Die Präsenz der kleinen Männer oder Holzhacken wider der Langeweile

Nach der Niederlage in der Championsleague hatten wir alle eine Reaktion in der anschließenden Bundesliga-Partie gegen Hoffenheim erwartet. Ich auch. Jetzt, ein Tag nach dem Spiel, bin ich allein schon mit den drei Punkten mehr als zufrieden. Vor allem, wenn man den inzwischen abgeschlossenen Spieltag komplett betrachtet.

Nein, die Kraichgauer sind schon lange kein echter Gegner mehr für den FC Bayern. Und seit dem allerersten Aufeinandertreffen ist viel Wasser die Isar hinuntergeflossen. Nicht zuletzt die letzten Ergebnisse sprechen da eine deutliche Sprache.

Wer aber ein 7:0 erwartet hatte, hatte gestern auf das falsche Pferd gesetzt. Dazu waren die Bayern nicht in der Lage. Und das lag nicht nur daran, dass ihnen ein Robben in Galaform fehlte.

Es lag an anderen Dingen.

Da wären die Strapazen der Reise nach Weißrussland zu nennen. In erste Linie aber die Tatsache, dass die TSG ihre Sache recht gut machte. Und „die Sache“ der TSG ist es nun einmal gegen den FC Bayern tief zu stehen, körperlich hart zu spielen und alle Kopfballduelle in der Defensive zu gewinnen. Es sollte zumindest reichen, den Münchnern nur die beiden gesehenen Tore zu ermöglichen.

Ferner man sagen muss, dass es einigen Heynckes-Kickern offenbar ob des guten Saisonstarts ein wenig langweilig zu sein scheint – wie anders ist zu erklären, dass der Sportskamerad Mandzukic derart in einen Zweikampf geht und seinen Kollegen Müller so verletzt? Dieses Ellbogen-Thema eilte ihm ja als Ruf schon aus Wolfsburg voraus, aber gegen die eigenen Mitspieler?

Wie auch immer – Thomas Müller hat offenbar keine bleibenden Schäden davon getragen und wir konnten – Gott sei Dank – für ihn einen Shaqiri einwechseln.

Die gelben Karten für die (übliche) körperliche Spielweise der Hoffenheimer gab es ja dann erst gegen Ende des Spiels – ich hoffe, wir erleben hier in den nächsten Tagen nicht noch einige Überraschungen aus der medizinischen Abteilung…

Zum Spiel zurück.

Die Kopfbälle.

Ich gebe zu, ich war schon beeindruckt, wie kopfballstark die Defensive der TSG agierte. Und auch in der Offensive habe ich z.B. fast nur verlorene Kopfballduelle von Herrn Lahm in Erinnerung. Ok, keine Kunst. Zu dumm, dass wir zu lange auf dieses Mittel setzten. Also Flanken in den gegnerischen Strafraum. Erst die individuelle Klasse eines Franck Ribéry verlieh unserer Überlegenheit den gebührenden Ausdruck (mit einer vorherigen Kopfball-Stafette). Sicher, mit entsprechender Chancenverwertung hätte es auch 3:0 oder 4:0 ausgehen können (was eher meiner Erwartungshaltung entsprochen hätte), aber dafür waren wir offenbar geistig und körperlich nicht frisch genug und zweitens ist ein Sieg immer noch ein Sieg, ist ein Sieg!

Wir haben alle unsere Spiele in der Bundesliga gewonnen. Alle! Was gibt es da noch zu kritisieren?

Womit wir beim Thema Sammer, Heynckes, Hoeneß, Rummenigge und den Medien sind.

Wenn man den Anspruch hat, ein jedes Spiel gewinnen zu wollen – wie z.B. der FC Barcelona – dann kann man auch mit schwachen Siegen, die erst spät zustande kommen, nicht zufrieden sein. Währet den Anfängen des Schlendrian.

Man kann das auch kritisieren und diese Kritik auch formulieren. Und man kann das intern oder öffentlich machen.

Man muss allerdings wissen, dass, wenn man dies als Angestellter des FC Bayern macht, das mediale Echo gewaltig ist und man „den Medien“ Steilvorlagen liefert. Beschweren sollte man sich darüber dann eher nicht.

Meine Meinung zu diesem Thema sieht wie folgt aus:

Herr Sammer hat Recht. Herr Heynckes aber auch. Ebenso wie die Herren Hoeneß und Rummenigge (Herrn Beckenbauer nehmen wie hier mal bewusst heraus aus der Wertung).

Und ganz im Inneren vermute ich, dass all das genauso gewollt war! Uli Hoeneß lacht sich auf seiner Terrasse am Tegernsee sicherlich seit Tagen ein Loch ins Knie, weil Sammer viel schneller und viel intensiver (als es ein Nerlinger je gekonnt hätte) in seine Fußstapfen zu treten scheint. Nebelkerzen galore.

Wenn bei den Bayern die aktuelle Siegesserie reißt, ist Feuer unterm Dach. Vor allem mit der Vorgeschichte der letzten beiden BVB-Titel. Solange man gewinnt, ist alles gut.

Wieso dann mal nicht einfach antizyklisch kritisieren? Reizpunkte setzen? Auf wen sollte Sammer Rücksicht nehmen? Glaubt wirklich jemand, dass Heynckes über 2013 hinaus beim FC Bayern Trainer ist?

Demontiert er dann nicht erst Recht dem Trainer? Nein, denn Heynckes hat sich ja gewehrt und klare Kante gezeigt.

Kurzum: Bei all dem medialen Gewitter: Hat irgendjemand in größerem Umfang Schlagzeilen über die „schlechten“ Leistungen unserer Spieler in Bremen oder Borisov gelesen? Nein? Siehste!

Vielleicht ist all dies eine Milchmädchenrechnung, klar. Aber jetzt ist ohnehin erst einmal Länderspielpause (die letzte in 2012, oder? ODER?). Und wer wird sich danach noch an diese Scharmützel erinnern?

Wir sind der FC Bayern und wir haben eine Reaktion auf 2011 und 2012 gezeigt. Wir liegen nach dem siebten Spieltag und sieben(!) Siegen fünf Punkte vor dem Tabellenzweiten und neun(!) Punkte vor dem Meister aller Klassen. Dieser Anblick gefällt mir wesentlich besser als anders herum, das kann ich euch sagen. Genießen wir den Augenblick.

Das nächste Spiel wird ein so oder so besonderes sein – ich verfolge es live. Mit meiner Frau (Fortunin)! Zum ersten Mal in dieser Konstellation. Ob wir nach dem Spiel einen alleinigen Startrekord in der 50-jährigen Bundesliga-Geschichte aufgestellt und noch mehr Vorsprung (auf den BVB) erzielt haben werden?

Wir werden es sehen, bis dahin: Bitte keine Verletzten bei den Nationalmannschaften! Und baldige – vollständige Genesung bei Gomez und Alaba.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Samma, hamma ’n Sammer Hamma?

Unglaublich.

Gestern noch mein Abschluss-Beitrag zu dieser EM mit der Freude auf die neue Saison und dann heute diese Meldung.

Matthias Sammer wird Teil der FC Bayern-Familie. Oder zumindest Teil des FC Bayern, denn ob es den Begriff „Familie“ in diesem Zusammenhang in Zukunft noch geben wird, weiß aktuell keiner so genau.

Was die Personalie Sammer für den FC Bayern bedeuten wird, erfahren wir ebenfalls erst später.

Nicht alles war schlecht, was man so über Christian Nerlinger sagen kann. Und ob jetzt alles gut wird, bleibt noch verborgen.

Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich heute – mit dieser Entscheidung – etwas Entscheidendes beim FC Bayern getan hat. Wollen wir es hoffen, wir werden es erleben.

Herzlich willkommen in München, Matthias und Danke für alles, Christian!

Schwarzgelbe Ära oder Rabenschwarzer Robben

Ich bin immer noch leer. Irgendwie. Aber es hilft ja nix. Also fangen wir an.

Eine Niederlage entscheidet keine Meisterschaft. 34 Spieltage sind da schon eher ein Brett. Aus genau diesem Grunde kann man dem Sportskameraden Arjen Robben hier auch nicht den verlorenen Titel ankreiden.

Zielführend wäre eher, zu erwähnen, dass er uns in den letzten Spielen mehrfach den Arsch gerettet hat, damit wir überhaupt in diese „Endspiel“-Situation gegen den BVB kommen konnten (Torvorlage gegen Mainz, Siegtreffer in Nürnberg, etc.).

Natürlich ist das übel, dass Robben a) vor dem 0:1 zu langsam vom Pfosten wegläuft und somit das klare Abseits von Lewandowski aufhebt, b) den Elfer derart läppisch in die Arme von Weidenfeller schiebt und c) drei Meter und frei vorm Tor kurz vor Schluss den Ball nicht über die Linie drückt.

Das hatte was von Gomez EM 2008.

Womit wir beim Thema wären.

Robben war zwar gestern an drei Szenen beteiligt, die allein das Spiel entscheiden hätten können, aber was kann er dafür, dass wir jetzt in zwei Spielen gegen den BVB – die zwingend Remis enden müssen – als Verlierer vom Platz gehen?

Beim Hinspiel hätte Herr Boateng einfach den Überblick behalten können, damit Herrn Götze der Ball nicht knapp vor dem Tor vor die Füße fällt und er ihn mit der Picke in unser Verderben zimmert.

Ferner hätten seine 10 Spielkameraden schon in Halbzeit 1 eine derartige Leistung wie über die meiste Zeit des zweiten Spielabschnitts zeigen dürfen.

Wobei, Halt, es sind ja nun die immer gleichen Phrasen. War Dortmund in HZ1 zu stark und hat die Bayern in HZ2 einfach machen lassen? Oder war es schlicht und einfach anders herum?

Diese Sichtweise scheint zumeist nicht von Fakten geprägt sondern von den Emotionen. Und am Ende des Tages interessiert es eh kaum jemanden.

Aus meiner Sicht befinden wir uns mitten in einer schwarzgelben Ära. So schwer dies für uns und unsere Führung zu akzeptieren sein mag, aber eine Meisterschaft kann man überraschend erringen (wenn auch nicht unverdient), eine zweite, dafür benötigt man schon eine gewisse Klasse.

An exakt diesem Punkt unterscheidet sich der BVB von Wolfsburg und Stuttgart oder wie all diese Einmal-Meister der letzten Jahre so hießen.

Zusätzlich muss man an dieser Stelle einräumen, dass auch die üblichen bayerischen Reflexe, jetzt die Schatztruhe aufzumachen, sicher nicht die früher gewohnten Wirkungen zeigen wird.

Dortmund hat eine Mannschaft. Eine Strategie, einen Plan und einen massiven Zusammenhalt. So sehr mich die schwarzgelben Dauergrinser auf der Mattscheibe auch nerven: Sie sind im Recht (abgesehen von Herrn Weidenfeller vielleicht, der vor dem Elfmeter keine Berührung gespürt haben will) und wir werden ihnen so ohne Weiteres nicht beikommen können.

Derlei Hoffnungen hatten wir ja schon nach dem Abgang von Herrn Sahin und der Verletzung von Herrn Götze. Falsch gedacht.

Nein. Schauen wir den Fakten ins Auge: Der BVB hat das gemacht, wozu ein FC Bayern nie in der Lage sein wird: Mit Geduld und Weitsicht etwas aufgebaut, wovon man nun zehren kann. Punkt.

Zum FC Bayern.

Die Bayern haben ein Gerüst, haben Spieler, die durchaus funktionieren. Nicht ohne Grund werden wir wahrscheinlich der beste Zweitplatzierte in der Bundesliga-Geschichte werden.

Das Problem: Wir haben unser Potential trotzdem nicht oft genug abgerufen, haben zu viele entscheidende Fehler gemacht (Neuer, Robben, Chancenverwertung, etc.) und haben tatsächlich und immer noch kein Konzept gegen Teams wie den BVB & Co.

So einfach scheint das zu sein. Und da sollten wir uns ob des verschossenen Elfmeters auch keinen Sand ins Auge streuen (ich habe bewusst noch keine FCB-Statements gehört, gelesen).

Was gestern gut war:

  • Herr Neuer. Ohne ihn, hätten wir schon in der Anfangsphase einem Rückstand hinterher laufen müssen. Und auch den Rest des Spiels wirkte er sicher und souverän. Das Westfalenstadion scheint ihm zu liegen.
  • Herr Alaba. Respekt, wie der Junge mit dieser Stimmung und diesem Druck umging. Hätte vielleicht besser er den Elfer schießen sollen? Im Pokalhalbfinale hat er mich diesbzgl. überzeugt.
  • Unsere Defensive. Klingt komisch, ist aber so. Vergleicht man das gestrige BVB-Spiel mit dem Rest der Saison, dann sind wir ja nicht gerade überrannt worden, oder? Herr Lewandowski (klasse Stoßstürmer, der perfekt die Bälle halten und abschirmen kann – großer Unterschied zu Herrn Gomez übrigens) konnte sich, speziell in HZ2, kaum noch durchsetzen in entsprechenden Kontersituationen. Überhaupt haben wir kaum gefährliche Konter zugelassen. Über den größten Teil der zweiten Spielhälfte.
  • Herr Gustavo. Ja, tatsächlich. Abgesehen von einigen Drehungen Kagawas, bei denen er überfordert war, hat er den Laden doch weitestgehend dicht gemacht, oder? Nicht von ungefähr wurden seine Gegenspieler im späteren Verlauf ausgetauscht.

Was nicht so prickelnd war:

  • Herr Kroos. Weder defensiv, noch offensiv. Da kam kaum etwas.
  • Herr Müller. Ein Schatten.
  • Herr Gomez. Kaum zu sehen, ihm fehlten aber auch die Anspiele.
  • Herr Lahm. Darf vor dem entscheidenden Eckball gerne seinem Gegenspieler hinterher laufen. Dann kommt es vielleicht gar nicht zu diesen Ecke.

Apropos Ecke.

Auf Twitter las ich, dass besagte Ecke eventuell „irregulär“ ausgeführt wurde. Was bedeutet das? Lag der Ball nicht korrekt auf der Markierung? Stand da etwa kein Linienrichter, der das kontrollierte? Die sind doch sonst so penibel dabei.

Wie auch immer. Daran hängen wir uns nicht auf. Der Schiedsrichter hat doch imho eine gute Leistung geboten.

Und noch einmal: In Dortmund kann man mal verlieren. Auch zweimal. Oder von mir aus viermal. Aber Punkte in diesen läppischen Spielen gegen – zum Beispiel der Hamburger SV – die haben uns das Genick gebrochen. Der FC Bayern hat zwischendurch 15(!) Punkte auf Borussia Dortmund verloren. Wie kann man da das gestrige Spiel oder Robben für die verlorene Meisterschaft verantwortlich machen?

Die Münchner stehen nun vor einer entscheidenden Frage:

Die Meisterschaft her schenken (schnell noch die letzten Punkte für die sichere CL-Qualifikation sichern) und voll auf die restlichen Pokale konzentrieren? Oder in allen Spielen Vollgas geben um im Rhythmus zu bleiben?

Ich würde zu einer Mischung tendieren.

Gegen Mainz zunächst mit einer 1b-Elf starten und notfalls später (wenn für den Sieg nötig) noch einmal „Stars“ von der Bank einwechseln. Somit könnte der Fokus auf die ohnehin nur vagen Chancen gegen Real Madrid gerichtet werden.

Schlimm genug, dass wir uns jetzt auf Siege gegen Real und Barca verlassen müssen um noch Titel zu holen. So wie ich unseren Verein und seine Führung einschätze, steht der Grad des Öffnens der Schatztruhe aber im direkten Verhältnis zur Zahl der Titel, die wir jetzt noch holen.

Es hilft ohnehin nichts, das Leben geht weiter. Eine Einstellung, die unsere Gegner über viele Jahre haben mussten.

Was ich mir für die nächste Saison wünsche?

Das der BVB – endlich – auch einmal in der Championsleague die Gruppenphase übersteht. Erstens „für den deutschen Fußball“ und zweitens, damit diese Mannschaft endlich einmal eine Ahnung von dieser Belastung erfährt. Ansonsten stehen wir beide (der BVB und wir) in 12 Monaten vor der exakt gleichen Situation.

Muss ich nicht haben.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Leidenschaft schlägt Lässigkeit oder So bleibt der FC Ratlos ohne Titel

Jeder der selber ein eigenes Weblog betreibt, weiß wie das ist. Vor, aber vor allem während und auch noch nach einem Spiel des eigenen Vereins arbeitet es im Kopf. Man legt sich die Worte für die Bewertung, die eigene Sicht der Dinge zurecht. Verwirft, beginnt neu.

Dieser Beitrag ist das Resultat dieses Prozesses.

Wie soll ich am besten vorgehen?

Soll ich der Polemik freien Lauf lassen, die mich während des Spiels unseres FC Bayern in Freiburg beim dortigen Sportclub ergriff? Soll ich all den Kommentatoren hier und anderswo nach dem Mund reden, die teilweise die „Selbstauflösung“ des FC Bayern fordern?

Die Wahrheit liegt – wie so oft im Leben – in der Mitte.

Einerseits obliegt es mir mit meinem Blog – noch dazu mit einer solchen Reichweite – ein gewisses Regulativ zu sein. Ein gewisser Anspruch muss, meiner Meinung nach, gewahrt bleiben.

Andererseits kann ich nicht nach jedem – nicht gewonnenen – Spiel und auch nicht nach jeder Meisterschaft, die in Gefahr gerät eine Grundsatz-Polemik verfassen. Und an die spezielle jüdische Vergangenheit und die allgemeine Geschichte des Clubs verweisen…

Wissen die Spieler überhaupt um die Geschichte des Vereins für den sie spielen?

Wissen die Spieler, dass für diesen Verein seine Fans schon 1932 zum Endspiel der Deutschen Meisterschaft teilweise zu Fuß von München nach Nürnberg gelaufen sind?

Wissen die Spieler, dass dieser ursprünglich teilweise jüdische Verein unter den Nazis fast komplett von der Bildfläche verschwunden wäre und sich nach dem Krieg mühsam wieder aufbauen musste?

Wissen die Spieler, dass all die frühen Erfolge der 50er, 60er und 70er-Jahre nur durch harte Arbeit zustande kamen?

Und wissen die Spieler, dass ich bald 30 Jahre für den Verein alles empfinde, alles gebe, alles einstecke, alles ertrage, schon ertragen habe, als die meisten aktuellen Spieler noch gar nicht geboren waren?

Wissen das unsere Spieler alles?

Den Eindruck habe ich nicht, sonst wäre der gestrige Abend nicht möglich gewesen!

oder

Verschwindet ihr Söldner, ihr Wappen-auf-dem-Trikot-Klopfer, ihr, die ihr euch nicht für uns, für mich, für den Verein die Seele auf dem Leib laufen wollt, verschwindet, wir brauchen euch nicht!

Es würde sich zu schnell abnutzen und soweit will ich eben heute nicht gehen.

Ich will aber auch nicht verschweigen, dass es innerhalb und außerhalb der Mannschaft des FC Bayern ein Problem zu geben scheint. Wieso schafft es diese Mannschaft eine solch fabulöse Hinrunde, ein solches Pokalspiel wie in Stuttgart und eine solche erste Halbzeit wie gegen Kaiserslautern zu spielen um gleichzeitig Spiele wie in Gladbach, in Hamburg und jetzt in Freiburg abzuliefern?

Auswärts-, Abendspiel-, Flutlicht-Schwäche?

Das Thema ist in meinen Augen vielschichtig.

Man kann unserem Trainer nicht diese verloren sieben Rückrunden-Punkte anlasten, ohne ihm die Hinrunde auf die Habenseite zu verrechnen. Wer das macht, ist von seinen Emotionen getrieben und verliert den klaren Blick.

Ferner sind wir hier doch nicht der FC Harakiri, oder?

Nein, wir sind allenfalls der FC Ratlos.

Dramatisch ist für mich tatsächlich nicht, dass wir nun vier Punkte hinter der Tabellenspitze liegen, denn auch der BVB oder die Gladbacher Borussia werden nicht jedes Spiel bis zum Abschluss der Saison gewinnen, nein, schlimm ist, dass es nun offenbar schon dem Tabellenletzten(!) – und hier lügt die Tabelle doch nicht, oder soll es Zufall sein, dass Freiburg dort nach 22 Spielen steht? – mit einfachsten Mitteln gelingt uns und unsere Offensive in Schach zu halten.

Ferner gilt das alte Argument „die werden schon irgendwann müde, dann packen wir sie“ nun schon länger nicht mehr.

Hier hätten wir einen ersten Ansatz für Kritik am Trainer.

Denn „schnelles Umschalten“, „flexible, taktische Systeme“ oder „Standards-Variationen“ kann man trainieren, Herr Heynckes.

Klar, wir haben „den besten Kader der Liga“, klar, eigentlich „entscheidet sich der Titel nur über uns“, klar, eigentlich sind wir doch immer noch „der Top-Favorit auf den Titel“ (das könnte Euch so passen, liebe Dortmunder!).

Aber dieses Gefasel kann ich, ehrlich gesagt, nicht mehr ertragen!

Wenn wir hier schon einen Thomas Müller dafür abfeiern, dass er – wenn auch nur ansatzweise – die Probleme beim Namen nennt, dann ist das doch eher wischi-waschi im Vergleich zum dem, was unsere früheren Führungsspieler diesbezüglich – in der Öffentlichkeit (böse, böse) – rausgehauen haben.

Aber echte Führungsspieler, also nicht nur am Mikrofon, haben wir ja offenbar schon länger nicht mehr.

Womit wir bei den Trainern der letzten Jahre, unserer Führung und dem modernen Fußball im Allgemeinen wären.

Typen wie Kahn, Effenberg und Co. sind ja heutzutage nicht mehr gefragt. Rasierte, mediengeschulte Nichts-Sager wie unser Kapitänchen bestimmen die Szene. Wobei ich – in seinen Interviews nach dem Spiel (war da unser Präsi schon in der Kabine gewesen?) – diesmal den Eindruck hatte, dass er frei sprechen musste. So klang seine Stimme und seine Worte wirkten weniger abgelesen. Ich mag mich täuschen. Aber geredet werden wird an der Säbener Straße in den nächsten Tagen, da hat Herr Lahm schon Recht.

Nur am Rande bemerkt: Lahms Vorgänger als Kapitän wurde vom Vor-Vorgänger von DonJupp abgesägt. Der stand nämlich so gar nicht auf mündige Spieler mit Profil. Dies für alle die, die immer noch vorbehaltlos von van Gaal schwärmen.

Schlimm fand ich im Rahmen des gestrigen Spiels ferner, dass eine saftige Kabinenansprache vonnöten war, um unseren Kickern Beine zu machen. Neben der Tatsache, dass der Tabellenletzte nach dem Seitenwechsel genau dies erwartet hatte und somit der Respekt größer war als zu Beginn des Spiels.

10-15 Minuten hatten wir die Freiburger im Sack. Danach fielen wir zurück in den Handball-Ballbesitz-Trott. Nach einer Stunde war mir klar, dass wir mit Sicherheit an diesem Abend kein Tor mehr schießen würden.

Welch‘ mentale Probleme es offenbar im Team zu geben scheint (so viel zum Mia-san-mia-Geschwafel), zeigte doch die Neuer-Szene, als er einen Ball, der aus 30, 40 Meter auf ihn gespielt wurde, recht unbedrängt zur Ecke abfälschte.

Ist überliefert, ob ihm derlei in seiner Karriere zuvor schon einmal passierte?

Davon abgesehen will mir – trotz intensivem Nachdenken – kein Grund für die Leistung von Herrn Ribéry einfallen.

Was war das? Zwei, drei Fouls in den ersten 15, 20 Minuten und dann haben wir keine Lust mehr, Franck? Ich lehn‘ mich da mal aus dem Fenster, aber was unser kleiner Franzose da über 90 Minuten im Breisgau anbot, grenzte phasenweise an Arbeitsverweigerung. So kann man gegen einen Tabellenletzten nicht agieren.

Das einige Spieler ihre eigenen Probleme haben, ist ja unverkennbar und wenn wir dann auf einen Gegner treffen, der nicht nur mit Mann und Maus verteidigt, sondern auch Herz und Seele in die Hand nimmt und mit unfassbarer Leidenschaft läuft, rennt und kämpft, dann haben wir mit unserer Lässigkeit im Lauf- und Passspiel und in den Zweikämpfen da halt keine Chance.

So einfach ist die Fußball-Welt.

Ab hier wird es eben problematisch.

Wir sind immer noch nicht innerhalb der anstrengenden englischen Wochen, mental hatten wir noch gar keine Highlight – wir spielen hingegen seit der Rückrunde so, als ob wir ein NBA-Team mit über 100 Saison-Spielen und 4:3-Sieger nach einer mitreißenden Finalserie wären.

DAS kann ich wirklich nicht verstehen. Auch menschlich nicht. Noch eine Frage an den Trainer.

Ist aber der Trainer nun an allem schuld? Wird alles wieder gut, wenn nur der Trainer ginge?

Klare Antwort: Nein.

Was sollte die Grundlage für ein Problem zwischen Mannschaft und Trainer sein?

So eine Vorrunde und dann in der Rückrunde gegen den Trainer spielen?

Dann könnten wir wirklich 2/3 der Mannschaft auswechseln. Und wären erneut (2 Jahre schon rum?) im Rund-Erneuerungs-Wahn.

Himmel. Geduld, Erwartungshaltung und Strategie sind offenbar Elemente die beim FC Bayern nicht zusammen passen. Vom Präsidenten bis hinunter zum gemeinen Fan. Oder täusche ich mich da?

Der geneigte Leser wird spätestens hier bemerken: Selbst ich bin ratlos.

Weder will ich den Trainer loswerden, noch können wir JETZT die halbe Mannschaft rausschmeißen.

Wir müssen mit dem Personal, dass wir in diesem Moment haben, die Saison zu Ende spielen. Punkt.

Also lasst uns hier mal wieder konstruktiv werden und die offenen Fragen beantworten.

Erstens: Warum gelingt es uns nicht in jedem Spiel ein Offensiv-Pressing wie zu besten Hinrunden-Zeiten auf den Rasen zu brennen (all die anderen Teams (BVB(!), Freiburg(!!)) schaffen das schließlich auch)?

Zweitens: Warum spielte Herr Kroos – in der Startelf erneut auf der so geliebten 10 – in Freiburg so schlecht wie zuletzt nur auf 6?

Drittens: Was ist los mit Herrn Ribéry?

Viertens: Was macht Herr Rafinha von Beruf?

Fünftens: Wann bekommen wir den echten Philipp Lahm zurück (seit 2006 spielt ja sein Zwillingsbruder bei uns)?

Sechstens: Auf welcher Grundlage wird eine mögliche Vertragsverlängerung von Herrn Olic überhaupt diskutiert (abgesehen von der menschlichen Komponente)?

Siebtens: In den Tagen vor dem Freiburg-Spiel las ich, dass Herr Gustavo ja inzwischen endgültig beim FC Bayern angekommen sei. Was soll man heute von dieser Aussage halten?

Es gab allerdings – so schwer man sich das auch vorstellen mag – durchaus Positives zu bemerken:

Unsere Innenverteidigung stand sicher. Das Paar Badstuber/Boateng sollte bitte genauso zusammen bleiben. Das hat inzwischen Niveau. Sein Niveau hat inzwischen Herr Alaba verbessert. Sowohl auf der 6 als auch als AV-Vertreter. Ich erinnere mich da noch an ein Gastspiel in Frankfurt, an dessen Niederlage er entscheidend beteiligt war. Weia. Diesmal lief soweit alles glatt.

Habe ich aber Antworten auf die obigen Fragen? Nein. Ihr?

Wir spielen nun in Basel und danach zuhause gegen Schalke. Beides sind entscheidende Spiele. Aber in unserer aktuellen Lage passt diese Beschreibung auf jedes Spiel. Also sollten wir die üblichen Phrasen der bisherigen Bayern-Verfolger übernehmen: „Wir denken nur von Spiel zu Spiel!“

Und dann schauen wir mal, was am Ende dabei herauskommt. Mit der Einstellung von Freiburg nicht viel.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Clemens Tönnies ist der neue Augusto César Lendoiro

In Sommerpausen nach einer schwachen Bayern-Saison geht es zumeist hoch her. In der Gerüchteküche und am Transfermarkt.

Dies ist heuer nicht anders.

Auch nicht beim sogenannten „Königstransfer“.

Was für ein Hin und Her, was für eine Ansammlung von Eitelkeiten, Stolz, Egoismen und jeder Menge Geld.

Wir werden wohl nie erfahren, wie es heute um den Neuer-Transfer stehen würde, wenn die Bayern sich vor dem Pokalfinale nicht so weit aus dem Fenster und gelehnt und die Schalker nicht soviel frisches Geld aus Russland bekommen hätten.

Noch vor wenigen Tagen schien der Transfer reine Formsache. Die Verhandlungsgruppe hatte sich – glaubt man den Gerüchten – auf eine Transfersumme geeinigt. Dieser Verhandlungsgruppe gehörte der Vorsitzende des Aufsichtsrates nicht an. Was man so hört.

Ist das einer der Gründe, dass sich nun dieser wiederum – auch verbal – so derbe aus dem königsblauen Fenster lehnt?

Ich will Manuel den Bayern noch aus dem Rachen reißen.

Was soll das sein, Ruhrpott-Sprache? Von mir aus. Und von mir aus können die Schalker Neuer gerne ein neues Angebot machen. 28 Millionen (4x 7 Mio. Euro Gehalt – hört sich in der Summe natürlich boulevard’esker an)! Unabhängig davon, dass Schalke 04 noch die eine oder andere Million an Verbindlichkeiten hat (DFL, übernehmen Sie?), ist das dieser „Arbeiterverein“, der seine Spieler, die tränenreich ihren Abschied aus Gelsenkirchen verkündet haben, mit Millionen und Abermillionen zuscheisst (so sagt man doch „im Pott“, oder?!)?

Welche Wertschätzung hätte ein Manuel Neuer bei den Knappen-Fans, wenn er dieses Angebot annimmt und doch seinen Vertrag beim FC Schalke verlängert?

DAS wäre dann in Ordnung, ja?

Für mich sind das alles entweder erfundene Geschichten des Boulevard, verwundete Egos bei ohnehin sehr speziellen Charakteren wie Herrn Tönnies oder der endgültige Verkauf der Schalker Seele.

Jetzt mal ganz unabhängig davon, dass es hier um ein Transfergerücht geht, dass uns Bayern unmittelbar betrifft, haben die, die derlei Vorgehen ernsthaft(?) planen, nichts aus der jüngeren Historie der Gerne-Groß-Ära auf Schalke und in Dortmund gelernt?

Wieder die Kohle raushauen als gäbe es kein Morgen?

Ein Top-Team zusammenkaufen um so Neuer zusätzlich zu motivieren, seine Heimat nicht zu verlassen?

War dies nicht genau der Punkt, der Rangnick-Vorgänger Magath u.a. den Kopf gekostet hat? Alles vergessen?

Nur damit einige Herren in den königsblauen Führungsgremien, die sich aktuell mit den Bayern auf Augenhöhe wähnen, ihr vermeintlich besseres Blatt auspielen können?

Mich lässt all dies (fast) sprachlos zurück. Und um das noch einmal zu betonen:

Mir ist nur eins wichtig: Kommt Neuer oder kommt er nicht zum FC Bayern? Gibt es einen (geheimen) Vorvertrag, der spätestens 2012 gilt?

Sollte dem so sein (was natürlich niemand zugeben darf, gell DFL?), dann wäre ich fast dafür noch ein Jahr auf Herrn Neuer zu warten, allein um kein weiteres Geld in diesen Rachen ohne Boden zu werfen.

Sollte es diese Vereinbarung zwischen Bayern und Neuer nicht geben, müsste ich am Zustand der bayerischen Führung zweifeln. Dort redet man ob der aktuellen Entwicklung vielmehr von einer „getroffenen Vereinbarung, die per Handschlag besiegelt wurde“ und von der man ausgeht, dass sie „halten wird“, denn schließlich kenne man „die Vertreter von Schalke 04 nur als Ehrenmänner und seriöse Kaufleute“. Na dann.

Bei all dem Getöse, dass in den letzten Stunden über uns hereingebrochen ist, kam mir eigentlich nur ein Bild vor Augen.

Das Grinsen von Augusto César Lendoiro.

Und das war das Schlimmste, was diesbezüglich passieren konnte. Denn an diesen Gesichtsausdruck wollte ich eigentlich nie wieder denken müssen. Wer erinnert sich nicht an diese epische Transfergeschichte rund um Roy Makaay?

Andererseits: Lendoiro hat uns zwar am Nasenring durch die Manege geführt, aber Makaay war jeden Cent seiner Ablöse wert.

Und diese Hoffnung habe ich auch in der Causa Neuer!

Weisheiten #161

Wir haben jetzt zwei Trainer gehabt, mit Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal, die den Ansatz mit sich brachten, den Verein auch revolutionieren zu wollen und total in seinen Grundfesten zu verändern. Damit sind wir, und das muss man ganz klar sagen, nicht gut gefahren.

Christian Nerlinger, Hoeneß-light

Einmal Ulianer, vanGaalist, FCBler und zurück

Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich schreiben soll.

Aber man wartet ja darauf. Was ich zum heutigen Tag zu sagen habe. Zur Entlassung unseres Trainers.

Dann mal los.

Ich hatte damit gerechnet. Und es ließ mich sogar überraschend kalt. Zu sehr war ich gefrustet und hatte sich meine Resignation Bahn gebrochen. Nach dem Remis beim Club.

Die Umstände der heutigen, bzw. gestrigen Trennung ließen mich dann aber doch ein wenig verwirrt zurück. Und die Dokumentation auf Twitter erst…

Richtig übel, wie schlecht Hoeneß dabei wegkam.

Nun. Ich habe keine Bilder von der PK gesehen. Nur Mitschriften gelesen (was den Eindruck verfälschen kann).

Und natürlich habe ich zu all dem eine Meinung.

1. Ich fühle mich bestätigt. Entlassungen von Trainern funktionieren nur, wenn man es sofort macht. Und nicht zum Saisonende. Oder noch später. Thema „Hitzfeld 2004“.

Fehler: Vorstand.

2. Die Schärfe, mit der hier Hoeneß agierte muss mit Gründen zu tun haben, die zu lange, zu tief im Uli arbeiteten. Und die Explosion, von der er heute in Bezug auf die Mannschaft sprach, gab es zunächst einmal nur bei ihm. Und der Vorstand (also der echte, denn er ist ja nur Aufsichtsrat-Chef) knickte ein. Oder wie soll ich das sonst deuten, wenn UH gerüchteweise LvG schon nach dem Hannover-Spiel entlassen wollte und vom Vorstand überstimmt wurde?

Fehler: Vorstand.

3. Der heutige Tag symbolisiert den Schlusspunkt einer Entwicklung. Die – öffentlich – mit dem Hoeneß-Auftritt bei Sky90 begann. Man kann darüber denken, was man will, wer diesbzgl. Insider ist, darf sich gerne hier melden. Aber seit diesem Zeitpunkt war van Gaal – von dem man ansonsten halten kann, was man mag – zum Abschuss freigegeben.

Fehler Vorstand.

4. Schon bevor man van Gaal zum FC Bayern holte, wusste man doch eigentlich, was man da für einen Trainer holte, oder? Ich will es hoffen. Offenbar dachte man aber wohl, man könne ihn FCB-like anpassen. Konnte man nicht.

Fehler: Vorstand.

5. Der Trainer und Mensch van Gaal ist wie er ist. Er selbst bezeichnete sich beim Dienstantritt wie der berühmte Deckel zum Topf. Oder so. Er selbst stellte sich als jemand dar, der perfekt zum FC Bayern passt. Siehe Punkt 4.

Fehler: van Gaal.

6. Thomas Müller und Holger Badstuber wären ohne van Gaal so wohl nicht möglich gewesen. Sagt man. Er glaubte offenbar, dass derlei beliebig reproduzierbar sei. In Contento, Alaba und Co. verzockte er sich.

Fehler: van Gaal.

7. Weil van Gaal von Punkt 6 so überzeugt war, wollte er seinen Kopf durchsetzen und verzichtete darauf, die Doppelstrategie des FC Bayern – Talente und Stars – fortzuführen. Keine Neuverpflichtungen nach der Fast-Triple-Saison. Ergebnis bekannt.

Fehler: van Gaal.

8. In einem höchst aufgeladenen Spannungsfeld der Torhüterfrage beim FC Bayern bezog er klar Stellung. Gegen die Führung und mit gewissen Strömungen im Verein, den Fans: Er machte Ersatztorhüter Kraft zur Nummer 1. Einfach so. Ohne die Berechtigung wie im Fall Rensing. Ich bin hier nicht unbedingt bei Hoeneß, dass dies die Wurzel allen Übels war, aber Unruhe brachte es durchaus. Unnötig. Und Zweifel äußerte er ja selbst dann auch. Nach dem Nürnberg-Spiel. Welche Konsequenzen wären da bald gezogen worden?

Fehler: van Gaal.

9. Ebenfalls augenscheinlich war die fehlende Konstanz in der Aufstellung. Es geht hier nicht darum, dass ich mich an der Aufzählung der unterschiedlichen IV-Paare beteilige, dass kann das Boulevard machen. Oft war van Gaal auch dazu gezwungen. Durch Sperren, Verletzungen oder Formschwäche. Die fehlenden Alternativen im Kader (siehe 6. + 7.) setzten ihn aber hier zusätzlich unter Druck. Und flexible Spieler sind ja ganz schön, aber wenn damit einhergeht, dass die halbe Mannschaft auf den „falschen“ Zweitpositionen spielt, dann läuft doch was falsch, oder?

Fehler: van Gaal.

10. Hier ist Platz für Eure Ergänzungen…

In der Summe sieht das nicht gut aus für van Gaal. Abgesehen davon halte ich unseren Ex-Trainer aber tatsächlich – wie viele andere Fans auch – für einen der besten Trainer, die der FC Bayern je hatte. Die letzte Zaubersaison hat uns beinah zum Triple geführt, derlei vergisst man gerne und schnell. Aus dem Frust des Moments heraus.

Andererseits halte ich Gerüchte, die davon sprechen, dass van Gaal seit Hoeneß‘ Sky90-Auftritt eine – von mir aus latente – egozentrische Geisterfahrerstrategie fuhr, für nicht weniger realistisch, als die Fan-Theorien der letzten Woche(n), dass der FC Bayern kurz vorm Untergang steht und der Vorstand sich auf Kosten des Vereins gegenseitig bekämpft, etc.

Es ist schwierig.

Ich hätte mir gewünscht, dass ein FC Bayern einen Trainer van Gaal aushalten kann. Das wir es aushalten, mit der van-Gaalschen-Strategie auch einmal auf Titel zu verzichten, um unseren europäischen Club-Vorbildern langsam, ganz langsam näher zu kommen.

Diese Geduld und diese Flexibilität brachte weder der FC Bayern noch van Gaal auf.

Man verfiel in alte Muster. Der Trainer (ging es denn nicht bei allen großen Vereinen so mit ihm zu Ende?) genauso wie der Verein (alles über Bord schmeißen, zurück auf Null).

Das ist bedauerlich.

Und dabei gibt es so viele offene Fragen.

Erstens: Wieso kommt man darauf, dass ausgerechnet jetzt der van-Gaal-Co-Trainer der richtige Mann zur richtigen Zeit ist, diesen verdammten dritten Platz zu sichern?

Zweitens: Wieso wurden neben van Gaal viele seiner Cos und aber nicht alle entlassen? Gab es persönliche Gespräche mit Abfrage der Nibelungen- van-Gaal-Treue?

Drittens: Hat man sich – neben den geplanten Transfers – (nun) vollends von der – auch schon vor van Gaal erfolgreichen – Doppelstrategie („Talente & Stars“) verabschiedet und deshalb bewusst den Absturz der Ausbildungsfiliale FCB II in Kauf genommen (Gerland mit Doppelbelastung, Experiment Scholl, Verkauf oder Leihe von starken Talenten und Stammspielern)?

Viertens: Wie will der Vorstand, der FC Bayern dem Vorwurf entgegenwirken, dass es nicht doch seit geraumer Zeit einen Machtkampf in der Führung gibt (Thema „Klinsmann vs Klopp“, „Toni vs. Ribéry“, „van Gaal sofort weg vs. später“)?

Fünftens: Wie kann sich Hoeneß und unsere Führung über die Fan-Proteste und deren Form beklagen, wenn man ein PK-Bild wie das heutige abgibt?

Fragen über Fragen. Und wahrscheinlich erst einmal keine Antworten.

Als Fan bleibt mir nur ein Wunsch: Das wir nicht so enden wie der HSV.

Ultras in Führungsgremien, Rücktritt der Führung, Entlassung des Trainers und viele Spieler mit unklaren Vertragsstati. Alles gleichzeitig.

Soweit ist es mit dem FC Bayern noch nicht gekommen. Hoffentlich.

P.S. Dafür, dass ich eigentlich gar nichts zu sagen hatte, ist es dann doch etwas mehr geworden. Aber für mich als Fan, der dies Zeit seines Lebens war (und bleiben wird!), ist ohnehin nur eines wichtig:

Wie gewinnt der FC Bayern im nächsten Spiel drei Punkte? Alles andere geht mir irgendwann am Arsch vorbei!

In diesem Sinne: Gute Nacht.

Ich habe da mal ’ne Frage, Herr Präsident

Ich bin irritiert. War im Rahmen des Wechsels von unserem Maximo Manager Uli nicht die Rede davon, dass damit ein Rückzug aus dem Tagesgeschäft einhergehen sollte?

Zumindest hat man doch immer vomUli über denFranz derlei gehört, als dieser noch „Präsident“ war. So nach dem Motto: „Ach der Franz, der ist ja bei den Entscheidungen gar nicht mehr eingebunden…“

Hat sich wohl geändert. Egal.

Dann habe ich halt an unseren eingebundenen Präsidenten ein paar Fragen:

Dieses durften wir gehetzte, von Sorge um unseren Verein getriebene Anhänger des FC Bayern, in der heutigen Presseerklärung lesen:

– Louis van Gaal bleibt Cheftrainer des FC Bayern München bis zum Saisonende am 30.6.2011.
– der ursprünglich bis zum 30.6.2012 laufende Vertrag zwischen dem FC Bayern München und Louis van Gaal wird in beiderseitigem Einvernehmen zum Ende dieser Saison aufgelöst.
– Grund für die Auflösung des Vertrages ist die unterschiedliche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs.

Alle Beteiligten sind sich einig darüber, dass in der derzeit schwierigen sportlichen Situation des FC Bayern München gemeinsam sämtliche Kräfte eingesetzt werden, um die sportlichen Mindestziele dieser Saison noch zu erreichen.

Erste Frage: Fällt Ihnen der Widerspruch auf? Man vertraut dem Trainer nicht mehr bis über das Ende der Saison hinaus. Aber man vertraut ihm, die (gefährdeten) Saisonziele in den letzten Spielen der Saison zu erreichen? Die Ziele, die ja für den Verein so wichtig sein sollen. Aufgrund dieses Finales 2012. Und so. Klar. Das Finale ist ja fest gebucht für uns. Quasi ein Selbstläufer. Ich schweife ab.

Zweite Frage: Wie kann man sich einvernehmlich trennen, wenn „unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Klubs“ der Grund waren?

Daraus resultierende dritte Frage: Ich bin ehrlich, diese Frage ist für viele Bayern-Fans die wohl wichtigste Frage der letzten 30 Jahre:

Welche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs hat denn der Vorstand des FC Bayern?

Vierte Frage: Sie sind länger im Fußball als ich, noch dazu als Aktiver ein Weltstar gewesen. Umso interessanter ist für mich die Antwort auf die Frage, inwieweit Sie nun davon überzeugt sind, dass die neue Situation (Ende Trainertätigkeit van Gaals beschlossen), Einfluss auf die Motivation unserer Mannschaft hat unter eben diesen Trainer erfolgreich zu arbeiten?

Fünfte Frage: Ab und an ist es ganz interessant, Teil dieses neumodischen Internets zu sein. Dort bleibt nämlich vieles erhalten. Selbst wenn die persönliche Erinnerung einen verlässt.

Wenn man weiß, dass der Trainer am Ende der Saison geht und es eh nicht so gut läuft, dann kann ich mir nicht so gut vorstellen, dass eine gute und gedeihliche Zusammenarbeit in den nächsten Monaten stattfinden kann.

Ihnen wird aufgefallen sein, dass ich die fünfte Frage noch nicht gestellt habe, aber vielleicht können Sie sich die ja auch selber denken…