Die Fifa, die WM, die Wetten und überhaupt

Die Fifa hat die nächsten Weltmeisterschaften vergeben.

Nach Russland und nach Katar.

Im Rest der Welt hat das einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Mich lässt das bemerkenswert kalt.

Warum? Weil ich in Bezug auf Fußball-Funktionäre ohnehin jegliche Hoffnung verloren habe. Je höher, desto schlimmer. Wer sich über Herrn Blatter aufregt, der hat offenbar schon vergessen, unter welchen Umständen er überhaupt ins Amt kam und wie er sich seine Wiederwahlen zu sichern pflegt. Was man so hört.

Ein einziges Mal konnten „wir“ ihm ein Schnippchen schlagen, als der Vertreter Ozeaniens nicht so abstimmte wie er sollte und Deutschland statt der abgesprochenen Südafrikaner die WM 2006 ausrichten durfte. Nun, dieser Fehler im System wurde kurz mal korrigiert, als man die Kontinental-Rotation einführte und somit Südafrika für 2010 (und Brasilien für 2014) die WM sicherte (danach wurde sie wieder abgeschafft, brauchte man offenbar nicht mehr). Man kann ja mal auf bei anderen afrikanischen Fans und Funktionären nachfragen, was die wiederum von der damaligen WM-Vergabe halten (ich kenne da ein paar Stimmen z.B. aus Marokko).

Jetzt also Russland. Und Katar. Beides vorbildliche Nationen. Auch was die Regierungsform und die Gesellschaft angeht. Aber wer auf gesunden Menschenverstand oder Demokratie-Ansatz beim Weltverband hofft ist, wohl eher ein Träumer.

Die Kommentare Herrn Putins nach der besiegelten „Sport-Weltherrschaft“ (Olympia, WM) im nächsten Jahrzehnt sprechen da ebenfalls eine deutliche Sprache.

Wer mehr Details zu diesem Thema nachlesen will, dem empfehle ich wärmstens die Webseite Herrn Weinreichs.

Speziell diesen Beitrag hier.

Und wo wir ohnehin bei Herrn Weinreich sind, ist der Weg zu Herrn Zwanziger nicht weit (Oh, ist das jetzt abmahnfähig?).

Nun gut. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Ich distanziere mich natürlich und selbstverständlich total davon, hier irgendeinen Zusammenhang konstruiert zu haben zwischen den obigen Zeilen und dem DFB-Präsident. Nichts liegt mir ferner.

So was gibt’s doch gar nicht in der bundesliga wetten?

Apropos Wetten – was gibt’s denn da Neues?

Der Prozess um den letzten Wettskandal läuft. Und Thomas Cichon wird stark belastet. Was dieser in Abrede stellt.

Womit wir die Kurve kriegen zu meiner obigen Aussage: Und?

Was so eine Prozessandrohung alles bewirken kann

Erst die Aufdeckung, dann erste Konsequenzen und jetzt weitere.

Peter Limacher, Chefermittler des europäischen Fußballverbandes, hat laut Uefa-Mediendienst „seine Pflichten im Zusammenhang mit sämtlichen Disziplinarfällen delegiert“

Was auch immer das bedeutet. Zunächst mal nur, dass er sich voll und ganz auf obiges Thema konzentrieren will.

Offenbar zeigt sich aber hier – wie so oft im Leben – ohne Druck ändert sich ja nischt.

Achso – Herr Robin Boksic sagt übrigens nix mehr.

Dann ist da wohl doch was Wahres dran, oder?

Zunächst dachte man ja, dass der FC Bayern da ein wenig überreagiert.

Sah die UEFA anfangs genauso. Aber nur kurz, denn dann kam es zum Gespräch und die Herren wurden nachdenklich.

Und was lesen wir vorgestern?

UEFA-Ermittler Robin Boksic wird entlassen. Über die Zukunft von Herrn Limacher wird noch spekuliert.

Scheinbar entbehrt die Reaktion des FC Bayern dann wohl doch nicht jeder Grundlage, oder?

Das ist so unfassbar – da fehlen mir die Worte

Wie bitte?

Was lese ich hier, hier und vor allem hier?

Was ist das denn für ein „Sumpf“ da bei der UEFA? Insofern es stimmt.

„Die Ermittlungen des europäischen Fußball-Verbandes Uefa brachten alarmierende Ergebnisse in Sachen Bestechung. Unter anderem sollte der FC Bayern ein Spiel verkauft haben. Der stern deckt nun auf, dass die Quelle für die Anschuldigungen ein Betrüger ist – den Uefa-Chefermittler Peter Limacher als seinen „besten Mann“ bezeichnet.“

Dieser Mann ist ein „Münchener Kroate namens Robin Boksic aus dem Umfeld der Sapina-Brüder, in Deutschland gut bekannt als Drahtzieher im Hoyzer-Skandal“.

Schön.

Wer übrigens schon vergessen hat, wer Herr Limacher überhaupt ist…

„Uefa-Disziplinarchef Peter Limacher war es auch, der im Mai 2010 dafür sorgte, dass Franck Ribéry wegen seiner roten Karte das Champions-League-Finale verpasste.“

Der FC Bayern und die Russen-Mafia

Ich bin ganz ehrlich: Für mich war das Thema total neu.

Und so richtig sicher bin ich mir auch nicht, ob das überhaupt ein Thema ist.

Jeden Tag lese ich das aktuell was anderes. Erst, ja es wird ermittelt, dann nein, die Ermittlungen haben nix ergeben, dann, wir wissen noch nicht was die Ermittlungen ergeben haben werden, und heute, dass „die für Korruption zuständige Staatsanwaltschaft in Spanien“ jetzt ermittelt.

Außerdem müsse geklärt werden, ob die spanische Staatsanwaltschaft in dieser Angelegenheit zuständig sei

Achso. Soll mir das jetzt was über die Seriösität der Quellen oder der berichtenden Medien sagen?

Warten wir es mal ab.

Trotzdem ein, zwei Gedanken von mir zu diesem Thema.

Erstens sehen sich jetzt wahrscheinlich die üblichen Verdächtigen, vor allem im Rückblick des Kirch-Skandals 2003, erneut beim Thema FC Bayern bestätigt.

Na dann.

Zweitens habe ich das Spiel gesehen. Zenit hat uns kaputt gespielt. Ein gewisser Herr Timoschtschuk spielte in der Form seines Lebens. Das war fast so schlimm wie das 0:4 ein Jahr später (aber da hatte bestimmt die spanische Mafia die Hände drin).

Drittens reden wir hier vom FC Bayern und der Russen-Mafia. Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass sich der FC Bayern auf Geschäfte mit der russischen Mafia einlässt? Die Verantwortlichen, Spieler? Auch wenn es um 50 Mio. Euro geht?

Ja?

Achso. Keine weiteren Fragen.

FC Hollywood, Schubladen, Reflexe und Weihnachtsfeiern

Skandal!

Olli Kahn von Hitzfeld supendiert.

Beim Lesen zuckte auch ich spontan zusammen.

Reflexartig traten die üblichen Verdächtigen aus ihrem Schattendasein. Hatten sie doch direkt Kahns Kritik an den neuen Topstars als Grund identifiziert.

Dabei sprach der doch nur aus, was nicht nur wir Fans, sondern hoffentlich auch Hoeneß, Hitzfeld und Co. denken…

Später am Tag gab es erste Gerüchte, dass es mit der Weihnachtsfeier des FC Bayern vom letzten Samstag zu tun haben könnte, die in sicherlich sehr „beschaulicher Atmosphäre“ stattfand.

Zunächst mal komisch. Im Interview zeigte sich heute sowohl Lahm als auch Sepp Maier eher verschlossen. Naja.

Später hieß es, Kahn hätte die Weihnachtsfeier frühzeitig verlassen, was ganz besonders Hoeneß aufgestoßen sein soll. Aber dafür 25.000,- Euro Strafe?

Erst ein Blick in den RTL-Videotext (aus Versehen) am heutigen Abend brachte eine Präzisierung und etwas mehr Licht ins Dunkel:

Kahn soll die Weihnachtsfeier unter dem Vorwand verlassen haben, einen wichtigen Termin zu haben. Wenig später aber mit Dauerfreundin Verena (und das, wo ich doch zuletzt las, man hätte sich (ENDLICH) getrennt…) in einem anderen Restaurant gesichtet worden sein.

Das macht die Sache schon etwas runder.

„Pflichttermin unter Vortäuschung falscher Tatsachen versäumt.“

Den ganzen Rest werden wir wohl nie erfahren, trotzdem begibt sich Kahn hier auf dünnes Argumentations-Eis, macht sich gar selbst angreifbar, vor allem unter dem Aspekt seiner (berechtigten) Kritik an Kollegen. Dumm gelaufen.

Ob das allerdings schon für einen neuen FC Hollywood reicht?

Mehr Sozialismus am Stiefel?

Italien steht kurz vor der Rückkehr zur zentralen Vermarktung der TV-Rechte.

Somit hätten wir einen ersten Schritt getan, dass im europäischen Fußball wieder so etwas Ähnliches wie Chancengleichheit einkehrt, oder?

Obwohl der ital. Fußball für mich ohnehin am Boden liegt. Daran ändert auch der CL-Sieg von Milan nichts.

Wenn ich allein daran denke, wie viele Skandale es aktuell im Fußball am Stiefel gibt – die jüngsten Vorwürfe der Bilanzfälschung und Lizenzerschleichung durch die Mailänder Vereine, sprichen da einmal mehr eine deutliche Sprache. Ich kann mir nämlich durchaus vorstellen, dass zuviel Geld den Charakter verdirbt. Vor allem Geld, dass man mit vollen Händen scheffelt.

Juventus ist ebenfalls ein gutes Beispiel: Kaum aus der zweiten Liga aufgestiegen, wird flugs mal schnell noch eine Kapitalerhöhung an der Börse durchgezogen und schon hat man wieder frisches Geld zum Verbrennen (obwohl das eigentlich ein Problem der Anlieger ist – mal bitte in Dortmund nachfragen!). 101 Millionen Euro, von denen 63 Millionen unmittelbar wieder ausgegeben werden! Dabei hatte Juve ja noch jede Menge Geld – eben aus Erlösen der Einzelvermarktung.

Alles sehr „italienisch“. Wie lange das so noch gut geht, ist ohnehin mehr als ungewiss.

Und für alle die, die jetzt wieder aufstöhnen, ob evtl. ersichtlicher Doppelmoral meinerseits: Für die Bundesliga wäre es fatal, wenn es eine dezentrale Vermarktung gäbe, denn der Anteil des FC Bayern am Kuchen wäre sicherlich beträchtlich!

Ich war immer nur der Meinung und Überzeugung, dass es in Europa die gleiche „solidarische“ Verteilung der TV-Gelder geben müsste wie in Deutschland. Teilweise sehe ich mich da nun am Ziel. Nicht mehr und nicht weniger.

Der Sieger, der nicht sein durfte

Gestern war Championsleague. Das Finale.

Ich habe kaum was gesehen. Nur kurz einen Ticker. Da stand es 2:0 für Milan. Als ich den Fernseher anmachte, stand es nur noch 2:1, aber meine Hoffnung war trügerisch. Wenn in einem Spiel Inzaghi zwei Tore macht, noch dazu so eins wie das 1:0, dann kann für Milan nichts schiefgehen.

Jetzt könnte man als Bayern-Fan natürlich sagen: Hey, wir sind gegen den späteren Sieger rausgeflogen. Derlei beschäftigte mich nach dem Spiel aber mitnichten. Ich musste einmal mehr zurückdenken. An den letzten Sommer.

Kann sich eigentlich noch jemand daran erinnern, dass Milan mehr als tief im Sumpf des italienischen Ligaskandals steckte?

Milan, neben Juve Nummer 2 der Beschuldigten, sollte zunächst gar aus der Serie A absteigen, zumindestens ein saftiger Punktabzug stand auf der Agenda.

Aber was passierte dann?

Schon in der ersten Instanz lächerlichen Urteilen, folgte Berufung auf Berufung. Sogar die UEFA ließ sich zu einem Gnadenurteil hinreissen und Milan in die Qualifikation zur Championsleague. Zwar wollte kurzfristig die Fifa noch eingreifen, dies zeugte allerdings einmal mehr nur von blindem Aktionismus.

Am Geldtropf des Medienmoguls und Ex-Ministerpräsidenten hängend, der seinerzeit drauf und dran war, sich neben den Medien und der Justiz, gleich ganz Italien unter den Nagel zu reissen, schaffte es Milan seine Stars zu halten, die sich tatsächlich durch eine holprige Vorrunde schleppten, um dann mit Glück das Achtelfinale zu überstehen, ausgerechnet gegen den FC Bayern im Rückspiel in München zu alter Stärke zurückzufinden und in der Vorschlussrunde als Gipfel die zuvor bärenstarken Engländer aus Manchester auszuschalten.

Im Finale war es dann zu spät Milan noch aufzuhalten, dafür war Liverpool einfach nicht frisch genug und vielleicht einen Tick zu britisch.

Wie auch immer: Diese ganze Entwicklung ist für mich mehr als bedauerlich, habe ich doch den Weg Milans seit dem Skandal verfolgt und konnte immer wieder nur mit Entsetzen feststellen, dass der AC Hürde über Hürde nahm, zunächst vor ital. Gerichten (schon in sich ein Widerspruch), dann auf dem Rasen.

Schlimm.