„Machen wir uns nichts vor: Ein Punktverlust in Nürnberg würde in diese #FCB-Rückrunde passen. Oder?“
Paule, FCB-Fan, -Blogger und irgendwie Pessimist.
Monat: März 2012
Von schlampigen Bayern und körperlichen Franzosen.
Jetzt mal ganz ernsthaft gefragt: Gegen diesen Gegner hat der amtierende Deutsche Meister zweimal verloren?
Diese Frage ist gar nicht hämisch oder ironisch gemeint, es interessiert mich tatsächlich.
Sicher.
Marseille trat mit einem viertklassigen Torhüter an. Klar, einer der Stamm-Innenverteidiger fehlte, aber hallo, wenn die Bayern ihre Chancen konsequent genutzt hätten, hätten wir am Mittelmeer 4:0 gewonnen. Oder so.
Andererseits ist vielleicht genau dies das Problem: Chancenverwertung.
Verwertet Olympique seine frühe Kopfballchance (gute Reaktion von Herrn Neuer) liegen wir zurück und bekommen das Flattern?
Hätte Dortmund seinerzeit einfach nur seine Chancen nutzen müssen, um dort nicht 0:3(?) unterzugehen?
Ist Fußball so einfach?
Es scheint erneut so zu sein.
Aber die Bayern sind eben die Bayern und Dortmund ist es (noch) nicht.
Mir ist es so ganz lieb.
Wer würde nicht schon gerne im Viertelfinal-Hinspiel die Tür zum Halbfinale einen guten Spalt weit öffnen?
Wenn wir uns jetzt nicht ganz dumm anstellen – und hey, haben wir das in dieser Saison schon einmal in einem Heimspiel? – dann sollte das doch bitte reichen.
Körperliche Spielweise der Franzosen hin oder her. Solch‘ einen Gegner müssen wir platt machen. Läuferisch, spielerisch.
Das war ganz wenig für einen CL-Viertelfinalisten. Der Torhüter ging – wie gesagt – gar nicht. Die Abwehr war zwar vielbeinig und kam mit unserer umständlichen Spielweise in der roten Zone noch ganz gut zurecht – aber internationale Klasse?
Eher nicht.
Im Rückspiel steht der Stammtorhüter wieder zwischen den Pfosten, aber dafür fehlt ein anderer wichtiger Pfeiler im Gerüst: Diarra.
Kaum zu glauben, dass der das Hinspiel überhaupt bis zum Schluss absolvieren durfte. Der Check gegen Gomez hatte Rolfes’sche Züge.
Überhaupt kann ich nur müde lächeln, dass wir ein Vielfaches an gelben Karten erhalten haben. Im Vergleich mit Marseille. Nun ja, internationale Härte, oder?
Really?
Herr Lahm(!) bekommt ’ne Gelbe fürs Meckern. Und jeder, wirklich jeder Bayern-Spieler für ein auch nur ansatzweise hartes Foul die entsprechende Verwarnung. Natürlich waren die Karten – irgendwo – total berechtigt, aber wo war die Entsprechung auf der Seite des Gegners?
Lassen wir das besser, Schiedsrichter-Diskussionen stehen uns Bayern ja nie gut zu Gesicht.
Die beste Karte des Abends kam ohnehin zum Schluss.
Aus verbandstechnischen Gründen müssen natürlich alle Beteiligten mit Vehemenz die Freude über die nun anstehende Sperre von Herrn Schweinsteiger bedauern, is klar.
Aber wie geil ist das denn bitte?
Andererseits sind wir natürlich alles faire Sportsmänner und -frauen und hätten uns – selbstverständlich – viel lieber gewünscht, dass derBastian bis zum Abschluss des Finales überhaupt keine Verwarnung mehr erhält, logisch, aber stören tut es mich jetzt nicht wirklich tun, dass er in einem möglichen Halbfinale wieder unbelastet agieren kann.
Soll er sich halt gegen den Club und Augsburg seine Spielpraxis holen.
Genug davon.
Irgendwie war der gestrige Sieg weniger Arbeitssieg als das Ergebnis gegen Hannover. Überhaupt hatte ich nach dem Spiel den Gedanken, dass wir in der Bundesliga aktuell die schwereren Gegner haben als in der Championsleague.
Gestern war es hauptsächlich das Problem, dass wir diesen „Torhüter“ nicht viel öfter beschäftigt haben. Meine Güte, wie schlecht sah der beim 0:1 aus. Oder diese Ballannahme, die zum Eckball für Bayern wurde?
Himmel.
Gut für uns, schlecht für Herrn Deschamps.
Nein, eigentlich gibt es insgesamt recht wenig zu kritisieren.
Abgesehen von der schlechten Chancenverwertung und dem umständlichen, wenig zielgerichteten Spiel in der roten Zone.
Und vielleicht von Herrn Gustavo.
Uff. Ich weiß nicht, irgendwas läuft da schief. Entweder bei ihm oder in meiner Wahrnehmung. Ihr dürft mich gerne korrigieren, aber wenn bei Sky die Rede davon ist, dass „er einen gebrauchten Tag erwischt hatte“, dann sehe ich ihn in fast allen Spielen der letzten Zeit so fahrig, so pass-unsicher, so als Unruheherd.
Selten zuvor war der Unterschied zwischen unserem Weltklasse-6er Schweinsteiger und dem Rest auf dieser Position so deutlich wie gestern.
Ich hatte natürlich Bedenken, dass die Franzosen unserem Spiritus rector nach dessen Einwechslung auf die Knochen steigen, aber wie geschmeidig er sich diesen Dingen entzog (und ja eher selber agierte, siehe gelbe Karte) – das hatte schon Klasse.
Und dieser Klassenunterschied machte auch deutlich, dass wir neben ihm noch mindestens einen weiteren 6er mit Niveau brauchen.
Herr Nerlinger, bitte übernehmen!
Was die Defensive betrifft kann man nicht meckern, das war nicht nur solide, das war sicher und mir sind keine größeren Böcke aufgefallen. Die größere Klasse bei Herrn Badstuber im Vergleich zu Herrn Boateng ist ja kein Geheimnis. Unser Eigengewächs scheint da tatsächlich nachhaltig den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gemacht zu haben. Respekt.
Noch etwas?
Ab sofort gilt jede Konzentration den Clubberern.
Ich habe – gelinde gesagt – keinen Bock, mir nach dem Spiel wieder entsprechende Kommentare anzuhören. Ohnehin sollte klar sein, dass wir an diesem Spieltag vielleicht schon die Meisterschaft abschenken könnten. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass der schwäbische VfB in Dortmund was erreicht?
Eher haben wir mit Nürnberg Probleme, die sich bei ihren Fans unsterblich machen können.
Herr Schweinsteiger darf gerne in die Startelf. Hat ja unter der Woche spontan frei. Vielleicht hilft seine Präsenz Herrn Gustavo.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Was vergessen? Dann bitte. [1]
Ansonsten: Auf geht’s, Ihr Roten!
[1] Die beiden Traumspielzüge, die zu Toren geführt haben? Meine Güte, war das gut. Und schnell. Spielen wir so über 90 Minuten haben wir auch gegen Real eine Chance. In einem möglichen Halbfinale.
Demut ist die Mutter der Glaskugel
Die Saison biegt auf die Zielgerade. Irgendwie. Und wie jedes Jahr.
Seit dem letzten Wochenende dürfte dann wohl auch klar sein, dass den diesjährigen Titel in der Bundesliga nur noch zwei Teams ernsthaft gewinnen werden: Dortmund. Oder Bayern.
Deshalb hatte ich das Restprogramm im Kopf und tatsächlich lohnt sich hier ein Blick in die Tiefe.
Dortmund:
VfB Stuttgart (H)
VfL Wolfsburg (A)
Bayern München (H)
FC Schalke 04 (A)
Borussia M’gladbach (H)
1. FC Kaiserslautern (A)
SC Freiburg (H)
Bayern:
1. FC Nürnberg (A)
FC Augsburg (H)
Borussia Dortmund (A)
1. FSV Mainz 05 (H)
Werder Bremen (A)
VfB Stuttgart (H)
1. FC Köln (A)
Ich vermag jetzt hier keine genaue Punktrechnung aufzustellen. Aber der Meister wird imho an den drei „Mittelspieltagen“ gekürt und derlei erfordert keine prophetische Fähigkeiten.
Klar sind die Spiele in Nürnberg (das Spiel des Jahres für die meisten Clubberer), gegen Augsburg (wieder gut in Form, 0:0 gg BVB), gegen Stuttgart und in Köln (eventuell schon abgestiegen oder eben gerettet?) nicht von Pappe. Wer allerdings Meister werden will, muss diese Spiele gewinnen, Punktverluste gab es im Januar und Februar genug.
Nein, wenn überhaupt noch was für die Bayern gehen soll, müssen wir nicht nur in Dortmund gewinnen, wir müssen auch darauf hoffen, dass der BVB die restlichen 2-3 Punkte in Schalke und gegen Gladbach liegen lässt. Wobei dies unmittelbar mit dem Ausgang des Gipfeltreffens zusammen hängt. Gewinnt der BVB gegen uns sein Heimspiel, lässt er sich sicher auch nicht von – diesjährigen – Spitzenteams wie Schalke oder Gladbach aufhalten.
So einfach ist das. Oder glaubt jemand allen Ernstes, die Kloppos lassen was liegen gegen Stuttgart, in Wolfsburg, in Lautern oder gegen Freiburg?
Eben.
Bayerns Bad Bank oder Am ausgestreckten Arm
Die Bayern haben eine anstrengende Woche erfolgreich beendet. Eine erste anstrengende Woche. Ab sofort geht es ja nur noch so weiter.
Ein Arbeitssieg ist – soweit bin ich hoffentlich auf dem Laufenden – genauso gut oder schlecht wie ein Zauber-Fußball-7:0. Fragt mal in Dortmund nach. Auch und gerade gegen einen Gegner wie Hannover 96.
Die Floskel des Tages lautet: „Hannover war der erwartet schwere Gegner“.
Nun, imho nicht ganz so schwer wie tatsächlich erwartet. Von mir.
Unabhängig davon, dass die Tabelle nicht lügt und Hannover in der letzten wie in dieser Saison zu Recht dort steht, wo sie stehen, muss ich so eine Spielweise ja nicht schön finden. Und einen solchen Auftritt wie den der Niedersachen in München schon gleich gar nicht.
Andererseits war meine Erwartungshaltung auch nicht, auf einen ähnlich desaströsen Gegner wie z.B. die Berliner Hertha zu treffen.
Nein, ich hatte im Grunde erwartet, dass die Slomka-Kicker über 90 Minuten in der Allianz-Arena so spielen, wie sie dies in den letzten Minuten taten. Als die Bayern sie am ausgetreckten Arm verhungern ließen. Mannschaft wie Fans muss derlei rasend gemacht haben, für mich war es die eigentliche Meisterleistung an diesem Tag.
Die mehr als deutliche Erschöpfung nach dem Pokal-Fight vom Mittwoch mit Cleverness und Finesse zu übertünchen und den 2:1-Sieg über die Zeit zu retten. Wie dieses Spiel wohl vor einigen Wochen ausgegangen wäre?
Gut war ebenfalls, dass wir es uns zur Abwechslung einmal leisten konnten Spieler wie Müller und vor allem Gomez erst im Verlauf des Spiels zu bringen um sofort einen Quantensprung zu bemerken. Herrlich.
Auf der anderen Seite schmeckt dies aber eher bittersüß, zeigt es doch erneut überdeutlich, wie schlecht unsere Bank besetzt ist. Zum Glück ging dieses Zwangs-Experiment nicht schief.
Olic und Pranjic in der Startelf? Gar über längere Zeit – um ihnen Sicherheit und Spielfreude zurück zu geben? Bitte nicht, Herr Heynckes! Dafür haben wir a) zu wenig Zeit und sind b) unsere Saison-Ziele zu wichtig. Bitte Platz nehmen die Herren, vielen Dank.
Es war ein Klassenunterschied. Zwischen 60 Minuten Olic und 30 Minuten Gomez. Wahnsinn, wie sehr sich hier Gomez weiter entwickelt hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals denMario nach einer Einwechslung so dermaßen explodiert gesehen zu haben. Erste Ballberührung fast ein Tor, kurz danach die Vorentscheidung zum 2:0. Bämm.
Und derIvica?
Lief viel. Wie immer. Aber meist zu hektisch und ineffizient. Wie immer. Leider. Ich wiederhole mich da nur ungern, aber den Olic, den wir 2010 noch alle – völlig zu Recht – abgöttisch geliebt haben, ist uns irgendwann abhanden gekommen. So – menschlich – bitter ich das auch finde. Schade.
Gut für uns, dass wir aber diesen 1a-Stürmer haben und beten wir zum Allmächtigen, dass er sich bis zum Saisonende nicht verletzt. Was die EM angeht, ist mir das egal, aber fehlt Gomez, verharren wir in der Bilanz beim Status Quo (Vizemeister, Pokalfinalist und CL-Viertelfinalist). So.
Was den Rest unserer Offensive angeht, muss man sagen, dass da scheinbar nicht alle so richtig fit waren. Muss so gewesen sein. Denn gegen Gladbach war da wesentlich mehr Alarm und Hannovers Abwehr ist schließlich um einiges schwächer als die der Borussen.
Da war über weite Phasen der Partie zunächst zu wenig Bewegung. Weshalb das übliche Doppeln oder Trippeln Erfolg hatte.
Hinzu kam dann die Tatsache, dass erst in der 40.Minute ein Zweikampf gegen Robben oder Ribéry für uns gepfiffen wurde!
Damit mich keiner falsch versteht, ich weiß selbst, dass unsere beiden Weltstars schon mal schnell am Boden liegen, bevor ihnen tatsächlich das Bein vom Gegner amputiert wird. Oder dergleichen. Vieles kommt da aus der Geschwindigkeit, manches liegt wohl im Charakter eines Weltstars begründet. Und ja, wenn man einen Schiedsrichter erwischt, der in der einen oder anderen Entscheidung mal gegen einen pfeift, dann muss man es einfach weiter, immer weiter versuchen.
Aber mich darf doch durchaus stören, wenn die Bayern in einem Heimspiel einen Schiedsrichter erwischen, der – und das scheint seit einiger Zeit ein neuer Trend zu sein – ganz bewusst den Eindruck zu verhindern sucht, er wäre auch nur ansatzweise ein Heimschiedsrichter. Schlimm.
Ich will ja keine Bevorteilung der Bayern. Ich will nur eine Ausgewogenheit. Zumindest den Versuch. Wie auch immer. Wir sind Fans, wir sind selektiv und es hat ja auch so geklappt.
Das Problem mit unserer stumpfen Offensive war heute allerdings nur ein Teil des Problems.
Ein anderes, viel größeres Problem war unsere heute, einmal mehr, viel zu offene Mittelachse. Ich kann ja verstehen, dass Heynckes unseren Stars Schonung verschrieb und immerhin hatten wir ja die Chance (und haben sie dann ja zum Glück genutzt), diese Entscheidung zu korrigieren, aber – mal ganz ehrlich – das mit Pranjic auf der 6, neben einem Gustavo, von dem ich(!) immer noch nicht überzeugt bin – das war ein nicht geringes Risiko. Übel, wie offen wir da teilweise waren. Spätestens als Slomka seine Jungs von der Leine ließ, rollte Angriff auf Angriff durch unsere Zentrale. Allein der Tatsache unserer sicheren Defensive rund um Neuer (seinen einen Fehler, mit dem etwas zu weit vom Bein gesprungenen Ball, lassen wir mal außen vor) ist es geschuldet, dass nicht mehr als dieses eine Gegentor passierte (P.S. Warum musste hier unser Kapitänchen mal wieder in ein Kopfball-Duell?!).
Hier muss etwas passieren. Irgendwas.
Schweinsteiger ist natürlich gesetzt, klar. Gustavo wird man halten, weil sein Potential einfach zu groß ist (wenn er es denn mal zeigen würde). Kroos kann da auch spielen, sicher, aber nur zur Aushilfe. Pranjic sicher weg – und unser Ukrainer? Wohl auch, in absehbarer Zeit. Bleiben 2-3 Spieler für zwei Positionen. Neben Alaba, der aktuell seinen Wert als Juwel auf LAV zeigt.
Herr Nerlinger, bitte übernehmen Sie!
Was gab es sonst noch?
Ein Sieg, ist ein Sieg, ist ein Sieg. Und etwas mehr schmutzige Siege ermöglichen eine bessere Sicht auf die Realität. Es gilt sich nun weiter zu regenerieren. Für Marseille und eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel in München. Nach dem Gastspiel in Nürnberg.
Alles nicht so einfach. Vor allem wenn man daran denkt, was von der Bank bei uns aktuell so ins Spiel kommen kann. Leider sind Spieler wie Usami oder Petersen ja scheinbar verbrannt. Also heißt es: Durchwurschteln. Bis zur nächsten Transferperiode. Und zwar wie 1969. Denn damals wurden wir mit nur 13(!) eingesetzten Spielern deutscher Meister. Rekord.
Auf geht’s, Ihr Roten!
Ausgerechnet Dante. Ausgerechnet Neuer. Ausgerechnet ausgerechnet.
Die Bayern stehen im Finale des DFB-Pokals. Nach einem harten Stück Arbeit.
Und wie ich – und viele Andere – doch Recht hatte(n).
Schießt der FC Bayern kein frühes Tor bekommt er Probleme. Immer noch.
Wobei man sagen muss, dass die Bayern vor allem in der ersten Halbzeit bei Kontern der Gladbacher Probleme hatten. Danach kamen bis zum Elfmeterschießen noch zwei, drei brandgefährliche Full-Speed-Spielzüge und das war es.
Das ist nicht schlecht, nein, ganz im Gegenteil, das ist das Spiel der Gladbacher und damit werden sie innerhalb eines Jahres von einem Fast-Bundesliga-Absteiger zum Championsleague-Teilnehmer. Meinen Respekt dafür.
Es ist aber eben auch „schon“ alles.
Defensiv klasse stehen, massiv offensiv pressen und unfassbare passgenaue Konter.
Der FC Bayern hatte mit dieser Spielweise im dritten Pflichtspiel der Saison gestern aber am wenigsten Probleme.
Viele Konter wurden abgefangen und die die durch kamen, wurden zumeist von Neuer geklärt oder verfehlten ihr Ziel.
Ich will in keinster Weise abstreiten, dass die Gladbacher schon in der regulären Spielzeit ein Tor erzielen hätten können. Und unverdient wäre das sicher nicht gewesen. ABER die Heynckes-Kicker hatten – in der Summe und über 120 Minuten – dann doch mehr klare Chancen. Chancenverwertung from hell.
Es fehlte(n) beim Schuss von Kroos vielleicht ein, maximal zwei cm, dann reden wir hier gar nicht von einer Verlängerung geschweige denn vom Elfmeterschießen. Es wäre das benötigte frühe Tor gewesen. Dann noch der Gomez-Kopfball, Robben mit freier Schussbahn mitten im Strafraum – das Spiel frühzeitig entschieden.
In der jüngeren Vergangenheit hätte dies den Gegner aufgebaut und die Bayern vor echte Probleme gestellt. Aber wir reden hier eben vom Pokal. Dem Halbfinale. Da fiel es selbst unseren Spielern nicht schwer, nie abzufallen und immer wieder anzurennen. Gladbach war durch die Atmosphäre ohnehin aufgeputscht.
Das Spiel war knapp, es war ausgeglichen. Gladbach hatte die bessere Defensive (Dante (100% Zweikampfquote?)!), Bayern die bessere Offensive.
Ob Gladbach mit diesen Fähigkeiten die nächste CL-Gruppenphase überleben wird? Wohl kaum, aber wahrscheinlich will man ohnehin einfach „nur mal dabei sein“. Ich schweife ab.
Das Spiel ist schnell erzählt.
Unsere neue Stammaufstellung (ohne Rafinha, Lahm auf rechts – danke Jupp!) überzeugte erneut, wenn auch ein zuletzt gewohnter Kantersieg kaum zu erwarten war.
Neuer hielt mehrfach in der 1:1-Situation herausragend. Unsere IV stabil wie immer. Die beiden Außen ließen defensiv kaum etwas zu (gegen diese Hochgeschwindigkeits-Konter muss weiter vorne ein Mittel gefunden werden) und schalteten sich mit zunehmender Spieldauer immer öfter ins Offensivspiel ein.
Kroos und Gustavo zeigten defensiv ab und an leichte Schwächen, der Toni dafür offensiv umso stärker.
Und über unsere Offensive muss man ohnehin kaum Worte finden. Herr Ribéry war zwar erst ab der 30. Minute im Spiel, Herr Robben dafür umso emsiger. Herr Müller und Herr Gomez hatten zu wenig Platz für gelungene Aktionen. Derlei war zwar zu erwarten, aber unser Spiel war – vor allem in HZ1 – eben zu statisch und zu langsam, so konnte man die gut gestaffelten Abwehrreihen der Gladbacher nicht gefährden.
Nein, man hätte einfach ein oder zwei der hochkarätigen Chancen verwerten müssen. Geschichte.
In der Verlängerung merkte man beiden Teams die bisherige Spielzeit an. Hier aber vor allem den Niederrhein-Kickern. Alter Schwede, die waren ja stehend k.o. – umso schlimmer, dass wir sie nicht erledigen konnten.
Ich persönlich hatte ja vor dem Spiel ein gutes Gefühl, allerdings stieg spätestens in der zweiten Halbzeit der Verlängerung die Aufregung.
Ausgerechnet gegen uns hätte Gladbach ja noch das Duseltor oder den späten Treffer erzielen können. Andererseits sah man ja offensichtlich, dass die zu diesem Zeitpunkt froh waren, nicht mehr übermäßig laufen zu müssen.
Vor dem Elfmeterschießen war mir total klar, dass hier Neuer irgendwas reißen würde. Ich hatte da eine Vision und die trat ja auch ein. Dass kurz zuvor – ausgerechnet – Dante den Ball über das Tor drosch, konnte man ja nicht ahnen. Außer vielleicht pfiffige Sportjournalisten.
Nein, wir hätten das Elfmeterschießen so oder so gewonnen.
Die ganze Körpersprache, die Sicherheit in den Schüssen und bei den Schützen (Alaba!) – all dies muss Gladbach einfach beindruckt haben. Kaum ein Schuss der Gladbacher war locker und souverän. Am ersten war Neuer fast dran, der dritte ging drüber und den vierten hielt er mit dem Fuß.
Klar, für Journalisten und Neuer-Gegner wurde er da angeschossen. In etwa so wie Kahn im Championsleague-Finale 2001, gell?!
Nein, nach diesem Spiel ist vieles im Reinen. Im Halbfinale auszuscheiden ist ohnehin das Blödeste was man sich vorstellen kann. Verliert man, hat man noch nicht einmal ’ne englische Woche gewonnen. Dann lieber früh ausscheiden – wie der BVB über die letzten Jahre…
Das sog. Traumfinale ist perfekt. Läuft es gut, feiern wir am 12.05. in Berlin das Double. Läuft es schlecht – nicht. Erreichen wir jetzt noch gegen Marseille das Championsleague-Halbfinale ist für mich die Saison zunächst einmal im Soll.
Bei allen anderen Dingen helfen uns nur die Tagesform, das Glück oder die nächsten Dortmund-Gegner.
Jetzt erst einmal an Hannover denken – da ist ebenfalls noch ’ne Rechnung offen. Dortmund in Köln? Spielt Poldi mit, oder hat Dortmund noch ’ne Verlängerung der Sperre erreicht? 😉
Für uns gilt so oder so: Kämpfen und Siegen, FCB!
Der nette Herr Großkreutz oder Darum geht es mir gar nicht.
Um das mal fest zu halten: Wer nach 119:59 Minuten das entscheidende Tor in einem K.O.-Spiel erzielt, hat nicht mehr oder weniger Glück, als würde er es in den ersten 10 Sekunden erzielen.
Beide Teams im gestrigen DFB-Pokal-Halbfinale hätten das Spiel schon vorher entscheiden können.
Ich benutzte die Floskel „Dusel“ überwiegend aus dokumentarischen Gründen. Weil wir Bayern uns immer wieder dafür rechtfertigen müssen.
Gegenüber Fans, Ultras kann ich das ja noch verstehen, aber sog. (Sport-)Journalisten denken hier immer noch sehr einfach und zu sehr in Schubladen.
Mir ist völlig klar, dass man im Moment des Triumphs den Emotionen freien Lauf lässt. Wer wüsste das nicht besser als ich. Ich habe ferner überhaupt kein Problem jubelnden Dortmundern zuzuschauen, die sich zu Recht über diesen Last-Minute-Sieg freuen. Und zwar ekstatisch. Die Szene hatte was von 2001 (für Dortmund) und 1999 (für Fürth).
Worum es mir aber eigentlich geht (und was ich in 140 Zeichen auf Twitter nicht erklären kann):
Es gibt gewisse Dinge, die „macht man nicht“. Zum Beispiel auf Jemanden drauf treten, der am Boden liegt. Und wer so verliert, der liegt am Boden. Wie wir 1999. Oder Schalke 2001.
Persönlich will ich mich nicht davon frei sprechen, derlei schon einmal gemacht zu haben, aber man entwickelt sich schließlich weiter und ich schaffe es heute ganz gut, meine Animositäten in einem solchen Moment zurück zu halten.
Herr Großkreutz schafft(e) dies leider nicht.
Natürlich kann ich verstehen, dass man als BVB-Fan zunächst einmal den eigenen Fan verteidigt. Im Stadion. Oder auf Twitter. Ich kenne diesen Reflex. Wir hatten ihn regelmäßig z.B. bei Herrn van Bommel.
Herr van Bommel hat sich aber – soweit ich mich erinnern kann – niemals so verhalten wie Herr Großkreutz direkt nach dem Siegtor.
Auf allen – mir bekannten – TV-Bildern – wird klar, dass alle(!) BVB-Spieler ob dieser emotionalen Explosion auf einem Haufen liegen. Pure, schwarzgelbe Freude. Völlig zu Recht.
Herr Großkreutz seinerseits hat damit spontan nix zu tun. Ihm ist es wichtiger zunächst einmal Herrn Asamoah (seines Zeichens Ex-Schalker) zu beleidigen. Mit Hilfe seiner Hautfarbe. Wie man so liest.
Ärger gibt’s nach dem Spiel: Dortmunds Großkreutz und der Ex-Schalker Asamoah geraten auf dem Rasen aneinander. Mavraj geht dazwischen, trennt die beiden. Der Fürther Abwehrspieler erhebt hinterher schwere Vorwürfe: „Das waren Beleidigungen von Großkreutz wegen der Hautfarbe Asamoahs. So etwas hat auf dem Platz nichts zu suchen!“
Wir erinnern uns. Asamoah, Hautfarbe, Weidenfeller – da war doch was?! Ach stimmt, da ging es ja nur um „schwule Sau“. Puh.
Zurück zu gestern.
Wie oben erwähnt, ich habe für vieles Verständnis. Fehlende Empathie in einem solchen Moment halte ich einfach für fehl am Platze. Für un-sozial. Deshalb fiel das Wort „asozial“. Vor allem, weil Herr Großkreutz ja gerne mal ’nen lockeren Spruch raushaut, der imho über das normale Maß hinaus geht.
Irgendetwas läuft da eventuell auch in seinem Umfeld schief. Oder man will ihn bewusst hier als „Marke“ etablieren. So als Spieler „mit Ecken und Kanten“. Hui.
Ich kann es mir nicht erklären. Allein seine Herkunft, die ja selbst BVB-Fans anführen, kann es doch nicht sein, oder?
Fazit: Ich will keine 11 Lahms auf dem Platz. Aber wäre es zu viel verlangt gewesen, sich einfach nur tierisch mit seinen Kameraden zu freuen? Und alles erst einmal ein wenig sacken zu lassen, bevor man hier – offenbar lange schlummernde Emotionen – vorbereitet – hervorholt?
Schade. Chance vertan, Herr Großkreutz.
P.S. Herr Großkreutz ist hier nur ein Platzhalter. Ich halte solch ein Verhalten generell für falsch. Von Fußballern, Fans und Twitterern. Weshalb ich ja versuche, es selbst zu unterbinden. So oft ich kann.
P.P.S. Ich hätte auch etwas über Herrn Klopps Jubel in Bezug auf die Torwart-Auswechslung Fürths zu sagen gehabt (auch im Vergleich zu einem Felix Magath, der uns mal 5:1 abgefidelt hat und dabei noch den Torwart auswechselte), aber das lassen wir mal.
Weisheiten #203
„Bei aller Bescheidenheit, wenn wir jetzt behaupten, wir seien kein ernsthafter Titelanwärter, sage ich: Wir machen uns lächerlich!“
Sebastian Kehl, mutig.
Von Sandplätzen, Schnick-Schnack-Schnuck und jeder Menge Spaß in der Hauptstadt
Zwanzig Tore in drei Pflichtspielen. Zwanzig. Ein neuer Rekord in der 112-jährigen Geschichte des FC Bayern.
Was wir dafür bekommen haben? Sechs Bundesliga-Punkte, eine zweipunktige Rückstandverkürzung und die Qualifikation zu zwei weiteren Spielen in der Championsleague.
Mehr nicht. Klingt komisch, ist aber so. Denn so sehr ich diese aktuelle Stimmung rund um die Zauberer im Bayern-Trikot genieße, wir haben immer noch fünf Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund und hatten zum Start der Rückrunde drei Punkte Vorsprung.
Diese Probleme scheinen Lichtjahre entfernt, gleichwohl würde ich es noch mehr genießen, wenn wir zuletzt nur die Hälfte dieser 20 Tore erzielt und den Rest auf die Spiele in Hamburg, Freiburg, Leverkusen und Gladbach verteilt hätten.
Das nur am Rande.
Natürlich war auch das Spiel in Berlin grandios. Und mir ist weiterhin völlig schnuppe, ob wir erneut nur einen schwachen Gegner hatten und der irgendwann total auseinander gebrochen ist oder wir 2-3 Elfmeter geschenkt bekommen haben oder, oder, oder. Der BVB hat in Berlin nur mit 1:0 gewonnen. Und die Tordifferenz haben wir uns auch zurückgeholt. So.
Aber mehr zu unserer eigenen Mannschaft.
Mir gefällt es – natürlich – außerordentlich, dass die zuvor schon thematisierte Umstellung in der Auf- und vor allem auch Einstellung zum aktuellen Aufschwung geführt hat. Keine Mannschaft der Welt lässt sich freiwillig 6-7 Tore einschenken (abgesehen vielleicht von Spielern mit einer kleinen Wett-Leidenschaft – lassen wir das). Somit muss es – Fanbrille hin oder her – schon ein wenig mit dem FC Bayern selbst zu tun haben, was wir da gerade sehen.
Es liegt an der Rückkehr des 2007er-Ribéry.
Es liegt an der Rückkehr der gleichzeitigen Fitness von „Robbéry“.
Es liegt an der massiv verbesserten Chancenverwertung.
Es liegt an den frühen Führungstoren.
Fußball ist weiterhin so einfach. Alle anderen positiven Effekte resultieren imho aus den obigen Punkten.
Fußball ist aber auch immer noch schnelllebig. Deshalb zählen die drei Gala-Spiele am Mittwoch in Pokalhalbfinale in Mönchengladbach recht wenig. Allenfalls für das Selbstvertrauen der Bayern. Aber dieser Gegner weiß zumindest wie er uns schlagen kann. Ob es ein drittes Mal gelingt, hängt von vielen Dingen ab.
Ob Heynckes – auch nach der Rückkehr von Herrn Rafinha – weiter das neue, erfolgreiche System spielen lässt (er hat imho keine andere Wahl).
Ob die Bayern darauf brennen werden, kein drittes Mal gegen die Borussia vom Niederrhein zu verlieren.
Ob unser Team auch gegen eine Mannschaft wie die Gladbacher (defensiv stark, schnell im Umschalten) inzwischen Mittel und Wege findet.
Eins steht fest: Der aktuelle FC Bayern ist eine andere Mannschaft wie zum Rückrundenauftakt.
Fast alle Spieler haben sich nach dem Leverkusen-Spiel – endgültig – am Riemen gerissen. Hoffen wir dies auch für Mittwoch.
Was war noch in Berlin?
Sechs Tore. Davon drei Elfmeter.
Meiner Meinung nach kann man alle drei geben, auch wenn es ungewöhnlich zu sein scheint, aber wenn man seinen Gegner dreimal im Strafraum in die Zange nimmt, zutritt, festhält oder ans Schienbein tritt, dann fängt man sich eben drei Gegentreffer.
Es mag Spiele, es mag Schiedsrichter geben, wo Bayern in der Alaba-Situation seinerseits einen Elfmeter kassiert. Geben muss man ihn trotzdem nicht zwingend.
Zwingend Rot kann man Hubnik für das Foul an Kroos hingegen schon eher geben. Mehr Frust-Foul von hinten an der Mittellinie geht nicht. Egal, Kroos hat es ja überlebt.
Ferner darf Herr Gomez noch zwei Tore aus dem Spiel heraus erzielen. Eine Ambivalenz, die man – selektiv betrachtet – sehr oft bei ihm feststellt. Einfache Dinge erzeugen Luftlöcher, schwere Akrobatik lässt es klingeln. Verrückt.
Nein, ich bin inzwischen insgesamt sehr zufrieden.
Mit unseren Offensivkräften. Ob sie nun Ribéry, Robben, Gomez oder Müller heißen.
Mit unserer Mittelfeldachse Gustavo und Kroos (sehr gute Rollenaufteilung).
Mit unserer Defensive. Lahm mit besten Spielen auf Rechts seit Monaten, Alaba mit ansteigender Form und mehr und mehr Stabilität (warten wir hier Gladbach und Hannover ab). Und über unsere Innenverteidigung müssen wir weiterhin nicht reden. Ein gutes Zeichen.
Herr Neuer kann im Übrigen nun im Pokalspiel in Gladbach zwei seiner sogenannten drei Spielentscheidenden Fehler wieder gut machen. Mit einer fehlerlosen Leistung und guten Reflexen bei den sicher vorkommenden Kontern der Heimmannschaft. Notfalls darf er gerne einen oder mehrere Elfmeter halten.
Eine nahe Zukunft voller Chancen. Wochen der Wahrheit liegen vor uns. Genießen wir die Stimmung. Sie ist besser als vor zwei Wochen.
Auf geht’s, Ihr Roten!
Von einer brasilianischen Grippe, einem Steinhöfer und einer Neuigkeit
Wir alle lieben Fußball. Aus vielen Gründen. Unter anderem, weil man vorher nicht weiß, wie ein Spiel verlaufen und ausgehen wird.
Sicher, beim FC Bayern ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Spiel gewonnen wird, eventuell höher als bei anderen Vereinen, aber konkret weiß man es eben nicht.
Hätte ich vor dem gestrigen Spiel gewusst, wie es verläuft und ausgeht, ich hätte meine Karte sicherlich nicht verkauft. Ich hätte alle greifbaren Ärzte in Bewegung versetzt um mir zu versichern, dass die Reise nach meiner Wochenend-Erkrankung unbedenklich sei.
Ich hatte nur die Meinung einer gestressten und offensichtlich schlecht gelaunten Stationsärztin und deshalb war mir das Risiko zu groß.
So was passiert. Pech gehabt.
Zurück zu den Umständen.
Ist Fußball wirklich so einfach?
Da erkrankt unser etatmäßiger Rechtsverteidiger an Grippe und wir machen uns die größten Sorgen, wer ihn ersetzen könnte.
Unser Trainer hingegen lässt unser Kapitänchen die Seite wechseln und bietet Ösi-Talent Alaba als linke Alternative. Was passiert?
Die Bayern spielen (schon wieder) befreit auf und ballern sich mit 14(!) Toren in zwei(!) Spielen den Frust von der Seele.
Das ist, das muss beeindruckend sein.
Natürlich verweisen hier die üblichen Verdächtigen darauf, dass ja Hoffenheim und Basel den Münchnern hier bereitwillig die grandiosen Siege angeboten hätten. Geschenkt.
Sowohl Hoffenheim als auch Basel hatten den Ansatz in München etwas erreichen zu wollen. Es kam nur anders als gedacht. Womit wir bei einem der entscheidenden Unterschiede zu den letzten Wochen kommen:
Die Bayern verwerteten ihre Chancen und sie verwerteten sie früh!
Wie gesagt, so einfach kann das gehen. An diesen Dingen hängt eine Menge.
Trifft Ribéry früh im Hinspiel, brauchen wir uns schon dort keine Gedanken mehr über das Viertelfinale machen. Trifft Basel eine seiner Chancen, hätte es dieses 7:0 wohl auch in der Höhe gebraucht.
Nein, im Allgemeinen und beim Thema FC Bayern im Speziellen, ist es doch immer dasselbe: Eigentlich ist der Gegner ja viel zu schwach gewesen. Das kann gar nicht am FC Bayern gelegen haben. Die Gegner lassen einfach „ihre Eier“ in der Kabine, wenn sie in der Arena auflaufen.
Kann man so sehen, muss man aber nicht. Wie sehr passt diese Beschreibung denn nun auf die schwarzgelbe Borussia der letzten beiden Jahre? BVB zu stark oder Gegner zu schwach? Egal.
Mir blutete natürlich das Herz, dass ich all dies nicht live und vor Ort sehen konnte. Die Stimmung, das Spiel muss atemberaubend gewesen sein. So ist das Leben.
Am Ende des Tages zählen der Sieg und der Einzug ins Viertelfinale. Und das zusätzliche Selbstvertrauen, das wir uns nun durch zwei solche Siege in Serie geholt haben müssten.
Ob wir nun diese Spielweise auch endlich mal in ein Auswärtsspiel hinüberretten können? Die Berliner Hertha im eigenen Stadion besiegen werden? Einer Mannschaft, die von ihrem ebenso greisen wie weisen Trainer zu einem Defensiv-Bollwerk ausgebaut werden wird?
Hoffen wir das Beste.
Zum Spiel gibt es aber durchaus noch einiges zu berichten.
Ich bin ja auch einer von denjenigen, die gerne und schnell mal unseren Top-Torjäger kritisieren. Weil er so abhängig ist von der Vorarbeit der Kollegen. Kommt die nicht, trifft er nicht.
Seit gestern sehe ich das ein wenig differenzierter.
Gomez ist ein Weltklasse-Strafraum-Stürmer, der die Chancen verwertet, wenn die Vorlagen einigermaßen gut kommen. Und mit einem Ribéry in der aktuellen Form (man hatte fast Mitleid mit Gegenspieler Steinhöfer) ist es fast logisch, dass sich derlei im Minutentakt ergibt.
Man muss hier die Sichtweise einfach umdrehen. Was haben wir damals über Herrn Klose geschimpft, der zwar wesentlich mehr gearbeitet hat als Gomez, aber bei dem man im Gegenteil fast sicher sein konnte, dass er die eigenen Chancen gerade nicht verwertet.
Überhaupt hat sich das Spiel unserer Mannschaft durch die Umstellungen im Nachgang der Erkrankung Rafinhas verändert. Doof für ihn, gut für uns. Aber was Herr Lahm auf rechts plötzlich für Leistungen zeigt, nötigt sogar mir, als einem seiner größten Kritiker massives Lob ab.
Auf einmal kommt in unserer Offensive, dank der extremen Flexibilität, richtig Fahrt auf. Die Außen laufen nicht mehr nur in die Mitte, weil sie invers spielen, nein, das Überlaufen bringt die gegnerische Abwehr in arge Bedrängnis. Und nicht nur das Überlaufen, sondern allein die Fragestellung, ob die Bayern jetzt Überlaufen oder in die Mitte ziehen oder der Pass in die Tiefe kommt, oder ein reiner Doppelpass kommt zwischen Robben und Ribéry, oder, oder, oder.
Wir tun zwar gut daran, jetzt nicht wieder vom Tal auf den Gipfel und zu große Euphorie zu verfallen, aber brachtet man die letzten beiden Spiele, dann trifft es diese Beschreibung schon ganz gut.
Persönlich freut es mich außerordentlich, dass auch ein Thomas Müller endlich einmal wieder getroffen hat, noch dazu in der für ihn typischen Manier. Und auch Herr Robben, wie er vor der Flanke auf Müller den etwas zu langen – wenn auch genialen – Pass Ribérys noch erläuft – Respekt.
Überhaupt kann man über den aktuellen Zustand unserer Offensive nicht (mehr) meckern. Bitte diesen Zustand nach Berlin, Gladbach und gegen Hannover hinüberretten.
Was gibt es über die sonstigen Spieler zu sagen?
Die Innenverteidigung braucht keine Extra-Erwähnung und das ist gut so. Da läuft soweit alles wie am Schnürchen. Eine Tatsache, die auch unser Trainerteam erkannt hat und mit Experimenten der IVs „auf Außen“ gebrochen hat. Danke.
Das defensive Mittelfeld?
In dieser Zwei-Spiel-Serie straft mich Herr Kroos Lügen. Er nimmt die defensivere Rolle an und findet vielmehr sogar Gelegenheit hier – je nach Situation – den 8er bis 10er zu geben, also seiner Paraderolle selbst von weiter hinter zu folgen. So stärkt man seine Rolle im Team, er hat verstanden.
Die Einschätzung unseres gestrigen 6ers hatte ich zunächst exklusiv, sah ich Gustavo doch eher schlampig bis pass-unpräzise. Die versammelten Beobachter attestierten ihm hingegen ein sehr gutes Spiel. Nun denn, wichtig ist, was am Ende herauskommt.
Und am Ende kamen ein berauschender Championsleague-Abend und die Qualifikation für das Viertelfinale heraus.
Das ist mehr als wir noch vor dem Hoffenheim-Spiel erwarten durften. Gut.
Jetzt einfach nur diesen Weg weiter gehen und mit breiterer Brust nach Berlin reisen!
Auf geht’s, Ihr Roten!
Weisheiten #202
„Gomez macht nicht immer schöne Tore, viele sind Abstauber. Dass er nicht gerade der größte Kicker ist, wissen wir alle […] Angst brauchen wir trotzdem keine zu haben – weder vor Gomez noch vor Ribéry!“
Aleksandar Dragovic, selbstbewusster Basel-Ösi.
„Wenn wir das Finale erreichen wollen, dann ist Basel nur genau so eine Zwischenstation wie die Gegner im Viertel- und im Halbfinale. Und was ist denn schon passiert in Basel? Wir haben 0:1 verloren, das ist nicht optimal, aber auch nicht so schlecht.“
Paul Breitner, Bayer.