Mia san mia oder Practise what you preach

Es geht wild zu dieser Tage. In unserer Blase. Es wird viel diskutiert, argumentiert oder missverstanden.

Unmissverständlich hingegen sind die… Regel, die Vorgaben, die Ausarbeitungen – bekannt unter dem Oberbegriff „Mia san mia“, die der FC Bayern vor einigen Jahren (öffentlich) niederschrieb, in Worte fasste und an der Säbener Straße auf große Leinwände, Bilder drucken ließ.

Dies sollte einmal konkret zusammen fassen, illustrieren, was der zuvor eher vage Begriff tatsächlich bedeutet, quasi das Selbstverständnis des Verein aufzeigen.

Aus Gründen soll dieser Beitrag diese 16 Aussagen auch noch einmal zusammen fassen, da mir während der Recherche wenig bis gar nichts diesbezüglich über den digitalen Weg lief…

1. Mia san ein Verein:
Unsere Herkunft, Entstehung und Geschichte liegt in einer gemeinnützigen Idee eines Vereins, die wir bis heute leben.

2. Mia san Botschafter:
Durch unser Auftreten im In- und Ausland haben wir ein großes Maß an Verantwortung. Jeder Spieler, Trainer, Manager, Betreuer und Angestellte trägt mit seiner Persönlichkeit nicht nur zum Image des FC Bayern, sondern zu einem Bild des Clubs in der Öffentlichkeit bei.

3. Mia san Vorbilder:
Auf und neben dem Platz sind wir Vorbilder für die Jugend. An unseren Werten und wie wir diese leben orientieren sich die Sportler von morgen.

4. Mia san Tradition:
Wir haben eine lange und erfolgreiche Geschichte und die Entwicklung des Fußballs maßgeblich mitgeprägt. Darauf können wir stolz sein.

5. Mia san Innovation:
Die Verbesserung auf allen Ebenen unserer Arbeit ist unser Ansporn. Ob sportlich, administrativ, technologisch oder zwischenmenschlich, lernen wir täglich dazu und wollen Maßstäbe setzen und Vorreiter als einer der Topclubs der Welt sein.

6. Mia san Selbstvertrauen:
Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Neunzig Minuten spielen wir mutig nach vorne und setzen unser Spiel durch. Wir haben stets das Heft in der Hand.

7. Mia san grenzenlos:
Unsere Wurzeln und Werte resultieren aus der Entwicklung unseres Landes. Durch unsere kulturelle Vielfältigkeit und die Erfahrungen, die wir in der täglichen Arbeit mit unseren Spielern machen, verbinden wir unsere Tugenden mit globaler Denkweise und verbessern unser Spiel.

8. Mia san Fußball:
Ob alt oder jung, männlich oder weiblich, schwarz oder weiß, ob Champions League oder Kreisklasse, wir sind Fußball zum Anfassen und Mitspielen. Für uns ist die „schönste Nebensache der Welt“ einfach unsere Berufung.

9. Mia san Respekt:
Ob Spieler, Geschäftsstellenmitarbeiter, Betreuer, Vorstand, Trainer, Aushilfen oder Präsidium – ohne unseren respektvollen Umgang im Team wären wir nicht auf diesem Weltklasseniveau.

10. Mia san Freude:
Wir freuen uns am Spiel, an der Arbeit, am Gewinnen, am Wettbewerb, am Tore schießen, am Zweikampf, an der Gemeinschaft und am Teamgeist. Dies alles treibt uns täglich an. Aber wir akzeptieren auch Niederlagen.

11. Mia san Treue:
Über zwölf Millionen Fans bekennen sich allein in Deutschland zum FC Bayern, zehntausende reisen von weit her zu unseren Spielen an. Alles für 90 Minuten Leidenschaft.

12. Mia san Partner:
Zu unseren Fans, Fanclubs, Mitgliedern und Sponsoren pflegen wir ein partnerschaftliches Verhältnis. Doch wir wollen darüber hinaus zuverlässige, verlässliche Freunde sein. Wir leben und entwickeln den Sport mit all seinen Facetten zusammen weiter.

13. Mia san Heimat:
Der FC Bayern München ist überall auf der Welt zu Hause. Doch wir wissen, wo wir daheim sind.

14. Mia san Motor:
Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, wie viel Energie im FC Bayern steckt. Dies gibt uns allen Selbstvertrauen und ist Motivation für die Zukunft.

15. Mia san Verantwortung:
Unserem gemeinnützigen Auftrag werden wir gerecht durch verantwortungsvolles Handeln. Vorbildlich kümmern wir uns um den Menschen. Toleranz, Hilfsbereitschaft und Fairness sind uns Verpflichtung.

16. Mia san Familie:
Auch nach einer aktiven Karriere ist unsere Tür für alle offen. Wir stehen ein Leben lang zusammen.

Tatsächlich erwäge ich zum ersten Mal schon beim Schreiben eines Beitrags bewusst seine Wiedervorlage. Mindestens zu jedem Sommer- oder Wintertrainingslager meines – immer noch – geliebten FC Bayern.

17 Gedanken zu „Mia san mia oder Practise what you preach“

  1. Ich bin mächtig Stolz auf meinen Verein, da er defintiv mehr zu seinen Werten steht, als die meisten derer, die jetzt die Moralkeule schwingen.

    Die Frauenmanschaft war zb 2011 in Flüchtlingslagern in Jordanien-:

    „Richtung Jordanien fliegen am Montag die FC Bayern Frauen. In die jordanische Hauptstadt Amman hat sie der Jordanische Fußball-Verband in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt eingeladen, um den Mädchen- und Frauenfußball im Nahen Osten zu fördern.“

    Toller Auftritt, wie ich damals fand. Meine Cousine war von Seiten der Bundesregierung vor Ort, und konnte nur bestätigen, wie toll es gerade für die Mädchen und Frauen aus den Flüchtlingscmaps war, den FCB zu treffen.
    Nach der jetzt vorherrschenden Denkweise, hätte es so eine Reise allerdings nie geben dürfen. Stichwort Menschenrechte in Jordanien, Monarchie, Verhältnis zu Israel usw…. Tja…

    Der größtmöglich Bullshit ist allerdings, Vermutungen darüber anzustellen, wie Landauer auf den aktuellen Tripp reagiert hätte. Man müßte eigentlich lachen, wenns nicht zum weinen wäre.

    1. Du hast, glaube ich, noch nicht verstanden, worum es mir auch geht. Ich bin auch stolz auf meinen Verein. Wie er ansonsten mit derlei Dingen umgeht. Und den von Dir beschriebenen Trip der FCB-Frauen fand/find ich klasse.

      Da gibt es nur einen entscheidenden Unterschied:

      Wo war derlei Empathie und „Zeichen“ beim aktuellen Trainingslager der FCB-Männer? Der Besuch eines Flüchtlingcamp ist ja wohl eindeutig was anderes als hier aktuell in Katar & Saudi-Arabien von Seiten des Vereins getan oder gesagt wurde, oder?!

  2. @Paule
    da hast du sicher recht. Nur frage ich mich, warum dann immer sofort die „Keule“ ausgepackt wird und das Positve als gegeben hingenommen wird. Kann mich auch nicht erinnern, dass der Besuch in der Bayernkaserne neulich und das Verteilen von Bällen und Trainingsanzügen an Jugendliche mit einer Silbe erwähnt wurde. Das wird alles einfach zur Kenntnis genommen und abgehakt. Beim erstbesten Fehltritt gibts dagegen Saures. Das sollte wenn dann schon ausgewogen sein. Von daher ist mir die aktuelle Kritik etwas zu dick aufgetragen. Man meint ja fast, der FCB toleriert die Missstände um sich selbst zu bereichern.

  3. Ich versteh auch ehrlich gesagt nicht, warum ausgerechnet der FCB ein Zeichen setzen soll in einem Land, dass von unserer Regierung mehr als hofiert wird.

  4. Die 16 Gebote „Mia san irgendwas“ sind – wie der Piratenkodex – mehr so Richtlinien und keine Regeln. Darf man nicht hoch hängen, denn wie so vieles: Sehr dehnbar. Und wenn man es auf den Sport reduziert: Passt.
    Paule, ich bewundere Deinen Einsatz, teile ihn voll und ganz. Aber ich glaube, wir können in der Tat nicht zuviel vom FCB erwarten. Ist halt nur ein Sportverein, und keine Menschenrechtsorganisation. Mensch, was wäre ich stolz gewesen, hätten die dort irgend was unternommen, wenigestens gesagt.
    Aber auch das hätte nicht die Welt gerettet, vermutlich auch nicht mal den Blogger…

  5. Ich frage mich Ehr nach dem sportlichen Sinn dieser Wüsten Trainingslager, während bei uns Winter ist. Ist da die Gefahr von erkankungen, Verletzungen nicht größer? Nach der Rückkehr?

    Und Paule: ich verstehe deine Wut vollkommen. Aber ich frage mich schon: wo beginnen wir mit dem Protest, wo endet es? Wir verhalten wir uns zB jetzt mit Donezk? Müsste man da nicht auch ein Zeichen setzen? Und wenn ja, welches?

    Und das meine ich nicht angegriffen, sondern Interessiert.

  6. A propos Frauen. Unsere Damen halten sich seit heute in den maß- und sinnlos folternden, in Angriffskriegen Unschuldige ermordenden, strukturell rassistischen, unseren Planeten zerstörenden, Stasi-gleich die ganze Welt überwachenden, wirtschaftsimperialistischen Vereinigten Staaten von Amerika auf.

    Wo bleibt der Aufschrei?

    Damit will ich selbstverständlich nicht mal andeuten, sie hätten diese Reise nicht antreten sollen. Aber den Nahost-Trip unserer Herren finde ich nicht mehr oder weniger verwerflich. Reiseverbote sind immer und ausnahmslos Unfug. Genau so wie vereinfachende Wir-Guten-gegen-Die-Bösen-Ressentiments, wie sie dieser ganzen Debatte zu Grunde liegen.

      1. Dass eine solche Reaktion kommt, war abzusehen (Pavlow!), und ehrlich gesagt habe ich auch genau mit Dir gerechnet, @El Tren 😉

        Point missed. Wahrscheinlich habe ich mich nicht verständlich genug ausgedrückt, aber ich dachte, der letzte Satz wäre ausreichend klar. Ich setze gar nichts gleich, im Gegenteil, ich plädiere für Differenzierung, aber vor allem für kulturelle Empathie.

        Worum es mir geht: Wir haben schlicht nicht das Recht, völlig fremden Kulturkreisen unsere Moralvorstellungen aufzudrücken. Wir haben die Pflicht, Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und auf diplomatischem(!) Weg zu bekämpfen, und wir haben die Pflicht, verfolgten Minderheiten sicheres Obdach zu gewähren – beides Pflichten, denen wir höchstens suboptimal nachkommen. Aber zu sagen, „Eure Peitschenhiebe sind Unrecht, unser Waterboarding ist Recht“, steht uns nicht zu! Nach derselben Logik verfährt auch islamistische Agitation: Unsere Moral ist die richtige, Eure die falsche, also müssen wir die unsere durchsetzen.

        Die Saudis unterdrücken doch ihre Frauen nicht, weil sie barbarische Unmenschen sind, sondern weil sie in ihrem kruden, völlig bescheuerten – das sehe ich doch selbstverständlich genauso! – Weltbild der ehrlichen Ansicht sind, dies wäre für alle, Männer *und* Frauen, das beste. Bei uns in Deutschland dürfen Frauen seit 1919 wählen, war häusliche Gewalt bis spät ins 20. Jahrhundert gesellschaftlich vollständig akzeptiert, ist die Vergewaltigung in der Ehe erst seit 1997(!) überhaupt strafbar und wurde erst 2004(!) zum Offizialdelikt. Waren wir davor auch Barbaren?

        Anderes Beispiel: Russland wird ja – natürlich zu Recht! – für seine homophoben Gesetze kritisiert. Russland hat 11 Jahre Demokratieerfahrung. Wir hatten (mindestens) 59 Jahre Demokratieerfahrung, als wir 1994(!) endlich die Strafbarkeit homosexueller Handlungen aufgehoben haben. Noch in den 1980er Jahren wurden in der BRD (anders übrigens als in der ach so antiliberalen DDR) Menschen zu Freiheitsstrafen verurteilt, nur weil sie schwul waren. Waren wir damals auch Barbaren?

        Mit genau dieser xenophoben Wir-gegen-die-Anderen-Mentalität befeuern beide Seiten – Westen wie Osten – den dritten Weltkrieg.

        Und wer meinen Punkt jetzt immer noch nicht verstanden hat, aber gleichzeitig auf seiner klischeebeladenen schwarz-weißen Weltanschauung besteht, darf gerne mal, wo dies noch möglich ist, bei den im Meer ertränkten afrikanischen Flüchtlingen, bei den von V-Leuten ermordeten türkischen Mitbürgern, den verschleppten und gefolterten Nahost-Urlaubern, Chelsea Manning, Edward Snowden, Gustl Mollath, Dietrich Wagner, Oury Jalloh, Carlo Giuliani uswusf. nachfragen, ob „wir“ wirklich so viel besser sind als „die“.

        1. Freut mich, dass ich Deine Erwartungen erfüllen konnte. Mache ich gleich nochmal: Deine Relativierungen (insbesondere die Liste im letzten Absatz) überzeugen mich überhaupt nicht.

  7. Wenn man die beiden letzten Blog-Einträge so liest, zeigt sich doch sehr, dass sich Fans und Mitglieder sowie die Community hier viel Gedanken auch um das „Drumherum“ macht. Das ist gut so. Ich denke, durch die Presseerklärung wird deutlich, dass der Verein zum einen überrrascht vom Gegenwind war und zum anderen sich nun offensichtlich mehr Gedanken zu machen scheint, was an dieser Reise nicht optimal gewesen ist. Und vielleicht zieht man daraus ja jetzt Konsequenzen für die Zukunft bzgl. solcher Ziele für die Trainingslager und (sinnlose) Freundschaftsspiele. Daran sollte jetzt der FC Bayern gemessen werden. Und an Herrn Dr. Zwanziger gerichtet : Dieser hat ja wohl die allerwenigste Legitimität, sich auch nur irgendwie kritisch äußern zu dürfen.

  8. Ich finde, hier gehen die idealistischen Gäule mit einigen durch. Leute, die ganze Welt ist voller Schurken, 3/4 aller Staaten dürften irgendwo zwischen mindestens korrupt bis zu den Nordkoreas dieser Welt changieren. Will man mit denen allen nichts mehr zu tun haben? Oder nur, um Ihnen ständig zu predigen, dass sie Schurken sind?

    Teil von Politik und Geschäft war schon immer, und das wird auch so bleiben, dass man auch mit Schurken redet und ins Geschäft kommt. Im Einzelfall muss man sehen, wie weit man gehen will. Konkret muss man ganz genau abwägen, ob man z.B. den Saudis Panzer verkaufen will. Hier gibt es aber durchaus realpolitische Gründe dafür. An der Bayern-Reise kann ich aber kein Drama erkennen. Wir haben übrigens auch schon China-Reisen gemacht, dürfte auch nicht besser sein.

    Ich finde es sogar eigentlich ganz o.k., den Saudis/Kataris das Geld aus der Tasche zu ziehen.

    1. gucksu hier:
      https://www.youtube.com/watch?v=U19ij63Qa24

      Davon ab geht es bei den Saudis auch nicht nur um Panzer. Man stellt denen eine ganze Fabrik zum Bau von Handfeuerwaffen hin inklusive sämtlichen Know Hows und Lizenzen. Die produzieren dann und verkaufen an wen sie wollen.

      Und so viel Phantasie braucht es dann auch nicht, wenn man mal drüber nachdenkt, wer den ein Interesse an einer Destabilisierung der ganzen Region durch den IS hat.

      Aber das führt ganz sicher zu weit für einen Fußballverein bzw. -bolg.

      Dabei ist mir klar, dass es vertragliche Verpflichtungen etc., von mir aus auch Interessen gibt, die die Handlungsfähigkeit eines Vereins wie dem FCB einschränken bzw. bestimmen.

      Von daher finde ich Paules Engagement (und das von anderen) in dieser Angelegenheit um so bemerkenswerter und wichtiger, weil diese Diskussion imho nur von ‚unten‘ angestoßen werden kann.

      Und ja, auch ich bin Teil dieser Gesellschaft und sehe mich genötigt dieses Spiel mitzuspielen, versuche aber dabei einen kritischen Weg zu wählen, wo ich kann – Fleisch, Konusumverhalten, Aufklärung meiner Kinder etc.
      Allerdings wird dieser Teil nur zu einem sehr geringen Teil von mir bestimmt. Der größte Teil wird von profanen Alltagszwängen dominiert.

      1. Ich wollte nicht den Saudi-Panzer-Deal rechtfertigen, sondern nur sagen, dass es realpolitische Gründe gibt, die dafür sprechen. Andere sprechen dagegen. Da ich nicht in den Details stecke, kann ich keine Abwägung vornehmen.

        Im Übrigen finde ich nichts besonders Heldenhaftes oder Bemerkenswertes dabei, sich über die Bayern-Reise aufzuregen. Das kann jeder aus dem eigenen Sessel heraus, ohne dass es anstrengend wäre oder einem weh tun würde.

        1. Bemerkenswert daran finde ich, dass daraus eine Diskussion erwächst, die es sonst nicht gäbe.
          Immerhin sind einige in den Medien auf den Zug aufgesprungen…. unter anderem läuft hier seit Tagen eine Diskussion darüber. Das finde ich gut, ganz ungeachtet der Tatsache, dass da auch Leute, insbes. Politiker dabei sind, deren Motive sicherlich weit neben dem Aufmerkasam machen von Missständen liegen und die einfach nerven. Das ist aber Bestandteil einer Diskussion.
          Mehr zu erwarten ist imho nicht nur naiv, sondern absolut unrealistisch. Aber es besteht dadurch immerhin die Chance, dass der ein oder andere mit seinen in Stein gemeißelten Wahrheit bricht, bzw. diese hinterfragt.

  9. @all: So langsam komme auch ich in die Stimmung, wieder die Tage bis zur Rückrunde zu zählen. Parallel sollten wir uns darauf einigen, dass sich nicht alle einig sind. 😉

    Ich für meinen Teil werde das Verhalten meines Vereins hier weiter verfolgen und – wenn aus meiner Sicht vonnöten – hier oder auf anderen Kanälen, bewerten, kritisieren oder loben.

    Hoffen wir das Beste.

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