Stuttgart, nicht Chelsea oder Mein Fußballerlebnis des Jahres

Ich wurde nett gefragt. Und deshalb habe ich mir Gedanken gemacht. Was wohl mein „Fußballerlebnis des Jahres“ war. In 2012.

Lange habe ich mit mir gerungen, ob es jetzt wirklich der 8329.Bericht zum Thema Finale und Chelsea FC sein muss.

Nein, muss es nicht.

Denn wenn man nur lange genug über etwas nachdenkt, kommt man durchaus auf einige alternative Themen. Auf Themen, die mich immer noch und ganz aktuell beschäftigen: Den FC Bayern, seine Fans und die Probleme, die beide miteinander haben.

Es war April. Ende April. Der FC Bayern hatte wenige Tage zuvor in Madrid das lang ersehnte Ziel erreicht. In einem Europapokalfinale zu stehen. Im eigenen Stadion. „Finale dahoam“.

Die Stimmung war – euphorisiert. Wobei dieser Begriff leicht untertrieben ist.

All das konnte ich nicht wissen, als ich mich (erfolgreich) um Karten für eben dieses Spiel bemüht habe. Gleichwohl passte es aber perfekt. Das Wetter, die Atmosphäre in der Stadt – umwerfend.

Das Spiel lief ebenfalls gut. Wir gewannen mit 2:0, die Tore erzielten die Sportskameraden Müller und Gomez. Zu meinem Fußballerlebnis des Jahres (jaja, wenn wir das Finale mal außen vor lassen, aber das ist ohnehin bei den All-Time-Top-3 gesetzt) wurde es in der 12.Minute des Spiels.

Warum?

Diese 12.Minute änderte meine Wahrnehmung. In Bezug auf so einige Dinge. Am Ende dieser Wahrnehmungskette war ich ein anderer Fan des FC Bayern. Noch wacher, noch differenzierter, noch mehr auf der Seite der aktiven Fans. Nicht weniger auf der Seite des Vereins, des Vorstands, aber mit einem weitaus größeren Meinungsspektrum.

Es gab – einmal mehr – einen Protest. Der Südkurve, der Ultras, des harten Kerns. Einige Leser dieser Zeilen mögen ob dieser Erwähnung nur gelangweilt zucken, aber schon damals wusste ich um einige der Probleme, die schon damals einer Lösung bedurften. Über Mittel und Wege kann man immer diskutieren, aber Probleme sind und waren vorhanden. Deshalb will ich nicht konkret auf das Problem an diesem 28.04.2012 eingehen, sondern auf die Abläufe und was die mit mir machten.

Ich saß auf der Haupttribüne, rechte Seite, mit direktem Blick auf die Südkurve und die aktiven Blöcke in der Mitte. 11:50 Minuten war es ruhig. Stummer Widerstand. Man hörte, wenn überhaupt nur die schwäbischen Gästefans, die ihr akustisches Glück kaum fassen konnten.

Dann sah ich den Capo auf sein Podest steigen. Sich in Position bringen. Wenn ich mich recht entsinne, gab es einen (lautstarken) Countdown.

Zehn – Neun – Acht – Sieben – Sechs – Fünf – Vier – Drei! – Zwei!! – Eins!!!

Und dann der Orkan. Ein Orkan eines Gesangs, wie wir Bayern-Fans ihn – außerhalb des Stadions – schon den ganzen Tag gesungen hatten (remember Real).

Eeeeeuroooopaaaaaaapooookaaaaaal, Euuuuuuurooooooopaaaaapoooookaaaaal, Euuuuuroooooopaaaaaaapoooookaaaaaaaaal!

Leute, man kann über die Bayern-Fans, die Arenabesucher und die Stimmung in unserem Stadion sagen was man will und viele tun dies ja auch (also zumeist die, die dieses Stadion exakt einmal in der Saison wahrnehmen (wenn ihr Verein dort spielt)). Aber die Power, die dieser Stimmungsauftakt nach 12:00 Minuten Spielzeit erzeugt hat, habe ich so in der Form in einem Heimspiel persönlich und vor Ort noch nie zuvor empfunden. Es mag an der Euphorie nach dem Championsleague-Erfolg gelegen haben, aber in diesem Moment war ich – ich kann das ganz offen zugeben – den Tränen nahe. Nicht so sehr wie nach dem Müllerschen 1:0 kurz vor Abpfiff des Finales, aber doch so sehr, dass ich mich auch heute noch genau daran erinnere, während ich bewegt diese Zeilen schreibe.

Weshalb diese Emotion bei mir?

Weil hier überdeutlich gezeigt wurde, was bei uns und mit uns möglich wäre. Wenn es eine geeinte Fankurve gäbe. Wenn der Verein den aktiven Fans hier jede mögliche Hilfe zugestehen würde. Wenn wir alle unsere Stimmungs-Träume verwirklichen könnten. Und nicht neidvoll in andere Stadien blicken müssten. Selbst wenn da viel Image dabei ist, wie ich aus langjähriger, persönlicher Erfahrung weiß.

Wir brauchen diese Stimmung. Bei aller Kritik, die man am Ultra-Singsang äußern kann, aber ich habe – schon wieder ein Geständnis – die Zeiten des 90-minütigen-Dauersupports hinter mir. Ich kann (und will) das nicht mehr. Das Finale war hier eine Ausnahme und das habe ich auch (gar körperlich) zu spüren bekommen. Wer schreit, wer feuert an, wenn es nicht unsere „aktiven“ Fans tun? Wir, die 40something-Familienväter? Nö.

Dieser Moment wird sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt haben. Als ein Ziel, als einer der bewegendsten Momente meines FCB-Fantums.

Dieser Moment ist Motivation und Antrieb zugleich. Dieser Moment ist die Wurzel dafür gewesen, dass ich inzwischen dem Club Nr.12 beigetreten bin, dass ich mich differenzierter mit unseren eigenen Fans und den Strömungen in unserem Verein beschäftige. Noch differenzierter.

Dieser Moment sollte für alle Bayern-Fans ein solcher Moment sein.

Dieser Moment ist deshalb mein Fußballerlebnis des Jahres!

Dieser Text ist zuerst auf dem Fokus-Fussball-Adventskalender erschienen. Heute. Als Türchen Nummer 7.

DerManu, die Ultras, ein Plakat und jede Menge Sommerloch

Eigentlich wollte ich über die bayerischen Ultras nicht mehr schreiben müssen.

Eigentlich sollte dieser Bericht auch einen ganz anderen Anstrich bekommen.

Eigentlich.

Und dann wurde von einer Unter-Unter-Gruppierung einer Ultra-Vereinigung im italienischen Trainingslager im Rahmen eines 15:0-Sommerkicks des FC Bayern ein Plakat enthüllt. Erneute Schmähungen gegenüber unserem neuen Torhüter. Gegenüber einem Bayern-Spieler. Seit 01.07.2011.

Ursprünglich wollte ich darüber schreiben, dass ich nicht glaube, dass der beschlossene Burgfrieden in der Wagenburg des FC Bayern halten wird. Etwas, dass sich unsere Führung offenbar so gar nicht vorstellen konnte. Obwohl man doch an diesem runden Tisch derlei „final geklärt“ hatte.

Tja. Fans halt. Und noch mehr Eitelkeiten. Meiner Meinung nach.

Ich werde hier weder Ross noch Reiter nennen, das haben andere längst gemacht, eine weitere Erwähnung auch auf meinem kleinen aber feinen Blog würde nur noch unnötig den Bekanntheitsgrad dieser – nicht am Runden Tisch sitzenden – Gruppierung erhöhen. Die Schickeria – zunächst und reflexartig verdächtigt – war es zumindest nicht. Vielmehr sind die inzwischen sogar auf Vereinslinie. Was man so hört.

Und Teile des Sportjournalismus, die an der Aufbauschung dieser „Story“ intensiv beteiligt waren, erwecken im Nachhinein den Eindruck, dass die auch selbstkritisch sein könn(t)en. Das hat mich beeindruckt. Irgendwo. Zumindest ist das mal ein Anfang.

Nach einem Tag des Schweigens reagierte der Verein. Abgesehen von der oben erwähnten Naivität (oder Unkenntnis der verworrenen Vielschichtigkeit der bayerischen Ultraszene), reagiert der Verein, wie ein Verein reagieren muss, wenn ein Spieler von den eigenen Fans derart angegangen wird. Diese „Fans“ sind ab sofort nicht mehr erwünscht. Nun denn.

Mir persönlich ist das alles leidlich egal. Klar ist es ein Thema und eigentlich geht das gar nicht, aber erstens ist Neuer Profi, der theoretisch jede Menge Schmerzensgeld für derlei Plakate erhält. Auch wenn es nicht die Regel ist, dass die eigenen Fans so was machen. Und zweitens wird diese „Strömung“ im Verein nach den ersten guten, sehr guten, oder herausragenden Spielen und den ersten definitiven Punktgewinnen durch Neuer mehr und mehr abebben. Viele, die Neuer ablehn(t)en, werden ihn nicht irgendwann lieben, derlei wird imho nie passieren, aber sie werden ihn mehr und mehr respektieren und tolerieren. Und das reicht mir, denn ich will einfach nur Ruhe im Verein. Wir haben genug Gegner „da draußen“, außerhalb der Wagenburg.

Ich muss mir hier also auch keinen Frust, keine Enttäuschung von der Seele schreiben, wie dies z.B. der geschätzte Zechbauer stellvertretend zitierte. Dafür ist mir das ganze einfach zu lächerlich. Echt jetzt. Neuer ist ein geiler Torhüter. Was er vor (und vielleicht nach) seiner Bayern-Zeit macht oder gemacht hat, geht mir am Allerwertesten vorbei, solange er während seiner Bayern-Zeit für uns alles gibt und uns und sich den maximalen Erfolg sichert. Die Beschimpfungen der sogenannten richtigen und echten Fans sind mir zwar ob dieser Meinung sicher, aber auch hierzu verweise ich auf mein Hinterteil.

Tatsächlich empfinde ich die Welt der Ultras – und deren Sympathisanten – bisweilen als amüsant. Ein Beispiel spielte sich gestern auf Twitter ab. Ein dortiger User, den ich schon vor Twitter kannte und der – abgesehen von der Neuer-Problematik – eigentlich ganz normal ist, hat hier, sagen wir mal, durchaus spezielle – Ultra – Ansichten.

Da ich seine Äußerungen internetweit nicht mehr lese, bekam ich sie erst durch einen Retweet eines anderen Users mit. Bis ich allerdings verstanden hatte, was er wiederum mit seinem Kommentar sagen wollte, gingen einige Tweets ins Land. Er fasste es dann noch einmal getrennt zusammen (ich gehe auf die 40 zu, ich brauche manchmal etwas länger).

Und da bin ich mehr als bei ihm. Wir erreichen hier eine der Logikgrenzen der Ultras.

Wieso darf die Südkurve, dürfen die Ultras, eine Gruppierung den Spieler Neuer zur unerwünschten Person erklären, der Vorstand dies im Umkehrschluss aber nicht mit den „Fans“ machen, die die eigenen Spieler beleidigen?

Für mich ist das – Entschuldigung – alles viel zu viel Kindergarten. Ich muss mir von niemanden mein Fan-Sein beurteilen und einschätzen lassen, sagen lassen, ob ich ein richtiger oder falscher Fan bin. Von daher muss ich mich auch nicht rechtfertigen, dass ich ein Leben, eine Familie, Frau, Kinder und einen Job habe. Mir fehlt einfach die Zeit für solche „Aktionen“.

Die unausgesprochenen Akteure haben offenbar – sagen wir mal – mehr Zeit. Meinen Glückwunsch. Mir fehlt sie und deshalb kann ich, will ich mich nicht mehr mit diesen Dingen beschäftigen. Ich will mich nur noch mit der neuen Saison und den besseren Perspektiven beschäftigen, will die „Wunden“ der letzten Saison und der letzten Experimente im Verein lecken.

Nicht mehr und nicht weniger.

Von daher war es das jetzt. Mit mir und diesen Ultras, Gruppierungen und sonstigen echten Fans. Blogtechnisch.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Die hessische Bestie bleibt unbesiegt oder Nein, wir sind selber schuld

Spielberichte direkt nach Abpfiff sind so eine Sache bei mir. Gut, weil man sie dann aus dem Kopf hat. Schlecht, weil diese dann eher emotional gefärbt sind.

Nun. Es ist wie es ist. Ich bin wie immer spät dran. Andererseits ist das ja inzwischen regelmäßig so und Zeit zum Nachdenken hat man so auch noch. Gut.

Auf diese Weise sieht man das alles viel differenzierter.

Ich verzichte auf Tiraden gegen die Frankfurter Eintracht, auch wenn dieses Spiel ein Rückfall in längst vergangen geglaubte Zeiten war.

Ich verzichte darauf, dem Schiedsrichter die Schuld am Punktverlust und dem damit verbundenen Abrutschen auf Platz 4 zu geben.

Wozu auch? Es gibt klare Gründe dafür, dass wir da stehen, wo wir stehen und eben auch für das Remis gegen die Daum-Kicker.

Wir! Wir selbst sind der Grund dafür.

Was soll ich den Frankfurtern die Schuld dafür in die Schuhe schieben? Die freuen sich einen Ast ab, dass sie uns mit ihren limitierten Mitteln einen Punkt abtrotzten.

Wir sind dafür verantwortlich, dass wir es erstens zugelassen haben, dass Frankfurt in Führung gehen konnte und wir sind dafür verantwortlich, dass wir es nicht geschafft haben, dieses Spiel zu drehen.

Es brauchte einen Elfmeter, um in diesem Spiel ein Tor zu erzielen. Noch dazu einen Elfmeter, der von allen drei elfmeterreifen Situationen der diskussionswürdigste war. Das Handspiel zuvor war mehr Hand als vieles, was ich vorher diesbezüglich gesehen habe und auch das Foul zuvor konnte man als solches erkennen.

ABER was ist das inzwischen mit meinem FC Bayern, das wir uns an solchen Dingen hochziehen müssen?

Leute, wir sind der FC Bayern – warum belassen wir es nicht einfach dabei und spielen weiter auf Sieg, beziehungsweise laufen, rennen und beißen? Solange, bis wir diese notwendigen und von mir aus dreckigen Tore schießen?

Nein. Wir lamentieren. Und drehen Pirouetten im hessischen Strafraum. Anstatt einfach aus vollen Rohren da weiterzuballern, wo wir gegen Leverkusen aufgehört haben.

Herr Kroos – zum Beispiel – hatte seinen stärksten Auftritt nach dem Spiel. An den Mikros der Medien.

Er sprach von fehlendem Selbstvertrauen. Bei sich. Und wohl seinen Kollegen. Pfff.

Erstens. Weshalb darf überhaupt jemand wie Herr Kroos was sagen? Weil niemand anderes wollte? An seiner Leistung (in diesem Spiel und in der Saison) kann es nicht gelegen haben.

Zweitens. Was war dann bitte in letzter Woche los? Gegen Vizekusen? Alles nur Zufall?

Mich würde wirklich mal interessieren was hier während der Woche passiert ist oder weshalb wir (Bayern-)Fans in dieser Saison mit dieser Berg- und Talfahrt „gequält“ werden.

Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, dass wir hier mit einer ehemaligen grauen Maus wie Hannover um das Championsleague-Ticket kämpfen (müssen) und dass die ums Verrecken nicht abfallen wollen, nein, es geht mir darum, dass ich nach JEDEM Spiel, dass uns auf Platz 3 bringt, die gleichen verbalen Jubelorgien höre und nach JEDEM Spiel, dass uns wieder auf Platz 4 zurückfallen lässt das Pendant.

Das ist für mich zunehmend unerträglich, was die Herren Lahm und Co. da so in die Mikros ablassen.

Keine Ausreden mehr. Hieß es. Nach dem Rausschmiss van Gaals. Zum Saisonende. Und direkt.

Ein Spiel gegen Leverkusen, das Hoffnung auf mehr machte. Sogar ohne Herrn Robben.

Und dann in Frankfurt ein Fußball, der an übelste van Gaal – Zeiten erinnerte.

Obwohl, einen Unterschied gab und gibt es.

Die Defensive steht seit Jonker – meiner Meinung nach – stabiler. Und das ist schon einmal ein Fortschritt. Hört sich komisch an, vor allem, wenn man an die Chance von Herrn Gekas denkt. Aber was Lahm, Contento und vor allem van Buyten und Gustavo abliefern ist aller Ehren wert. Über weite Strecken des Spiels haben sie die meisten Angriffe der Hessen abgefangen und gaben so dem Spiel der Bayern von hinten Sicherheit.

Haben denn alle schon wieder vergessen, wie offen unsere innere Verteidigung noch vor Wochen war?

Wie auch immer. Unsere Defensive ist aktuell nicht (mehr) unser Problem. Es ist die Offensive. Und die Vorwärtsbewegung.

Von Hannover – unserem CL-Gegner – ist überliefert, dass deren Trainer das Umschalten von Defensive auf Offensive, sprich, die Konter, trainieren lässt. Herr Slomka steht daneben und misst die Zeit, die seine Spieler brauchen, um vor dem gegnerischen Tor zu stehen. Gefällt ihm die Zwischenzeit nicht, wird das noch einmal trainiert. Wieder und wieder.

So etwas kann man in München nicht trainieren? Wenn es doch bekannt ist, dass die grauen Mäuse der Liga mit derlei Taktik Erfolg haben?

War es gegen Leverkusen wirklich nur das frühe Eigentor, das unseren Schub beschleunigte und wenn das nicht fällt, stecken wir fest in unserem schlafmützigen System? Ich kann nicht behaupten, dass mir diese Perspektive für die letzten drei Spiele der Saison gefällt.

Ach stimmt ja, da ist ja Herr Robben wieder dabei. Unser Dosenöffner…

Prinzipiell will ich keinen Spieler persönlich angreifen, aufgefallen ist mir speziell ohnehin nur, dass Herr Müller vor dem Tor (wenn auch auf der Robben-Position so gut wie lange nicht) gerne noch ein wenig direkter und zielstrebiger sein kann und dass Herr Ribéry offenbar seinen defensiven Kampfeswillen schon wieder verloren hat. Helft mir mal bitte, aber hat irgendjemand nur einmal gesehen, dass er einem verlorenen Ball hinterhergelaufen wäre? Spielt da jemand schon wieder gegen den Trainer…?! 😉

Man kann es drehen und wenden, wie man will.

Wir liegen auf Platz 4 und spielen gegen einen virtuellen Gegner, der sich ausgerechnet auf der Zielgeraden der Saison in Topform präsentiert. Wer von beiden das schwerere Restprogramm hat, darf das Boulevard gerne ausschlachten. Ich persönlich befürchte, dass wir es schon schwer genug haben werden, überhaupt alle drei Spiele auch nur irgendwie zu gewinnen.

Zum Glück sind zwei von drei Spielen Heimspiele, ansonsten würde ich jetzt schon schwarz sehen.

Selbstverständlich könnte man all diesen Pessimismus einfach wegwischen, aber dafür ist der FC Bayern 2010/11 zu wankelmütig. Und ein CL-Qualifikationsplatz ist erst sicher, wenn die Schiedsrichter diese Saison zum Vergessen abpfeifen und wir vorne liegen. Keine Sekunde früher.

Dann halt jetzt gegen Schalke. Gegen Schalke! Nach und vor deren CL-Halbfinalspielen gegen ManUnited. Und mit einem Manuel Neuer. Einem Neuer, dem große Teile der Südkurve sicherlich mehr Aufmerksamkeit widmen werden, als der eigenen Mannschaft. Sind schließlich alles echte Fans.

Das von mir befürchtete Resultat könnte dem Ausgang des Pokalhalbfinales ähneln. Aber Hauptsache, unsere Ultras haben es Neuer und ihren Pendants aus Gelsenkirchen mal wieder so richtig gezeigt.

Nein, die aktuelle Gemengelage rund um den FC Bayern gefällt mir gar nicht.

Zum Glück bin ich mit meinem Leiden nicht alleine, da zum Gastspiel der Knappen der erste Tweetpass Cologne stattfinden wird. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten!

Fans des gleichen Vereins – auf unterschiedlichen Planeten

Seit Tagen schleppe ich dieses Thema mit mir herum. Und zunächst wollte ich darüber gar kein Wort verlieren. Aber in diesen Stunden tröpfelte es dann doch aus mir heraus.

Aber ich bin ja auch kein Ultra. Der vom königsblauen Pendant immer verhauen wird…

Was soll das?

Es kam mir in den Sinn, nachdem ich am Wochenende die beiden (erneuten) Statements aus unserem Fanlager gelesen hatte.

Einerseits einen Kommentar des Club Nr.12 Vorstands, andererseits einen Bericht der Schickeria.

Man fühlte sich ob der inzwischen medialen Übermacht zu derlei genötigt. Also noch einmal Stellung zu beziehen und die eigenen Beweggründe herauszuarbeiten.

Für mich unterscheiden sich diese beiden Beiträge zur aktuellen Problematik rund um den FC Bayern. Und zwar massiv.

C12 differenziert.

Der Großteil der Fans […] die beim letzten Heimspiel ihren Unmut auf verschiedensten Wegen und Niveaustufen zum Ausdruck brachten, wollten gegen eine Entscheidung des Präsidenten oder des Vorstands demonstrieren, und nicht gegen den Präsidenten selbst.

und weiter…

Um die Unterstützung für Uli Hoeneß zu belegen, hätte eine einzige Zahl gereicht: 99,3. Neunundneunzigkommadrei Prozent der Mitglieder haben Uli Hoeneß vor eineinhalb Jahren zum Präsidenten gewählt. Natürlich weiß man nicht, wie die nächste Wahl ausgeht. Es ist nicht auszuschließen, dass es mal ein paar Prozent weniger werden. Aus den Protesten von vor zwei Wochen aber abzuleiten, ein Teil der Fans würde am Stuhl des Präsidenten sägen, versuchen an mehr Macht zu gelangen oder eine Revolution nach nordafrikanischem Vorbild stünde kurz bevor, erscheint doch sehr weltfremd. Zumindest die Fanbetreuung des FC Bayern, die ja sehr nah am Puls der Südkurve sein sollte, hätte der Vereinsführung berichten müssen, dass der Ursprung der Proteste ganz andere Gründe hatte: Die Enttäuschung darüber, dass der Lokalrivale ein weiteres mal auch durch die – zumindest passive – Unterstützung des FC Bayern vor der Insolvenz gerettet wurde, obwohl Präsident und Vorstand vor einem halben Jahr aus Sicht der Fans anderes angekündigt hatten.

Für mich hört sich das ganz anders an, als alles andere, was ich aus der „Fanecke“ bislang vernommen habe. Damit kann sogar ich ganz gut umgehen, denn schließlich bin auch ich nicht ganz Vorstandskritikfrei.

Diesen Kommentar las ich zuerst und war schon wieder viel versöhnlicher gestimmt. Gegenüber diesem Teil unserer Fans.

Dann aber die Zeilen der Schickeria.

Alles ganz nett und höchst ausführlich. Auch in einer Wortwahl, die man konstruktiv nennen konnte. Zunächst. Im oberen Teil. Aber der Reihe nach.

Manchmal habe ich den Verdacht, dass hier ganz bewusst und explizit versucht wird, unter allen Umständen den Eindruck zu vermeiden, man könnte sprachlich nicht mit den sogenannten „richtigen“, „klassischen“ Medien mithalten. Viele Sätze wirken da extrem angestrengt, übertrieben ausformuliert. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.

Des Weiteren versucht man den Eindruck zu erwecken, dass man auf Differenzierung wert legt. Also der eigenen Position, nicht die der anderen.

Woran ich das festmache?

An solchen Sätzen (Hervorhebung von mir):

Keine Frage, all diese Leute sind der Club und sie sind – in bestimmten Dingen – wichtig. Aber andere sind es eben – in bestimmten Dingen – auch. Eine Fankurve und ihren harten Kern oder auch einen langjährigen Fan auf der Tribüne kann man nicht mit einem bloßen Zuschauer im Stadion oder vor dem TV gleichsetzen – ihnen gebührt im Konstrukt des Vereins die gleiche Anerkennung, Wertschätzung und moralische Funktionalität wie beispielsweise einem Ehren- oder Ältestenrat.

Es wird auch über das Thema „Einfluss“ geredet. In diverse Richtungen.

Nun ja, um „Einflussnahme“ in Maßen auf die Vereinspolitik geht es zweifelsohne, um großartige „Machtinteressen“ eher weniger.

Einerseits. Andererseits:

Darum, in manchen Fällen dort ein „moralisches Veto“ einzulegen, wo die Manager des „modernen Fußballs“ über dem Tagesgeschäft das Gespür dafür verloren haben, wann es genug ist.

Nicht nur das. Sondern (wenn auch ein wenig schwammig):

Und vielleicht wollen sie auch in seltenen Ausnahmefällen einmal, dass bestimmte Personen NICHT Teil „ihres Vereins“, nicht Teil des großen Ganzen werden. Und zwar wegen Dingen, die diese Person betreffen und nicht deren Kompetenz oder Leistungsfähigkeit.

Kurz danach geht man in die Details.

Was ist das Problem der Südkurve mit dem Top-Torhüter Manuel Neuer?

Wohlgemerkt: „der Südkurve“ und nicht „der Schickeria“…

Nur ist die „Causa Neuer“ eben kein Durchschnitts- sondern ein äußerst seltener Spezialfall. Manuel Neuer war nicht nur irgendwie Schalke-Fan, der auch mal Spiele in der Kurve verfolgt hat, oder in irgendeinem Fanclub – Manuel Neuer IST Mitglied in der Buerschenschaft, welche zu den Ultras der Schalker Nordkurve gehört, also jenem harten Kern der Kurve, der durchaus auch mal militant und rabiat werden kann, wenn es um den FC Schalke oder die Freunde aus Nürnberg geht. Und das nicht, weil ihm am Trainingsgelände irgendeiner ein T-Shirt überreicht hat, sondern aus Überzeugung: Weil er mit den Jungs aufgewachsen ist, ein genauso fanatischer Schalker ist und sich auch in vollem Umfang dazu bekennt. An sich nichts Verwerfliches – nur passt er somit eben nicht nach München. Wie sollen die Fans in der Südkurve aus vollen Stücken jemanden anfeuern, von dem sie ALLE wissen, dass dessen beste Freunde in Auseinandersetzungen mit Leuten aus derselben Südkurve verwickelt und dieser in ausdrücklicher und tiefer Abneigung verbunden sind. Angesichts der Tatsache, dass Neuer eben nicht nur Fanleidenschaft honoriert, sondern selbst Teil der radikalen Fanbewegung ist – und das ganz bewusst.

Womit wir beim Thema Gewalt sind. Die Schickeria bewegt sich hier auf ganz dünnem Eis. Und deshalb ist dieses Argument für mich eher schwach. Mehr als schwach.

Noch andere Argumente?

Der junge Mann hat seine Provokation mit der Eckfahne damals nicht ohne Grund gemacht – es war ein Gruß an die Nordkurve, eine Geste für seine „Kumpels“. […] Manuel Neuer ist eine Provokation.

Naja. Wenn ich hier mal aufzählen würde, was für mich alles eine Provokation darstellt. Lassen wir das. Beim Thema 1860 geht es dann ebenfalls noch um Gewalterfahrungen.

Viele aus der Fanbasis verbinden mit dem Lokalrivalen eben auch ganz persönliche, oft generationenübergreifende Erfahrungen und Erinnerungen abseits grauer Theorie. Daran, dass ihnen vielleicht schon als kleinen Schuljungen in Giesing ganz reale blaue Steine hinterher geworfen wurden, dass sie und ihr Verein unzählige Male von Leuten, die nichts aber auch gar nichts vorzuweisen haben, aufs niederste vollgepöbelt wurden, dass die Blauen ihren Wiederaufstieg in die Bundesliga bei ihrem ersten Heimderby im Olympiapark mit brennenden Bayern-Kutten zelebrierten, vor allem aber, dass die Anhänger des Lokalrivalen keine eigene Identität besitzen sondern sich nur und ausschließlich über eine durch und durch prollige Anti-Identität gegenüber dem Aushängeschild dieser Stadt definieren und sich daher, obwohl sich eigentlich keiner für sie interessieren würde, ständig irgendwie an den FC Bayern ranhängen müssen um sich zu produzieren – und somit im ganz realen Alltag eben kurz gesagt hauptsächlich eines sind: Lästig, nervig und ÜBERFLÜSSIG!

So. Wer sich wundert, dass dieser Beitrag bisher fast nur aus Zitaten besteht, dem sei ans Herz gelegt, dass oft diese Zitate ja schon für sich wirken. Ich habe zu all diesen Dingen natürlich auch eine eigene Meinung und wer sich seinerseits eine Meinung über diese Statements bilden will, ganz ohne meine Selektion, dem seien die Direktlinks empfohlen.

Meine Meinung sieht folgendermaßen aus.

1. Wir leben in einem freien Land. Hier darf jeder seine Meinung sagen. Auch und gerade Fußballfans.

2. Die Form sollte dabei aber gewahrt bleiben. Ansonsten diskreditiert sich die Kritik schon im Ansatz selbst.

3. Wer Gewalt selbst als Mittel zum Zweck ansieht und sich nicht eindeutig genug von ihr distanziert, verliert die eigene Berechtigung bei diesem Thema mit zu diskutieren.

4. Alle Fans sind gleich. Aber manche Fans sind gleicher als gleich? Nicht auf meinem Planeten.

5. Hat Manuel Neuer persönlich Bayern-Fans geschlagen? Allein, weil er in seiner Jugend in der Kurve stand und Mitglied der Ultras war? Bezichtige ich jedes Schickeria-Mitglied persönlich an den oben erwähnten Attacken beteiligt gewesen zu sein? Verwehre ich all unseren Ultras ebenso wie Neuer das Recht, zu reflektieren und Einstellungen, Überzeugungen zu ändern?

6. Und selbst wenn Neuer immer noch ein Ultra ist – wie ginge dies mit einem Wechsel zum FC Bayern zusammen? Achso. Söldner ist er also auch noch. So wie Herr Gomez? Oder Herr Robben? Oder die Herren Lahm und Schweinsteiger, die ja nur aufgrund der schönen Landschaft und der guten Luft in München geblieben sind.

7. Ist Ultra zu sein, der einzig mögliche Lebensentwurf, wenn man sich für Fußball interessiert? Wie würde es wohl in diesem Land aussehen, wenn nur alle 10 Millionen Bayern-Fans sich ausschließlich mit Fußball, Groundhopping und Ultra-Choreos beschäftigen würden?

8. Hier finden Sie Platz für Ihre Notizen.

Um das noch einmal klar zum Ausdruck zu bringen: Ich respektiere die Ansichten von ultra-engagierten Fans. Ich war früher selber einer. Wenn man grob obige Maßstäbe anlegt.

Was mich allerdings mehr als stört sind die Alleinvertretungsansprüche, die ich immer und immer wieder aus dieser Ecke zu hören bekomme.

Hier geht es nicht um nicht wollen, sondern einfach oft auch um nicht können (Allesfahrer, Dauerkarte, etc.). Außerhalb der Ultra-Welt hat man für derlei Einschränkungen Verständnis.

Abschließend hoffe ich trotzdem, dass wir alle innerhalb der Bayern-Familie, ob Allesfahrer oder Logenbesitzer und Sky-Abonnent, irgendwann zusammen finden.

Zum Wohle des FC Bayern!

Denn der ist größer – ich muss es noch einmal erwähnen – als alles andere. Selbst wenn einige wenige dies immer noch anders sehen. Schade.

Einmal Ulianer, vanGaalist, FCBler und zurück

Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich schreiben soll.

Aber man wartet ja darauf. Was ich zum heutigen Tag zu sagen habe. Zur Entlassung unseres Trainers.

Dann mal los.

Ich hatte damit gerechnet. Und es ließ mich sogar überraschend kalt. Zu sehr war ich gefrustet und hatte sich meine Resignation Bahn gebrochen. Nach dem Remis beim Club.

Die Umstände der heutigen, bzw. gestrigen Trennung ließen mich dann aber doch ein wenig verwirrt zurück. Und die Dokumentation auf Twitter erst…

Richtig übel, wie schlecht Hoeneß dabei wegkam.

Nun. Ich habe keine Bilder von der PK gesehen. Nur Mitschriften gelesen (was den Eindruck verfälschen kann).

Und natürlich habe ich zu all dem eine Meinung.

1. Ich fühle mich bestätigt. Entlassungen von Trainern funktionieren nur, wenn man es sofort macht. Und nicht zum Saisonende. Oder noch später. Thema „Hitzfeld 2004“.

Fehler: Vorstand.

2. Die Schärfe, mit der hier Hoeneß agierte muss mit Gründen zu tun haben, die zu lange, zu tief im Uli arbeiteten. Und die Explosion, von der er heute in Bezug auf die Mannschaft sprach, gab es zunächst einmal nur bei ihm. Und der Vorstand (also der echte, denn er ist ja nur Aufsichtsrat-Chef) knickte ein. Oder wie soll ich das sonst deuten, wenn UH gerüchteweise LvG schon nach dem Hannover-Spiel entlassen wollte und vom Vorstand überstimmt wurde?

Fehler: Vorstand.

3. Der heutige Tag symbolisiert den Schlusspunkt einer Entwicklung. Die – öffentlich – mit dem Hoeneß-Auftritt bei Sky90 begann. Man kann darüber denken, was man will, wer diesbzgl. Insider ist, darf sich gerne hier melden. Aber seit diesem Zeitpunkt war van Gaal – von dem man ansonsten halten kann, was man mag – zum Abschuss freigegeben.

Fehler Vorstand.

4. Schon bevor man van Gaal zum FC Bayern holte, wusste man doch eigentlich, was man da für einen Trainer holte, oder? Ich will es hoffen. Offenbar dachte man aber wohl, man könne ihn FCB-like anpassen. Konnte man nicht.

Fehler: Vorstand.

5. Der Trainer und Mensch van Gaal ist wie er ist. Er selbst bezeichnete sich beim Dienstantritt wie der berühmte Deckel zum Topf. Oder so. Er selbst stellte sich als jemand dar, der perfekt zum FC Bayern passt. Siehe Punkt 4.

Fehler: van Gaal.

6. Thomas Müller und Holger Badstuber wären ohne van Gaal so wohl nicht möglich gewesen. Sagt man. Er glaubte offenbar, dass derlei beliebig reproduzierbar sei. In Contento, Alaba und Co. verzockte er sich.

Fehler: van Gaal.

7. Weil van Gaal von Punkt 6 so überzeugt war, wollte er seinen Kopf durchsetzen und verzichtete darauf, die Doppelstrategie des FC Bayern – Talente und Stars – fortzuführen. Keine Neuverpflichtungen nach der Fast-Triple-Saison. Ergebnis bekannt.

Fehler: van Gaal.

8. In einem höchst aufgeladenen Spannungsfeld der Torhüterfrage beim FC Bayern bezog er klar Stellung. Gegen die Führung und mit gewissen Strömungen im Verein, den Fans: Er machte Ersatztorhüter Kraft zur Nummer 1. Einfach so. Ohne die Berechtigung wie im Fall Rensing. Ich bin hier nicht unbedingt bei Hoeneß, dass dies die Wurzel allen Übels war, aber Unruhe brachte es durchaus. Unnötig. Und Zweifel äußerte er ja selbst dann auch. Nach dem Nürnberg-Spiel. Welche Konsequenzen wären da bald gezogen worden?

Fehler: van Gaal.

9. Ebenfalls augenscheinlich war die fehlende Konstanz in der Aufstellung. Es geht hier nicht darum, dass ich mich an der Aufzählung der unterschiedlichen IV-Paare beteilige, dass kann das Boulevard machen. Oft war van Gaal auch dazu gezwungen. Durch Sperren, Verletzungen oder Formschwäche. Die fehlenden Alternativen im Kader (siehe 6. + 7.) setzten ihn aber hier zusätzlich unter Druck. Und flexible Spieler sind ja ganz schön, aber wenn damit einhergeht, dass die halbe Mannschaft auf den „falschen“ Zweitpositionen spielt, dann läuft doch was falsch, oder?

Fehler: van Gaal.

10. Hier ist Platz für Eure Ergänzungen…

In der Summe sieht das nicht gut aus für van Gaal. Abgesehen davon halte ich unseren Ex-Trainer aber tatsächlich – wie viele andere Fans auch – für einen der besten Trainer, die der FC Bayern je hatte. Die letzte Zaubersaison hat uns beinah zum Triple geführt, derlei vergisst man gerne und schnell. Aus dem Frust des Moments heraus.

Andererseits halte ich Gerüchte, die davon sprechen, dass van Gaal seit Hoeneß‘ Sky90-Auftritt eine – von mir aus latente – egozentrische Geisterfahrerstrategie fuhr, für nicht weniger realistisch, als die Fan-Theorien der letzten Woche(n), dass der FC Bayern kurz vorm Untergang steht und der Vorstand sich auf Kosten des Vereins gegenseitig bekämpft, etc.

Es ist schwierig.

Ich hätte mir gewünscht, dass ein FC Bayern einen Trainer van Gaal aushalten kann. Das wir es aushalten, mit der van-Gaalschen-Strategie auch einmal auf Titel zu verzichten, um unseren europäischen Club-Vorbildern langsam, ganz langsam näher zu kommen.

Diese Geduld und diese Flexibilität brachte weder der FC Bayern noch van Gaal auf.

Man verfiel in alte Muster. Der Trainer (ging es denn nicht bei allen großen Vereinen so mit ihm zu Ende?) genauso wie der Verein (alles über Bord schmeißen, zurück auf Null).

Das ist bedauerlich.

Und dabei gibt es so viele offene Fragen.

Erstens: Wieso kommt man darauf, dass ausgerechnet jetzt der van-Gaal-Co-Trainer der richtige Mann zur richtigen Zeit ist, diesen verdammten dritten Platz zu sichern?

Zweitens: Wieso wurden neben van Gaal viele seiner Cos und aber nicht alle entlassen? Gab es persönliche Gespräche mit Abfrage der Nibelungen- van-Gaal-Treue?

Drittens: Hat man sich – neben den geplanten Transfers – (nun) vollends von der – auch schon vor van Gaal erfolgreichen – Doppelstrategie („Talente & Stars“) verabschiedet und deshalb bewusst den Absturz der Ausbildungsfiliale FCB II in Kauf genommen (Gerland mit Doppelbelastung, Experiment Scholl, Verkauf oder Leihe von starken Talenten und Stammspielern)?

Viertens: Wie will der Vorstand, der FC Bayern dem Vorwurf entgegenwirken, dass es nicht doch seit geraumer Zeit einen Machtkampf in der Führung gibt (Thema „Klinsmann vs Klopp“, „Toni vs. Ribéry“, „van Gaal sofort weg vs. später“)?

Fünftens: Wie kann sich Hoeneß und unsere Führung über die Fan-Proteste und deren Form beklagen, wenn man ein PK-Bild wie das heutige abgibt?

Fragen über Fragen. Und wahrscheinlich erst einmal keine Antworten.

Als Fan bleibt mir nur ein Wunsch: Das wir nicht so enden wie der HSV.

Ultras in Führungsgremien, Rücktritt der Führung, Entlassung des Trainers und viele Spieler mit unklaren Vertragsstati. Alles gleichzeitig.

Soweit ist es mit dem FC Bayern noch nicht gekommen. Hoffentlich.

P.S. Dafür, dass ich eigentlich gar nichts zu sagen hatte, ist es dann doch etwas mehr geworden. Aber für mich als Fan, der dies Zeit seines Lebens war (und bleiben wird!), ist ohnehin nur eines wichtig:

Wie gewinnt der FC Bayern im nächsten Spiel drei Punkte? Alles andere geht mir irgendwann am Arsch vorbei!

In diesem Sinne: Gute Nacht.

Von Löwen, Schweinen und Fußballfans

Am Samstag, im Rahmen des Gastspiels der Fohlen in München, kam es zu Aktionen in der bayerischen Fankurve, über die mal wieder die halbe deutsche Fußballwelt diskutiert.

Auch ich habe dazu natürlich eine Meinung. Wie auch zu den Neuer-Protesten im Rahmen des Schalker Pokalspiels oder die Haupttribünen-Proteste von Teilen des harten Bayern-Fans-Kern nach verstärkten Einlasskontrollen.

Um das mal ganz klar zu sagen:

Ich bin für Meinungsfreiheit. Sogar, wenn die geäußerte Meinung nicht die meine ist.

Ich kann – bis zu einem gewissen Punkt – die Beweggründe der protestierenden Bayern-Fans nachvollziehen. Wenn ich mich in ihre Welt hineinversetze.

Ich kann verstehen, dass man gegen eine Verpflichtung Manuel Neuers, gegen eine Rettung der Löwen ist. Prinzipiell bin ich als Bayern-Fan das ja sogar selbst (gegen die Rettung der Löwen).

Der Punkt ist – und da hörte es bei mir am Samstag eben auf – dass man bei all diesen Protesten (und davon gab es in der letzten Zeit eben eine ganze Menge) nicht vergessen sollte, worum es eigentlich geht.

Zum Beispiel als Fan seine Mannschaft zu unterstützen. Jederzeit. Bedingungslos. Und vor allem, wenn die das mal braucht. Ansonsten wäre man ja nur ein „Erfolgsfan“. Nichts liegt doch den Ultras ferner, oder?

Bei Ultràs handelt es sich um fanatische Anhänger, deren Ziel es ist, ihren Verein „immer und überall bestmöglich zu unterstützen.“

Hmm. Am Samstag sah das ein wenig anders aus. Hauptsächlich war man – einmal mehr – mit anderen Dingen beschäftigt. Mit den Ein- und Ausrollen und Tragen von Transparenten.

Wer den Blauen Millionen zuschiebt, hat unser Vertrauen nicht verdient. Hoeneß, du Lügner.

Darüber kann man streiten. Wenn man in dieser Schwarz-Weiß-Welt lebt. Und man allein auf öffentliche Aussagen zurückgreift. Ob Hoeneß in diesem Punkt allerdings gelogen hat (allein die Wortwahl halte ich für kritisch), vermag ich nicht zu beurteilen.

Fest steht beim Thema 1860 übrigens eins: Wenn der FC Bayern auf eine Insolvenz der Löwen abzielt, verliert er definitiv eine Menge Geld (andersherum hat er zumindest eine Chance es wiederzusehen). Zweitens gäbe es ohne die Partnerschaft mit dem TSV unsere Allianz-Arena gar nicht. Gäbe es ohne die Arena den aktuellen FC Bayern? Die aktuellen Spieler, diese Gehälter? Wäre das eher im Sinne der Kritiker?

Blaue Schweine schlachtet man und rettet sie nicht. Und du willst Metzger sein, Uli?

Das ist für mich eines der übelsten Plakate in der Südkurven-Geschichte. Und es entspricht eindeutig nicht der Wortwahl und Gesinnung, die ich einem FC Bayern zuschreiben würde. Ist es vielleicht gar ein versteckter Aufruf oder zumindest eine Tolerierung einer Gewaltanwendung?

Klar ist man im Stadion, in der Kurve gerne mal emotional. Und entstehen Fangesänge aus eben diesen Emotionen. Wer wüsste das besser als ich und aus meinem Mund war damals auch nicht immer alles spruchreif. Aber erstens ist so was ja ohnehin nicht das Ding der Ultras (spontane Aktionen aus der Emotion/Spielsituation heraus) und zweitens war derlei bei mir nach dem Verlassen des Stadions zumeist vorbei. Die Trennung von Mensch und Fußball-Fan. Eine Unterscheidung, auf die ich zuletzt in einem anderen Zusammenhang noch einmal hingewiesen wurde.

Insgesamt wurde aus den Reihen dieser Fans jede Menge Energie auf die Erstellung und Präsentation der Plakate verwendet. Ich war nicht live dabei, aber Augen- und Ohrenzeugen bestätigten mir, dass in diesem Spiel darauf das Hauptaugenmerk gerichtet war. Ein Widerspruch, den ich in dieser Form in fast 35 Jahren Bayern-Fanseins noch nie erlebt habe.

TSV und Uli H.: Restlaufzeit verkürzen

Hier wollte man sowohl aktuell als auch witzig sein? Hat nicht geklappt. Was die asiatischen Bayern-Fanclubs wohl über derlei Äußerungen denken?

Insgesamt deckte man die gesamte Bandbreite der Themen ab.

Neuer im Tor ist für uns wie Trainer Daum und Manager Lemke für Dich.

Leute, wo ist hier der Zusammenhang?

Was hat uns Manuel Neuer getan? Er hat mit einer Eckfahne gewedelt. Er ist/war Schalker Ultra. Hui. Und? Wen stört das außerhalb der Ultra-Welt, die sich ohnehin zumeist mit sich selbst und anderen Ultra-Gruppierungen beschäftigt?

Hat Manuel Neuer irgendein Mitglied der Bayern-Familie in der Öffentlichkeit durch seine (Lebens-)Lügen derart in Bedrängnis gebracht und der gesamtdeutschen Öffentlichkeit zum Abschuss freigegeben, dass die eigene Familie unter Polizeischutz gestellt wurde und sie somit „die schlimmste Zeit des Lebens“ erleben musste?

Und hat Manuel Neuer etwa über Jahre hinweg mit, teilweise politisch motivierten „Klassenkampf“-Parolen die Stimmung mehr als unangenehm gegen die Bayern aufgeheizt?

Mir ist derlei nicht bekannt. Aber vielleicht bekomme ich ja auch nicht alles mit. Denn schließlich bin ich ja kein richtiger Fan.

Deshalb kann ich wahrscheinlich einzelne Kommentare auch hier auf meinem Blog nicht nachvollziehen. Die die Aktionen und Proteste der letzten Wochen für mehr als legitim, sinnvoll und notwendig halten.

Vor dem Spiel hatte ich trotzdem noch eine gewisse Sympathie für die Form des Protestes gegen die Löwenrettung und die mehr oder weniger offensichtliche Beteiligung des FC Bayern. Das ist nun anders.

Noch einmal: Es gibt durchaus inhaltliche Überschneidungen in den Protesten und meiner Überzeugung, meiner Meinung zu diesen Themen. Teilweise. Aber die Form ist nun endgültig völlig inakzeptabel geworden und das ist endgültig auch nicht mehr meine Protest- und Streitkultur, meine Südkurve oder mein Niveau. Sorry. Aus genau diesem Grund halte ich mich nun mit weiteren Bewertungen und persönlichen Einschätzungen der Protestler zurück.

Hier wurde eine Grenze überschritten. Bei allem Verständnis, dass man irgendwie – auch wenn es schwer fällt – für diese Denke entwickeln könnte.

Es reicht.

DIE Bayern-Fans – von denen ja immer wieder verallgemeinernd die Rede ist – sollten sich in dieser Saison-zum-Vergessen endlich auf das Wesentliche konzentrieren: Die Unterstützung der Mannschaft. Die braucht das nämlich gerade. Wie man mehr als deutlich am Samstag sehen konnte.

Alles andere ist aktuell uninteressant! Und wer seinen Verein in dieser Situation nicht unterstützen will, der soll momentan nicht ins Stadion gehen, sondern seinen Platz räumen und zwar für die, die noch den FC Bayern und nichts als den FC Bayern im Sinn haben. Bei aller berechtigten Kritik. Denn über die können wir von mir aus nach diesen letzten sechs Spielen diskutieren. Ausführlichst.

Eins ist allerdings immer noch glasklar:

Der FC Bayern ist größer als Uli Hoeneß, als seine Spieler, als seine Fans, als ich und eben auch als alle Ultras und sonstige Gruppierungen.

Oder fühlt sich jemand nicht an dieses Grundgesetz gebunden?

DANN SCHLEICHTS EUCH!