Danke. Danke sehr, Herr Lahm

Ich bin kein Fan der deutschen Nationalmannschaft. Ich bin Fan meines Vereins. Für die Nationalmannschaft interessiere ich mich, weil sie mein Land vertritt, weil dort die besten deutschen Spieler spielen und weil es – am Ende des Tages – immer noch um Fußball geht.

Sicherlich merkwürdige Zeilen dieser Tage, wo wir doch alle weltmeisterlich begeistert sind. Oder sein sollten. Was ich auch bin. Irgendwie. Weltmeister zu werden ist schon auch irgendwie geil. Und die hinter uns liegende Weltmeisterschaft hat uns natürlich begeistert. Auch aus deutscher Sicht. Auch mich. So nach und nach halt. Turnierfan eben.

Worum es aber eigentlich geht, ist Philipp Lahm.

Herr Lahm (schließlich ist er Weltmeisterkapitän, also ’n bißchen mehr Respekt, bitte) hat seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Für alle überraschend, nach eigener Aussage aber schon seit der gesamten im Laufe der letzten Saison geplant. Was für ein seltenes Glück für ihn, dass es auf dem Höhepunkt seiner (Nationalmannschafts)Karriere passieren konnte. Nach dieser Vielzahl von zweiten und dritten Plätzen bei all den WMs & EMs seit 2006 muss einem diese Entscheidung Respekt abnötigen, hatte er doch in Kauf genommen, als Sinnbild der „unvollendeten Generation“ abgestempelt zu werden. Einerseits. Andererseits wissen wir nicht, ob er tatsächlich auch ohne WM-Titel abgetreten wäre und da die Entscheidung offenbar nach „Wembley 2013“ gereift ist, kann von „unvollendet“ ja nicht zwingend die Rede sein.

Wie auch immer, sein Drehbuch erwies sich als perfekt und ich bin ihm dankbar. Aus vielen Gründen.

Dankbar – beispelhaft – für ein 1:0 gegen Costa Rica oder ein 3:2 gegen die Türkei 2008.

Dankbar für seine Qualität. Auf dem Rasen. Rechts, links, hinten, vorne, in der Mitte oder Außen. Und all dies, obwohl ich ihn nicht nur einmal in Blogbeiträgen kritisiert habe. Damals. Asche. Auf mein Haupt.

Dankbar, dass er der Generation angehörte, die beteiligt war, den deutschen Fußball nach 2000 und 2004 wieder „auferstehen“ zu lassen (unter Ribbeck verlor ich erstmals ernsthaft das Interesse an der Nationalmannschaft).

Und letztlich grenzenlose Dankbarkeit, dass er ab sofort nur noch meinem, unserem Verein zur Verfügung stehen will. In den ganz offensichtlich letzten vier Jahren seiner Karriere.

Danke, Philipp Lahm. Danke für einen Abgang mit Stil und Klasse.

Weisheiten #282

„Das ist Unsinn. Ich habe keine Angst vor Spritzen. Aber ich wollte mir vom französischen Arzt kein Kortison spritzen lassen. Ich weiß, dass das nicht gut ist. Glauben Sie mir, ich hätte so gerne die WM gespielt, aber meine Karriere geht nach der WM weiter.“

Franck Ribery, Franzose, aber vor allem Bayer

Weisheiten #263

„Durch meine Vorgeschichte habe ich dieses Ziel nicht so konkret formuliert. Weil ich gelernt habe, kurzfristig zu denken. Aber wenn der Reha-Verlauf weiterhin so positiv und schnell voranschreitet, wenn ich wieder fit bin, am Saison-Ende vielleicht noch Einsatzzeiten kriege und wieder in einen Rhythmus komme, warum soll ich dann eine WM abhaken?“

Holger Badstuber, bayerischer Optimist.

Stell Dir vor es ist Frauen-WM und keinen interessiert es oder Das konstruierte Sommermärchen

In zwei Wochen startet die Frauen-WM. Auf deutschem Boden. Hui.

Persönlich interessiert mich das nicht die Bohne. Und das liegt nicht daran, dass ich vielleicht kein Freund von Frauen-Fußball bin.

Nein. Was mich vor allem stört ist dieses Zwanghafte.

Hurra. Das nächste Sommermärchen!

Oder was will uns diese massive Welle dieser multiplen Marketing-Maßnahmen glauben lassen wollen müssen?

Natürlich ist derlei weder so penetrant noch so umfänglich wie vor der 2006er-Herren-WM in Deutschland, aber konstruiert ist all dies nicht minder.

Also wie alle diese „Märchen“, die wir seit 2006 im Boulevard und allen angeschlossenen Sendern (die drüber berichten dürfen) ertragen müssen. Wintermärchen beim Handball 2007. Sommermärchen EM 2008. Undsoweiter.

Übel.

Entweder es kommt oder es kommt nicht. Das Märchen. Ist leider so. Auch wenn das vielleicht für Planbarkeit von Marketing-Maßnahmen etwas schwierig ist.

Ich sag‘ es mal so:

Vielleicht kommt das Fieber ja noch. So wie 2010. Und dann bestimmt nicht aufgrund der grenzdebilen Werbespots (wirklich noch schlimmer als die Schokoladenaufstrich-Boys) oder freizügiger Playboy-Fotos.

Sondern weil mich der Sport oder das Turnier überzeugt.

Und am Ende des Tages müssen dann auch die Medien und alle, die gerade diese Kampagne fahren, akzeptieren, dass Frauen-Fußball und Frauen WM Quoten einfach eine Nummer kleiner sind. Von mir aus „noch“.