Liga an der kurzen Leine oder Bayern ballert für Barca

Murmeltiertag in der Fußball-Bundesliga. Es ist Samstag und wir werfen einen Blick auf die Aufstellung unseres FC Bayern. Erneut rotiert unser Trainer als gäbe es kein Morgen. Wir machen uns Sorgen, ob das wohl gut geht, weil ja [beliebigen Gegner einsetzen] aktuell gar nicht so schlecht drauf ist. Ergebnis? Ein Sieg klarer als der andere. Die Vertreter der Spannungs- und Marketing-Fraktion im deutschen Fußball mag dies betrüben, uns Bayern erfreut es im größtmöglichen Umfang.

Wir brauchen keine Spannung. Nicht nach den letzten zwei Jahren. Wir brauchen klare Erfolge, eine klare Positionierung als Antwort auf die schwarz-gelbe Herausforderung. Rekorde um ihrer selbst willen. Klingt eindimensional, wird aber für unser angekratztes Selbstverständnis benötigt. Die Liga an der kurzen Leine. Und – sind wir mal ehrlich (sic!) – selbst die kühnsten Optimisten hätten doch nicht damit gerechnet, dass diese Saison so unfassbar überlegen ablaufen würde. Mit wiederholten 1b- oder 1c-Aufstellungen wird der größte Teil der Liga beherrscht. Sicher, für die Top-Teams der Liga sieht die Startelf sicher immer noch anders aus, aber eben auch die Spiele gegen Mannschaften wie Hannover sahen in den letzten Jahren alles andere als so dominant aus wie am Samstag. Remember Historie.

Klar, Hannover war nicht der Gegner der letzten Jahre. In und um den Verein herum gibt es massive tektonische Störungen, nicht nur Fans, sondern vielleicht auch der eine oder andere Spieler waren nicht zu 100% bei der Sache. Andererseits: So was sollte es eigentlich bei heutigen Bundesliga-Profis nicht mehr geben. Und das 1:0, welches Herr Alaba quasi erzwungen hat, war ja tatsächlich ein Eigentor. Aber als Argument für die Hannoveraner mag dies trotzdem nicht gelten, hatten die Bayern zuvor schon Chancen zur Führung und zirkelten sie die Bälle an Pfosten und Latte.

Die Münchner sind eben in bestechender Form. Der gesamte Kader, nicht nur die Top-11. Und Gegner wie die Niedersachsen werden heute auch als neuer Deutscher Meister mit Rekordvorsprung brutal ernst genommen. Selbst vor einem anstehenden „Gigantengipfel“ gegen Barcelona. Pech für all die „grauen Mäuse“ der Liga, gegen die der FC Bayern in den letzten Jahren immer wieder Punkte gelassen und somit Meisterschaften der Konkurrenz mit ermöglicht hat (keine Ausrede, denn der BVB erlebt genau diesen Effekt ja in der aktuellen Saison – willkommen im Club).

Kommen wir zum Spiel.

Unser Trainer überraschte mit einer neuen Variante in der Rotations-Startelf. Diesmal mit „zwei Stürmern“ – Gomez und(!) Pizarro. Wobei Pizarro tatsächlich eher auf der „10“ spielte. Berauschend, wie sich herausstellen sollte. Und auch Gomez durfte – ebenso wie Pizarro – zweimal einnetzen und somit seine Laune, die trotz „Bankdasein“, erstaunlich gut ist, weiter steigern. Ein Startelf-Einsatz im Hinspiel gegen Barcelona dürfte ihm sicher sein. Überhaupt ist diese Gesamtsituation, die unsere sportlich Verantwortlichen hier vor der Saison hergestellt haben (Gomez nicht mehr nur Alleinunterhalter, schwächelnde Backups wie Olic und Petersen abgeben, etc. – dafür Mandzukic und Pizarro geholt) und die unser Trainer wirklich brilliant optimierte, nur zu loben. Wann war dies jemals der Fall, dass wir drei Top-Stürmer im Kader haben, die über eine gesamte Saison so verteilt ihre Topleistungen präsentieren? Was gab es neben Rummenigge, was neben Wohlfahrt, neben Elber, Makaay, Klose, Toni? Keine solche Dichte zumindest. Ein Erfolgsfaktor. Man kann es nicht oft genug wiederholen.

Und das Mittelfeld?

Defensiv halten Schweinsteiger und Martinez den laden auf Top-Niveau dicht. Schlüpfen die Backups in deren Rollen, gelingt es – zumindest national – die Qualitätslücke ausreichend zu schließen. Mir sind keine bemerkenswerten Fehler, Probleme der Vertreter an dieser Stelle im Spiel gegen den kleinen HSV in Erinnerung geblieben.

Vom offensiven Mittelfeld müssen wir gar nicht reden. Da wirbelt Ribéry die Leine-Kicker durcheinander und sorgt auch Thomas Müller durchaus für Unruhe in des Gegners Abwehr und was passiert zur Halbzeit? Es kommen Robben und Shaqiri und machen weiter, als wäre nix gewesen. Natürlich will ich gerne einräumen, dass diese Zeilen – Woche für Woche erwähnt – Außenstehende langweilen mögen, aber mir ist hier die Begeisterung – über so mögliche Ressourcen-Einsparungen – jedes gleichgültige Achselzucken „der Anderen“ wert. Was gingen wir früher zu vergleichbaren Zeitpunkten einer Saison auf dem Zahnfleisch? Ich möchte da jetzt nicht mehr dran denken.

Denken mag ich lieber an all die schönen Tore vom Samstag. Neben dem Eigentor eben noch von Ribery, Gomez, Gomez, Pizarro, Pizarro. Eins schöner als das andere. Und auch die Vorlagen (2x Alaba, 2x Pizarro, Boateng, Robben) gilt es zu würdigen. Insgesamt – es wurde, denke ich, auf Twitter schon erwähnt – sind nun einige Rechnungen mit Hannover beglichen. Nicht der erste Gegner in dieser fabulösen Saison gegen den dieses Unterfangen gelingt. Kunststück, wenn man auf dem besten Wege ist, eine komplette Rückrunde zu gewinnen. Was haben wir über Ribérys Spruch geschmunzelt.

Apropos Rekorde.

Wir haben diese – erst in der letzten Saison von den Dortmundern erzielte – Bestmarke von 81 Punkte (Grüße an die Ewigkeit, Herr Klopp *g*) nun eingestellt. Wer zweifelt daran, dass wir sie in den letzten vier Spielen dieser Spielzeit noch verbessern – für die nächste Ewigkeit?! Ich weiß noch genau, wie mich dieser Rekord in der letzten Saison gefuchst hat. Zumal es imho 2012 eine Verbesserung unseres(!) zu vorigen Rekordes war.

Und dann dieser Torrekord. Er steht bei 101 Toren. Ich bin ja nun in den 40ern. Und seit den 70er-Jahren Bayern-Fan. Aber für mich schien diese Marke für alle Ewigkeiten (sic!) unerreichbar. Und jetzt? Jetzt schießen wie sogar in Stadien, wo wir die letzten beiden Gastspiele verloren haben, auf einmal sechs Tore. Zwei über dem benötigten Schnitt um diese Marke zu verbessern. Verrückt. 89 Tore nach 30 Spielen. Noch vier Spiele und es fehlen noch 11 Tore bis zur magischen Grenze, 12 zur Einstellung und 13 zur Verbesserung des Rekordes. Dreizehn. In vier Spielen. Also gegen Freiburg (nicht zwingend in Bestform), in Dortmund (ja gut, äh), gegen Augsburg (Pokalrechnung offen) und in Gladbach (letzter Spieltag, sowieso alles egal). Geht das so weiter wie zuletzt, könnten wir allein in den beiden Heimspielen diese Tore erzielen… Nein, bleiben wir – einigermaßen – seriös. Es ist möglich, aber speziell gegen Freiburg ist jetzt echt mal das CL-Halbfinale wichtiger. Notfalls sollten wir da die A-Jugend spielen lassen. Sch**ss auf die Rekorde.

Apropos Barcelona.

Der gemeine Bayern-Fan hat es in diesen Stunden nicht leicht. Nicht leicht, sich vollends auf das Barca-Gastspiel in München zu freuen. Die „Akte Hoeneßüberstrahlt medial alles, wirklich alles. Einerseits. Andererseits können mich ab morgen „alle mal gern haben“. ICH werde mich in die Vorfreude auf dieses Spiel hineinsteigern. Ich werde notfalls jegliche Kommunikation deaktivieren. Ich werde versuchen den Tag herumzukriegen. Und ich werde am Abend meinen Jungs beim Kicken zusehen. Ich werde fiebern. Ich werde anfeuern. Ich werde vielleicht leiden. Und ich werde hoffentlich jubeln.

Lassen wir für 24h Hoeneß Hoeneß und Freiburg Freiburg sein!

¡Vamos, rojos!