Gestern. Heute. Morgen.

Es ist Sommerpause und das tut uns allen mal ganz gut. Also vielleicht nicht allen, zumindest nicht denen, die jetzt schon wieder der neuen Saison entgegen fiebern. Früher war das bei mir auch so, aber derlei ist inzwischen in den Hintergrund getreten. Nein, wir müssen das jetzt nicht schon wieder diskutieren, es ist schlicht weiterhin so, dass mein Alltag komplett ausgefüllt ist. Der Fußball im allgemeinen und der FC Bayern im Speziellen sind nur noch ein Teil davon. Es ist wie es ist.

Man merkt diesen Unterschied auch daran, dass ich a) gar nicht bemerkt habe, dass seit meinem letzten „Beitrag“ schon mehr als 31 Tage vergangen sind und somit die, im Blog hinterlegte – Anti-Spam – „Kommentare-schließen“ – Funktion greift. In den letzten Tagen erreichten mich einige besorgte E-Mails, ob es das denn jetzt endgültig mit „Breitnigge“ gewesen und dass dies ja wirklich sehr schade sei. B) definiert sich meine Sommerpause seit einem Jahr auch noch an ganz anderen Dingen. Ich traniere seit einem Jahr die E-Jugend meines Großen als sog. „Vatertrainer“ und entdeckte dabei so ganz nebenbei eine neue Leidenschaft für den Fußball, die ich schon verschüttet glaubte. Das hat mich phasenweise überrascht, begeisterte mich aber durchgehend. Die Trainings- und Spielzeiten der E-Jugend in unserem regionalen Fußballverband orientieren sich nicht an der Bundesliga oder Länderspielpausen, nein, es geht um Schulferien, denn zu diesen Zeiten pausiert der Spielbetrieb in der Jugend (macht auch Sinn) – wir als Trainerteam haben da ebenfalls ein wenig Ruhe, da wir die Schulferien jeweils auch mit einer Trainingspause belegen.

Mit anderen Worten startet meine ganz persönliche „Sommerpause“ nach dem Ende der Spielrunde Anfang Juni, dem letzten Training gestern und dem Saisonabschlussgrillen am Wochenende.

All dies ist antizyklisch zu vielen Fußballfans „da draußen“ und Bloglesern „hier drinnen“, dass ist mir bewusst, aber es führt eben zu obigen Eindrücken bei einigen Lesern dieses Blogs.

Nur ein kurzes Statement, um dann zum eigentlichen Thema dieses Beitrags zu kommen: Sollte ich mein Blog tatsächlich eines Tages schließen, werde ich dies auch sagen und nicht implizit abschalten. Dafür ist mein Mitteilungsbedürfnis viel zu groß… 😉

Der Punkt.

Ich trage seit Wochen Gedanken in mir, wie ich einen Saison-Rück- und Ausblick-Beitrag rund um den FC Bayern angehen könnte. Allerlei lose Enden schwirren in meinem Kopf umher und ich habe es bis heute nicht geschafft, mich einmal hinzusetzen und diese zu bündeln. Ich sitze zwar jetzt gerade, aber einen Plan habe ich trotzdem nicht. Ursprünglich wollte ich den 30.06., oder 01.07., dem offiziellen Ende meiner 26-jährigen Bayern-Mitgliedschaft, als Anlass nehmen, hier einen größeren Beitrag zum Besten zu geben, aber das Resultat dürfte bekannt sein.

Machen wir es also eher stichpunktartig, kurz und bündig.

Thema Ancelotti

Ich war von seiner Verpflichtung aus mehreren Gründen begeistert. Es machte mich stolz, dass ein FC Bayern im Jahre 2016 einen Trainer verpflichten kann, den wir noch vor 5-10 Jahren niemals bekommen hätten, für den ein Klub wie der unsere, niemals eine Option gewesen wäre. Ich war ferner optimistisch, dass wir mit ihm so etwas erleben könnten, wie Real Madrid unter ihm, also sie uns im Halbfinale 2014 schlugen und zum Titel stürmten. Nun, es blieb uns versagt. Aus vielen Gründen. Gründen, die teilweise im erneuten Verletzungspech (und hier muss man ja wirklich von echtem Pech reden, denn gemeinhin ist Ancelotti nicht dafür berüchtigt, seine Spieler so zu „verheizen“, wie es ein Pep Guardiola angeblich tut, oder?!) aber andererseits in – meiner Meinung nach – taktischen Fehlern des Trainers begründet lagen. Hier sei vor allem das Aufeinandertreffen mit Real Madrid erwähnt. Das Pokal-Ausscheiden gegen den BVB können wir erneut unter „gibt es doch nicht“ abspeichern.

Im Grunde also gemischte Gefühlte bei mir, was den Trainer angeht. Hoffen wir, dass er uns in dieser Saison mit seinen „Umbruch-Fähigkeiten“ überrascht…

Thema Kader & Transfers

Im Rahmen der letzten Tage und den bestätigten Transfers kehrte bei mir doch noch so etwas wie Begeisterung zurück, wie ich sie 2007, 2009 oder 2012 spürte. Natürlich ist nichts mit „Ribéry & Toni“ „Robben“ oder „JM8“ vergleichbar, oder ggf. haben wir uns in all den letzten, erfolgreichen Jahren allzu sehr daran gewöhnt, aber ich glaube durchaus, dass es gut ist, Spieler wie James Rodriguez „von der Madrider Bank“ oder auch Tolisso zu verpflichten und eben nicht einen Sánchez aus der englischen Liga, die finanziell komplett versaut ist. Ferner noch einige junge Spieler, die, mit dem absehbaren Abschied von Robben und Ribéry in mittelnaher Zukunft durchaus Perspektive in unserem Team finden werden.

All das stimmt mich optimistisch und freut mich an Mitarbeitern wie Reschke und Co.

Um aber noch einmal auf das Thema Ancelotti zurück zu kommen: Ich hoffe sehr, dass Carlo mit diesem Kader, wie er sich jetzt für die nächsten ein, zwei Jahre abzeichnet, ein neues, starkes Team aufbauen kann, welches in der Lage wäre – auf Sicht – bis, sagen wir mal 2021, erneut die Championsleague zu gewinnen. Ein FC Bayern wird sich nach dem Abgang der alten Recken, wie Lahm, Alonso und bald Ribéry und Robben verändern, verändern müssen. Sind wir auf dem richtigen Weg? Ich hoffe es und bin aktuell guten Mutes.

Und was den Rest betrifft:

Auch in der neuen Saison wird es „Platzhalter“-Artikel auf diesem Blog geben, für alle die, die weiterhin diskutieren wollen. Was mich persönlich betrifft, werde ich bloggen, sobald sich Themen aufdrängen, zu denen ich zwingend Stellung beziehen muss. Davon abgesehen, werde ich über Spiel- und Trainingsplänen für meine Jungs sitzen und mich auf unseren Kunstrasenplatz freuen, den wir im Sommer 2018 erhalten werden.

Prioritäten, Leute. 😉

18 Gedanken zu „Gestern. Heute. Morgen.“

  1. Schön mal wieder was von dir zu lesen, Paule.
    Viel habe ich erstmal gar nicht zu kommentieren, aber ich hab ja jetzt wieder 31 Tage Zeit. 😉

    Nur soviel: Wer sich über künftigen Kunstrasen freut kann ruhig auch gerne mal über die künftigen roten Sitze – und was er sonst noch so gerne an Umbaumaßnahmen sehen würde – schreiben.

    1. Ich habe der Wert jetzt sogar hochgesetzt, sind – glaube ich – nun zwei Monate… 😉

      Ja, stimmt, die Umbaumaßnahmen im Sommer 2018. Freut mich ebenfalls sehr, hatte ich aber beim Schreiben total vergessen…

  2. @trohbtm: Wird’s tatsächlich rote Sitze geben?
    @Paule: Prioritäten richtig setzen, sehr gut.
    Austritt hast Du ja angekündigt, deine Motive sind mir noch in Erinnerung. Die habe ich verstanden. Ich bin trotzdem noch unsicher…
    Aber deine Mitgliedsnummer hätte ich genommen 😉

    1. Wann bist Du eingetreten? Wenn es erst Mitte / Ende der 90er war, sehe ich da – ehrlich gesagt – kaum noch eine Chance… 😉

    2. Davon gehe ich stark aus:

      Die vielzitierten rot-weißen Sitze – wann werden sie eingebaut?

      Rummenigge: Sie werden kommen. Ich denke, in der Sommerpause nach der nächsten Saison. Das gesamte Stadion wird jetzt exklusiv FC Bayern-like gebrandet. Wir werden vieles verändern und wollen das in Abstimmung mit unseren Fans machen, um auch deren Anregungen berücksichtigen zu können. Bisher mussten wir aus Rücksicht auf den Mieter ja farbneutral sein. Ab sofort ändert sich alles, im Innenbereich wie auch außen, auf der Esplanade. Die Leute werden sehen: Das ist die exklusive Heimat des FC Bayern.

  3. Guten Morgen in manchmal komischen Zeiten, der Sommer ist auch dieses Mal wieder irgendwie komisch. Oft gar nicht da, dann wieder brachial und unangenehm. War das schon immer so, ist das normal, hat sich da unmerklich was verändert? Keine Ahnung und letztlich ist mir das auch egal. Diese beschissenen Tage mit 30 Grad und mehr sind bald wieder vorbei und dann geht es wieder los, haben die Samstage wieder einen tieferen Sinn. Paule hat uns ja teilhaben lassen an diesen Veränderungen in Leben die uns ereilen. Unmerklich passieren Dinge, verändern Prioritäten, plötzlich sind andere Dinge wichtig, vorher elementare Dinge treten zurück und nach einem kurzen „Durchschütteln“ schauen wir erstaunt und leben dann im und mit dem neuen Rahmen.
    Ich bin zwar im Leben in einem anderen Stadium, die Kinder sind groß, der Sohn kämpft nicht mehr auf dem Fußballplatz, sondern eher anderswo, gegen Pfunde, mit Prüfungsaufgaben und Herzschmerz, aber ich verstehe es nur zu gut.
    Trotzdem hat mich die Wucht überrascht, die Wucht mit der ich plötzlich erkenne, dass sich etwas verändert hat. Ein wichtiger, wesentlicher Bestandteil in meinem Leben ist anders. Ich hab früher öfter geschrieben, darüber wie sehr dieser Verein und seine Spiele in mein Leben eingegriffen haben, meine Urlaubsplanung bestimmt haben, mein Wohlbefinden an Spieltagen und danach getrieben haben. Das ist seit der letzten Saison anders, ganz anders. Ich bin nicht mehr mitten drin, ich bin nicht mehr ergriffen, im positiven wie auch im negativen. Ich „beobachte“ nur noch, sehe aus einer abgehobenen Position drauf. Wenn ich unterwegs bin, schaue ich alle 30 Minuten auf die Ergebnisse, nicht mehr alle 5 Sekunden, die Ergebnisse nehme ich zur Kenntnis, bei einen Sieg erfreut und bei einer Niederlage mit einem Schulterzucken. Mag alles normal sein, man wird älter und vielleicht schleift das vieles ab, keine Ahnung. Mein „fußballerischer Höhepunkt“ ist, ja, das ist erbärmlich, der Abstieg der Löwen, das hat mich tatsächlich bei der Meldung des Treffers zum 2 zu Null der Regensburger im Auto rechts ranfahren lassen, geballte Faust, Jubelschreie. Der FC Bayern wird immer in meinem Herzen sein, immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens sein, aber die Dinge haben sich eingeordnet und ich weiß noch nicht, wie oft ich in der kommenden Saison meine Jahreskarte nutzen werden.
    Woran liegt das nur? Keine Ahnung, vielleicht ist nach den surrealen, unglaublichen Pep-Jahren irgendwie erstmal die Luft raus, vielleicht gehen mir einige Dinge auf den Sack. Dinge, die ich darüber höre, wie sich diese überbezahlten Profis in der Freizeit auführen, was Lewas Beraster abgezogen haben, auch der Umstand, dass dieser madrilenische Oberkackverein sich durchgesetzt hat…..vieles mehr, ich weiß es nicht, ist ja auch egal, weil vorbei.
    Schon wieder viel zu lange Rede, kurzer Sinn, ich freue mich auf die neue Saison, aber ohne innere Anspannung und ich habe kein Problem damit, sollte Bayern nicht die 6ste Meisterschaft in Folge holen. Ich fände es cool, sollte tatsächlich ein Verein selbtbewusst angreifen und Bayern fordern, am Ende eventuell sogar erfolgreich sein. Es ist inzwischen alles so unfassbar überspannt, überbezahlt und weltfremd. Wenn der FC Bayern darin, mitten drin, (s)einen Weg finden sollte, seinen Weg zu gehen und damit erfolgreich zu sein, ziehe ich meinen Hut.
    Ich weiß nicht, wohin die derzeitigen Entwicklungen noch führen werden, wie es Fans in anderen Städten finden, was Spieler wie Modeste und Auba aufführen um in die fußballerische Weltmacht China wechseln zu dürfen. Vielleicht gibt es einen „big bang“ und danach wird alles wieder gut oder aber wir sind noch länger nicht am Ende der Entwicklung. Egal, irgendwie bin ich froh, dass ich mich ein bisschen lösen konnte. Das macht vieles leichter………
    Tatsächlich, ich freu mich auf die neue Saison, auf unglaubliche Spielzüge wie schon gestern beim Telekom-Cup zu bestaunen, darauf, dass es immer weiter geht, zu sehen, ob Müller jetzt wieder ein „freies Radikal“ wird, ob die neue Mischung funktioniert, ob James so spielt, dass wir in zwei Jahren die Kaufoption ziehen werden, vieles mehr. Ich freu mich sehr, aber ich habe eine Distanz und das ist gut so, verhindert schlaflose Nächte und anderes. Mag dumm und kurzfristig gedacht sein, wenn es läuft, bin ich vielleicht wieder viel zu tief drin sein.
    Was wollte ich eigentlich sagen? Ach so, dieser blaue Verein ist jetzt endlich und für alle Zeiten glücklicherweise raus aus unserem Stadion, man kann aus dieser grauen Betonwüste endlich ein Bayernstadion machen, der HSV steigt hoffentlich endlich ab und wir hören auf von Dinos zu reden, Wolfsburg und Leverkusen erleben eine Seuchensaison, Dynamo Dresden und Union Berlin steigen auf…..vieles mehr.

    Ich bin gespannt und freu mich sehr auf die neue Saison und wünsche Euch eine geile Saison und Zeit, aber noch mehr ein weiterhin tolles Leben, genießt jeden Tag und seid demütig, es ist unglaublich und unbeschreiblich schön, dass wir dieses Leben dürfen……
    Danke Paule für diese Plattform!

    1. +1
      in allen Punkten, besonders in der Haltung zum Leben und zum Alter 😉
      Nur eins: Dass die Blauen jetzt in der Regionalliga randürfen ist vor allem dann keine gute Entwicklung, wenn’s der Zweiten schadet, was passieren könnte…

  4. Einfach schön hier. Auch mit einem angenehmen „Tempo“ für diejenigen die nicht täglich/stündlich/minütlich online sind!

    Stadion wird sicher ordentlich gebrandet, oder wie auch immer das heißt. 😉 Gehört ja auch zur Vermarktung des Vereins.

    Was läuft denn da mit Klose aus eurer Sicht? Könnte er den vermittelnden Part und direkten Draht zum Team ausfüllen?

  5. @Paule: Respekt für den Jugendtrainer. Ist eine schöne aber auch anspruchsvolle Aufgabe. Habe selbst von den Bambini bis zur A-Jugend trainiert.

  6. Gibt es eigentlich schon eine Playlist für die Blaskapelle, die Uli persönlich anführen wird, um diesen anderen Verein aus der AA zu führen?

  7. Konnte heute ein wenig schauen. Gute Sachen gesehen.
    Aber James hat auch gezeigt, dass er hart an seinem Defensivverhalten arbeiten muss. Bin gespannt!

  8. Mir war diese Asientour schon vor den Ergebnissen unsympathisch wegen Reisestrapazen, (vermeintlicher?) Erschwernis der sportlichen Vorbereitung. Aber immerhin gibts dafür jetzt auf fcb.de schöne Bilder von Chinesinnen, die auch mal den FCB live vor Ort sehen dürfen. Neue Fans mit Klebettatoos „Mirsanmia“ aus dem FCB-Shop. Und während man ein Trainingslager im Winter in Katar noch mit „schönem Wetter vor Ort“ schönreden/ rechtfertigen kann sind diese Ausflüge in die Tropenhitze reiner Kommerz und der sportlichen Entwicklung eher nicht zuträglich. Aber offenbar sind die namhaften Gegner für „ernsthafte“ Testspiele ja auch grade alle vor Ort. Was soll man da machen?
    Na ja, geht auch rum.

  9. Lahm Fußballer des Jahres in D.
    Schönes Abschiedsgeschenk und Würdigung einer großen Karriere, wenn es auch sportlich in früheren Spielzeiten sicher gerechter gewesen wäre.

  10. Grotesk. Als nächstes folgt dann der Bambi, oder was?
    Als wenn man Lahm jetzt nach seiner Karriere für sein Lebenswerk auszeichnen muss … seine fußballerischen Leistungen diese Saison waren eher durchwachsen. Fußballer des Jahres ist für mich Herr Kroos. Leider.

  11. Bernat monatelange Pause …
    Schnelle Genesung, Juan!
    Fast schon tragisch – gerade in richtig guter Form und jetzt verliert er mindestens ein halbes Jahr, bis er wieder voll belastbar und im Saft steht.
    Ob es seine Form dann auch ist, bleibt abzuwarten.

  12. Bei den diversen (teils widersprüchlichen) Aussagen von UH und Kalle zur Asien-Tour kann man sich nur an den Kopf fassen. Diese Hybris. Diese Bigotterie. Nicht auszuhalten. Aber so ignorant ist man wohl als Branchenführer.

    Sowieso wird mir bei dieser Propaganda-Reise leicht übel. Natürlich muss man irgendwie konkurrenzfähig bleiben und dann mal aufs turbokapitalistische Gas drücken, aber ich identifiziere mich weniger und weniger mit diesem Verein.
    Dafür mehr mit einzelnen Spielern, die den Ulk (zugegebenermaßen freiwillig) mitmachen. Hummels wirkt abseits des Platzes immer sehr wortgewandt und frisch im Kopf.

    Edit: Hab schon auf Twitter gesehen, Paule hat auch den SPIEGEL-Artikel zum Thema gelesen.

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