Zurück in die Zukunft oder Übervater Uli

Am morgigen Montag wird Uli Hoeneß aus seiner Haft entlassen und verlässt das Gefängnis als freier Mann – seine Reststrafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Die Personalie Uli Hoeneß wäre nicht vollständig, wenn nicht auch jetzt, wie zu seiner Freigänger-Zeit und seiner Haftstrafe insgesamt, immer wieder und intensiv darüber berichtet werden würde. Wieso auch nicht, hat doch ein Uli Hoeneß zeitlebens als medialer Mensch gelebt und dies für seine Zwecke und die des FC Bayern genutzt.

Ich für meinen Teil habe mich in der jüngeren Vergangenheit häufiger zu Hoeneß geäußert (Links am Ende des Beitrages) und so auch dokumentiert, dass sich Meinungen ändern und einer Entwicklung unterziehen können. Aktuell habe ich ebenfalls eine Meinung zu Themen, die viele Fans, Journalisten, etc. im Zusammenhang mit unserem Ex-Präsidenten beschäftigen. Ich gehöre weder der Fraktion an, die erstens nicht geglaubt hat, dass Hoeneß überhaupt angeklagt wird, die zweitens nicht für möglich hielt, Hoeneß werde tatsächlich verurteilt, die drittens dachte, Hoeneß käme – wie so viele Promis – mit einer Bewährungsstrafe davon und viertens sowieso davon ausging, dass all die „Vergünstigungen“, die Hoeneß genießen sollte (frühes Freigängertum, Hafturlaub, vorzeitige Entlassung auf Bewährung), ja nur auf einer ebenso einmaligen wie skandalösen Bevorzugung der Justiz basieren könne (ich vertraue und vertraute schlicht unserem Rechtsstaat und der bayerischen Justiz), noch der Fraktion, die Hoeneß offenbar alles unreflektiert verzeiht und den alten Status quo seiner Ämter und seines Einfluss beim FC Bayern lieber heute als morgen wieder herstellen würde.

Ich gehöre der Fraktion an, die Hoeneß eine – ihm zustehende – zweite Chance geben will. Die ihm eine Rückkehr zum FC Bayern nicht verwehrt. „Ob Hoeneß nach seiner Entlassung als freier Mann wieder zum FC Bayern zurückkehren soll / muss / darf, vermag ich jetzt noch nicht zu bewerten.“ schrieb ich im Juni 2014, als er seine Haft antrat. Die Zeit für Bewertungen ist gekommen.

Man kann sich dem Thema „Hoeneß Rückkehr zum FC Bayern“ nicht entziehen. Dabei ist er ja längst wieder da. Spätestens seit seiner Tätigkeit im Jugendbereich des FC Bayern, die er für seine Freigänger-Zeit ausüben musste (nicht zwingend beim FC Bayern, aber was lag näher?), ist er wieder präsent. Nicht so wie früher, aber es gibt eben aktuelle Bilder von ihm – in der Öffentlichkeit. Von einem Mann, der sich äußerlich spürbar verändert hat. Ob dies auch innerlich so ist, wird die Zukunft zeigen. In diesem Zusammenhang einige weitere Zitate von mir aus besagtem Beitrag:

Ein ganz anderes Thema ist das Weltbild eines Uli Hoeneß. Seine Worte auf der aoMV („Hass“) haben mir einen Menschen gezeigt, der mir – im Laufe dieses Verfahrens – zunehmend fremder geworden ist. Nichts vom „alten“ Ex-Bayern-Manager ist vergessen, seine Leistungen rund um unseren Verein bleiben unvergessen. Aber ihm, der ja dieses Argument explizit im Prozess angeführt hat, hätte das Leben des Wortes „Demut“ gut zu Gesicht gestanden. Auch für seine Zeit im und vor allem nach der Haftstrafe.

Wie gesagt, niemand weiß wirklich, ob Hoeneß hier eine Veränderung durchgemacht hat. Die zurzeit sehr intensiven Gerüchte, dass Hoeneß sich im November wieder zum Präsidenten des FC Bayern München e.V. wählen lassen wollen wird, reißen nicht ab – ich hätte damit so einige Probleme. Warum? Weil dieser Schritt eine Außenwirkung hätte, die mir ganz und gar missfallen würde. Sie würde Hoeneß Stimmung, seine Worte, seine Bitterkeit und Wut, die er auf dieser außerordentlichen Mitgliederversammlung in den Saal und die überwiegend tobende Menge rief, bestätigen. Eine schlimme Vorstellung, würde sie doch alles andere als Demut, Reue oder vergleichbare Gefühle symbolisieren und zusätzlich noch alles an Handlungsweisen eines Uli Hoeneß in den letzten Wochen und Monaten ad absurdum führen. Stößt dieser Zusammenhang ansonsten niemandem auf, wenn Hoeneß auf der aoMV „und dann, wenn ich zurück bin, werd‘ ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war’s noch nicht!“ ruft und dann tatsächlich nach seiner Haftstrafe zurück kommt und wieder das seinerzeit abgegebene Amt anstrebt? Suggeriert diese Vorgehensweise nicht recht unverhohlen, dass man die Haftstrafe nur als „Unterbrechung“ betrachtet hat und jetzt diese „Episode“ so schnell wie möglich ungeschehen machen will? Für mich ist dies ein merkwürdiges Rechtsverständnis. Aber vielleicht bin ich auch selbst nur ein wenig… weltfremd.

Ohnehin ist ja immer noch unklar, was Uli Hoeneß selbst von all dem hält. Gerüchteweise will er sich am 01.07.2016 dazu äußern, ob er wieder das Amt des Präsidenten oder eine vergleichbare Tätigkeit beim FC Bayern anstrebt – ich bin mehr als gespannt. Eine entsprechende Jahreshauptversammlung im Herbst diesen Jahren werde ich mir auf jeden Fall nicht entgehen lassen, auch wenn ich natürlich eine erneute Wahl Hoeneß‘ durch die überwiegende Mehrheit der anwesenden Mitglieder nie und nimmer verhindern könnte, ich werde anwesend sein.

Am Ende des Tages könnte aber auch eine ganz andere Utopie Realität werden.

Vielleicht hat Hoeneß ja wirklich seinen Frieden gefunden. Mit sich und all den anderen. Vielleicht gefällt ihm seine Rolle in der zweiten Reihe des FC Bayern – Familie (medial, intern wird er immer noch eine gewichtige Stimme haben)? Ich würde mir wünschen, dass Hoeneß die letzten 5, 10, 15 oder wie viele auch immer Jahre im Schoß seiner „Familie“ genießen kann, er ein für die Zukunft unseres Vereins sehr wichtiges Standbein komplett (neu) aufbauen kann – die Jugendarbeit und somit nicht nur – wie schon vor der Steueraffäre geschehen – seine Ämter für die Zeit nach dem Funktionär Hoeneß auf die Gleise stellt, sondern auch dem Verein eine Perspektive bietet, die wieder mehr „Verwurzelung“ in die Region München und Bayern mit sich führen könnte und als Gegenpol zur Internationalisierung der Bayern-AG agiert. Ferner kann und sollte Hoeneß als Elder Statesman des FC Bayern tätig sein, denn seine Erfahrungen und seine Verdienste rund um den heutigen FC Bayern sind und werden unvergessen bleiben – warum nicht diese positiven Aspekte in den Vordergrund stellen? Warum muss es jetzt ein „Reinwaschen“ der Verurteilung oder gar ein „Rachefeldzug“ werden? Eben.

Zu all diesen Punkten treibt mich noch eine weitere Frage um: Wäre der FC Bayern aktuell ein anderer Verein, wenn Hoeneß nicht verurteilt und inhaftiert gewesen wäre?

Wer will und könnte diese Frage seriös beantworten? Denn auch unter Hoeneß nahm die „Internationalisierung“ und Umstrukturierung des Vereins ihren Lauf. Noch unter Hoeneß wurden die ersten Trainingslager in Katar organisiert. Noch unter Hoeneß wurde seine Nachfolge mit neuen Vorständen der Bayern-AG geregelt. Nein, auch unter einem Präsidenten und Aufsichtsrat-Vorsitzenden Hoeneß hätte der FC Bayern sicher eine ähnliche Entwicklung genommen – die Zeiten als Fanclubs und Fanvertreter einfach so zur „Säbener“ fahren und mit Uli im persönlichen Gespräch in seinem Büro Fan-Probleme diskutieren konnten und er auf dem kurzen Dienstweg diese zu lösen vermochte, sind endgültig vorbei – machen wir uns da nichts vor.

Eine Sache allerdings – bilde ich mir ein – wäre unter einem aktiven Hoeneß anders verlaufen:

Nach den umfänglichen Protesten gegen ein Trainingslager in Katar und ein Freundschaftsspiel in Saudi-Arabien Anfang 2015, hätte er – natürlich abgesehen von Verträgen oder Verpflichtungen im Hintergrund, von denen wir alle nichts wissen – Ende 2015 und Anfang 2016 mindestens eine glaubwürdigere Kommunikationsstrategie an den Tag gelegt und – da bin ich mir relativ sicher – den Deal mit dem Flughafen von Doha in dieser Gemengelage und Stimmung versucht, zu verhindern.

Unter einem Präsidenten Uli Hoeneß hätte der FC Bayern keinen „Leiter Public Affairs“ einstellen müssen, der den Vorstand – wie man damals gerüchteweise hörte – in ethischen Fragen berät…

In diesem Sinne: Mach‘ es* nicht noch einmal, Uli!

*Präsidentschaft

Weitere Links zum Thema:

Ach, Uli #1 (20.04.2013)

Von Wagenburgen, Medien, Tränen, dem Mob. Und Uli. (15.11.2013)

Ach, Uli #2 oder Stunde Null (14.03.2014)

Ach, Uli #3 (14.06.2014)

Ach, Uli #3

„Wo ist Uli?“

Eine völlig deplatzierte Frage, deren Wortwitz ohnehin nur ältere Leser verstehen, die in den 80er Jahren Skilanglauf im Fernsehen angeschaut haben. Aber was will man machen, dieser „letzte“ Text über unseren Ex-Präsidenten schlummert seit Wochen in meinem Kopf und schreiben wollte ich ihn auch schon mehrmals. Jetzt halt zur WM und während Ulrich H. längst im Gefängnis die Strafe für seine millionenschwere Steuerhinterziehung „absitzt“.

Geplant war der Beitrag zu einer Zeit als der Haftantritt uns Außenstehenden noch völlig unklar war. Ich hatte – aufgrund besagter TV-Prägung – in diesen Tagen immer wieder dieses Zitat im Ohr. Wo ist Hoeneß eigentlich, wann muss er denn jetzt endlich ins Gefängnis? Nun, es gibt gesetzliche Fristen, vorgeschriebene Verfahren und eben auch das Recht, dass ein Verurteilter Einspruch gegen seine Haftanstalt einlegen kann. Diesen Einspruch hatte Hoeneß eingelegt, da er Sorgen hat(te), dass die mediale Aufmerksamkeit, die seine Person per se (woran er nicht so ganz unschuldig war und ist) ein Klima in der Haft schaffen könnte, in der seine Privatsphäre gestört, „ausgeschlachtet“ werden könnte. Ich bin kein Jurist, aber so ähnlich war wohl die Gemengelage. Wer würde diesen Befürchtungen widersprechen wollen. Tatsächlich kann ich mir vorstellen, dass es Springer irgendwann schafft, Bilder von Hoeneß aus dem Knast zu publizieren. Zu abwegig? Lassen wir uns einfach mal überraschen.

In diese Gedanken, diese Blogbeitragvorüberlegungen, platzten an einem Donnerstagabend im Mai die Gerüchte, dass dieser Einspruch wohl abgelehnt worden sei und er seine Haft unmittelbar anzutreten habe. Dass Hoeneß am folgenden Freitag nicht wirklich antrat lag – ebenfalls gerüchteweise – daran, dass aufgrund eines Brückentages nicht genug JVA-Personal vorhanden war. Auch diesem Gerücht kann man eine gewisse Wildheit nicht absprechen, aber im Laufe der „Story Uli Hoeneß“ habe ich mir angewöhnt, solchen Dingen eher zu glauben als vor dieser Zeit. Diese Geschichte hat mit uns allen was gemacht.

Der Steuersünder Ulrich H. trat dann am folgen Montag seine Haft an, begleitet von einer gewissen medialen Aufmerksamkeit. Einer Aufmerksamkeit, die ich weitestgehend filtern konnte, aber meine sozialen Kanäle enthielten trotzdem noch mehr als genug davon. Ich hielt es aus. Vor allem weil ich hoffte, dass irgendwann jeder Witz und jeder lustige Spruch zum Thema gebracht war. Von jedem. Und auf die WM eben. Die verdrängt per se alles andere aus den Schlagzeilen. Kalkül von Hoeneß? Wer weiß das schon, mir wäre es ohnehin zunehmend egaler gewesen. Diese Einschätzung kann man mit Fug und Recht als den Endpunkt einer Entwicklung beschreiben.

Dies ist mein dritter konkreter Blogbeitrag zum Thema „Uli Hoeneß, der Steuersünder“. Jeder Beitrag spiegelt einen Zeitpunkt, einen Standpunkt, einen persönlichen Zustand wider.

Seit dem letzten Beitrag ist nun wieder einiges passiert, welches meine Meinung prägte und auch wenn viele ob eines weiteren Hoeneß-Berichtes gelangweilt sein mögen, mir ist es wichtig diese Zeilen zu schreiben. Weil Blogger grundsätzlich ein chronisches Mitteilungsbedürfnis haben und dies für mich einen noch offenen Abschluss darstellt. Nicht weil ich Uli „verstoße“ oder mit ihm „abschließe“, sondern weil es für die nächsten Monate, Jahre einfach nix Neues, Weiteres zu berichten gibt.

Er sitzt ein und dies mindestens für die nächsten 10 Monate „geschlossen“. Punkt. Die, dieser Aussage zugrunde liegende Berechnung dürfte bekannt sein (Verkürzung Strafe aufgrund guter Führung (2/3), offener Vollzug frühestens 18 Monate vor Ende Haftstrafe). Zu den Dingen, die zuletzt passierten nehme ich wie folgt Stellung.

Sein Rücktritt nach Verurteilung erforderte formale Änderung auf Positionen im Verein. Zur außerordentlichen Mitgliederversammlung Anfang Mai trat ich bewusst die Reise an und nahm – zum ersten Mal in 23 Jahren Mitgliedschaft im FC Bayern München e.V. – mein Wahlrecht in Anspruch.

Viele, die mich rund um diese München Reise ansprachen, frugen mich im zweiten Satz, weshalb ich denn ohne Heimspiel der Bayern nach München reisen würde – „tatsächlich nur für die aoMV?“ „Ja. Und für meine Münchner und sonstigen FCB Freunde, die ebenfalls anwesend sein würden.“

Zugegeben, die Beweggründe lagen doch etwas länger zurück, denn die letzte (ordentliche) Jahreshauptversammlung, die – nach Aussage von Augen- und Ohrenzeugen – noch emotionaler und lauter war, als diese aoMV, enthielt ja auch die Ankündigung Hoeneß‘, dass „er nach dem Gerichtsverfahren sein Schicksal in unsere Hände legen würde“. Er also ein Votum der Vereinsmitglieder über den Fortbestand seiner Amtszeit durchführen lassen wollte.

Schon als ich im letzten Herbst von dieser Ankündigung hörte war ich irritiert. Weil ich es unpassend fand. Aber ich empfand es ja auch als unpassend, dass Hoeneß nicht schon bei Bekanntwerden der Gerüchte, beim Beginn der staatsanwaltlichen Ermittlungen oder aller spätestens bei Anklageerhebung von seinen Ämtern zurücktrat oder sie zumindest ruhen ließe. Gut, seine Entscheidung, aber gut finden muss ich das nicht. Also entschloss ich mich, dass ich zu einer solchen Veranstaltung anreisen würde und… gegen Hoeneß stimmen würde. Es kam anders. Ganz anders als es wohl Hoeneß selbst dachte, als er obige Ankündigung machte. Seine Einschätzung des Ausgangs des Prozesses und seine anschließende Überraschung sind ja inzwischen verbrieft.

Die Veranstaltung selbst übertraf meine schlimmsten Befürchtungen. Auch wenn es surreal war, einerseits echte Empathie zu empfinden, als Hoeneß berichtete, was seine Familie durch machen musste, schließlich habe ich selbst Familie und kann nachempfinden, wie das wohl sein müsse, derlei zu erleben. Einerseits.

Andererseits war Hoeneß Zeit seines Lebens ein Medienmensch, der eben diese immer wieder für seine Zwecke eingesetzt hat und nach meinem Verständnis von Logik und Kausalität ist es problematisch, dass man sich „über diese Medien“ beschwert, wenn man sich ansonsten gerne ihrer Dienste (und Methoden?) bedient hat. Ein Thema (In dem Kontext: Warum dann am Tag des Haftantritt noch ein Interview mit der BILD, Uli?).

Ein ganz anderes Thema ist das Weltbild eines Uli Hoeneß. Seine Worte auf der aoMV („Hass“) haben mir einen Menschen gezeigt, der mir – im Laufe dieses Verfahrens – zunehmend fremder geworden ist. Nichts vom „alten“ Ex-Bayern-Manager ist vergessen, seine Leistungen rund um unseren Verein bleiben unvergessen. Aber ihm, der ja dieses Argument explizit im Prozess angeführt hat, hätte das Leben des Wortes „Demut“ gut zu Gesicht gestanden. Auch für seine Zeit im und vor allem nach der Haftstrafe.

In persönlichen Gesprächen und auch digital habe ich ausgeführt, dass ich schon nicht verstehen konnte, dass Hoeneß überhaupt auf dieser Veranstaltung anwesend war, geschweige denn reden wollte und zu allem Überfluss diese Rede noch für eine Generalabrechnung mit den Medien nutzte und Journalisten, die über ihn (Bücher) schreiben, „Geldgeilheit“ vorwirft. Er, der Steuerhinterzieher, der Zocker. Da musste ich dann doch schmunzeln.

Sicher, ich kann ihn total verstehen. Wenn ich mich in ihn und seine Lage hinein versetze. Dann erscheint vieles logisch und konsequent. Aber meins ist es trotzdem nicht. Er hat gegen Gesetze verstoßen, er muss dafür seine Strafe absitzen und ich hoffe für ihn, dass er aus dieser Zeit auch etwas lernt. Die Sichtweise nämlich, dass er wirklich sein Unrecht eingesehen hat und nicht mehr nur als „Fehler“ sieht.

Wir Bayernfans werden sicher noch einige Zeit den einen oder anderen UH-Witz hören müssen. Folklore. Er selbst hingegen muss aber tatsächlich durch die Haft durch und ich hoffe für ihn, dass er das erstens gut schafft und zweitens nach seiner Haft auch in Teilen seines – oben beschriebenen – Weltbildes eine Korrektur erfahren hat. Und nicht eher „bedrohlich“ auf das Ende seiner JVA-Zeit hinfiebert, um es „draußen“ noch einmal „Allen zu zeigen“. Oder wie sonst sollte man seine Aussagen „es ist noch nicht das Ende“ interpretieren?

Ob Hoeneß nach seiner Entlassung als freier Mann wieder zum FC Bayern zurückkehren soll / muss / darf, vermag ich jetzt noch nicht zu bewerten. Ich mach‘ jetzt erst einmal Pause. Mit Uli. Und seiner Story.

Mach’s gut, Uli. Alles Gute für Dich und Deine Familie!

Von Wagenburgen, Medien, Tränen, dem Mob. Und Uli.

Eigentlich hatte ich Hoffnung. Hoffnung, dass inzwischen jeder alles zum Thema Ulrich H., Präsident der FC Bayern e.V. gesagt hatte. Falsch gedacht. Natürlich hatte auch ich mich schon geäußert. Damals, als die Gerüchte um seine Steuerhinterziehung auftauchten. Im Mainstream, im Boulevard, unter den Fans.

Inzwischen sind aus Gerüchten Fakten geworden. Die Staatsanwaltschaft München hat ermittelt und Anklage gegen unseren Präsidenten erhoben, das Gericht ließ – nach einer entsprechenden Einspruchsfrist für die Verteidigung – die Anklage inzwischen zu, der Prozess wird im März 2014 stattfinden. All diese Daten erzeugten keinen vergleichbaren… Shitstorm wie im April 2013. Ich hatte Hoffnung. Das wir mit diesem Thema seriös umgehen könnten. Und keine Stellvertretergefechte austragen, keine, teilweise lebenslangen Ressentiments ausgraben müssten. Und dann kam es dieser Woche zur FC Bayern Jahreshauptversammlung. Diese Veranstaltung ließ offenbar niemanden kalt. Die Reaktionen außerhalb des FC Bayern Biotops waren dann auch meine größte Motivation mal wieder in die Tasten zu hauen. Und ich war hier nicht der einzige langjährige Bayern-Fan, der das so sah.

Aber der Reihe nach. Am Montag gab ich dieses Interview auf Sport1.fm. Meine Zeit ist begrenzt, aber wenn man mich nett fragt und mir die Möglichkeit gibt, derlei in meinen Alltag zu integrieren, dann sage ich schon mal zu. Im Gegensatz zu meiner Erinnerung an obigen Beitrag, die ich im Interview zum Besten gab, hatte ich damals tatsächlich andere Meilensteine im Hinterkopf. Meilensteine, wann ich(!) denke, dass Hoeneß wie handeln sollte.

#1 Steuerhinterziehung ist strafbar. Für Alle. Auch für einen Uli Hoeneß.

#2 Hat sich Uli Hoeneß der Steuerhinterziehung strafbar gemacht, gehört er betraft.

#3 Ob sich Uli Hoeneß strafbar gemacht hat, sollte ein Richter entscheiden.

#4 Sollte Uli Hoeneß rechtswirksam verurteilt werden, muss er – meiner Meinung nach – von all seinen Ämtern beim FC Bayern zurücktreten.

#5 Ob Uli Hoeneß schon jetzt oder zumindest vor einer rechtskräftigen Verurteilung von seinen Ämtern zurücktreten sollte, entscheiden allein er oder die Gremien der AG und des Vereins.

#6 Ob der FC Bayern hier an einer Straftat beteiligt war oder davon profitierte, muss auf jeden Fall von den Ermittlungsbehörden oder in einem möglichen Gerichtsverfahren rückhaltlos aufgeklärt werden.

Inzwischen – und so habe ich mich am Montag auch geäußert – hätte ich(!) es angemessen gefunden, wenn Hoeneß schon nach Zulassung seiner Anklage „das eine oder andere Amt“ hätte ruhen(!) lassen. In erster Linie würde ich hier den Posten Aufsichtsratsvorsitzenden sehen. Vor allem, weil bei ähnlichen Vergehen – in der freien Wirtschaft – eine Person in seiner Position längst gegangen worden wäre. Wie gesagt, dass hätte ich(!) mir gut vorstellen können. Ob er oder unser Aufsichtsrat sich das vorstellen können, müssen sowohl er als auch die Aufsichtsratsmitglieder (vor allem gegenüber der eigenen DAX-Konzernbelegschaft) entscheiden und begründen.

Nicht mein Bier.

Mein Bier ist meine Einstellung zu Hoeneß.

Als ein Uli Hoeneß Manager des FC Bayern wurde, war ich schon Fan dieses Vereins. Gleichwohl ist der FC Bayern imho sehr stark mit der Person Uli Hoeneß verbunden. Für mich war und ist Hoeneß immer eine der Konstanten beim FC Bayern und für mich als Fan gewesen. Er war halt immer da. Und war der Vater des Erfolgs, der „Erfinder“ des neuen FC Bayern, der sich emporschwang und über Jahrzehnte zu einem der größten Fußballvereine Europas, wenn nicht der Welt wurde. Solch ein gemeinsamer Weg schweißt zusammen. Und wenn man so eng verbunden ist, dann fällt einem eine Trennung immer schwer.

Eine Trennung, eine Abkehr von Hoeneß, die am heutigen Tag einigen anderen Bayern-Fans ganz und gar leicht fiel. Innerhalb weniger Stunden. Nachdem unser Präsident dem FC Bayern seit 1970 als Spieler, Manager und Präsident immerzu und vorbildlich gedient hat (nein, ich will jetzt nicht über Ultra- und Fanproblematiken reden). Klar, seit heute wird man sich als Anhänger der Münchner für solche Sätze immer rechtfertigen müssen, weil diejenigen, die Hoeneß und den FCB ohnehin noch nie leiden konnten jetzt – endlich – die Munition erhalten haben, auf die sie – teilweise ein Fan-Leben lang – gewartet haben. Dieser Sturm wurde für mich phasenweise so unerträglich, dass ich Twitter & Co. für Stunden schließen musste – ein echtes Novum für mich.

An diesen Worten hat sich in den letzten Monaten Null-Komma-Null geändert. Deshalb auch das 1:1-Zitat. Für mich ist es kein Widerspruch, dass ich einerseits inzwischen den Funktionär Hoeneß differenter beurteile als den Menschen. Blenden wir all die (bis zum Beweis des Gegenteils) hanebüchenen Geschichten des Boulevards aus (hunderte Millionen auf Schweizer Konten, etc.), dann hat Hoeneß durch seine Selbstanzeige eingeräumt, dass er Steuern hinterzogen hat. Punkt. Dies ist eine Straftat. Es gibt in unserem Rechtsstaat aber seit einiger Zeit die Option der Selbstanzeige. Durch dieses Instrument begleicht der geständige Steuersünder seine Schuld und geht straffrei aus. Ich halte dies für ein legitimes Mittel. Denn damit kommt ja das Geld wieder in die Staatskassen, welches durch die Hinterziehung fehlte und welches „der Staat“ dann nicht für Kinderspielplätze, -Betreuung & Co. investieren kann (das Lieblingsargument der Hoeneß-/Steuerhinterzieher-Bewerter). Alles richtig. Aber – Achtung – Meinung, ggf. Polemik – Steuerhinterziehung ist für mich(!) „weniger schlimm“ als jemandem körperliches Leid zuzufügen. Einzelne erwecken ab und an den Eindruck, Hoeneß hätte genau dies getan. Schlimm.

Und mal ganz ehrlich, lieber Leser dieses Blogbeitrages: Noch nie im Rahmen einer Steuererklärung das Finanzamt um Geld erleichtert? Wirklich nicht? Ganz, ganz ehrlich?! Soso. Wo ist der Unterschied zwischen einem „ganz normalen“ Steuersünder und einem Hoeneß? Die Summe. Welcher „normale“ Steuerzahler schafft es – in seinem gesamten Leben – so viel Geld zu verdienen, wie Hoeneß hier offenbar hinterzogen hat? Wohl kaum jemand. Deshalb ist diese Story für die Medien, das Boulevard, schlicht die gesamte Öffentlichkeit so interessant. Und ja, natürlich ist das nur die Hälfte der Wahrheit. Denn nicht minder entscheidend bei der aktuellen Einschätzung der Akte Ulrich H. ist ja auch die Tatsache, dass er – Zeit seines Fußballer-/Manager-Lebens – ein Mahner war. Ein Kritiker der Auswüchse des modernen Fußballs, ein Moralist.

Das passt nicht zusammen. Irgendwo natürlich auch nicht (mehr) für mich. Logisch, ich bin ja nicht komplett meschugge. Und dann seine Tränen auf der jetzigen JHV. Da brach der Mob sich Bahn. Verteidigungsstragie! Eine üble noch dazu. Was sollen diese Krokodils Tränen?! Was soll diese schwachsinnige Rede? „Sportpalastrede“ (ich setze hier bewusst keinen Link)!

Hui. Sind wir also nicht nur auf der Fäkalebene angekommen, nein, jetzt werden auch schon NS-Vergleiche herangezogen? Ich bin raus.

Auch dies habe ich ja im Interview erwähnt – ich unterhalte mich seit Monaten (seit April) nicht mit Außenstehenden über das Thema Hoeneß. Mit Außenstehenden sind hier Personen gemeint, die mit mir über mein Verhältnis (oder die Aufgabe dieser Beziehung) zu Hoeneß diskutieren wollen, die nicht verstehen können, wie man noch Fan eines solchen Vereins sein kann. Tja. Dann lasst es auch besser. Also mich dazu zu bewegen (s. oben).

Ganz ehrlich – für mich waren die Tränen von Hoeneß nicht… inszeniert. Warum sollte er so was machen? Für seine Verteidigung? Macht euch nicht lächerlich. Welcher Richter würde derlei in seinem Urteil berücksichtigen? Ausgerechnet diese Strafkammer? Ausgerechnet diese Staatsanwälte, die Hoeneß nach dem Breno-Prozess ohnehin nicht mehr, sagen wir mal „wohlgesonnen“ waren? Ausgerechnet diese Strafermittlungsbehörde, die – in der Geschichte der BRD einmalig, oder? – Details über seine Selbstanzeige durchsickern ließ?

Nein, Hoeneß war – und das nehme ich ihm ab – wirklich emotional berührt. Kann sich irgendjemand eventuell vorstellen, dass die Story seit Monaten in ihm arbeitet und er sich ansonsten in der Öffentlichkeit nur besser unter Kontrolle hat? Ja, natürlich ist Hoeneß ambivalent. Ich verstehe auch nicht, was ihn dazu treibt, in seiner jetzigen Situation noch Wetten auf eine Niederlage der Dortmunder in Wolfsburg zu platzieren. Damit macht er viel mehr an „Verteidigung“ kaputt, als er durch Tränen auf einer JHV erreichen könnte. Nur mal so.

Wie geht es jetzt weiter?

Je mehr Anfeindungen Hoeneß widerfahren, desto geschlossener werden die bayerischen Reihen sein. Punkt. Abgesehen natürlich von den Bayern-Fans, die sich inzwischen von Hoeneß verabschiedet haben. Auch gut. Muss jeder selber wissen. Ich bin dazu noch nicht in der Lage. Ich warte immer noch das Urteil ab. Lasst mich.

Je öfter Details von Hoeneß bekanntwerden, wie die Wette gegen Dortmund, wie so eine außerordentliche HV nach dem Urteil, wo ihm doch jetzt schon klar sein muss, dass er als verurteilter, inhaftierter(?) Steuerhinterzieher wohl kaum noch den FC Bayern als Präsident führen kann, desto mehr schadet er imho seiner Verteidigung. Keine Ahnung, ob es _jetzt_ noch Sinn macht, doch Ämter ruhen zu lassen, nieder zu legen. Echte Reue sähe anders aus, oder?

Je öfter und intensiver Fans, Leser oder ganz normale Menschen in der näheren Zukunft versuchen werden, mir ihre Hoeneß-Meinung aufzuzwingen, desto intensiver werde ich das Thema auf das Wetter lenken. Betrifft ja zum Glück zurzeit nur einen überschaubaren Teil von Menschen.

Abschließend will ich noch einmal mit dem Thema Differenzierung nerven. Die Intensität, die einige Fans anderer Vereine bei der Bewertung Hoeneß‘ an den Tag legen, irritiert mich schon. Manchmal. Und dann muss ich immer an die Zeiten zurückdenken, als der BVB auch mal bei mir öfter Objekt der Beurteilung oder von Blogbeiträgen war. Lange her. Niebaum-/Meier-Zeiten. Wer Lust und Zeit hat, darf hier gerne mal meine alten Beiträge von vor 2007 durchforsten. Viel Spaß und viel Erfolg bei der Suche. Bei der Suche nach ähnlichen Verhaltensweisen meinerseits, a la „Siehst, hast Du doch ganz genauso gemacht!“.

Ich bin gespannt.

Ich habe ein Problem oder Ich suche eine Vertretung

Heute bekam ich Post. Vom FC Bayern. Die Einladung zur diesjährigen Jahreshauptversammlung.

Und jetzt habe ich ein Problem. Weil ich mal was gesagt habe und weil ich das jetzt wohl nicht einlösen kann.

Was habe ich gesagt?

Im Rahmen der Entlassung unseres Ex-Trainer van Gaal. Beziehungsweise vor allem rund um die Bekanntgabe des vorzeitigen Vertragsendes und der gleichzeitigen Weiterbeschäftigung bis zum Saisonende.

Es geht um diese Frage:

Welche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs hat denn der Vorstand des FC Bayern?

Nun, wenn ich ehrlich bin, finde ich jetzt den entsprechenden Link nicht mehr, aber es gab eine Diskussion deren Vision mir damals recht smart erschien, dass ich diese Frage(n) vielleicht konkret und direkt auf der Jahreshauptversammlung stellen sollte. Nur wenige Meter von unserem Präsidenten entfernt. Vom Rednerpult.

Soviel zur Theorie.

Jetzt liegt die Einladung auf dem Tisch.

Fakt ist aber ferner, dass ich es – in zähen Verhandlungen mit dem Familienrat – geschafft habe, die gekauften Championsleague-Karten gegen Villareal auch nutzen zu dürfen und somit ohnehin vom 22. bis 23.11. in München sein werde.

Im Vorfeld hatte ich sogar mal mit einem Aufenthalt vom 19. bis 23.11. geliebäugelt (ohne mir ernsthaft Hoffnungen auf Karten für das Heimspiel gegen den BVB gemacht zu haben).

Mit der Jahreshauptversammlung am 18.11. hätte aber dieser Plan viel mehr Sinn gemacht (und weniger Verhandlungen mit dem Familienrat erfordert).

Es ist wie es ist und ich werde an der JHV nicht teilnehmen können.

Nun mein Anliegen:

Wer kann diese Frage(n) an meiner Stelle an den Verein, den Vorstand, den Präsidenten stellen?

Auch gerne im eigenen Namen, denn eigentlich geht es uns Bayern-Fans hier ja wirklich nur um die Antwort!

Etwaige Bewerber bzw. Redner werden auf meinem Blog, in meinen Kanälen wohlwollend geehrt und erwähnt.

Von Löwen, Schweinen und Fußballfans

Am Samstag, im Rahmen des Gastspiels der Fohlen in München, kam es zu Aktionen in der bayerischen Fankurve, über die mal wieder die halbe deutsche Fußballwelt diskutiert.

Auch ich habe dazu natürlich eine Meinung. Wie auch zu den Neuer-Protesten im Rahmen des Schalker Pokalspiels oder die Haupttribünen-Proteste von Teilen des harten Bayern-Fans-Kern nach verstärkten Einlasskontrollen.

Um das mal ganz klar zu sagen:

Ich bin für Meinungsfreiheit. Sogar, wenn die geäußerte Meinung nicht die meine ist.

Ich kann – bis zu einem gewissen Punkt – die Beweggründe der protestierenden Bayern-Fans nachvollziehen. Wenn ich mich in ihre Welt hineinversetze.

Ich kann verstehen, dass man gegen eine Verpflichtung Manuel Neuers, gegen eine Rettung der Löwen ist. Prinzipiell bin ich als Bayern-Fan das ja sogar selbst (gegen die Rettung der Löwen).

Der Punkt ist – und da hörte es bei mir am Samstag eben auf – dass man bei all diesen Protesten (und davon gab es in der letzten Zeit eben eine ganze Menge) nicht vergessen sollte, worum es eigentlich geht.

Zum Beispiel als Fan seine Mannschaft zu unterstützen. Jederzeit. Bedingungslos. Und vor allem, wenn die das mal braucht. Ansonsten wäre man ja nur ein „Erfolgsfan“. Nichts liegt doch den Ultras ferner, oder?

Bei Ultràs handelt es sich um fanatische Anhänger, deren Ziel es ist, ihren Verein „immer und überall bestmöglich zu unterstützen.“

Hmm. Am Samstag sah das ein wenig anders aus. Hauptsächlich war man – einmal mehr – mit anderen Dingen beschäftigt. Mit den Ein- und Ausrollen und Tragen von Transparenten.

Wer den Blauen Millionen zuschiebt, hat unser Vertrauen nicht verdient. Hoeneß, du Lügner.

Darüber kann man streiten. Wenn man in dieser Schwarz-Weiß-Welt lebt. Und man allein auf öffentliche Aussagen zurückgreift. Ob Hoeneß in diesem Punkt allerdings gelogen hat (allein die Wortwahl halte ich für kritisch), vermag ich nicht zu beurteilen.

Fest steht beim Thema 1860 übrigens eins: Wenn der FC Bayern auf eine Insolvenz der Löwen abzielt, verliert er definitiv eine Menge Geld (andersherum hat er zumindest eine Chance es wiederzusehen). Zweitens gäbe es ohne die Partnerschaft mit dem TSV unsere Allianz-Arena gar nicht. Gäbe es ohne die Arena den aktuellen FC Bayern? Die aktuellen Spieler, diese Gehälter? Wäre das eher im Sinne der Kritiker?

Blaue Schweine schlachtet man und rettet sie nicht. Und du willst Metzger sein, Uli?

Das ist für mich eines der übelsten Plakate in der Südkurven-Geschichte. Und es entspricht eindeutig nicht der Wortwahl und Gesinnung, die ich einem FC Bayern zuschreiben würde. Ist es vielleicht gar ein versteckter Aufruf oder zumindest eine Tolerierung einer Gewaltanwendung?

Klar ist man im Stadion, in der Kurve gerne mal emotional. Und entstehen Fangesänge aus eben diesen Emotionen. Wer wüsste das besser als ich und aus meinem Mund war damals auch nicht immer alles spruchreif. Aber erstens ist so was ja ohnehin nicht das Ding der Ultras (spontane Aktionen aus der Emotion/Spielsituation heraus) und zweitens war derlei bei mir nach dem Verlassen des Stadions zumeist vorbei. Die Trennung von Mensch und Fußball-Fan. Eine Unterscheidung, auf die ich zuletzt in einem anderen Zusammenhang noch einmal hingewiesen wurde.

Insgesamt wurde aus den Reihen dieser Fans jede Menge Energie auf die Erstellung und Präsentation der Plakate verwendet. Ich war nicht live dabei, aber Augen- und Ohrenzeugen bestätigten mir, dass in diesem Spiel darauf das Hauptaugenmerk gerichtet war. Ein Widerspruch, den ich in dieser Form in fast 35 Jahren Bayern-Fanseins noch nie erlebt habe.

TSV und Uli H.: Restlaufzeit verkürzen

Hier wollte man sowohl aktuell als auch witzig sein? Hat nicht geklappt. Was die asiatischen Bayern-Fanclubs wohl über derlei Äußerungen denken?

Insgesamt deckte man die gesamte Bandbreite der Themen ab.

Neuer im Tor ist für uns wie Trainer Daum und Manager Lemke für Dich.

Leute, wo ist hier der Zusammenhang?

Was hat uns Manuel Neuer getan? Er hat mit einer Eckfahne gewedelt. Er ist/war Schalker Ultra. Hui. Und? Wen stört das außerhalb der Ultra-Welt, die sich ohnehin zumeist mit sich selbst und anderen Ultra-Gruppierungen beschäftigt?

Hat Manuel Neuer irgendein Mitglied der Bayern-Familie in der Öffentlichkeit durch seine (Lebens-)Lügen derart in Bedrängnis gebracht und der gesamtdeutschen Öffentlichkeit zum Abschuss freigegeben, dass die eigene Familie unter Polizeischutz gestellt wurde und sie somit „die schlimmste Zeit des Lebens“ erleben musste?

Und hat Manuel Neuer etwa über Jahre hinweg mit, teilweise politisch motivierten „Klassenkampf“-Parolen die Stimmung mehr als unangenehm gegen die Bayern aufgeheizt?

Mir ist derlei nicht bekannt. Aber vielleicht bekomme ich ja auch nicht alles mit. Denn schließlich bin ich ja kein richtiger Fan.

Deshalb kann ich wahrscheinlich einzelne Kommentare auch hier auf meinem Blog nicht nachvollziehen. Die die Aktionen und Proteste der letzten Wochen für mehr als legitim, sinnvoll und notwendig halten.

Vor dem Spiel hatte ich trotzdem noch eine gewisse Sympathie für die Form des Protestes gegen die Löwenrettung und die mehr oder weniger offensichtliche Beteiligung des FC Bayern. Das ist nun anders.

Noch einmal: Es gibt durchaus inhaltliche Überschneidungen in den Protesten und meiner Überzeugung, meiner Meinung zu diesen Themen. Teilweise. Aber die Form ist nun endgültig völlig inakzeptabel geworden und das ist endgültig auch nicht mehr meine Protest- und Streitkultur, meine Südkurve oder mein Niveau. Sorry. Aus genau diesem Grund halte ich mich nun mit weiteren Bewertungen und persönlichen Einschätzungen der Protestler zurück.

Hier wurde eine Grenze überschritten. Bei allem Verständnis, dass man irgendwie – auch wenn es schwer fällt – für diese Denke entwickeln könnte.

Es reicht.

DIE Bayern-Fans – von denen ja immer wieder verallgemeinernd die Rede ist – sollten sich in dieser Saison-zum-Vergessen endlich auf das Wesentliche konzentrieren: Die Unterstützung der Mannschaft. Die braucht das nämlich gerade. Wie man mehr als deutlich am Samstag sehen konnte.

Alles andere ist aktuell uninteressant! Und wer seinen Verein in dieser Situation nicht unterstützen will, der soll momentan nicht ins Stadion gehen, sondern seinen Platz räumen und zwar für die, die noch den FC Bayern und nichts als den FC Bayern im Sinn haben. Bei aller berechtigten Kritik. Denn über die können wir von mir aus nach diesen letzten sechs Spielen diskutieren. Ausführlichst.

Eins ist allerdings immer noch glasklar:

Der FC Bayern ist größer als Uli Hoeneß, als seine Spieler, als seine Fans, als ich und eben auch als alle Ultras und sonstige Gruppierungen.

Oder fühlt sich jemand nicht an dieses Grundgesetz gebunden?

DANN SCHLEICHTS EUCH!

FC Bayern – dies und das – 09/10 #7

Meine Güte.

Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel. Und jedes Jahr fallen wir wieder darauf herein.

Winterpause. Nichts passiert. Der Ball ruht. Das Boulevard muss aber trotzdem seine Seiten füllen. Streut Gerüchte, Geschichten.

Und was machen wir? Springen voll darauf an. Diskutieren als gäb es kein Morgen.

Na dann.

Hier das neueste Futter:

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„Wir haben nicht so viel Qualität, das ist Fakt. Aber das sind keine Außerirdischen. Als Mannschaft können wir so gut sein wie die. Wir haben eine gute Philosophie.“

So unser Kapitän. Zu den Chancen der Bayern in der Championsleague. Nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem klassische Winter-, Sommerpausen-Sätze.

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Ein anderer „van“ macht sich Gedanken über die neue Vertragsphilosophie des FC Bayern. Die Philosophie, die den Abschied von Zé Roberto zur Folge hatte, bei van Bommel aber funktioniert hat: Stars über 30 nur noch kurzfristige Verträge zu geben.

Ich sag’s mal so: Konsequenz bedeutet, dass man sie immer hat. Die Väter und Mütter unter uns wissen, wovon die Rede ist.

Schade wäre es auf jeden Fall, wenn wir einen van Buyten hier zeitnah verlieren würden. Vor allem, nachdem dieser nun (doch plötzlich) unser Abwehrchef geworden ist.

Herr Nerlinger, bitte übernehmen Sie (und bauen Sie keinen Mist! Danke.).

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Die von Herrn Rummenigge „locker“ vorgetragene Ode an Franz Beckenbauer, könnte für unseren AG-Chef eventuell Folgen haben. Die (vermeintliche) Autorin der vom ihm gesprochenen Zeilen, reichte nun Klage ein („wegen Urheberrechtsverletzung einen Erlass auf Einstweilige Verfügung beim Landgericht Hamburg“).

Eine aussergerichtliche Einigung sei zuvor wohl gescheitert. Dies begleitet Sie in Reimen:

„Wann meldest Du Dich denn bei mir? Ich klär‘ es gern bei ein paar Bier. Doch einfach so, so geht das nicht – schließlich ist es mein Gedicht.“

Winterpause…

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Muss ich wirklich noch was zum Thema Ribéry sagen?

Wir stecken nicht drin. In den Köpfen des FC Bayern, Ribérys, seines Beraters.

Ich weiß nur eins: All das macht nach aussen keinen guten, professionellen Eindruck.

Desweiteren: Ribéry hat nicht den ersten Berater in seinem Fußballerleben. Vorgänger auf diesem Posten verklagen ihn gerne auch mal. Ich frage mich, wo er sich seine Berater aussucht.

Achja, noch was. Berater sind die Pest.

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Zum Schluss noch ein paar Gedanken zu Herrn Nerlinger.

Entweder ist der ’ne coole Sau, oder total überfordert auf diesem Posten.

Man reduziert den Kader und schließt auch in dieser Transferperiode nicht die dringensten Baustellen (zum wievielten Mal in Folge?). Ok, ein paar haben sich inzwischen erledigt, oder zumindestens beruhigt („Tor“ zum Beispiel). Aber was soll ich mit der Aussage anfangen, dass wir in dieser Winterpause auf gar keinen Fall neue Spieler dazuholen?

Sicher. Wir suchen nur noch Spieler vom Niveau eines Ribéry. Und so. Aber ist es jetzt wirklich die neue Strategie des FC Bayern, keine Konkurrenten mehr zu schwächen (Rafinha), sie sogar eher noch stärker zu machen (Baumjohann)?

Social Bavaria Munich?

Toll.

Oder ist van Gaal der Seher und präsentiert in der Rückrunde zwei neue „Müller und Badstuber“?

Fragen über Fragen.

99,3 Prozent oder Wir begrüßen den neuen Präsidenten mit sozialistischem Gruß

Na das ist doch mal ein Wahlergebnis.

Für den neuen Präsidenten des FC Bayern e.V. und Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern AG. Uli Hoeneß.

Respekt. Da wäre manch SED-Kreisvorsitzender wohl neidisch geworden.

Im Ernst: Dieses Ergebnis zeigt einfach die Akzeptanz, die Liebe und den Respekt, den sich ein Hoeneß über die letzten 39 Jahre beim FC Bayern als Spieler wie als Manager erarbeitet hat.

Nicht jede (aktuelle) Führungskraft hätte dieses Ergebnis erzielen können.

An dieser Stelle sollte eigentlich ein großer Rückblick nebst Lobpreisung unseres nun Ex-Managers stehen. Hatte ich mir fest vorgenommen.

Aber erstens bin ich dafür ziemlich spät dran und zweitens gibt es die ja inzwischen recht zahlreich überall nachzulesen.

Nur soviel: Für mich war und ist Hoeneß der moderne FC Bayern. Und da lasse ich auch die aktuelle Diskussion um van Gaal, Systeme und all den ganzen Kram nicht gelten!

Er war es, der den verschuldeten Mittelklasse-Verein, der sich Ende der 70er hinter Vereinen wie dem FC aus Köln und dem Hamburger SV verstecken musste (die haben nämlich damals die ersten Mio.-Transfers getätigt – nur mal so am Rande für die sozialistischen Romantiker und Bayern-Kritiker).

Und was ist der Verein heute? Der Top-Verein Deutschlands, wirtschaftlich nur von ganz wenigen Vereinen auf der Welt übertroffen. Das wird in dieser Form so wohl nicht noch einmal passieren. Allein schon deshalb, weil es heutzutage solche Zyklen auf diesen Posten nicht mehr gibt…

Ganz persönlich erinnere ich mich an meine erste Begegnung mit Hoeneß noch, als wäre es gestern gewesen.

Ende der 80er weilte ich im Rahmen meines ersten FCB-Auswärtsspiels im Rheinstadion zu Düsseldorf.

Der Gästeblock befand sich – die Älteren werden sich erinnern – auf der offenen Seite des Stadions (in den 70ern baute man solche Stadien) – Seitenblick Richtung Rhein.

Die Entfernung Richtung Tartanbahn war nicht allzu weit, die Spieler kamen aus einem Tunnel hinter dem Tor. Und als die Stimmung im Block sich dem Warmmachen von Wohlfarth, Schwabl (den Torschützen) & Co. näherte, trat er auf die Bühne. Der Manager himself. Seines Zeichens 10 Jahre im Amt.

Spontan rief ich ihm „Hey, Uli“ zu. Hatte er mich gehört? Zumindestens schaute er in den Block (zu diesen Zeiten gab es noch Auswärtsspiele, die nicht über Jahre ausverkauft waren), seine Bayern-Jacke lässig über den Arm und warf uns (mir) einen Blick zu, der Ablehnung verriert, auf derlei vonderSeiteanquatschen zu reagieren.

Immerhin.

Das Spiel gewannen wir trotzdem. Fortan unterließ ich derlei Ausbrüche. Gesehen habe ich ihn vor Spielen aber noch viele Male. In vielen Stadion Deutschland und auch im alten „VIP“-Bereich des Olympiastadions (heute unvorstellbar: mit freiem Zutritt für Fans).

P.S. Die üblichen Rekordzahlen muss man nicht weiter kommentieren, daher hier die Quelle.

P.P.S. Hier übrigens noch ein Live-Ticker von der JHV. Lesenswert. Danke an Probek.