Der David-Schock oder Lass uns den Laden zusperren?

Ich bin durchaus ein emotionaler Mensch, als Fußballfan ohnehin. Wenn es dann – wie heute – noch eine weitere Hiobsbotschaft gibt, schlägt das nicht nur im FC Bayern-Kosmos ganz allgemein sondern auch bei mir persönlich hohe Wellen. Anfangs. Eine weitere Eigenschaft, die ich mir zu Eigen gemacht habe, ist die Beruhigung.

Sicher, nach der Verletzung von Arjen Robben ist der Riss der Alababänder natürlich ein weiteres Problem, welches unser Trainer und im Nachgang die verbliebenen Sportskameraden lösen müssen. Wer mag solche Verluste schon und ohne Robben & Alaba zu spielen ist in meinen Augen durchaus vergleichbar mit dem Verlust von Ronaldo für Real, oder Messi für Barca. Oder auch nicht, wenn man die Ausgewogenheit unseres Kaders betrachtet.

Aber was weiß ich denn schon?!

Betrachten wir es doch einmal von der anderen Seite:

Seit Saisonstart fehlen uns Thiago & Martinez. Lange Zeit ein Schweinsteiger, während der Vorrunde schon einmal ein Alaba. Immer wieder Ribery. Von Badstuber ganz zu schweigen. Wir kämpfen also die ganze Zeit mit einem kleineren, manchmal größeren Verletzungspech. Und was ist passiert? Wir befinden uns im Viertelfinale im Pokal und in der Championsleague, in der Bundesliga liegen wir mit 10 Punkten Vorsprung auf dem ersten Platz und sind auf dem besten Weg zur dritten Meisterschaft in Folge.

Für mich ist das alles andere als eine düstere Bilanz. Und weil das so ist, habe ich mich im Laufe dieses bayerischen „Hysterie“-Tages selbst wieder beruhigt. Natürlich kann und darf man sich jetzt um unsere Saisonziele Sorgen machen und sich über Nationalmannschafts-Freundschaftsspiele aufregen. Dabei sollte man aber bedenken, dass sich z.B. ein Philipp Lahm, unser Mister Zuverlässig und Fußball-Käfer, seine langwierige Verletzung im Training(!) zugezogen hat.

Lasst uns alle also bitte mal zusammen ein paar Mal tief durchatmen.

Für die Aufstellung und Taktiken mit diesem neuen, um Robben & Alaba reduzierten Kader ist Pep Guardiola zuständig, die bayerischen Analysten haben sich ebenfalls schon ihre sehr guten Gedanken gemacht – was bleibt mir da noch zu tun? Ein paar Zahlen- und Ergebnisspiele. So als Vorschau und Beruhigung.

Ich lasse hier bewusst die anstehenden K.O-Spiele gegen Porto & Leverkusen außen vor, denn die sind für mich eigene Themen, nein, ich betrachte – fast schon Breitnigge-traditionell – das Restprogramm der verbliebenen Kontrahenten um die Bundesliga-Meisterschaft: Wolfsburg und Bayern München.

1. FC Bayern 26 70:13 +57 64 Punkte
2. Wolfsburg 26 57:29 +28 54 Punkte

Restprogramm FC Bayern (Meine Tipps in Klammern, Topspiele fett)

#27 Borussia Dortmund – FC Bayern (2:2)
#28 FC Bayern – Eintracht Frankfurt (3:1)
#29 TSG Hoffenheim – FC Bayern (1:2)
#30 FC Bayern – Hertha BSC (3:0)
#31 Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern (2:2)
#32 FC Bayern – FC Augsburg (2:1)
#33 SC Freiburg – FC Bayern (0:2)
#34 FC Bayern – 1. FSV Mainz 05 (3:2)

Restprogramm Wolfsburg (Meine Tipps in Klammern, Topspiele fett)

#27 Wolfsburg – VfB Stuttgart (3:0)
#28 Hamburger SV – Wolfsburg (0:2)
#29 Wolfsburg – FC Schalke 04 (2:1)
#30 Bor. Mönchengladbach – Wolfsburg (2:1)

#31 Wolfsburg – Hannover 96 (4:1)
#32 SC Paderborn 07 – Wolfsburg (1:3)
#33 Wolfsburg – Borussia Dortmund (2:2)
#34 1. FC Köln – Wolfsburg (0:2)

1. FC Bayern 34 89:22 +67 84 Punkte
2. Wolfsburg 34 76:36 +40 73 Punkte

Wo ist das Problem?

Gute Besserung Arjen und David!

Ein unfassbar langweiliger Scheißverein

Die Winterpause in der Bundesliga ist endgültig vorbei. Wurde auch Zeit, die Langeweile drohte schon Überhand zu nehmen. Nein, spätestens seit dem neuesten Transfers von Joshua Kimmick von Red Bull Leipzig, äh dem VfB Stuttgart zum FC Bayern sind einige Fans, Berichterstatter schon wieder auf Betriebstemperatur.

Aber nicht nur das ist schlim, auch die Dominanz des FC Bayern so insgesamt, führt den Fußball in den Abgrund. Zu allem Überfluss ist Uli Hoeneß seit Anfang des Jahres quasi wieder ein freier Mann. Das geht doch nicht, das wird man doch noch sagen dürfen.

Der Reihe nach.

Die Überschrift ist ein Zitat aus einer Twitterdiskussion, in Folge einer Mitteilung meinerseits, ein Re-Live von #Wembley2013 durchzuführen (nach einem sehr anstrengenden Tag). Es geschah noch vor der Winterpause, am Abend eines erneuten Punktverlustes der Dortmunder. Aus dem Mund eines Dortmunders. Verständlich, begutachtet man die Anspannung, die man aushalten muss, steht der eigene Verein am Tabellenende. Zu dumm aus zwei Gründen. Erstens wusste ich zum Zeitpunkt des Tweets (noch) gar nix von diesem erneuten Nackenschlag und zweitens liegen die Zeiten lange hinter mir, als ich mich trotz einer solchen Kenntnis derart geäußert hätte.

Tja, ‚bin halt einfach zu zahm geworden und ist der Ruf erst ruiniert…

Mit in diese Beschreibung floss aber sicher ebenso der aktuell und allseits gern kolportierte Frust über die gesamte Gemengelage zum Thema FC Bayern und Bundesliga-Meisterschaften mit ein. In einem Wort: Die fehlende Spannung, noch besser: Langeweile.

Jetzt ist es ja nicht so, als wäre diese, durchs Dorf gejagte Sau noch taufrisch, ganz im Gegenteil und einige (mehr oder weniger intime) Vertreter des FC Bayern haben sich ja nun auch schon dazu geäußert, aber eins fehlt eben noch: Mein Senf! Und deshalb müsst ihr da jetzt durch.

Ich will nicht abstreiten, dass sich selbst bei mir ein gewisses Gefühl der… Gewohnheit einstellt, wenn ich an die aktuellen und jüngeren Erfolge meines Vereins denke. Ganz blind bin ich schließlich noch nicht. Und auch viel weniger ideologisch, mit Bayern-Brille rumlaufend, undifferenziert und Vereins-hörig, wie sich das andere gerne als Weltbild zurechtlegen.

Nein, ich sehe selbst durchaus die (langfristige) Gefahr auch für uns, sollten wir uns wirklich „zu Tode siegen“, oder jeglicher Konkurrenz entledigen (siehe CL-Halbfinale 2013/14). Es ist ferner unbestritten, dass die Jahre von 2010 bis 2012 und die seinerzeitige… Dominanz (sic!) des BVB meinen Verein und seine Führung im besonderen Maße zum Schritt ins Risiko motiviert haben. Wo stünde der FC Bayern heute, ohne diesen starken BVB? Das weiß zwar niemand, aber ich vermute anders als aktuell.

Die Dominanz des FC Bayern kam weder aus der Luft noch über Nacht – das ist mal klar. Die (aktuelle) Dominanz basiert auf vielen (richtigen) Entscheidungen innerhalb des FC Bayern. Meiner Meinung nach fand der heutige FCB seinen Ursprung 2007, als man erstmals bereit war „mittlere Wahnsinnspreise“ für auch international gute Spieler zu investieren (Ribery, Toni) und nicht nur „niedrige Wahnsinnspreise“, um gute bis sehr gute Bundesliga-Spieler an der Säbener Str. zu versammeln. Neben dem Spagat internationale Top-Stars mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs zu ergänzen, versuchte man mit Klinsmann erstmals Innovation auch ins Spielsystem einzuführen. Aus diversen Gründen schlug dies fehl und sollte erst mit Luis van Gaal ab 2009 Früchte tragen (Fast-Triple 2010). LvGs Demission, aufgrund von Problemen eher auf der menschlichen Ebene, führte 2011 zu Heynckes, der sich selbst im „hohen“ Traineralter nach dem Vize-Triple 2012 noch einmal „neu erfinden“ konnte und uns 2013 den sehnsüchtig erhofften Dreifach-Triumph bescherte. Jeder Spielzeit der letzten Jaher lag eine gewisse Anpassung oder besser Weiterentwicklug im Spielsystem der Münchner zugrunde. Jedes Mal harte Arbeit für die jeweilige sportliche Führung.

Eine der besten Entscheidungen (oder Erfolge) unter vielen guten der letzten Jahre war dann aber der Vertrag mit Pep Guardiola 2013. Auch wenn die üblichen Verdächtigen im Überschwang der bayerischen Triple-Begeisterung noch posaunten „Was soll Pep da noch verbessern? Er kann nur verlieren.“, erinnerte ich mich noch genau an die Saison 2001/02, als man beim FC Bayern genau diese Linie des „Weiter so“ verfolgte und die Quittung am Saisonende erhielt.

An dieser Stelle springen wir direkt zum nächsten Punkt, fand ich mich doch vor Tagen in einer Diskussion mit Bayern-Fans, die ihrerseits eine gewisse Langeweile verspüren. Anbei meine diesbzgl. Äußerungen noch einmal digital:

Langweilig war für mich der Hitzfeld’sche Fußball (nix gegen Ottmar!), der Ballbesitz um seiner selbst Willen propagierte und ansonsten sehr von der Stärke einzelner Spieler abhing. Diese damaligen Spiele nebst Taktik empfand ich als langweilig.

Die Gegenwart – mit dem „Tiki-Taka“-hassenden Guardiola – hingegen ist für mich Spannung pur.

Für wen dieser Satz merkwürdig wirkt, dem sei gesagt, dass ich meine Faszination hier aus dem sich ständig weiter entwickelnden System unseres Trainers und den maximal flexiblen Spielabläufen beziehe. Mit jeder Verletzung, jeder Aufstellung, jedem Spielstand, jeder Halbzeitpause bin ich gespannt, welche Lösungen Guardiola jetzt nun wieder findet. Natürlich wird es wohl so kommen, dass Bayern heuer zum dritten Mal in Folge Meister werden kann, aber erstens gab es diese Phasen in der Bundesliga auch schon früher und zweitens wird es imho nicht immer so bleiben. Aus Gründen. Womit wir zur mittleren bis langfristigen Zukunft kommen.

Es gibt jede Menge Hoffnung für Nicht-Bayern.

1. Pep Guardiola

Ich habe das – inhaltlich – sehr empfehlenswerte Buch „Herr Guardiola“ gelesen, besser: Verschlungen. Es ist der Wahnsinn, wenn man liest, mit welcher Leidenschaft, Akribie und Intensität dieser Katalane den Fußball lebt und liebt.

Diese Arbeits- und Lebensweise von Pep ist eine weitere Basis für unseren aktuellen Erfolg. Jeder Bayern-Fan, der diese Phase gerade miterleben darf, sollte dankbar, denn – meiner Meinung nach – hält Guardiola dieses Fußballtrainer-Leben auf der Überholspur nicht viel länger als seine Vertragslaufzeit bei uns aus. Der menschliche Körper und Geist stößt irgendwann an seine Grenzen und wird beides dauerhaft derart belastet, läuft Pep auch bei uns in seine nächste Erschöpfung. Wobei er bei uns natürlich weniger gegen (nach innen) und für (nach außen) den Club kämpfen muss (Insider).

Meine Prognose: Guardiola bleibt insgesamt maximal 4, vielleicht 5 Jahre in München. Gerüchteweise zieht es ihn dann in den englischen Fußball, danach noch eine Nationalmannschaft und dann ist auch schon Schluss. Ohnehin ein Zeichen des modernen Fußball. Alles geht früher los, läuft intensiver und ist früher zu Ende als in der „guten, alten Zeit“. Kein aktiver Spieler erreicht heute noch die 40, kein Trainer (wie Pep) die 50 oder gar 60.

Nach einem möglichen Abschied von Pep stellt sich die Frage nach einem Nachfolger. Wer soll dieses Erbe antreten und in seine Fußstapfen treten? Ein Weiterführen auf diesem, aktuell erreichten Level?! Nicht in meiner Vorstellungskraft.

2. Der menschliche Körper, der menschliche Geist

Wie lange sollen die derzeitigen Stützen des FC Bayern eigentlich so weiterspielen? Wie lange schaffen es Lahm, Schweinsteiger, Ribery, Robben & Co. noch, auf diesem Niveau ihre Weltklasse-Leistungen abzuliefern?!

Das Bayernblog Miasanrot.de analysierte in diesem Zusammenhang den Transfer von Joshua Kimmich mit einigen mittelfristigen Perspektiven. Besser hätte ich die Umstände dieses Transfers kaum beschreiben können.

Im Zusammenhang mit der Restleistungsfähigkeit der Granden unserer goldenen Generation und den Vertragslaufzeiten liegt auf der Hand, dass der heute so unschlagbar wirkende Verein aus München vor entscheidenden Umwälzungen steht. Wie von Miasanrot.de erwähnt, gibt es imho zwei Wege die Probleme des überaus natürlichen Alterungsprozesses zu lösen: Hauruck (Ausscheiden alter und Verpflichtungen neuer Spieler parallel) oder planvoll und mittelfristig. Natürlich kann man diese Probleme auch aussitzen, aber insofern wir unser nun erreichtes Level (auch in der Championsleague!) halten wollen, würde es nächstes (2016) oder übernächstes (2017) Jahr Transferanstrengungen vom Ausmaße Real Madrids oder Manchester Citys bedürfen. Selbst unser Festgeldkonto wäre dafür zu gering…

Nein, man muss hier planvoll vorgehen. Aus körperlichen(!) Gesichtspunkten würde ich hier zunächst Schweinsteiger, dann Ribery, ggf. danach Robben und abschließend Lahm (insofern sein Spiel als 6er den Verschleiss-Prozess nicht doch beschleunigt) als Abschiedskandidaten sehen (müssen). Ergo müssen wir jetzt nach Perspektivspielern Ausschau halten, die hier mittelfristig nachfolgen können.

3. Eigener Nachwuchs vs. Transfers Kurt, Kimmich & Co.

Machen wir uns nichts vor – aus der eigenen Jugend, den Bayern-Amateuren kommt aktuell kaum ein Nachwuchsspieler nach, der das Niveau eines Thomas Müller, Holger Badstuber, Alaba oder all der anderen aktuellen Profi-Stammspieler aus der „Tigerschmiede“ hätte. Diese Entwicklung in Zukunft umzudrehen, daran wird ja massiv mit dem neuen Jugendzentrum gearbeitet. Für den Umbruch 2016-2017 und die folgenden Jahre kommt das definitiv zu spät.

In den letzten Tagen wurde speziell der Kimmich-Transfer für seine Jugend (19) und seine Summe (8,5 Mio. Euro) kritisiert. Es würde angeführt, dass „im Fußball“ oder „in der Bundesliga“ jetzt bald „das Licht ausginge“, wenn der FC Bayern jetzt schon 19-jährige (der Konkurrenz weg) kauft und dies für „nur“ 8,5 und eben keine 23-jährigen mehr für 35 Mio. Euro (wohl auf Götze gemünzt).

Erstens: Mario Götze hatte eine fixe Ablösesumme als Ausstiegsklausel. Ansonsten hätte der BVB von wohl Götze keine Unterschrift bekommen. Wäre diese AK nicht existent gewesen, wäre Götze nicht zum FCB gewechselt. Ein Lewandowski kam Ablösefrei zum FCB, weil der BVB mit(!) Lewandowski noch eine Saison länger eine gute Rolle in der Championsleague (auch finanziell) spielen wollte. Hat beides 2013/14 gut geklappt. Der FCB hat hier beide Male nichts gegen den Willen des BVB unternehmen können und keinen Spieler aus seinem Vertrag herausgekauft (AK bedarf ja keiner Zustimmung des abgebenden Vereins, siehe Martinez und Bilbao).

Zweitens: Natürlich ist ein Götze hier seine 35 Mio. Euro wert. So wie ein Kimmich seine 8,5 Mio. wert ist. Oder eben nicht. Wer weiß das schon bei so jungen Spielern. Derlei Preise sind natürlich auch für den kaufenden Verein ein Risiko, denn Kimmich hat noch keinerlei Erfahrung auf dem Level des FC Bayern. Er ist eine „Wette auf die Zukunft“.

Insgesamt werden sich imho hier die Transferstrategie und die Preise verschieben (nicht nur bei Bayern, nein, im gesamten Fußball). So wie immer mehr Bundesliga-Spieler immer früher an die Bundesliga herangeführt werden, so werden diese jungen Spieler aber auch immer früher im Fokus der großen Vereine stehen. Ist ja nicht so, als wäre der FCB im Fall Kimmich der einzige Interessent gewesen.

Ganz am Rande: Hat schon mal jemand beim schwäbischen VfB nachgefragt, warum man dieses Megatalent überhaupt zu Red Bull hat ziehen lassen, wenn man doch so sehr von seinen Qualitäten als zukünftiger Superstar überzeugt war? Wie auch immer, es steht ein VfB-Transfererlös von über 6 Mio. Euro im Raum. Betrachtet man die kolportierten Probleme beim – aufgrund von aktuellen Ängsten der Clubführung vor den Mitgliedern – Verschieben der Abstimmung über die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft, kommt dieser Transfer ggf. nicht zur schlechtesten Zeit.

Zurück zum Thema: Man kann das schlimm finden, dass ein 19-jähriger dem Lockruf des bösen FC Bayern erliegt, aber wir reden hier von einem mehr als talentierten Kicker, der in den Jugendmannschaften schon Titel abgeräumt hat (U21), Stammspieler in einem Zweitliga-Team ist und vom Branchenprimus zwei Optionen geboten bekommt:

a) Unter Pep Guardiola, dem wohl besten Trainer seiner Zeit, trainieren zu können und

b) der potentielle Nachfolger eines Javier Martinez oder Bastian Schweinsteiger zu werden.

Lassen wir das Thema Geld mal außen vor – ist das eine Perspektive oder ist das keine?

So ausführlich ich nun diese drei Punkte der „Hoffnung“ ausgeführt habe, am Ende des Tages bleibt, wir wollen es nicht verschweigen, die Tatsache, dass unser Duck’sche Geldspeicher von allen Speichern der Liga der wohl größte ist. Und diesen Vorsprung haben wir uns zwar erarbeitet, den wird uns aber eben auf Sicht auch niemand nehmen. Es ist also Hoffnung auf niedrigem Niveau. Einerseits.

Andererseits gibt es parallel auch Sorgen „im Kosmos Fußball“, die dazu führen könnten, dass man sich den aktuellen Status quo mittel- bis langfristig zurück wünscht: Bundesligavereine von der Struktur a la Red Bull Leipzig. Ich bin mir ja noch nicht sicher, ob all die, die dem FC Bayern den Untergang des Fußballs anheften wollen, mit einem möglichen deutschen Meister RB Leipzig besser leben können, aber interessant ist es schon, diese Entwicklung zu beobachten, zumal ja die Tendenzen stückweise in die Richtung zu gehen scheinen, eher englische Investorenverhältnisse zuzulassen, ob man das gut oder schlecht findet.

Wie auch immer. Bisher sind ja auch der VfL Wolfsburg, die TSG Hoffenheim oder Bayer Leverkusen noch keine Dauerkonkurrenz für uns auf den Titel geworden, warten wir zunächst einmal ab was passiert.

Kommen wir zum guten Schluss zum weiteren Aufreger dieser Tage: Uli Hoeneß. So ganz losgelassen hat uns dieses Thema ja nie und seit es tatsächlich zum Freigang für unseren Ex-Präsidenten gekommen ist, schlagen die Wellen wieder hoch. Man kann es den üblichen Verdächtigen auch nicht recht machen. Erst glaubte niemand daran, dass er zur Anklage kommt. Dann war eine Verurteilung illusorisch. Im Nachgang das Strafmaß viel zu niedrig. Schon vor Haftantritt wollte man wissen, dass das ja eigentlich gar keine richtige Haft (oder Strafe) sei, die UH da erwarten würde, geradezu von „Luxus“ war die Rede. Und jetzt nun ist sein Freigang ein bayerischer Justizirrtum und sind eben nicht alle vor dem Gesetz gleich. Oder so. Himmel.

Welcher Teil in Bezug auf „Freigänger“ in diesem Bericht damals war unklar?

Er sitzt ein und dies mindestens für die nächsten 10 Monate „geschlossen“. Punkt. Die, dieser Aussage zugrunde liegende Berechnung dürfte bekannt sein (Verkürzung Strafe aufgrund guter Führung (2/3), offener Vollzug frühestens 18 Monate vor Ende Haftstrafe).

Nun, die besagten 10 Monate „Geschlossene“ sind seit Juni 2014 noch nicht verstrichen, offenbar gibt es aber in Bayern weitere Regelungen und ganz offensichtlich plant die Justiz in Bezug auf den bisherigen Haftverlauf auch eine Aussetzung von Teilen der Reststrafe zur Bewährung.

Seit der Föderalismusreform von 2006 können die Länder eigene Vollzugsgesetze erlassen. Laut Bundesjustizministerium haben das noch nicht alle Länder getan […] In Bayern werden Gefangene in der Regel mindestens sechs Monate im geschlossenen Vollzug untergebracht. Freigang kann in Bayern üblicherweise 18 Monate vor der voraussichtlichen Entlassung gewährt werden.

Fazit: Es gibt keine Lex Hoeneß. Außer man will es so sehen. Womit wir beim roten Faden dieses Beitrags sind: Vergesst all meine Argumentationsketten, wenn ihr euch eure Meinung ohnehin schon gebildet habt und die für euch gesetzt ist.

In diesem Sinne: Rückrunde, sei umschlungen!

Weisheiten #299

Das ist eine subjektive Bewertung, die aber objektiv nicht messbar ist. Es gibt eine ganze Kategorie an Spielern, auch bei uns, die Weltmeister geworden sind und zum Kandidatenkreis gehören könnten. Es ist manchmal bedauerlich, dass in einem Jahr nur einer gewinnen kann. Ob Arjen den Titel hat oder nicht: Er ist einer der besten Spieler der Welt!

Matthias Sammer, Robben- und nicht Weltfußballer-Wahl-Fan.

Paule, Bayern & BVB – Trauma, welches Trauma?

Heimspiel unseres FC Bayern gegen die Borussen aus Dortmund. In der jüngeren Vergangenheit ab und an ein Problem. Robben-Elfmeter gegen Weidenfeller?! Heutzutage sind das sichere Siegtreffer.

Kurzum: Ein spannendes Spiel mit gutem und wohl verdientem Ausgang für uns. Ebenso launig geriet mein Gespräch auf Sport1.fm direkt nach dem Spiel.

Aber hört selbst.

Thiago or No-Go oder Arjen und der Wunderheiler

Welcher Bayern-Fan erinnert sich nicht mit Schrecken an den Sommer 2010 zurück, als wir nach dem ersten Jahr mit Luis van Gaal fast das Triple gewannen und eine – überraschend gute – WM hinter uns hatten, die unseren Shootingstar Thomas Müller als WM-Torschützenkönig krönte, unsere medizinische Abteilung aber, nach der Rückkehr des Vizeweltmeisters Arjen Robben aus Südafrika und anschließendem Urlaub, in dessen Oberschenkel ein Centimeter großes Loch entdeckte.

Fassungslosigkeit allüberall.

An diese Entdeckung schloss sich eine schier endlos wirkende Posse zwischen dem FC Bayern, dem niederländischen Fußballverband KNVB, den jeweiligen medizinischen Abteilungen und deren Ärzten an. Die Medien hatten ihren Spaß – wir Fans nur eher so mittel…

Wie komme ich aber nun dazu, dieses schmerzhafte (sic!) Kapitel noch einmal aus der bayerischen Mottenkiste zu holen?

Thiago Alcántara do Nascimento ist der Grund. Genauer gesagt sein rechtes Knie. Und dessen Bänder.

Lange Zeit war dies nur eine bittere Verletzungsgeschichte, aber so nach und nach fühlte ich mich immer ein wenig mehr an die Umstände des Jahres 2010 erinnert.

Was bisher geschah:

[29.03.2014] Thiago verletzt sich bei einem Pressschlag mit Kevin Volland im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (3:3). Diagnose:

Thiago hat einen ausgedehnten Teilriss des Innenbandes im rechten Knie erlitten. Das Knie des Spaniers wurde mit einem Gips für 14 Tage ruhig gestellt. Anschließend bekommt Thiago eine Schiene. Insgesamt wird der Sommer-Neuzugang dem FC Bayern sechs bis acht Wochen fehlen.

[27.04.2014] Thiago nimmt das Lauftraining wieder auf.

Der spanische Nationalspieler hat vier Wochen nach seinem gegen Hoffenheim erlittenen Teilriss des Innenbandes im rechten Knie das Lauftraining wieder aufgenommen […] so dass der 23 Jahre alte Sommer-Neuzugang im Saison-Endspurt im Idealfall noch einmal ins Geschehen eingreifen kann.

[15.05.2014] Thiago verletzt sich erneut am Knie und muss – erneut – operiert werden. Die Saison, inkl. WM, ist somit beendet.

Der Mittelfeldspieler erlitt im Training am vergangenen Montag einen erneuten Innenbandanriss im rechten Knie. Thiago wird nun zeitnah operiert.

[15.05.2014] Thiago wurde – erfolgreich – operiert.

Thiago Alcántara wurde am Donnerstag am Innenband des rechten Knies operiert, der rund einstündige Eingriff ist erfolgreich verlaufen. Bis zum Wochenende muss der 23-Jährige noch im Krankenhaus bleiben. Danach wird er 14 Tage eine Gipsschiene tragen müssen, ehe er mit dem Rehabilitationsprogramm beginnen kann.

[05.09.2014] Die Heilung Thiagos läuft nicht wie gewünscht und offenbar gibt es hinter den Kulissen ferner „dicke Luft“.

Seriös können wir nicht sagen, wie lange das noch dauert. Wir können keine genaue Prognose abgeben. Die Entwicklung ist sehr bedauerlich.

So äußerte sich Sportvorstand Sammer.

Das Thema hat im Verein für mächtig Ärger gesorgt, nachdem sich Thiago auf Anraten von Guardiola im April in Barcelona behandeln ließ. Wohl eine Entzündung sorgte dafür, dass dem Spieler dort Kortison gespritzt wurde. Eine Behandlungsmethode, die äußerst umstritten ist, die aber in Fällen wie diesen, wenn es um eine Weltmeisterschaft geht, manches Mal durchaus in Kauf genommen wird.

Offenbar eine recht kurzfristige Sichtweise, denn…

Thiago […] entschied sich für die Kortisonspritzen. Inwieweit die für den erneuten Riss verantwortlich waren, ist seriös nicht zu beantworten, doch es ist bekannt, dass gespritzte Kortikoide das Gewebe angreifen können. Ein anderer Nebeneffekt ist gewiss: Man muss nun warten, bis das Kortison vollständig aus dem Knie verschwunden ist.

Bayern-Arzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hatte vor derlei immer wieder gewarnt und deshalb offenbar Differenzen mit Guardiola gehabt, der derlei medizinische Befugnisse, bzw. „Einmischungen“ von Vereinsärzten aus Spanien nicht gewohnt war:

„Frag den Doktor!

[16.09.2014] Thiago kehrt zurück in den Kreis der Mannschaft. Irgendwie.

Der Spanier betrat am Dienstag beim Abschlusstraining vor dem CL-Auftaktspiel gegen Manchester City gemeinsam mit den Teamkollegen den Rasen der Allianz Arena. Anschließend absolvierte er das Aufwärmprogramm mit der Mannschaft, ehe er sein individuelles Aufbautraining fortsetzte.

[09.10.2014] Thiago macht Fortschritte und nimmt teilweise am Mannschaftstraining teil.

Thiago absolvierte erstmals seit seiner schweren Innenbandverletzung im Knie wieder Teile des Mannschaftstrainings.

[15.10.2014] Thiago verletzt sich erneut. Bitter.

Thiago Alcantara hat sich beim Training am Dienstag erneut eine schwere Verletzung zugezogen. Aufgrund einer Narbeninsuffizienz erlitt er bei einem Zweikampf wieder einen Teilriss des Innenbandes im rechten Knie.

[16.10.2014] Thiago soll nun beim Kniespezialisten Steadman operiert werden, der schon mehrere Bayern-Spieler behandelt hat.

Er fliegt in den kommenden Tagen nach Vail im US-Bundesstaat Colorado. Der Spezialist Dr. Richard Steadman wird sich um ihn kümmern.

[17.10.2014] Weitere Experten wie der Sportmediziner Prof. Dr. Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln machen Cortison für Thiagos (Folge)Verletzung verantwortlich:

„Grundsätzlich ist Kortison nicht schlecht. Ein körpereigenes Hormon, das gegen Entzündungen wirkt. Jede Verletzung hat eine Entzündung zur Folge. Die ist wichtig für die Heilung. Möglich, dass eine zu große Kortison-Gabe einen höheren Grad der Heilung vortäuscht, ein Narbengewebe aber noch gar nicht voll belastbar ist. Dann kann es zu Folgeverletzungen kommen.“

[17.10.2014] Bayern-Trainer Guardiola selbst räumt ein, dass Thiagos Behandlung in Spanien ein Fehler war.

Wir haben großes Vertrauen in diesen Arzt [Dr. Cugat]. Vielleicht war das ein großer Fehler.

[18.10.2014] Thiagos Arzt Dr. Cugat wehrt sich gegen die Vorwürfe, seine „Kortison-Behandlung“ wäre an der erneuten Verletzung schuld.

Er schrieb auf seinem Twitter-Account, dass die Medien falsch darüber berichtet hätten. „Die Behandlung, die ich bei Thiago vorgenommen habe, basierte nicht auf Kortison erfolgt, sondern auf Wachstumshormonen. Das ist eine Fehlinformation der Medien“, teilte Cugat mit.

[20.10.2014] Bayern-Boss Rummenigge dementiert so ziemlich alle bisherigen Gerüchte und Aussagen zum Thema „Thiago Verletzung“.

„Ich habe den Eindruck, da werden viele falsche Fakten und Unwahrheiten der Öffentlichkeit mitgeteilt. Fakt ist, der Spieler hat sich leider zweimal verletzt. Es gibt keinen Fehler in der ganzen Geschichte. Es gibt weder einen Fehler vom spanischen Arzt noch von einem Arzt hier in Deutschland. Das sind unglückliche Zusammenhänge, die da passiert sind. Thiago wollte schnell fit werden, speziell im Sommer. Deshalb hat er vielleicht die Dinge ein Stück vom Zeithorizont her verkürzen wollen, weil er natürlich auch zur Weltmeisterschaft wollte. Dafür haben wir Verständnis gehabt. Es war nie ein Thema, dass er in Amerika operiert wird. Es war von Anfang klar, nachdem er sich wieder verletzt hat, dass er in Spanien operiert wird. Der spanische Arzt ist ein sehr guter Arzt, der übrigens auch dieselbe Technik anwendet, die in Vail in Amerika angewandt wird. Er wird morgen operiert. Es gibt auch keinen medizinischen Dissens bei Bayern München. Es wird ein Arzt von Bayern München, Dr. Hänsel, bei der Operation in Barcelona dabei sein.“

Offen bleibt, ob die Pressemitteilung so gewollt, man eher von den Gerüchten „getrieben“ war, oder einfach nur „Ruhe in das Thema“ bringen wollte. Auch in den „Konflikt“ zwischen Pep und den Bayern-Ärzten. Und ob es diesen Konflikt überhaupt gab oder gibt…

[23.10.2014] Thiago ist erfolgreich operiert worden. Fürs Erste.

Der spanische Nationalspieler ist nach seiner erneuten Innenbandverletzung erfolgreich am rechten Knie operiert worden. Der Eingriff in Barcelona, bei dem FCB-Teamarzt Dr. Lutz Hänsel anwesend war, verlief ohne Komplikationen.

[24.10.2014] Nach dem Dementi der Kortison-Behandlung, kamen nun Doping-Gerüchte rund um Thiagos Behandlung mit – laut seinem Arzt Dr. Cugat – „Wachstumsfaktoren“ auf. Miasanrot.de sprach mit Fussballdoping.de.

Fortsetzung folgt…

Um es zusammen zu fassen: Nach Außen wird uns ja der Eindruck vermittelt, dass es so weit bestens läuft. Thiago ist nun erneut operiert, ist guter Dinge und wird – natürlich – „stärker denn je“ zurück kommen.

Ich wünsche es ihm. Ich wünsche es aber mir (und dem FC Bayern), dass es hier nicht tatsächlich irgendwelche, im Hintergrund schwelende Konflikte gibt. Ich will nicht, dass das, was wir uns seit 2010 aufgebaut haben, durch solche Streitigkeiten zerstört wird. Derlei wäre vielleicht im Sinne unserer (sportlichen) Konkurrenz, aber Bayern-like und professionell wäre es nicht.

Am Ende des Tages bin ich aber auch nur ein Fan, der von Medizin, Hochleistungssport, PR & Krisenmanagement keine Ahnung hat. Ich mache mir Sorgen (sic!) um Thiago und dass wir all die bisherigen Momente des Lichts & Glücks aufgrund seines Spiels nicht noch einmal erleben dürfen. Es wäre schade. Für mich, für uns, für seine Mannschaft(en) und auch für alle Anderen, die sich – fernab der Vereinszugehörigkeit und der damit verbundenen Emotionalität – schlichtweg an schönem Fußball und mit besonderem Talent gesegneten Spielern erfreuen können.

Hoffen wir das Beste.

Weitere Links zum Thema:

Die Akte Robben 01/10 – was bisher geschah

Die Akte Robben 02/10 – es wird nicht besser

Die Akte Robben 03/10 – kurz vor der Entscheidung?

Die Akte Robben 04/10 – und die Fifa ist wie immer fein raus

Die Akte Robben 05/10 – das Hornberger Schießen und die Gerichte

Die Akte Robben 06/10 – ein wenig ist die Luft raus

Die Akte Robben 07-08/10 – es brodelt wieder

Die Akte Robben 09/10 – Ende absehbar?