Kölsches Strohfeuer

Ehrlich gesagt bin ich fast müde, derlei immer und immer wieder zu erzählen. Es ist nur leider so offensichtlich.

Spiele gegen den FC Bayern sind kein Maßstab. Für irgendwas. Jedes Team macht das Spiel des Jahres – nur leider sagt dies so gar nichts über den Rest der Saison aus.

Abstiegskandidaten bringen mich da jedes Mal zur Weißglut.

Der FC Köln zum Beispiel.

In der letzten Woche noch feierte man eine – zugegeben – wirklich gute Halbzeit gegen unseren Verein als Auferstehung und Start einer regelrechten Serie.

Ferner lieferte PrinzPeng keine so guten 45 Minuten in drei Jahren beim FC Bayern insgesamt, wie in diesem, seinem ersten Heimspiel gegen uns.

Ich habe das ja kritisch gesehen und musste mich anfeinden lassen, ob meiner selektiven Sichtweise.

Und jetzt?

Nur eine Woche später fährt der große, große FC nach Mainz. Dem anderen Karnevalsverein.

Ab der 27. Minute spielte der jecke Verein vom Rhein in Überzahl. Das ist ein Problem. Zum einen weil der FC sowas wie Kreativität nicht besitzt (eher das Gegenteil) und zum anderen auch jeglichen Willen vermissen ließ das Spiel gewinnen zu wollen.

Schlimm. Für alle FC-Fans. Aber Schwermut ist ja für die „echten und wahren“ Fans oft und gerne das Mittel der Wahl.

Selbst wenn PrinzPeng nach einem Strohfeuer in der letzten Woche wieder in seine – aus drei Jahren München bekannte – Lethargie und Verweigerungshaltung zurückgefallen ist.

Einfach nur bitter. Nicht, weil ich schon wieder Recht hatte (will ich ja nicht immer haben), aber für die kölsche Seele jetzt.

Soll‘ nur niemand sagen, ich hätte es nicht gesagt.

Apropos gesagt. Was der Mainzer Präsident über PrinzPeng nach dem Spiel sagte, spricht auch Bände.

Lukas Podolski ist auf dem besten Weg, ein richtig unbeliebter Spieler zu werden. Darüber muss er sich aber nicht wundern, denn das, was er auf dem Platz macht, geht gar nicht. Ich kann ihm nur raten: Lieber Lukas, konzentriere dich endlich wieder auf deine Leistung. […] Poldi erinnert mich an Boris Becker zu seinen schlechtesten Zeiten. Becker hat sich auch immer aus dem Rhythmus gebracht, wenn er zu viel gemeckert und seinen Schläger geschmissen hat. Dann hat er auch immer verloren

Von Jörg, dem 45-Minuten-Poldi und jeder Menge Aluminium

Sind wir mal freundlich: Herr Podolski lieferte gestern in der ersten Halbzeit die besten 45 Minuten seit der WM 2006 ab.

Darüber mag man sich als Bayern-Fan ärgern, auch wenn die meisten, mich eingeschlossen, längst ihren Frieden mit diesem Missverständnis (also PrinzPeng und die große, weite Welt) gemacht haben. Als FC-Fan würde es mich aber zum Kochen bringen, wenn es erst eines Heimspiels gegen des FC Bayern braucht (am 25.Spieltag der Saison), bis man bei einem Fußballprofi wie ihm zum ersten Mal vollen Einsatz, Biss und Laufbereitschaft sieht.

Wohl gemerkt nur über 45 Minuten, aber das reichte, um die Bayern, den frischgebackenen Tabellenführer, zum Seitenwechsel in Rückstand zu bringen.

Albern. Und lächerlich.

Eine zutiefst mittelmäßige Mannschaft wie der kölsche FC, der nur im realitätsfernen Anspruchsdenken des Umfeldes auf Championsleague-Niveau spielt und im Heimspiel zuvor noch mit sage und schreibe 1:5 böse unter die Räder kam, wurde vom flügellahmen Branchenführer perfekt aufgebaut.

Ich hatte davon nichts mitbekommen, aber kurz vor Anpfiff, als ich per Sky die Mannschaftsaufstellung las, war plötzlich keine Rede mehr davon, dass alle Nationalspieler unversehrt von diesen Witz-Länderspielen zurückgekehrt waren.

Ribéry angeschlagen auf der Bank, Robben gar mit Grippe in München geblieben. Hallo?

Na fein, dachte ich, dann gibt’s ja für Startformation keine Ausreden. Bezüglich Laufen, rennen und kämpfen.

So ging auch das Spiel los. Mit bayerischer Dominanz und Ball- und Gegnerkontrolle.

Und einem aufgedrehten Podolski. Dem in der 8.Minute Flipperähnlich der Ball perfekt vor den einzigen Fuß fiel, dem man annähernd sowas wie fußballerische Fähigkeiten zuschreiben kann (mit dem rechten Fuß geschossen, wäre der Ball aus dem Stadion geflogen). Zack an die Latte. Ein Weckruf. Für die 11 Innenverteidiger des FC.

Fortan schaffte man es zumindestens 4-5 Mal die bayerische Abwehr in durchaus gefährliche Konter zu zwingen.

Weshalb die meisten Kommentatoren sich genötigt sahen, die Führung der Kölner der Pause „als nicht unverdient zu bezeichnen“.

Für mich kein Grund.

Ein Grund wäre es schon eher, wenn man einräumt, dass die Bayern das Spiel vor dem Pausentee zwar mehr als dominiert haben, aber vor dem Tor viel zu harmlos wirkten. Darüberhinaus fehlte den van-Gaal-Kickern jeglicher Dynamik und Geschwindigkeit im Spiel nach vorne. Ein Umstand der ohne Frage der Abwesenheit unserer Flügelzange geschuldet war.

Schlimm. Irgendwie vermittelte man insgesamt den Eindruck, dieses Gastspiel nicht sonderlich ernst zu nehmen und schon die Vorbereitung auf das wichtige CL-Rückspiel in Florenz gestartet zu haben. Nach innen wie nach aussen.

Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle übrigens denJörg. Immerhin war er nach dem Spiel souverän genug, seinen Torwartfehler einzuräumen. Und wenn diese neuen Bälle 100x so schlimm flattern, Alter, den Ball musst Du mit links halten. Oder mit rechts. Das gibt’s doch nicht. Natürlich setzte dieser geschenkte Ball dieser Halbzeit die Krone auf.

Hilft aber alles nix.

In der Kabine gab es von van Gaal offensichtlich die richtigen Worte. Endlich spielte mein Verein so, wie man es vom Anpfiff an erwartet hätte: Schnell, variantenreich, mit Druck und den FC in den eigenen 16er einschnürend.

Darüberhinaus Chancen fast im Minutentakt gegen eine Abwehr, die diesen Namen phasenweise nicht verdiente.

Warum nicht gleich so? Wo ist das Problem, immer 100% zu geben? Warum nur unterschätzt man derlei Gegner und lässt nicht erst nach einem 3:0 die Luft raus?

Da steckst Du nicht drin.

Insgesamt wäre ein Sieg der Bayern verdient gewesen. Zwar war Köln in Halbzeit 1 stark, viel stärker als vermutet, aber der Druck, den die Bayern nach dem Seitenwechsel aufbauten, war dann doch ’ne ganz andere Liga. Und neben dem Lattentreffer von PrinzPeng, trafen die Aluminium-Könige der Liga (Schweinsteiger zum 7.Mal!) zweimal Pfosten oder Latte.

Das gibt’s einfach nicht!

Trotzdem: Es sind weiterhin drei Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger und folglich muss Bayer in Nürnberg gewinnen. wie schwer das ist, haben die Bayern schon leidvoll erfahren müssen.

Aber ehrlich gesagt halte ich es nicht für möglich, dass derlei Ergebnisse gegen die Bayern auf andere Gegner übertragbar sind. Die Bayern sind nun einmal der Aufbaugegner der Liga. Da beisst die Maus keinen Faden ab.

Aus genau diesem Grund können wir uns nur auf uns selbst verlassen. Und sollten wir Halbzeiten wie die erste in Köln für den Rest der Saison ab sofort und bitte dringendst vermeiden!

Noch was? Einzelkritik? Nö. Eigentlich nicht.

Das Thema Butt habe ich schon angesprochen. Schweinsteiger lieferte eines seiner besseren Spiele ab, Contento wird langsam immer besser und sicherer, die IV stand zumeist gut und die Offensive – naja, ohne Ribéry und Robben nur die Hälfte wert. Von daher der FCB erst in Halbzeit 2 auf einem Niveau, dass eines Tabellenführers würdig ist.

Irgendwie im falschen Film.

Es ist bemerkenswert, wie schnell sich die Eindrücke eines Fans ändern können.

Vor etwas mehr als einer Woche, wähnte ich mich als Bayern-Fan noch mitten in einer herrlichen Serie. Sah ich mein Team auf dem direkten Weg an die Tabellenspitze der Bundesliga.

Zu Recht, wie uns die erste Halbzeit im Gastspiel in Hamburg glauben lassen wollte. Dann dieses überflüssige 0:1 und ein zwar gutes, aber torloses Anrennen gegen die ital. Defensivkünstler aus Turin.

Alles nicht so dramatisch. Dachten wir. Schließlich hatten wir die beste erste Halbzeit der Saison gesehen. Oder so.

Nach dem Heimspiel gegen die Soldo-Kicker aus der Domstadt, dass ich aufgrund diverser Gründe weder live noch über 90 Minuten sehen „durfte“, sieht die Welt auf einmal ganz anders aus:

Seit drei Spielen schießen wir einfach kein Tor mehr!

Ohne Tore kann man keine Spiele gewinnen. Ohne Tore kann man auf einmal einen Rückstand von acht Punkten auf die Tabellenspitze der Fußballbundesliga haben.

Einzelkritik kann ich – mangels Bildervielfalt – nicht üben. Per Sms-Ticker erfuhr ich von einem grottigen Kick.

Was den Spielbericht in Sportschau und Sportstudio betrifft, haben sich die Kölner – im Rahmen ihres letztmalig ermauterten 2:1-Sieg in München noch einmal verbessert:

Der erste Riegel von sechs Spielern erwartete die Bayern am 16-Meter-Raum, die restlichen Geißböcke bewachten den 5-Meter-Raum.

Die meisten Breitnigge-Leser wissen hoffentlich, was ich von derlei „Fußball“ halte – noch viel weniger halte ich allerdings von meinen Bayern, dass es ihnen seit Jahren nicht (mehr) gelingt, derlei Bollwerke zu knacken und ich mir seit gefühlten Ewigkeiten solche (Trauer-)Spiele anschauen muss.

Schlimm. Ist gar kein Ausdruck.

Natürlich gab es mit der Verletzung von Robben und der Nicht-Fitness von Ribbéry wohl einen Bruch in unserer schönen, neuen 4-3-3-Welt. Aber muss das als Entschuldigung für alles herhalten??

Die restlichen 24 Spieler in unserem Kader können auch Fußball spielen, oder?

Im Laufe der Woche habe ich mich ebenfalls gefragt, ob das neue 4-3-3-System unsere „Alt“-Stürmer vielleicht lähmt, zu sehr unter Druck setzt. Weil die Konkurrenz-Situation von fünf Spielern für eine Planstelle nicht funktionieren kann, aber was soll unser Trainer machen, wenn die grundlegensten Dinge nicht mehr funktionieren?

Einen Ball aus 3, 4, oder 5 Metern einfach nur ins Tor zu zimmern?

Da machst Du nix.

Klar, das Boulevard hat seinen Spaß. Die neueste Statistik ist die torlose Zeit des Gesamtvereins. Na dann.

Ich kann darüber nur noch bedingt lachen.

Die Herbstmeisterschaft scheint so wohl offenbaur kaum noch möglich und ob wir in der Rückrunde unsere Aufholjagd endlich starten, bezweifle ich aktuell. Leider.

Noch mehr Geld in die Hand nehmen?

Keine Ahnung.

Die Sommer-Vorbereitung einfach bis in den Winter verlängern? Wäre eine Möglichkeit. Wird als Ausrede ja in diesen Tagen immer wieder gerne genutzt.

Ich habe zumindestens für die nächsten Tage den Kaffee auf.

Zum Glück ist Länderspielpause (das ich das mal sagen würde) und die Verletzung Robbens wirkt sich so nicht so stark auf den Spielplan aus. Wie zuvor befürchtet.

Irgendwas muss sich ändern. Was, dafür fehlt mir im Moment der Überblick.

Bezeichnend ist, dass ich diesem Kommentar hier fast schon zustimmen muss…

Leute, der Zirkus ist in der Stadt

„Eins muss man dem FC Bayern lassen – er hat Humor“

So einer der ersten Kommentare, die mir beim heutigen „Spiel“ des FC Bayern gegen die sog. Allstars rund um Oliver Pocher in Erinnerung blieb.

Mit Humor musste man das heutige Spiel auch nehmen, traten dort doch neben „richtigen“ Kreisliga-Fußballern und jeder Menge Alt-Stars dieses Sports auch diverse Vertreter deutschen Humors an.

Pocher allein in drei Rollen: van Bommel, Kahn und als Pocher selbst.

Allein der vereinslose Wessels, seines Zeichens Ex-Bayern-Spieler und Ex-Kahn-Vertreter, bewahrte die Zirkuskicker vor doppelter Zweistelligkeit.

Naja. War ja auch nicht anders zu erwarten.

Der Sponsor dieses Spiels hatte die Bayern vor einiger Zeit schließlich für eine Million Euro eingekauft – da will man auch was für’s Geld haben.

Bekam‘ man.

Zirka vier Stunden Event im Privatfernsehen und zuvor vier Wochen Casting im gleichen Sender. Da kann man nicht meckern.

Die Bayern lockte man – mal wieder – über die soziale Ader. Ähnlich wie gegen die Kickers aus Stuttgart, gingen die Einnahmen an einen guten Zweck.

Apropos Event.

Den erlebten wird auch schon keine 24 Stunden zuvor.

Beim Lukas-Podolski-Ablösespiel in Köln.

Hier hatte man zwar weniger Spaß am und agierten mehr professionelle Fußballer im Spiel – eine echte Chance hatte der Gegner der Bayern aber ebenfalls nicht.

Noch nicht, wie man in Köln, um Köln und um Köln herum nicht müde wurde zu betonen. Denn schließlich und da kann man jeden Kölner fragen, steht man mit der Verpflichtung von PrinzPause kurz vor dem Championsleague-Sieg.

Dumm, dass derLukas im gestrigen Spiel so spielte, wie in drei Jahren beim FC Bayern. Abgesehen von den letzten fünf Heynckes-Spielen…

Trotzdem: So viel Spaß es auch gemacht hat, gegen hoffnungslos unterlegene Gegner abwechselt Katz und Maus zu spielen, so froh bin ich, dass diese Events vorbei sind.

Nicht die Vorbereitungsspiele, nein, da kommen noch zwei. Allerdings gegen europäische Prominenz. Beim Cup eines bayerischen Co-Sponsors. Dienstags gegen den AC Mailand und tags drauf entweder gegen ManU oder Boca Juniors.

Das sind andere Hausnummern.

Was ich aber ganz generell von den „Spielen“ der letzten zwei Tage halte?

So what. Wenn die Anreise nicht zu anstrengend ist und sich keiner unserer hochbezahlten Profis verletzt: Meinetwegen.

Es gab mal einen Bayern-Spieler, der hat behauptet, dass er lieber jeden Tag spielt, als jeden Tag zu trainieren. Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Am Ende des Tages zählt ohnehin nur eins: Topform ab dem ersten Pflichtspiel.

So. Und damit wären wir schon mal bei unseren Problemen:

Ribéry ist immer noch verletzt, hat noch keins dieser Testspiele absolviert, hat noch keine Chance gehabt, seinem Trainer zu zeigen, ob er die ihm zugedachte Rolle des 10ers spielen kann/will.

Na fein.

Das Toni und Olic verletzt sind, ist zwar auch nicht schön, aber eben nicht von so zentraler Bedeutung, zumal wir mit Klose und Gomez unser Starter-Paar ohnehin fit und zur Verfügung haben.

Zum Glück scheint es weiter hinten nur das Problem der Qual mit der Wahl zu geben. Wenn wir mal davon ausgehen, dass Brafheid tatsächlich sowas wie ein linker Aussenverteidiger ist und wir da nicht nur einen Schauspieler verpflichtet haben. Meine ersten Eindrücke in dieser Vorbeitung ließen da das Schlimmste erahnen.

Abwarten. Hier spielt die (Einspiel-)Zeit für uns (und wenn es nur die Zeit, die unsere Holland brauchen, sich an die Geschwindigkeit in der Bundesliga zu gewöhnen).

Sonstige Einzelkritik erspare ich mir lieber.

Abgesehen vielleicht von Herrn Sosa:

Alter, was hat der in der Sommerpause gemacht?

Ist das Fett oder Muskelmasse, die er da zugelegt hat?

Seinem Spiel hat es so oder so nicht genutzt. Wird hier nur abgewartet, bis sich endlich irgendein Verein in Europa erbarmt?

Zeit wär’s.

Noch 7 Tage Sommerpause

Zurück im Konzert der Großen: Die Bayern.

Die Baisse ist überstanden.

Die Bayern sind zurück. In der Championsleague. Im Konzert der Großen. Nicht in irgendwelchen UEFA-Ranglisten, die man mit Dauer-Kurzeinsätzen im UEFA-Cup „manipulieren“ kann, nein, in der Königsklasse. Dort wo die wirklich Großen spielen.

Sicher. Das kurze UEFA-Cup-Intermezzo der Bayern war verdient, war es doch dem gescheiterten Versuch geschuldet, in der Post-Ballack-Ära der Jugend rund um Schweini & Poldi eine Chance zu geben.

Geschichte.

Ab der neuen Saison sind die Münchner wieder im Topf 1 der Setzliste. Das allein ist ein Gütesiegel.

Die Liste zeigt eigentlich recht deutlich den Status quo: Inter, Real, Juve nicht in Top 10.

Dumm wäre es allenfalls, wenn diese Teams wiederum einem Gruppenkopf FCB zugelost werden würden. Aber auch in der neuen Saison muss es ja einen Grund für Häme geben…

Fehler In Allen Teilen oder Endlich ist's vorbei.

Das war sie also. Die Saison 2008/09. Mit viel Emotion gestartet und zum Schluss mit einem blauen Auge und dem Minimalminimalziel. Direkte Qualifikation für die Championsleague.

Für einige in der Bayern-Familie wurde das jetzt aber echt Zeit. Mich mal eingeschlossen.

Länger hätte die Saison nicht dauern dürfen. Ansonsten wäre der Vorsprung der Wolfsburger wohl noch größer geworden und die Stuttgarter hätten uns ebenfalls noch überrannt.

Das sie dies gestern nicht taten, ist ein Teil des Kuriosums dieser Saison.

So stark und euphorisch die Schwaben zuletzt auch waren, so gehemmt agierten sie gestern im Endspiel in der Arena der Bayern. Und das gegen Bayern, bei denen einige Spieler schon lange auf Reserve laufen.

Wie Herr Demichelis zum Beispiel. Oder Herr Toni. Oder Herr Sosa. Um nur einmal die schlimmsten Patienten aufzuzählen.

Jede Woche kam ich mir hier zuletzt vor wie im Hamsterrad. Was meine Berichte betraf.

Immer wieder fielen Worte wie „schlimm“ oder „unfassbar“. War aber nun einmal so.

So gut sich die Bilanz von Heynckes auch liest (4 von 5 Spielen gewonnen) – die Mannschaft war offenbar schon lange am Ende.

Wären da nicht ausgleichend Spieler wie Lahm, Butt (zumeist), Ribéry (seine Geistesblitze) oder van Bommel (lebte unter Jupp wieder auf) gewesen, das tabellarische Desaster wäre komplett gewesen.

Im Grunde fällt mir keine Erklärung dafür ein, weshalb die drei obigen Sportskameraden in ihrer Leistung in dieser Saison so abfielen (Sosa jetzt mal aussen vor, der kam ja in dieser Rückrunde zum ersten Mal überhaupt aus seinem Dauerloch).

Demichelis so schlimm wie zu Beginn seiner Bayern-Zeit (ohne Vorfeld einer WM keine Motivation?) und Toni, der zwar immer noch seine Tore macht – viele auch als 1:0 – aber im Verhältnis seiner Chancen heuer eine unterirdische Leistung bot.

Allein die Chance, 5 Meter frei vor’m Tor, den Ball aber 10 Meter über’s Tor zu semmeln – bezeichnend!

Nicht weniger schade, dass die Leistungsfähigkeit eines Sosa von Spiel zu Spiel ebenfalls immer geringer wurde. Waren es in Bochum noch 45 starke Minuten, reduzierte es sich danach auf nur noch 30, um darin zu gipfeln, dass es gestern eigentlich gar nix mehr war.

Unfassbar (schon wieder dieses Wort), dass wir so dünn besetzt sind, dass man Sosa nicht sofort wieder auf die Bank setzt.

Gleiches gilt für Toni. Dem scheint der Druck zu fehlen. Und ich will doch mal ganz stark hoffen, dass ein van Gaal nicht davor zurückschreckt, unsere Diva nach solchen Spielen wie gestern schon nach 60 oder gar 45 Minuten auf die Bank zu setzen. Leistungsprinzip nennt man sowas!

Denn mal ganz ehrlich: Wieso durfte sich ein Luca Toni jetzt über die ganze Saison mit seiner Chancenverwertung beschäftigen, ein Podolski wurde aber aufgrund genau des gleichen Problems dauerhaft auf die Bank versetzt?!

Nein. Das geht so mit Toni nicht weiter. Schau’n mer mal, was die neue Saison bei diesem Thema bringt.

Zurück zum VfB.

Warum verhielt man sich so passiv?

Der FC Bayern präsentierte doch auch gestern ein charakteristisches Bild der gesamten Saison:

Hinten nervös bis fahrig und vorne eine Verwertung von Großchancen, die man definitiv als fahrlässig bezeichnen muss!

Sicher.

Wir hatten auch immer wieder Verletzte. Zur Unzeit. Als Klose ausfiel, wurde der Sturm quasi zur One-man-Show. Als zuletzt Altintop und Zé Roberto ausfielen, hatten wir überhaupt keine defensiven Flügelspieler mehr, weshalb ein Lucio – unser luftiger Spring-ins-Feld dort agieren musste. Offensiv, mit Zug zur Mitte ja ganz nett, aber was läuft dann defensiv? Eben.

Und hier wäre die Chance der Stuttgarter gewesen. Die Bayern auszukontern.

Allein, es gelang ihnen nicht. Selbst gegen derlei Bayern. Die mehr mit sich als mit dem Gegner zu tun hatten.

Ein Spiegelbild der Saison. Exakt.

Jetzt ist die Saison vorbei. Endlich möchte ich hinzufügen. Und was war ich nervös. Vor diesem letzten Spiel.

Es gab einfach zu viele „wenn CL, dann“.

Wenn wir den zweiten Platz holen, dann investieren wir.

Wenn wir den zweiten Platz holen, dann…

Und wenn nicht?

Tja. Solche Szenarien beschäftigten mich permanent.

Und dann die vielen Tore in Karlsruhe. Der Wahnsinn.

Aber ich hatte da so eine Hoffnung. Den Berliner sei vielmehr hinterhergeworfen: Wer glaubt, an einem letzten Spieltag bei einer abstiegsbedrohten Mannschaft, ein leichtes Spiel zu haben, der lebt ein bißchen fernab der Realität, oder?

Als es dort 2:0 stand, beruhigten sich meine Nerven. Und als ich ferner sah, dass die Schwaben tatsächlich kaum etwas aus der Schwäche der Bayern machten, war’s vollends um mich geschehen.

Ich glaubte endlich wieder an den „Erfolg“ meiner Mannschaft. Und freute mich unmittelbar nach Schlusspfiff schon auf die nächsten Tage.

Die nächsten Tage, die ja, laut Uli Hoeneß, so einiges an Ankündigungen bringen sollen. Vor allem was den Kader der neuen Saison betrifft.

Jetzt wird wirklich Geld in die Hand genommen und der Kader „punktuell“ verstärkt.

Nach 2007 bin ich wieder richtig euphorisiert. So als wäre jeden Tag PK mit Vorstellung Ribéry und Toni.

Ob es bald Gomez und Dzeko werden?

Diese Namen durfte ich gestern im VT lesen. Aber gehen wir tatsächlich mit fünf Stürmern in die neue Saison? Geht Toni dann eher zurück nach Italien?

Wohl kaum. Und Beckenbauer soll zum Thema Dzeko ja auch gesagt haben, dass „man zwar über ihn geredet habe“, die „Chancen auf eine Verpflichtung aber sehr gering wären“.

Na dann.

Persönlich glaube ich jetzt eher an eine Verpflichtung dieses linken russischen Flügelflitzers. Dann würde Lahm endlich auf rechts spielen und wir hätten wieder eine richtige Zange auf den Aussenbahnen. Dazu einen Görlitz als Fallback und somit die Chance neben Oddo (endlich!) auch einen Lell neuen Aufgaben zuzuführen…

Den Rest warten wir in den nächsten Tagen erst mal ab. Ich bin gespannt.

Noch was?

Muss ich wirklich noch was zu den Leistungen von Bayer und Werder sagen? Vor allem im Vergleich, was beide Teams in den Spielen gegen uns gezeigt haben und im Rest der Saison? Nein. Darüber decken wir einmal den Mantel des Schweigens.

Erwähnen muss ich auch nicht, was für den FC Bayern möglich gewesen wäre, wenn wir wenigstens in den Graupenspielen gegen Bochum, Köln und in Gladbach gewonnen hätten, oder? Trotz 2:5 gegen Werder, 1:5 in Wolfsburg und all den anderen Schlechtleistungen allein zu Beginn der Rückrunde?! Eben.

Aber was soll’s. Vorbei ist vorbei. Wer am Ende vorne steht ist verdienter Meister. Im Gegensatz zum FC Bayern war der VfL dazu in der Lage nach einem 1:4 in Stuttgart in drei Spielen danach, drei Siege mit 13:1 Toren abzuliefern. Respekt.

In diesem Zusammenhang bin ich allerdings mal gespannt, was die neue Saison dort bringt. Mit CL, Erwartungshaltung und motivierten Gegner vom ersten Spieltag an…

Wenn es nicht reicht, reicht es nicht – Glückwunsch Felix!

Dem FC Bayern geht die Puste aus. Auf der Zielgeraden der Meisterschaft.

Nicht dass wir in der bisherigen Rückrunde so arg viel Gas gegeben hätten, aber gegen die gestrigen Hoffenheimer reichte es nur zu einem 2:2.

Da war er, der Stolperstein.

Und wenn ein VfL aus Wolfsburg in einem so entscheidenden Spiel, wo im Grunde final die Weichen gestellt werden, bei Hannover fünf Buden in Enke-Tor zimmert, dann kann man wohl ohne Umschweife behaupten, dass die Wölfe tatsächlich Meister werden wollen!

Ob diese Einstellung beim FC Bayern jeder Spieler von Nummer 1 bis xy hatte – über die gesamte Saison – wage ich einmal zu bezweifeln. Aber Rückblicke sind was für die Sommerpause.

Zum Spiel beim Ex-Herbstmeister und Rekord-Tabellen-Abstürzer.

War klar, dass die Rangnick-Kicker ausgerechnet gegen uns wieder in Hinrunden-Erfolgsspur kommen, oder?

Das Eduardo gegen uns nach seiner Sperre zurückkehrte – daran konnte man nix ändern, dass dieser aber gleich mal direkt an der Drehung unseres völlig verdienten 0:1 beteiligt war – perfektes Timing…

Auf der anderen Seite:

Auch hier – womit wir beim roten Faden dieser Rückrunde, dieser Saison sind – muss man einfach mal klarstellen, dass diese beiden Hoffenheimer Tore allenfalls Kosmetik gewesen wären, wenn der FC Bayern – hier sei vor allem unsere Offensive genannt – nicht solch eine eklatant schlechte Chancenverwertung hätte (-> Toni!)!!

Die Offensive ist das eine, unsere Defensive ein ganz anderes Problem.

Meine Güte. Woche für Woche rede ich hier über Nervosität, Fehlpässe und Formkurven, die ins Bodenlose abstürzen. Demichelis ist nach seiner letzten Hammersaison nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch der Trainerwechsel hat daran nichts geändert.

Schlimm. Was sind dafür nur die Gründe?

Vielleicht die fehlende Breite in unserem Kader? Dringend benötigte Pausen – auch gedanklich – sind nicht möglich, weil in der Hinterhand genauso hanebüchene Spieler lauern. Und zu allem Überfluss muss dann auch noch Lucio, gelernter Innenverteidiger, den Rechtsverteidiger geben, weil wir einfach keinen anderen haben. Noch nicht mal einen schlechten, denn die (Lell, Oddo) sind auch noch alle verletzt. Und so stürmt Lucio – in seiner Hitzfeld’schen Unart – nun stümperhaft über die Aussenbahn und lässt defensiv Lücken zurück, die jeder Beschreibung spotten.

Hinzu kommt noch, dass selbst sämtliche Fallbacks entweder verletzt (Altintop) oder rekonvaleszent (Zé Roberto) sind.

Vielleicht liegt’s aber auch einfach nur an der fehlenden Absicherung, dass unsere zu langsame Abwehr (bis auf Lahm) den Wellen eines jeden Gegners kaum etwas entgegen zu setzen hat. In der Vorsaison räumten van Bommel und Zé Roberto da alles ab. In dieser Saison zeigten beide Schwächen. Gestern war van Bommel – trotz drohender Gelb-Sperre im Endspiel gegen Stuttgart – fast der einzige Mittelfeldspieler, der dagegenhielt und dies auf eine sehr souveräne Art und Weise. Respekt.

Apropos Mittelfeld.

Ein Grauen.

Ribéry in Halbzeit 1 mal wieder Weltklasse – auch dank eines überforderten Gegenspielers. In Halbzeit 2 dagegen ging auch er in der Lethargie und der Demotivation durch das 0:5 in Hannover unter.

Aber Ribéry hatte wenigstens noch seine Höhen im Spiel.

Leute wie Schweinsteiger und Sosa spielten über ihre gesamte Einsatzzeit einen Stiefel, der ein Affront gegenüber jedem mitleidenden Bayern-Fan war.

Immer öfter und immer mehr frage ich mich, was eigentlich mit Spielern wie Schweinsteiger und Sosa los ist.

Ok. Sosa erweckte zuletzt den Anschein, dass er es nach 1,5 Jahren mal endlich geschafft hat, sich zu aklimatisieren. Falsch gedacht. Weder dem Druck eines normalen Spiels, noch dem einer Meisterentscheidung kann er standhalten. Das sind keine guten Karten für die van-Gaal-Analyse zur neuen Saison, Jose Ernesto!

Und Schweinsteiger?

Bei Schweinsteiger frage ich mich permanent (vor allem nach seiner Vertragsverlängerung): Ob er weiß, was schnelles Direktspiel ist?

Sein gestriges Angebot in diesem Zusammenhang war erneut eine Frechheit. Wenn er schon selbst nichts mit dem Ball anzufangen weiß, dann soll er ihn wenigstens an die, um ihn herum laufenden Kameraden abgeben. Stattdessen tritt er gerne mal auf dem Ball und schaut, was sonst noch so los ist. Oder spielt gerne mal den Rückpass. Nur so, damit man nicht allzu sehr ausser Atem kommt.

Sowas macht mich wahnsinnig. Und Leute wie Ribéry sicherlich auch. Zum Glück spielen die nicht auf einer Seite, ansonsten wäre Ribéry bestimmt schon längst handgreiflich geworden.

Man muss sich das einmal vorstellen. Wolfsburg schießt gerade den Gegner aus dessen Stadion, der FC Bayern liegt „2:2 hinten“, Stuttgart führt und wenn Hertha noch ein Tor macht, spielen wir nächsten Samstag nur um Platz 3.

Und dann sehe ich Konterfußball des FC Bayern, der mich daran zweifeln lässt, ob bei Premiere gerade die Slow-Motion-Taste gedrückt wurde.

Da lasse ich auch die Entschuldigung von UH nicht gelten, dass „das Spiel in der ersten Halbzeit Kraft gekostet hätte“ und dass es ja ohnehin so warm gewesen wäre, oder was auch immer.

Kraft gekostet?

Hallo? Wo sollte der FC Bayern denn aktuell sonst noch so seine Kräfte vergeuden? Wir sind aus allen anderen Wettbewerben zuvor schon ausgeschieden. Und zwar jeweils mit Pauken und Trompeten!

Ist unser Training so anstrengend, dass wir im Spiel ab der 60. Minute keine Kräfte mehr haben?!

Unfassbar.

Und Podolski? Achja, den haben wir ja auch noch. Erste Halbzeit – zusammen mit Ribéry – stark. Danach in der Sosa-Liga.

Und Toni? Tor gemacht. Aber ähnlich wie Klose in der letzten Saison in Schalke: Perfekt von Ribéry angeschossen.

Ansonsten trifft Toni seit Wochen und Monaten das berühmte Scheunentor nicht mehr. Dem fehlt der Druck. Meiner Meinung nach muss jetzt gegen Stuttgart auf jeden Fall Klose in die Startelf. Um den zweiten Platz sollen sich über die Woche Toni und Podolski prügeln. Aber nicht zu viele Kräfte vergeuden…

Tja.

Aus meiner Sicht war’s das mit der Meisterschaft.

Warum? Ein Sieg der Bayern und eine Niederlage der Wolfsburger und schon sind wir Meister?!

Sicher.

Aber immer wenn ein FC Bayern auf einen Nordverein wie Werder oder den HSV angewiesen war, ging das in die Hose. Da würde ich nicht einen Cent drauf wetten, dass sich Werder übermäßig gegen Magaths Wölfe reinhängt. Erstens weil der letzte Spieltag eingerahmt ist von den beiden Endspielen Werders und zweitens, weil sie so den FC Bayern zum Meister machen könnten. Das ist schon allein per Lemke’scher Dienstanweisung verboten…

Nein.

Es ist einfach lächerlich, dass der FC Bayern – auch am letzten Spieltag – überhaupt noch Meister werden kann. Nach dieser Saison.

Einzig und allein die Tatsache, dass sie Pseudo-One-Touch-Fußballer aus Berlin es nicht mehr werden können, erfüllt mich mit Freude an diesem tristen Tag. Wenigstens etwas. Einen Meister mit dieser Spielweise hätte ich nicht ertragen. Dann doch jetzt lieber Wolfsburg.

Mein ursprünglicher Lieblingsmeister hat sich gestern geändert. 😉