Das war es noch nicht. Doch!

Am heutigen Tag wird Ulrich Hoeneß erneut zum Präsidenten des FC Bayern e.V. gewählt werden. Zwar steht die Wahl auf der Jahreshauptversammlung des eingetragenen Verein FC Bayern München noch aus, aber Hoeneß ist erstens einziger Kandidat und zweitens – sind wir einfach mal ehrlich – Meinungen und Überzeugungen wie die meine sind in der eindeutigen Minderheit. Für 1-3 Sekunden hatte ich zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt, mich selbst als Präsident zur Wahl zu stellen. Ist natürlich Unsinn und war auch nur eine kurze Tagträumerei über diesen speziellen Moment und die imaginären Gesichtszüge unseres Vorstandes. Illusorisch ist es ohnehin, da man bei einem Weltverein wie dem FC Bayern nicht „einfach so“ Präsident des e.V. werden kann. Die Kandidaten / der Kandidat werden / wird vom Verwaltungsbeirat vorgeschlagen und die JHV darf dann abnicken. Deutsches Vereinsrecht in Kombination mit einer Fußball-AG.

Es schließt sich für mich ein Kreis, habe ich doch als Bayernfan die Steueraffäre, den Prozess, die Verurteilung, die Haftzeit und seine Rückkehr verfolgt. Ich war – bekanntermaßen – Augen- und Ohrenzeuge von Hoeneß‘ letzter Rede in Freiheit auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung 2014. Ich bin immer noch schockiert, wenn ich daran denke. Seine Erregung, seine Vehemenz und die Stimmung unter der Mehrheit der anwesenden Bayernmitglieder. „Das war es noch nicht!“ waren seine abschließenden Worte und ich befürchtete, dass es genau zu diesem Punkt kommt, an dem wir uns heute befinden. Hoeneß kehrt zurück in alle Ämter, die er nach seiner Verurteilung abgeben musste. „So, als wäre nichts gewesen.“ ist mein diesbezüglicher Satz, der mir immer wieder in den Sinn kommt.

Wir müssen das nicht immer oder schon wieder durchkauen, ich weiß, dass es hier durchaus jede Menge gegensätzliche Meinungen gibt, aber für mich gibt es einfach gewisse Dinge in der Gesamtkonstellation Hoeneß und FC Bayern, die für mich nicht gehen (und damit ist nicht das Thema „Zweite Chance“, „Strafe abgesessen“ oder „Resozialisierung“ gemeint). Warum muss es diese Rückkehr sein? Damit es Hoeneß wirklich „allen gezeigt hat“? Braucht ein Hoeneß dies für sich? Braucht ein FC Bayern solch einen Hoeneß? Offensichtlich. Beides.

Kommen wir aber zu mir.

Nicht nur die Personalie Hoeneß hat mich in der jüngeren Vergangenheit meines Vereins umgetrieben. Es geht nicht weniger um Katar und den Umgang des FC Bayern damit. Sicher, einige Leser dieser Zeilen werden all das nicht mehr hören können. Damit muss und kann ich leben. Womit ich nicht leben kann, wäre eine gewisse Inkonsequenz meinerseits. Im Blog, auf meinen Social Media – Kanälen oder persönlichen Gesprächen, habe ich viel über Kausalitäten und Konsequenzen geredet – irgendwann muss man liefern, um glaubwürdig zu bleiben.

Lange Zeit stand der Besuch der heutigen JHV, gar eine Rede, eine Wortmeldung im Raum. Am Ende wurde es weder noch. Dies hat multiple Gründe, welche abendfüllend sind. Es hat mit dem Alltag als berufstätiger, zweifacher Vater und intensiver Ehrenämtler, Zeit, Geld und vielen anderen persönlichen wie privaten Dingen zu tun, die auszubreiten, ich noch nicht bereit bin. Kurzum: Ich schaff(t)e es schlicht nicht. In den letzten Wochen kam aber noch ein weiterer – stetig kräftiger werdender – Grund hinzu:

Seit Anfang der Saison bin ich Trainer – sog. „Vatertrainer“ – der Fußball-Mannschaft unseres Großen. Da trainiert man nicht nur die (seine!) Jungs, da ist man auch bei den Spielen mit Leib und Seele dabei. Am Tag nach der JHV findet um 12:00 das letzte Spiel der Hinrunde unserer E-Jugend statt. Wie sollte ich das schaffen? JHV in München besuchen und dann am Samstagmorgen den normalen Spielvorbeitungsrhythmus hier in Bonn? Für diesen Stress bin ich zu alt. Nein, als ich diesen Spielplan sah und die emotionale Bindung zu den Jungs spürte, war mir klar: Ich will auch gar nicht (mehr) zur JHV.

Andere – kritische – Bayernfans sind sowohl vor Ort als auch in der Lage und gewillt ihre Meinung dem Vorstand auf der Bühne mitzuteilen. Meine Unterstützung und Solidarität aus der Ferne ist ihnen gewiss!

Einen letzten Grund habe ich noch: Resignation. Meine Euphorie, kritische Stimmen zu sammeln, zu bündeln und zu verbreiten, hat spürbar nachgelassen. Ich hatte das schon auf dem Gipfel meiner Erregung, meiner Wut befürchtet (glaube gar, dass der Verein solche überaus menschlichen Verhaltensmuster bei uns „Wutfans“ einkalkuliert hat), aber ich erinnere mich eben noch ganz genau an meine damaligen Emotionen. Meine Meinung hat sich im Übrigen kein bisschen geändert, allein mir fehlt inzwischen die Kraft, diese offensiv zu vertreten. Einen Entschluss im Falle der heutigen Ereignisse habe ich hingegen schon vor längerer Zeit gefasst und setze diesen nun in die Tat um:

Nach über 25 Jahren Mitgliedschaft im FC Bayern München e.V. habe ich am heutigen Tag der JHV und Hoeneß-Wiederwahl meinen Austritt erklärt.

Einige Fans / Mitglieder werden nun fragen, weshalb ich diesen Schritt des Rückzug gehe und z.B. diesen „Status“ der niedrigen Mitgliedsnummer „einfach so“ aufgebe (Für manche Bayernfans ja Hauptgrund für eine Mitgliedschaft). Nun, erstens mache ich dies nicht „einfach so“ (siehe oben und die vielen Artikel unten) und zweitens sind wir da wieder beim Thema Resignation. Resignation ggü. diesem FC Bayern (seiner Führung!) im Speziellen und dem heutigen Fußball im Allgemeinen. Ferner erhält man auch mit niedrigen Mitgliedsnummern Absagen auf Ticketanfragen. Die „Garantieregionen“ (unter 3.000 oder 1.000) werde ich zu Lebzeiten ohnehin nicht mehr erreichen. Nicht ausgeschlossen ist hingegen eine Rückkehr. Mit einem neuen Vorstand und neuen Ansichten zu, mir wichtigen Themen. Die Hoffnung stirbt zuletzt und bis dahin bin ich halt raus.

Karten bekommen zu können, um mit meinen Jungs zu Bayernspielen zu gehen, war ein weiterer Aspekt, den ich bewertet habe. Sagen wir es so: Sind die Jungs alt genug, können sie selbst eintreten oder ich nutze eine der vielen – legalen – Optionen, an Tickets zu gelangen. All das war aber nicht Grund genug, diesen Schritt nicht zu gehen. Jeder geht anders mit diesen Themen um, für mich ist dies die richtige Konsequenz.

Und jetzt ist es auch mal gut.

Für wen es noch nicht gut ist und wer meine gesammelte Vorgeschichte noch einmal nachlesen will – bitteschön:

20.04.2013 Ach, Uli #1
15.11.2013 Von Wagenburgen, Medien, Tränen, dem Mob. Und Uli.
14.03.2014 Ach, Uli #2 oder Stunde Null
14.06.2014 Ach, Uli #3
07.05.2014 Paule, Uli, Karl, Pep und jede Menge Versammlungen
21.01.2015 Mia san mia oder Practise what you preach
17.01.2015 Fußball ist unpolitisch oder Ein Leben in der Blase
22.02.2015 Next stop: China
22.12.2015 Jedem Abschied wohnt eine gewisse Taktik inne
01.02.2016 Offener Brief an den Vorstand
28.02.2016 Zurück in die Zukunft oder Übervater Uli

Mia san mia oder Practise what you preach

Es geht wild zu dieser Tage. In unserer Blase. Es wird viel diskutiert, argumentiert oder missverstanden.

Unmissverständlich hingegen sind die… Regel, die Vorgaben, die Ausarbeitungen – bekannt unter dem Oberbegriff „Mia san mia“, die der FC Bayern vor einigen Jahren (öffentlich) niederschrieb, in Worte fasste und an der Säbener Straße auf große Leinwände, Bilder drucken ließ.

Dies sollte einmal konkret zusammen fassen, illustrieren, was der zuvor eher vage Begriff tatsächlich bedeutet, quasi das Selbstverständnis des Verein aufzeigen.

Aus Gründen soll dieser Beitrag diese 16 Aussagen auch noch einmal zusammen fassen, da mir während der Recherche wenig bis gar nichts diesbezüglich über den digitalen Weg lief…

1. Mia san ein Verein:
Unsere Herkunft, Entstehung und Geschichte liegt in einer gemeinnützigen Idee eines Vereins, die wir bis heute leben.

2. Mia san Botschafter:
Durch unser Auftreten im In- und Ausland haben wir ein großes Maß an Verantwortung. Jeder Spieler, Trainer, Manager, Betreuer und Angestellte trägt mit seiner Persönlichkeit nicht nur zum Image des FC Bayern, sondern zu einem Bild des Clubs in der Öffentlichkeit bei.

3. Mia san Vorbilder:
Auf und neben dem Platz sind wir Vorbilder für die Jugend. An unseren Werten und wie wir diese leben orientieren sich die Sportler von morgen.

4. Mia san Tradition:
Wir haben eine lange und erfolgreiche Geschichte und die Entwicklung des Fußballs maßgeblich mitgeprägt. Darauf können wir stolz sein.

5. Mia san Innovation:
Die Verbesserung auf allen Ebenen unserer Arbeit ist unser Ansporn. Ob sportlich, administrativ, technologisch oder zwischenmenschlich, lernen wir täglich dazu und wollen Maßstäbe setzen und Vorreiter als einer der Topclubs der Welt sein.

6. Mia san Selbstvertrauen:
Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Neunzig Minuten spielen wir mutig nach vorne und setzen unser Spiel durch. Wir haben stets das Heft in der Hand.

7. Mia san grenzenlos:
Unsere Wurzeln und Werte resultieren aus der Entwicklung unseres Landes. Durch unsere kulturelle Vielfältigkeit und die Erfahrungen, die wir in der täglichen Arbeit mit unseren Spielern machen, verbinden wir unsere Tugenden mit globaler Denkweise und verbessern unser Spiel.

8. Mia san Fußball:
Ob alt oder jung, männlich oder weiblich, schwarz oder weiß, ob Champions League oder Kreisklasse, wir sind Fußball zum Anfassen und Mitspielen. Für uns ist die „schönste Nebensache der Welt“ einfach unsere Berufung.

9. Mia san Respekt:
Ob Spieler, Geschäftsstellenmitarbeiter, Betreuer, Vorstand, Trainer, Aushilfen oder Präsidium – ohne unseren respektvollen Umgang im Team wären wir nicht auf diesem Weltklasseniveau.

10. Mia san Freude:
Wir freuen uns am Spiel, an der Arbeit, am Gewinnen, am Wettbewerb, am Tore schießen, am Zweikampf, an der Gemeinschaft und am Teamgeist. Dies alles treibt uns täglich an. Aber wir akzeptieren auch Niederlagen.

11. Mia san Treue:
Über zwölf Millionen Fans bekennen sich allein in Deutschland zum FC Bayern, zehntausende reisen von weit her zu unseren Spielen an. Alles für 90 Minuten Leidenschaft.

12. Mia san Partner:
Zu unseren Fans, Fanclubs, Mitgliedern und Sponsoren pflegen wir ein partnerschaftliches Verhältnis. Doch wir wollen darüber hinaus zuverlässige, verlässliche Freunde sein. Wir leben und entwickeln den Sport mit all seinen Facetten zusammen weiter.

13. Mia san Heimat:
Der FC Bayern München ist überall auf der Welt zu Hause. Doch wir wissen, wo wir daheim sind.

14. Mia san Motor:
Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, wie viel Energie im FC Bayern steckt. Dies gibt uns allen Selbstvertrauen und ist Motivation für die Zukunft.

15. Mia san Verantwortung:
Unserem gemeinnützigen Auftrag werden wir gerecht durch verantwortungsvolles Handeln. Vorbildlich kümmern wir uns um den Menschen. Toleranz, Hilfsbereitschaft und Fairness sind uns Verpflichtung.

16. Mia san Familie:
Auch nach einer aktiven Karriere ist unsere Tür für alle offen. Wir stehen ein Leben lang zusammen.

Tatsächlich erwäge ich zum ersten Mal schon beim Schreiben eines Beitrags bewusst seine Wiedervorlage. Mindestens zu jedem Sommer- oder Wintertrainingslager meines – immer noch – geliebten FC Bayern.

Paules offener Brief. An alle.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich zum Thema FC Bayern, seinen Fans, den Ultras und diesem Gesamtproblem äußere. Und es wird – mit Sicherheit – auch nicht das letzte Mal sein. Da mache ich mir keine Illusionen.

Wer mir auf Twitter folgt (ich kann Euch damit nur immer wieder nerven, sorry. *g*), hat von diesem Thema schon ein bisschen was mitbekommen. Dieser Beitrag soll seinen Beitrag dazu leisten, etwas ausführlicher als immer nur mit 140 Zeichen meinen Standpunkt zu dokumentieren.

Apropos Dokumentation. Es gibt bestimmt noch Leser, Stammgäste oder Suchmaschinen-Besucher, die nicht im vollen Umfang über das – mal wieder – aktuelle Thema „Südkurven-Protest“ informiert sind. Auch dazu will ich einen Beitrag leisten.

Worum geht es?

Im Allgemeinen geht es um die Probleme zwischen dem FC Bayern und seinen Fans/Ultras. Im Speziellen geht es um eine neue Form der Einlassbeschränkung für die Stehplatzblöcke 112/113 – dem quasi harten Kern der Südkurven-Fans. Für Spiele in der UEFA-Championsleague.

Dieser Streit schwelt schon länger und jetzt machte der FC Bayern vor dem Championsleague-Heimspiel gegen Lille (angekündigt) Ernst.

Der Club Nr.12 schrieb hierzu:

Am Freitag flatterte allen Jahreskartenbesitzern in den Blöcken 112/113 ein Schreiben des FC Bayern ins Haus, in dem über eine Änderung der Einlasskontrollen informiert wurde. Ab sofort muss man bei ChampionsLeague-Spielen nach der Drehkreuzkontrolle am Arenaeingang zu einem speziellen Schalter im Stadion, um sich dort eine Einlasskarte für seinen Block 112 bzw. 113 ausstellen zu lassen. Die eigentliche Eintrittskarte verliert ihre Gültigkeit, der Block kann nur mit der neuen Einlasskarte betreten werden.

In der Vergangenheit gab es mehrmals Versuche von Seiten des Vereins die Problematik der Überfüllung in den Griff zu bekommen, die aktuelle Vorgehensweise erreicht dieses Ziel nun endgültig, Schlupflöcher sind geschlossen.

Im direkten Vorfeld des Spiels gab es sowohl eine Diskussion als auch Abstimmung des Club Nr.12, wie man mit dieser Situation umgehen will.

Auch hierzu äußerte man sich:

Da es den aktiven Fans ohnehin aufgrund der geänderten Einlasskontrollen nicht möglich ist, gemeinsam unser Team anzufeuern, haben sich bei einer Abstimmung am Ende der Veranstaltung die anwesenden Fans einstimmig dafür ausgesprochen, beim heutigen Spiel zu zeigen, wie sich die Zerstörung dieser Strukturen in der Südkurve langfristig auf die Stimmung auswirken würde. Eine große Mehrheit der anwesenden Fans sprach sich deshalb dafür aus, die Südkurve heute nicht zu betreten. Wir hoffen auf das Verständnis aller Fans sowie der Mannschaft.

Das Resultat war die für alle ersichtlich halbleere Südkurve und ein zumeist – über die gesamten Ausmaße – stilles Stadion.

Der Verein äußerte sich wiederum nach dem Spiel:

„Wenn die Uefa gewisse Vorschriften macht, wie viele Leute dort sitzen oder stehen dürfen, dann wird sich der FC Bayern daran halten. Die, die das jetzt anders sehen, werden uns nicht helfen, wenn in unserer Kurve irgendwann mal was passiert und sich herausstellt, dass sich dort viel zu viele Menschen aufgehalten haben und der FC Bayern seiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen ist“, meinte Bayern-Präsident Hoeneß […] „Nachdem immer wieder geschmuggelt, unterlaufen und seitlich übergestiegen wurde, mussten wir handeln“, sagte der zum Jahresende scheidende stellvertretende Vorstandsvorsitzende Hopfner […] „Es ist eine Haftungsfrage. Wenn was passiert, wäre der Aufschrei groß: Wie könnt ihr nur? Ihr wisst doch, dass nur so und so viele Menschen rein dürfen!'“

„Wenn man auf der Landstraße 100 fahren darf, kann man ja auch nicht 130 fahren und dann sagen: ‚Es ging, die Straße war ja frei.‘ Hoeneß: „Wenn dann ein Unfall passiert, ist man dran.“

Hopfner weiter: „Man musste die Kontrollen verschärfen. Verschärfen heißt: Jeder, der eine Karte für diesen Block hat, kommt auch in diesen Block. Aber es kommt niemand mehr zusätzlich rein, wenn die Kapazität ausgereizt ist. Irgendwo drehen wir uns da im Kreisverkehr – Kapazität ist Kapazität und die kann man nicht erweitern.“

In Folge dieser Worte sah sich der Club Nr.12 zu einem offenen Brief an Herrn Hoeneß genötigt. Nach der Publikation dieses offenen Briefes brach am Freitag zeitweise der eigene Server zusammen. Inzwischen kann man aber wieder bedenkenlos darauf verlinken.

Ich zitiere hier nun den offenen Brief in ungekürzter Fassung:

Sehr geehrter Herr Hoeneß,

bei unserem Spiel am vergangenen Mittwoch gegen den OSC Lille haben sich mehrere hundert Fans trotz gültiger Eintrittskarte und entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit dafür entschieden, ihren Platz hinter dem Tor nicht einzunehmen. Sie taten dies aus Solidarität mit einigen hundert, zumeist relativ jungen Fans, die nicht vor diese Entscheidung gestellt wurden, sondern aufgrund der neuen Einlassmodalitäten nun nicht mehr an ihrem Stammplatz unten am Zaun der Südkurve stehen können. Stattdessen begaben sich diese Fans zumeist auf andere freie Plätze in der Arena und freuten sich dort – genauso laut oder ruhig wie die anderen 68000 Bayernfans – über das großartige Spiel unserer Mannschaft.

Aus einer Münchner Boulevardzeitung haben wir verschiedene Aussagen Ihrerseits zu dieser Entscheidung der Fans entnommen, und müssen zu dem Schluss kommen, dass die Informationsweitergabe innerhalb des FC Bayern leider nicht ausreichend funktioniert hat, um Sie umfassend über die Hintergründe zu informieren.

Zunächst ist es uns jedoch wichtig zu betonen, dass Sie, Herr Hoeneß, aus unserer Sicht exakt die gleichen Ziele wie diese Fans – und auch der Club Nr. 12 – verfolgen: Wir alle wollen ein möglichst volles Stadion, mit einer großartigen und lautstarken Unterstützung unserer Elf und dabei aber auch die Sicherheit für alle Stadionbesucher gewährleistet sehen. Letzteres kann auch nach unserer Ansicht nicht gegen die anderen Punkte aufgewogen werden.

Es ist ein Luxusproblem des FC Bayern, dass wir seit vielen Jahren damit zu kämpfen haben, all denjenigen Tickets bereitzustellen, die unser Team live im Stadion erleben wollen. Bedauerlicherweise gibt es unter den Stadionbesuchern jedoch nur einen kleinen Prozentsatz an Fans, der bereit ist, unsere Mannschaft 90 Minuten lang akustisch zu unterstützen, insbesondere auch dann, wenn ein Spiel einmal nicht 6:1 gewonnen wird. Diese Fans stehen beim Anfeuern gerne zusammen. Das ist nicht nur beim FC Bayern München so.

Die – durchaus verständliche – mangelnde Bereitschaft älterer Fans und Fanclubs, Jahreskartenplätze in der Südkurve frei zu geben, führt leider zu der Situation, dass die verhältnismäßig kleine Gruppe von jungen Fans, die in den letzten Jahren zunehmend für das Ankurbeln der Stimmung in der Arena verantwortlich war, bei Spielen der Champions League keine Möglichkeit hat, für ihren Stammplatz Tickets zu erwerben. Sie sind vielmehr gezwungen, auf zumeist teurere und kreuz und quer über das gesamte Stadion verstreute Plätze zurückzugreifen. Diese Situation ist nicht neu, sondern seit Jahren bekannt und das Problem hat sich seit der Eröffnung der Arena kontinuierlich verstärkt. Von Seiten der Fans wurden in den vergangen Jahren zahlreiche Vorschläge eingebracht, um dieses Problem kurzfristig zu mindern, oder langfristig zu lösen. Eine Auflistung all dieser Vorschläge würde den Rahmen dieses Briefes deutlich sprengen.

Wir alle – das Team auf dem Platz und die restlichen Stadionbesucher – haben in den letzten Jahren davon profitiert, dass diese Fans ihre teuer gekauften Plätze in anderen Stadionbereichen leer gelassen haben und sich bei jedem Heimspiel der Champions League auch ohne Ticket an ihrem gewohnten Platz eingefunden haben, um dort auch akustisch hinter der Mannschaft zu stehen. Die regelmäßige Alternative wäre eine Stimmung gewesen, wie wir sie streckenweise beim Spiel gegen Lille erfahren haben.

Die Vereinsführung wäre jahrelang in der Lage gewesen, diese Situation zu entspannen und dabei auf die Erhöhung der Zäune oder das Verschärfen der Eingangskontrollen zu verzichten. Der einzige für die Vereinsführung denkbare Lösungsansatz bestand jedoch darin, dass diese jungen Fans bei Spielen der Champions League nicht mehr in die Kurve gehen. Genau dies wurde nun beim Spiel gegen Lille erzwungen, mit dem Zusatz, dass sich nach unseren Schätzungen eine – im Vergleich zur Stadiongröße – verschwindend kleine Anzahl von ca. 300 Fans mit den Betroffenen solidarisiert und ebenfalls die Blöcke 112 und 113 nicht betreten hat. Insofern haben wir beim Spiel gegen Lille nichts anderes erlebt, als eine Situation, die seit Jahren von der Vereinsführung als gewünschtes Ziel gegenüber den Fanvertretern kommuniziert wurde.

Zu den von Ihnen laut Presse getroffenen Aussagen möchten wir folgendes anmerken: Der Club Nr.12 hat die Erhöhung der Gesamtstadionkapazität in der Sommerpause ausdrücklich begrüßt. Um ein besseres Verständnis für die schwierigen Zusammenhänge der Fluchtwegeproblematik zu erhalten, haben die Fanvertreter im Arbeitskreis Fandialog darum gebeten, das überarbeitete Fluchtwegekonzept einsehen zu dürfen. Seit über zwei Monaten warten die Fanvertreter auf eine Antwort, ob dies möglich ist.

Der Club Nr.12 hat zu keinem Zeitpunkt gefordert, bei Champions League-Spielen mehr Zuschauer ins Stadion zu lassen, als dies die UEFA mit ihrer AllSeater-Politik erlaubt.

Der von Karl Hopfner angeführte Vergleich, wir würden 130 km/h fahren wollen, wo 100 km/h erlaubt ist, trifft die Sache nicht. Treffender wäre: Wir können nicht verstehen, dass es auf einem Straßenabschnitt mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h nur deshalb ein Sicherheitsrisiko darstellen soll, mit 130 km/h zu fahren, weil im Autoradio gerade ein internationales Lied gespielt wird.

Niemand verlangt, dass die Vereinsführung mehr Zuschauer in den Block lässt, als es die Gesetze oder die zuständigen Sicherheitsbehörden genehmigen. Es ist richtig, dass sich die UEFA ein sitzendes Publikum wünscht und in ihren Statuten Sitzplätze (mit mindestens 30 cm hoher Rückenlehne) vorschreibt. Trotzdem ist es seit Jahren in fast allen Stadien Europas gängige Praxis und nach unserer Einschätzung auch kein Verstoß gegen die UEFA-Richtlinien, wenn die Fans in den Fankurven – trotz der von der UEFA erzwungenen Sitzplätze – das Spiel stehend verfolgen. Deshalb erscheint es uns genauso wenig ein Verstoß gegen UEFA-Richtlinien, wenn sich diese Fans freiwillig entscheiden, enger zusammenzustehen, als es das Raster der nicht benötigten Sitzplätze vorgibt, solange es im Stadion für jeden Fan einen Sitzplatz gibt und die von den deutschen Behörden und Verordnungen vorgegebene Höchstgrenzen der Blockbefüllung nicht überschritten werden.

In der Bundesliga ist es seit Jahren gängige Praxis, dass der FC Bayern München für die bestuhlten und identisch großen Nachbarblöcke neben Block 112 und 113 pro Sitzplatz 1,3 Stehplatzkarten verkauft. Da hierfür offensichtlich eine Genehmigung der zuständigen Behörden vorliegt, kann man davon ausgehen, dass ein Befüllungsgrad von 1,3 Personen pro Sitzplatz als sicherheitstechnisch unbedenklich angesehen werden kann. Da auch nach unserem Vorschlag dieser Befüllungsgrad nicht überschritten worden wäre, erscheinen die geäußerten Sicherheitsbedenken unbegründet zu sein.

Somit bleibt als einziger denkbarer Hindernisgrund ein aus den UEFA-Statuten abzuleitendes Verbot. Dies können wir jedoch nicht erkennen. Einen vorauseilenden Gehorsam, der lediglich auf dem aus den Statuten herauszulesenden Wunsch der UEFA nach sitzendem Publikum herrührt, halten wir für nicht angebracht.

Unabhängig davon gäbe es weitere kurzfristig umsetzbare Maßnahmen, die aus unserer Sicht geeignet wären, das bestehende Problem zumindest zu lindern: So findet sich weder in den Vorgaben der UEFA noch in den deutschen Vorschriften eine Notwendigkeit für die Trennzäune zu den Nachbarblöcken der Südkurve in der Champions League. Bestes Beispiel hierfür ist das Champions League-Finale im letzten Mai, bei dem es keinerlei Trennzäune zwischen den Blöcken innerhalb der Südkurve gab. Durch den Abbau der Zäune könnten viele Fans mit Karten in der Mitte der Kurve, die „nur“ in Ruhe Fußball schauen wollen auf die Nachbarblöcke ausweichen, und so in der Mitte Platz für die stimmungswilligen Fans machen.

Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich für die günstigsten Stehplatzjahreskarten der Bundesliga bedanken. Leider ist jedoch zu befürchten, dass wir bald auch in einer anderen Stehplatzstatistik auf dem letzten Platz stehen werden: Sollte eine in Leverkusen diskutierte Erweiterung des Heim-Stehplatzblocks umgesetzt werden, wird der FC Bayern München der Bundesligaverein mit dem kleinsten Kontingent an echten Stehplätzen sein. Da auch dies einer der Gründe für die starke und nicht vorteilhafte Fokussierung der Fans auf die Blöcke 112/113 ist, bitten wir Sie, noch einmal zu überdenken, inwieweit es hier Spielraum gibt, zumindest die Abstiegszone dieser Tabelle zu verlassen.

Wir wissen nicht, inwieweit Ihre Aufforderung „Vielleicht kann sich der Club Nr. 12 ja mit einschalten, damit wir mehr [Zuschauer] genehmigt kriegen.“ ernst gemeint war. Unsere Erfahrung ist, dass das zuständige Kreisverwaltungsreferat als Ansprechpartner in dieser Angelegenheit sicher nur den FC Bayern als Stadionbetreiber akzeptieren wird. Unsere Erfahrungen basieren dabei u.a. auf einem geplanten Gespräch mit der Brandschutzabteilung im KVR: Seit der Sommerpause wünschen wir uns, ein von der Brandschutzdirektion in Aussicht gestelltes Gespräch wahrnehmen zu können, um dort offene Fragen bzgl. der brandschutztechnischen Genehmigungsfähigkeit von Choreografien klären zu können. Das Zustandekommen scheitert jedoch nicht an uns oder dem KVR, sondern an der mangelnden Bereitschaft des FC Bayern, diesem Treffen mit einem Vertreter beizuwohnen, wie es vom KVR gewünscht wird. Vielleicht können Sie einen Mitarbeiter des FC Bayern motivieren, ein solches Gespräch durch seine Teilnahme zu ermöglichen, damit wir endlich unsere offenen Fragen bzgl. des Brandschutzes bei Choreografien klären können?

Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass die Tatsache, dass die Treffen des Arbeitskreises Fandialog seit der Sommerpause von unserem 2. Vorsitzenden statt unserem 1. Vorsitzenden besucht werden, in keiner Weise den Vorwurf einer mangelnden Dialogbereitschaft rechtfertigt.

Wir wünschen Ihnen und uns drei Punkte beim Spiel gegen Frankfurt, eine harmonische Jahreshauptversammlung und würden uns selbstverständlich jederzeit über eine Einladung zu einem persönlichen und konstruktiven Gespräch freuen.

Mit rot-weißen Grüßen

Club Nr.12
Vorstand

So viel zum Thema offizielle Dokumentation. Da ich ein Ticket für das Spiel gegen Lille hatte, bin ich aber selbst auch Teil einer Dokumentation. Weil ich den Checkin-Schalter und die halbleere Südkurve gesehen und die allgemeine Stimmung im Stadion und die Anfeuerungsversuche der Fans live verfolgen konnte. Und weil ich vor dem Spiel mit zwei Club Nr.12-Mitgliedern persönlich sprach.

Aus diesem Gespräch werde ich – aus diversen Gründe – nicht 1:1 zitieren, aber Inhalte des Gesprächs sind in meine Meinungsbildung eingeflossen.

Womit wir beim entscheidenden Punkt angekommen wären: Meiner Meinung.

Ich bin Fan des FC Bayern seit Ende der 70er-Jahre, Mitglied seit über 20 Jahren und über 10 Jahre fast ein „Allesfahrer“ gewesen. Also zumindest in der Region, die für mich, in Bezug auf meinen damaligen Lebensentwurf (Azubi, Zivi, Schüler, Student) möglich war. Trotz über 600 Km Entfernung hatte ich phasenweise eine Dauerkarte in München. Einige meiner treuen Leser werden diese historischen Daten kennen.

Worauf ich hinaus will: ich kenne das Olympiastadion. Und die alte Südkurve. In guten wie in schlechten Zeiten, im Sommer wie im Winter. Da war wirklich nicht alles Gold was jetzt in der Erinnerung glänzt. Aber es gab natürlich diese Freiheiten, von denen viele heutige Südkurven-Fans und Ultras schwärmen: „Freie“ Stehplatzwahl in der Südkurve, auch über mehrere Blöcke. Aber es gab ja schließlich auch noch so etwas wie „Karten an der Tageskasse“. Fast immer. Wir sind teilweise diese 600 Km ohne Karte nach München gereist. Einfach so. Weil wir wussten, dass wir auf jeden Fall eine Karte an der Tageskasse bekommen würden. Aus heutiger Sicht unvorstellbar.

Derlei ist inzwischen anders. Unmerklich. Wer drin ist, bleibt drin. Und dies gilt nicht nur für Fans, die für die Südkurve eine Dauerkarte haben, nein, dies gilt wohl für das gesamte Stadion. Ich habe schon von vielen Bayern-Fans gehört, dass sie die Dauerkarte eher ihren Kindern „vererben“ würden, als sie dem Verein für nachrückende – jüngere – Fans zur Verfügung zu stellen. Kann man gut oder schlecht finden, ist aber deren gutes Recht. Und kann man auch nicht dem FC Bayern vorwerfen!

Dies ist ein Problem bei uns.

Ein anderes – nicht nur einmal erwähntes Problem – ist die Aufteilung der alten Südkurve auf die gesamte Allianz-Arena. Unsere Führung hatte hier wohl südamerikanische Stadien im Hinterkopf, die „überall-Stimmung“-Stadien.

Damals haben wir über diesen Ansatz zumindest geschmunzelt, heute ballen wir die Faust in der Tasche ob dieser Entscheidung.

Wir reden hier von Fans des FC Bayern, einem Verein, dem seit Jahrzehnten der Erfolg – dank harter Arbeit! – hinterher läuft. Da ist zumeist keine Ekstase wie in Düsseldorf, wo nach einem Bundesliga-Aufstieg Fans ausflippen (positiv), weil sie darauf 15 Jahre warten mussten. Wie auch? Es sind ja noch nicht einmal mehr die Fans aus dem Olympiastadion in der Mehrheit, die damals bei 0 Grad und Schneefall auf der Gegentribüne saßen.

Ich will hiermit weder die Logenpolitik noch die allgemeine Kartenverteilungspolitik des FC Bayern kritisieren, denn irgendwo her müssen ja diese Umsatzrekordzahlen kommen, nein, aber eine Stimmung, wie auch ich sie so zuvor noch nie erlebt habe (und wie sie meinem Idealbild einer Südkurve entspricht) im „FinaleDahoam“ können wir (Fans, Vorstand, Medien) offenbar nicht in jedem Spiel in unserer Arena erwarten. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Dies muss aber nicht heißen, dass wir nicht alle(!) an diesem Ziel arbeiten können. Zu den einzelnen Maßnahmen komme ich später.

Wo war ich?

Achja, bei der Vorstandsentscheidung.

Es gibt zwei Möglichkeiten:

1. „Der Verein“, also die Entscheidungsträger, sehen dieses Problem gar nicht. Weil sie vielleicht mit der aktuellen Stimmung in unserem Stadion (wenn nicht gerade wieder ein Südkurven-Protest stattfindet) total zufrieden sind, das Stimmungsproblem von ihrer Haupttribünen-Position gar nicht wahrnehmen.

ODER

2. „Der Verein“, also die Entscheidungsträger, wollen das Problem nicht sehen. Weil sie zur öffentlichen Selbstreflektion nicht fähig sind, oder glauben, nicht fähig sein zu können.

Beides halte ich zwar menschlich für durchaus verständlich, aber keine zielführende Lösung, geschweige denn Gesprächsgrundlage.

Denken wir diesen Aspekt einmal weiter, kann ich mir hingegen auch ansatzweise vorstellen, welches Problem hier auf den Verein – vor allem auf das Ticketing – zukommen würde, wäre man bereit diese Entscheidung rückgängig zu machen.

Vielleicht wollen ja einige Nordkurven-Fans inzwischen gar nicht mehr „in den Süden“? Die „Neuer“-Geschichte könnte diese Befürchtung befeuern.

Ich bin nicht Mitglied des Club Nr.12, ich nehme auch nicht öffentlichen oder internen – geheimen – Sitzungen und Veranstaltungen Teil, auf denen unsere „Stimmungsprobleme“ diskutiert werden. Folglich haben ich keinen ehrlichen Einblick in den Status quo und kann die handelnden Personen in keinster Weise bewerten.

Offenbar gibt es hier aber grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten, die die Beteiligten allein nicht zu lösen vermögen.

Weil die Fans ihre „Macht“ gegenüber dem Verein überschätzen oder der Verein seine „Abhängigkeit“ gegenüber seinen Fans unterschätzt?

Ich will hier jetzt einmal grundsätzlich etwas klarstellen bzgl. meiner Position:

Ohne Fans, die alles für den Verein geben, ihn bedingungslos und lautstark unterstützen, geht es nicht!

Meine Wenigkeit ist mittlerweile #40something, will sagen, ich habe keinen Bock mehr darauf, in dieser wogenden Masse eines Stehplatzes mir über 90 oder mehr Minuten die Seele aus dem Leib zu schreien. Das liegt hinter mir. Und wie ich beim Championsleague-Finale im Mai in München erleben durfte, bin ich dazu auch körperlich gar nicht mehr in der Lage (ok, Sondersituation von der Anspannung, aber ihr wisst, was gemeint ist)!

Ergo bin ich total davon überzeugt, dass es unsere Hardcore-Fans braucht – wer macht es denn sonst?

Natürlich bin ich – genauso wie viele andere „Sitzer“ – vom Dauersingsang „der Ultras“ oftmals genervt. Vor allem weil er vielfach mit dem Spiel und seinem aktuellen Verlauf nichts zu tun hat. Ich bin da einfach eine andere Fan-Generation, sorry. Wir haben damals angefeuert, wenn angefeuert werden musste und wir haben geschwiegen, wenn die Anspanung aus all unseren Poren kroch. Bis wir dann förmlich explodiert sind, als Roland Wohlfahrt das entscheidende Tor in Bochum oder sonstwo erzielte. So, bin ich als Fan groß geworden!

Es soll aber hier keine Wertung zwischen gut oder schlecht, heute oder gestern vorgenommen werden. Das gemeinsame Ziel eines jeden Teils der Familie des großen FC Bayern ist nicht (nur) der Erfolg, nein, es ist auch die Unterstützung, die Anfeuerung der Mannschaft. Jeder Teil auf seine Weise. Und alle Beteiligten sollten ihren Beitrag dazu leisten.

Tun dies die aktuellen Fans, die Ultras und unser Verein in ihrer früheren und aktuellen Kommunikation und Zusammenarbeit?

Ich bezweifle dies.

Um auf die aktuelle Problematik zurück zu kommen.

Ich unterstelle dem FC Bayern einfach mal keine Absicht. In seinem Handeln. Einem Handeln, dass von vielen Südkurven-Fans, Ultras und Unterstützern als Schikane empfunden wird. So mein Eindruck durch meine multiplen Kanäle.

Ich will mir das gar nicht erst vorstellen. Nicht, dass ich von unserem Vorstand und dem Präsidium erwarte, dass sie selbst gefälligst in einer Bayern-Kurve gestanden haben sollten, um die Sorgen und Nöte der Fans besser verstehen zu können, nein, aber es sollte den Verantwortlichen zumindest klar sein – bei aller Antipathie die man durchaus aufgrund einiger Ereignisse der letzten Jahre über „die Ultras“ haben könnte (Stichwort Gewalt) – dass auch der FC Bayern Fans braucht, die den Verein ein wenig unterstützen, als die Fans mit den 50> Euro tun (wollen/können).

„Klatschpappen kann man kaufen, Stimmung nicht“

Mit dieser Einschätzung meine ich gar nicht im Speziellen, dass der FC Bayern auf die aktuellen Ultras angewiesen ist und diese sich dadurch in einer machtvollen Position befinden, nein, damit will ich zum Ausdruck bringen, dass wir alle ganz allgemein Fans brauchen. Stimmung kann man sich tatsächlich nicht kaufen. Und wenn irgendwann überhaupt keine (echte) Stimmung mehr im Stadion existiert, lässt sich das „Produkt FC Bayern“ auch nicht mehr vermarkten. Punkt.

Aus meinen Gesprächen mit betroffenen Fans habe ich mitgenommen, dass vielleicht nicht bei allen Ansprechpartnern beim FC Bayern diese Denkweise vorhanden ist.

Oder ist es vielleicht doch so – wie es einige, gemäßigte Fans schon länger behaupten – dass durch die „Vertreibung“ der jetzigen Ultras oder Stimmungsmacher, die Stimmungslose Zeit nur vorrübergehend zu beklagen wäre?

Ist dies erstens eine Option für uns und kann dies zweitens tatsächlich funktionieren? Wären wir – analog zu Meisterschaften – überhaupt zu diesem Verzicht bereit?

Wir haben hier ein Thema, dass mich brennend interessiert. In einem der letzten Sport-Inside-Sendungen (sehr gutes Format) ging es um das Thema DFL-Sicherheitskonzept (eigenes Thema) und in diesem Bericht erfuhr ich, dass es z.B. in Düsseldorf eine sog. „selbst verwaltete Kurve“ gibt. Die Fankurve verwaltet sich dort also selbst (wie ist das genau zu verstehen (Karten und was sonst noch?) und ist das beim FC Bayern nicht auch schon so (Choreo, etc.)?) und der Fortuna-Fan-Beauftragte sprach davon (wohl mit den Ereignissen der letzten Monate im Hinterkopf), dass man damit recht gute Erfahrung gemacht hat und man Probleme durchaus auch mal aushalten können müsste.

Utopia. Für bayerische Verhältnisse, oder? Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob unsere aktuelle Führung nicht schon allein bei dem Gedanken daran Albträume bekommt. Man beschwört da gerne mal das Negativ-Beispiel Italien herauf.

Ob man das befürchten muss, vermag ich nicht zu beurteilen, aber ich bin da durchaus der Meinung, dass ich ital. Verhältnisse in unserer Kurve ablehnen würde. Mir würde es davor grauen, wenn unsere Ultras/Fans es schaffen würden, dass z.B. der Verein Spieler xyz nicht verpflichtet oder abgibt, allein weil ihn diese Gruppierungen ablehnen. Übel.

Zu weit hergeholt? Dies mag sein, aber vielleicht schwebt diese Angst bei unserer Führung immer im Hinterkopf und wir kommen deshalb auf keinen grünen Zweig?

Wie aber können wir den gordischen Knoten zerschlagen?

Indem man miteinander (offen) redet! Wie sonst?

Es ist ja völlig unstrittig – und das sehen auch unsere Ultras/Fans so – dass der Verein nicht gegen Gesetze verstoßen kann. Wenn die UEFA ein Stehplatzverbot bei ihren Spielen eingeführt hat, kann der FC Bayern – insofern er an UEFA-Spielen teilnehmen will – keine Stehplätze anbieten. Punkt.

Wäre andererseits ein Vorgehen möglich, wie es der Club Nr.12 anregt, dass wir die Blockgrenzen in den relevanten Bereichen aufheben und somit die – gewünschte und historisch (subjektiv) belegte – „gesunde“ Zirkulation zwischen alten und jungen Fans ermöglichen?

Aus meiner – subjektiven – Sicht schon. Aber besteht hier die Bereitschaft a) des Vereins und b) der möglichweise umzuziehenden Fans, am Status quo etwas zu ändern?

Ich befürchte, dass allein schon diese Gedankenspiele vom Verein als „Erpressung“ gewertet werden.

Irgendetwas muss allerdings passieren, denn ansonsten unterhalten wir uns in Zukunft wohl häufiger nach dem Spiel, wie ich mich mit diversen Freunden im Nordkurven-Treff: „Mensch toll, ich konnte sogar im Mittelrang die Diskussionen zwischen den Spielern verstehen“.

Fassen wir es also zusammen:

Möglichkeit A: Wir machen gar nix und lassen alles laufen.

Resultat: Wir erleben in Zukunft eine Stimmung im Stadion wie gegen Lille.

Möglichkeit B: Wir machen gar nix und hoffen darauf, dass die jetzigen Ultras schon durch andere – stimm(ungs)gewaltige – Fans ersetzt werden. Organisch.

Resultat: Offen.

Möglichkeit C: Alle Beteiligten springen über ihren Schatten und ermöglichen den Fans ihre – historisch „erwiesene“ – Zirkulation ihrer Strukturen.

Resultat: Eine Chance auf Frieden.

Jetzt müssen wir uns nur noch entscheiden!

Weiterführende Links (für ein größeres Bild meiner Ultra-organischen Meinungsbildung):

DerManu, die Ultras, ein Plakat und jede Menge Sommerloch

Fans des gleichen Vereins – auf unterschiedlichen Planeten

Ultra egozentrischer Schwachsinn und Untergang in Würde

Fans, Ultras und der ganze Rest

Der FC Bayern, seine Fans und die Gewalt

It’s Sammer time. Die grauen Wolken verschwinden.

Eigentlich ist es wie immer. Für mich wohnt jedem Anfang einer neuen Saison ein gewisser Zauber inne.

An der Säbener Straße kommen Fans, Journalisten, Spieler, Trainer und sonstnochwer zusammen und begrüßen allerhand neue Gesichter. Manchmal mehr, manchmal weniger. Heuer etwas mehr. Was irgendwie mit der letzten Saison zu tun hat.

Seit gestern ist aber alles anders.

Wohl kaum in der Geschichte des FC Bayern – allenfalls vergleichbar mit dem Hype um die Verpflichtung von Ribéry und Luca Toni – brachte mich ein Trainingsaufakt meines Vereins derart in Wallung.

Sammer ist da. Unser Messias. Glaubt man den Berichten der letzten Stunden.

Ob er derlei – auch und gerade in München – werden kann, müssen wir abwarten. Er hat – und da beißt die Maus keinen Faden ab – in seinen bisherigen Funktionen auf und außerhalb des Platzes, schon den einen oder anderen Lorbeer geerntet.

Das ist gut und zeigt, dass man beim FC Bayern vielleicht tatsächlich eingesehen hat – zweijährige Durststrecke sei Dank – das sich etwas Grundsätzliches ändern muss.

Ich will hier nicht übertreiben – aber wenn dies tatsächlich der Fall ist – dann ist dies dermaßen epochal, wie es die Hoeneß-Inthronisierung 1979 war.

Wir werden sehen. Und auch ein Matthias Sammer muss sich am Erfolg und vor allem seinen heutigen Worten messen lassen.

Andererseits: Was Sammer heute sagte und über die multiplen Kanäle an mich heran getragen wurde (ich konnte die PK nicht live verfolgen), machte Eindruck auf mich. Das ging sogar über das übliche Blabla hinaus, dass Neuzugänge beim ersten Auftritt für ihren Verein zu sagen pflegen (und übrigens von Spieler zu Spieler und Verein zu Verein beliebig austauschbar ist).

Da darf man gespannt sein. Und das bin ich seit heute. Wie ein Blitz schlugen die letzten beiden Tage in meine fußballerische Lethargie seit dem 19.05. ein, die auch die EM nur marginal verändern konnte (oft ohnehin nur ins negative, Stichwort Eventsfans, etc.).

Die Schatten der letzten Saison sind wie weggeblasen.

Erst recht, seit ich mitbekam, wie sehr einige BVB-Fans diese Verpflichtung bedauern, weil sie Sammer für einen Schlüssel zu neuem bayerischen Erfolg, ihn gar „für zu gut für uns“ halten. Nicht unerwähnt sollte ferner die inzwischen offensichtliche Tatsache bleiben, dass es wohl tatsächlich ein Anruf Hoeneß‘ gewesen sein muss, der verhinderte, dass Sammer zum HSV ging. Wie sehr mag dies die üblichen Verdächtigen unter den Rauten-Fans treffen? Nicht, dass ich derlei übertrieben auskosten will, aber wie wäre es wohl im Umkehrschluss gewesen?

Lassen wir das.

Ich will hingegen gerne einräumen, dass es sicherlich nicht nur meiner bayerischen Seele einen gewissen Luftsprung versetzte, als Sammer zum Besten gab, dass er eine Ausstiegsklausel beim DFB hatte, die nur bzgl. des FC Bayern wirksam war (wenn auch nur mit Niersbach abgestimmt). Der FC Bayern scheint immer noch jemand zu sein.

Rundherum also ein gelungener Tag für uns alle.

Samma, hamma ’n Sammer Hamma?

Unglaublich.

Gestern noch mein Abschluss-Beitrag zu dieser EM mit der Freude auf die neue Saison und dann heute diese Meldung.

Matthias Sammer wird Teil der FC Bayern-Familie. Oder zumindest Teil des FC Bayern, denn ob es den Begriff „Familie“ in diesem Zusammenhang in Zukunft noch geben wird, weiß aktuell keiner so genau.

Was die Personalie Sammer für den FC Bayern bedeuten wird, erfahren wir ebenfalls erst später.

Nicht alles war schlecht, was man so über Christian Nerlinger sagen kann. Und ob jetzt alles gut wird, bleibt noch verborgen.

Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich heute – mit dieser Entscheidung – etwas Entscheidendes beim FC Bayern getan hat. Wollen wir es hoffen, wir werden es erleben.

Herzlich willkommen in München, Matthias und Danke für alles, Christian!

Der ultra-bayerisch-runde Tisch

Ich bin ja mal gespannt. Wie das hier ausgeht.

„Wir planen einen Runden Tisch mit unseren Fans, da werden auch die Ultras dabei sein, mit Klubvertretern und dem einen oder anderen Spieler. In der Runde soll der ganze Verein repräsentiert sein. Am Ende sollten alle an diesem Tisch Rechte und Pflichten eingehen. Wir wollen das unaufgeregt diskutieren. Ich bin überzeugt, dass man eine Lösung finden kann. Und eines sollte im Sinne aller sein – wir wollen keine Eskalation wie in Frankfurt erleben. Sowas darf es bei Bayern nie geben, dass die Emotionen in Gewalt umschlagen. Wir wollen ein harmonischer und erfolgreicher Klub sein. Daran müssen alle interessiert sein.“

Ob Uli Hoeneß da auch dabei sein wird und das die „echten“ Ultras sein werden und was dann danach kommt und ob sich alle wieder lieb haben?

Persönlich finde ich es zumindest schon einmal gut, dass man überhaupt wieder miteinander redet und keine Pro- oder Contra-Aktionen im Stadion nach aussen trägt. Punkt.

Update: Es gibt Gerüchte, dass zu diesem runden Tisch „niemand der Kritiker aus Club 12/Schickeria eingeladen werden und wenn doch, dann handverlesen mit vorher von Aumann redigierten Fragen“. Man möge bitte Quellenangaben zu diesen Gerüchten nachliefern, dann wird dieser Beitrag auch kritischer werden.

Einmal Ulianer, vanGaalist, FCBler und zurück

Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich schreiben soll.

Aber man wartet ja darauf. Was ich zum heutigen Tag zu sagen habe. Zur Entlassung unseres Trainers.

Dann mal los.

Ich hatte damit gerechnet. Und es ließ mich sogar überraschend kalt. Zu sehr war ich gefrustet und hatte sich meine Resignation Bahn gebrochen. Nach dem Remis beim Club.

Die Umstände der heutigen, bzw. gestrigen Trennung ließen mich dann aber doch ein wenig verwirrt zurück. Und die Dokumentation auf Twitter erst…

Richtig übel, wie schlecht Hoeneß dabei wegkam.

Nun. Ich habe keine Bilder von der PK gesehen. Nur Mitschriften gelesen (was den Eindruck verfälschen kann).

Und natürlich habe ich zu all dem eine Meinung.

1. Ich fühle mich bestätigt. Entlassungen von Trainern funktionieren nur, wenn man es sofort macht. Und nicht zum Saisonende. Oder noch später. Thema „Hitzfeld 2004“.

Fehler: Vorstand.

2. Die Schärfe, mit der hier Hoeneß agierte muss mit Gründen zu tun haben, die zu lange, zu tief im Uli arbeiteten. Und die Explosion, von der er heute in Bezug auf die Mannschaft sprach, gab es zunächst einmal nur bei ihm. Und der Vorstand (also der echte, denn er ist ja nur Aufsichtsrat-Chef) knickte ein. Oder wie soll ich das sonst deuten, wenn UH gerüchteweise LvG schon nach dem Hannover-Spiel entlassen wollte und vom Vorstand überstimmt wurde?

Fehler: Vorstand.

3. Der heutige Tag symbolisiert den Schlusspunkt einer Entwicklung. Die – öffentlich – mit dem Hoeneß-Auftritt bei Sky90 begann. Man kann darüber denken, was man will, wer diesbzgl. Insider ist, darf sich gerne hier melden. Aber seit diesem Zeitpunkt war van Gaal – von dem man ansonsten halten kann, was man mag – zum Abschuss freigegeben.

Fehler Vorstand.

4. Schon bevor man van Gaal zum FC Bayern holte, wusste man doch eigentlich, was man da für einen Trainer holte, oder? Ich will es hoffen. Offenbar dachte man aber wohl, man könne ihn FCB-like anpassen. Konnte man nicht.

Fehler: Vorstand.

5. Der Trainer und Mensch van Gaal ist wie er ist. Er selbst bezeichnete sich beim Dienstantritt wie der berühmte Deckel zum Topf. Oder so. Er selbst stellte sich als jemand dar, der perfekt zum FC Bayern passt. Siehe Punkt 4.

Fehler: van Gaal.

6. Thomas Müller und Holger Badstuber wären ohne van Gaal so wohl nicht möglich gewesen. Sagt man. Er glaubte offenbar, dass derlei beliebig reproduzierbar sei. In Contento, Alaba und Co. verzockte er sich.

Fehler: van Gaal.

7. Weil van Gaal von Punkt 6 so überzeugt war, wollte er seinen Kopf durchsetzen und verzichtete darauf, die Doppelstrategie des FC Bayern – Talente und Stars – fortzuführen. Keine Neuverpflichtungen nach der Fast-Triple-Saison. Ergebnis bekannt.

Fehler: van Gaal.

8. In einem höchst aufgeladenen Spannungsfeld der Torhüterfrage beim FC Bayern bezog er klar Stellung. Gegen die Führung und mit gewissen Strömungen im Verein, den Fans: Er machte Ersatztorhüter Kraft zur Nummer 1. Einfach so. Ohne die Berechtigung wie im Fall Rensing. Ich bin hier nicht unbedingt bei Hoeneß, dass dies die Wurzel allen Übels war, aber Unruhe brachte es durchaus. Unnötig. Und Zweifel äußerte er ja selbst dann auch. Nach dem Nürnberg-Spiel. Welche Konsequenzen wären da bald gezogen worden?

Fehler: van Gaal.

9. Ebenfalls augenscheinlich war die fehlende Konstanz in der Aufstellung. Es geht hier nicht darum, dass ich mich an der Aufzählung der unterschiedlichen IV-Paare beteilige, dass kann das Boulevard machen. Oft war van Gaal auch dazu gezwungen. Durch Sperren, Verletzungen oder Formschwäche. Die fehlenden Alternativen im Kader (siehe 6. + 7.) setzten ihn aber hier zusätzlich unter Druck. Und flexible Spieler sind ja ganz schön, aber wenn damit einhergeht, dass die halbe Mannschaft auf den „falschen“ Zweitpositionen spielt, dann läuft doch was falsch, oder?

Fehler: van Gaal.

10. Hier ist Platz für Eure Ergänzungen…

In der Summe sieht das nicht gut aus für van Gaal. Abgesehen davon halte ich unseren Ex-Trainer aber tatsächlich – wie viele andere Fans auch – für einen der besten Trainer, die der FC Bayern je hatte. Die letzte Zaubersaison hat uns beinah zum Triple geführt, derlei vergisst man gerne und schnell. Aus dem Frust des Moments heraus.

Andererseits halte ich Gerüchte, die davon sprechen, dass van Gaal seit Hoeneß‘ Sky90-Auftritt eine – von mir aus latente – egozentrische Geisterfahrerstrategie fuhr, für nicht weniger realistisch, als die Fan-Theorien der letzten Woche(n), dass der FC Bayern kurz vorm Untergang steht und der Vorstand sich auf Kosten des Vereins gegenseitig bekämpft, etc.

Es ist schwierig.

Ich hätte mir gewünscht, dass ein FC Bayern einen Trainer van Gaal aushalten kann. Das wir es aushalten, mit der van-Gaalschen-Strategie auch einmal auf Titel zu verzichten, um unseren europäischen Club-Vorbildern langsam, ganz langsam näher zu kommen.

Diese Geduld und diese Flexibilität brachte weder der FC Bayern noch van Gaal auf.

Man verfiel in alte Muster. Der Trainer (ging es denn nicht bei allen großen Vereinen so mit ihm zu Ende?) genauso wie der Verein (alles über Bord schmeißen, zurück auf Null).

Das ist bedauerlich.

Und dabei gibt es so viele offene Fragen.

Erstens: Wieso kommt man darauf, dass ausgerechnet jetzt der van-Gaal-Co-Trainer der richtige Mann zur richtigen Zeit ist, diesen verdammten dritten Platz zu sichern?

Zweitens: Wieso wurden neben van Gaal viele seiner Cos und aber nicht alle entlassen? Gab es persönliche Gespräche mit Abfrage der Nibelungen- van-Gaal-Treue?

Drittens: Hat man sich – neben den geplanten Transfers – (nun) vollends von der – auch schon vor van Gaal erfolgreichen – Doppelstrategie („Talente & Stars“) verabschiedet und deshalb bewusst den Absturz der Ausbildungsfiliale FCB II in Kauf genommen (Gerland mit Doppelbelastung, Experiment Scholl, Verkauf oder Leihe von starken Talenten und Stammspielern)?

Viertens: Wie will der Vorstand, der FC Bayern dem Vorwurf entgegenwirken, dass es nicht doch seit geraumer Zeit einen Machtkampf in der Führung gibt (Thema „Klinsmann vs Klopp“, „Toni vs. Ribéry“, „van Gaal sofort weg vs. später“)?

Fünftens: Wie kann sich Hoeneß und unsere Führung über die Fan-Proteste und deren Form beklagen, wenn man ein PK-Bild wie das heutige abgibt?

Fragen über Fragen. Und wahrscheinlich erst einmal keine Antworten.

Als Fan bleibt mir nur ein Wunsch: Das wir nicht so enden wie der HSV.

Ultras in Führungsgremien, Rücktritt der Führung, Entlassung des Trainers und viele Spieler mit unklaren Vertragsstati. Alles gleichzeitig.

Soweit ist es mit dem FC Bayern noch nicht gekommen. Hoffentlich.

P.S. Dafür, dass ich eigentlich gar nichts zu sagen hatte, ist es dann doch etwas mehr geworden. Aber für mich als Fan, der dies Zeit seines Lebens war (und bleiben wird!), ist ohnehin nur eines wichtig:

Wie gewinnt der FC Bayern im nächsten Spiel drei Punkte? Alles andere geht mir irgendwann am Arsch vorbei!

In diesem Sinne: Gute Nacht.

Ich habe da mal ’ne Frage, Herr Präsident

Ich bin irritiert. War im Rahmen des Wechsels von unserem Maximo Manager Uli nicht die Rede davon, dass damit ein Rückzug aus dem Tagesgeschäft einhergehen sollte?

Zumindest hat man doch immer vomUli über denFranz derlei gehört, als dieser noch „Präsident“ war. So nach dem Motto: „Ach der Franz, der ist ja bei den Entscheidungen gar nicht mehr eingebunden…“

Hat sich wohl geändert. Egal.

Dann habe ich halt an unseren eingebundenen Präsidenten ein paar Fragen:

Dieses durften wir gehetzte, von Sorge um unseren Verein getriebene Anhänger des FC Bayern, in der heutigen Presseerklärung lesen:

– Louis van Gaal bleibt Cheftrainer des FC Bayern München bis zum Saisonende am 30.6.2011.
– der ursprünglich bis zum 30.6.2012 laufende Vertrag zwischen dem FC Bayern München und Louis van Gaal wird in beiderseitigem Einvernehmen zum Ende dieser Saison aufgelöst.
– Grund für die Auflösung des Vertrages ist die unterschiedliche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs.

Alle Beteiligten sind sich einig darüber, dass in der derzeit schwierigen sportlichen Situation des FC Bayern München gemeinsam sämtliche Kräfte eingesetzt werden, um die sportlichen Mindestziele dieser Saison noch zu erreichen.

Erste Frage: Fällt Ihnen der Widerspruch auf? Man vertraut dem Trainer nicht mehr bis über das Ende der Saison hinaus. Aber man vertraut ihm, die (gefährdeten) Saisonziele in den letzten Spielen der Saison zu erreichen? Die Ziele, die ja für den Verein so wichtig sein sollen. Aufgrund dieses Finales 2012. Und so. Klar. Das Finale ist ja fest gebucht für uns. Quasi ein Selbstläufer. Ich schweife ab.

Zweite Frage: Wie kann man sich einvernehmlich trennen, wenn „unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Klubs“ der Grund waren?

Daraus resultierende dritte Frage: Ich bin ehrlich, diese Frage ist für viele Bayern-Fans die wohl wichtigste Frage der letzten 30 Jahre:

Welche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs hat denn der Vorstand des FC Bayern?

Vierte Frage: Sie sind länger im Fußball als ich, noch dazu als Aktiver ein Weltstar gewesen. Umso interessanter ist für mich die Antwort auf die Frage, inwieweit Sie nun davon überzeugt sind, dass die neue Situation (Ende Trainertätigkeit van Gaals beschlossen), Einfluss auf die Motivation unserer Mannschaft hat unter eben diesen Trainer erfolgreich zu arbeiten?

Fünfte Frage: Ab und an ist es ganz interessant, Teil dieses neumodischen Internets zu sein. Dort bleibt nämlich vieles erhalten. Selbst wenn die persönliche Erinnerung einen verlässt.

Wenn man weiß, dass der Trainer am Ende der Saison geht und es eh nicht so gut läuft, dann kann ich mir nicht so gut vorstellen, dass eine gute und gedeihliche Zusammenarbeit in den nächsten Monaten stattfinden kann.

Ihnen wird aufgefallen sein, dass ich die fünfte Frage noch nicht gestellt habe, aber vielleicht können Sie sich die ja auch selber denken…

Der bayerische Fisch stinkt vom Kopf her. Und vom Schwanz.

Dieser Beitrag fällt mir nicht leicht. Und ich weiß ja – aus sicherer Quelle – dass der FC Bayern hier mitliest. Vielleicht nicht gerade heute, schließlich hat man an der Säbener Straße gerade anderes zu tun, aber insgesamt kann ich darauf leider keine Rücksicht (mehr) nehmen.

In diesen Tagen, in diesen Stunden wird – einmal mehr – die bayerische Sau durchs Dorf getrieben. Bei unserem geliebten FC Bayern stimmen die Ergebnisse nicht (mehr). Glaubt man manchen Kommentaren – ob von sogenannten professionellen Sport-Journalisten, oder ganz normalen Menschen, die auf Blogs ihre Meinung äußern – dann steht der FC Bayern gerade kurz vor dem Niedergang.

Steht er ja auch. Vor dem Abstieg in die Regionalliga. Nämlich die zweite Mannschaft, die immer als Durchlauferhitzer von aufstrebenden Talenten verstanden wurde. Dieser Gedanke scheint nur noch sekundär und wurde offensichtlich fallen gelassen.

Auch dieses Mosaiksteinchen ist aber imho ein Teil des Gesamtproblems.

Des Gesamtproblems, dass der FC Bayern meiner Meinung nach heute hat.

Die Frage ist doch: Was will der FC Bayern?

Will der FC Bayern Erfolg haben? Na klar, das wollen wir alle. Und nicht wenige Fans des FC Bayern sind doch genau deshalb Fan unseres Vereins geworden. Damit ein wenig Glanz auch auf sie abfällt. Geschenkt.

Hier muss man allerdings nachfragen: Wie soll dieser Erfolg erzielt und gesichert werden?

Der Weg eines Uli Hoeneß hat dem Verein seit 1979 jede Menge Erfolg gebracht. Deshalb bin ich ja eigentlich auch ein Ulianer. Uli Hoeneß ist quasi der (heutige) FC Bayern. Jemand anderer Meinung?

Jetzt gibt es mit diesem Erfolg hat nur ein kleines Problem. Wenn man ihn hat, will man noch mehr. Das gleiche Problem wie mit diesem Geld. Hat der Nachbarn noch ein größeres Auto, Schiff, Haus, will man das auch haben.

Unsere Nachbarn haben wir in den zurückliegenden Jahrzehnten schon lange überholt. Wir sind die mit den großen Autos, Schiffen, Häusern.

Neidisch konnten wir nur werden, wenn wir mal die Nachbarschaft im Ausland besucht haben. Das waren Autos, Schiffe, oder Häuser.

Plötzlich fühlte man sich wieder ein Stückchen kleiner. Doof das. Also wollte man das auch haben.

Auch haben meinte hier zumeist diesen großen silbernen Pokal. Mit den Henkeln dran. Denn der macht sich besonders gut. In einem ansonsten schon großen Haus.

Auf dem Weg dahin vergingen viele Jahre und nicht nur einmal hatte der Hoeneß’sche FC Bayern mehr als eine Hand an diesem Stück Silber.

Kaum 22 Jahre nach seinem Amtsantritt sollte es dann soweit sein. Der Pott gehörte uns und konnte somit unser – inzwischen noch größer gewordenes Haus schmücken. Zufriedenheit machte sich breit. Bei uns allen. Auch bei uns Fans. Zufriedenheit es allen Nachbarn da draußen im Ausland gezeigt zu haben. Und ganz und gar nicht auf Pump.

Dieser Zufriedenheit folgten zwei Dinge.

Die Enttäuschung, dass danach dann doch nur wieder die mit den noch größeren Häusern sich diesen Silberpott untereinander ausliehen und irgendwann dann auch die Langeweile der Mittel, wie der Verein versuchte seiner Wege zu gehen.

Irgendwann wollte man – von Seiten des Vorstands der Ex-Helden der Vergangenheit – nicht mehr nur den reinen Erfolg. Nein, er sollte auch noch wunderschön herausgespielt werden.

Die eierlegende-Wollmilch-Sau.

Das war die Zeit, als man von Seiten des Vereins mit den Experimenten anfing.

Den alten Lehrmeister abservieren (der der den silbernen Pokal geholt hatte). Gegen einen Zuchtmeister eintauschen. Um dann wieder vom Lehrmeister abgelöst zu werden. Und erstmalig den Panzerschrank im Keller zu öffnen, wo all das Geld, womit die Nachbarn da draußen ihre großen Häuser tapezierten, selber mal in den Händen zu halten. Nur so fürs Gefühl…

Als alles gut zu sein schien, wagte man sich an die Mutter aller Experimente und installiere einen Bäckermeister, der zuvor schon eine ganze Nation an Nachbarn verzückt hatte. Sein Zauber wirkte. Zunächst. Seine Halbwertzeit war dann aber doch die kürzeste aller Meister.

Katerstimmung im mittelgroßen Haus mit dem mittelgroßen Auto und dem mittelgroßen Schiff.

Was machte man nur falsch?

Und was machen diese Nachbarn in Spanien, mit diesen Gaudistischen Häusern, nur so anders, dass alle immer so von denen schwärmen und die uns auf dem Platz immer so sehr verprügelten?

Die Lösung war ein Tip, den sich unsere Hausmeister von auswärts holten: Die haben ein Konzept. Eine Philosophie. Ui.

Das hörte sich direkt sehr gut an und so was wollte man natürlich sofort selber haben.

Gesagt, getan.

Man holte sich einen Visionsmeister. Der sogar schon bei diesen Nachbarn gewohnt und gearbeitet hatte. Dann konnte ja nichts mehr schief gehen.

Ging auch nicht. All das, was all die Meister zuvor schafften, schaffte auch dieser Meister (die kleinen Nachbarn um die Ecke klein zu halten). Und diesem verflixten Pott war er auch näher als viele andere Meister zuvor.

Dumm nur, dass gerade dieser Meister anders war. Der wollte nämlich nicht nur Meister der Vision und Philosophie sein, nein zu allem Überfluss auch noch Hausmeister. Und zwar im eigenen. Dem mittelgroßen.

Na das ging nun wirklich nicht. Visionen, Strategie, Plan und Philosophie hin oder her. Hausmeister ist man immer noch selber. Hat schließlich all die Jahre zuvor auch so geklappt, warum etwas ändern?

Und hier kehren wir von dieser netten Geschichte zurück in die Realität. Und all den Leser, die noch nicht eingeschlafen sind, will ich erklären, worauf ich hinaus will:

Unser Verein, seine Fans und vor allem sein Vorstand (Erfolge in der Vergangenheit hin oder her) muss sich entscheiden, was wir mit unserem Verein anfangen wollen!

Wollen wir so weiter machen wie all die zurückliegenden Jahrzehnte? Dann werden wir auch weiterhin mit einem gewissen finanziellen Aufwand die nationale Konkurrenz einigermaßen in Schach halten und im europäischen Konzert irgendwie mal mehr, mal weniger mitspielen können.

Wenn wir aber mehr für unseren Verein erreichen wollen, wenn wir nicht nur erfolgreich – national wie international – sondern auch noch mit schönem Fußball bestückt sein wollen, dann, ja dann müssen wir doch wohl oder übel grundlegend etwas ändern, oder?

Die Verpflichtung eines Aloysius Paulus Maria „Louis“ van Gaal war ein erster Schritt in diese Richtung. Wenn man dem Verein ein System, eine Strategie eine Philosophie verpassen will, die sich nicht mit jeder Trainerentlassung ändern soll und man somit immer und immer wieder bei Null anfangen muss, wie all die anderen (die aus den kleinen Häusern) das so machen, dann muss man schmerzliche Veränderungen aushalten können.

Es kann dann nämlich sein, dann man mal eine Zeitlang keinen Erfolg hat. So sehr man sich daran auch gewöhnt haben mag. Das bringt so etwas nun einmal mit sich.

An anderer Stelle habe ich dies schon einmal erwähnt: Wenn man wie Barcelona sein will, muss man wie Barcelona arbeiten. Ich habe mich nur geirrt, was den Bezug zu Herrn van Gaal betrifft, denn es war Herr Cruyff, der im Jahre 1988(!!) zu Barcelona kam und seine Ajax-Philosophie dort einpflanzte. Und nicht nur in der ersten Mannschaft, nein in den gesamten Verein! Jede Mannschaft, die zweite, die dritte, alle Jugendmannschaften spielen diesen Stil und somit findet dort ein Prozess statt, der zu dem Fußball führt, den Barcelona gerade spielt. Spieler, die diesen Stil nicht spielen können, kommen erst gar nicht in die erste Mannschaft (welche Spieler aus dem aktuellen Kader wären dann noch übrig?)

23 Jahre sind seit diesem Einstieg Cruyffs vergangen. Wäre unser Vorstand, unsere Medien unsere Fans bereit solch einen langen Weg zu gehen?

Nein?

Dann faselt bitte ab sofort kein Wort mehr von Barcelona oder nachhaltiger Vereinspolitik und wechselt ruhig weiter alle 1,5-2 Jahre den Trainer, die Strategie und die Philosophie. Gerne könnt ihr auch alle 2-3 Jahre 70-80 Mio. investieren. Die Schatzmeister all der kleineren Häuser freuen sich jetzt schon!

Und dann macht Ihr da oben auch gerne und ruhig so weiter, in dem Ihr noch den letzten Trainer öffentlich demontiert. Nur weil Ihr, die ihr an keinem Mikrofon vorbeigehen könnt, zu allen Themen des Vereins jederzeit Eure Meinung abgebt. Das Boulevard wird es Euch danken.

Breitnigge – Podcast 09/10 #3

Es ist mal wieder soweit. Die dritte Ausgabe des Breitnigge-Podcast ist online.

Über folgende Themen habe ich ein wenig geplaudert:

Ribéry und seine Position, das Spielsystem der Bayern, der offene Brief der FCB-Fans, der Weltuntergang schon nach dem dritten Spieltag, die Aussagen des Vorstands zum Thema Transfers, der aktuelle Kader, Sneijder, van der Vaart, die Championsleague-Auslosung und ferner noch eine kleine Lobhudelei über den lieben probek…

Reicht doch, oder?

Zumindestens für 8:22 Laufzeit und 7,8 MB.

Viel Spaß.

Podcast bei Podhost.