Bayerische Blaupause oder Saulus-Paulus

Mein Leben ist wie es ist. Ihr kennt das. Ich muss das nicht immer und immer wiederholen. Weil es aber so ist wie es ist, stresst mich nicht allein der Fußball. Zusätzlich war ich von all dem Gezanke und Gestichel ermüdet. Zwischen uns und den Schwarzgelben. Oder umgekehrt. Jeder versuchte sich über Wochen zu positionieren. Bloß nicht nachgeben. Kommunikationshoheit erreichen. Wer findet welchen Trainer, Spieler, Funktionär blöder. Und warum. Logischerweise und per Definition.

All das zog mich runter. Schmälerte meine Vorfreude. Auf das große Finale. Auf ein Finale der letzten drei Jahre. Nicht wenige Borussen erwähnten ja die Analogie zu 1997. Geschenkt. Tatsächlich hätte mir eine Niederlage im Finale der Championsleague unsere Rekordsaison in der Bundesliga nicht kaputt gemacht, aber es hätte doch einen mehr als dunklen Schatten auf unser Projekt „Revanche auf allen Ebenen“ geworfen. Ich wollte das nicht. Weiß man immer mehr, was man nicht will, bleibt übrig, was man will. Seine Ruhe haben zum Beispiel. Ruhe vor dem permanenten Hype, dem gegenseitigen Shitstorm zwischen den gegnerischen Fan-Lagern. Anfangs noch aktiv beteiligt, zog ich mich später massiv zurück und freute mich neutral bis relaxed auf unser gemeinsames Endspiel. Viele BVB’ler nahmen mir diese Gelassenheit eher nicht ab, aber tatsächlich war mein Gemütszustand unaufgeregt. Abstreiten will ich hingegen nicht, dass obiger Aspekt (mein Leben) einen ebenfalls nicht geringen Anteil daran hatte.

Irgendwann endet jeder Stress. Irgendwann ist Feierabend und man kann sich… fokussieren. Bei mir war das am Nachmittag des 24.05. der Fall. Meine Tweetrate stieg wieder an, ich beschäftigte mich zunehmend mit „Wembley“, ein paar ruhige Momente ohne Familie am Samstag (Dank an meine Fußball-affine Frau) und die Anreise zum „Private viewing“. Zustand? Ruhiger Puls. Irgendwie – selbst für mich – irritierend.

Anpfiff.

Wie aus dem Nichts überwältigte mich dieser emotionale Wirbelsturm. Alles was ich über Wochen versäumte, was mir die Ruhe brachte, stürzte mit einem Wimpernschlag der Geschichte auf mich ein – da war sie, diese unmenschliche Anspannung. Diese Anspannung, wie sie viele FCB- und BVB-Fans wohl seit Wochen gespürt hatten und welche ich nur abweisend zur Kenntnis genommen hatte. Dieses Gefühl, diese Emotion hatte ich zuletzt empfunden am… 19.05.2012. Da war es wieder dieses Unwohlsein, diese Kombination aus Freude, Angst, Stress, Aufspringen, Los schreien, Verstummen, Schimpfen, Hinsetzen, Aufspringen, Los rennen, Abstoppen, Haare raufen, Fluchen, Trinken, Schreien, Hinsetzen, Daumen drücken, unfassbarem Entsetzen, Aufspringen, Fluchen, Jubeln und Weinen.

Wem sag‘ ich das.

Da macht es sich nicht gut, wenn der Gegner unerwartet stärker auftritt als man das selbst über Wochen propagiert hat. Die Klopp-Kicker sperrten uns in ihren Schnellkochtopf ein und drehten am Herdknopf. If you can’t stand the heat, stay out of the kitchen. Klar. Fassungslosigkeit ob unserer Hilflosigkeit. Wäre Sportkamerad Neuer nicht der Torhüter, der er nun einmal ist, hätte Dortmund sich in dieser Phase der ersten 25 Minuten entscheidend abgesetzt. Aber Neuer ist eben Neuer und deshalb hielt er alles, was es zu halten gab. War das nun dieser Moment, wo man akzeptieren kann, dass Neuer die Verstärkung ist, die uns einmal die Championsleague sichern würde? Nein? Dann lasst mich fortan mit diesem Thema in Ruhe! Weiter im Text.

Meine Bayern gefielen mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht. Zu wenig Bewegung, zu wenig Pässe, zu wenig Risiko. Oder war es doch die Borussia, die so unfassbar lauf bereit und uns somit einfach überlegen war? Mir bricht kein Zacken aus der Krone, diesem Plan A Respekt zu bezeugen. Im Grunde ist dies ein Mittel der Klopp’schen Wahl. Und das – schwarzgelbe Zitate – erstaunte die Fans unseres Gegner nicht minder. Unsere Schwäche in dieser Phase. Ebenso zeichnete sich unter den differenzierten Fan-Vertretern aber mit der ersten Chance der Bayern durch Mandzukic schon das Ende der Herrlichkeit ab. Der Plan A lautete, im Finale der UEFA-Championsleague, alles, einfach alles in einem Rutsch in die Waagschale zu werfen und auf entsprechend fette Beute zu hoffen. Das Pech der Ruhrpottler? Der FC Bayern 2013 ist nicht mehr der FC Bayern des Jahres 2012. Wir hielten stand. Wir sammelten uns. Wir gewannen Zugriff auf das Spiel. Wir befreiten uns. Wir waren auf der Spur.

Zur Halbzeit ein 0:0, welches auch 2:2 oder 2:3 hätte lauten können. Begeisternd, wie auf dem heiligen englischen Rasen die beiden besten deutschen Mannschaften ein Duell mit offenem Visier austrugen. Es war die – von Medien und Marketing-Vertretern herbeigesehnte – „Werbung für die Bundesliga“. Im Detail hatte der BVB 2-3 gute Chancen zur Führung. Als die nicht genutzt wurden, kamen die Bayern zu ihren Chancen. Und sollte Robben zunächst erneut in Weidenfeller seinen Meister finden. Thema #Schimpfen und #Schreien. Entweder es war der „falsche Fuß“ oder Arjen versuchte einen Lupfer und zimmerte den Ball ins Gesicht der schwarzgelben Keepers. Schlimm. Das war so 2012.

Nach dem Seitenwechsel sah ich mich hingegen endgültig bestätigt. Wäre ja noch schöner, wenn meine Cato-Tarnung aufgeflogen wäre. Meine Gebetsmühlenartigen Äußerungen, dass die Bayern sich nach 2012 erneut weiter entwickelt haben, fanden hier ihre Belege. Die Bayern haben einen Plan. Einen Plan, mehrere Pläne zu haben. Der BVB hatten einen Plan. Und der reichte eben nicht. Die Bayern dominierten die Dortmunder im zweiten Abschnitt und – ausgerechnet – Robben passte sich spielentscheidend an, wurde der entscheidende Faktor unter vielen, sich während des Spiels verbessernden Faktoren. Wie überrascht muss Weidenfeller gewesen sein, als Robben ihn unmittelbar vor dem 1:0 nicht anschoss sondern einfach umspielte und die 5cm Lücke nutze, um den Ball in die Mitte zu spitzeln? Weidenfeller blieb nur ein Abfälschen des Balles, ein Erreichen blieb ihm erstmals verwehrt. Diese marginale Richtungsänderung ließ aber die verbliebenen Verteidiger vor dem Tor wie Kreisliga-C-Spieler aussehen. Mandzukic hatte keine andere Wahl als die längst verdiente Führung zu erzielen.

Dann die 89. Minute und ein Spielzug, den wir noch unseren Enkeln erzählen werden. Ein Ribéry, der allen Ernstes einen hohen Ball in die Spitze gegen mehrere Verteidiger kontrollieren und rückwärts durch 4-5 BVB-Beine spielen kann. Ein Robben, der im Vollsprint durch die versammelte IV-Elite der Dortmunder spaziert und Weidenfeller erneut in die falsche Reaktion zwingt. Selten zuvor war ein Kullerball für mehr Dynamik noch vor Überqueren der Torlinie verantwortlich. Robben. Arjen Robben. Der Spieler, der für alles Schlechte der Saison 2011/12 fast allein verantwortlich gemacht wurde, dessen Bild in der Öffentlichkeit – außerhalb des FC Bayern – kaum schlechter sein konnte. Dieser Spieler schießt den FC Bayern zum Championsleague-Titel. Sorgt dafür, dass wir das dritte Finale in vier Jahre dann endlich auch verdient gewinnen. Unfassbar. Bilder für die Ewigkeit. Alles nur an Robben festzumachen würde aber zu kurz greifen und den Erfolg des FC Bayern in dieser Saison verfälschen. Der FC Bayern 2012/13 ist nicht nur ein Spieler, der FC Bayern 2012/13 ist ein Team. Eine Wagenburg, ein Kollektiv, ein… fast perfektes Gebilde. Ein Rad greift in das andere und wird eins ausgetauscht, funktioniert das neue zumeist nicht schlechter.

Im Finale ist hier zunächst Neuer zu nennen, der uns – wie erwähnt – bis zur 25. Minute im Spiel hielt. Unsere Viererkette gewann zum gleichen Zeitpunkt von Minute zu Minute an Dynamik. Selbst diese unvorstellbare Dummheit – oder nennen wir es Ungeschicklichkeit? – von Dante, die zum Elfmeter für den BVB führte, glichen wir mannschaftlich aus. Überraschend auch und gerade für mich, dass ein Boateng einem Dante an Einsatz, Willen und entscheidenden Aktionen die Butter vom Brot nahm. Das, was Boateng auf den Rasen brannte, soll hier in jeder Form gewürdigt werden. Einen Spieler, der sich ab der 30. Minute nur noch über das Spielfeld humpelte und versuchte in die Pause zu retten, später aber an der Ereigniskette zu beiden Toren beteiligt war und eine unglaubliche Zweikampfquote aufwies – vor dem muss man schlichtweg niederknien. Kaum vorstellbar, was passiert wäre, wenn unser Trainer auf mich gehört und Boateng im Rahmen seiner Humpelminuten ausgewechselt hätte…

Die Außen – Lahm & Alaba – machten mit zunehmender Spieldauer ebenfalls Druck nach vorne – kaum vorstellbar in den ersten 25 Minuten. Klasse. Weltklasse hingegen unser defensives Mittelfeld. Und hier im Besonderen Herr Martinez. Alter, ist dieser Spieler jeden Cent seiner 40 Mio. Euro Ablöse wert oder nicht? Auch hier: Schaut Euch dieses Finale an, Ihr Neuer- und Martinez-Zweifler!

Unsere Offensive stand ohnehin wie zumeist außerhalb jeglicher Kritik. Persönlich hatte ich mir für Müller eine tragendere Rolle vorgestellt, aber da hatte Herr Subotic was dagegen (ohnehin wäre es ja eher ein Robben-Tor geworden). Unseren Thomas wird das eh nicht kratzen. Mandzukic, Ribéry und Robben (in dieser Reihenfolge) standen hier diesmal für die entscheidenden Szenen parat. Who cares.

Nein, eigentlich verbietet sich eine explizite Hervorhebung eines Spielers. Denn die Mannschaft hat es gerissen. Immer war es ein anderes Teil des Mosaik, welches Entscheidendes auf unserem Weg in dieser Saison geleistet hat. Ein Finale als Blaupause für eine ganze Saison – wie könnte es besser laufen?

Apropos schlecht laufen.

Ich glaube ja tatsächlich, dass wir dieses Spiel auch gewonnen hätten, wenn der Schiedsrichter alle strittigen Situationen gegen uns entschieden hätte. Ribéry also Rot gegen Lewandowski und/oder Dante Geld-Rot für den Tritt gegen Reus bekommen hätten. Kühne Vermutungen, klar. Aber wer weiß schon, wie sich das Spiel entwickelt hätte, wenn allein der erste PV ausgesprochen worden wäre? Komplett unklar. Hätte der BVB überhaupt noch die Luft gehabt, in Überzahl ein „Spiel zu machen“? Wären die 10 Bayern dann nicht erst Recht enger zusammen gerückt?

Im Fußball gleicht sich ja imho zumeist alles aus. So auch in diesem Finale. Denn der Schiedsrichter ließ insgesamt und auf beiden Seiten fast alles laufen. Den Tritt von Lewandowski gegen Boateng, das Trikotziehen gegen Müller, diverse kleinere Fouls auf beiden Seiten, Provokationen, etc.

Derlei soll z.B. die Aktion von Ribéry nicht kleinreden, ich glaube allerdings, dass diese Entscheidung falsch, aber nicht zwingend spielentscheidend gewesen sein mag. Sei es wie es sei, ich glaube schließlich auch daran, dass sich „Glück irgendwann aufbraucht“. So wohl im Falle des BVB. Denn wer hat schon vergessen, dass z.B. gegen Real Madrid nur ein Gegentor zum Ausscheiden gefehlt und gegen Malaga gar nur ein Abseitstor ins Halbfinale geführt hat? Da lasse ich übrigens auch das Argument „aber wir waren doch die bessere Mannschaft, allein die vielen Chancen“ nicht gelten. Denn wenn man seine vielen Chancen immer wieder als Argument anbringen muss, dann hat man ein Problem, denn Chancen generieren keine Pokale.

Damit mich keiner falsch versteht: Der BVB hat eine grandiose Championsleague-Saison gespielt und hätte es in dieser Saison nicht den FC Bayern gegeben (den es heuer imho übrigens nur aufgrund des BVB der letzten Jahre gab), hätten die Klopp-Kicker wohl den europäischen Thron bestiegen. Klassischer Fall von Pech gehabt. Wir Bayern können davon ein bis zwei Lieder singen. Deshalb höre ich jetzt auch auf von diesen Dingen zu reden.

Der FC Bayern ist Championsleague-Sieger der Saison 2012/13 und dies nicht unverdient. Punkt. Nächste Saison ist nächste Saison. Jetzt wird erst einmal gefeiert. Also am Sonntag. Unabhängig davon, wie das Pokalfinale am Samstag ausgeht. Klar ist, dass ich auch hier von einem Sieg ausgehe (siehe Cato), aber gespielt werden muss es ja dann trotzdem noch. Ob nüchtern oder mit 1,8 Promille.

Apropos freudetrunken.

Die Nacht des Championsleague-Sieges war die kürzeste Nacht seit dem 19.05.2012. Völlig zu Recht, alles, aber auch wirklich alles wollte ich an Eindrücken mitnehmen. Selbst wenn ein Finale vor Ort einen anders mitnimmt, als vor dem TV – ich war fertig. Und glücklich. Wie wir alle. Hoffen wir, dass es am nächsten Samstag exakt genauso sein wird.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Weisheiten #240

„Wir wollen ins Finale und das heißt, dass wir noch einmal so spielen müssen wie im Hinspiel – nicht ein Prozent weniger! […] Der größte Fehler, den wir machen könnten, wäre, zu denken, dass wir schon im Finale sind – wenn es eine Mannschaft gibt, die so ein 4:0 korrigieren kann, dann ist das Barcelona. Vielleicht müssen wir noch mehr als im Hinspiel zu 100 Prozent konzentriert sein – von der ersten Minute an!“

Arjen Robben, hungrig. Und heiß.

Anarchie & Ordnung schlagen Ball & Zauber

Unwohlsein. Zweifel. Anspannung. Erstaunen. Ungläubigkeit. Urknall. Rausch. Mein gestriger Tag in Kurzform. Und welcher Bayern-Fan könnte eine solcher Achterbahnfahrt nicht für sich genau so beschreiben. Seit Samstag. Seit Hoeneß. Seit Hannover. Seit Götze. Dabei ist es ja nicht so, als hätten die Bayern in den letzten Monaten und Jahren nicht genug erlebt. Guardiola und Martinez sind da nur die Spitzen der Eisberge. Auch die Bilanz der letzten Jahre ist trotz der zwei nationalen schwarz-gelben Jahre bemerkenswert. Haben wir nicht immer gesagt, dass wir mal dahin kommen wollen – dauerhaft – in ein Championsleague-Finale einziehen zu können? Damals Sätze wie von einem anderen Stern, inzwischen offenbar unsere Realität.

Apropos Gegenwart.

Nicht immer war ich in dieser Königsklassen-Saison von einem längeren Verweilen überzeugt. Zu „holprig“ verliefen manche Spiele (Bate, Arsenal, etc.). Ungewohnt schwach für diese Rekord-Saison. Dann kam Juventus. Und zwei Spiele, die alles andere zuvor vergessen machten. Das war europäische Spitzenklasse. Turin ist schließlich – nachweislich – keine Laufkundschaft. Aber Barca? Ich hatte – während der Gruppenphase – das Halbfinale, je nach Auslosungsglück, als Ziel vorgegeben. Weshalb ich nach dem katalanischen Los auch richtig begeistert war. Endlich Barca, endlich Messi, endlich die „ultimative“ Prüfung. Und was sollte schon passieren? Wenn ausscheiden, dann bitte nicht noch einmal im Finale. Gegen Barca ist das ohnehin aller Ehren wert. Würden wir unsere 50%-Chance hingegen nutzen können, stünde uns Historisches bevor.

Es wurde – wir haben es gestern alle erlebt – Historisches.

Selbst wo ich diese Zeilen gerade schreibe, kann ich die Dimension noch gar nicht richtig fassen. Wir haben Barcelona geschlagen. Die Unschlagbaren. Und wir haben es nicht geschafft wie Inter oder Chelsea, die in ihren Halbfinalsiegen gegen Messi & Co. ein destruktives Defensivfeuerwerk abbrannten, nein, wir haben sie, obwohl kaum am Ball, dominiert. Dominiert? Ja, wir haben einen – zugegeben – Messi, der nicht „auf der Höhe“ war, aus dem Spiel genommen. Wir haben Xavi, Iniesta genervt. Iniesta holte sich später gar Gelb ab. Frust-Gelb. Iniesta!

Schweinsteiger – zunächst fahrig, nervös, hohe Fehlpassquote – agierte wie gegen Juventus und schwang sich zum kämpfenden Dirigenten auf, Martinez gab den unüberwindlichen Stier, Müller mit seiner Anarchie, Ribéry und Robben mit ihrem Esprit und ihrem Mannschafts-Gen rundeten unser famoses Mittelfeld ab und zogen den Weltbesten ihres Faches den Zahn. Das machte mich – schon wieder – sprachlos. Was ist das für ein geiles Team? Wie konnte es zur letzten Saison noch einmal eine solche Steigerung geben? All das ist so unfassbar. Unfassbar gut.

Apropos Klasse.

Was unsere Defensive ablieferte war ebenfalls aller Ehren wert. Unser Spielführer, früher gerne mal eines meiner Lieblingsobjekte für ungezügelten Frust, liefert heuer eine seiner besten Spielzeiten im Trikot des FC Bayern ab. Dazu noch zwei – sprichwörtliche – Türme in der Schlacht. Dante und Boateng wuchsen nicht nur körperlich über ihre Gegenspieler hinaus. An ihnen prallte so ziemlich alles von der Barca-Herrlichkeit ab. Immer und immer wieder bangten wir Ungläubigen, dass es „jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, jetzt“ doch bestimmt passieren würde, dass Messi, Xavi, Iniesta, Busquets, oder, oder, oder nun endlich „einen raushauen“ würden, um auch uns zu zeigen, wo der Katalane den Most holt. Allein, es geschah nicht. Es geschah einfach nichts. Nichts, was unseren Sieg (ein Sieg! Zu Null!) gefährden konnte (ok, zwei, drei Aktionen gab es vielleicht). Im Gegenteil, wir schossen immer mehr Tore.

Natürlich – und nach einem 4:0 gegen die weltbeste aller Mannschaften kann man das locker zugeben – waren zwei unserer Tore eher nicht berechtigt. Gomez stand beim 2:0 wohl im Abseits und Müller blockt vor dem 3:0 Robbens Gegenspieler (vor dem 1:0 habe ICH kein Aufstützen von Dante gesehen. Wieso auch, Dante überragte seinen Gegenspieler ohnehin um Längen – der brauchte sich dafür gar nicht aufstützen). Kann man abpfeifen, tat der Schiedsrichter nicht. Er pfiff aber auch 2-3 Handelfmeter für uns nicht. Pech. So läuft das Leben. Man kann generell nicht behaupten, dass die UEFA-Schiedsrichter sich in der diesjährigen Königsklasse mit Ruhm bekleckert hätten, von den Tor-Schiedsrichtern(!) ganz zu schweigen.

Ganz großes Kino, dass sich Barcelonas Spieler nicht über den Schiedsrichter beschwert haben. So reagieren wahre Champions. Da können wir alle in der Bayern-Familie tatsächlich noch was lernen (ich schließe mich da nicht aus). Vielleicht ist es aber auch eher so, dass die Katalanen erkannt hatten, dass wir das Spiel einfach, irreguläre Tore hin oder her, über weite Strecken beherrscht haben. Womit wir beim nächsten Thema wären.

Der FC Bayern des Jahres 2013 hat einen Plan. Die Spieler wissen, was sie da machen. Das war beim FC Bayern nicht immer so und auch unter Trainer van Gaal noch nicht wirklich ausgeprägt. Spätestens hier kommt Josef, genannt Jupp Heynckes ins Spiel. Ich gestehe – nicht immer in den letzten zwei Jahren war ich komplett von ihm überzeugt. Es gab da das eine oder andere Spiel, die eine oder andere Entscheidung, die ich durchaus kritisiert habe. Aber was er seit Monaten beim FC Bayern leistet, ist – man kann es nicht anders sagen – grandios. Leider sehen das offenbar immer noch nicht alle Mitglieder des Zirkus Fußball in Deutschland so.

Da muss sich Heynckes nach dem Los Barcelona „witzige“ Bemerkungen zu möglichen Telefonaten mit Guardiola gefallen lassen und ferner Kritik, als er derlei – zu Recht – abschätzig kommentiert. Warum ich das so sehe? Was war das denn gestern? War das ein Matchplan, der Barca lahm legte, oder hat sich hier – die beste Mannschaft, die man so kennt – etwa auch freiwillig ergeben? Wer dieses „Argument“ immer noch in seinem Repertoire hat, dem kann man nicht mehr helfen. Oder hat Pep hier dem Jupp ins Ohr geflüstert, wie man das gegen die Katalanen so macht? Kommt mal klar, Leute. Offenbar ist der FC Bayern an einem Punkt seiner Entwicklung (ich bin entzückt, dass ich dieses Wort endlich im Zusammenhang mit meinem Verein benutzen kann) angekommen, an dem er – sprechen wir es offen aus – Barcelona besiegen kann. Wahnsinn.

Apropos Wahnsinn.

Ein Thomas Müller bringt mich sehr oft an den Rand der Verzweiflung. Ein Thomas Müller lässt aber auch sehr oft meinen Kopf explodieren (Remember Finale Dahoam). Ein Thomas Müller ist ein Phänomen. Ein Thomas Müller ist der Schuss Anarchie, der unserer perfide perfekten Spielordnung das gewisse Etwas, das Unberechenbare gibt. Ein Thomas Müller weiß sicher selbst manchmal nicht, was als nächstes passiert – wie soll das da sein Gegner erst wissen? Ein Thomas Müller ist ein Mehmet Scholl.

Fassen wir den gestrigen Blockbuster noch einmal zusammen:

Wir stehen mit einem Bein im Finale in London. Aber wir haben noch ein Rückspiel in Camp Nou vor uns. Und in Camp Nou haben schon andere Mannschaften viel mehr als die notwendigen fünf Gegentore eingeschenkt bekommen. Allein, keines dieser Teams (seit 2009) war der FC Bayern. Sind wir so selbstbewusst? Sind wir. Im Rückspiel steht unsere größte Pressing-Waffe – Mario Mandzukic – wieder zur Verfügung. Ohne Gelb-Vorbelastung. Vom Finale also nur per Platzverweis zu trennen. Bei der restlichen Offensive sieht es genauso aus. Da gibt es nur eine Richtung: Vollgas. Und am besten ein frühes Auswärtstor. Sechs Tore erzielt selbst Barcelona nicht gegen den FC Bayern des Jahres 2013!

Was uns Sorgen macht? Nicht viel. Aber die drohenden Sperren für Martinez, Schweinsteiger, Dante oder Lahm (Rest lassen wir mal außen vor). Ok, Lahm droht die Sperre schon länger und insofern er keine Dummheiten wie Herr Schweinsteiger macht (Gelb fürs Ballwegschlagen – also echt jetzt, Bastian!), sollte das klar gehen. Bleibt Dante. Auch er spielt seit einigen Spielen schon mit dieser „Gefahr“. Könnte also im Rückspiel klappen. Pessimistisch – wenn überhaupt – bin ich bei Schweinsteiger & Martinez. Je nach Schiedsrichter und taktisch erforderlichen Aktionen, könnte das schief gehen. Andererseits: Wie soll DonJupp das planen? Schon in der Startelf auf die Gelb-Gefährdeten verzichten und hoffen, dass es die 1b-Elf schon richten wird, mit dem 4:0 im Rücken? Und was passiert, wenn Barca sich, mit einem erstarkten Messi bis dahin in einen Rausch gespielt hat? Wie sollte Messi aber in den nächsten sieben Tagen seine Form und Fitness wiederfinden?!

Fragen über Fragen, Heynckes wird auch hier Antworten finden.

Abschließend ein Novum: Zum ersten Mal ist mir – und vielen anderen wohl auch – ein Bundesliga-Spiel aber mal so was von sch**ssegal. Gegen Freiburg darf am Samstag gerne mal die A-Jugend ran. Oder eben die Spieler, die jetzt gegen Freiburg spielen müssen, um in Barcelona in Top-Form zu sein. Wie wäre es hiermit?

Neuer
Contento – van Buyten – Boateng – Rafinha
Gustavo – Tymo
Shaqiri – Pizarro – Højbjerg
Mandzukic

Auf geht’s, Ihr Roten!

Liga an der kurzen Leine oder Bayern ballert für Barca

Murmeltiertag in der Fußball-Bundesliga. Es ist Samstag und wir werfen einen Blick auf die Aufstellung unseres FC Bayern. Erneut rotiert unser Trainer als gäbe es kein Morgen. Wir machen uns Sorgen, ob das wohl gut geht, weil ja [beliebigen Gegner einsetzen] aktuell gar nicht so schlecht drauf ist. Ergebnis? Ein Sieg klarer als der andere. Die Vertreter der Spannungs- und Marketing-Fraktion im deutschen Fußball mag dies betrüben, uns Bayern erfreut es im größtmöglichen Umfang.

Wir brauchen keine Spannung. Nicht nach den letzten zwei Jahren. Wir brauchen klare Erfolge, eine klare Positionierung als Antwort auf die schwarz-gelbe Herausforderung. Rekorde um ihrer selbst willen. Klingt eindimensional, wird aber für unser angekratztes Selbstverständnis benötigt. Die Liga an der kurzen Leine. Und – sind wir mal ehrlich (sic!) – selbst die kühnsten Optimisten hätten doch nicht damit gerechnet, dass diese Saison so unfassbar überlegen ablaufen würde. Mit wiederholten 1b- oder 1c-Aufstellungen wird der größte Teil der Liga beherrscht. Sicher, für die Top-Teams der Liga sieht die Startelf sicher immer noch anders aus, aber eben auch die Spiele gegen Mannschaften wie Hannover sahen in den letzten Jahren alles andere als so dominant aus wie am Samstag. Remember Historie.

Klar, Hannover war nicht der Gegner der letzten Jahre. In und um den Verein herum gibt es massive tektonische Störungen, nicht nur Fans, sondern vielleicht auch der eine oder andere Spieler waren nicht zu 100% bei der Sache. Andererseits: So was sollte es eigentlich bei heutigen Bundesliga-Profis nicht mehr geben. Und das 1:0, welches Herr Alaba quasi erzwungen hat, war ja tatsächlich ein Eigentor. Aber als Argument für die Hannoveraner mag dies trotzdem nicht gelten, hatten die Bayern zuvor schon Chancen zur Führung und zirkelten sie die Bälle an Pfosten und Latte.

Die Münchner sind eben in bestechender Form. Der gesamte Kader, nicht nur die Top-11. Und Gegner wie die Niedersachsen werden heute auch als neuer Deutscher Meister mit Rekordvorsprung brutal ernst genommen. Selbst vor einem anstehenden „Gigantengipfel“ gegen Barcelona. Pech für all die „grauen Mäuse“ der Liga, gegen die der FC Bayern in den letzten Jahren immer wieder Punkte gelassen und somit Meisterschaften der Konkurrenz mit ermöglicht hat (keine Ausrede, denn der BVB erlebt genau diesen Effekt ja in der aktuellen Saison – willkommen im Club).

Kommen wir zum Spiel.

Unser Trainer überraschte mit einer neuen Variante in der Rotations-Startelf. Diesmal mit „zwei Stürmern“ – Gomez und(!) Pizarro. Wobei Pizarro tatsächlich eher auf der „10“ spielte. Berauschend, wie sich herausstellen sollte. Und auch Gomez durfte – ebenso wie Pizarro – zweimal einnetzen und somit seine Laune, die trotz „Bankdasein“, erstaunlich gut ist, weiter steigern. Ein Startelf-Einsatz im Hinspiel gegen Barcelona dürfte ihm sicher sein. Überhaupt ist diese Gesamtsituation, die unsere sportlich Verantwortlichen hier vor der Saison hergestellt haben (Gomez nicht mehr nur Alleinunterhalter, schwächelnde Backups wie Olic und Petersen abgeben, etc. – dafür Mandzukic und Pizarro geholt) und die unser Trainer wirklich brilliant optimierte, nur zu loben. Wann war dies jemals der Fall, dass wir drei Top-Stürmer im Kader haben, die über eine gesamte Saison so verteilt ihre Topleistungen präsentieren? Was gab es neben Rummenigge, was neben Wohlfahrt, neben Elber, Makaay, Klose, Toni? Keine solche Dichte zumindest. Ein Erfolgsfaktor. Man kann es nicht oft genug wiederholen.

Und das Mittelfeld?

Defensiv halten Schweinsteiger und Martinez den laden auf Top-Niveau dicht. Schlüpfen die Backups in deren Rollen, gelingt es – zumindest national – die Qualitätslücke ausreichend zu schließen. Mir sind keine bemerkenswerten Fehler, Probleme der Vertreter an dieser Stelle im Spiel gegen den kleinen HSV in Erinnerung geblieben.

Vom offensiven Mittelfeld müssen wir gar nicht reden. Da wirbelt Ribéry die Leine-Kicker durcheinander und sorgt auch Thomas Müller durchaus für Unruhe in des Gegners Abwehr und was passiert zur Halbzeit? Es kommen Robben und Shaqiri und machen weiter, als wäre nix gewesen. Natürlich will ich gerne einräumen, dass diese Zeilen – Woche für Woche erwähnt – Außenstehende langweilen mögen, aber mir ist hier die Begeisterung – über so mögliche Ressourcen-Einsparungen – jedes gleichgültige Achselzucken „der Anderen“ wert. Was gingen wir früher zu vergleichbaren Zeitpunkten einer Saison auf dem Zahnfleisch? Ich möchte da jetzt nicht mehr dran denken.

Denken mag ich lieber an all die schönen Tore vom Samstag. Neben dem Eigentor eben noch von Ribery, Gomez, Gomez, Pizarro, Pizarro. Eins schöner als das andere. Und auch die Vorlagen (2x Alaba, 2x Pizarro, Boateng, Robben) gilt es zu würdigen. Insgesamt – es wurde, denke ich, auf Twitter schon erwähnt – sind nun einige Rechnungen mit Hannover beglichen. Nicht der erste Gegner in dieser fabulösen Saison gegen den dieses Unterfangen gelingt. Kunststück, wenn man auf dem besten Wege ist, eine komplette Rückrunde zu gewinnen. Was haben wir über Ribérys Spruch geschmunzelt.

Apropos Rekorde.

Wir haben diese – erst in der letzten Saison von den Dortmundern erzielte – Bestmarke von 81 Punkte (Grüße an die Ewigkeit, Herr Klopp *g*) nun eingestellt. Wer zweifelt daran, dass wir sie in den letzten vier Spielen dieser Spielzeit noch verbessern – für die nächste Ewigkeit?! Ich weiß noch genau, wie mich dieser Rekord in der letzten Saison gefuchst hat. Zumal es imho 2012 eine Verbesserung unseres(!) zu vorigen Rekordes war.

Und dann dieser Torrekord. Er steht bei 101 Toren. Ich bin ja nun in den 40ern. Und seit den 70er-Jahren Bayern-Fan. Aber für mich schien diese Marke für alle Ewigkeiten (sic!) unerreichbar. Und jetzt? Jetzt schießen wie sogar in Stadien, wo wir die letzten beiden Gastspiele verloren haben, auf einmal sechs Tore. Zwei über dem benötigten Schnitt um diese Marke zu verbessern. Verrückt. 89 Tore nach 30 Spielen. Noch vier Spiele und es fehlen noch 11 Tore bis zur magischen Grenze, 12 zur Einstellung und 13 zur Verbesserung des Rekordes. Dreizehn. In vier Spielen. Also gegen Freiburg (nicht zwingend in Bestform), in Dortmund (ja gut, äh), gegen Augsburg (Pokalrechnung offen) und in Gladbach (letzter Spieltag, sowieso alles egal). Geht das so weiter wie zuletzt, könnten wir allein in den beiden Heimspielen diese Tore erzielen… Nein, bleiben wir – einigermaßen – seriös. Es ist möglich, aber speziell gegen Freiburg ist jetzt echt mal das CL-Halbfinale wichtiger. Notfalls sollten wir da die A-Jugend spielen lassen. Sch**ss auf die Rekorde.

Apropos Barcelona.

Der gemeine Bayern-Fan hat es in diesen Stunden nicht leicht. Nicht leicht, sich vollends auf das Barca-Gastspiel in München zu freuen. Die „Akte Hoeneßüberstrahlt medial alles, wirklich alles. Einerseits. Andererseits können mich ab morgen „alle mal gern haben“. ICH werde mich in die Vorfreude auf dieses Spiel hineinsteigern. Ich werde notfalls jegliche Kommunikation deaktivieren. Ich werde versuchen den Tag herumzukriegen. Und ich werde am Abend meinen Jungs beim Kicken zusehen. Ich werde fiebern. Ich werde anfeuern. Ich werde vielleicht leiden. Und ich werde hoffentlich jubeln.

Lassen wir für 24h Hoeneß Hoeneß und Freiburg Freiburg sein!

¡Vamos, rojos!

Von alten Damen. Und dicken Ladys.

Vor dem Spiel gegen Juventus hatten wir vor dem Spiel gegen den HSV Sorge. Dass wir nur Juventus im Kopf hätten und das Spiel schwierig werden könnte. Das Resultat? Bekannt. Vor dem Spiel gegen Juventus hatten wir Sorge, dass die Gala in der Bundesliga die Sinne trüben und Bruder Leichtfuß wieder auftreten könnte. Resultat? Berauschend. Der nach-österliche FC Bayern hat ganz offensichtlich seine bisherige Saison-Ernsthaftigkeit zurückgewonnen. Eine Ernsthaftigkeit die in Hoffenheim, gegen Fortuna, Arsenal und in der zweiten Halbzeit in Leverkusen abhanden gekommen schien.

KRISE! Weg damit. Wir sind wieder da. Kein Spiel zu früh. Und ich bin – mal wieder ehrlich – aber mit diesen beiden Spielen hätte ich so tatsächlich nicht gerechnet. Weder mit diesen neun Toren noch mit einen so deutlichen Vorsprung für das Rückspiel in Turin. Ein 2:0 ist aus meiner Sicht herausragend. Das war Juventus, Leute. Nicht das von 2009, nein, dass Team, dass seit 2 Jahren die ital. Liga beherrscht. Und deshalb gefiel mir das Spiel richtig gut. Aber der Reihe nach.

Es mag nicht von Nachteil gewesen sein, dass Sportkamerad Alaba in der 24. Spielsekunde den Ball bekommt, auf das gegnerische Tor schießt und der Ball – dank Abfälschung – unhaltbar ins Tor fliegt. Wirklich nicht. Auch wenn wir uns im Nachgang für 15-20 Minuten Sorgen machen mussten, dass die Conte-Kicker ihrer Überlegenheit im Spiel irgendwann Tore folgen lassen würden. Aber dann kamen wir zurück. Wir kamen so stark zurück, wie wir zumeist die gesamte Saison schon zurückkommen. Wie wir nach zwei Meisterschaften des BVB zurückkamen. Großartig.

Großartig auch, wie wir gegen diese Spitzenmannschaft agierten. Taktisch meisterlich von unserem Trainer eingestellt. Wurde es erst nach der Verletzung von Kroos richtig gut? Was weiß ich denn schon? Es hatte den Anschein, aber das werden wir nie erfahren. Robben kam rein und brannte. Brannte für dieses Spiel. Brannte für was auch immer. Aber er brannte. Und deshalb brannte Juventus auch. Und zwar phasenweise lichterloh. Da war aber nicht nur Robben. Da war Ribéry, später Müller, da war Schweinsteiger, Lahm, Dante, Alaba, wer auch immer. Und als Krönung mal wieder: Mandzukic. Unfassbar was der erneut gelaufen ist, was der gekämpft hat.

Ich erinnere mich noch an eine Szene. Da bekommt ein italienischer Abwehrspieler den Ball und will ihn nach vorne treiben. Von hinten läuft Mandzukic ihn an. Der Gegner reagiert und schlägt Haken, Mandzukic muss reagieren und läuft eine Kurve, bleibt aber dran und schafft es, trotz wesentlich größerer Laufstrecke, seinen Gegner immer noch unter Druck zu setzen. Wahnsinn.

Sich zu wiederholen mag bisweilen langweilig wirken. Hier wiederhole ich mich aber inzwischen gerne, denn ich glaube immer noch, dass weder Hamburg sich freiwillig neun(!) Tore in München einschenken lässt, noch dass sich Juventus Turin(!) im Viertelfinal-Hinspiel der Championsleague – wissend um die eigene Stärke der letzten zwei Jahre und die Tatsache, dass wir Bayern auswärts eher noch stärker sind – freiwillig so eine Dominanz aufzwingen lässt. Nein, wenn wir in Top-Besetzung antreten können und die richtige Einstellung zum Spiel finden, dann kann uns in dieser Saison offenbar kaum jemand schlagen. Das Thema Barca (oder Madrid) lassen wir hier mal außen vor – wir sind noch nicht im Halbfinale.

Ob das überheblich ist? Nein, für mich ist das eher eine empirische Aussage. Bis wir eines Besseren belehrt werden. Denn immer wenn es diese Saison eng wurde, fehlten uns entweder wichtige Spieler (Martinez, Ribéry, Schweinsteiger) oder eben die Einstellung (Hoffenheim, Düsseldorf, etc.). Manchmal auch beides (s. Arsenal).

Kurz zurück zu Kroos. Gegen Juventus sah der Schachzug, dass wir Robben für Kroos bringen konnten und dieser dann zum Faktor wurde, genial aus. Aber erstens war dies nur ein Spiel und was machen wir, wenn Robben sich irgendwann im Rest der Saison erneut verletzt? Dann haben wir imho ein mittelgroßes Problem. Nicht in der Bundesliga (denn da ist am nächsten Samstag um 17:25 der Drops gelutscht), nein, vielleicht im Pokal aber ganz sicher in der Championsleague. Im möglichen Halbfinale (für das VF-Rückspiel hat selbst Robbens Körper zu wenig Zeit sich zu verletzen) oder erst recht in einem traumhaften (mehr ist es zur Zeit noch nicht) Finale in London. Denn dort geht es auf neutralem Grund gegen Real, Barca oder entfesselte Dortmunder. Könnte bessere Perspektiven an dieser Stelle geben.

Sehen wir es positiv. Wir haben Juventus zu Null und mit zwei Toren Unterschied geschlagen. Dies ist – wie erwähnt – wesentlich mehr als ich erwartet hatte. Wir stehen mit einem Bein im Halbfinale. Wenn wir in Turin ein Tor erzielen, sind es 1,5 Beine. Weil Turin zwei wichtige Spieler ersetzen muss. Einer davon ist Vidal. Und Vidal ist das Herz von Juventus. Während Pirlo das Gehirn ist. Pirlo konnten wir ausschalten, mit Vidal hatten wir eher mehr Probleme. Nun gut, der liebe Arturo ist fast einen eigenen Beitrag wert, die Gesamtsituation ist komplex.

Weil Vidal in der ersten Halbzeit „holzen“ konnte / durfte, was unsere Muskeln, Sehnen und Bänder aushielten. Vor allem von Ribéry. Der englische Schiedsrichter ließ es zu. Er ließ recht viel zu und die Spieler dankten es ihm nicht. Die Fouls von Vidal, die Hände am Kopf und im Gesicht von Mandzukic, all solche Dinge hätte der Schiedsrichter bestrafen können. Hat er in der ersten Halbzeit nicht und deshalb kassierte Vidal seine dritte, Spielsperrende Karte in HZ2 für ein Handspiel. Ein Witz, denkt man an seine körperlichen Aktionen. Sei es, wie es war. Das Schiedsrichter-Gespann hatte sich in der Halbzeitpause – ganz offensichtlich – überlegt, die eigene Linie zu verschärfen. Nach Anpfiff der zweiten Halbzeit wurde phasenweise fast jede strafwürdige Aktion auf dem Rasen abgepfiffen. Erfahrene Championsleague-Schiedsrichter müssen eher nicht zu solchen Korrekturen gedrängt werden.

Vidal also für das Rückspiel gesperrt. Insgesamt hätte er auch Gelb-Rot bekommen können. Ebenso wie Chiellini übrigens (Thema Hände und Gesicht Mandzukic) auch. Die weitere Spielsperre für Juve in Person von Lichtsteiner ist imho zu hart. In der Aktion mit Dante im Strafraum war es weder eine Schwalbe von Lichtsteiner, noch foult hier Dante strafstoßwürdig (was ich teilweise auf Twitter zu lesen bekam). Normale Aktion in Strafraum. Gut für uns, schlecht vom Schiedsrichter.

Nicht minder gut für uns und schlecht für das Schiedsrichter-Gespann war der Tritt von Ribéry gegen Vidal. Wir reden hier nicht davon, dass „es mit Vidal ja schon irgendwie den Richtigen getroffen hat“, nein, wir reden hier davon, dass ein Weltklasse-Spieler wie Ribéry sich – auch wenn er noch so oft im Spiel getreten und gefoult wurde – nicht zu einer solchen Aktion hinreißen lassen darf. Das darf man nicht in einem Championsleague-Viertelfinale. Und auch nicht einem Pokalspiel in Augsburg. So sehr einen der Gegner auch provoziert. Das hast Du doch gar nicht nötig, Franck! Glück für uns, dass der Schiedsrichter ganz offensichtlich die Aktion tatsächlich gesehen hat(!) aber trotzdem das Platzverweiswürdige Foul nicht als solches bewertet hat(!!). Ribéry ist somit im Rückspiel dabei, Vidal nicht. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass all die Schiedsrichter, die in Zukunft (dieser Saison) ein Spiel des FC Bayern in der Championsleague pfeifen werden, ein ganz besonderes Auge auf Ribéry werfen werden. Das hat er nun davon.

Nun, die Oper ist noch nicht zu Ende, die fette Lady hat noch nicht gesungen. Turin ist zuhause inzwischen eine Macht und ein frühes Heimtor wird uns eventuell verunsichern können. Wer weiß das jetzt schon mit Sicherheit auszuschließen? Zu unserem Glück haben wir kaum Zeit uns dieses Szenario auszumalen. Wir spielen am Samstag um die Deutsche Meisterschaft in Frankfurt und danach geht es direkt nach Turin. Das Gegenteil vom Achtelfinale. So muss es sein.

Es klingt komisch. Aber in diesen Tagen dürfen / müssen wir Bayern nur von Spiel zu Spiel denken. Frankfurt. Turin. Sind wir dann Meister und stehen im Halbfinale der Championsleague, geht es weiter. Und unser Trainer wird sicher auch dann das Richtige tun, um unsere frisch zurückgewonnene Ernsthaftigkeit beizubehalten. Sonst lässt er denMatthias auf die Mannschaft los. Fass! 😉

Habe ich was vergessen?

Kein Gegentor nach einer Ecke. Fabulös. Kein Spieler für das Rückspiel gesperrt, Martinez steht wieder zur Verfügung, analog zu Schweinsteiger bei quasi 0 Verwarnungen. Gefährdet sind dafür weiter Lahm & Dante und zusätzlich nun Gustavo und Mandzukic. Zwei davon können wir ausklammern. Wenn unser Kapitän das will, bekommt der im restlichen Verlauf der Saison keine Karte mehr und Gustavo wird nur noch ein Faktor werden, wenn Martinez oder Schweinsteiger sich verletzen oder später noch eine Sperre absitzen (beides möge der Fußballgott verhindern (am Ende im Finale?!)). Bleiben also als negative Faktoren Dante und vor allem Mandzukic. Fällt unser kroatische Super-Mario aus, bricht unsere größte Pressing-Waffe weg, denn wer glaubt ernsthaft, dass ein Gomez diese Eigenschaft kompensieren könnte? Was Gomez aber kompensieren könnte, wäre die Torgefährlichkeit in der roten Zone, klar. Die hat mit Mandzukic‘ Pressing natürlich gegen Juventus gefehlt. Wie man sieht, gibt es immer noch vortreffliche Optionen im Münchner Kader. Noch. Andererseits: Uns stehen „nur“ noch (max.) sechs Partien in den Pokalpartien dieser Saison bevor. Realistisch betrachtet, sind es wohl nur noch vier kritische Spiele in der Königsklasse. Denn gegen Wolfsburg, Freiburg oder Stuttgart muss es – in dieser Saison – doch eigentlich auch die 1b-Elf schaffen. Ansonsten wäre bisher national was schief gelaufen…

Kommen wir langsam zum Ende.

Die Ausgangslage gegen Juventus ist bemerkenswert und unerwartet. Lasst uns diese Chance verwerten. Und lasst uns bitte am Samstag mit einem Sieg in Frankfurt endlich diese Rekordmeisterschaft holen!

Auf geht’s, Ihr Roten!