Von Sandplätzen, Schnick-Schnack-Schnuck und jeder Menge Spaß in der Hauptstadt

Zwanzig Tore in drei Pflichtspielen. Zwanzig. Ein neuer Rekord in der 112-jährigen Geschichte des FC Bayern.

Was wir dafür bekommen haben? Sechs Bundesliga-Punkte, eine zweipunktige Rückstandverkürzung und die Qualifikation zu zwei weiteren Spielen in der Championsleague.

Mehr nicht. Klingt komisch, ist aber so. Denn so sehr ich diese aktuelle Stimmung rund um die Zauberer im Bayern-Trikot genieße, wir haben immer noch fünf Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund und hatten zum Start der Rückrunde drei Punkte Vorsprung.

Diese Probleme scheinen Lichtjahre entfernt, gleichwohl würde ich es noch mehr genießen, wenn wir zuletzt nur die Hälfte dieser 20 Tore erzielt und den Rest auf die Spiele in Hamburg, Freiburg, Leverkusen und Gladbach verteilt hätten.

Das nur am Rande.

Natürlich war auch das Spiel in Berlin grandios. Und mir ist weiterhin völlig schnuppe, ob wir erneut nur einen schwachen Gegner hatten und der irgendwann total auseinander gebrochen ist oder wir 2-3 Elfmeter geschenkt bekommen haben oder, oder, oder. Der BVB hat in Berlin nur mit 1:0 gewonnen. Und die Tordifferenz haben wir uns auch zurückgeholt. So.

Aber mehr zu unserer eigenen Mannschaft.

Mir gefällt es – natürlich – außerordentlich, dass die zuvor schon thematisierte Umstellung in der Auf- und vor allem auch Einstellung zum aktuellen Aufschwung geführt hat. Keine Mannschaft der Welt lässt sich freiwillig 6-7 Tore einschenken (abgesehen vielleicht von Spielern mit einer kleinen Wett-Leidenschaft – lassen wir das). Somit muss es – Fanbrille hin oder her – schon ein wenig mit dem FC Bayern selbst zu tun haben, was wir da gerade sehen.

Es liegt an der Rückkehr des 2007er-Ribéry.

Es liegt an der Rückkehr der gleichzeitigen Fitness von „Robbéry“.

Es liegt an der massiv verbesserten Chancenverwertung.

Es liegt an den frühen Führungstoren.

Fußball ist weiterhin so einfach. Alle anderen positiven Effekte resultieren imho aus den obigen Punkten.

Fußball ist aber auch immer noch schnelllebig. Deshalb zählen die drei Gala-Spiele am Mittwoch in Pokalhalbfinale in Mönchengladbach recht wenig. Allenfalls für das Selbstvertrauen der Bayern. Aber dieser Gegner weiß zumindest wie er uns schlagen kann. Ob es ein drittes Mal gelingt, hängt von vielen Dingen ab.

Ob Heynckes – auch nach der Rückkehr von Herrn Rafinha – weiter das neue, erfolgreiche System spielen lässt (er hat imho keine andere Wahl).

Ob die Bayern darauf brennen werden, kein drittes Mal gegen die Borussia vom Niederrhein zu verlieren.

Ob unser Team auch gegen eine Mannschaft wie die Gladbacher (defensiv stark, schnell im Umschalten) inzwischen Mittel und Wege findet.

Eins steht fest: Der aktuelle FC Bayern ist eine andere Mannschaft wie zum Rückrundenauftakt.

Fast alle Spieler haben sich nach dem Leverkusen-Spiel – endgültig – am Riemen gerissen. Hoffen wir dies auch für Mittwoch.

Was war noch in Berlin?

Sechs Tore. Davon drei Elfmeter.

Meiner Meinung nach kann man alle drei geben, auch wenn es ungewöhnlich zu sein scheint, aber wenn man seinen Gegner dreimal im Strafraum in die Zange nimmt, zutritt, festhält oder ans Schienbein tritt, dann fängt man sich eben drei Gegentreffer.

Es mag Spiele, es mag Schiedsrichter geben, wo Bayern in der Alaba-Situation seinerseits einen Elfmeter kassiert. Geben muss man ihn trotzdem nicht zwingend.

Zwingend Rot kann man Hubnik für das Foul an Kroos hingegen schon eher geben. Mehr Frust-Foul von hinten an der Mittellinie geht nicht. Egal, Kroos hat es ja überlebt.

Ferner darf Herr Gomez noch zwei Tore aus dem Spiel heraus erzielen. Eine Ambivalenz, die man – selektiv betrachtet – sehr oft bei ihm feststellt. Einfache Dinge erzeugen Luftlöcher, schwere Akrobatik lässt es klingeln. Verrückt.

Nein, ich bin inzwischen insgesamt sehr zufrieden.

Mit unseren Offensivkräften. Ob sie nun Ribéry, Robben, Gomez oder Müller heißen.

Mit unserer Mittelfeldachse Gustavo und Kroos (sehr gute Rollenaufteilung).

Mit unserer Defensive. Lahm mit besten Spielen auf Rechts seit Monaten, Alaba mit ansteigender Form und mehr und mehr Stabilität (warten wir hier Gladbach und Hannover ab). Und über unsere Innenverteidigung müssen wir weiterhin nicht reden. Ein gutes Zeichen.

Herr Neuer kann im Übrigen nun im Pokalspiel in Gladbach zwei seiner sogenannten drei Spielentscheidenden Fehler wieder gut machen. Mit einer fehlerlosen Leistung und guten Reflexen bei den sicher vorkommenden Kontern der Heimmannschaft. Notfalls darf er gerne einen oder mehrere Elfmeter halten.

Eine nahe Zukunft voller Chancen. Wochen der Wahrheit liegen vor uns. Genießen wir die Stimmung. Sie ist besser als vor zwei Wochen.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Robb'n'Roll, Baby. Robb'n'Roll!

Jetzt nur beispielhaft.

Mir fallen spontan noch jede Menge weiterer Überschriften zum 5:1-Sieg der Bayern beim schwachgelben BVB ein.

Dabei war ein derart deutlicher Sieg nach dem Start der Borussen und dem berechtigten 0:1 nicht unbedingt zu erwarten.

Allerdings zu erhoffen. Und befürchtet. Je nach Sichtweise. Der Bayern oder der restlichen Bundesliga.

Die Dortmunder direkt nach Anpfiff wacher, schneller, zielstrebiger. Alte Klopp-Schule. Oder Normalität im Heimspiel gegen die Bayern. Aller Gegner.

Das wissen die Münchner. Eigentlich. Sollte man meinen.

Oder wie van Gaal nach dem Spiel meinte:

Ich habe ihnen gesagt, was für ein System sie spielen sollen. Sie haben es aber nicht gemacht.

Mit „Sie“ sind seine Spieler gemeint.

So einfach kann das sein.

Ganz ehrlich: Ich weiß nicht mehr so genau, ob auch ich nach dem Mainz-Spiel Bedenken hatte. Bedenken bzgl. der Entscheidungen, die wir im Sommer so getroffen haben. Bezüglich Kader, Trainer und Philosophie.

Aber scheinbar – und das hatten wohl alle anderen eben auch befürchtet, wie sonst waren die Meistertipps zu deuten – war’s richtig.

Zumindestens auf van Gaal zu setzen. Denn der hat einen Plan. Und kennt die Auswirkungen. Weil er ein erfahrener Trainer ist.

Die beste Entscheidung im Rahmen der Kaderbildung war Robben.

Auch nicht schwierig. Aber darauf musste man erstmal kommen und brauchte es den schlechtesten Bayern-Start seit was weiß ich.

Mit Robben gibt es e n d l i c h ein Pendant zu Ribéry. Und umgekehrt.

Es reicht dem Gegner nun nicht mehr einen Ribéry mit 4-5 Spielern zuzudecken und schon hat er das Bayern-System im Griff, nein, jetzt bräuchte es schon 8-9 Spieler, die unsere beiden Top-Stars bewachen.

Schließlich sah man Halbzeit 1 ja auch deutlich, wie schwer es einem Robben alleine fällt. Dürfte Franck bekannt vorkommen.

Jetzt ist’s sogar so, dass der Gegner selbst vor’m Freistoß zum 3:1 nicht mehr weiß, was passieren wird.

Ribéry oder Robben?

Rechts oder links in den Winkel?

Herrlich.

Keine 1,5 Meter Schweinsteiger-Freistöße mehr!

Apropos Schweinsteiger.

Die neue Umgebung scheint auch diesen zu beflügeln. Zumindestens in HZ2 war’s das Beste, was ich vom ihm seit langer Zeit gesehen habe. Geht doch.

Offenbar braucht’s aber Robbéry, um einem wie ihm die Freiräume zu schaffen, den Hammer zum 2:1 auszupacken.

Klar tut mir das für die Dortmunder auch ein bißchen leid. Hatten sie sich doch tatsächlich was ausgerechnet. Vor dem Spiel. Nach dem 1:0.

Aber es reicht eben nicht. Gegen die Rib&Rob-Bayern. Nicht über 90 Minuten.

Plötzlich sieht die Welt wieder viel besser aus.

Was 25 Mio. so alles bewirken können.

Plötzlich gehen uns allen die Augen auf. Was da immer gefehlt hat.

Da bleibt einem die Spucke weg.

Und es hört auch keiner auf. Wäre ja auch noch schöner. So früh in der Saison.

Nein. Da wird weitergespielt. Und die Tordifferenz verbessert sich in zwei Spielen mal eben um 7 Tore…

Ferner Platz 4. Im Moment. Klar. Morgen ziehen Schalke und Bremen wieder vorbei. Aber bis zum 10.Spieltag ist das ohnehin alles Kokolores.

Lasst uns einfach noch ein wenig den Moment genießen. Es gab Schwierigeres zu bewältigen in den letzten Wochen.

Jetzt Championsleague. Dann Nürnberg, Oberhausen. Und erst dann nach Hamburg.

Da sollten wird es doch hinbekommen, die Fitness, das System, die Laufwege, die Harmonie und all das ein wenig zu optimieren, oder?

Zu hoffen wäre es. Denn trotz 5:1 war noch nicht alles Gold was glänzt!

Was vergessen?

Wir haben imho immer noch ein Defensiv-Problem. Nach der NM-Arie war van Gaal plötzlich Pranjic nicht mehr gut genug und er setzte Brafheid auf links. Allein dem Spielverlauf ist es meiner Ansicht nach geschuldet, dass dies ohne größere Folgen blieb.

Lahm zwar sicher und souverän, aber definitiv nicht so gut, wie auf links. Siehe Mittwoch-Spiel.

Und auch innen war – siehe 0:1 – nicht wirklich alles gut.

Noch viel zu tun.

Den passenden Schlusssatz habe ich gerade auf Twitter gelesen.

Abwehr kann man trainieren, Kreativität nicht.

So!

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