Fränkische Teilzeitkämpfer und Bayerische Schonkost.

Wer bisher noch nicht von meiner Differenziertheit überzeugt war, der sollte sich mal meine Live-Tweets zum Gastspiel unseres FC Bayern im Frankenland anschauen. Aus Gründen konnte ich das Spiel nicht wirklich live sehen. Allenfalls Twitter und Ticker standen mir zur Verfügung. Dieser Umstand erzeugt bei mir per se einen grundsätzlichen Frust.

Verstärkt wurde dieses Gefühl dann durch den Spielverlauf und erst recht durch das Endergebnis. Ich ließ mich zu diversen – eher destruktiven – Tweets herab. Behielt mir aber eine Hintertür offen. Schließlich hatte ich ja keine Live-TV-Bilder gesehen…

Über diesen Kurznachrichtendienst wurden mir auch Einschätzungen über die FCN-Fans, -Spieler, den Schiedsrichter und Interviews unserer Spieler zugetragen. Übel. All das ließ nichts Gutes vermuten.

Dann – am späteren Abend – begann ich damit, mir ein eigenes Bild von diesem Remis zu machen.

Am Ende des Tages Spiels stand für mich fest:

Selbst schuld, FC Bayern!

Man muss Herrn Schäfer auch und gerade als Bayern-Fan nicht mögen, aber seine Einschätzung, dass einer „Millionentruppe“ da einfach mehr einfallen muss, wenn sie auf eine Mannschaft wie die Clubberer trifft, kann ich voll und ganz unterschreiben.

Und was bitte sollte dieses Gejammer von Schweinsteiger & Co. nach dem Spiel? Über die harte Spielweise der Nürnberger?

Sind wir hier – mit Verlaub – beim Mädchenfußball?

War der FCN die erste Mannschaft, die mit Leidenschaft, Einsatz und Wille gegen uns gespielt hat?

Unsere Mannschaft sollte sich vielmehr die Frage stellen, weshalb wir nicht schon in der ersten Halbzeit die entscheidenden zwei oder drei Tore erzielt haben, die das Spiels nie wieder so emotional hätten werden lassen wie im zweiten Durchgang!

Ja wo samma denn?

Das war ganz großes Tennis, was wir gestern direkt vom Anpfiff weg zeigten, die Führung nur folgerichtig und der Club das berühmte Kaninchen vor der bayerischen Schlange. Dann muss man aber das Kaninchen auch verschlingen, Leute.

Was auch immer Club-Coach Hecking seinen Spielern beim Pausentee gesagt hat – plötzlich erlebte man die Franken, wie ich es schon von Anfang an erwartet hatte. Und unsere „Millionarios“ konnten da kaum etwas entgegen halten, bzw. waren nicht in der Lage gegen diesen Willen, diesen Einsatz, diese Laufbereitschaft noch Torgefahr zu entwickeln. Von daher geht die Punkteteilung in Ordnung.

Ganz zu schweigen davon, dass wir unseren Vorsprung auf den Tabellenzweiten(!) noch ausgebaut haben. Unglaublich.

Nein. Die eigentlichen Probleme waren nicht die Fouls der Nürnberger (abgesehen davon, dass wir in dieser Rubrik auch nicht ohne waren), dass Problem war, dass wir mit der 1b-Elf angetreten sind, antreten mussten.

Das Problem war – einmal mehr – ein ebenso unsägliches wie überflüssiges Länderspiel!

Hui. Ich sollte darauf wetten, wenn überhaupt noch irgendein Wettbüro in Europa solche Wetten annehmen sollte, aber dass die Herren Ribéry(!) und Robben(!!) verletzt von ihren Nationalmannschaften zurückkehren, dass erwarte ich ja fast generell und zünde ’ne Kerze an, wenn es mal nicht passiert. Gerüchteweise soll ja vor dem Freundschaftsspiel(!) der Niederländer den Medizinmännern des KVNB schon bekannt gewesen sein, dass Sportskamerad Robben angeschlagen war. Himmel! Und Hölle!

Ein Fehlen Robbens ist eine Sache. Ein Fehlen Ribérys aktuell eine ganz andere Hausnummer. Hätte, hätte Fahrradkette Ribéry in der Startelf gegen Nürnberg gestanden, hätten wir diese ein, zwei Tore mehr gemacht. Da bin ich sicher. Oder kann sich irgendjemand vorstellen, dass Herr Rafinha vor dem Tor aus dieser Position gefährlicher ist als Herr Ribéry? Eben.

Es war aber nicht so. Und wir können es nicht mehr ändern. Hoffen wir also vielmehr, dass seine Schonung uns in Valencia hilft. Denn – sind wir mal ehrlich – wen kümmert der Club in einem bayerischen Traditionsduell (nein, kein Derby!), wenn es um den Gruppensieg gegen Valencia geht?

Derlei hat mit Hochmut nichts zu tun. Es ist reiner Realismus. Zum Zeitpunkt des Rückspiels in München wird der Club ganz andere Probleme haben (oder eben auch nicht), wichtig wird dann nur noch gewesen sein, ob wir in unserer Championsleague-Gruppe Erster, Zweiter oder Dritter geworden sind. Punkt.

Zum Spiel ist ansonsten kaum mehr etwas zu sagen. Hätte Martinez – wenn es diese Wahnsinns-Länderspielreise der Spanier (Panama? WTF?!) nicht gegeben hätte – in Startelf und HZ1 wesentliche besser gespielt als der gute Tymo?

Auf Twitter wurde der ja mächtig gebashed, aber im Spiel habe ich ihn ganz ordentlich gesehen. Solide. Defensiv recht stark. Eher fiel da unser Ersatz-Kapitän ab. Darf man so was eigentlich sagen? Ich ja. Sagt Ihr, was Ihr wollt.

Da gab es schon bessere Spiele von ihm. Aber klar, die bösen, wilden und harten Franken.

Um es noch einmal zusammen zu fassen:

In HZ1 waren einige Spieler sehr gut drauf. Neben Dante auch der Tymo, Müller und Kroos (klasse Pässe) – aber wenn in der roten Zone dann die letzte Konsequenz und Zielstrebigkeit fehlt, dann geht man halt auch nur mit einem 1:0 in die Pause.

Was dann den Ausgleich betrifft, muss man zwei Dinge einfach zwingend erwähnen:

1. Herr Kroos darf diesem unglaublichen (Fehl)Pass auch gerne hinterher laufen.

2. Herr Neuer darf diesen Ball – zumal aus dieser Entfernung – gerne halten.

Beides muss man nicht, klar. Aber dann hätte man zuvor – oder spätestens in der Folgezeit – einen Gang hochschalten müssen.

Dafür sind wir schließlich diese „Millonentruppe“. „Millonentruppen“ können so was nämlich. Sonst wären wir nur eine „Tausendergruppe“.

Haken dran. Mund abwischen. Phrasenschein füttern. Auf Valencia konzentrieren.

Auf geht’s, Ihr Roten!