Gerd Müller

Die Person Gerd Müller:
Name:  Gerhard „Gerd“ Müller
Geboren am:  03.11.1945
Geboren in:  Nördlingen
Erlernter Beruf:  Weber
Größe:  1,74 m
Familienstand:  verheiratet, 1 Kind
Die sportlichen Stationen:
TSV Nördlingen:  1954 – 1964
FC Bayern München:  1964 – 1979
Fort Lauderdale Strikers:  1979 – 1981
Smith Brothers Lounge:  1981 – 1982
Die sportliche Bilanz:
Bundesligaspiele:  427
Bundesligatore:  365
DFB-Pokalspiele:  57
DFB-Pokaltore:  71
Europapokalspiele:  74
Europapokaltore:  66
Länderspiele:  62
Länderspieltore:  68
Sportliche Erfolge, Auszeichnungen:
Deutscher Meister:  1969, 1972, 1973, 1974
DFB-Pokalsieger:  1966, 1967, 1069, 1971
Europapokalsieger:  1967, 1974, 1975, 1976
Weltpokalsieger:  1976
Weltmeister:  1974
Torschützenkönig WM:  1974 (10 Treffer, insgesamt 14)
Europameister:  1972
Torschützenkönig EM:  1972 (4 Treffer)
Torschützenkönig Deutschland:  1967, 1969, 1970, 1972, 1973, 1974, 1978
Fußballer des Jahres, Deutschland:  1967, 1969
Fußballer des Jahres, Europa:  1970
Torschützenkönig Europa:  1970, 1972
Bundesverdienstkreuz:  1978
Die Story:
„Ohne die Tore vom Gerd würden wir heute immer noch in der Bretterbude an der Säbener Strasse sitzen“ hat Franz Beckenbauer einmal zum Thema Gerd Müller gesagt und damit lag er nicht wirklich falsch.

Oben erwähnte Torquoten trugen nicht unerheblich zu den großen Erfolgen des FC Bayern in den 60er und 70er Jahren bei. Sicherlich war auch er nur ein Teil dieser „goldenen Ära“, aber ein ziemlich wichtiger, dabei fing alles eher bescheiden an:

Nach der Volksschule wollte er Weber werden, Flausen hatte er nicht im Kopf, was er sich als Sohn eines Kraftfahrers auch nicht leisten konnte. Die Müllers leben bescheiden im beschaulichen Nördlingen, der etwas stämmig geratene Gerd schießt beim ansässigen TSV Tore am Fließband. „Kanonier vom Dienst“ nennen sie ihn auch schon hier. Er besitzt Torinstinkt, verfügt über enorme Schußkraft und dreht sich im Strafraum wie kaum ein Zweiter. So ergibt sich auch sein Motto: „Mann, wenn ich denke, ist es schon viel zu spät.“

Im Frühjahr 1964 dreht sich beim FC Bayern alles um den möglichen Bundesligaaufstieg, als FC Bayern – Geschäftsführer Walter Fembeck erfährt, dass sich sein 1860 – Kollege Maierböck für Sonntag, 12:00 in Nördlingen angesagt hat. Clever wie er war, steht er schon um 11:00 vor Müllers Haustür und überzeugte mit den Möglichkeiten beim FC Bayern.

Der Preis, zu dem sich der Stürmer zum Umzug überreden ließ, war für die heutigen Umstände geradezu lächerlich: Gerd Müller, 17 Jahre jung, Weberlich im Schichteinsatz, ging für 160 Mark Gehalt und 5000 Mark Handgeld an den FC Bayern München. Den Vertag unterschrieb die Mutter; der Vater war kurz vorher gestorben.

Erster Kommentar des Bayern – Trainers „Tschik“ Cajkovski zum neuen Stürmer mit den 48 cm Oberschenkel – Umfang: „Er ist zu klein und zu dick“. Allerdings schießt er trotzdem oft mehr Tore als die anderen zusammen. Für ihn ist es nicht wichtig „schöne“ Tore zu schießen: „Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, irgendein Zauberstück fürs Publikum zu machen. Ich wollte ein Tor – das war alles.“

Bayern Präsident Wilhelm Neudeker, Müllers wichtigster Fürsprecher im Verein, redete Cajkovski immer wieder zu: „Wenn Sie den mit den dicken Haxn nicht aufstellen, gehe ich nie wieder auf einen Fussballplatz.“

Mit dieser „Unterstützung“, sah auch Cajkovski bald ein, was er an diesem „Kugelblitz“ hatte und nennt ihn in bald nur noch jovial „kleines, dickes Müller“ – für „Tschik“ ein großes Kompliment.

Gleich in der ersten Saison bei den Bayern gelingt der Aufstieg in die Bundesliga, wo sich fortan die besten deutschen Verteidiger daran versuchten, Müller zu stoppen, was fast keinem gelang. Die zweite Hälfte der 60er gehört ganz Müller, er schießt Tore am Fließband, egal wo er steht, egal von wo er zielt – es gelingt ihm fast immer ein Tor zu schießen.

Die Tore werden zu seinem Markenzeichen, unerheblich, ob er den Ball mit der Stiefelspitze, dem Oberkörper, oder manchmal auch mit dem Knie über die Linie drückt. In der Nationalmannschaft und als Fußballer des Jahres wird er schon bald der Nachfolger von „Uns Uwe“ – doch schon bei der Ehrung dazu wird deutlich: „Auf den Ruhm war ich nie so scharf. Es ist schön, wenn sie dich zum Fußballer des Jahres wählen, aber schon die Party danach macht mir keinen Spaß mehr. ich bin einfach nicht der Typ für solche Sachen.“

Umso mehr ist er der Typ von Mittelstürmer, der Deutschland in die absolute Weltspitze schießt. Bei der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko trifft er bis zum kleinen Finale in jedem Spiel und wird mit 10 Toren sogar Toschützenkönig. Das verlorene Halbfinale gegen Italien schlägt ihm bis heute noch auf den Magen: „Das kriege ich nicht mehr aus dem Kopf. Wie ich in der Verlängerung den Ball am Torhüter vorbeistopsle. Der ist quasi hinterhergekrochen. Ich seh‘ das Bild noch vor mir. Ach was red‘ ich. Da könnte ich heute noch wahnsinnig werden. Von der Schlappe erhole ich mich nie.“

Nur vier Jahre später wird er, nach der überragend gewonnenen Europameisterschaft 1972, im eigenen Stadion doch noch Weltmeister, den Siegtreffer zum 2:1 im Finale gegen die Niederländer erzielt – natürlich der kleine, bescheidene Junge aus Nördlingen.

Nach der erfolgreichen WM ist allerdings Schluß im Bundesadler – Team, weil auf der anschließenden WM-Feier ein Funktionär auf die Spieler zukommt und sagt, dass „sie nicht so laut feiern sollten.“ Was die Nationalspieler ziemlich verärgerte und Gerd Müller zum Rücktritt bewegte („Da hab ich gedacht, jetzt leckt’s uns am Arsch“).

In den Jahren danach trifft er immer noch gewohnt sicher für den FC Bayern und verhilft so zu drei weiteren internationalen Titeln. Der Schrecken der gegnerischen Torhüter bleibt er bis zu jenem 3.Februar 1979, als sich der junge und damals noch relativ unbekannte Bayern – Trainer Pal Csernai „erdreistet“, Gerd Müller auszuwechseln – ein Vorgang, der in der langen Torjäger – Karriere bisher eher selten abgelaufen ist.

„Ich hab‘ schlecht gespielt, aber das war dem Csernai grad recht. Er hat mich sowieso nicht leiden mögen.“ Müller nimmt es allerdings nicht so tragisch: „Ich war ja schon 33 und wollte eh aufhören.“

Schluß ist aber noch nicht, denn die USA rufen und Spieler wie Pele und Beckenbauer lassen dort ebenfalls ihre Karriere ausklingen. Der Nördlinger wechselt ins sonnige Florida zu den Fort Lauderdale Strikers und baut sich mit seiner Frau Uschi und Tochter Nicole eine zweite Existenz auf, eröffnet ein Steakhaus.

Über die gesamten 3 Jahre in den USA währt die Freude aber nicht: „Die ewige Sonne ging mir am Ende auf den Geist.“ Es fehlten den Müllers auch die Freunde und Bekannten, weshalb er anfängt sich zu langweilen und nichts mehr mit sich anzufangen weiß. Er greift zur Flasche und wird abhängig, seine Frau reicht die Scheidung ein. „Am Anfang hab‘ ich das gar nicht so bemerkt. Bis mich Freunde aufmerksam gemacht haben und zum Uli geschleppt haben.“ Uli Hoeness hilft dem ehemaligen Kanonier vom Dienst wo er kann, überredet ihn zur Entziehungskur. Ehrlich gibt Müller zu: „Ich hab fast mein Leben durch Alkohol zerstört.“

Es gelingt ihm nicht nur „trocken“ zu werden sondern auch wieder im Leben Fuß zu fassen. Uli Hoeness besorgt ihm einen Trainerjob bei Bayerns A-Jugend und der Gerd ist wieder in seinem Element auf dem Fußballplatz, später ist er neben Franz Beckenbauer Co-Trainer des Bundesliga – Teams. Aus dem Trainerstab des FC Bayern ist Gerd Müller nicht mehr wegzudenken und die Scheidung von Ehefrau Uschi ist auch vom Tisch.

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