Bayerische Blaupause oder Saulus-Paulus

Mein Leben ist wie es ist. Ihr kennt das. Ich muss das nicht immer und immer wiederholen. Weil es aber so ist wie es ist, stresst mich nicht allein der Fußball. Zusätzlich war ich von all dem Gezanke und Gestichel ermüdet. Zwischen uns und den Schwarzgelben. Oder umgekehrt. Jeder versuchte sich über Wochen zu positionieren. Bloß nicht nachgeben. Kommunikationshoheit erreichen. Wer findet welchen Trainer, Spieler, Funktionär blöder. Und warum. Logischerweise und per Definition.

All das zog mich runter. Schmälerte meine Vorfreude. Auf das große Finale. Auf ein Finale der letzten drei Jahre. Nicht wenige Borussen erwähnten ja die Analogie zu 1997. Geschenkt. Tatsächlich hätte mir eine Niederlage im Finale der Championsleague unsere Rekordsaison in der Bundesliga nicht kaputt gemacht, aber es hätte doch einen mehr als dunklen Schatten auf unser Projekt „Revanche auf allen Ebenen“ geworfen. Ich wollte das nicht. Weiß man immer mehr, was man nicht will, bleibt übrig, was man will. Seine Ruhe haben zum Beispiel. Ruhe vor dem permanenten Hype, dem gegenseitigen Shitstorm zwischen den gegnerischen Fan-Lagern. Anfangs noch aktiv beteiligt, zog ich mich später massiv zurück und freute mich neutral bis relaxed auf unser gemeinsames Endspiel. Viele BVB’ler nahmen mir diese Gelassenheit eher nicht ab, aber tatsächlich war mein Gemütszustand unaufgeregt. Abstreiten will ich hingegen nicht, dass obiger Aspekt (mein Leben) einen ebenfalls nicht geringen Anteil daran hatte.

Irgendwann endet jeder Stress. Irgendwann ist Feierabend und man kann sich… fokussieren. Bei mir war das am Nachmittag des 24.05. der Fall. Meine Tweetrate stieg wieder an, ich beschäftigte mich zunehmend mit „Wembley“, ein paar ruhige Momente ohne Familie am Samstag (Dank an meine Fußball-affine Frau) und die Anreise zum „Private viewing“. Zustand? Ruhiger Puls. Irgendwie – selbst für mich – irritierend.

Anpfiff.

Wie aus dem Nichts überwältigte mich dieser emotionale Wirbelsturm. Alles was ich über Wochen versäumte, was mir die Ruhe brachte, stürzte mit einem Wimpernschlag der Geschichte auf mich ein – da war sie, diese unmenschliche Anspannung. Diese Anspannung, wie sie viele FCB- und BVB-Fans wohl seit Wochen gespürt hatten und welche ich nur abweisend zur Kenntnis genommen hatte. Dieses Gefühl, diese Emotion hatte ich zuletzt empfunden am… 19.05.2012. Da war es wieder dieses Unwohlsein, diese Kombination aus Freude, Angst, Stress, Aufspringen, Los schreien, Verstummen, Schimpfen, Hinsetzen, Aufspringen, Los rennen, Abstoppen, Haare raufen, Fluchen, Trinken, Schreien, Hinsetzen, Daumen drücken, unfassbarem Entsetzen, Aufspringen, Fluchen, Jubeln und Weinen.

Wem sag‘ ich das.

Da macht es sich nicht gut, wenn der Gegner unerwartet stärker auftritt als man das selbst über Wochen propagiert hat. Die Klopp-Kicker sperrten uns in ihren Schnellkochtopf ein und drehten am Herdknopf. If you can’t stand the heat, stay out of the kitchen. Klar. Fassungslosigkeit ob unserer Hilflosigkeit. Wäre Sportkamerad Neuer nicht der Torhüter, der er nun einmal ist, hätte Dortmund sich in dieser Phase der ersten 25 Minuten entscheidend abgesetzt. Aber Neuer ist eben Neuer und deshalb hielt er alles, was es zu halten gab. War das nun dieser Moment, wo man akzeptieren kann, dass Neuer die Verstärkung ist, die uns einmal die Championsleague sichern würde? Nein? Dann lasst mich fortan mit diesem Thema in Ruhe! Weiter im Text.

Meine Bayern gefielen mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht. Zu wenig Bewegung, zu wenig Pässe, zu wenig Risiko. Oder war es doch die Borussia, die so unfassbar lauf bereit und uns somit einfach überlegen war? Mir bricht kein Zacken aus der Krone, diesem Plan A Respekt zu bezeugen. Im Grunde ist dies ein Mittel der Klopp’schen Wahl. Und das – schwarzgelbe Zitate – erstaunte die Fans unseres Gegner nicht minder. Unsere Schwäche in dieser Phase. Ebenso zeichnete sich unter den differenzierten Fan-Vertretern aber mit der ersten Chance der Bayern durch Mandzukic schon das Ende der Herrlichkeit ab. Der Plan A lautete, im Finale der UEFA-Championsleague, alles, einfach alles in einem Rutsch in die Waagschale zu werfen und auf entsprechend fette Beute zu hoffen. Das Pech der Ruhrpottler? Der FC Bayern 2013 ist nicht mehr der FC Bayern des Jahres 2012. Wir hielten stand. Wir sammelten uns. Wir gewannen Zugriff auf das Spiel. Wir befreiten uns. Wir waren auf der Spur.

Zur Halbzeit ein 0:0, welches auch 2:2 oder 2:3 hätte lauten können. Begeisternd, wie auf dem heiligen englischen Rasen die beiden besten deutschen Mannschaften ein Duell mit offenem Visier austrugen. Es war die – von Medien und Marketing-Vertretern herbeigesehnte – „Werbung für die Bundesliga“. Im Detail hatte der BVB 2-3 gute Chancen zur Führung. Als die nicht genutzt wurden, kamen die Bayern zu ihren Chancen. Und sollte Robben zunächst erneut in Weidenfeller seinen Meister finden. Thema #Schimpfen und #Schreien. Entweder es war der „falsche Fuß“ oder Arjen versuchte einen Lupfer und zimmerte den Ball ins Gesicht der schwarzgelben Keepers. Schlimm. Das war so 2012.

Nach dem Seitenwechsel sah ich mich hingegen endgültig bestätigt. Wäre ja noch schöner, wenn meine Cato-Tarnung aufgeflogen wäre. Meine Gebetsmühlenartigen Äußerungen, dass die Bayern sich nach 2012 erneut weiter entwickelt haben, fanden hier ihre Belege. Die Bayern haben einen Plan. Einen Plan, mehrere Pläne zu haben. Der BVB hatten einen Plan. Und der reichte eben nicht. Die Bayern dominierten die Dortmunder im zweiten Abschnitt und – ausgerechnet – Robben passte sich spielentscheidend an, wurde der entscheidende Faktor unter vielen, sich während des Spiels verbessernden Faktoren. Wie überrascht muss Weidenfeller gewesen sein, als Robben ihn unmittelbar vor dem 1:0 nicht anschoss sondern einfach umspielte und die 5cm Lücke nutze, um den Ball in die Mitte zu spitzeln? Weidenfeller blieb nur ein Abfälschen des Balles, ein Erreichen blieb ihm erstmals verwehrt. Diese marginale Richtungsänderung ließ aber die verbliebenen Verteidiger vor dem Tor wie Kreisliga-C-Spieler aussehen. Mandzukic hatte keine andere Wahl als die längst verdiente Führung zu erzielen.

Dann die 89. Minute und ein Spielzug, den wir noch unseren Enkeln erzählen werden. Ein Ribéry, der allen Ernstes einen hohen Ball in die Spitze gegen mehrere Verteidiger kontrollieren und rückwärts durch 4-5 BVB-Beine spielen kann. Ein Robben, der im Vollsprint durch die versammelte IV-Elite der Dortmunder spaziert und Weidenfeller erneut in die falsche Reaktion zwingt. Selten zuvor war ein Kullerball für mehr Dynamik noch vor Überqueren der Torlinie verantwortlich. Robben. Arjen Robben. Der Spieler, der für alles Schlechte der Saison 2011/12 fast allein verantwortlich gemacht wurde, dessen Bild in der Öffentlichkeit – außerhalb des FC Bayern – kaum schlechter sein konnte. Dieser Spieler schießt den FC Bayern zum Championsleague-Titel. Sorgt dafür, dass wir das dritte Finale in vier Jahre dann endlich auch verdient gewinnen. Unfassbar. Bilder für die Ewigkeit. Alles nur an Robben festzumachen würde aber zu kurz greifen und den Erfolg des FC Bayern in dieser Saison verfälschen. Der FC Bayern 2012/13 ist nicht nur ein Spieler, der FC Bayern 2012/13 ist ein Team. Eine Wagenburg, ein Kollektiv, ein… fast perfektes Gebilde. Ein Rad greift in das andere und wird eins ausgetauscht, funktioniert das neue zumeist nicht schlechter.

Im Finale ist hier zunächst Neuer zu nennen, der uns – wie erwähnt – bis zur 25. Minute im Spiel hielt. Unsere Viererkette gewann zum gleichen Zeitpunkt von Minute zu Minute an Dynamik. Selbst diese unvorstellbare Dummheit – oder nennen wir es Ungeschicklichkeit? – von Dante, die zum Elfmeter für den BVB führte, glichen wir mannschaftlich aus. Überraschend auch und gerade für mich, dass ein Boateng einem Dante an Einsatz, Willen und entscheidenden Aktionen die Butter vom Brot nahm. Das, was Boateng auf den Rasen brannte, soll hier in jeder Form gewürdigt werden. Einen Spieler, der sich ab der 30. Minute nur noch über das Spielfeld humpelte und versuchte in die Pause zu retten, später aber an der Ereigniskette zu beiden Toren beteiligt war und eine unglaubliche Zweikampfquote aufwies – vor dem muss man schlichtweg niederknien. Kaum vorstellbar, was passiert wäre, wenn unser Trainer auf mich gehört und Boateng im Rahmen seiner Humpelminuten ausgewechselt hätte…

Die Außen – Lahm & Alaba – machten mit zunehmender Spieldauer ebenfalls Druck nach vorne – kaum vorstellbar in den ersten 25 Minuten. Klasse. Weltklasse hingegen unser defensives Mittelfeld. Und hier im Besonderen Herr Martinez. Alter, ist dieser Spieler jeden Cent seiner 40 Mio. Euro Ablöse wert oder nicht? Auch hier: Schaut Euch dieses Finale an, Ihr Neuer- und Martinez-Zweifler!

Unsere Offensive stand ohnehin wie zumeist außerhalb jeglicher Kritik. Persönlich hatte ich mir für Müller eine tragendere Rolle vorgestellt, aber da hatte Herr Subotic was dagegen (ohnehin wäre es ja eher ein Robben-Tor geworden). Unseren Thomas wird das eh nicht kratzen. Mandzukic, Ribéry und Robben (in dieser Reihenfolge) standen hier diesmal für die entscheidenden Szenen parat. Who cares.

Nein, eigentlich verbietet sich eine explizite Hervorhebung eines Spielers. Denn die Mannschaft hat es gerissen. Immer war es ein anderes Teil des Mosaik, welches Entscheidendes auf unserem Weg in dieser Saison geleistet hat. Ein Finale als Blaupause für eine ganze Saison – wie könnte es besser laufen?

Apropos schlecht laufen.

Ich glaube ja tatsächlich, dass wir dieses Spiel auch gewonnen hätten, wenn der Schiedsrichter alle strittigen Situationen gegen uns entschieden hätte. Ribéry also Rot gegen Lewandowski und/oder Dante Geld-Rot für den Tritt gegen Reus bekommen hätten. Kühne Vermutungen, klar. Aber wer weiß schon, wie sich das Spiel entwickelt hätte, wenn allein der erste PV ausgesprochen worden wäre? Komplett unklar. Hätte der BVB überhaupt noch die Luft gehabt, in Überzahl ein „Spiel zu machen“? Wären die 10 Bayern dann nicht erst Recht enger zusammen gerückt?

Im Fußball gleicht sich ja imho zumeist alles aus. So auch in diesem Finale. Denn der Schiedsrichter ließ insgesamt und auf beiden Seiten fast alles laufen. Den Tritt von Lewandowski gegen Boateng, das Trikotziehen gegen Müller, diverse kleinere Fouls auf beiden Seiten, Provokationen, etc.

Derlei soll z.B. die Aktion von Ribéry nicht kleinreden, ich glaube allerdings, dass diese Entscheidung falsch, aber nicht zwingend spielentscheidend gewesen sein mag. Sei es wie es sei, ich glaube schließlich auch daran, dass sich „Glück irgendwann aufbraucht“. So wohl im Falle des BVB. Denn wer hat schon vergessen, dass z.B. gegen Real Madrid nur ein Gegentor zum Ausscheiden gefehlt und gegen Malaga gar nur ein Abseitstor ins Halbfinale geführt hat? Da lasse ich übrigens auch das Argument „aber wir waren doch die bessere Mannschaft, allein die vielen Chancen“ nicht gelten. Denn wenn man seine vielen Chancen immer wieder als Argument anbringen muss, dann hat man ein Problem, denn Chancen generieren keine Pokale.

Damit mich keiner falsch versteht: Der BVB hat eine grandiose Championsleague-Saison gespielt und hätte es in dieser Saison nicht den FC Bayern gegeben (den es heuer imho übrigens nur aufgrund des BVB der letzten Jahre gab), hätten die Klopp-Kicker wohl den europäischen Thron bestiegen. Klassischer Fall von Pech gehabt. Wir Bayern können davon ein bis zwei Lieder singen. Deshalb höre ich jetzt auch auf von diesen Dingen zu reden.

Der FC Bayern ist Championsleague-Sieger der Saison 2012/13 und dies nicht unverdient. Punkt. Nächste Saison ist nächste Saison. Jetzt wird erst einmal gefeiert. Also am Sonntag. Unabhängig davon, wie das Pokalfinale am Samstag ausgeht. Klar ist, dass ich auch hier von einem Sieg ausgehe (siehe Cato), aber gespielt werden muss es ja dann trotzdem noch. Ob nüchtern oder mit 1,8 Promille.

Apropos freudetrunken.

Die Nacht des Championsleague-Sieges war die kürzeste Nacht seit dem 19.05.2012. Völlig zu Recht, alles, aber auch wirklich alles wollte ich an Eindrücken mitnehmen. Selbst wenn ein Finale vor Ort einen anders mitnimmt, als vor dem TV – ich war fertig. Und glücklich. Wie wir alle. Hoffen wir, dass es am nächsten Samstag exakt genauso sein wird.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von alten Damen. Und dicken Ladys.

Vor dem Spiel gegen Juventus hatten wir vor dem Spiel gegen den HSV Sorge. Dass wir nur Juventus im Kopf hätten und das Spiel schwierig werden könnte. Das Resultat? Bekannt. Vor dem Spiel gegen Juventus hatten wir Sorge, dass die Gala in der Bundesliga die Sinne trüben und Bruder Leichtfuß wieder auftreten könnte. Resultat? Berauschend. Der nach-österliche FC Bayern hat ganz offensichtlich seine bisherige Saison-Ernsthaftigkeit zurückgewonnen. Eine Ernsthaftigkeit die in Hoffenheim, gegen Fortuna, Arsenal und in der zweiten Halbzeit in Leverkusen abhanden gekommen schien.

KRISE! Weg damit. Wir sind wieder da. Kein Spiel zu früh. Und ich bin – mal wieder ehrlich – aber mit diesen beiden Spielen hätte ich so tatsächlich nicht gerechnet. Weder mit diesen neun Toren noch mit einen so deutlichen Vorsprung für das Rückspiel in Turin. Ein 2:0 ist aus meiner Sicht herausragend. Das war Juventus, Leute. Nicht das von 2009, nein, dass Team, dass seit 2 Jahren die ital. Liga beherrscht. Und deshalb gefiel mir das Spiel richtig gut. Aber der Reihe nach.

Es mag nicht von Nachteil gewesen sein, dass Sportkamerad Alaba in der 24. Spielsekunde den Ball bekommt, auf das gegnerische Tor schießt und der Ball – dank Abfälschung – unhaltbar ins Tor fliegt. Wirklich nicht. Auch wenn wir uns im Nachgang für 15-20 Minuten Sorgen machen mussten, dass die Conte-Kicker ihrer Überlegenheit im Spiel irgendwann Tore folgen lassen würden. Aber dann kamen wir zurück. Wir kamen so stark zurück, wie wir zumeist die gesamte Saison schon zurückkommen. Wie wir nach zwei Meisterschaften des BVB zurückkamen. Großartig.

Großartig auch, wie wir gegen diese Spitzenmannschaft agierten. Taktisch meisterlich von unserem Trainer eingestellt. Wurde es erst nach der Verletzung von Kroos richtig gut? Was weiß ich denn schon? Es hatte den Anschein, aber das werden wir nie erfahren. Robben kam rein und brannte. Brannte für dieses Spiel. Brannte für was auch immer. Aber er brannte. Und deshalb brannte Juventus auch. Und zwar phasenweise lichterloh. Da war aber nicht nur Robben. Da war Ribéry, später Müller, da war Schweinsteiger, Lahm, Dante, Alaba, wer auch immer. Und als Krönung mal wieder: Mandzukic. Unfassbar was der erneut gelaufen ist, was der gekämpft hat.

Ich erinnere mich noch an eine Szene. Da bekommt ein italienischer Abwehrspieler den Ball und will ihn nach vorne treiben. Von hinten läuft Mandzukic ihn an. Der Gegner reagiert und schlägt Haken, Mandzukic muss reagieren und läuft eine Kurve, bleibt aber dran und schafft es, trotz wesentlich größerer Laufstrecke, seinen Gegner immer noch unter Druck zu setzen. Wahnsinn.

Sich zu wiederholen mag bisweilen langweilig wirken. Hier wiederhole ich mich aber inzwischen gerne, denn ich glaube immer noch, dass weder Hamburg sich freiwillig neun(!) Tore in München einschenken lässt, noch dass sich Juventus Turin(!) im Viertelfinal-Hinspiel der Championsleague – wissend um die eigene Stärke der letzten zwei Jahre und die Tatsache, dass wir Bayern auswärts eher noch stärker sind – freiwillig so eine Dominanz aufzwingen lässt. Nein, wenn wir in Top-Besetzung antreten können und die richtige Einstellung zum Spiel finden, dann kann uns in dieser Saison offenbar kaum jemand schlagen. Das Thema Barca (oder Madrid) lassen wir hier mal außen vor – wir sind noch nicht im Halbfinale.

Ob das überheblich ist? Nein, für mich ist das eher eine empirische Aussage. Bis wir eines Besseren belehrt werden. Denn immer wenn es diese Saison eng wurde, fehlten uns entweder wichtige Spieler (Martinez, Ribéry, Schweinsteiger) oder eben die Einstellung (Hoffenheim, Düsseldorf, etc.). Manchmal auch beides (s. Arsenal).

Kurz zurück zu Kroos. Gegen Juventus sah der Schachzug, dass wir Robben für Kroos bringen konnten und dieser dann zum Faktor wurde, genial aus. Aber erstens war dies nur ein Spiel und was machen wir, wenn Robben sich irgendwann im Rest der Saison erneut verletzt? Dann haben wir imho ein mittelgroßes Problem. Nicht in der Bundesliga (denn da ist am nächsten Samstag um 17:25 der Drops gelutscht), nein, vielleicht im Pokal aber ganz sicher in der Championsleague. Im möglichen Halbfinale (für das VF-Rückspiel hat selbst Robbens Körper zu wenig Zeit sich zu verletzen) oder erst recht in einem traumhaften (mehr ist es zur Zeit noch nicht) Finale in London. Denn dort geht es auf neutralem Grund gegen Real, Barca oder entfesselte Dortmunder. Könnte bessere Perspektiven an dieser Stelle geben.

Sehen wir es positiv. Wir haben Juventus zu Null und mit zwei Toren Unterschied geschlagen. Dies ist – wie erwähnt – wesentlich mehr als ich erwartet hatte. Wir stehen mit einem Bein im Halbfinale. Wenn wir in Turin ein Tor erzielen, sind es 1,5 Beine. Weil Turin zwei wichtige Spieler ersetzen muss. Einer davon ist Vidal. Und Vidal ist das Herz von Juventus. Während Pirlo das Gehirn ist. Pirlo konnten wir ausschalten, mit Vidal hatten wir eher mehr Probleme. Nun gut, der liebe Arturo ist fast einen eigenen Beitrag wert, die Gesamtsituation ist komplex.

Weil Vidal in der ersten Halbzeit „holzen“ konnte / durfte, was unsere Muskeln, Sehnen und Bänder aushielten. Vor allem von Ribéry. Der englische Schiedsrichter ließ es zu. Er ließ recht viel zu und die Spieler dankten es ihm nicht. Die Fouls von Vidal, die Hände am Kopf und im Gesicht von Mandzukic, all solche Dinge hätte der Schiedsrichter bestrafen können. Hat er in der ersten Halbzeit nicht und deshalb kassierte Vidal seine dritte, Spielsperrende Karte in HZ2 für ein Handspiel. Ein Witz, denkt man an seine körperlichen Aktionen. Sei es, wie es war. Das Schiedsrichter-Gespann hatte sich in der Halbzeitpause – ganz offensichtlich – überlegt, die eigene Linie zu verschärfen. Nach Anpfiff der zweiten Halbzeit wurde phasenweise fast jede strafwürdige Aktion auf dem Rasen abgepfiffen. Erfahrene Championsleague-Schiedsrichter müssen eher nicht zu solchen Korrekturen gedrängt werden.

Vidal also für das Rückspiel gesperrt. Insgesamt hätte er auch Gelb-Rot bekommen können. Ebenso wie Chiellini übrigens (Thema Hände und Gesicht Mandzukic) auch. Die weitere Spielsperre für Juve in Person von Lichtsteiner ist imho zu hart. In der Aktion mit Dante im Strafraum war es weder eine Schwalbe von Lichtsteiner, noch foult hier Dante strafstoßwürdig (was ich teilweise auf Twitter zu lesen bekam). Normale Aktion in Strafraum. Gut für uns, schlecht vom Schiedsrichter.

Nicht minder gut für uns und schlecht für das Schiedsrichter-Gespann war der Tritt von Ribéry gegen Vidal. Wir reden hier nicht davon, dass „es mit Vidal ja schon irgendwie den Richtigen getroffen hat“, nein, wir reden hier davon, dass ein Weltklasse-Spieler wie Ribéry sich – auch wenn er noch so oft im Spiel getreten und gefoult wurde – nicht zu einer solchen Aktion hinreißen lassen darf. Das darf man nicht in einem Championsleague-Viertelfinale. Und auch nicht einem Pokalspiel in Augsburg. So sehr einen der Gegner auch provoziert. Das hast Du doch gar nicht nötig, Franck! Glück für uns, dass der Schiedsrichter ganz offensichtlich die Aktion tatsächlich gesehen hat(!) aber trotzdem das Platzverweiswürdige Foul nicht als solches bewertet hat(!!). Ribéry ist somit im Rückspiel dabei, Vidal nicht. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass all die Schiedsrichter, die in Zukunft (dieser Saison) ein Spiel des FC Bayern in der Championsleague pfeifen werden, ein ganz besonderes Auge auf Ribéry werfen werden. Das hat er nun davon.

Nun, die Oper ist noch nicht zu Ende, die fette Lady hat noch nicht gesungen. Turin ist zuhause inzwischen eine Macht und ein frühes Heimtor wird uns eventuell verunsichern können. Wer weiß das jetzt schon mit Sicherheit auszuschließen? Zu unserem Glück haben wir kaum Zeit uns dieses Szenario auszumalen. Wir spielen am Samstag um die Deutsche Meisterschaft in Frankfurt und danach geht es direkt nach Turin. Das Gegenteil vom Achtelfinale. So muss es sein.

Es klingt komisch. Aber in diesen Tagen dürfen / müssen wir Bayern nur von Spiel zu Spiel denken. Frankfurt. Turin. Sind wir dann Meister und stehen im Halbfinale der Championsleague, geht es weiter. Und unser Trainer wird sicher auch dann das Richtige tun, um unsere frisch zurückgewonnene Ernsthaftigkeit beizubehalten. Sonst lässt er denMatthias auf die Mannschaft los. Fass! 😉

Habe ich was vergessen?

Kein Gegentor nach einer Ecke. Fabulös. Kein Spieler für das Rückspiel gesperrt, Martinez steht wieder zur Verfügung, analog zu Schweinsteiger bei quasi 0 Verwarnungen. Gefährdet sind dafür weiter Lahm & Dante und zusätzlich nun Gustavo und Mandzukic. Zwei davon können wir ausklammern. Wenn unser Kapitän das will, bekommt der im restlichen Verlauf der Saison keine Karte mehr und Gustavo wird nur noch ein Faktor werden, wenn Martinez oder Schweinsteiger sich verletzen oder später noch eine Sperre absitzen (beides möge der Fußballgott verhindern (am Ende im Finale?!)). Bleiben also als negative Faktoren Dante und vor allem Mandzukic. Fällt unser kroatische Super-Mario aus, bricht unsere größte Pressing-Waffe weg, denn wer glaubt ernsthaft, dass ein Gomez diese Eigenschaft kompensieren könnte? Was Gomez aber kompensieren könnte, wäre die Torgefährlichkeit in der roten Zone, klar. Die hat mit Mandzukic‘ Pressing natürlich gegen Juventus gefehlt. Wie man sieht, gibt es immer noch vortreffliche Optionen im Münchner Kader. Noch. Andererseits: Uns stehen „nur“ noch (max.) sechs Partien in den Pokalpartien dieser Saison bevor. Realistisch betrachtet, sind es wohl nur noch vier kritische Spiele in der Königsklasse. Denn gegen Wolfsburg, Freiburg oder Stuttgart muss es – in dieser Saison – doch eigentlich auch die 1b-Elf schaffen. Ansonsten wäre bisher national was schief gelaufen…

Kommen wir langsam zum Ende.

Die Ausgangslage gegen Juventus ist bemerkenswert und unerwartet. Lasst uns diese Chance verwerten. Und lasst uns bitte am Samstag mit einem Sieg in Frankfurt endlich diese Rekordmeisterschaft holen!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Hanseatischer Wille und Bayerischer Berg

Das Gastspiel unseres FC Bayern in Hamburg ist für mich immer ein ganz besonderes Spiel. Aus Gründen. Der Historie zum Beispiel. Himmel, was waren da für Spiele, respektive Enttäuschungen dabei.

Davon konnte am Samstag nach dem famosen 3:0-Auswärtssieg keine Rede (mehr) sein. Es war uns allen ein Fest. Und die drei Tore waren ja für den Hamburger SV noch geschmeichelt. Allein schon aufgrund der ersten Minuten nach dem Seitenwechsel.

Aber der Reihe nach.

Wie erwähnt, ich war ein wenig nervös. Würden wir diese ersten Zweifel nach der Niederlage gegen die Dusel-Leverkusener wirklich größer werden lassen? Würden wir jetzt tatsächlich die „Meisterflatter“ kriegen? Nachdem wir zuvor alles, einfach alles gewonnen hatten?

Ich hatte auch hier Zweifel, allerdings in die andere Richtung. Wie verrückt ist das denn? Man siegt und siegt und siegt und dann verliert man – zum ersten Mal in der Bundesliga – Punkte und schon soll das gesamte bayerischen Kartenhaus zusammenfallen?

Wie schnelllebig sind unsere Sportmedien geworden? Schlimm.

Inzwischen wissen wir: Keiner dieser Zweifel hatte eine Grundlage. Die Bayern spielen souveräner als zuvor und es macht mir und uns weiterhin einen bächtigen Spaß diesem Treiben zuzuschauen.

Ich hätte im Nachgang einiges dafür gegeben, allein die 10 Minuten vor und 10 Minuten nach der Pause live im hanseatischen Stadion mitzuerleben. Aber auch so war es ein Genuss.

Mit der erwähnten Grundstimmung und unter dem Eindruck der ersten 15-20 Minuten in diesem Spiel hätte man das nicht unbedingt erwartet. Die Fink-Kicker pressten lauffreudig und agil. Die Bayern kamen so nicht wie gewünscht in ihr Spiel. Muss man ja erwähnen dürfen, zumal jetzt jeder nur noch den Eindruck der kompletten bayerischen Dominanz im Hinterkof hat.

Nach dieser guten HSV-Phase aber übernahmen unsere Künstler das Kommando. Nix gegen den lieben Holger, aber wie sehr uns der Sportskamerad Alaba im Vergleich zu Herrn Badstuber auf der LAV weiterbringt, hat dieses Spiel hoffentlich allen Beteiligten final aufgezeigt. Hammer!

Nicht nur, dass Alaba läuft, als gäbe es kein Morgen, nein, seine Dynamik und seine Interaktion mit Ribéry ist schon Spitzenklasse. Ja, ja, „nur der HSV“ und „überfordert“ und „kein richtiger Gegner“ – alles richtig. Aber ausgerechnet dieser HSV war doch zuletzt so gut drauf und hat sich vom Tabellenkeller in die CL-Regionen zurück gekämpft. Oder? Eben.

Nein. Unsere neue / alte linke Seite ist wieder erste Sahne. Unsere rechte Seite ist weiterhin nicht schlecht, fiel aber am Samstag doch ein wenig ab. Unser Interview-Wortführer, äh Kapitän hatte weniger anzubieten als sein österreichisches Pendant. Und vielleicht auch deshalb war Herr Müller zunächst viel weniger im Spiel als Ribéry.

Aber auch und gerade im Fall von Thomas Müller ist dies komplett irrelevant. Ein Thomas Müller in der aktuellen Form ist – ebenso wie wohl Franck Ribéry – der beste Müller, den wir je hatten. Sein Spielwitz, seine Spielintelligenz und Spielweise sind eben auch ein Faktor für den aktuellen Erfolg.

Natürlich haben wir bisher nicht Barcelona im Championsleague-Finale mit 4:0 an die Wand gespielt, aber so wie wir heuer die Bundesliga angehen, lasse ich nicht in jedem Spiel diese Standard-Ausrede „wartet mal, bis die starken Gegner kommen“ gelten.

In der letzten Woche habe ich mich über diese Niederlage aufgeregt. Na klar. Aber ganz offensichtlich war sie das Beste, was uns passieren konnte. Für eine erneute und nachhaltige Fokussierung auf das Wesentliche:

Nichts kommt von allein. Auch und gerade beim FC Bayern!

Sauber. Hat sich dieser Gedanke tatsächlich in unser Team eingebrannt, steht uns eine rosige Saison bevor (zumindest national).

Einzelkritik?

Alaba, Müller, Ribéry – Extraklasse. Der Rest fiel kaum ab und überzeugte im Kollektiv. Ein Tor schöner als das andere und auch Herr Kroos hatte erneut ein besseres Spiel.

Euphorischer wird es nicht. Dafür ist das Spiel schon wieder zu lange her, habe ich schon wieder zu viel gearbeitet und freue ich mich vom Kopf her schon wieder zu sehr auf mein Gastspiel in München gegen Lille.

Diese Knochenbrecher will ich mir am Mittwoch mal aus der Nähe ansehen – ob Ribéry vielleicht geschont wird? Bis zu dem Zeitpunkt, wo wir ihn tatsächlich für einen notwendigen Sieg benötigen?

Hoffen wir das Beste – ich werde berichten!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Offener Brief an Jupp Heynckes

Sehr geehrter Herr Heynckes,

vielleicht darf ich mich Ihnen zunächst einmal vorstellen.

Mein Name ist Oliver Schmidt, ich bin 40 Jahre als und Bayern-Fan seit ich denken kann. Konkret wohl irgendwas so um die 35 Jahre. Ferner bin ich seit 21 Jahren Vereinsmitglied des FC Bayern München, die entsprechende Ehrennadel liegt mir inzwischen vor.

Ich bin kein Fußball-Trainer, kein Experte, kein Journalist. Einfach nur ein Fan, der im vierten Jahrzehnt seinem FC Bayern beim Fußballspielen zuschaut. Früher oft vor Ort, heute mehr aus der Ferne aber nicht minder live.

Warum ich Ihnen dies alles erzähle?

Weil ich ein Anliegen habe. Ich möchte Sie auf zwei Internet-Artikel hinweisen, die in den letzten Tagen auch auf meinem Internet-Tagebuch (-> „Weblog“) diskutiert wurden.

Es geht hier um Diskussionen und Strategien, wie unser aller FC Bayern wieder erfolgreicher, taktisch flexibler agieren kann.

Persönlich bin ich absolut davon überzeugt, dass Sie und Ihr Team nicht nur von diesen Artikeln wissen, sondern Ihnen auch die Inhalte bekannt sind. Gleichwohl will ich sicher gehen, dass nichts unversucht blieb, um unsere Mannschaft wieder in die Erfolgsspur der Hinrunde zurück zu führen.

Wie erwähnt, bin ich selbst kein Experte. Aus diesem Grund las ich aufmerksam die Einschätzung von Herrn Frank Wormuth, seines Zeichens Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung und Coach des deutschen U-20-Nationalteams. Er machte sich im Interview mit dem Internet-Portal Spox [1] so seine Gedanken u.a. über den FC Bayern.

Ein Lob für Ihre Arbeit hat er ebenfalls übrig – ich zitiere:

SPOX: Welchen Fußball verkörpert Herbstmeister FC Bayern?

Wormuth: Man sieht noch immer Louis van Gaals Handschrift. Jupp Heynckes ist klug genug zu wissen, dass van Gaal zwei Jahre die Mannschaft geprägt hat, entsprechend versucht er nicht, komplett etwas Neues einzuführen, sondern an den elementaren Dingen des Van-Gaal-Fußballs festzuhalten. Heynckes geht psychologisch anders an die Spieler heran, was einem Franck Ribery offensichtlich gut tut, doch die taktische Basisarbeit stammt von van Gaal. Die Bayern werden immer flexibler

Dieser Überzeugung bin ich ebenfalls. Ihre Arbeit gefällt mir selbst auch sehr gut. Sie haben die Grundlagen von Herrn van Gaal übernommen und die vorhandenen Probleme erkannt und versucht zu beheben.

Herr Wormuth legt allerdings auch den Finger in die – nicht nur auf meinem Internet-Tagebuch diskutierten – Wunden. Zitat:

SPOX: Was bei den Bayern auffällt: Nach starkem Beginn wurde die Abwehr immer anfälliger. Heynckes sagt, dass das mit der fehlenden Zeit für Pressingtraining während der englischen Wochen zu erklären sei. Wird Pressing tatsächlich so schnell verlernt?

Wormuth: Pressingtraining bedeutet nicht nur Zeitaufwand, sondern auch einen Kraftaufwand. Das Pressing auf höchstem Level in Zeitlupe zu üben, bringt nichts, es muss immer unter Vollbelastung stattfinden: Hart anlaufen, im maximalen Bereich arbeiten. Außerdem lebt das Pressing von der Synchronizität aller Spieler. Wenn die Spieler nicht gleichzeitig pressen, entstehen Schnittstellen. Damit das verhindert wird, muss man im Training gemeinsam am Timing arbeiten – was weitere Zeit und Kraft kostet. Daher bleibt den Bayern wegen der Doppelbelastung nichts anderes übrig, als das Pressingtraining zu vernachlässigen. Hinzukommt eine psychologische Dimension.

SPOX: Nämlich?

Wormuth: Der Gegner weiß jetzt eher, wofür die Bayern anfällig sind. Sie sind es gewohnt, dominant zu spielen, weil der Gegner tief steht. Wenn jedoch Mainz ankommt und richtig Druck ausübt, bekommen die Bayern wegen der ungewohnten Situation ein Problem.

SPOX: Müssten die Bayern grundsätzlich nicht flexibler sein und mitten im Spiel auch einmal vom 4-2-3-1 abkehren, um auf die angepasste Taktik der Gegner zu reagieren? So wie es Barcelona im Clasico bei Real Madrid vormachte?

Wormuth: Hier müssen wir erst mal zwischen den Begriffen Grundordnung und System unterscheiden. Eine Grundordnung sagt nur aus, wie der Trainer seine Spieler aufstellt: „Im Spiel gegen den Ball steht ihr im 4-4-2-Linie. Bei Ballbesitz stehen die Außenverteidiger hoch, so dass es ein 2-4-4 ergibt.“ Ein System hingegen beinhaltet nicht nur die Grundordnung, sondern die Verhaltensweise der einzelnen Positionen: Es ist zum Beispiel ein Unterschied in der Spielweise einer Mannschaft, ob sie im 4-4-2-Raute die Außenverteidiger in der Offensive hinten lässt oder sie marschieren lässt.

SPOX: Warum die Unterscheidung?

Wormuth: Eine Grundordnung zu verändern reicht nicht aus: Die Bayern liegen zurück, dann wird halt Daniel van Buyten in den Schlussminuten aus der Verteidigung in den Sturm gezogen. Mal klappt es, mal verpufft es. Vielmehr geht es darum, dass die Mannschaft je nach Spielsituation von System zu System variieren kann: Es geht nicht nur um die Grundordnung, sondern eben auch um taktisches Verhalten. Lassen wir den Gegner bei Ballverlust kommen? Gehen wir gleich voll drauf? Wie verhalten sich die Außenverteidiger? Die Bayern sind am Toplevel, doch wenn sie die letzte Stufe nach ganz, ganz oben schaffen wollen, müssen sie sich vielleicht noch ein wenig weiterentwickeln. Aus dem Grund hat Bundestrainer Jogi Löw gegen die Ukraine auf die Dreier-Abwehrkette umgestellt. Die Spieler dachten: „Was ist denn nun los?“ Löws Botschaft war: „Burschen, passt auf, ihr müsst damit rechnen, dass wir von draußen Dinge verändern können, die ihr vorher als gegeben betrachtet habt.“

Damit kein falscher Eindruck entsteht, Herr Heynckes: Ich bin total davon überzeugt, dass all diese Überlegungen für Sie nicht neu sind und Sie und Ihr Trainerstab sich selbst permanent mit diesen Punkten beschäftigen. Einzelne Sätze aus Ihren Pressekonferenzen, oder aus Artikeln, die auf der Internet-Seite des FC Bayern publiziert werden und wurden, sprechen hier ergänzend eine deutliche Sprache. Mir liegt es einfach nur am Herzen, dass Sie auch einmal eine Stimme „von der Basis“ erhalten, eine zusätzliche Inspiration in Ihrer täglichen Arbeit.

Einen noch konkreteren Ansatz verfolgt das – in der Internet-Gemeinde inzwischen recht bekannte – Internet-Tagebuch spielverlagerung.de [2]. Hier wird auf Basis des bestehenden Kaders über alternative Taktiken und Aufstellungen spekuliert. Der Artikel ist zu lang, um ihn hier zu zitieren. Die Quelle selbst finden Sie im unten gelisteten Quellenverzeichnis. Ich will mich auf einzelne Punkte konzentrieren.

Die Mannschaft des FC Bayern spielte in großen Teilen der Hinrunde einen hinreissenden Fußball, der geprägt war von einer Frische, wie wir (außenstehende) Anhänger des Vereins ihn schon länger nicht mehr sehen konnten. Auch Ihnen gebührt hier ein Teil des Lobes – dies hatte ich oben ja schon erwähnt.

Tatsache ist aber leider, dass wir – aus welch‘ multiplen Gründen auch immer – ein wenig von dieser Dynamik verloren haben. Vielmehr hat die Mannschaft nach einem – quer durch den Verein als äußerst positiv bewerteten – Trainingslager einen eher durchwachsenen Start in die Rückrunde erlebt. Ich denke dieser Umstand stört Sie selbst am meisten.

Vielleicht hilft an dieser Stelle eine Umstellung in der Taktik oder Grundordnung? Haben Sie sich damit schon einmal beschäftigt? Im Artikel ist die Rede von einem Ausweichen von Mario Gomez weg von der Mittelstürmer-Position hin auf die linke Außenbahn um seine Stärken wieder mehr zur Geltung bringen zu können. Ist dies eventuell eine Option, die Sie selbst schon einmal erwogen haben?

Am besten wäre es vielleicht, Sie lesen sich den Artikel selbst in Ruhe durch – einiges werden Sie sicher schneller durchdringen als dies mir vergönnt war.

Ich will nur helfen. Ihnen, der Mannschaft, uns allen. Mehr nicht, denn das würde mir schon reichen.

In diesem Sinne.

Auf ein erfolgreiches Pokalspiel am morgigen Mittwoch.

Mit freundlichen Grüßen,
Oliver Schmidt

Quellen:
[1] Internet-Portal Spox, Verlinkung: http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1112/Artikel/frank-wormuth-taktik-hinrunden-fazit-bayern-muenchen-hollaendisch-jupp-heynckes.html

[2] Internet-Tagebuch „Spielverlagerung“, Verlinkung: http://spielverlagerung.de/2012/02/04/gomez-auf-den-flugel-gegen-bayerns-ausrechenbarkeit/