Weisheiten #319

„Guardiola war ja auch nicht der erste Trainer, mit dem sich Dr. Müller-Wohlfahrt nicht verstanden hat. Das Problem sehe ich hier nicht bei Guardiola. Wenn die Verletztenstatistik bei unterschiedlichen Trainern gleich schlecht ist, dann bedeutet es vielleicht, dass es unabhängig vom Trainer stets die gleichen medizinischen Probleme gegeben hat.“

Oliver Schmidtlein, Ex-Bayern-, Ex-Nationalmannschaftsarzt

Die Saison ist tot, es lebe die Saison

So weit weg sich die alte Saison nun schon anfühlt, so fern wirkt noch die neue Spielzeit. Man wähnt sich zwischen den Stühlen auch und gerade weil ja selbst jetzt immer irgendwo Fußball gespielt und geschaut wird. Ganz loslassen mag ich die Saison 2014/15 aber doch noch nicht, ein paar Gedanken müssen raus. Über unseren FC Bayern. Los geht’s.

Bei einigen wurde die Saison des FC Bayern eher nicht als erfolgreich bewertet. Zu präsent die Bilder vom Ausscheiden aus allen K.O.-Wettbewerben, von den Niederlagen in der auslaufenden Bundesliga-Runde, der Vielzahl an Verletzungen, der vermeintlich gefühlslosen Meisterfeier. Wer so denkt, dem muss ich helfen. Und zwar auf die Sprünge. Es gab viel mehr als das. Es gab eine Hinrunde, es gab berauschende Siege, eine überzeugende dritte Meisterschaft in Folge in einer Spielzeit nach einer WM – traditionell beim Münchner Ensemble ein größeres Problem, da zumeist einige bayerische Spieler von dieser Extra-Belastung betroffen sind – und es gab trotz allem und dieser Niederlageserie zum Schluss sogar weitere Rekorde. Nicht, dass ich gesteigertes Interesse an dieser Jagd hätte, aber deren Erwähnung soll illustrieren: Es war nicht alles schlecht…

Die Gründe für den Ausgang der Saison sind meiner Meinung nach schnell gefunden, allein, sie aufzuzählen dauert. Starten wir mit der schweren Knieverletzung des vom Trainer angedachten Stützpfeilers der Dreierkette Javier Martinez im Supercup gegen Borussia Dortmund. Man verpflichtete den besten Innenverteidiger der italienischen Liga, Benatia. Als sich ein anderer epochaler Stützpfeiler auch eines anderen (Weltmeister-)Teams verletzte – Bastian Schweinsteiger – leierte man Real Madrid Alonso aus dem Kreuz, dessen Einstieg beim FC Bayern und in der Bundesliga in die Geschichtsbücher einging. Neben der – medial sehr beliebten – Legende, dass der frisch gebackene Championsleague-Sieger aus dem Flugzeug direkt auf dem Platz zu seinen neuen, bislang nur vom Fernsehen oder aus direkten Duellen bekannten Münchner Mitspielern stieß und unmittelbar zum Chefdirigenten aufstieg, war auch jeder Bayernfan von seiner Eleganz, Lässigkeit und seinen unglaublichen Pässen begeistert.

Zu dieser Saison gehört nun allerdings nicht nur Alonsos „Aufstieg“ sondern auch sein „tiefer Fall“ (ein Fest für fast jeden Sportjournalisten der Republik), der sich in seiner spielerischen Dekodierung und dem Versagen seiner Kräfte manifestierte.

Wie gab einer der Wortakrobaten aus der Sportmedienbranche vor einiger Zeit zum Besten? „Am Ende kackt die Ente!“ Dieser Satz enthält zu allergrößten Teilen Wahrheit und natürlich war unsere Rückrunde gegen Ende ein Muster fast ohne Wert, aber im Gegensatz zum letzten Jahr kann man hier unserem Trainer keinen Vorwurf hinsichtlich abfallender Motivationskurve machen. Der Titel wurde vergleichbar früh eingefahren, die folgenden, schlechteren Ergebnisse resultierten heuer in erster Linie aber aus der absoluten Ausgebranntheit unserer Akteure. Die massive Verletztenliste schränkte die Optionen des Trainers massiv ein und war die Startelf der letztjährigen Niederlage in Augsburg noch einer möglichen Veränderung in der Einstellung zur Meisterschaft geschuldet, waren vergleichbare taktische Entscheidungen diesmal allein dem sportlichen Überleben untergeordnet. Ich erinnere mich gar an Äußerungen aus der bayerischen Fan-Szene, die fast schon derlei herbei sehnten und die Niederlagen in der Bundesliga erwarteten, einkalkulierten und den Fokus bewusst auf die K.O.-Spiele lenkten.

Aber zurück zur Hinrunde.

Haben wir all diese Siege und tollen Leistungen verdrängt? Mit dem 4:0 gegen Tabellenführer Paderborn startete am fünften Spieltag endlich auch unsere Saison (zuvor das 0:0 in Hamburg – ja, auch wir tragen Schuld am Nicht-Abstieg der Hanseaten). Und wie. Danach folgten nur noch ein Remis bei extrem starken Gladbachern und ansonsten elf Siege und 33:2 Tore. In der Bundesliga. Im Oktober dieses sagenhafte 7:1 bei der Roma in der Championsleague-Gruppenphase. Und selbst in der Rückrunde gab es Fußballfeste in der Bundesliga (8:0 gegen HSV, 6:0 in Paderborn, 4:0 in Bremen) und Championsleague (7:0 gegen Donezk, 6:1 gegen Porto).

Das Ausscheiden im Pokalhalbfinale kann man getrost als Slapstick bezeichnen und viele Dortmunder wussten bis weit ins Berliner Finale nicht, wie sie es dahin geschafft haben, aber wer beste Chancen gegen einen unterlegenen Gegner nicht nutzt und dann solch ein – ebenfalls geschichtsträchtiges – Elfmeterschießen hinlegt, darf sich an einem solchen Abend vielleicht auch mal nicht über die Verletzten beklagen. Sei es drum.

Durchaus ein Faktor waren die fehlenden Akteure dann im Halbfinale der Championsleague gegen den späteren Sieger Barcelona. Die Vorzeichen waren im Prinzip genau entgegen gesetzt zur Vorschlussrunde zwei Jahre zuvor. Damals spielte der FC Bayern in Topbesetzung und Vollbesitz seiner Kräfte, während die Katalanen unter einem schwächelnden und nicht fitten Superstar Messi litten. Diesmal agierte der spätere Triplesieger unter Volldampf und die Pep-Kicker schlichen auf dem Zahnfleisch über den Rasen. Bemerkenswert ist es demnach vielmehr, dass es die Münchner schafften, bis zum Schluss die Chance auf das Berliner Finale am Leben zu halten. Im Hinspiel hätte es zu einem guten bis sehr guten Ergebnis reichen können, wenn man nach dem 0:1-Rückstand oder spätestens nach dem 0:2 auf Sicherheit gespielt hätte. Das 0:3 in der Nachspielzeit war der Tod für die Berechnungsgrundlagen des Rückspiels. Auf das berühmte Auswärtstor hätte man im Hinspiel gehen können, wenn wir unsere Stammelf in Form auf dem Platz gehabt hätten. Fahrradkette.

Das Rückspiel durfte ich live im Stadion erleben und da dies mein erster Einsatz seit 1-2 Jahren in München war, konnte ich erst an diesem Abend die neue Pracht unserer Südkurve auf mich wirken wirken lassen und mir Gänsehaut und ein, zwei Freudentränchen abholen. Stammstadiongänger schwächten diesen Eindruck zwar ab, aber für mich ging hier schlichtweg ein jahrelanger Traum in Erfüllung, den in dieser Kraft und Energie in der Arena noch nie beiwohnen durfte. Die Entwicklung des Spiels tat zunächst ihr übriges und erst die beiden Gegentore dämpfte diese Euphorie. Wie sehr man aber auch noch auf dem Zahnfleisch brennen kann, zeigte mir die zweite Halbzeit – der abschließende Sieg versöhnte mich endgültig mit dieser Saison. Es war eben keine 0:7-Revanche, nein, wir schieden zwar insgesamt verdient gegen den Transfersperren-Club aus, aber für uns wurde es nicht zum Desaster wie 2013 für Messi und Co.

Ansatzweise ein Desaster erlebten wir in dieser Saison in der Außenwirkung des Vereins. Hier sei zum einen das Wintertrainingslager in Katar und das Freundschaftsspiel in Saudi-Arabien erwähnt (näher darauf eingehen will ich an dieser Stelle nicht, derlei ist ja schon passiert), zum anderen aber die phasenweise mögliche Rückkehr des FC Hollywood.

Ich kann mir gut vorstellen, dass aufgrund einzelner Ergebnisse und vor allem aufgrund der zahlreichen Verletzungen und Rückschläge bei Rückkehrern, die Nerven einiger Verantwortlichen beim FC Bayern blank lagen. Was sich aber im Vorfeld oder eben in der Kabine nach dem Porto-Hinspiel abgespielt haben muss, spottete jeder Beschreibung. Am Ende des Tages geht es doch für alle Beteiligten nur um das Wohl des FC Bayern. Das gilt vom Vorstand über die medizinische Abteilung, den Trainer, die Mannschaft bis hin zu den Fans. Ferner kann ich mir vorstellen, dass es eine Menge Dinge gab, die unseren ehemaligen, jahrzehntelangen Vereinsarzt massiv gestört haben müssen, aber wenn er tatsächlich zum Wohle des Vereins hätte handeln wollen, dann hätte er seinen fristlosen Abschied nicht in einer solch prekären Situation für den Verein verkündet. Nach einem verlorenen Viertelfinal-Hinspiel, das drohende CL-Aus vor Augen und einer dermaßen großen Patientenakte auf dem Tisch, agiere ich doch als Vereinsikone anders. Also ich würde so reagieren. Aber gut, man steckt nicht drin. Insgesamt zeigt sich ja inzwischem in Ansätzen, dass der FC Bayern ohnehin, oder gerade in Bezug auf diese angestoßene Veränderung, fast alle medizinischen Steine umdreht. Kann ja nicht noch eine Saiaon geben, in der nur wir als deutsches, oder europäisches Topteam eine solche Verletztenliste aufweisen.

Müssen wir über den Trainer sprechen? Können wir machen, auch wenn mir dazu ein wenig die Lust fehlt. Aber gut. Ich bin weder einer dieser chronischen Pep-Kritiker, die ihn und seine Methoden, etc., per se ablehnen, noch ein völlig kritikloser Fanboy. Ich bin froh und dankbar, dass wir einen, wenn nicht den besten Trainer der Gegenwart in unseren Reihen haben, weiß aber auch, dass er wohl kaum seine Karriere bei uns beenden wird. Man kann – aufgrund der Vielzahl unserer Verletzungen – gerne über sein Training diskutieren. Aber wie viele Verletzungen basieren auf seinen Trainingsmethoden? Alaba verletzte sich z.B. beim Länderspiel in einem Zweikampf rund um einen Einwurf. Ribery kam bis heute nicht wieder auf die Beine, weil unsere medizinische Abteilung einen Riss in seinem Knöchel acht Wochen lang übersah (war doch so, oder?!) – nur zwei Beispiele, die man, meiner Meinung nach, in diese Bewertung mit einbeziehen muss.

Ob Guardiola über 2016 hinaus (einige Medienvertreter wollten ihn ja schon 2015 aus dem Amt schreiben) bei uns bleibt und wann dies entschieden wird, steht aktuell wohl noch nicht fest. Tatsächlich ist dies keines meiner größten Probleme rund um den FC Bayern. Ich seh da vielmehr die Kaderplanung und mögliche Transfers für die kommende Saison, die kommenden Jahre.

Nach der Entschlüsselung Alonsos stellt sich die Frage, ob er auch in der kommenden Saison noch ein derart tragende Rolle spielen sollte. Noch dazu, da derlei ja eigentlich – perspektivisch gar nicht geplant war. Mit der Rückkehr von Højbjerg, der Verpflichtung von Kimmich, einer „richtigen“ Sommerpause für Schweinsteiger, Lahm, Thiago und Martinez, ferner dem in München sehr gut entwickelten Rode, ist mir auf diesen Positionen eigentlich nicht bange. Sorgen bereitet da vielmehr die gleichwertige Breite im Kader, vor allem in Hinblick auf die körperliche Fitness-Perspektive bei Sportskameraden wie Badstuber, Ribery, und Co.

Kader-Baustellen wären somit Positionen wie die von Dante, Rafinha, Ribery oder Pizarro. Schaun mer mal, was unsere Verantwortlichen da aus dem Hut zaubern. Zeit bleibt ja noch bis zum 31.08.2015.

Was bleibt mir noch zu sagen? Ich freue mich auf die neue Saison 2015/16 – nur noch nicht jetzt. Das kommt später, jetzt ist erst einmal Pause. Wer von mir ferner eine Entscheidung über die Rückkehr zur alten Blog-Frequenz erwartet hatte, den muss ich leider enttäuschen. Stand heute, wird es bis auf weiteres so weiterlaufen wie zuvor. Andererseits ist für manchen ja genau diese Information schon etwas Positives – es geht weiter mit Breitnigge.de!

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten! Auch in der neuen Saison. Euch allen einen schönen, erholsamen Urlaub.

Krassiko-Rollentausch oder Peps B-Pläne

Mit Sabbaticals ist das so eine Sache. Macht man so etwas mit seinem Blog, wird die Zeit, die dadurch frei wird, schnell wieder mit anderen Dingen gefüllt, eh klar. Und es ist ja auch nicht so, dass man permanent und komplett von völliger Unlust am Bloggen geplagt ist – im Gegenteil. Dem entgegen stehen aber viele andere Probleme. Man „rostet ein“, findet keinen Ansatz oder „resigniert“ ab und an, weil andere in der Zwischenzeit den „eigenen Platz“ eingenommen haben, vieles vielleicht gar „besser“ machen. Wo ordnet man sich da selbst noch ein?

Fragen über Fragen. Auf die ich immer noch keine erschöpfende Antwort gefunden habe. Wie auch immer, ich habe gerade Urlaub und das frühere „Gipfeltreffen“ meines FC Bayern bei der Dortmunder Borussia war für mich Anlass genug, sich mal wieder hin zu setzen und Gedanken zu… Papier zu bringen. Los geht’s. Auf meine Art.

Seit einiger Zeit ist vielen Bayern-Fans die Sorge vor einem Spiel ihrer Mannschaft abhanden gekommen. Die Sorge, dass mit dem Ergebnis etwas schief gehen könnte. Man kann derlei gut oder schlecht finden (vor allem als Nicht-Bayern-Fan), allein es bleibt die Realität. Ab und an auch meine (meine Spannung zieht sich aus anderen Punkten und wir spielen ja nicht immer gegen den Sportverein aus Hamburg). Im Vorfeld des Auswärtsspiel in Dortmund kam ein Stück weit diese Sorge zurück. Aus mehreren Gründen.

Da wäre zunächst unsere Verletztenliste zu nennen. Einen Robben, einen Alaba, einen Badstuber, einen Ribery und auch einen Martinez ersetzt selbst ein FC Bayern nicht gleichwertig. Da kann man uns Bayern gerne Jammern auf hohem Niveau vorwerfen und die eigene Verletztenliste gegen rechnen, es bleibt dabei, dass sich unser Trainer für dieses Spiel eine neuen Plan ausdenken musste. Natürlich ist mir klar, dass a) eine Dreierkette, b) ein solches Defensivkonzept gegen die aktuelle Borussia und c) Peps Plan nicht spontan bei einem Glas Rotwein aufpoppte sondern vielmehr auf der ohnehin vorhandenen, vollumfänglichem Datenanalyse der entsprechenden Zulieferer (intern wie extern) basiert, aber weder muss ich das künstlich klein reden noch emotional überhöhen. Pep hat hier schlicht seinen Job gemacht und der hat gefruchtet.

Es ist inzwischen fast zum Ritual geworden, dass wir Fans (und ggf. Teile der Fachpresse) ob solcher Aufstellungen wie vor dem Spiel – sagen wir mal – stutzen, hinterher hat man aber zumeist Probleme, die entsprechenden Gründe dafür nachzuvollziehen. Es geht uns Bayern in der aktuellen Ära einfach nur sehr gut. Wir sollten dies ab und an dankend berücksichtigen, wenn es erneut Kleinigkeiten gibt, die zu Großigkeiten aufgeblasen werden.

Zurück zum Spiel, zur Aufstellung.

Ich gebe zu, dass auch ich stutzte und ob der unklaren Borussenstärke (ein Spiel gegen uns ist für den BVB immer etwas Besonderes, da in 90 Minuten Rückstände in Punkten und Platzierungen vergessen gemacht werden können) mit einem Remis zufrieden gewesen wäre. Einfach so und weil wir genug Vorsprung hatten. Aber ein Götze auf der Bank, dafür Dante in der 3er-Kette und ein Mittelfeld aus Alonso, Schweinsteiger und dem Rückkehrer Lahm? Uff.

Die erste Halbzeit strafte uns Lügen und verdrehte die gewohnten Rollenbilder: Die Münchner defensiv, auf Konter lauernd und der BVB mit dem Ball. Gift für die Dortmunder in 2014/15. Und sicher auch sonst unter Klopp. Zumindest gegen Mannschaften mit der Stärke des FC Bayern. Thema „Plan B“.

Ich will hier nicht das große Fass aufmachen hinsichtlich Götze & Lewandowski, dafür stecke ich im fragilen Gebilde einer anderen Mannschaft als meinen Münchner Bayern zu wenig im Detail, aber es ist ja allgemein bekannt, welchen Fußball Klopp am liebsten spielen lässt und wofür er geeignete Spieler besitzt.

Insgesamt neutralisierten sich beide Teams ganz gut, die Bayern hatten den BVB in HZ1 überwiegend im Griff, nutzten eine ihrer beiden Chancen, ließen gleichzeitig, soweit ich mich erinnere, kaum gefährliche Situationen vor dem Neuer’schen Tor zu. Beruhigend derlei als Gast im Westfalenstadion zu erleben.

Die zweite Halbzeit brachte aktivere Borussen, häufigere schwarz-gelbe Chancen und tapfer agierende Bayern. Der knappe Auswärtserfolg war nicht unverdient, die Verletzung Schweinsteigers ist zu bedauern, Einiges hätte aber auch anders verlaufen können. Womit wir beim Thema Schiedsrichter sind – man kann sich dem Thema ja nicht entziehen und wenn es nur sein muss, um ein Gegengewicht in der öffentlichen (schwarz-gelben) Einschätzung zu bilden.

Ein Teil der BVB-Anhängerschaft konnte mit der Niederlage einigermaßen gut leben und hatte mit der Akzeptanz am wenigsten Probleme. Andere sahen sich in ihrer Sichtweise bestätigt, dass ein FC Bayern systematisch bevorteilt wird. Über das letzte Drittel, die weder ihre Emotionen, ihren Hass noch ihr Aussagen im Griff hatten, decke ich einmal den Mantel des Schweigens (im Prinzip habe ich Verständnis, allein die Art und Weise stieß mich ab).

Kommen wir also zum mittleren Drittel. Es liegt mir aktuell noch fern, derlei Sichtweise mit Zahlen und Recherche zurückliegender Aufeinandertreffen zu widerlegen oder wenigstens abzuschwächen. Nicht weil ich nicht will, sondern weil es den Rahmen dieses Berichtes und auch mein heutiges Zeitfenster sprengen würde. Wird ggf. später nachgeholt.

Insgesamt hat mir SR Kircher in diesem Spiel gut gefallen. Seine Linie war zunächst lockerer und als es zur Klopperei zu werden drohte, stieg er in die individuellen Strafen ein – danach beruhigten sich die Gemüter wieder, gut gemacht. Pech für Schweinsteiger, dass die erste Kuba-Grätsche gegen ihn nicht geahndet wurde und er später gar deshalb ausgewechselt wurde. Jeder hatte hier offenbar „einen Tritt frei“ bis Kircher einschritt. Diese Linie bewahrte andererseits auch Herrn Alonso vor einem Platzverweis, da beißt die Maus keinen Faden ab (eigenes Thema, da öfter in der Gefahr).

Den größten Frust auf Seiten der Borussen-Fans erzeugten wohl die Sichtweiten des Schiedsrichtergespann auf die strittigen Strafraum-Szenen der zweiten Spielhälfte. Kürzen wir es ab: Obwohl diverse Experten, ob nun Ex-Schiedsrichter oder Sportjournalisten (und auch betroffene BVB-Spieler) hier nicht zwingend von Muss-Elfmetern sprachen, hätten wir Bayern uns ebe nicht beschweren können, wenn es mindestens einen Elfmeter für Dortmund gegeben hätte. So auch mein Eindruck als Live-Bildbetrachter. Aber gut, Foul ist, wenn der Schiedsrichter pfeift und selbst ein Arjen Robben, seines Zeichens – unter den Verschwörungsfanatikern – der Kronzeuge für eben diese Theorie, hat in dieser Saison schon Elfmeter zu Unrecht nicht bekommen.

Belassen wie es im Moment dabei. Der Bayern-Sieg war, wie gesagt, nicht unverdient, es hätte aber zu einem Remis für Dortmund reichen können, was ebenfalls nicht völlig abwegig gewesen wäre. Die Aussagen eines Mats Hummels nach dem Spiel („waren heute die klar bessere Mannschaft“) oder gar die entsprechenden Klopp-Interviews nach BVB-Niederlagen, lasse ich bewusst außen vor – ich denke, die Dortmunder tun ab sofort ohnehin gut daran, in der Bundesliga die letzten notwendigen Punkte zu holen und im Pokal „mal zu schauen“, was noch geht. Echte Augenhöhe in der Tabelle dann vielleicht ab 2015/16 wieder.

Was bleibt für die Pep-Kicker nach diesem Spiel?

Das schwere Pokalspiel in Leverkusen im Mittwoch – wohl ohne Schweinsteiger – und die Kunst von Pep, mit allen gesunden und fitten Profis im Kader das Triple anzugreifen. Diese Aufgabe wird schwer genug, wenn sich hier weiterhin täglich die Parameter ändern.

Apropos Rückkehrer.

Wie viel Sorge hatte ich, als ich las, dass Thiago schon wieder auf der Bank saß und erst recht, als er wirklich in dieses knappe Spiel geworfen wurde. Aber was kam dann? Drei Spielzüge, die uns alle erneut verzauberten – was ist dieser Spanier nur für ein begnadeter Fußballer. Und was hat seine Rückkehr für Emotionen frei gesetzt. Bei ihm, beim Team und bei uns. Ferner hat er sich, Stand jetzt, 24h nach dem Spiel, nicht erneut verletzt. Gut, sehr gut.

Der Faktor Thiago könnte diese Seuchen-Saison doch noch retten. Übertreiben verdeutlicht. Aber offenbar steigt bei einigen Teilnehmern am Zirkus Fußball die nervliche Belastung mit fortwährender Dauer der bayerischen Dominanz ebenso kontuierlich an.

Auch hier fasse ich mich kurz: Hinsichtlich der #Krassiko-Aufregungsrituale haben wir jetzt ca. 1/2 Jahr Pause und zum Pokalspiel in Leverkusen werden wir wohl doch antreten und entgegen der allgemeinen Erwartungen das Team nicht vom Spielbetrieb zurück ziehen.

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Sonderlob für die Sportskameraden Lewandowski und Boateng – echt krasse Leistung im #Krassiko, Respekt!

Der David-Schock oder Lass uns den Laden zusperren?

Ich bin durchaus ein emotionaler Mensch, als Fußballfan ohnehin. Wenn es dann – wie heute – noch eine weitere Hiobsbotschaft gibt, schlägt das nicht nur im FC Bayern-Kosmos ganz allgemein sondern auch bei mir persönlich hohe Wellen. Anfangs. Eine weitere Eigenschaft, die ich mir zu Eigen gemacht habe, ist die Beruhigung.

Sicher, nach der Verletzung von Arjen Robben ist der Riss der Alababänder natürlich ein weiteres Problem, welches unser Trainer und im Nachgang die verbliebenen Sportskameraden lösen müssen. Wer mag solche Verluste schon und ohne Robben & Alaba zu spielen ist in meinen Augen durchaus vergleichbar mit dem Verlust von Ronaldo für Real, oder Messi für Barca. Oder auch nicht, wenn man die Ausgewogenheit unseres Kaders betrachtet.

Aber was weiß ich denn schon?!

Betrachten wir es doch einmal von der anderen Seite:

Seit Saisonstart fehlen uns Thiago & Martinez. Lange Zeit ein Schweinsteiger, während der Vorrunde schon einmal ein Alaba. Immer wieder Ribery. Von Badstuber ganz zu schweigen. Wir kämpfen also die ganze Zeit mit einem kleineren, manchmal größeren Verletzungspech. Und was ist passiert? Wir befinden uns im Viertelfinale im Pokal und in der Championsleague, in der Bundesliga liegen wir mit 10 Punkten Vorsprung auf dem ersten Platz und sind auf dem besten Weg zur dritten Meisterschaft in Folge.

Für mich ist das alles andere als eine düstere Bilanz. Und weil das so ist, habe ich mich im Laufe dieses bayerischen „Hysterie“-Tages selbst wieder beruhigt. Natürlich kann und darf man sich jetzt um unsere Saisonziele Sorgen machen und sich über Nationalmannschafts-Freundschaftsspiele aufregen. Dabei sollte man aber bedenken, dass sich z.B. ein Philipp Lahm, unser Mister Zuverlässig und Fußball-Käfer, seine langwierige Verletzung im Training(!) zugezogen hat.

Lasst uns alle also bitte mal zusammen ein paar Mal tief durchatmen.

Für die Aufstellung und Taktiken mit diesem neuen, um Robben & Alaba reduzierten Kader ist Pep Guardiola zuständig, die bayerischen Analysten haben sich ebenfalls schon ihre sehr guten Gedanken gemacht – was bleibt mir da noch zu tun? Ein paar Zahlen- und Ergebnisspiele. So als Vorschau und Beruhigung.

Ich lasse hier bewusst die anstehenden K.O-Spiele gegen Porto & Leverkusen außen vor, denn die sind für mich eigene Themen, nein, ich betrachte – fast schon Breitnigge-traditionell – das Restprogramm der verbliebenen Kontrahenten um die Bundesliga-Meisterschaft: Wolfsburg und Bayern München.

1. FC Bayern 26 70:13 +57 64 Punkte
2. Wolfsburg 26 57:29 +28 54 Punkte

Restprogramm FC Bayern (Meine Tipps in Klammern, Topspiele fett)

#27 Borussia Dortmund – FC Bayern (2:2)
#28 FC Bayern – Eintracht Frankfurt (3:1)
#29 TSG Hoffenheim – FC Bayern (1:2)
#30 FC Bayern – Hertha BSC (3:0)
#31 Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern (2:2)
#32 FC Bayern – FC Augsburg (2:1)
#33 SC Freiburg – FC Bayern (0:2)
#34 FC Bayern – 1. FSV Mainz 05 (3:2)

Restprogramm Wolfsburg (Meine Tipps in Klammern, Topspiele fett)

#27 Wolfsburg – VfB Stuttgart (3:0)
#28 Hamburger SV – Wolfsburg (0:2)
#29 Wolfsburg – FC Schalke 04 (2:1)
#30 Bor. Mönchengladbach – Wolfsburg (2:1)

#31 Wolfsburg – Hannover 96 (4:1)
#32 SC Paderborn 07 – Wolfsburg (1:3)
#33 Wolfsburg – Borussia Dortmund (2:2)
#34 1. FC Köln – Wolfsburg (0:2)

1. FC Bayern 34 89:22 +67 84 Punkte
2. Wolfsburg 34 76:36 +40 73 Punkte

Wo ist das Problem?

Gute Besserung Arjen und David!

Kampf der Lager oder Fallhöhen-Bayern

Dies ist ein Erdungsbeitrag. Für meine Leser, für mich, für alle Bayernfans. Die jetzigen und die, die schon 2011 dabei waren und auch sonst alle, die es brauchen.

Wie ist der Stand? So:

Der Spanier muss auch in Münster auf zahlreiche Leistungsträger verzichten. Bastian Schweinsteiger, Franck Ribéry, Thiago, Martínez, Rafinha und Mitchell Weiser werden verletzungsbedingt sicher fehlen.

Lassen wir Weiser mal außen vor *hust* sind die Ausfälle beim FC Bayern aktuell schon ein Brett. Die Erschütterungen in den taktischen Saisonplanungen vor allem durch den Ausfall von Martinez sind sogar hier im Rheinland noch zu spüren, die Unsicherheit vieler Anhänger bezüglich der Verletzungsfrequenz bei Ribery & Schweinsteiger greifbar.

Was liegt dem zugrunde? Was macht diese Ausfälle, diese Verletzungen so besonders? Vor allem im Vergleich zu Verletzungen anderer Spieler anderer Vereine? Weshalb bilden sich im (Fan)Umfeld des FC Bayern zweierlei Lager? Die Paniker und die Beschwichtiger?

Das Stichwort ist Fallhöhe.

Der FC Bayern hatte zwischen 2012 und 2014 Weltklasse-Jahre. Und – sind wir mal ehrlich – mit Meisterschaften, Pokalsiegen und gar drei (in Worten: Drei!) Championsleague-Endspielteilnahmen hatten wir seit 2009 doch eigentlich fünf(!) Klasse-Jahre. Oder?

Wo ist also das Problem?

Fallhöhe. Man gewöhnt sich sehr schnell an die Gipfelluft. Je länger man dort oben verweilt, desto mehr muss einem offenbar aber auch die dünne Luft zusetzen. Die Wahrnehmung beeinflussen. Anders ist kaum die fehlende oder geringe Demut für die letzten fünf oder zumindest zwei bayerischen Jahre zu erklären.

Wir täten gut daran, uns dies immer wieder vor Augen zu führen. Ganz bewusst erwähne ich, dass ich mich – natürlich – auch mit einbeziehe in die Zielgruppe. Denn selbst mir fällt es oftmals schwer, ein Schritt beiseite zu treten und diese unfassbare Zeit fassbar zu machen. Selbst als jemand, der zwischen 2012 und 2014 ab und an auf die Endlichkeit der Herrlichkeit hinwies und seit dem CL-Halbfinal-Aus gegen Madrid immer wieder von Dankbarkeit sprach – selbst mich beschlich in den letzten Tagen zeitweise dieses Zwicken, welches man spürt, wenn man Verlust empfindet. Oder befürchtet.

Natürlich treffen uns die Ausfälle der obigen Sportskameraden und ja, die Saisonvorbereitung hätte insgesamt besser laufen können. Wie alle zwei Jahre. Aber das Triple wurde auch in einer Post-EM-Saison gewonnen. Punkt 1.

Punkt 2: Titel werden im (späten) Frühjahr, nicht im August, September, Oktober gewonnen.

Punkt 3: Was sollen uns die Dortmunder Würdenträger über Verletzungen erzählen?

Punkt 4: Muss es 2014/15 wirklich wieder das Triple sein?

Punkt 5: Demut, Leute. Ärmel hoch, Stutzen runter. Arbeiten, Trainieren, Stück für Stück vorwärtsgehen und die Spät-Frühjahr-Ziele nicht aus den Augen verlieren. Das Erntedank- war noch nie das Pfingstfest (um einen berühmten Sohn der Stadt Ulm abgewandelt zu zitieren)!

Wir haben Verletzte, aber noch keine Sportinvaliden zu beklagen und unsere Führungsebene hat ja die Zeichen dieser Tage erkannt und will den Kader ergänzen. Spät und wohl teurer als geplant, aber nur hohe – teure – Qualität sollte uns weiter bringen.

Hören wir auf unseren Trainer, der weiß es sicher wieder einmal am besten:

Wir müssen mit dieser Situation klarkommen, wir können das alles in den nächsten Wochen nur mit unserer Mentalität und Leidenschaft kompensieren. Aber ich bin optimistisch, dass das klappt.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten! Und zwar direkt mal gegen die Preussen.