Perspektive in unserem Team finden werden.

All das stimmt mich optimistisch und freut mich an Mitarbeitern wie Reschke und Co.

Um aber noch einmal auf das Thema Ancelotti zurück zu kommen: Ich hoffe sehr, dass Carlo mit diesem Kader, wie er sich jetzt für die nächsten ein, zwei Jahre abzeichnet, ein neues, starkes Team aufbauen kann, welches in der Lage wäre – auf Sicht – bis, sagen wir mal 2021, erneut die Championsleague zu gewinnen. Ein FC Bayern wird sich nach dem Abgang der alten Recken, wie Lahm, Alonso und bald Ribéry und Robben verändern, verändern müssen. Sind wir auf dem richtigen Weg? Ich hoffe es und bin aktuell guten Mutes.

Und was den Rest betrifft:

Auch in der neuen Saison wird es „Platzhalter“-Artikel auf diesem Blog geben, für alle die, die weiterhin diskutieren wollen. Was mich persönlich betrifft, werde ich bloggen, sobald sich Themen aufdrängen, zu denen ich zwingend Stellung beziehen muss. Davon abgesehen, werde ich über Spiel- und Trainingsplänen für meine Jungs sitzen und mich auf unseren Kunstrasenplatz freuen, den wir im Sommer 2018 erhalten werden.

Prioritäten, Leute. 😉