Von Elfmetern, Experten und jeder Menge Emotionen

Das Ende ist nah.

Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man die Stimmung rund um den FC Bayern in diesen Tagen beobachtet.

Wir haben in Leverkusen, einer Mannschaft, die – zugegeben – tabellarisch schon besser da stand, nur 0:0 gespielt (einem Auswärtsspiel, welches mich schon in den 90ern frustriert hat (Ulf Kirsten!)) und zuvor im Hinspiel des Championsleague-Viertelfinale zuhause gegen Real Madrid mit 1:2 verloren. WELTUNTERGANG.

Natürlich, schön ist anders, aber wie kann sich der Wind hinsichtlich Carlo Ancelotti innerhalb einer Woche zum wiederholten Male in die entgegen gesetzte Richtung drehen? Ancelotti sollte ob seiner Erfolge als Trainer im Prinzip über jeden Zweifel erhaben sein, in den Augen der Kritiker der letzten Tage wirkt er aber wie ein 25-Jähriger, der gerade seine Trainerlizenz erworben hat und jetzt unseren schönen FC Bayern pulverisiert.

Wie soll ein Trainer reagieren, wenn ein Lewandowski sich bei einem Foul im Spiel gegen Dortmund so an der Schulter verletzt, dass er tatsächlich einmal ausfällt und man sein Fehlen unmittelbar merkt, weil er schlicht nicht ersetzbar ist? Wir haben keinen zweiten Mittelstürmer im Kader? Natürlich. Spieler wie Pizarro wachsen nicht auf Bäumen und solche von der Klasse eines Lewandowski setzen sich nicht freiwillig auf die Bank. Würden sie dies tun, würden die gleichen Kritiker Ancelotti dafür kritisieren, dass man zwei solche Spieler im Kader hat und man so immer Unruhe in das Team bringt.

Wie soll ein Trainer damit umgehen, wenn ein Vidal einen (zweifelhaften) Elfmeter gegen Real in bester Uli-Hoeneß-Manier in die Münchner Umlaufbahn entsendet? Ob der Italiener derlei im Training trainieren läßt? Also Field-Goal-Versuche jetzt?! So wie ein Pep Guardiola Thomas Müller beigebracht hat, Elfmeter gegen Atletico Madrid zu versemmeln?

Wie soll ein Trainer reagieren, wenn ein Javier Martinez sich zwei dumme, gelb-würdige Fouls gegen solche Kirmeskicker wie Ronaldo leistet, seine Mannschaft in Unterzahl gegen ein Weltklasse-Team spielen muss, welches die Weltklasse besitzt, ein Überzahlspiel in Vollendung zu spielen? Hatten wir schon darüber gesprochen, wie wenig Einfluss Trainer vom Spielfeldrand – während des laufenden Spiels – auf die Spieler haben?!

Man könnte hervorheben, dass ein zuvor verletzter Weltklasse-Torhüter a la Neuer, von Null auf Hundert auf den Königsklassenplatz zurückkehrt, den Eindruck erweckt, nie weg gewesen zu sein und die Königlichen schier mit seinen magischen Reaktionen auf der Linie zur Verzweiflung bringt. Man könnte erwähnen, dass Neuer so seine Komplettheit aus „modernen Torhüter“ (Technik, Ballbehandlung, Ersatzlibero) und „Kahn’scher Liniendominanz“ präsentiert. Man könnte, es wäre aber weniger „Drama“, weniger „alles geht den Bach runter und ich publiziere als Erster die schlimmste Schlagzeile“.

Damit mich keiner falsch versteht – ich war nach #FCBRMA auch maximal enttäuscht. Wegen, weil Real halt. Und Ronaldo. Und Ramos. Und überhaupt. Aber was hätte es daran geändert, dass wir – schon wieder – zur Unzeit, Probleme mit unserem Kader bekommen (wer beide Verletzungen von Hummels & Boateng, plus Gelb-Rot-Sperre Martinez, vor der Ausleihe von Badstuber vorhergesagt hat, bitte ich um die nächsten Lotto-Zahlen), Verletzte und Sperren zu beklagen haben und im Fußball tatsächlich doch nicht alles planbar ist. Ob mit einem Trainer Guardiola oder dem aktuellen Übungsleiter Ancelotti.

Richtig genervt bin ich hingegen über die Berichterstatter, die Guardiola seinerzeit regelrecht aus dem Amt geschrieben haben für sein Training, seine Taktik, sein angebliches – rücksichtsloses – Verbrennen von Kader-Ressourcen und die nun, wo ähnliches bei seinem Nachfolger passiert, mit keiner Silbe, keinem Tastendruck einen Hauch von Selbstkritik empfinden. Das ist bedauerlich, aber auch dies läßt sich nicht ändern.

Alles in allem – zusammen gefasst – müssen wir konstatieren, dass wir selbst das Problem sind. Uns fehlt Demut, Gelassenheit und eine Prise Abstand zu all dem Zirkus. Wie wäre eine Sichtweise, dass wir gesegnet waren, diese tollen Jahre seit 2007 mit zu erleben?

Was waren wir stolz, dass endlich solche Weltstars wie Ribery und Toni, später Robben, gar Trainer vom Schlage eines van Gaal oder später Guardiola, jetzt Ancelotti, keinen Bogen mehr um München machten, um nach Italien oder Spanien zu wechseln. Sicher, auch Geld spielte da eine Rolle, aber auch hier: Begeisterung, dass auch wir mal 40.000.000,00 Euro für ein Spieler wie Martinez berappen und nicht mehr nur all die 5-bis-15-Mio-Transfers aus der Bundesliga als das Allheilmittel betrachteten. Ergebnis: Ein Triple.

Jede Ära hat ihre Zeit (sic!) und wann genau ist uns dann besagte Dankbarkeit und Gelassenheit abhanden gekommen, diese Leistung dieser Mannschaft rund um Lahm, Schweinsteiger, Ribery und Robben ausreichend zu würdigen? Es muss einfach immer nur so weiter gehen? Sieg an Sieg, Titel an Titel? Jeder Fan, jedes sonstige Mitglied des Fußball-Hamsterrad, welches inzwischen in diesem Stadium angekommen ist und alleine nicht mehr heraus findet, hat mein Mitgefühl.

Ich will mich hier gar nicht überhöhen und von all diesen Verlockungen der Erfolgssehnsucht frei sprechen, aber meine Aufgabe ist ja gemeinhin der Schritt zur Seite, zurück oder nach vorne, der Blick auf das „Große Ganze“ und dabei sehe ich einfach eine tolle Zeit, tolle Erinnerungen, die ich noch meinem Fußballnachwuchs erzählen kann. Es wird heuer wohl die fünfte Bundesliga-Meisterschaft für den FC Bayern in Folge geben. Fünf(!) Titel in Folge. Ein weiterer Rekord nach dem vierten Rekord-Titel im Vorjahr, dem wir schon vor 40 Jahren vergeblich hinterher gejagt sind. Zusätzlich stehen wir gegen Dortmund erneut mit einem Bein vor dem erneuten Pokalfinale in Berlin. Reicht es nicht irgendwann? Muss es auch die sechste Salatschüssel sein, dass x. Double? Nein, nicht für mich. Wir müssen einen Umbruch einleiten. Lahm, Alonso gehen, Ribery und Robben im nächsten Jahr. Die Jugendjahrgänge unterhalb der aktuellen Bayern-Amateure erscheinen vielversprechend – nach allem was Interessierte, Augenzeugen und sonstige Nicht-Stammtisch-Experten berichten.

Ferner das neue Nachwuchsleistungszentrum, welches seiner Fertigstellung entgegenfiebert. All das muss geschehen, all der Nachwuchs braucht Chancen, Kaderplätze, Spielzeiten, denn gehen wir den Schritt nicht, gehen ihn u.a. Hoffenheim und Leipzig. Und wer bisher noch nicht aufgewacht ist, sollte es bei der Erwähnung dieser Teams und einem Blick auf die aktuelle Tabelle schleunigst tun.

Wer sich zurücklehnt und einfach nur abwartet, wie lange die aktuelle Generation noch Sprit im Tank hat, wird morgen abgehängt. Von daher gibt es viel zu tun, ein Zerlegen des eigenen Verein, ob einer schlechten Halbzeit gegen den Championsleague-Titelverteidiger, ist keine dieser Optionen!

Beschäftigen wir uns nicht mit Dingen, die wir nicht mehr ändern können, konzentrieren wir uns darauf, dass wir am Dienstag in Madrid beim Anpfiff mit 1:2 hinten liegen und Real vor der Bestia Negra genau so viel Angst – oder von mir aus Respekt – hat, wie wir uns gerade in den Abgrund reden. Wir brauchen kein Wunder, wir müssen nur als Team zusammen stehen, wir sind keine „2008-unter-Klinsmann-gehen-wir-mit-Lell-gegen-Barcelona-im-Viertelfinale-unter“ – Kicker mehr. Es ist der letzte Ritt dieser großartigen Generation (schon wieder) und wir sollten mitreiten. Zeit für Sorgen haben wir ab Mittwoch, reissen wir uns einfach noch mal zusammen, egal ob wir mit Alaba & Kimmich in der Innenverteidigung spielen oder gelernten Kräften (muss ich hier an 2015/16 und Schlagzeilen wie „Kimmich als IV – Zu-Null-Garant“ erinnern?)!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Paule der Fanversteher – eine Chronik

Wo soll man da anfangen? Bei meinen vielen Beiträgen zum Thema Ultras und FC Bayern? Bei der Zerissenheit der Fans des FC Bayern? Beim Kampf der Jungen („Ultras“) gegen die Alten („Kuttenträger“)? Bei den Problemen des Vereins mit seinen Fans? Und umgekehrt?

Es gibt unzählige Fäden, die man aufnehmen könnte und irgendwann aufnehmen muss.

Ich fang‘ am besten bei mir selbst an.

Meine Einstellung, meine Meinung zu weiten Teilen der aktiven Fanszene war für lange Zeit ein schwieriges Thema. Mit den Ultras hatte ich nichts zu tun, mit dem Club Nr.12 konnte ich nichts anfangen. Ich kannte den C12, klar, aber was waren die Hintergründe, was waren deren Abgrenzung, Positionierung zu kritikwürdigen Teilen unserer Fanszene?

Wahrscheinlich wäre ich auch heute noch so undifferenziert, wenn es nicht diesen Moment gegeben hätte, als es bei mir Klick gemacht hat.

Während des Heimspiels gegen Stuttgart.

Ich fing damals an, mir mehr Gedanken über unsere (aktiven) Fans zu machen. Ich versuchte differenzierter zu denken. Zu akzeptieren, dass es nicht die eine Lösung, den einen Weg geben könnte, geben müsse. Dafür war dieses Erlebnis zu prägend.

Ich hatte zuvor und auch danach einige Mitglieder des C12 zunächst virtuell über Twitter und später in der Realität kennen gelernt. Ich lernte, wie sehr sich der C12 unterscheidet von reinen Fanclubs oder abgrenzt von Ultragruppierungen.

Natürlich sind auch Ultras Mitglied im C12. Ebenso wie 40something-Familienväter und Ex-NRW-Allesfahrer-und-sogar-mal-SK-DK-Inhaber wie ich. Oder Prominente. Oder, oder, oder.

Ich bin ja nun selbst Mitglied des C12 und mir liegt die Vereinssatzung vor. Ich zitiere:

[…]

§2 Zweck

(1) Der Verein versteht sich als unabhängiger Zusammenschluss der aktiven Fans des Fußball-Club Bayern München e.V.

(2) Ziel ist die Vertretung allgemeiner Faninteressen gegenüber Vertretern des Fußball-Clubs Bayern München e.V., den Medien, den Fußballverbänden oder gegenüber anderen fußballspezifischen Organisationen. […]

(3) Wir setzen uns ein für die Erhaltung, bzw. Wiedergewinnung der Fankultur in deutschen und europäischen Stadien. Hierzu gehört insbesondere der Einsatz für die Erhaltung bzw. Rückgewinnung von Stehplätzen.

(4) Grundsätzlicher Bestandteil des Fanwesens ist die Unterstützung der eigenen Mannschaft. Ziel des Club Nr.12 ist es, die Unterstützung zu verbessern. Dazu gehört insbesondere die Organisation und Durchführung von Stadionchoreographien.

[…]

*Fettungen unterstreichen meine eigenen Interessen, auch schon vor meiner Mitgliedschaft

So richtig überzeugt (von einem notwendigen Beitritt) wurde ich von weiteren Informationen, die mir zwei Podcasts mit C12-Gästen lieferte.

Erfolgsfans“ und „Fehlpass„.

Was mir zuvor unbekannt war, waren die Grundlagen der Entstehung des C12. Die wundervollen Choreos und eine Organisation derselben. Dies gilt es imho auch für die Zukunft zu unterstützen!

Der andere – entscheidende – Aspekt ist der Ansatz, dass ich den C12 als (fast einzigen seriösen) Ansprechpartner für den FC Bayern in Fan-Fragen stärken will.

Wer ist denn Ansprechpartner für den Verein, wenn es der C12 nicht ist?

Die „Schickeria München“, oder „Inferno Bavaria“? Himmel!

Nein, ich bin mehr als überzeugt davon, dass meine 12,- Euro-Jahresbeitrag gut angelegt sind.

Auch hier, wie beim Thema „Stimmung im Stadion“, gilt: Wer macht es denn (die Kommunikation, den Dialog mit dem Verein), wenn es nicht der C12 macht? Fans wie ich sicher nicht (auch wenn ich persönlich dazu große Lust hätte, wären da nicht die frustrierenden Berichte meiner C12-Bekannten zum Thema FCB-Ansprechpartner).

Worum geht es mir aber eigentlich bei diesem Beitrag?

Bei all meinen Lesern um Verständnis zu bitten, für Verständnis zu werben.

Für die aktive Fanszene, für die Fans, die den Verein nicht nur genauso lieben (nein, ich vergleiche hier nicht), sondern für uns auch tatsächlich Stimmung machen.

Es geht in diesem Bericht ausdrücklich nicht um die Probleme, die viele Fans (auch Leser und Kommentierer) mit „den Ultras“, „der Südkurve“ haben.

Es gibt nämlich nicht „die Ultras“, „die Fans“ oder „die Südkurve“ – all das ist eine Illusion. Oder besser eine Utopie, ein Wunsch. Denn auf den Weg zu einer geeinten Kurve, einem gemeinsamen Ziel aller Fans, einem Verständnis des Vereins für seine aktiven Fans, in Folge dessen Verein und Fans Seite an Seite stehen, sind wir vielleicht gerade abgebogen, aber ob wir diesen Weg auch bis zum Ziel beschreiten ist offen.

Aus meiner Sicht ist hier eine „überparteiliche“ Organisation wie der C12 absolut notwendig. So gut oder schlecht die eigene Meinung eines jeden Bayern-Fans über den C12 sein mag.

Mich wühlt dieses Thema einfach viel zu sehr auf, viel mehr als ich dies noch vor Jahresfrist von mir selbst erwartet hätte.

Ich bin gar inzwischen – durch meine hinzugewonnenen Kontakte (aus der „Fan-Szene“) – zum „Fan-Versteher“ geworden. Und bevor jetzt einige Leser an dieser Stelle aufhorchen: Nein, der alte Teil von mir ist weiter vorhanden, es kam nur ein neuer Teil zu meiner (Fan-)Persönlichkeit hinzu.

Um zum Anfang der Entwicklung zurück zu kommen.

Von dem Moment, der mich gegen Stuttgart so nachhaltig beeindruckte, gibt es leider weder Ton- noch Bildaufzeichnungen. Vom Spiel gegen die Dortmunder Borussia sehr wohl.

Dieses Spiel bewegte mich nicht minder. Als Fan-Versteher wie als FCB-Fan.

Es gab – ähnlich wie beim Spiel gegen den VfB – einen Protest, einen Stimmungsboykott. Wir konnten also im Stadion live verfolgen, wie so ein Fußballspiel ohne Stimmung ablaufen könnte. Nicht schön.

Der erste Mal war ich extrem berührt, als vor dem Anpfiff die BVB- mit den FCB-Fans einen Wechselgesang anstimmten. Gegen die DFL. Nicht unbedingt nur weil ich auch so einiges der möglichen DFL-Maßnahmen für zumindest diskussionswürdig halte.

Nein, es war diese – zugegeben – für Bayern-Fans ungewohnte „Verbrüderung“. Da war plötzlich dieses Gefühl der… Gemeinsamkeit. Über erbitterte Vereinsgräben hinweg. Berauschend.

Dann der Anpfiff. Und Stille. In der Südkurve. Und im kompletten Gästebereich. Beeindruckend. Und nicht wünschenswert.

Mein Video startet ca. in Spielminute 11:50 (und erweckte irritierte Blicke meiner unmittelbaren Mit-Fans im Block („Was macht der denn da und was passiert da gleich?“)).

Bildet euch selbst ein Urteil.

Man kann über Ultra-Sing-Sang und alles andere diskutieren wie man will. Und auch, ob es langfristig vielleicht ohne „die Ultras“ gehen könnte, weil sich dann wieder andere Stimmungsströmungen in „der Kurve“ entwickeln könnten. Ganz zu schweigen von den Problemen, die vor uns liegen, wenn es Politik, Verbände und Vereine geschafft haben, die „gemäßigten aktiven Fans“ aus den Kurven zu verdrängen und wahlweise nur noch „stimmungslose“ Fans, oder (im schlimmsten Fall) radikale(re) Gruppierungen den Ton angeben.

Man kann aber nicht weg diskutieren, dass auch und gerade der FC Bayern diese „Power“ braucht. Und was man im Video sieht, ist nur annähernd so beeindruckend wie mein „Schlüsselerlebnis“ im April diesen Jahres!

Unterstützt den C12 und ihr unterstützt am Ende imho diesen kraftvollen Support.

Stuttgart, nicht Chelsea oder Mein Fußballerlebnis des Jahres

Ich wurde nett gefragt. Und deshalb habe ich mir Gedanken gemacht. Was wohl mein „Fußballerlebnis des Jahres“ war. In 2012.

Lange habe ich mit mir gerungen, ob es jetzt wirklich der 8329.Bericht zum Thema Finale und Chelsea FC sein muss.

Nein, muss es nicht.

Denn wenn man nur lange genug über etwas nachdenkt, kommt man durchaus auf einige alternative Themen. Auf Themen, die mich immer noch und ganz aktuell beschäftigen: Den FC Bayern, seine Fans und die Probleme, die beide miteinander haben.

Es war April. Ende April. Der FC Bayern hatte wenige Tage zuvor in Madrid das lang ersehnte Ziel erreicht. In einem Europapokalfinale zu stehen. Im eigenen Stadion. „Finale dahoam“.

Die Stimmung war – euphorisiert. Wobei dieser Begriff leicht untertrieben ist.

All das konnte ich nicht wissen, als ich mich (erfolgreich) um Karten für eben dieses Spiel bemüht habe. Gleichwohl passte es aber perfekt. Das Wetter, die Atmosphäre in der Stadt – umwerfend.

Das Spiel lief ebenfalls gut. Wir gewannen mit 2:0, die Tore erzielten die Sportskameraden Müller und Gomez. Zu meinem Fußballerlebnis des Jahres (jaja, wenn wir das Finale mal außen vor lassen, aber das ist ohnehin bei den All-Time-Top-3 gesetzt) wurde es in der 12.Minute des Spiels.

Warum?

Diese 12.Minute änderte meine Wahrnehmung. In Bezug auf so einige Dinge. Am Ende dieser Wahrnehmungskette war ich ein anderer Fan des FC Bayern. Noch wacher, noch differenzierter, noch mehr auf der Seite der aktiven Fans. Nicht weniger auf der Seite des Vereins, des Vorstands, aber mit einem weitaus größeren Meinungsspektrum.

Es gab – einmal mehr – einen Protest. Der Südkurve, der Ultras, des harten Kerns. Einige Leser dieser Zeilen mögen ob dieser Erwähnung nur gelangweilt zucken, aber schon damals wusste ich um einige der Probleme, die schon damals einer Lösung bedurften. Über Mittel und Wege kann man immer diskutieren, aber Probleme sind und waren vorhanden. Deshalb will ich nicht konkret auf das Problem an diesem 28.04.2012 eingehen, sondern auf die Abläufe und was die mit mir machten.

Ich saß auf der Haupttribüne, rechte Seite, mit direktem Blick auf die Südkurve und die aktiven Blöcke in der Mitte. 11:50 Minuten war es ruhig. Stummer Widerstand. Man hörte, wenn überhaupt nur die schwäbischen Gästefans, die ihr akustisches Glück kaum fassen konnten.

Dann sah ich den Capo auf sein Podest steigen. Sich in Position bringen. Wenn ich mich recht entsinne, gab es einen (lautstarken) Countdown.

Zehn – Neun – Acht – Sieben – Sechs – Fünf – Vier – Drei! – Zwei!! – Eins!!!

Und dann der Orkan. Ein Orkan eines Gesangs, wie wir Bayern-Fans ihn – außerhalb des Stadions – schon den ganzen Tag gesungen hatten (remember Real).

Eeeeeuroooopaaaaaaapooookaaaaaal, Euuuuuuurooooooopaaaaapoooookaaaaal, Euuuuuroooooopaaaaaaapoooookaaaaaaaaal!

Leute, man kann über die Bayern-Fans, die Arenabesucher und die Stimmung in unserem Stadion sagen was man will und viele tun dies ja auch (also zumeist die, die dieses Stadion exakt einmal in der Saison wahrnehmen (wenn ihr Verein dort spielt)). Aber die Power, die dieser Stimmungsauftakt nach 12:00 Minuten Spielzeit erzeugt hat, habe ich so in der Form in einem Heimspiel persönlich und vor Ort noch nie zuvor empfunden. Es mag an der Euphorie nach dem Championsleague-Erfolg gelegen haben, aber in diesem Moment war ich – ich kann das ganz offen zugeben – den Tränen nahe. Nicht so sehr wie nach dem Müllerschen 1:0 kurz vor Abpfiff des Finales, aber doch so sehr, dass ich mich auch heute noch genau daran erinnere, während ich bewegt diese Zeilen schreibe.

Weshalb diese Emotion bei mir?

Weil hier überdeutlich gezeigt wurde, was bei uns und mit uns möglich wäre. Wenn es eine geeinte Fankurve gäbe. Wenn der Verein den aktiven Fans hier jede mögliche Hilfe zugestehen würde. Wenn wir alle unsere Stimmungs-Träume verwirklichen könnten. Und nicht neidvoll in andere Stadien blicken müssten. Selbst wenn da viel Image dabei ist, wie ich aus langjähriger, persönlicher Erfahrung weiß.

Wir brauchen diese Stimmung. Bei aller Kritik, die man am Ultra-Singsang äußern kann, aber ich habe – schon wieder ein Geständnis – die Zeiten des 90-minütigen-Dauersupports hinter mir. Ich kann (und will) das nicht mehr. Das Finale war hier eine Ausnahme und das habe ich auch (gar körperlich) zu spüren bekommen. Wer schreit, wer feuert an, wenn es nicht unsere „aktiven“ Fans tun? Wir, die 40something-Familienväter? Nö.

Dieser Moment wird sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt haben. Als ein Ziel, als einer der bewegendsten Momente meines FCB-Fantums.

Dieser Moment ist Motivation und Antrieb zugleich. Dieser Moment ist die Wurzel dafür gewesen, dass ich inzwischen dem Club Nr.12 beigetreten bin, dass ich mich differenzierter mit unseren eigenen Fans und den Strömungen in unserem Verein beschäftige. Noch differenzierter.

Dieser Moment sollte für alle Bayern-Fans ein solcher Moment sein.

Dieser Moment ist deshalb mein Fußballerlebnis des Jahres!

Dieser Text ist zuerst auf dem Fokus-Fussball-Adventskalender erschienen. Heute. Als Türchen Nummer 7.

Jenseits der Stille oder Trendwende, Oida

Nach den Punktverlusten der Borussia aus Dortmund in den letzten Spielen stand die Herbstmeisterschaft des FC Bayern schon vor dem Gastspiel des zweifachen Meisters in München fest. Nicht wenige unter uns Bayern-Fans sehen aber genau diesen erfreulichen Umstand als die größte Gefahr an.

Weil der BVB uns mürbe gemacht hat? Mit seinen beiden Titeln in den letzten Jahren?

Nun, ich lebe diesbezüglich eher in der Gegenwart. Auch die anderen – nicht gewonnenen – Spiele gegen die Klopp-Kicker habe ich immer für sich genommen bewertet. Einigen, eher dem Boulevard zugeneigten Medienvertretern, gelingt dies nicht so gut. Je nach Grundstimmung sah man die Krise der Bayern bestätigt. Also im Vergleich mit dem BVB. Der FC Bayern könne den BVB jetzt seit fünf, sechs oder was weiß ich wie viel Spielen nicht mehr besiegen! Angst in München?

Für eine solche Rhetorik habe ich keinen Platz. Natürlich ist allein der Tatbestand unbestritten, dass wir den BVB (in der Bundesliga) schon länger nicht geschlagen haben. Aber was besagt das und noch mehr: Für was ist das relevant?

Der BVB ist nicht zweimal in Folge Meister geworden, weil wir jetzt schon länger nicht mehr gegen sie gewonnen haben. Der BVB ist Meister geworden, weil sie alles andere (auch) gewonnen haben. Diese unfassbaren Serien, vor allem in der letzten Saison, waren der Grundstein für den Erfolg. Nur gegen Bayern München allein reicht es auch nur für sechs Punkte.

Womit wir schon bei meinem roten Faden sind. Dieser Umstand ist den Dortmundern abhandengekommen. Das schwarzgelbe Umfeld mag den Punktgewinn in München wie einen „gefühlten“ Sieg feiern und ich würde mich vielleicht dazu hinreißen lassen, dass wir in Dortmund selbst sogar verlieren dürften – ABER beides wird dem BVB heuer nicht helfen. Weil die Bayern ihrerseits die Gegner (auch und gerade „die Kleinen“) schlagen/deklassieren – und die Jungs vom Borsigplatz eben nicht mehr (wie zuvor).

Den Championsleague-Erfolgen sei Dank. Mein Reden. Deshalb habe ich ja gegen die Qualifikation der Dortmunder für das Achtelfinale nichts einzuwenden. Zumindest seit es sich nicht mehr vermeiden ließ. Aber die Kausalität ist immer wieder die gleiche. Und wenn ich aus der schwarzgelben Ecke in den letzten Monaten und Jahren immer wieder das Wort „Wachablösung“ (obwohl, es waren dann wohl doch eher die sympathisierenden Medienvertreter) hörte, dann kam mir dieses Wort zuletzt immer häufiger in Sinn. Warum? Weil eine „echte“ Wachablösung doch erst dann in den Bereich des Möglichen kommt, wenn der BVB auch diese Doppel- und Dreifachbelastung locker wegsteckt. Und zwar so locker, wie das der FC Bayern seit Jahrzehnten macht.

Aus dieser Erkenntnis spricht kein Frust und der BVB hat ja – hört man den einen oder anderen Fan – selbst nach zwei Meisterschaften in Folge – immer noch eine sehr niedrige Erwartungshaltung (P1-4). Kurzum: Es ist noch ein Stück weit zu gehen für die Dortmunder. Aber der FC Bayern marschiert ja ebenfalls weiter, ergo: Abwarten.

Apropos Marschieren.

Das Remis am Samstag mag den einen oder anderen Bayern-Fan enttäuschen. Mich auch. Ich hätte lieber gewonnen, klar. Und klarer noch lieber.

ABER – da bricht mir kein Zacken aus der Krone – ich war im Stadion. Und ich habe gesehen, wie stark der BVB ist. Und wenn ich „stark“ sage, dann meine ich die „Stärken“ des BVB.

Welche sind das?

Laufbereitschaft, Laufbereitschaft, Laufbereitschaft. Ach und dann noch Passspiel, Laufwege und Hummels, Götze, Weidenfeller. Einen Lewandowski hätte ich nach dem letzten Spiel noch hinzugezählt, seit Samstag nicht mehr. Begründung später.

Der Reihe nach.

Der Gegner war zwar der amtierende Deutsche Meister, aber das Problem haben wir schon gegen andere Teams. Wenn der FC Bayern das Spiel nicht schnell macht, wird es schwierig. Aus meiner Perspektive (Mittelrang zwischen Haupttribüne und Südkurve, Höhe Eckfahne) konnte man das Verschieben der Borussia perfekt beobachten. Vor allem in HZ2. Da laufen 5-6 Leute komplett immer hin und her. Und hin. Und her. Wie magnetisch vom Ball und ballführenden Gegner angezogen. Und im freien Raum steht dann im Zweifelsfall ein Mats Hummels und klärt alles was durchkommt. Abgesehen von Weidenfeller, der die Bälle, die selbst Hummels nicht klärt, klärt.

So der Normalzustand am Samstagabend. Rund um das Tor des Sportskameraden Kroos und einige andere Verwirrungen im und um den schwarzgelben Strafraum herum, sah das allerdings ein klein wenig anders aus. Weil der FC Bayern Geschwindigkeit aufnahm und die Lücken fand.

Die Jubelarien nach dem Spiel, es sei so „hochklassig“, so „spitzenmäßig“ gewesen, konnte ich nach dem Schlusspfiff nicht teilen. Im ersten Abschnitt war es allein für Taktikfüchse ein Genuss. So neutralisierend war das Spiel. Wenn auch mit Vorteilen für die Bayern. Vorteile für unseren Gast gab es dann nach dem Seitenwechsel. Mit der Folge einiger Chancen, die im Nachgang die meisten BVB’ler zu der Aussage hinreißen ließen, es wäre mehr als ein Remis drin gewesen. Na klar. Ist es ja immer. Oder? Weil, der Ball ist ja rund und das Spiel dauert 90 Minuten.

Warum bin ich nach dem Spiel zufrieden?

Weil es das erste Mal seit zwei Jahren so war, dass – gefühlt – eigentlich wir das Spiel hätten gewinnen können, es „verdient“ gehabt hätten. Weil wir ein Tor aufgrund eines Klasse-Spielzuges und des Talent eines Toni Kroos erzielten und die Dortmunder hier von zwei bayerischen Fehlern nach einer Standard-Situation profitierten (Kopfballverlängerung Mandzukic (in die Mitte vor das eigene Tor!) und Deckungsfehler Kroos gegen Götze).

Weil die Chancen der Borussia (Hummels vor Neuer, etc.) nicht schlecht waren, Herr Weidenfeller aber bei unserer Fülle an Chancen gegen Ende des Spiels (konnte der FC Bayern da tatsächlich noch eine Schippe oben drauf legen? Gegen Borussia Laufen-wie-die-Hasen Dortmund??) mehrmals Weltklasse-Paraden zeigen musste.

Natürlich bleibt es am Ende immer noch nur ein Unentschieden, aber Borussia lief Gefahr einen Rückstand von 14(!) Punkten mit in den Winter zu nehmen. Vierzehn.

Es sind nur 11. Ist das nun ein Grund zum Feiern? Nicht für Borussia Dortmund. Denn der Europapokal ruft diesmal im Februar/März immer noch, die Dreifachbelastung bleibt und – das alles Entscheidende – der FC Bayern siegt und siegt. Zumindest gehe ich davon aus. Warum auch nicht? Wieso sollte dies weniger wahrscheinlich sein als bei den Dortmundern? 2012 ist bald zu Ende, liebe bayerische Bedenkenträger.

Apropos Sorgen.

Es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Holger Badstuber hat sich in einem Zweikampf mit Herrn Götze so schwer verletzt, dass er frühestens im Mai zurückkehren wird. Gut für uns, dass wir einen Kader haben, wie seit dieser Saison und wir einen Boateng einwechseln konnten. Aber die erwartete Konkurrenz auf dieser Position ist das nicht.

Ferner hätten wir die Dortmunder wohl endgültig aus dem Titelrennen schießen können. Haben wir aber nicht. Erhöht das unsere (An)spannung und die Freude der Borussia, noch ein wenig länger träumen zu dürfen? Sehr wahrscheinlich. Aber es bekümmert mich auch nicht all zu sehr. Denn 11 Punkte sind 11 Punkte und – bei all den Geistern von 2011/12 – das ist ein Brett. Punkt.

Ein wenig Einzelkritik gefällig?

Derlei fällt mir schwer. Weil es ein schwieriges Spiel war. Da hat sich viel ausgeglichen. Aber ein paar kleine Dinge sind mir dann doch aufgefallen.

Ich bin da ganz offen, aber einer der BVB’ler, die mich in den letzten Spielen am meisten genervt haben (und das ist als „Kompliment“ gemeint) war Lewandowski.

Meine Güte, dem konnte man den Ball geben, aus welcher Tiefe des Raumes auch immer und der konnte den stoppen, verarbeiten und so lange halten, bis die halbe Borussen-Truppe nachgelaufen war. Das war im Rückspiel in Dortmund und erst recht im Pokalendspiel so. Schlimm.

Und am Samstag?

Lewandowski war imho kein Faktor. Und das ist herausragend. Es ist unserer Defensive (und damit ist nicht nur die Abwehr gemeint) gelungen, ihn aus dem Spiel zu nehmen. Die von mir oben beschriebene Gefahr ging von ihm nicht (mehr) aus und das beruhigte meine Nerven unermesslich (mein legendärer Twitter-Ausraster gegen Gustavo basierte auf den verlorenen Zweikämpfen gegen Lewandowski, die zum (vorentscheidenden) Pausenrückstand führten).

Seltsam gelassen war ich auch ob der Präsentation unseres Ex-Spielers Hummels. Da beißt die Maus keinen Faden ab, was der Junge vor meinen Augen in der zweiten Halbzeit abgebrannt hat (im ersten Abschnitt saß ich für diese Wahrnehmung zu weit weg) ist schon aller Ehren wert. Was wäre Borussia Dortmund nur ohne Mats Hummels?

Der ist nicht nur Zweikampf- und Kopfballstark, nein, der ahnt auch noch, wo wahlweise Ball oder Gegner hinlaufen wird. Seine IV-Kollegen fallen hier leistungsmäßig imho klar ab.

Aber wie gesagt, seit er sich klar positioniert hat – pro BVB – habe ich mich emotional von diesem – aus unserer Sicht – fatalen Transfer gelöst. Wir haben es ja trotzdem geschafft ihn zu überwinden. Und hätten wir Herrn Götze nicht freie Schussbahn (from my point of view konnte ich tatsächlich die Lücke sehen, in die Götze traf – ich habe das Tor also Sekundenbruchteile vorher gesehen) gelassen, wäre das auch der Sieg geworden. Sei es drum.

Aber ich war ja bei der Einzelkritik. Meiner Mannschaft.

Gut war Kroos. So gut, wie er vor dem Ausgleich schlecht war. Sehr gut war auch die Einstellung der gesamten Mannschaft in den ersten 20 Minuten. Feurig zunächst Ribéry, was aber mit zunehmender Genervtheit abnahm. Und erst gegen Ende des Spiels, als es ohnehin wieder schlagartig besser wurde, kam diese Leidenschaft zurück.

Über Martinez müssen wir nicht mehr reden. Der ist angekommen in München. Willkommen, Javier.

Nein, alles im allem was das imho eine Trendwende. Denn wer würde bestreiten, dass wir im letzten Jahr dieses Spiel nicht noch verloren hätten? Es war ja auch so. Im Hinspiel dieses dreckige 0:1 dank des Boateng-Blackouts (damals schon Götze, der sein Glück gar nicht fassen konnte, als ihm der Ball – zack – vor die Picke fiel) und im Rückspiel dann die Steigerung mit einem Robben, der nicht nur Lewandowskis Abseits aufhebt sondern noch Elfmeter und 100%-tige Chance vergibt. Für mich alles Vergangenheit.

Ich schau‘ da nach vorne.

Wie auch bei den restlichen möglichen Bewertungen einzelner Bayern-Spieler. Jetzt noch zweimal Bundesliga, morgen den Gruppensieg in der CL klar machen und dann im Pokal in die nächste Runde einziehen. Punkt.

Dann gehen wir mit guter Stimmung ins neue Jahr 2013.

Apropos Stimmung.

Der Fan-Protest, der diesmal nicht nur in unserer Südkurve sondern parallel im kompletten Gästebereich stattgefunden hat (wie auch in allen anderen Stadien der Liga), hat mich so sehr bewegt, dass ich das Thema in einem eigenen Beitrag bearbeiten will. Hier, im Rahmen des Spielberichts würde es nicht die nötige Würdigung erfahren. So stay tuned.

Morgen erst einmal Bate putzen!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Berlin wirft seine Schatten voraus. Ohne Choreo.

Ich bin ja nun weiß Gott kein Freund der bayerischen Ultras. Und auch aus dem Alter raus, ein Allesfahrer zu sein. Wobei „Alter“ vielleicht das falsche Wort ist. „Lebenssituation“ trifft es wohl besser.

Nun. In der letzten Zeit steigt – dank Twitter & Co. – meine Verständnisrate in diesem Zusammenhang wieder an. Über die multiplen sozialen Kanäle bekomme ich einen Einblick in Dinge, die mir zuvor verschlossen waren.

Zum Beispiel habe ich erkannt, dass ein Abo des Newsletters des Club Nr.12 durchaus bereichernd sein kann. Für den eigenen – und vollständigen – Informationsfluss rund um den FC Bayern.

Zur Folge hat dies z.B., dass ich mehr und mehr Themen aus diesem Umfeld hier auf meinem Blog aufgreife.

Was stand nun aber so Interessantes im letzten Newsletter? Jede Menge zum Thema Choreo.

Die geplante Choreografie in Madrid konnte nicht durchgeführt werden, da ein – uns bis dahin unbekanntes – europäisches Brandschutzzertifikat gefordert wurde. Das passende Material hätten wir gehabt, nur das Zertifikat nicht. Auf der Gegenseite wurde dann eine Choreografie mit brennbarem Material durchgeführt, das nennt man wohl „Heimvorteil“. Aber was zählt, ist auf dem Platz!

Achherje. Das Thema Zertifikate nimmt in der letzten Zeit überhand, oder? 😉

Persönlich bin ich – Schikane hin oder her – immer für größtmögliche Sicherheit, klar. Aber zweierlei Maß geht imho gar nicht.

Was ganz gut geht ist Selbstkritik. Der Club Nr.12 äußert diese durchaus. Zum Beispiel beim Thema Pokalfinale am nächsten Samstag.

Und schon wieder waren wir beim Brandschutz zu naiv

So könnte man es nennen. Wenn man dies hier liest:

Wir sind davon ausgegangen, dass die Vorschriften, die für ein Hertha-Heimspiel gelten, dann auch bei einem Pokalfinale gelten. Immerhin ist es das gleiche Stadion, der gleiche zuständige Brandschutz und auch die physikalischen und chemischen Gesetze sollten ähnlich sein. Tatsächlich ist da aber vieles verboten, was bei Spielen der Hertha erlaubt ist. Deshalb – täglich grüßt das Murmeltier – auch in Berlin keine Choreografie.

Ein bisschen wenig Choreo in letzter Zeit. Für meinen Geschmack. Aber gut. Was nützt die beste Choreo, wenn danach nix mehr kommt. Derlei sollte das Motto für das Finale gegen Dortmund sein.

Das abschließende Finale aller Finals gegen Chelsea FC wird hingegen offenbar tatsächlich mal wieder derlei erleben.

Ein siebenseitiges DIN-A4-Brandschutzzertifikat liegt dem Club Nr.12 inzwischen vor. Einerseits. Andererseits hat die Uefa- und FC Bayern-Ticket-Lotterie offenbar dazu geführt, dass eine große Anzahl der sonstigen Choreo-Helfer nicht im Stadion sein wird. Und hier kommen Fans wie ich einer bin ins Spiel. Tatsächlich wird es wohl so sein, dass ich (Block 314) mit anpacken „darf“. Eine große Ehre. Eine CL-Final-Choreo und helfe mit. Schöner Gedanke.

Apropos Block 314.

Laut Newsletter wird der FC Bayern dahingehend zitiert, dass die UEFA keine „Hardcore-Fans“ hinter dem Tor wünscht. Diesem Wunsch wurde entsprochen und somit befinden sich die ansonsten Südkurven-Stehplatz-Anfeuer-Fans mit mir im Oberrang. Seit vielen Jahren bin ich also mal wieder „mitten drin“. Meine Stimme wird es spüren.

Und Ihr alle hoffentlich hören!

Aber jetzt erst einmal zu Euch, Ihr Berliner Finalisten – egal ob mit oder ohne Choreo – zeigt es den Wunder-Borussen, bringt den ersten Pokal mit nach Hause, dann machen wir es Euch nach – im #FinaleDahoam!

Sommerfußball, Schwaben, Stimmung

Ich bin mal wieder spät dran. Aber ich bin entschuldigt. Ich weile erst seit gestern wieder im Rheinlande und war zuvor – in München.

Das Gastspiel des schwäbischen VfB war tatsächlich mein erstes Live-Bundesliga-Spiel in dieser Saison. Karten für die Königsklasse des Fußball sind tatsächlich einfacher zu bekommen. Insofern es sich nicht um das Finale handelt. Eigenes Thema.

Dieser Bericht folgt spät, weil ich weder Rechner noch mobiles Endgerät zur Verfügung hatte, auf der sich für mich die Möglichkeit ergab, solche Zeilen stressfrei und ohne Finger-Folgeschäden zu digitalem Papier zu bringen. Bloggt einer von Euch übers iPhone? Meinen Respekt.

Jetzt aber.

Es war warm. Erstaunlich warm. Und auch im Vergleich zu den Tagen zuvor. Womit wir gleich mal einen der wichtigen Gründe für den Verlauf und den Ausgang des Spiels angeführt hätten.

Das hinter uns liegende Halbfinal-Rückspiel ließ unseren Trainer ferner mächtig rotieren und somit fanden sich erneut – wie vor diesem Spiel in Madrid gegen Bremen unzählige 1b-Spieler nicht nur im Kader sondern sogar in der Startelf.

Berücksichtigt man diesen Umstand muss man sich eher in Bremen und Stuttgart fragen, ob diese Liga tatsächlich so ausgeglichen ist, wie sie die Marketingprofis in den für die Außendarstellung verantwortlichen Stellen so gerne darstellen wollen.

Meiner Meinung nach nicht.

Natürlich hatten die Bayern Glück, dass Stuttgart im späteren Verlauf der ersten Halbzeit seine großen Chancen ungenutzt ließ. Und wenn die Bayern Glück hatten, dann hatten die Schwaben Pech, dass der FC Bayern ausgerechnet auf der Torhüter-Position so gar kein Bank-Problem hat.

Dumm gelaufen.

Gut gelaufen sind bei den Münchnern hingegen zwar wenige, dafür aber entscheidende Akteure. Herr Müller zum Beipiel vor dem 1:0 und zwar im Vollanschlag. Nicht anders erhielt er die Chance die Gomez-Führung zu ermöglichen.

Sind wir dankbar dafür und erfreuen wir uns, dass es ein glückliches Ende fand und der VfB im zweiten Abschnitt dann auch noch die Erschöpfungssymptome für die Bayern übernahm.

Persönlich muss ich an dieser Stelle kein Geheimnis um meine Begeisterung machen, dass dieser Drahtseilakt (B-Elf-Aufstellungen im Madrid-Sandwich) perfekt funktioniert hat. Derlei hätte ich tatsächlich nicht erwartet.

Besser so als anders herum.

Besser ist es übrigens auch, wenn der FC Bayern nach dieser Saison dem einen oder anderen Spieler eine gute Reise wünscht, bzw. seine Position qualitativ hochwertiger besetzt.

Da ich ja dafür bekannt bin, in letzter Zeit, viele Spieler-Bewertungen anti-zyklisch zur generellen Meinung abzugeben, war ich froh hier endlich einmal die perfekte Gesamt-Übersicht zu erhalten.

Was soll ich sagen?

Die AVs Lahm und vor allem Alaba sind derzeit nicht zu ersetzen.

Für das Finale ist Herr Alaba natürlich gesperrt, aber an Herrn Lahm führt diesbezgl. kein Weg vorbei. Er muss spielen. Wer sein Partner sein sollte, steht für mich seit Samstag ebenfalls fest: Herr Contento.

Warum?

Nicht nur machte er kaum Fehler, nein, seine Quoten im Pass- und Zweikampf-Spiel müssen deutlich besser gewesen sein als bei unserem Ex-Hoffnungsträger auf dem rechten Flügen, Herrn Rafinha.

Erst ganz spät in der ersten und zu Teilen in der zweiten Halbzeit, konnte man so etwas wie Sicherheit in den Aktionen unseres Brasilianers erahnen. Der Rest war Fahrigkeit und Mitspieler-gefährdende Diagonalpässe. Schlimm.

Unser ukrainische 6er als IV-Vertretung hat – im Großen und Ganzen – einen ganz guten Job gemacht. Recht solide und nur mit einem einzigen Fehlpass an den ich mich erinnern würde. Ob es an der Seite unseres IV#2 auch so flüssig läuft, würde ich noch einmal in Frage stellen, denn er profitierte am Samstag sicherlich von der sicheren Ausstrahlung eines Holger Badstuber. Aber dieses Problem ist ja bekannt. Hoffen wir hier das Beste.

Eine Reihe weiter vorne findet unserer – heimliche – Kapitän immer mehr zu seiner alten Form. Alles andere wäre auch denkwürdig bei einem Spieler seiner Klasse. Sein Partner – war es Pranjic? – hingegen, nun, decken wir lieber den Mantel des Schweigens darüber.

In der Offensive lief in Abwesenheit der Sportskameraden Ribéry und Robben zunächst nicht viel zusammen. Die Vertretungen zeigten sich bemüht, aber im Rahmen der Personalie Olic zeigte sich erneut, dass eine Schwalbe tatsächlich noch keinen Form-Sommer macht.

Schade. Aber allein die Erinnerung an 2010 und ein gutes Heimspiel in der CL (Marseille) ist keine Rechtfertigung für eine Weiterbeschäftigung. So undankbar das klingen mag, aber dankbar sind wir dem Ivica ja durchaus für alles, was er jemals für uns geleistet hat, nur hat man doch ganz offensichtlich nicht mehr den Eindruck, dass wir – in absehbarer Zeit – noch einmal den 2010er Olic erleben dürfen.

Fassen wir es also zusammen: Zwei B-Elf-Spiele = 6 Punkte. Derlei Effizienz hätte es den Dortmundern schwieriger machen können. Geschichte.

Worüber gibt es ansonsten noch etwas zu berichten?

Über alles, was man am TV nicht erleben kann. Den Eindruck im Stadion. Beobachtungen, die den Kameras verborgen bleiben.

Hier ist in erster Linie die Stimmung und die Südkurve zu nennen, links oberhalb derer ich sitzen durfte. Beste Sicht.

Es gab erneut den zwölf-minütigen Stimmungsboykott. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und man kann davon halten was man will. Die, diesen Boykott durchführen, haben dafür scheinbar gute Gründe und aus Sicht des Vereins (oder der sog. Fan-Betreuung) sollte man tatsächlich darüber nachdenken, ob man derlei aussitzen kann.

Warum? Bin ich jetzt plötzlich der Ultra-Versteher?

Nein. Zumindest nicht vollumfänglich.

Aber eins muss auch klar sein. Abgesehen von den Leuten, denen es völlig egal ist, was es in unserer Arena für eine Stimmung gibt, muss es jedem Fan Sorge bereiten, wie die Stimmung ist, wenn der harte Kern der Südkurve schweigt.

Innerhalb dieser 12 Minuten gab es mehrmals das Bestreben auf den äußeren Seiten des Unterrang hinterm Tor und auch vom Mittelrang aus, für eine gewisse Stimmung zu sorgen und Gesänge anzuregen, aber nichts, wirklich gar nichts ist mit der Macht zu vergleichen, die plötzlich in meinem hörbaren Teil des Stadions entstand, als die Boykotteure ihre Stimme erhoben.

Man kann jetzt – natürlich – anführen, dass ein Verein sich nicht von seinen Ultras/Fans/Südkurven-Anhängern „erpressen“ lassen kann, aber am Status quo nichts zu verändern oder verändern zu wollen, kann doch bitteschön keine Alternative sein.

Ich hatte während des Spiels desöfteren meine Augen und Ohren auf der Südkurve und ich hatte nicht nur einmal eine Gänsehaut bei dem Gedanken, was mit unserer Südkurve möglich wäre, wenn diese Power über den gesamten Unterrang oder gar über die ganze Wand im Süden ausgedehnt werden könnte. Der Wahnsinn. Ein wahnsinniger Traum.

Ist es deshalb aber nicht unser aller Pflicht diesen Traum zu verwirklichen? Sollten wir hier nicht alle ein wenig über den eigenen Schatten springen?

Nein? Ok. In Ordnung. Dann möchte ich aber niemals wieder von irgendeinem Verantwortlichen – auf welcher Seite auch immer – auch nur eine Beschwerde über das Thema Stimmung hören!

In diesem Sinne:

Fiiiiinaaaaaaleeeeeee. Ooooohooooooo. Fiiiiinaaaaaaaleeeeeee. Ooooohoooohoooohooooo.

Ein Hauch von 2010 oder Wieviel van Gaal steckt noch im FCB?

Vor ein paar Tagen habe ich realisiert, dass ich eigentlich ab der Championsleague-Gruppenphase gar keine kreativen Titel für meine Beiträge mehr erstellt habe. „Road to Munich“ war das Motto. Wo habe ich nur meinen Kopf? Jetzt lass‘ ich es aber so. Und es beschreibt meine roten Fäden ja auch besser.

Der FC Bayern steht also im Halbfinale der Championsleague. Wer hätte dies in den dunklen Stunden dieser Rückrunde erwartet? Ich so sicher nicht. Aber es ist Fakt und ferner haben wir nicht nur das Pokalfinale erreicht, nein, wir können es inzwischen sogar wieder aus eigener Kraft schaffen, die Titelverteidigung des BVB zu verhindern.

Mehr als ich zu hoffen wagte im Januar oder Februar.

Es fühlt sich insgesamt sehr gut an und ich bin – wie auf Twitter erwähnt – mit mir im Reinen. Die Mindestziele für diese Saison sind zunächst einmal erreicht und die fixe Qualifikation für die nächste Königsklasse sollte ebenfalls in ein bis zwei Spieltagen gesichert werden. Gut.

Natürlich haben wir faktisch noch nix erreicht und können unseren Briefkopf – wenn es ganz dumm läuft – auch nicht erweitern. Aber sind wir daran eventuell zu einem guten Stück selbst schuld? Eben.

Nein. Wir haben den – ausgeruhten – BVB national vor der Brust und international erwarten uns wahrscheinlich Real Madrid und Barcelona auf dem Weg zum Triple. Wer wäre da jetzt so vermessen hier von übermäßiger Euphorie zu reden?

Das soll kein (albernes) Understatement vom Schlage einiger Borussen sein, nein, es ist einfach Realismus.

Wir gehören zu den besten vier Mannschaften in Europa. Was unsere Offensive angeht, sind wir sicherlich Final-tauglich. Es hakt lediglich an unserer Defensive und vor allem den Alternativen im Kader. Welchem Bayern-Fan bricht aktuell nicht der Schweiß aus, wenn er daran denkt, einer(!) unserer beiden(!) Top-IVs könnte ausfallen?! Ob per Sperre oder gar Verletzung. Und wo sind die Alternativen im defensiven Mittelfeld auf Schweinsteiger-Niveau, zu Gomez?

Wir reden hier wohlgemerkt von unserer eventuellen Triple-Perspektive. Ginge es nur um die Bundesliga, könnte man dieses Thema lockerer sehen.

Selbstverständlich werden wir ob dieser „Gefahren“ gegen Real Madrid im Halbfinale der Championsleague trotzdem antreten (dies ist keine Respektlosigkeit gegen über Nikosia, nur erneuter Realismus). Und wir werden auch alles geben. Wie wir auch in den letzten sechs Bundesliga-Spielen alles geben werden, ändern können wir den Kader jetzt ohnehin nicht mehr. Wir müssen mit den Spielern auskommen, die da so auf dem Trainingsplatz rumlaufen.

Wen dieser Pessimismus stört, den will ich an meinen Hoffnungen teilhaben lassen:

Ivica Olic.

Kein Spiel zu früh hat dieser den 2010er-Spirit wieder gefunden. Meine Güte, dass erinnerte gestern an die Spiele gegen Lyon oder Manchester. Großes Kino. Ich gebe es gerne zu, ich hätte das von ihm nicht mehr erwartet. Nicht nach den Leistungen der letzten Wochen. Besser so als anders herum.

Überhaupt haben unsere Jungs gestern den erneuten Drahtseilakt bravourös gemeistert. Gut zu spielen, viel zu riskieren und dabei vor allem ohne Verletzung und ohne Verwarnungen durch zu kommen.

Sehr gut. Ob derlei gegen Real genauso funktioniert, werden wir dann sehen.

Heute will ich mal keine Einzelkritik anstimmen [1]. Denn selbst der Sportskamerad Gustavo hat – auch in meinen Augen – eine durchaus ausgeglichene Partie abgeliefert – Fehler und Aktionen der Extra-Klasse glichen sich in etwa aus. Viel besser als meine Wahrnehmung der letzten Wochen.

Was am Ende des Tages noch über Marseille zu sagen wäre?

Wie schwach war dieser Championsleague-Viertelfinalist?

und

War das wirklich die gleiche Mannschaft, die den amtierenden Deutschen Meister zweimal so dermaßen geschlagen hat?

Ich kann es kaum glauben.

Vergangenheit.

Jetzt gilt es ohnehin sich total auf Augsburg zu konzentrieren. Krasser Schnitt, ist schon klar, aber das eben unser „Los“ und ich kenne da einige Teams im Westen Deutschlands, die würden aktuell vielleicht gerne tauschen…

Nein, Augsburg wird anstrengend genug. Zum Glück spielen wir die in ihrer blendenden Form in der Allianz-Arena. Ansonsten würde ich mir größere Sorgen machen.

Ein ganz anderes Thema ist in dieser Championsleague-Tagen unüberhörbar. Die Klatschpappen.

Ich bin ja immer für den einen oder anderen Gag zu haben, aber wird das jetzt beim FC Bayern echt zum Standard? Weil die Führungsriege rund um Uli Hoeneß derlei gegen Basel so toll fand? Und man das ja auch vom FCB-Basketball her kennt? Geht’s noch?

Ist das der van-Gaal-Effekt, der ja – nachdem eine neue – wild zusammen gewürfelte – Aufstellung einmal funktioniert hat, diese solange beibehielt, bis sie nicht mehr funktionierte, um dann erneut wild zu würfeln?

Welche Ironie, Herr Hoeneß.

Gestern habe ich bewusst darauf geachtet und wenn auch die TV-Bilder eindeutig zeigten, dass weder unsere Fan-Kurve noch diverse Zuschauer auf den Rängen von den umfassend verteilten Pappen Gebrauch machten, wurde doch deutlich, wie sehr diese Geräuschkulisse vollends alles andere an Gesängen und Fan-Reaktionen zunichtemachte. Schlimm.

Ist das die Zukunft unserer Arena-Stimmung?

Na dann gute Nacht, willkommen in der NBA.

Lassen wir das fürs Erste.

Jetzt also Augsburg.

Herr Schweinsteiger darf erneut mitspielen. Gut. Ansonsten bitte schauen, dass Herr Robben wieder fit wird – wir werden ihn am Samstag brauchen. Ebenso wie einen wiedererstarkten Olic und einen gut gelaunten Ribéry. Von einem torhungrigen Gomez ganz zu schweigen.

In diesem Sinne:

Auf geht’s, Ihr Roten!

[1] Eine Ausnahme sollte hier vielleicht doch unsere linke Seite ausmachen. Was hier Ribéry, aber auch unser 19-jähriges Wunderkind Alaba – vor allem bei den Toren, aber nicht nur – auf den Rasen brannten – Respekt!

Von einer brasilianischen Grippe, einem Steinhöfer und einer Neuigkeit

Wir alle lieben Fußball. Aus vielen Gründen. Unter anderem, weil man vorher nicht weiß, wie ein Spiel verlaufen und ausgehen wird.

Sicher, beim FC Bayern ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Spiel gewonnen wird, eventuell höher als bei anderen Vereinen, aber konkret weiß man es eben nicht.

Hätte ich vor dem gestrigen Spiel gewusst, wie es verläuft und ausgeht, ich hätte meine Karte sicherlich nicht verkauft. Ich hätte alle greifbaren Ärzte in Bewegung versetzt um mir zu versichern, dass die Reise nach meiner Wochenend-Erkrankung unbedenklich sei.

Ich hatte nur die Meinung einer gestressten und offensichtlich schlecht gelaunten Stationsärztin und deshalb war mir das Risiko zu groß.

So was passiert. Pech gehabt.

Zurück zu den Umständen.

Ist Fußball wirklich so einfach?

Da erkrankt unser etatmäßiger Rechtsverteidiger an Grippe und wir machen uns die größten Sorgen, wer ihn ersetzen könnte.

Unser Trainer hingegen lässt unser Kapitänchen die Seite wechseln und bietet Ösi-Talent Alaba als linke Alternative. Was passiert?

Die Bayern spielen (schon wieder) befreit auf und ballern sich mit 14(!) Toren in zwei(!) Spielen den Frust von der Seele.

Das ist, das muss beeindruckend sein.

Natürlich verweisen hier die üblichen Verdächtigen darauf, dass ja Hoffenheim und Basel den Münchnern hier bereitwillig die grandiosen Siege angeboten hätten. Geschenkt.

Sowohl Hoffenheim als auch Basel hatten den Ansatz in München etwas erreichen zu wollen. Es kam nur anders als gedacht. Womit wir bei einem der entscheidenden Unterschiede zu den letzten Wochen kommen:

Die Bayern verwerteten ihre Chancen und sie verwerteten sie früh!

Wie gesagt, so einfach kann das gehen. An diesen Dingen hängt eine Menge.

Trifft Ribéry früh im Hinspiel, brauchen wir uns schon dort keine Gedanken mehr über das Viertelfinale machen. Trifft Basel eine seiner Chancen, hätte es dieses 7:0 wohl auch in der Höhe gebraucht.

Nein, im Allgemeinen und beim Thema FC Bayern im Speziellen, ist es doch immer dasselbe: Eigentlich ist der Gegner ja viel zu schwach gewesen. Das kann gar nicht am FC Bayern gelegen haben. Die Gegner lassen einfach „ihre Eier“ in der Kabine, wenn sie in der Arena auflaufen.

Kann man so sehen, muss man aber nicht. Wie sehr passt diese Beschreibung denn nun auf die schwarzgelbe Borussia der letzten beiden Jahre? BVB zu stark oder Gegner zu schwach? Egal.

Mir blutete natürlich das Herz, dass ich all dies nicht live und vor Ort sehen konnte. Die Stimmung, das Spiel muss atemberaubend gewesen sein. So ist das Leben.

Am Ende des Tages zählen der Sieg und der Einzug ins Viertelfinale. Und das zusätzliche Selbstvertrauen, das wir uns nun durch zwei solche Siege in Serie geholt haben müssten.

Ob wir nun diese Spielweise auch endlich mal in ein Auswärtsspiel hinüberretten können? Die Berliner Hertha im eigenen Stadion besiegen werden? Einer Mannschaft, die von ihrem ebenso greisen wie weisen Trainer zu einem Defensiv-Bollwerk ausgebaut werden wird?

Hoffen wir das Beste.

Zum Spiel gibt es aber durchaus noch einiges zu berichten.

Ich bin ja auch einer von denjenigen, die gerne und schnell mal unseren Top-Torjäger kritisieren. Weil er so abhängig ist von der Vorarbeit der Kollegen. Kommt die nicht, trifft er nicht.

Seit gestern sehe ich das ein wenig differenzierter.

Gomez ist ein Weltklasse-Strafraum-Stürmer, der die Chancen verwertet, wenn die Vorlagen einigermaßen gut kommen. Und mit einem Ribéry in der aktuellen Form (man hatte fast Mitleid mit Gegenspieler Steinhöfer) ist es fast logisch, dass sich derlei im Minutentakt ergibt.

Man muss hier die Sichtweise einfach umdrehen. Was haben wir damals über Herrn Klose geschimpft, der zwar wesentlich mehr gearbeitet hat als Gomez, aber bei dem man im Gegenteil fast sicher sein konnte, dass er die eigenen Chancen gerade nicht verwertet.

Überhaupt hat sich das Spiel unserer Mannschaft durch die Umstellungen im Nachgang der Erkrankung Rafinhas verändert. Doof für ihn, gut für uns. Aber was Herr Lahm auf rechts plötzlich für Leistungen zeigt, nötigt sogar mir, als einem seiner größten Kritiker massives Lob ab.

Auf einmal kommt in unserer Offensive, dank der extremen Flexibilität, richtig Fahrt auf. Die Außen laufen nicht mehr nur in die Mitte, weil sie invers spielen, nein, das Überlaufen bringt die gegnerische Abwehr in arge Bedrängnis. Und nicht nur das Überlaufen, sondern allein die Fragestellung, ob die Bayern jetzt Überlaufen oder in die Mitte ziehen oder der Pass in die Tiefe kommt, oder ein reiner Doppelpass kommt zwischen Robben und Ribéry, oder, oder, oder.

Wir tun zwar gut daran, jetzt nicht wieder vom Tal auf den Gipfel und zu große Euphorie zu verfallen, aber brachtet man die letzten beiden Spiele, dann trifft es diese Beschreibung schon ganz gut.

Persönlich freut es mich außerordentlich, dass auch ein Thomas Müller endlich einmal wieder getroffen hat, noch dazu in der für ihn typischen Manier. Und auch Herr Robben, wie er vor der Flanke auf Müller den etwas zu langen – wenn auch genialen – Pass Ribérys noch erläuft – Respekt.

Überhaupt kann man über den aktuellen Zustand unserer Offensive nicht (mehr) meckern. Bitte diesen Zustand nach Berlin, Gladbach und gegen Hannover hinüberretten.

Was gibt es über die sonstigen Spieler zu sagen?

Die Innenverteidigung braucht keine Extra-Erwähnung und das ist gut so. Da läuft soweit alles wie am Schnürchen. Eine Tatsache, die auch unser Trainerteam erkannt hat und mit Experimenten der IVs „auf Außen“ gebrochen hat. Danke.

Das defensive Mittelfeld?

In dieser Zwei-Spiel-Serie straft mich Herr Kroos Lügen. Er nimmt die defensivere Rolle an und findet vielmehr sogar Gelegenheit hier – je nach Situation – den 8er bis 10er zu geben, also seiner Paraderolle selbst von weiter hinter zu folgen. So stärkt man seine Rolle im Team, er hat verstanden.

Die Einschätzung unseres gestrigen 6ers hatte ich zunächst exklusiv, sah ich Gustavo doch eher schlampig bis pass-unpräzise. Die versammelten Beobachter attestierten ihm hingegen ein sehr gutes Spiel. Nun denn, wichtig ist, was am Ende herauskommt.

Und am Ende kamen ein berauschender Championsleague-Abend und die Qualifikation für das Viertelfinale heraus.

Das ist mehr als wir noch vor dem Hoffenheim-Spiel erwarten durften. Gut.

Jetzt einfach nur diesen Weg weiter gehen und mit breiterer Brust nach Berlin reisen!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Weisheiten #195

„Der FC Bayern ist für mich schon fast wie eine Ersatzfamilie […] wenn ich im Stadion sehe, wie die Zuschauer in der Fan-Kurve schunkeln und wie sie singen, dann krieg ich eine Gänsehaut. Oder wenn wir im Westen irgendwo spielen, da warten 20.000 Bayern-Fans auf uns, da denk‘ ich schon, wir bieten den Leuten was.
Und ich sage meinen Spielern oft, wenn sie irgendwo einen Scheissdreck gespielt haben: Ihr wisst gar nicht, was ihr denen übers Wochenende angetan habt.“

Uli Hoeneß – aktuell wie eh und je

Der Cato von Wolfsburg und die üblichen Reflexe

Geht es nur mir so, oder wird das mit der Berichterstattung rund um den Fußball im Allgemeinen und dem FC Bayern im Speziellen immer schlimmer?

Wir schreiben den zweiten Spieltag der neuen Saison und schon sind wieder alle in heller Aufregung. Vor dem Spieltag sprach man davon, dass dem FC Bayern der schlechteste Saisonstart aller Zeiten droht.

Persönlich kann ich einer dermaßen vom Boulevard geprägten Sichtweise nichts abgewinnen. Wie würde man es denn nennen, wenn die Münchner tatsächlich die ersten beiden Spiele verloren aber dafür die nächsten fünf gewonnen hätten? Eine starke Serie?

Irgendwie stimmen da doch die Relationen nicht mehr.

Natürlich will ich nicht abstreiten, dass das was meine Mannschaft da zusammenspielt nicht gerade das Gelbe des berühmten Eis ist. Aber was erwarten wir bitteschön?

Das ein Team beliebig auf höchstem Barca-Niveau spielt? Egal ob man ihm fünf Trainer in drei Jahren zugemutet hat? Fünf Trainer mit sechs unterschiedlichen Philosophien?

Wer glaubt, dass das auf Dauer gut geht, ist ein Träumer.

Aber zurück zur Gegenwart.

DonJupp hat doch klar gesagt, weshalb es gerade so läuft wie es läuft.

Sein Augenmerk lag bislang in der Defensivarbeit. Und wie viele Tore hat der FC Bayern in den ersten drei Pflichtspielen kassiert? Eines. Wollen wir spekulieren, wie viele es unter einem Trainer van Gaal wären?

Nein. Wollen wir nicht, weil es auch irrelevant ist. Aber mir gefällt die Tatsache, dass wir defensiv offenbar stabiler stehen als in den letzten zwei Jahren. Von hinten wird aus der Sache mit dem Erfolg ein Schuh.

Apropos Schuh. Er drückt. Und zwar in der Offensive. Vor allem in der selektiven Wahrnehmung.

Bis zum Tor Herrn Gustavos haben wir nur ein Tor aus dem Spiel heraus erzielt. In den ersten drei Pflichtspielen. Diesen Gedanken hatte ich, ja.

Andererseits wurde uns gegen Gladbach ja auch ein Tor geklaut (um in der Boulevard-Sprache zu bleiben) und klatschte der Ball in diesem Spiel nicht ebenfalls (wie so oft in der Vorsaison) an das Borussen-Aluminium?

Fußball ist so (mal bei den Kölnern aus dem Gelsenkirchen-Spiel nachfragen).

Und das ist gut so.

Nach diesem Wochenende bin ich zufrieden. Mit den drei Punkten, die wir aus Wolfsburg mitgenommen haben. Besser so als anders herum. Und ja, es kann nicht der Anspruch des FC Bayern sein, schon allein damit zufrieden zu sein. Aber aktuell gibt es diesen FC Bayern noch nicht.

Aktuell gibt es – einmal mehr – einen FC Bayern im Umbruch. Zum Glück endlich auch einmal wieder was das Personal betrifft.

Womit wir beim Spiel wären.

Es war schlecht. Es war statisch. Es war uninspiriert. Und wenn es dumm läuft, geraten wir in Rückstand, ins Schwimmen und Gott weiß, was dann in dieser Phase mit den Schweinsteigers, Lahms und Badstubers passiert.

Es kam anders und das ist Herrn Olic, Herrn Ribéry und Herrn Gustavo zu verdanken.

Überhaupt Gustavo.

Guter Mann. Was wir wussten. Oder hofften. Aber wie kam der zu dieser Form und dem Stammplatz, wo doch derTymo in der Vorbereitung eigentlich vorne lag?

Mir soll es recht sein. Habe ich doch so ein immer geringer werdendes Ziehen, wenn ich an die Nicht-Verpflichtung Vidals denke. Es scheint zu funktionieren.

Besser klappte auch die Abstimmung zwischen Neuer und seinen Vorderleuten. Speziell mit Boateng. Oder gab es einfach nur keine vergleichbaren Situationen, weil wir insgesamt defensiv besser standen und die Gladbacher letzte Woche einen Sahnetag erwischten (wie man ja – wie meistens – im Spiel danach sah)?

Es ist mir einerlei. Und andererseits wird das mit der Offensive irgendwann auch wieder klappen.

Gomez wird seinen Stolperer-Tick ablegen, Robben und Ribéry werden zu alter Stärke zurückfinden und DonJupp wird nicht in jedem dieser mittelmäßigen Spiele bis kurz vor Schluss warten, bis er die formschwachen Spieler auswechselt.

Ich glaube einfach mal Heynckes, dass er derlei ernst meint. Und praktiziert.

Wieso nicht Olic mal zur Halbzeit bringen? Entweder für oder neben Gomez?

Wieso nicht einfach mal – während des Spiels (hui) – die taktische Formation ändern, den Gegner, der offenbar alle Videos von Bayern-Spielen, -Spielern und öffentlichen Trainingseinheiten kennt, verwirren?

Nein. Ich glaube wir sind auf dem Weg dahin. Man sieht es – jetzt – bloß noch nicht.

Womit wir beim nächsten Thema wären: Felix Magath. Und seinem Lieblingsthema. Dem TV-Beweis.

Mein lieber Felix, nur weil Du dies immer und immer wieder forderst, ändern sich zwei entscheidende Variablen in dieser Gleichung nicht:

Erstens haben auch die Magath-Gegner dann diese Option und werden diese ebenso nutzen. Ergo keine Fehlentscheidungen mehr Pro Magath-Teams.

Zweitens steht nirgendwo geschrieben, dass ein Tor, welches man per TV-Beweis zugesprochen bekommt, das Spiel entscheidet. Derlei mag am Reißbrett funktionieren, aber es gibt da ja immer noch eine gegnerische Mannschaft und vielleicht legt die ja dann noch einen Zahn zu oder schaltet das eigene Team einen Gang zurück und das Resultat dieses zurückgeholten Tores verkehrt sich ins Gegenteil (tut mir leid, aber so was musste ich mir auch immer rund um meine „wahren Tabellen“ anhören)?

Nein, Du mein niedersächsischer Cato, das passt nicht. Aber ähnlich wie Herr Kind mit seinem 50+1-Gerede hast Du wenigstens ein mediales Thema, dass von Problemen Deines Teams ablenkt. Ist ja auch was.

Noch was?

Nun. Ich bin immer noch unsicher, was Mittwoch betrifft. Zürich scheint so langsam in Form zu kommen. Und ob wir mit Ribéry und Robben zusammen jetzt schon so stark sind, wie wir es sein könnten?

Einfach mal abwarten. Und zuvor: Abkühlen, Jungs. Die Pokale werden im Mai 2012 verteilt!

Auf geht’s, Ihr Roten.