Sommerfußball, Schwaben, Stimmung

Ich bin mal wieder spät dran. Aber ich bin entschuldigt. Ich weile erst seit gestern wieder im Rheinlande und war zuvor – in München.

Das Gastspiel des schwäbischen VfB war tatsächlich mein erstes Live-Bundesliga-Spiel in dieser Saison. Karten für die Königsklasse des Fußball sind tatsächlich einfacher zu bekommen. Insofern es sich nicht um das Finale handelt. Eigenes Thema.

Dieser Bericht folgt spät, weil ich weder Rechner noch mobiles Endgerät zur Verfügung hatte, auf der sich für mich die Möglichkeit ergab, solche Zeilen stressfrei und ohne Finger-Folgeschäden zu digitalem Papier zu bringen. Bloggt einer von Euch übers iPhone? Meinen Respekt.

Jetzt aber.

Es war warm. Erstaunlich warm. Und auch im Vergleich zu den Tagen zuvor. Womit wir gleich mal einen der wichtigen Gründe für den Verlauf und den Ausgang des Spiels angeführt hätten.

Das hinter uns liegende Halbfinal-Rückspiel ließ unseren Trainer ferner mächtig rotieren und somit fanden sich erneut – wie vor diesem Spiel in Madrid gegen Bremen unzählige 1b-Spieler nicht nur im Kader sondern sogar in der Startelf.

Berücksichtigt man diesen Umstand muss man sich eher in Bremen und Stuttgart fragen, ob diese Liga tatsächlich so ausgeglichen ist, wie sie die Marketingprofis in den für die Außendarstellung verantwortlichen Stellen so gerne darstellen wollen.

Meiner Meinung nach nicht.

Natürlich hatten die Bayern Glück, dass Stuttgart im späteren Verlauf der ersten Halbzeit seine großen Chancen ungenutzt ließ. Und wenn die Bayern Glück hatten, dann hatten die Schwaben Pech, dass der FC Bayern ausgerechnet auf der Torhüter-Position so gar kein Bank-Problem hat.

Dumm gelaufen.

Gut gelaufen sind bei den Münchnern hingegen zwar wenige, dafür aber entscheidende Akteure. Herr Müller zum Beipiel vor dem 1:0 und zwar im Vollanschlag. Nicht anders erhielt er die Chance die Gomez-Führung zu ermöglichen.

Sind wir dankbar dafür und erfreuen wir uns, dass es ein glückliches Ende fand und der VfB im zweiten Abschnitt dann auch noch die Erschöpfungssymptome für die Bayern übernahm.

Persönlich muss ich an dieser Stelle kein Geheimnis um meine Begeisterung machen, dass dieser Drahtseilakt (B-Elf-Aufstellungen im Madrid-Sandwich) perfekt funktioniert hat. Derlei hätte ich tatsächlich nicht erwartet.

Besser so als anders herum.

Besser ist es übrigens auch, wenn der FC Bayern nach dieser Saison dem einen oder anderen Spieler eine gute Reise wünscht, bzw. seine Position qualitativ hochwertiger besetzt.

Da ich ja dafür bekannt bin, in letzter Zeit, viele Spieler-Bewertungen anti-zyklisch zur generellen Meinung abzugeben, war ich froh hier endlich einmal die perfekte Gesamt-Übersicht zu erhalten.

Was soll ich sagen?

Die AVs Lahm und vor allem Alaba sind derzeit nicht zu ersetzen.

Für das Finale ist Herr Alaba natürlich gesperrt, aber an Herrn Lahm führt diesbezgl. kein Weg vorbei. Er muss spielen. Wer sein Partner sein sollte, steht für mich seit Samstag ebenfalls fest: Herr Contento.

Warum?

Nicht nur machte er kaum Fehler, nein, seine Quoten im Pass- und Zweikampf-Spiel müssen deutlich besser gewesen sein als bei unserem Ex-Hoffnungsträger auf dem rechten Flügen, Herrn Rafinha.

Erst ganz spät in der ersten und zu Teilen in der zweiten Halbzeit, konnte man so etwas wie Sicherheit in den Aktionen unseres Brasilianers erahnen. Der Rest war Fahrigkeit und Mitspieler-gefährdende Diagonalpässe. Schlimm.

Unser ukrainische 6er als IV-Vertretung hat – im Großen und Ganzen – einen ganz guten Job gemacht. Recht solide und nur mit einem einzigen Fehlpass an den ich mich erinnern würde. Ob es an der Seite unseres IV#2 auch so flüssig läuft, würde ich noch einmal in Frage stellen, denn er profitierte am Samstag sicherlich von der sicheren Ausstrahlung eines Holger Badstuber. Aber dieses Problem ist ja bekannt. Hoffen wir hier das Beste.

Eine Reihe weiter vorne findet unserer – heimliche – Kapitän immer mehr zu seiner alten Form. Alles andere wäre auch denkwürdig bei einem Spieler seiner Klasse. Sein Partner – war es Pranjic? – hingegen, nun, decken wir lieber den Mantel des Schweigens darüber.

In der Offensive lief in Abwesenheit der Sportskameraden Ribéry und Robben zunächst nicht viel zusammen. Die Vertretungen zeigten sich bemüht, aber im Rahmen der Personalie Olic zeigte sich erneut, dass eine Schwalbe tatsächlich noch keinen Form-Sommer macht.

Schade. Aber allein die Erinnerung an 2010 und ein gutes Heimspiel in der CL (Marseille) ist keine Rechtfertigung für eine Weiterbeschäftigung. So undankbar das klingen mag, aber dankbar sind wir dem Ivica ja durchaus für alles, was er jemals für uns geleistet hat, nur hat man doch ganz offensichtlich nicht mehr den Eindruck, dass wir – in absehbarer Zeit – noch einmal den 2010er Olic erleben dürfen.

Fassen wir es also zusammen: Zwei B-Elf-Spiele = 6 Punkte. Derlei Effizienz hätte es den Dortmundern schwieriger machen können. Geschichte.

Worüber gibt es ansonsten noch etwas zu berichten?

Über alles, was man am TV nicht erleben kann. Den Eindruck im Stadion. Beobachtungen, die den Kameras verborgen bleiben.

Hier ist in erster Linie die Stimmung und die Südkurve zu nennen, links oberhalb derer ich sitzen durfte. Beste Sicht.

Es gab erneut den zwölf-minütigen Stimmungsboykott. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und man kann davon halten was man will. Die, diesen Boykott durchführen, haben dafür scheinbar gute Gründe und aus Sicht des Vereins (oder der sog. Fan-Betreuung) sollte man tatsächlich darüber nachdenken, ob man derlei aussitzen kann.

Warum? Bin ich jetzt plötzlich der Ultra-Versteher?

Nein. Zumindest nicht vollumfänglich.

Aber eins muss auch klar sein. Abgesehen von den Leuten, denen es völlig egal ist, was es in unserer Arena für eine Stimmung gibt, muss es jedem Fan Sorge bereiten, wie die Stimmung ist, wenn der harte Kern der Südkurve schweigt.

Innerhalb dieser 12 Minuten gab es mehrmals das Bestreben auf den äußeren Seiten des Unterrang hinterm Tor und auch vom Mittelrang aus, für eine gewisse Stimmung zu sorgen und Gesänge anzuregen, aber nichts, wirklich gar nichts ist mit der Macht zu vergleichen, die plötzlich in meinem hörbaren Teil des Stadions entstand, als die Boykotteure ihre Stimme erhoben.

Man kann jetzt – natürlich – anführen, dass ein Verein sich nicht von seinen Ultras/Fans/Südkurven-Anhängern „erpressen“ lassen kann, aber am Status quo nichts zu verändern oder verändern zu wollen, kann doch bitteschön keine Alternative sein.

Ich hatte während des Spiels desöfteren meine Augen und Ohren auf der Südkurve und ich hatte nicht nur einmal eine Gänsehaut bei dem Gedanken, was mit unserer Südkurve möglich wäre, wenn diese Power über den gesamten Unterrang oder gar über die ganze Wand im Süden ausgedehnt werden könnte. Der Wahnsinn. Ein wahnsinniger Traum.

Ist es deshalb aber nicht unser aller Pflicht diesen Traum zu verwirklichen? Sollten wir hier nicht alle ein wenig über den eigenen Schatten springen?

Nein? Ok. In Ordnung. Dann möchte ich aber niemals wieder von irgendeinem Verantwortlichen – auf welcher Seite auch immer – auch nur eine Beschwerde über das Thema Stimmung hören!

In diesem Sinne:

Fiiiiinaaaaaaleeeeeee. Ooooohooooooo. Fiiiiinaaaaaaaleeeeeee. Ooooohoooohoooohooooo.

Die Mutter aller Spiele-des-Jahres oder Bayerische Zocker

Dieser Bericht wird mehr als eine Facette haben.

Ein Handlungsstrang handelt von den Handlungen unseres Trainerstabs. Einerseits war ich schockiert, als ich vor dem Spiel von der massiven Rotation in unserer Startelf erfuhr. Andererseits ging es zwar gut, war es aber ein Tanz auf der Rasierklinge.

Sicher, nach dem Spiel ist man immer schlauer und wirkt es unglaublich weitsichtig hier ein paar Stars 60 Minuten geschont zu haben.

Was wäre allerdings passiert, wenn die Herren Contento, Pranjic oder Timoschtschuk – aufgrund ihrer fehlenden Spielpraxis den entscheidenden Fehler zum Rückstand in Nürnberg gemacht hätten?

Glück gehabt.

Im Prinzip kann ich unseren Trainer hier ja sogar verstehen. Spieler schonen ist wichtig und richtig. Aber erstens haben wir dafür nicht die Bank. Also nicht ohne einen – spürbaren – Qualitätsverlust. Zweitens hätte man doch einigen Spielern diese Spielpraxis geben können. In diesen – gefühlten – 10:0-Sieg-Spielen.

Apropos spürbar.

Ging schon nach dem Seitenwechsel ein gewisser Ruck durch unsere Mannschaft, war es imho endgültig um den Club geschehen als Schweinsteiger und Ribéry den Rasen betraten. Zuvor zeigte sich die – übliche – Mauertaktik mit Kontern ja noch erfolgreich, danach kamen die Hecking-Kicker aber nicht mehr aus ihrer Höhle heraus.

Bis auf die Schlussphase. Unfassbar, wie sehr die Bayern da das Ergebnis noch einmal in Gefahr brachten. Später mehr dazu.

Nein, ich hatte zwar nach der 60.Minute immer noch Zweifel, ob wir das entscheidende Tor wirklich erzielen würden, aber das Grundgefühl war schlagartig besser. Auch weil vor allem Schweinsteiger hier richtig stark agierte. Unser Franzose fand zunächst nicht statt. Allein seine Anwesenheit verschob die Statik der Defensive der Heimmannschaft hingegend vorentscheidend.

Am Ende muss man mit diesem Arbeitssieg zufrieden sein. Meine Befürchtungen nach den oben erwähnten leichten Siegen wurden bestätigt. Gladbach, Hannover und Nürnberg hätten mich auch weniger Nerven kosten können. Das wir am Ende jetzt doch so gut da stehen finde ich gut. Überraschend gut und ich will nicht tauschen.

Fußball ist immer noch so. Vor ein paar Wochen hätten wir im Frankenland verloren und der BVB keinen 4:4-Ausgleich in der 93.Minute bekommen.

Derlei lässt mich nicht vom Triple träumen, aber es zeigt mir, dass unsere Lage zumindest nicht „hoffnungslos“ ist, was mir reicht. Im Moment.

Zum Spiel im Allgemeinen.

Der Club hatte schon vor diesem – fälschlicherweise – so genannten „Derby“ keinen guten Lauf. Das Spiel bestätigte diesen Eindruck. Oder waren wir wirklich zu gut?

In der Defensive, im Mittelfeld. ‚Würde ich unterschreiben. Wenn man auch mit dieser B-Elf nicht alles unterbinden konnte und mehr Luft als gewöhnlich nach oben war. Unsere Offensive agierte einmal mehr zu einfallslos, zu statisch, zu Robbenesk.

Zu wenig um die 6-8 Vorstopper der Clubberer zu überfordern.

Am schlimmsten fand ich allerdings die Schlussphase, als es genau dieser Mannschaft gelang, uns noch einmal in ernsthafte Gefahr zu bringen. Dieser Mannschaft, die sich über weite Phasen der zweiten Halbzeit darauf beschränkte unseren Offensiv-Bemühungen zuzusehen?

Kaum zu glauben, wie sehr der Puls da noch einmal hochging.

Egal. Wir haben es überstanden und konnten ein paar Stars für dieses unfassbar schwere Rückspiel gegen Marseille schonen.

Gegenfrage: Was macht unsere sportliche Führung eigentlich erst, wenn ein mögliches Halbfinale gegen Real Madrid ansteht? Spielen wir dann in Bremen (zwischen Hin- und Rückspiel) mit der Aufstellung Jonkers?

Wer gewinnt hat Recht. Also war auch diese Startaufstellung richtig. So.

Ein weitere Geschichte dieses Spiels sind die Fans. Die Club-Fans.

Nun, wenn ich ehrlich bin, dann beruht derlei nicht auf Gegenseitigkeit, aber irgendein Problem scheinen die Clubberer mit uns zu haben. Ein Problem, dass ich weder nachvollziehen noch verstehen kann.

Auf Nachfrage werden mir dann immer historische Gründe – auch fernab des Fußballs – genannt. Von mir aus. Ich bin Rheinländer und zu weit weg. Leute die es wissen müssen, reden davon, dass sich da was hochgeschaukelt hat und es irgendwann vielleicht sogar Tote geben wird. Mhm.

Ich bin – wie gesagt – zu weit weg, um auch nur ansatzweise Verständnis für solche Dinge zu haben. Ferner bin ich ja nur ein Erfolgsfan, oder zumindest Sesselpupser.

Ein Vorteil hat mein Zustand als Außenstehender an dieser Stelle: Ich habe ein Jahr Ruhe davor.

Noch etwas vergessen?

Außer mit Dortmund würde ich aktuell mit niemandem tauschen wollen. Tabellarisch und so. Ob das am Abend des 11.04. immer noch so ist, werden wir sehen.

Jetzt müssen wir zunächst einmal sicher stellen, dass wir das Halbfinale der Championsleague erreichen und Marseille nach diesem Hinspiel nicht mehr zurück kommt.

Und erst danach denken wir an Augsburg. Versprochen, Jupp?

Allez les Rouges!

Bayerns Bad Bank oder Am ausgestreckten Arm

Die Bayern haben eine anstrengende Woche erfolgreich beendet. Eine erste anstrengende Woche. Ab sofort geht es ja nur noch so weiter.

Ein Arbeitssieg ist – soweit bin ich hoffentlich auf dem Laufenden – genauso gut oder schlecht wie ein Zauber-Fußball-7:0. Fragt mal in Dortmund nach. Auch und gerade gegen einen Gegner wie Hannover 96.

Die Floskel des Tages lautet: „Hannover war der erwartet schwere Gegner“.

Nun, imho nicht ganz so schwer wie tatsächlich erwartet. Von mir.

Unabhängig davon, dass die Tabelle nicht lügt und Hannover in der letzten wie in dieser Saison zu Recht dort steht, wo sie stehen, muss ich so eine Spielweise ja nicht schön finden. Und einen solchen Auftritt wie den der Niedersachen in München schon gleich gar nicht.

Andererseits war meine Erwartungshaltung auch nicht, auf einen ähnlich desaströsen Gegner wie z.B. die Berliner Hertha zu treffen.

Nein, ich hatte im Grunde erwartet, dass die Slomka-Kicker über 90 Minuten in der Allianz-Arena so spielen, wie sie dies in den letzten Minuten taten. Als die Bayern sie am ausgetreckten Arm verhungern ließen. Mannschaft wie Fans muss derlei rasend gemacht haben, für mich war es die eigentliche Meisterleistung an diesem Tag.

Die mehr als deutliche Erschöpfung nach dem Pokal-Fight vom Mittwoch mit Cleverness und Finesse zu übertünchen und den 2:1-Sieg über die Zeit zu retten. Wie dieses Spiel wohl vor einigen Wochen ausgegangen wäre?

Gut war ebenfalls, dass wir es uns zur Abwechslung einmal leisten konnten Spieler wie Müller und vor allem Gomez erst im Verlauf des Spiels zu bringen um sofort einen Quantensprung zu bemerken. Herrlich.

Auf der anderen Seite schmeckt dies aber eher bittersüß, zeigt es doch erneut überdeutlich, wie schlecht unsere Bank besetzt ist. Zum Glück ging dieses Zwangs-Experiment nicht schief.

Olic und Pranjic in der Startelf? Gar über längere Zeit – um ihnen Sicherheit und Spielfreude zurück zu geben? Bitte nicht, Herr Heynckes! Dafür haben wir a) zu wenig Zeit und sind b) unsere Saison-Ziele zu wichtig. Bitte Platz nehmen die Herren, vielen Dank.

Es war ein Klassenunterschied. Zwischen 60 Minuten Olic und 30 Minuten Gomez. Wahnsinn, wie sehr sich hier Gomez weiter entwickelt hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals denMario nach einer Einwechslung so dermaßen explodiert gesehen zu haben. Erste Ballberührung fast ein Tor, kurz danach die Vorentscheidung zum 2:0. Bämm.

Und derIvica?

Lief viel. Wie immer. Aber meist zu hektisch und ineffizient. Wie immer. Leider. Ich wiederhole mich da nur ungern, aber den Olic, den wir 2010 noch alle – völlig zu Recht – abgöttisch geliebt haben, ist uns irgendwann abhanden gekommen. So – menschlich – bitter ich das auch finde. Schade.

Gut für uns, dass wir aber diesen 1a-Stürmer haben und beten wir zum Allmächtigen, dass er sich bis zum Saisonende nicht verletzt. Was die EM angeht, ist mir das egal, aber fehlt Gomez, verharren wir in der Bilanz beim Status Quo (Vizemeister, Pokalfinalist und CL-Viertelfinalist). So.

Was den Rest unserer Offensive angeht, muss man sagen, dass da scheinbar nicht alle so richtig fit waren. Muss so gewesen sein. Denn gegen Gladbach war da wesentlich mehr Alarm und Hannovers Abwehr ist schließlich um einiges schwächer als die der Borussen.

Da war über weite Phasen der Partie zunächst zu wenig Bewegung. Weshalb das übliche Doppeln oder Trippeln Erfolg hatte.

Hinzu kam dann die Tatsache, dass erst in der 40.Minute ein Zweikampf gegen Robben oder Ribéry für uns gepfiffen wurde!

Damit mich keiner falsch versteht, ich weiß selbst, dass unsere beiden Weltstars schon mal schnell am Boden liegen, bevor ihnen tatsächlich das Bein vom Gegner amputiert wird. Oder dergleichen. Vieles kommt da aus der Geschwindigkeit, manches liegt wohl im Charakter eines Weltstars begründet. Und ja, wenn man einen Schiedsrichter erwischt, der in der einen oder anderen Entscheidung mal gegen einen pfeift, dann muss man es einfach weiter, immer weiter versuchen.

Aber mich darf doch durchaus stören, wenn die Bayern in einem Heimspiel einen Schiedsrichter erwischen, der – und das scheint seit einiger Zeit ein neuer Trend zu sein – ganz bewusst den Eindruck zu verhindern sucht, er wäre auch nur ansatzweise ein Heimschiedsrichter. Schlimm.

Ich will ja keine Bevorteilung der Bayern. Ich will nur eine Ausgewogenheit. Zumindest den Versuch. Wie auch immer. Wir sind Fans, wir sind selektiv und es hat ja auch so geklappt.

Das Problem mit unserer stumpfen Offensive war heute allerdings nur ein Teil des Problems.

Ein anderes, viel größeres Problem war unsere heute, einmal mehr, viel zu offene Mittelachse. Ich kann ja verstehen, dass Heynckes unseren Stars Schonung verschrieb und immerhin hatten wir ja die Chance (und haben sie dann ja zum Glück genutzt), diese Entscheidung zu korrigieren, aber – mal ganz ehrlich – das mit Pranjic auf der 6, neben einem Gustavo, von dem ich(!) immer noch nicht überzeugt bin – das war ein nicht geringes Risiko. Übel, wie offen wir da teilweise waren. Spätestens als Slomka seine Jungs von der Leine ließ, rollte Angriff auf Angriff durch unsere Zentrale. Allein der Tatsache unserer sicheren Defensive rund um Neuer (seinen einen Fehler, mit dem etwas zu weit vom Bein gesprungenen Ball, lassen wir mal außen vor) ist es geschuldet, dass nicht mehr als dieses eine Gegentor passierte (P.S. Warum musste hier unser Kapitänchen mal wieder in ein Kopfball-Duell?!).

Hier muss etwas passieren. Irgendwas.

Schweinsteiger ist natürlich gesetzt, klar. Gustavo wird man halten, weil sein Potential einfach zu groß ist (wenn er es denn mal zeigen würde). Kroos kann da auch spielen, sicher, aber nur zur Aushilfe. Pranjic sicher weg – und unser Ukrainer? Wohl auch, in absehbarer Zeit. Bleiben 2-3 Spieler für zwei Positionen. Neben Alaba, der aktuell seinen Wert als Juwel auf LAV zeigt.

Herr Nerlinger, bitte übernehmen Sie!

Was gab es sonst noch?

Ein Sieg, ist ein Sieg, ist ein Sieg. Und etwas mehr schmutzige Siege ermöglichen eine bessere Sicht auf die Realität. Es gilt sich nun weiter zu regenerieren. Für Marseille und eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel in München. Nach dem Gastspiel in Nürnberg.

Alles nicht so einfach. Vor allem wenn man daran denkt, was von der Bank bei uns aktuell so ins Spiel kommen kann. Leider sind Spieler wie Usami oder Petersen ja scheinbar verbrannt. Also heißt es: Durchwurschteln. Bis zur nächsten Transferperiode. Und zwar wie 1969. Denn damals wurden wir mit nur 13(!) eingesetzten Spielern deutscher Meister. Rekord.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Das Schweinespiel in der Puppenkiste. Ganz ohne unsere Sechs.

Manche Leute vermisst man erst so richtig wenn sie weg sind.

Wieso sollte dies mit Herrn Schweinsteiger anders sein? Und selbst wenn es nur die mentale Sperre ist, dass er ja fehlt und uns deshalb etwas fehlt.

Wenn man ehrlich ist, dann hat man aber durchaus bemerken dürfen, dass er nicht für uns in Augsburg auf dem Platz stand. Und damit ist nicht gemeint, dass wir hier wieder einmal auf einen Gegner getroffen sind, der das Letzte aus sich herausgeholt hat. Weil es gegen den FC Bayern geht. Und dessen Fans wohl schon nach dem feststehenden Aufstieg unmittelbar in der Geschäftsstelle Karten für das erste Bundesligaspiel gegen den FC Bayern bestellt haben.

Pokalcharakter.

Aber das ist ja auch nix Neues und würde uns sicherlich erst dann echt stören, wenn es mal nicht mehr so wäre.

Zurück zu Schweinsteiger.

Seine Vertreter machten ihre Sache irgendwie gut. Irgendwie war das aber phasenweise auch ein Hühnerhaufen. Und am Ende ging es eh nur noch darum, die drei Punkte zu sichern.

Es gelang und somit haben wir erneut den entscheidenden Unterschied zur letzten Saison gesehen. Und das ist das Beste an unserer aktuellen Situation.

Jetzt atmen wir alle bitte mal kräftig durch und freuen uns daran, dass wir im Pokal kurz davor stehen zu überwintern, dass wir an diesem Spieltag den Vorsprung in der Bundesligatabelle gar erneut ausbauen konnten und wir in unserer Championsleague-„Todesgruppe“ nur noch einen halben Schritt vor dem Gruppensieg stehen.

Wo ist das Problem?

Nun, dass Problem ist, dass uns mit Schweinsteiger ein Spieler echt abgeht, der scheinbar noch wichtiger ist als Herr Robben. Irgendwie. Oder fühlte sich irgendwer sicherer als er die Herren Gustavo, Timoschtschuk, Pranjic oder Alaba im defensiven Mittelfeld spielen sah?

Mhm.

Klar, es war ja kein echter Gegner, die kommen erst noch, aber selbst der konnte den einen oder anderen ins Schwitzen bringen. Nicht nur unsere Innenverteidigung.

Am Ende des Tages bleibt die Erkenntnis, dass wir rund um das 2:0 mal wieder gezaubert, in der zweiten Halbzeit gearbeitet haben und in Manuel Neuer einen Torhüter unser eigen nennen, der uns jetzt – endlich – einmal mit einem Kahn-esken Ball die drei Punkte gerettet hat. Darauf wartete ich ja schon seit Saisonstart. Und er sicherlich nicht weniger.

Eventuell ist dies sogar der entscheidende Faktor vor dem nächsten Heimspiel gegen den Noch-Meister aus Dortmund. Wie wäre das, wenn wir – nach dem Zauberfußball der letzten Wochen – nun den Gegenentwurf präsentieren und der BVB in München ein Spiel erlebt, wie in der letzten Saison gegen Neuer im Westfalenstadion? Das hätte etwas. Und als Kosakenzipfel ein dreckiges Stolpertor von Gomez oder Eigentor von Hummels.

Wer wird denn da träumen wollen? Jetzt kommt – endlich mal wieder – zunächst eine Länderspielpause. Zeit zur Erholung. Zeit für die Hoffnung, dass der BundesJogi mal all den jungen Hüpfern des Meisters jede Menge Gelegenheit zur Präsentation auf internationalem Parkett bietet. Auf Vereinsebene klappte dies bisher ja eher suboptimal… 😉

Noch etwas?

Die Diskussionen rund um den Schweinsteiger-Ersatz werden bis zum 19.11. weitergehen. Kann man gut oder schlecht finden. Andererseits ist dieses Thema ja nach der roten Karte für unseren Ukrainer eher tot, da Gustavo hier gesetzt sein wird. Neben ihm wird entweder Kroos oder Alaba spielen. Was davon abhängig ist, wo DonJupp hier Kroos sieht.

Ich lass‘ mich überraschen. Entscheidend wird gegen den BVB ohnehin nur eine Sache sein: Wir müssen geschlossen und als Mannschaft agieren. Denn aus dem Zauberkasten fehlt „nur“ derBastian. Und derlei muss mit Laufarbeit, Kampf und Wille ausgeglichen werden. Eine zweite Halbzeit wie in Augsburg wird gegen die Borussen aus Dortmund nicht reichen. Selbst in deren aktueller Saison nicht.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Was ist mit Rafinha los? Stress und Überspieltheit kann es ja nicht sein. Zum Glück steht Herr Boateng gegen den BVB wieder als Alternative zur Verfügung.

Bazis gegen Schanzer oder B-Elf gegen B-Gegner

Ich bin spät dran. Aber ich bin entschuldigt.

Richtig kontrovers wird der Bericht zum Pokalsieg unserer Bayern gegen die Ingolstädter Zweitligisten ohnehin nicht. Wie auch, wenn am Ende doch alles so lief wie vorher gedacht.

Am Ende. Zum Halbzeitwechsel oder zumindest bis zum 1:0 der Bayern in der 32.Minute konnte man als Reporter noch die Sensation herbeireden.

Allein es bleibt die Frage: Wieso?

Sicher. Ingolstadt stand defensiv zunächst mehr als gut. Aber erstens lag dies doch auch an der durcheinander gewürfelten B-Elf der Bayern und zweitens benötigt man für eine Sensation Tore. Und wie soll das gehen, wenn man ohne Offensive antritt?

Bei all den Reflexen, die man als sog. professioneller Berichterstatter ja offenbar an den Tag legen muss – also jetzt ein mögliches Ausscheiden der Bayern vorzubereiten – war dieses Spiel dafür doch denkbar ungeeignet, oder etwa nicht?

Wie viel Ballbesitz hatten die Bayern in diesem Spiel?

Phasenweise gefühlte 90% würde ich sagen.

Nein. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die individuelle Klasse der zweiten Reihe der Bayern durchsetzen würde. Vielleicht hätten die Schanzer bei einem Heimspiel größere Chancen gehabt. In diesem Fall wäre die Rotation, die uns DonJupp präsentierte aber weitaus geringer ausgefallen. So oder so. Ingolstadt wäre unterlegen gewesen.

Was also bleibt mir da noch selbst zu berichten?

Vielleicht, dass die B-Elf erstaunlich gut agierte. Damit hätte ich nicht gerechnet. Hier sei vor allem die zweite Hälfte herausgenommen. Und ja, es bleibt die ewige Frage: Wurden die Audi-Kicker dann einfach nur noch schwächer und ungeordneter oder der Druck Bayern stärker und ergab sich somit der Sieg und die Tore zwangläufig?

Mir ist dies – wie jedes Mal – schnuppe.

Stattdessen hatte ich Gefallen daran, einen Contento, einen Pranjic, einen Petersen, einen Usami, einen Olic oder einen Alaba bei der Arbeit zuzuschauen. Und dem Bemühen, es dem Trainer und uns zeigen zu wollen. Dass sie jederzeit eingesetzt werden könnten. Am meisten vielleicht Pranjic, der zuletzt ja so weit von der Mannschaft weg war, wie man es sich nur vorstellen kann. Und auch ein Usami zeigte allein mit dem Tor, welches Potential in ihm stecken könnte.

Von Alaba brauchen wir da gar nicht reden. Solange wir ihn nur offensiv als Backup für Ribéry und Robben einplanen (und dabei wird er Einsätze bekommen) mit der Option hier mal in die Fußstapfen treten zu können. Respekt für einen 19-jährigen.

Nein, rund herum hat mir das alles sehr gut gefallen.

Und jetzt ein Wunschlos für das Achtelfinale?

In Stuttgart? Macht jedes Mal wieder Spaß.

Bayerische Gerüchteküche, Die #02

Man kommt ja zu nix. Und in der Zwischenzeit läuft die Transfergerüchteküche rund um den FC Bayern über.

Ok. Nach den ersten Verpflichtungen ist es etwas ruhiger geworden, aber zu schreiben gibt es ja immer was.

Wo sind denn die aktuellen Baustellen?

Innenverteidigung.

Na auf der IV-Position brodelt es auf jeden Fall. Der FC Bayern will Herrn Boateng. Herr Boateng will zum FC Bayern. Allein ManCity will nur eins: Geld. Und zwar jede Menge. Gerüchteweise zwischen 12,5 und 20 Mio. Euro. Na dann.

Ich stehe diesen Beträgen gespalten gegenüber.

Einerseits sollte der FC Bayern hier über seinen Schatten springen und endlich mal gutes Geld für gute Spieler auf Schlüsselpositionen ausgeben. Die letzte Saison sollte Warnung genug sein.

Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob Herr Boateng dieser Spieler ist. Wir reden hier eben nicht über Herrn Vidic oder den jungen Herrn Nesta (den ich damals gerne bei uns gesehen hätte).

Schwierig.

Wenigstens hat der Verein endlich erkannt und öffentlich bekannt, dass man so oder so auf dieser Position was tun werde.

Immerhin.

Klose-Ersatz.

Nach dem Abschied Herrn Kloses vermuten einige Fans eine mittelgroße Lücke im Offensivverbund.

Sagen wir es einmal so: Ich bin da ebenfalls zerrissen.

Klose hat mich mit seinem Phlegmatismus und seiner Chancenverwertung oder Torausbeute manchmal auch in den Wahnsinn getrieben, aber er war auch einer, der keinen Stress gemacht hat und tatsächlich zumeist alles gegeben hat.

Im Grunde ist es von mehreren Faktoren abhängig, ob wir noch einen Ersatz für ihn holen.

1. Unser zukünftiges Spielsystem.

Wenn wir nur mit einem Stürmer spielen, dann braucht es keine vier Spieler für diese Position im Kader.

2. Kaufen für die Bank?

Warum sollten wir z.B. den Zweitliga-Torschützenkönig kaufen, um ihn dann auf die Bank zu setzen, wo wir doch in Klose schon den perfekten Bankdrücker hatten?

Gehen wir einfach mal davon aus, dass Herr Olic wieder zurückkommt und alle Anzeichen deuten ja darauf hin. Und gehen wir ferner davon aus, dass sich Herr Gomez nun keine Robben-Verletzung holt.

Kommt nun wirklich noch dieser japanische Wunderknabe, dann sind wir doch offensiv sehr gut und flexibel aufgestellt, oder?

Müssen wir dann wirklich noch einen dieser 35-Mio-Euro-Gomez-Transfers über die Bühne bringen?

Eben.

6er.

Viel kontroverser ist ja das Thema Vidal und die bayerischen 6er.

Verständlich ist das Interesse der Bayern an ihm. Dafür hat er nicht nur gegen uns in der letzten Zeit einfach zu gut und gallig gespielt.

Unverständlich ist hingegen, dass man für ihn nur 10 Mio. Euro geboten hat.

Mal im Ernst, liebe Bayern-Führung: Soll das ein Witz sein? Leverkusen soll einen seiner wichtigsten Spieler für läppische 10 Mio. Euro abgeben? Von denen sie ohnehin nur einen Teil behalten dürfen? Und für einen Herrn Boateng, seines Zeichens (immer noch) Nachwuchs-Kraft und langzeitverletzt, bieten wir ähnlich bis sogar deutlich mehr?

Natürlich ist der Chilene im nächsten Jahr ablösefrei. Aber dann sollten wir es lieber ganz lassen, ihm einen Vertrag ab 2012 geben und bis dahin auf die Herren Schweinsteiger, Gustavo und Timoschtschuk. Denn die haben diese Position richtig gelernt und stehen schon in unserem Kader.

Unser Ukrainer hört dann bestimmt ohnehin auf und dann wäre das doch der perfekte Zeitpunkt für einen Wechsel.

Will man hingegen Vidal sofort haben, sollte man Gas geben. Als ob sich die Herren Völler und Holzhäuser hier auf Spielchen einlassen.

Und all denen, die meinen, dass der Transfer aufgrund unserer 6er-Dichte ohnehin total überflüssig ist, will ich mal was sagen:

Wer sagt, dass die Herren Kroos, Alaba und Pranjic echte oder international messbare 6er sind?

Was hat Herr Kroos bei uns für Partien auf der 6 abgeliefert und wo hat Herr Alaba im Nationalteam gegen uns eine bärenstarke Partie abgeliefert?

Nein. Die heutige Verlängerung mit Herrn Alaba war richtig und wichtig. Gerne kann er noch ein weiteres Jahr auswärtig Spielpraxis und Stärke hinzugewinnen. Und Herrn Kroos hat in dieser Saison – mit seinem Ex-Mentor auf Leverkusen – imho die finale Chance seine quälenden Ketten abzustreifen und beim FC Bayern den Durchbruch zu schaffen. Ansonsten war es das und er muss halt eine Klasse tiefer spielen. Zwar schade, alles andere macht aber dann keinen Sinn mehr.

Somit macht doch die Personalie Vidal viel mehr Sinn, oder?

Was auch immer die nächsten Wochen bringen, ich werde sie gespannt verfolgen.

Charaktertestwochen oder Eine faule Pflaume ist immer dabei

Es sah alles ganz gut aus. Frühe Führung und die nächste dieser Hurra-Fußballtruppen in Schach gehalten.

Dann der übliche Bock in unserer Defensive. Diesmal traf es Herrn Gustavo. Zweimal. Übel.

Erst der Stellungs- oder wasauchimmer-Fehler, der zum berechtigten Elfmeter führte und den Herr Kraft parieren konnte (super Quote übrigens: zwei von zwei gehalten). Dann aber, wie um diesem Image unserer Abwehr gerecht zu werden, dieser Slalomlauf um Herr Cissé, den dieser dazu nutzen konnte, den Ausgleich zu erzielen.

Zu diesem Zeitpunkt war Freiburg längst Herr im Haus. Und alles wurde noch viel schlimmer, als Herr Robben verletzt vom Feld musste und Herr Altintop seinen Platz einnahm.

Damit verloren wir nicht nur noch mehr Tempo und ein wenig Anarchie in unserem Spiel, nein, die Seite unseres türkischen Freundes wurde fortan gar zum Sicherheitsrisiko. Hat unser Weitschuss-Experte innerlich schon mit unserem Verein abgeschlossen?

Das Rest der ersten Halbzeit ist schnell erzählt. Wir konnten durchaus von Glück reden, dass wir nicht in Rückstand gerieten (Pfostentreffer und völlig blank stehender Cissé). Verdient gehabt hätten es sich die Breisgau-Renner.

Weil es immer noch einen tieferen Tiefpunkt im Fußball gibt und in diesen Zeiten beim FC Bayern einfach alles nur noch dramatisch ist, gab es offenbar eine entsprechende Ansage unseres Abschiedstour-Trainers.

Deren Wirkung sah man dann auch auf dem Platz. Und schlecht sah das nicht aus. Allenfalls die Tatsache, dass bei all den Chancen (Hallo Sportstudio, so was darf man auch mal erwähnen) nichts heraussprang bereitete einem zunehmend Sorgen.

Zu unser aller Zufriedenheit nahm sich die andere Hälfte unserer Flügelzange aber dann irgendwann ein Herz und schwurbelte den Siegtreffer in die Maschen. Kurz vor Schluss. Die Dynamik, Präsenz und der Druck, den die Münchner im zweiten Abschnitt anboten, könnte dazu geführt haben, dass man diesen Sieg als insgesamt verdient ansah.

Allein über diesen Umstand nachdenken zu müssen, zeigt wie quer diese Saison aus Sicht des FC Bayern ist.

Sei es drum. Ein Sieg ist ein Sieg und drei Punkte sind drei Punkte. Nicht mehr und nicht weniger ist in diesen
letzten Bundesliga-Wochen erforderlich.

An Bord des Mutterschiffs Bavaria knirscht es an allen Ecken und Enden. Dafür spricht, dass uns aktuell fast jeder Gegner auseinandernehmen könnte. Zumindest habe ich diesen Eindruck. Ist es denn nicht eine Ironie dieser Spielzeit, dass auf einmal wieder Herr van Buyten der Turm in der Abwehrschlacht ist? Das nach jedem Patzer ein jeder Abwehrspieler in die Verbannung geschickt wird?

Nun. Derlei Verhalten begeistert jeden emotionalen Fan. Wie gut die Spieler das wegstecken, sah man vielleicht am Jubel nach dem 2:1. Losgelöst und ausgelassen. Wie die Kinder. Ist der Druck tatsächlich so groß?

Wie wird dann erst unser nächster Gegner Mönchengladbach in der Allianz-Arena antreten?

Ist eine Einzelkritik erforderlich?

Kraft ganz gut. Hat den Elfer gehalten, was sein Standing nicht verschlechtern sollte. Ob ein Neuer den Ball zum 1:1 gehalten hätte?! Who knows.

Lahm wie immer auf dem Zahnfleisch, van Buyten – wie erwähnt – überwiegend stark (auch in Anbetracht seiner Leistung vor dem Loch), Gustavo phasenweise überfordert, am Ende stabiler, vor allem, weil Freiburg auch nicht mehr vor unserem Tor auftauchte. Und Pranjic? Tja, hier wird es wohl Zeit, das wir einen neuen Trainer erhalten, der den ganzen Kader einmal gründlich durchleuchtet und nicht – aus welchen Gründen auch immer (wg eigener Transfer?) – an den falschen Leuten festhält, oder?

Apropos durchleuchten. Laut aktuellen Gerüchten hat Herr Lahm mal in sich hineingehört und plötzlich festgestellt, dass er vielleicht doch wieder auf links spielen könne. Ach was. Und jetzt holen wir noch Zé Roberto zurück? Zum aktuellen Retro-Wahn würde es passen.

Wie sieht es davor aus?

Schweinsteiger wie immer bemüht und Kroos? Noch so eine Baustelle. Ich weiß nicht, weshalb es immer wieder Spieler gibt, die sich beim FC Bayern nicht so richtig durchsetzen. Also langfristig. Dann leiht man sie aus und sie blühen auf, etablieren sich als Stammkräfte (Leverkusen), kommen dann als mehr oder weniger gestandene Spieler zurück und dann? Dann sieht man sie weiterhin kaum verbessert. So als ob die das mit Absicht machen, wenn sie dann beim FC Bayern nicht auch sofort Stammspieler sind.

Und das hat imho gar nix damit zu tun, dass „der FC Bayern alle Spieler kaputt macht“.

Aber vielleicht kann DonJupp ja dann da was machen…

Gegen Rib&Rob konnte man nicht viel sagen, weil Herr Ribéry zum einen das Tor, aber auch sonst viel Alarm gemacht hat und zum anderen Herr Robben dafür einfach viel zu kurz auf dem Platz war. Deren Backups sind weiterhin… zum Vergessen.

Gomez hat sein Tor gemacht und gekämpft. Klose ist eigentlich nur gelaufen und machte ein wenig Gymnastik. Musste er auch, bei den Pässen, die er so bekam. Im Übrigen noch so eine verschwiegene Chance, liebes ASS: die Klärung erst auf der Torauslinie gegen den Klose-Schluss. Egal.

Wie wir es drehen und wenden: Das Tor zum 2:1 lässt das Spiel in einem besseren Licht erscheinen. Zum Glück hat Herr Robben die Länderspiele abgesagt, um sich in München auszukurieren. Nicht auszudenken, wie sehr der Baum in München wieder gebrannt hätte, wenn dort noch mehr mit ihm passiert wäre.

Jetzt erst einmal Pause. Luft zum Atmen. Bald wohl die Präsentation eines neuen Trainers und dann Schwung holen für Mönchengladbach. Denn die wittern gegen uns sicherlich auf ähnliche Geschenke wie im Hinspiel und somit auf die wohl letzte Chance im Abstiegskampf.

Auf geht’s, Ihr Roten!

So macht das keinen Spaß, liebe Hamburger oder Nicht meine Südkurve

Was gab es in der jüngeren Vergangenheit nicht für Spiele gegen den HSV. Mit ebenso glücklichen wie unverdienten Siegen oder Punktgewinnen für den HSV.

Und dann so ein Kick wie am Samstag? Nein, liebe Hamburger, so machen Siege gegen Euch keinen Spaß. Wenn Ihr Euch so dermaßen aufgebt.

Und Häme liegt mir so natürlich auch fern. Vor allem gegenüber den üblichen Verdächtigen. Aber auf einen Verein, der so dermaßen am Boden liegt, da tritt man nicht drauf. Da hat man Mitleid. Auch wenn es sich der HSV größtenteils selbst zuzuschreiben hat, dass man – nach außen, wie nach innen – so desolat auftritt.

All dies sind allerdings nicht meine Sorgen. Und das ist gut so. Wir haben eigene. Und die sind auch nach einem 6:0-Sieg nicht kleiner geworden.

Aber der Reihe nach.

Zunächst sah es ja so aus, wie man beide Mannschaften nach dieser lahme-Enten-Woche auch erwarten konnte. Schlimm.

Und ja, das Spiel ist jetzt schon ein paar Tage her, aber wieso sollte ich vergessen, wie schlecht z.B. die Sportskameraden Lahm, Schweinsteiger, Kroos und Pranjic gespielt haben?

Es ist sicher eine Leistung, wenn man 100 Spiele am Stück absolviert. Aber wie wäre es, wenn wir mal die Sichtweise drehen und darüber nachdenken, ob es vielleicht schlicht und einfach nur einen Grund gibt, weshalb unser „Kapitän“ Lahm so lange auf dem Platz stand: Fehlende Alternativen.

Meiner Meinung und Beobachtung nach kann der Leistungsgedanke hier schon lange nicht mehr der Gradmesser für eine Position in der Startelf sein. Übel, was derPhilipp sich da in der ersten Halbzeit so für Fehlleistungen erlaubt hat.

Nicht weniger schlimm der Auftritt von Herrn Kroos. Ich kann mich – bis die Mannschaft durch den Dreifach-Robben euphorisiert wurde – kaum an gelungene Situationen unseres Ex-Leihspielers erinnern. Wie kann man nur so viel Power und Qualität nach einer Ausleihe verlieren? Mir unbegreiflich.

Sein Pendant Schweinsteiger war zwar bemüht, aber viel besser als zuletzt war das Gezeigte nun doch erneut nicht. Und somit stand dem Krisen-HSV in der Anfangsphase – wie fast jedem Gegner der letzten Wochen – Tür und Tor offen auf unseres zu marschieren. Was man auch ausgiebig tat. Allein die eigene Hilflosigkeit verhinderte einen Rückstand für die van-Gaal-Kicker.

Herr Pranjic erwähne nicht noch einmal gesondert – alles wie immer.

Positiv – und das ist eben bemerkenswert – stach unsere Innenverteidigung heraus!

Natürlich hatten Herr van Buyten und Herr Gustavo noch nie zusammen gespielt (wie auch – als der eine zuletzt in der Startelf stand, war der andere noch gar nicht im Verein), aber zum einen die Harmlosigkeit und Fehlende Wendigkeit der Hamburger (van Buyten) und die eigene aktuelle Stärke (Gustavo) waren am Samstag eine gute Mischung. Gut. Oder zumindest besser als andersherum.

Herr Kraft musste nicht viele zeigen. Was zum einen eben an der hanseatischen Harmlosigkeit und zum anderen an der überraschenden Stärke von Teilen der Defensive lag. Thema somit durch.

Was unsere Offensive betrifft hatte man zunächst den gleichen Gedanken wie seit dem Dortmund-Spiel: Der Gegner hat den Schlüssel gefunden. Andererseits war das nicht ganz so schlimm anzuschauen, war der Gegner dabei nicht so konsequent destruktiv.

Zusammenfassend war alles, was es zu Beginn in der Arena zu sehen gab, nicht schön. Abgesehen vom Wetter vielleicht.

Dann aber – wenige Minuten vor dem Wut-1:0 – geschah etwas. Im Nachhinein ist nicht ganz klar, ob das mit Segen oder gegen den Willen des Trainers geschah:

Zumindest Robben wurde flexibel. Er tauchte plötzlich ganz woanders auf. Als zuvor. Oder er sollte. Plötzlich mal auf Links. Oder halblinks.

Somit war es um die Hamburger geschehen. Damit war man überfordert. Überfordert, weil man es mit einem kochenden Weltstar zu tun hatte, dem dieses lethargische gegen die Defensiv-Wand-Anrennen mächtig auf den Zeiger ging.

Die Folge waren Chancen und Pfostentreffer im Minutentakt. Allein 3 in 3 Minuten unmittelbar vor dem Tor. Und somit kann man noch nicht einmal davon sprechen, dass der HSV seinerseits großes Pech gehabt hätte. Noch nicht einmal das.

Der Rest ist ebenso bekannt wie wunderschön. Und gerade wir Bayern zweifelten ja offenbar schon an solchen Momenten. Nach den letzten Spielen.

Es gibt sie aber noch. Unser aller Verein spielte sich in einen Rausch und fertigte die Rauten-Kicker ab.

6:0 ist genau das Ergebnis, dass ich gegen den HSV auch schon einmal persönlich im (Olympia-)Stadion erleben durfte. So was macht Spaß. Und die Unterbrechung unserer – ohnehin sehr merkwürdigen – Serie gegen den HSV ist somit beendet und wir machen da weiter, wo wir vor ein paar Jahren leider aufgehört haben. Sehr gut.

Allerdings gab dieser Sieg auch nur drei Punkte. Und so verschwenderisch wir mit Toren umgingen, hätte mir auch ein 2:0 gereicht, wenn ich die restlichen auf andere Spiele hätte verteilen können. Egal. Weg. Vorbei.

Vorbei sind wir somit wieder an den Mainzern und nun auf Platz 4. Achterbahnfahrt. Jetzt noch zwei Punkte hinter einer Platzierung, die zur Qualifikation zur Championsleague führt. Meinem persönlichen neuen Saisonziel.

Wenig genug.

Und dem bayerischen Braten sollten wir alle mehr genug nicht, als dass dieser Umstand uns beruhigen könnte.

Nachlegen ist das Gebot der Stunde. War es allerdings schon zuvor und hinterher blieb uns nichts mehr als die Statements unseres Kapitänchens…

War es das? Ok. Dann zum anderen Thema vom Samstag:

Die Fans, oder Die Südkurve / Schickeria.

Zuerst fiel es Herrn Reif auf.

Die Südkurve ist nur halb voll. Bei Twitter hatte man mir dies zuvor aber schon zugetragen. Die Gründe lagen im Unklaren. Man ging zunächst von einem (reinen) Stimmungsboykott aus. Allein warum, wollte mir (und anderen) nicht einleuchten.

Gerade in diesem Spiel? Mit einer solchen Brisanz? Für den Trainer, für den Verein und somit doch wohl auch für die Fans selbst?

Was folgte waren weitere Spekulationen (in in folgenden Berichten im TV) und lautstarke Gröhlgesänge über die Sky-Aussen(Innen)mikros. Auch darüber wurde gerätselt. Selbst hier im Blog.

Die Hintergründe und Motivationen bleiben natürlich subjektiv, aber was passiert ist, ist inzwischen aber weitestgehend geklärt.

Angefangen hat es mit einem Augenzeugenbericht auf Twitter.

Da es bei den Spielen gegen den BVB und S04 wirklich so proppevoll in der Südkurve war, wurde heute doppeltes Ordnerpersonal vor den Blöcken 112 und 113 eingesetzt. Bisschen kompliziert zu erklären, aber dann gibt es da ja dieses „inoffizielle“ System mit dem Karten tauschen unter den Fans. D.h. ihr geht mit ner Sitzplatzkarte ins Stadion (und wollt in den 112er Block), dann habt ihr mindestens 2 weitere Personen die eine 112er Karte haben. Die gehen dann in den Block und einer kommt mit beiden Karten wieder raus und holt euch rein. So einfach geht das. Und so wird das schon jahrelang von den Bayernfans gemacht und nie gab’s Probleme. Mach ich übrigens auch so. Und Warum? Weils die 112er Karten eben nicht wie Sand am Meer gibt! Ob’s erlaubt ist oder nicht, kann man sich drum streiten. Man bezahlt ja trotzdem seinen offiziellen Platz, also kann es ja egal wo man letztendlich ist. Die Schickeria macht das auch IMMER so und da die Ordner heute so streng waren und jeder mit einer normalen Tageskarte eine Marke bekam, die er beim rausgehen abgeben musste und die Karte eingerissen wurde, konnte man natürlich niemand „reinholen“. Die Schickeria war dann anfangs nur mit ca. 20 Leuten in der Kurve und haben dann beschlossen ganz draußen zu bleiben. Stimmung war dann natürlich dementsprechend, ich kam mir vor wie im Kindergarten, so viel Platz im mich herum hatte ich noch nie. Aber von draußen vor dem Block hat man die Schickeria immer wieder gehört, die haben halt von draußen ihre Fangesänge gemacht, also wars kein richtiger Boykott.
Natürlich ist’s so totaler MÜLL!
Mein persönliches Fazit: DER FC BAYERN MACHT SICH SO ALLES NUR SELBST KAPUTT!

Hervorhebungen von mir.

Was soll man davon halten? Zunächst einmal weitere Links zum Thema zum Konsumieren.

Anlass des Ärgers […] waren strengere Kartenkontrollen für den Zugang zur Südkurve. Der Klub sah sich […] zu dieser Aktion nach den Ereignissen beim Pokal-Halbfinale gegen Schalke (0:1) gezwungen, als etwa 300 Fans versucht hatten, den Block zu stürmen und dabei zwei Ordnungskräfte verletzten. Aus Sicherheitsgründen (etwa im Falle von Notarzteinsätzen) dürfen in die Kurve nur rund 9000 Fans hinein, zuletzt drängten sich dort aber weit mehr Zuschauer. „Für uns ist da ein Punkt erreicht, an dem wir aus Sicherheitsgründen sagen müssen: Stopp!“, sagte Bayerns Pressesprecher Markus Hörwick.

…und ergänzend…

Gegen Schalke eskalierte die Situation, weil noch mehr Fans als sonst ohne Ticket in den Block wollten. „Da muss es chaotisch gewesen sein, da müssen die das Hausrecht an sich gerissen haben. Die sind da rein gestürmt, mit fremden Tickets, die hatten Plakate dabei und wollten sich nicht kontrollieren lassen. Das geht nicht! Gewisse Leute müssen einfach lernen, sich an die Ordnung zu halten“, sagte Hoeneß.

Soweit zum Anlass. Die Folgen sahen so aus, dass die – ich drücke es einmal neutral aus, um nicht das Wort Schickeria benutzen zu müssen – Fans, die eine Karte hatten und schon im Block waren, wieder hinausgingen und vor dem Block sangen.

Ab einem gewissen Zeitpunkt reichte dieser „Gruppe von Fans“ die dortige Aufmerksamkeit nicht mehr und man zog im Unterrang weiter Richtung Haupttribüne.

Die Polizei sprach davon, dass „etwa 100 Bayern-Anhänger während des Spiels versuchten in den Block der Gäste zu gelangen“ – eine Aussage, die sogar bei mir – ob der Übermacht der 6.000-7.000 HSV-Fans leichtes Schmunzeln erzeugte.

Fakt bleibt allerdings, dass die Fans, die bis zur Haupttribüne vorgedrungen waren (und die man dann auch die ganze Zeit bei Sky hörte) dort von der Polizei am Weitermarsch gehindert wurden. Ein „Kessel“ vor der Würstchenbude war die Folge in deren Ablauf sich eine Polizistin verletzt haben soll.

Neu war mir bislang das hier:

Kurz vor Spielende rief ein Schickeria-Sprecher alle dazu auf, friedlich zu bleiben und keine Gewalt auszuüben. Dann werde es am heutigen Montag ein Treffen mit Vereinsvertretern geben.

Wie konnte der Schickeria-Sprecher das versprechen? Hatte der parallel oder zuvor mit dem Vorstand geredet?!

Die Ergebnisse des besagten heutigen Treffens sind mir nicht bekannt.

Somit also zu meiner Einschätzung dieser Ereignisse.

Normalerweise reite ich nicht so auf meinem Alter oder meiner Lebenserfahrung herum, aber in diesem Fall ist es – auch in Anbetracht des obigen Zitates und der Einschätzung dieser Kartentauschaktion vonnöten.

Nicht alle Fans in der Südkurve, der Schickeria, in den Reihen der Ultras sind 16-22-Jährige. Das ist mir schon klar. Aber im nächsten Monat jährt sich die Katastrophe von Hillsborough zum 22.Mal.

Wer nicht weiß, worum es dabei geht, bitteschön. P.S. Hillsborough sollte man als „echter“ Fans übrigens kennen. Egal.

Wenn ich solche Aussagen wie die obige höre, dann muss ich immer wieder an Hillsborough. Ich habe die Bilder heute noch vor Augen. Nicht dass ich dabei war, aber die waren damals präsent. Omnipräsent. Und solche Dinge wird man nicht mehr los, wobei ich damit noch nicht einmal die Angehörigen der 96 Toten und 766 Verletzten meine.

Ich bin kein Heiliger und gebe zu, dass wir derlei früher auch schon gemacht haben. Damals, als es in unseren Stadien auch noch keine Kontrollen und getrennte Zugänge, etc. gab. Ja. Aber das Gefühl, dass wir dann in diesem übervollen Bayern-Block hatten, scheinen einige der Fans, die sich hier über den FC Bayern und Gott und die Welt beschweren nicht zu kennen. Zum Glück kann ich da nur sagen. Derlei wünsche ich niemandem.

Von daher unterstütze ich hier voll und ganz die Linie der Ordnungskräfte und des Vereins, der derlei unterbindet.

Das den Fans nun jegliches Verständnis dafür fehlt – geschenkt. Ab einem gewissen Punkt der Eigen- und Fremdwahrnehmung ist man für derlei wohl nicht mehr offen genug.

Mir ist völlig klar, dass wir in München – nur diese Zustände kann ich beurteilen – ein Problem haben (und das habe ich auch schon des Öfteren thematisiert).

Mit der Stimmung, mit Karten, mit der Akustik, mit Vorstandsentscheidungen.

Aber auch mit unterschiedlichen Fangruppen, die unterschiedliche Ziele (auch abseits des Fußballs und des Spielfelds) haben und z.B. mit Gewalt, die es immer wieder gibt.

Das ist ebenso traurig wie unnötig. Dabei gehören doch irgendwo alle zur Familie FC Bayern, oder etwa nicht?

Die Wochen der Wahrheit #5: Hannover 96

Seit längerer Zeit gibt es einmal wieder zwei getrennte Beiträge zu eigentlich einem Thema: Dem FC Bayern.

Dieser Beitrag hier beschäftigt sich ausschließlich mit dem gestrigen Spiel unserer Mannschaft in Hannover. Ein anderer mit dem aktuellen Zustand unseres geliebten Vereins.

Irgendwie war mir schon vor dem Anpfiff unwohl. Ok. Die Auszeit – aufgrund einer Gelb-Sperre – tat Herrn Schweinsteiger vielleicht ganz gut. Aber als sich dann auch noch Herr Gustavo verletzt für dieses entscheidende Spiel gegen einen Mitkonkurrenten (schlimm genug, dass wir in dieser Saison Hannover als solchen sehen müssen) abmeldete, schwante mir Böses.

Somit fielen also Besetzung A und B auf unseren beiden 6er-Positionen (oder 6er und 8er, oder wie auch immer) aus. Es spielten Besetzung C (Kroos) und D (Pranjic).

Und irgendwann zeigte sich das dann auch. Unser defensives Mittelfeld war abermals in dieser Woche des Horros offen wie ein Scheunentor.

Ungebremst prallten die Angriffe der Niedersachen auf unsere wackelige Abwehr. Und dabei war Herr Breno noch der Turm in der Schlacht, was sich – nach den Einschätzungen der letzten Wochen und Monate – schon sehr merkwürdig anhört.

Aber wenn man von Seiten des Kaders gezwungen ist, auf der Position des Linksverteidigers einen Herrn Badstuber einzusetzen, der von allem Formlosen noch der Loseste ist, dann zeigt sich das dann halt auch. Dessen Seite war über die volle Dauer seiner Anwesenheit defensiv nicht existent.

Ich tendiere dazu mich zu freuen, wenn ich mal Recht habe. In Bezug auf unsere Aufstellung und deren Konsequenzen bereitet mir dies körperliche Schmerzen.

Herr Pranjic war entscheidend am 0:1 beteiligt, als er im Mittelfeld den Ball dem Gegner überließ. Wo habe ich dies schon einmal gelesen?!

Herr Pranjic hatte auch sonst kaum etwas Positives zum Spiel seiner Manschaft beizutragen. Und Herr Kroos? Na Herr Kroos war mit der Schweinsteiger-Vertretung noch mehr überfordert, als Herr Schweinsteiger aktuell selbst.

Apropos überfordert.

Herr Lahm ist aktuell nur der Kapitän, weil er dies per Definition nach dem Abschied des Herrn van Bommel werden sollte / musste, oder? Seine Leistung kann hier nicht als Grund herhalten.

Den entscheidenden Fehler haben wir alle wohl gemacht, indem wir ihm zugestanden haben, auf SEINE Lieblingsseite – die rechte – zu wechseln. Seit diesem Zeitpunkt ist Herr Lahm nur noch ein Aussenverteidiger. Kein Welt-Klasse-Defensivspieler mehr. Tja. Manchmal ist das Leben eben wohl doch ein Wunschkonzert.

Somit hätten wir also geklärt, dass die Defensive nicht nur weiter unsicher agiert, sondern erneut vom defensiven Mittelfeld im Stich gelassen wurde.

Kommen wir also zur Offensive.

Leute, kann mir das bitte einmal jemand erklären?

Was ist passiert in den letzten 7 Tagen? Warum ist unsere Welt auf dem Kopf?

Herr Gomez war doch bis zum Dortmund-Spiel noch so etwas Ähnliches wie eine Waffe, oder? Und jetzt kann man ihn noch nicht einmal mehr den Ball überlassen, weil der innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde beim Gegner landet?

Und die, die ihn füttern sollen, laufen sich die Lunge aus dem Hals. Aber nur auf der Suche nach ihrer Form. Allein, sie finden sie nicht.

Stattdessen rennen sich Ribéry und Robben und Müller immer wieder und wieder in den Maschen der vorbereiten Netze ihrer Gegner fest. Der Zauber, die Anarchie, all das ist uns abhanden gekommen.

Wer dachte nicht noch vor ein paar Tagen, dass unsere Offensive eigentlich niemand so richtig stoppen kann?!

Und dann verfing sich Robbens kleiner Finger im Maschendrahtzaun und fortan spielt er gehemmt? So wie Ribéry. Aber ohne Zaun.

Und am Ende steht – nach Platzverweis, nicht gegebenem Elfmeter und was auch immer – ein Ottl(!) in der Innenverteidigung und ein van Buyten im Sturm neben Klose und Gomez und der Belgier ist noch der Bayern-Spieler, der sich am meisten über Fehlpässe, unpräzise Flanken und Co. aufregt? Und Herr Kraft, der von den Provinziellen unter den Bayern-Fans als der Heiland gefeiert wird (schon mal dran gedacht, was die Aktionen gegen Schalke in ihm ausgelöst haben könnten? Das vielleicht irgendwann auch einmal Ziel solcher Attacken sein könnte?), macht seinen ersten entscheidenden Patzer! Einen Patzer, der uns tatsächlich nicht nur den Trainer sondern auch die Championsleague kosten und einen Murmeltiertag a la CL-Finale 1997 einbringen könnte?!

Mich lässt all dies ratlos zurück. Und jeder unserer aktuellen Gegner lacht sich darüber ins Fäustchen.

Gestern noch der kleine und nächste Woche der große HSV?

Das wäre mein persönlicher Supergau (die Gründe dafür sollten bekannt sein). Bitte nicht.

Bleibt denn noch Hoffnung auf dieses sogenannte letzte Ziel der Saison, die Championsleague-Qualifikation?

Der Spielplan der Hannoveraner!

Andererseits: Dafür müssten wir zunächst einmal erst wieder unsere eigenen Spiele gewinnen. Und das scheint schon schwer genug.

Die Wochen der Wahrheit #3: Borussia Dortmund

Herzlichen Glückwunsch, Borussia Dortmund. Soviel Zeit muss sein.

Zu einer großartigen Saison, zu all den Rekorden, zu einer seltenen Überlegenheit in der Liga und ganz im Besonderen zu einer fast fehlerlosen Leistung beim Gastspiel in München.

Wenn man als Bayern-Fan mal ein bisschen durchatmen kann, dann hilft das ungemein. Frust ist ein schlechter Begleiter für eine Fußball-Analyse (wie ich in den letzten 24h im Rahmen der Lektüre diverser Kommentare aus dem Bayern-Umfeld erneut lernen durfte).

Auch hier auf meinem Blog geht es da drunter und drüber.

Endzeitstimmung. Und tendenzielle Kampagne gegen den Trainer.

Geht’s noch?

Sicher, ich mache aus meinem Herzen auch keine Mördergrube.

Im Rahmen des gestrigen Spiels war ich mal am Anschlag. Ich habe mich auch gefragt, was van Gaal da wieder für einen Mist macht, indem er Gustavo auf LAV und Pranjic auf der 6 belässt. Oder Badstuber überhaupt 45 Minuten spielen darf. Oder Robben und Ribéry stur gegen 3-5 Gegenspieler spielen lässt.

Ferner bin ich total angefressen, dass wir seit einiger Zeit im 2-Jahresrhythmus von irgendeiner Fahrstuhlmannschaft um den Titel gebracht werden. Erst Stuttgart, dann Wolfsburg und jetzt der BVB.

ABER (zum Spiel und van Gaal komme ich danach) all diese Mannschaften haben sich im Hintergrund entwickeln können. Viele aus der Not heraus oder mit vielen, vielen VW-Millionen.

Das hat doch mit der FC-Bayern-Welt nichts zu tun, dass ein Felix Magath in der Provinz in Wolfsburg über den Zeitraum seiner Tätigkeit gefühlte 100 Spieler ein- und wieder verkauft, für gefühlte 100 Mio., bis er endlich das Team zusammengestellt hat, dass ihm – und vor allem ihm – den einmaligen Triumph, auch und gerade gegen seinen Ex-Verein, ermöglicht.

Oder eine Borussia aus Dortmund, die aus der Not heraus (drohende Insolvenz) und der ebenfalls erkauften Meisterschaft (im übertragenen Sinne) 2002, irgendwann auf junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzen musste und mit Klopp einen verrückten Trainer bekam, der nur noch punktuell ergänzend tätig wurde und parallel die Chance bekam, dieses Team über 2-3(?) Jahre – völlig ungestört von Öffentlichkeit und Erwartungshaltung zur meisterlichen Truppe formen konnte?

Das alles wäre doch beim FC Bayern gar nicht möglich. Von daher – nur kein Neid.

Und wäre wohl los, wenn unsere Führung derlei propagieren würde? Die gleichen „Fans“, die jetzt nach van Gaals Kopf verlangen, würden dem Vorstand auf die Bude rücken.

Also gibt es doch wohl keine Alternative zu dem Weg, den Trainer wie van Gaal einschlagen, oder?

Ein Umbruch am offenen Herzen. Und trotzdem Erfolg. Wobei „Erfolg“ hier kein dreifaches Triple in Folge meint. Aber ein Double plus CL-Finale und in der darauffolgenden Saison in der Bundesliga „oben dran“, im Pokal einen Schritt vorm Endspiel und in der Championsleague kurz davor den Titelverteidiger aus dem Rennen zu werfen und erneut unter den besten acht Team Europas zu stehen.

Ist das nichts?

Sicher, ein wenig reduzierte Augenwischerei. Aber irgendjemand muss ja mal einen Gegenpunkt zu dieser Anti-van-Gaal-Stimmung setzen.

Und das sage ich als Ulianer. Aber hier geht es auch um etwas anderes. Muss ich mich zwischen UH und LvG entscheiden, sage ich: Hoeness. Geht es um Pro oder Contra van Gaal, bin ich klarer Befürworter seiner Strategie.

Was ist die Alternative?

Ein Sammer? Klar. Nach 6 Monaten sind die gleichen Fans wieder beim gleichen Frust wie jetzt.

Mourinho? Und wie. Mal ein ganz einfacher Charakter…

Nein. Sind wir mal ehrlich: Will auf einmal keiner mehr über den Fußball Hitzfeld’scher Prägung gemosert und all den Offensivfußball-Teams insgeheim zugejubelt haben? Ach kommt, das ist nicht Euer Ernst!

Ich bin froh, dass wir inzwischen den Fußball spielen, wie wir ihn spielen.

Wir haben gestern gegen einen besseren Gegner verloren. Wir werden unseren Titel an eine Mannschaft verlieren, bei der dann alles gepasst hat.

Dabei ist das Borussia-Prinzip ganz einfach: Hinten sicher stehen und bei Ballbesitz mit Volldampf nach vorne.

Wenn man dann noch bemerkt, welche Passsicherheit – und Geschwindigkeit – fast alle Spieler drauf haben, dann nötigt mir das Respekt ab.

Es passt. Hier und jetzt. In dieser Saison. Dagegen ist kaum ein Kraut gewachsen. Momentan.

Aber auch dagegen werden sich in der nächsten Saison Rezepte finden lassen und all der jugendliche Elan und die Frische wird sich mit einer Dreifachbelastung und der dann so oder so vorhandenen Erwartungshaltung nicht dermaßen aufrechterhalten lassen. Meiner Meinung nach. Und einige Borussen werden mir hier sicher zustimmen.

Der entscheidende Punkt ist: Borussia Dortmund nutzt Chancen. Nicht nur im Spiel, nein, auch eben in dieser Saison.

In der Vergangenheit hat ein schwächelnder FC Bayern doch auch immer davon, dass keiner der Konkurrenten so richtig diese Schwäche auszunutzen verstand. Nicht so die heutige Borussia.

Das macht den Unterschied aus. Denn wenn die Bayern nicht all die Probleme gehabt hätten, die sie nun einmal hatten, dass würde dort oben in der Tabelle nicht nur der BVB einsam seine Kreise ziehen, nein, dann wären wir wohl zu zweit.

Aber das ist Konjunktiv und davon wollen wir uns doch nun bitte für diese Saison verabschieden. Bezeichnend übrigens, dass mir dieser Spieltag fast zum ersten Mal eine höhere Punktzahl im Tippspiel gebracht hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Kommen wir mal zum Spiel selbst.

Herr Schweinsteiger darf dieses Ball vor dem 0:1 durchaus mal entspannt zum Mitspieler schieben, ohne sich dabei die Beine zu verknoten. Ebenso ist es Herrn Badstuber nicht verboten – auch in seinen jungen Jahren – die Übersicht zu behalten und eventuell – vor dem 1:2 – einen Gegenspieler wie Herrn Sahin daran hindern zu solch einem Kunstschuss anzusetzen. Einer Ballfertigkeit, die er ja so noch nie gezeigt hat…

Überhaupt war es der entscheidende Faktor, dass die Klopp’schen Kicker exakt und lückenlos über jede Schwäche unseres FC Bayern informiert waren. Vielleicht haben sie dies mit vielen anderen Gegnern gemeinsam, aber diese schafften es bislang nie, diese vollends(!) auszunutzen:

Robben und Ribéry an die Kette – Offensive im Sack.

Badstuber anspielen – Weg zum Tor frei.

Was selbst Herr Klopp nicht wissen allenfalls erhoffen konnte: Das beide 6er einen mehr als schwarzen Tag erwischten und somit Sahin und Co. völlig(!) unbehelligt schalten und walten konnten.

Mehr Grund gab’s nicht.

Dann also zu Herrn van Gaal.

Was ist gestern passiert, dass van Gaal plötzlich eher seinen Stuhl räumen muss, als nach den Siegen gegen Bremen, Hoffenheim, Mainz oder Inter?

Was kann Herr van Gaal für die Blackouts der halben Defensive?

Es ist ja nicht so, dass mich der Schachzug mit Pranjic und Gustavo nicht auch irritiert hätte, aber was wäre passiert, wenn Gustavo gegen Sahin gespielt, dafür aber Pranjic gegen Götze? Zwei, drei Tore nach Hammerflanken von links?

Gegen Inter und Mainz hat dieser Wechsel funktioniert und was Herrn Sneijder betrifft haben doch vor wenigen Tagen noch alle unseren Trainer für seine Schlitzohrigkeit gelobt.

Man darf kritisieren, dass Robben und Ribéry stur auf ihren Flügeln verharrten und somit unsere Offensive quasi kaum vorhanden war, aber ich frage mich: Was kann Herr van Gaal dafür, dass die offensiven Mitspieler aus ihrer Freiheit (wenn 2-5 Borussen Robbéry decken, ist doch für Müller, Gomez und Co. in der Mitte total viel Platz) nicht, aber auch gar nichts machten?

Was kann Herr van Gaal dafür, dass Herr Müller oder wer auch immer – trotz allem – im Borussen-Strafraum aussichtsreich zum Torschuss kam, diese Gelegenheit nichts nutzte?

Eben.

Man kann van Gaal vieles vorwerfen, manches aber eben auch wiederum nicht.

Für mich sieht die Sache so aus: Wer auf der Entscheidungsebene des FC Bayern jetzt immer noch nicht erkannt hat, wo unser Schuh drückt (Defensive (LAV / IV), Offensive (Backups)), dem kann man nicht helfen.

Ich würde über van Gaal, Nerlinger und Co. erst dann den Stab brechen, wenn in diesem Sommer transfer- und kadertechnisch (immer noch) nicht(s) passiert und wir im Herbst 2011/12 am gleichen Punkt stehen wie aktuell.

Keinen Tag früher, aber auch keinen später.

Der Vorteil an diesen Wochen der Wahrheit ist ja, dass wir kaum Zeit zum Grübeln haben. Am Mittwoch muss hoffentlich Schalke für den gestrigen Samstag büßen und am kommenden Samstag müssen wir uns einfach den dritten (CL-Quali-)Platz zurückholen. Wenn wir in Hannover(!) nicht gewinnen, dann haben wir tatsächlich auch nur die Europa-League verdient!

Was vergessen?