Kroos’er Superstar und Königsblaue Illusionen.

Unser aller FC Bayern eilt in diesen frühen Saisontagen von Sieg zu Sieg. So auch im gestrigen Gastspiel in Schalke.

Lange sah dies nicht unbedingt so aus und ich will es gerne zugeben, dass ich vor dem Spiel leichten Respekt vor Jones, Huntelaar und Co. hatte. Hatte ist hier das Zauberwort. Spätestens nach dem Doppelschlag zum 0:2 war es um die Königsblauen geschehen. Und von da an machte mir das Spielchen der Bayern noch einmal mehr Spaß.

Aber der Reihe nach.

Die erste Halbzeit kann man getrost als schwächer als die zweite deklarieren.

Nicht nur, dass die ersten zehn Minuten von beidseitigem Respekt gekennzeichnet waren, nein, meine Mannschaft zeigte auch danach nicht die heuer schon fast zur Gewohnheit gewordene Kaltschnäuzigkeit. Vor dem Tor und auch im Spiel. Ob da Schalke noch was dagegen hatte? Später änderte sich dies ja bekanntlich.

Nein, das war zunächst nicht präzise, nicht schnell, nicht zwingend genug. Und fahrig war es auch. Besonders von Spielern wie Thomas Müller. Fatal wenn hier unser Trainer wie ein Fan agieren würde und diesen Spieler zur Halbzeit ausgewechselt hätte. Nicht auf uns Spinner hören, Herr Heynckes, ok? Danke. 😉

Es ist schon erstaunlich wie schnell sich so ein Blatt im Fußball doch wenden kann. Eben noch der Depp, weil er mehrere schlechte Aktionen und eine vergebene Großchance sein eigen nennt und dann diese Doppelpässe mit Kroos und diesen – typischen – „Stolperer“ ins Tor. Schrecklich schön. Aber Müller ist eben einer dieser „Straßenfußballer“.

Natürlich ist diese Formulierung aber größtmöglicher Quatsch, denn jeder Straßenfußballer würde sich bei den Müller’schen Verrenkungen die Füße brechen. Aber so ein Spieler ist Gold wert. Weil er eben nicht nur für seine Mit- sondern vor allem für seine Gegenspieler unberechenbar ist. Und ein Original ist er auch. Oder wer würde sich ansonsten im Sky-Interview selbst nicht so wichtig nehmen und auf „manchmal Kreisliga-Niveau“ einordnen (Zitat vom Hören sagen)?

Weltklasse.

Nicht minder überzeugt hat mich der Sportskamerad Kroos.

Was habe ich ihn verteufelt in seiner bisherigen zweiten Münchner Ära. Und den Trainer dafür kritisiert, dass er so unbeirrt an ihm festhielt.

Was hat er uns aber in diesem Spiel zurückgezahlt? Er war schon in HZ1 imho der beste Mann auf dem Platz. Wenn auch noch zu wenig eigensinnig und deshalb torungefährlich. In HZ2 dann seine dollen fünf Minuten, die uns den Auswärtssieg bescherten. Seine Präsenz, seine Schnelligkeit(!), die Genauigkeit seiner Pässe(!!) – wer hätte das gedacht, noch vor Wochen, Monaten?

Gut, sehr gut.

Weniger gut die Kurve von Mario Mandzukic. Was ist da los? Seit dem Valencia-Spiel und seinem ersten Nicht-Startelf-Spiel ist das wie abgeschnitten. Schon kaum Gefahr gegen die Spanier, der läppische Elfmeter und jetzt in Gelsenkirchen zumeist auf die Flügel ausweichender und in der Mitte fehlender Mitspieler, der kaum noch die Stringenz in seinem Spiel zeigte. Schade. Da wird dann so langsam die Sehnsucht nach Mario Gomez wieder groß und größer.

Ein Glück, dass wir die Saison 2012/13 schreiben und „die Bank“ des FC Bayern eine Erfolgsgeschichte zu werden scheint. Wir wollen an dieser Stelle nicht zu euphorisch werden und den fünf Punkten Abstand auf Rang drei nach dem vierten Spieltag zu viel Bedeutung beimessen, aber ich möchte nur einmal zur Diskussion stellen, wo wir wohl tabellarisch stehen würden, wenn wir mit dem Kader der letzten Saison Alaba, Contento, Rafinha, Gomez und Ribéry/Robben hätten ersetzen müssen. Eben.

Richtig Sorgen um den Verlust des Vorsprungs mache ich mir ohnehin erst, wenn wir mal acht Punkte vor dem BVB liegen…

Weiterhin also alles soweit rosarot beim FC Bayern. Logisch. Und das bleibt auch so, bis wir mal Punkte lassen.

Sonst noch etwas?

Vielleicht zu Herrn Robben? Klar. Der gute Arjen ist heuer ein anderer Spieler. Man sieht kaum noch spektakuläre Dribblings, 1:1-Situationen und schon gar keine Jahrhundert-Tore. Wie seinerzeit sein Solo an gleicher Stelle im Pokalhalbfinale.

Man sieht dafür einen Robben, der defensiv (mit)arbeit und einen vorne verlorenen Ball zurückerobert oder den Gegenstoß beendet. Man sieht einen Robben, der gefoult wird und keine – nach Außen als solche interpretierbare – Theatralik an den Tag legt. Man sieht einen Robben der, von hinten getroffen, im Affekt aufspringt, dann den Schmerz spürt, auf den Rasen sinkt, dafür fortan vom Zeitlupenlosen Heimpublikum ausgepfiffen wird und trotzdem humpelnd auf die Zähne beißt, bis mit Shaqiri gleichwertiger Ersatz parat steht – Respekt, Arjen!

Und selbst wenn wir aktuell vielleicht (noch) nicht die Zauber Ribérys und Robbens aus 2007 oder 2010 sehen – wir sehen ein Team, dass beide braucht und bis jetzt – als Team – noch jeden Gegner vor – am Ende – unlösbare Probleme gestellt hat. Wie könnte es besser laufen?

Schalke hat sich vielleicht zu wenig gewehrt, klar. Wenn es man es unbedingt so sehen will (und erneut das Wort der (langweiligen) Bayern-Dominanz vermeiden will). Aber eventuell war es ja auch das Resultat der bayerischen Arbeit – in diesem Spiel und der bisherigen Saison – dass selbst ein Gegner wie der S04 da nichts mehr entgegen zu setzen hatte? Ein Gegner, der – wie man so vor und noch während des Spiels hört – endlich höher hinaus will. Eine Illusion, wie es sich nun offenbar darstellt. Zurzeit. Denn es ist tatsächlich erst der vierte von 34 Spieltagen gespielt. Allein, es könnte alles viel schlimmer sein und dies bereitet uns Bayern-Fans nun einmal echte Freude. Da können alle andere mäkeln wie sie wollen.

Restliche Einzelkritik erspare ich mir. Dafür geht alles viel zu schnell. Am Dienstag erwarten wir zum ersten Wiesn-Heimspiel den, erneut runderneuerten VfL aus Wolfsburg. So leicht diese Aufgabe klingen mag, so sehr fangen wir auch hier wieder bei 0:0 an!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Wunderbarer Robben-Irrtum oder Murmeltiertag in Weiß-Blau

Ich bin spät dran. Aber ich bin auch entschuldigt. Man wird schließlich nicht alle Tage 40 und wenn das erste Wiesn-Heimspiel gegen Leverkusen an meinem Geburtstag selbst und die Feierlichkeiten am Standard-Tag des Berichtswesens stattfinden kann ich mich auch nicht teilen.

Nun gut, was lange währt…

Überhaupt wurde im Rahmen dieses Spiels manches gut. Vor allem, was den Sportskameraden Robben betrifft. Sollte er doch tatsächlich wieder spiel fit sein? Ich konnte es mir vor dem Spiel so gar nicht vorstellen, dachte vielmehr weiterhin an ein zweites Badstuber-Schicksal, welches man von Seiten des Vereins einfach nur nicht öffentlich zugeben wollen will, weil gerade diese Personalie viel zu heikel ist.

Alles falsch. Auch meine Einschätzung. Zumindest für die Minuten, die derArjen uns beglückte, sah das alles ganz nett aus.

Ob es so weiter geht, oder er bald einen Rückfall erleidet? Wer weiß das schon.

Unter wundervoll weiß-blauem Himmel zauberte Herr Roben durchaus schon wieder so einige Dinge auf den Münchner Rasen. Zukunftsmusik, ob wir – wie auch von mir schon befürchtet – irgendwann ein Problem mit seiner Einstellung zum wie geschmiert laufenden Don-Jupp-Kollektiv der letzten Wochen bekommen.

Jedem Bayern-Fan sollte das nach diesem Spiel erst einmal egal sein. Nach einem Spiel, dass uns wieder einen Schritt nach vorne brachte. Und einen weiteren – möglichen – Konkurrenten um den Titel auf Distanz hielt.

Wenn Herr Dutt nach dem Spiel schon zufrieden damit ist, dass man sich nur drei Tore gefangen hat, dann ist das auch eine Aussage. Und wenn dies der ManCity-Trainer am späten Dienstagabend ebenfalls sagt, bin ich mehr als glücklich.

Denn Manchester, da sind sich ja nun wirklich alle einig, wird jetzt endlich mal dieser ominöse starke Gegner werden. Oder?

Es bleibt spannend. Denn irgendwann müssen wir das ja mal heraus finden. Ob es an uns oder am Gegner liegt, dass wir ein dominantes Spiel nach dem anderen abliefern.

Abwarten. Schon wieder.

Was gibt es zum Spiel gegen den aktuellen Vizemeister selbst zu sagen?

Harmlos. Also Bayer. Zu träge, zu einfallslos. Könnte man meinen. Aber vielleicht ist unsere Abwehr einfach nur richtig gut, weil das gesamte Team auch hier wieder total mitgearbeitet hat.

Klar war ein Gomez diesmal blass. Und ja, Herr Schweinsteiger hat in den letzten Spieler immer erst ein paar schlafmützige Minuten, bis er sich zu seiner aktuellen Klasse aufschwingt.

Da wirkt vieles schon fast arrogant. Wenn man sieht, mit welcher Lässigkeit man mit dem Gegner spielt. Oder irgendwann einfach ganz auf Stürmer auf dem Platz verzichtet.

Welch‘ ein Unterschied zur letzten Saison. Derlei ging damals zumeist schief und auch die Ausstrahlung war eine ganz andere, weshalb es die meisten Gegner vielleicht heuer gar nicht erst versuchen uns in Gefahr zu bringen.

Fragen über Fragen.

Nicht klug von Leverkusen war es sicherlich ferner, einen derart unerfahrenen Spieler gegen Ribéry in Topform spielen zu lassen. Andererseits gab es ja wohl kaum Alternativen.

Mit dieser Einstellung hätte es Bayer aber selbst in Top-Besetzung schwer gehabt.

Kurzum. Wieder drei Punkte mehr auf dem Weg des Wartens auf den Einbruch. Ein Rekord nach dem anderen wird gebrochen – es gab schon wesentlich schlechtere Saisonstarts.

Jetzt wieder Championsleague.

Und ein echter Härtetest.

Ob die Abwehr wirklich so sattelfest ist. Ob die Herren Schweinsteiger, Timoschtschuk und Gustavo wirklich so dicht halten. Und ob unsere Abteilung Attacke auch gegen die Milliardäre aus England was zaubert.

Ich würd‘ es mir wünschen.

Noch was vergessen?

Eigentlich nicht. Denn ich bin zufrieden. Und das will schon was heißen.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten!

Zum letzten CL-Heimspiel dieser Gruppenphase, das ich nicht live sehen werde…