Der Jupp’sche Kreis oder Rekord-Aus

Frauen von Fußball-Fans haben es nicht leicht. Gibt es Nachwuchs wird es kompliziert. Erst Recht, wenn der Nachwuchs noch nicht im „ich bin mit Papa beim Fußball“ – Alter ist. Dann muss Sie immer einspringen, wenn Er in Ruhe Fußball schauen will. Ganz zu schweigen von der Kinderbetreuung bei Live-Spielen.

Meine Frau ist so eine Frau. Und sie leidet still. Es gibt natürlich Reparationsleistungen meinerseits, aber rund um die Spiele unseres FC Bayern steht sie parat. Ich hingegen fand es nun einmal an der Zeit in den Rückzahlungsmodus einzusteigen. Die Saison kurz vor der Ziellinie und wenn man die technischen Möglichkeiten hat – warum nicht der Liebsten mal anbieten, ein 15:30-Spiel erst am Abend zu konsumieren? Wer konnte denn so was ahnen?!

Ich versichere an Eides statt, dass ich um 15:30 meinen letzten Tweet las und in die Lego- und Playmobil-Problematik einstieg. Bis 17:15 fasste ich mein Smartphone nicht an. Herrje. Ich fing an, die ersten 10, 15 Tweets von 15:31 nachzuscrollen und starrte schockiert auf mein Display – Null zu Zwei?? Schneller Wechsel zur Ticker-App, zwecks Beleg, was danach passiert war. 4:3? Und Dortmund? Gegen Hoffenheim?! Die Fortuna meiner Frau abgestiegen? Dann das 2:2. Relegation. Was? Abseits? Also doch P17? Puh. Wer bitte denkt sich so was aus? Aber gut, dass ich in aller Ruhe die Eroberung der Löwenburg verhinderte und den Bauernhof inkl. Weide und Tiere noch fertig gebaut bekam. Wer braucht schon solch einen Stress?

Im Ernst: Man kann es ja eh nicht ändern und am Ende des Tages war mir nur wichtig, dass wir in Mönchengladbach dann noch gewonnen haben. Über das Wie habe ich mich im Nachgang informiert. Und nur weil der Ablauf „ein wenig“ dramatischer verlief als erwartet, ändere ich doch nicht mehr meine Überschrift, die ich mir vor dem Spiel zurecht gelegt hatte (ein Novum).

Es schloss sich ja tatsächlich ein Kreis für unseren Trainer. Den gebürtigen Mönchengladbacher, der hier als Spieler seine größten Erfolge feierte und die ersten Jahre seiner Trainerlaufbahn verbrachte. Nicht nur einmal wird er in diesen Tagen auf sein (sportliches) Leben zurückgeblickt haben – sicher nicht ganz ohne Stolz (lassen wir die BL-Intermezzo (Intermezzi?) in Frankfurt, Schalke & Gladbach mal außen vor)!

Dann diese Begrüßung und Verabschiedung in Gladbach. Derlei ist dort wohl noch keinem Bayern-Trainer zuteil geworden. All das und noch viel mehr wird auch so einen erfahrenen Haudegen wie Heynckes bewegt haben. Seine Tränen während der Nach-Spiel-PK waren eindeutiges Zeichen dieser Emotionen. Ein rundum gelungener Tag im Borussia-Umfeld. Denn auch seine Spieler wussten um die „historische“ Bedeutung dieser Stunden – für ihren Trainer. Anders ist kaum zu erklären, wie die Bayern nach einem 1:3-Rückstand nach 10, 11 Minuten noch so dermaßen sowohl Gegner als auch Spiel dominieren sollten und völlig verdient (sogar um ein, zwei Tore zu niedrig) das Spiel für sich entscheiden konnten. Ein letzter Sieg, ein paar letzte Rekorde. Für den Trainer, für die Ewigkeit. Also die echte jetzt, nicht die von 2012.

Ich gestehe, dass ich mir nicht die vollen 90 Minuten unseres letzten Saisonspiels in der Aufzeichnung angesehen habe, schon die wichtigsten Szenen, klar, aber einiges im Schnellvorlauf. Dem 0:1 ging ein Zuordnungsfehler in der bayerischen Verteidigung, dem 0:2 eine ebenso unfassbare wie ungewöhnliche Konzentrationsschwäche des Ex-Gladbachers Dante voraus. Womit wir schon die Erklärung für sein Verhalten hätten – er war imho am Anfang des Spiel, bei der Rückkehr in „sein“ altes Stadion, schlichtweg „unkonzentriert“. Besser da als in Wembley. Schwamm drüber. Das 1:2 basierte auf Riberys erster Zuckervorbereitung und Martinez‘ Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Ein Konter besiegelte das frühe 1:3. Sommerfußball beim FC Bayern? Urlaubsstimmung? Mitnichten. Der FC Bayern ist heuer ein ganz anderes Team. Ich weiß nicht welches Jahr ich hier nennen soll, aber „früher“ hätte eine Mannschaft des FCB dieses Spiel nach dem 1:3 abgeschenkt. Sich vollends auf #Wembley konzentriert. Vergangenheit. Wir machten Ernst. Und hier vor allem unser kleiner Franzose. Ich sag’s Euch, Leute, unser Franck hat noch was vor in dieser Saison. Der will. Wie auch beim 2:3, als er Gladbachs Besten im kurzen Eck überraschte, oder beim 3:3 als er das Tor des Monats erzielte. Mindestens. Was für ein Strahl. Nicht weniger begeisternd seine Vorlage für Arjen Robben, der daraufhin zum 4:3-Siegtreffer einnetzte.

Was bleibt den Gladbachern?

Sie haben uns anfangs des Spiels geärgert, sie haben uns vier der 18 Saisongegentore eingeschenkt. Immerhin. Kann nicht jedes Team von sich behaupten. Nein, ich glaube tatsächlich, dass unsere Spielzeit 2012/13 tatsächlich und jetzt wirklich in die ewigen Geschichtsbücher dieser Fußball-Bundesliga eingehen wird. Mehr geht kaum. Und selbst wir werden diese Bestmarken – in der Masse – so nicht reproduzieren oder gar übertreffen können. Auch nicht mit Pep – dem Zauberer – Guardiola.

Punkt. Strich drunter. Das war es mit der Bundesliga. Rekorde über Rekorde. Schön war’s. Und das Beste? Es geht ja noch weiter. Ab sofort gilt jede Konzentration dem europäischen Gipfeltreffen am nächsten Samstag in London. Jedes Krümelchen wird analysiert, von allen Seiten beleuchtet werden. Ok, jetzt nicht von mir, ich habe beruflich bis dahin genug zu tun, aber jeder Andere, der sich nur im entferntesten mit Fußball beschäftigt, wird noch was mitzuteilen haben. Hoffen wir nur, dass bis zum Spiel nicht noch ein paar Transferbomben platzen und alle komplett durchdrehen.

Auf diversen Kanälen habe ich ja nun schon meine Einschätzung zum Finale kundgetan und auch wenn Einige das inhaltlich schon nervte und sie den Wahrheitsgehalt in Frage stellten:

Ich bin wirklich total entspannt. Und ich bin auch total davon überzeugt, dass wir das Finale gewinnen werden. Davon hat mich diese Saison überzeugt. Nicht nur die Bundesliga, nein, auch die Championsleague und hier vor allem die Spiele gegen Juventus und Barcelona, haben gezeigt, wie groß der Sprung war, den der FC Bayern 2012/13 noch einmal im Vergleich zur Spielzeit 2011/12 gemacht hat. Nicht mehr und nicht weniger. Dortmund ist stark und Dortmund steht – ebenso wie wir – verdient im Finale der Königsklasse, aber wir werden stärker sein. Nicht weil wir eine solch dominante nationale Rekordsaison auf den Rasen gebrannt haben, nein, vor allem deshalb, weil wir auf verschiedene Herausforderungen in dieser Saison immer wieder neu und erfolgreich reagiert haben.

Die Dortmunder Siegesserie gegen uns – deren Selbsterfüllung uns noch 2011/12 zu lähmen schien – ist heuer unterbrochen worden. Vielmehr hatte es der BVB zumeist seinem herausragenden Torhüter zu verdanken, nicht schon in der Bundesliga geschlagen worden zu sein. Im Pokalspiel hingegen – einer Begegnung mit ähnlichem Charakter wie am kommenden Samstag – rangen wir die Borussen nieder. Ein Wendepunkt. Bei all der – jugendlichen – Begeisterung und Unbekümmertheit, die die Schwarzgelben wohl auch im Finale auszeichnen wird, ich bin davon überzeugt, dass wir den Schlüssel in der Hand halten. Wir werden siegen. Weil wir keine Schwäche zeigen werden, jeder Spieler wird um die Bedeutung dieses Spiels wissen, jeder Spieler wird sich dieser Chance bewusst sein. Und genau dieser Gedanke beflügelte schon andere Teams. Inter 2010 ebenso wie Chelsea 2012. Auch wenn ich zusätzlich davon überzeugt bin, dass wir in diesem Finale für das Gros der Spieler nicht die letzte Chance auf den Henkelpott sehen (welches imho die Hauptmotivation für obige Gegner war).

Pack ma’s, Buam. Bringt den Pott hoam. Auf geht’s, Ihr Roten!

Vom Abstieg, Sandgetrieben und jeder Menge Trallala

Chronistenpflicht. So nennt man das wohl. Wenn man als Blogger auch fünf Tage nach einem Spiel noch seinen Bericht schreibt. Interesse hat daran sicher kaum noch jemand. Die wilde Karawane ist eh schon längst beim überüberüberüberübernächsten Thema. Was waren das noch Zeiten als ich für 50 Leser geschrieben habe, 5 Kommentare bekam und es niemanden interessierte, dass der Bericht zum Spiel immer(!) erst Dienstag oder Mittwoch das Licht der Welt erblickte. Nein, ich will gar nicht klagen, ganz im Gegenteil, ich muss sogar ab und an ein wenig schmunzeln. Und ich schreibe ja auch. Jetzt.

Ich denke, dass Spiel selbst können wir schnell abfrühstücken. Die Augsburger waren der erwartet schwere Gegner (sic!). Warum? Weil es das gefühlte 20. Spiel des FC Bayern in der Bundesliga war, in dem es – für den FC Bayern – um kaum noch etwas ging. Abgesehen von der verrückt-historischen Aufholjagd vielleicht. Ist natürlich Quatsch. Für mich ist diese Rekordjagd tatsächlich sehr wichtig. Als Statement. Als Reaktion. Auf die Jahre 2011 und 2012. Immer noch, eh klar. Damit will ich gar nicht langweilen. Diese „Spannung“ ist aber auch für uns wichtig, um hier vom Kopf her wach zu bleiben, den Bogen genau richtig zu spannen. Nicht zu stark und nicht zu schlaff. Für das große Ziel: Wembley. Aber zurück zu Augsburg.

Die ersten Spielminuten brachten das erwartete Bild – dominante Bayern. Mit Chancen im Minuten-Takt. Nun, zu diesem Zeitpunkt erinnerte ich mich wieder daran, was mich in den bisherigen Spielen gegen die Puppenkistenkicker schon genervt hat: Dieser Torhüter. Er hielt die Unhaltbaren. Denn eigentlich hätten wir in dieser Phase die üblichen 1-2 Tore erzielen müssen. Dann wäre es das Schützenfest geworden. Und die Düsseldorfer Fortuna müsste sich um die Tordifferenz im direkten Duell um Platz 15 keine Sorgen mehr machen. Wir überwanden ihn aber nicht. Und dann wurde es zäh, merkte man plötzlich – so wie es unser Kapitän nach dem Spiel ausdrückte – dass bei den Münchnern Sand im Getriebe war, man 10 Tage nicht mehr mit der 1a-Elf gespielt hatte. Eine wichtige Erkenntnis. Für das große Finale. Aber auch für das Spiel in Mönchengladbach.

Im weiteren Verlauf wurden die Augsburger mutiger und wieso auch nicht, mehr als in München verlieren geht ja eh nicht. Ein Elfmeter wurde ihnen versagt. Wie auch später den Jupp-Jungs. Das „Handspiel“ von van Buyten lassen wir mal außen vor – aus meiner Sicht kein Elfmeter.

Am Ende kam eh alles, wie es kommen musste und wie es heuer immer kam: Wir machten das Tor. Und noch eins und noch eins. Punkt. Das mich das Spiel trotzdem mitnahm, darüber schrieb meine Frau (dabei war sie ja teilweise daran schuld (Fortunin, you know?!))

Wie sehr so ein Tor doch beruhigen kann. Danach wurde es (ich) ruhiger. Im Anschluss unsere Meisterfeier. Lange herbeigesehnt, nicht erst seit dem Titel in Frankfurt, nein, seit 2010. Es wurde feucht. Und fröhlich. Die Bilder beeindruckten.

Frühkindliche Prägung.

Apropos Prägung. Für meine Kinder war es zwar die erste bewusst erlebte Meisterfeier des FC Bayern, für mich die 17. (1980,81,85,86,87,89,90,94,97,99,2000,01,03,05,06,08,10) – und jede habe ich genossen. Auch wenn ’85,’86,’89,’00 und ’01 vielleicht spontaner waren als alle anderen, mir ist jeder Titel, jeder Feier recht. Welcher (Bayern-)Fan würde diesen Satz nicht für sich unterschreiben?

Die Saison biegt in schneller Fahrt in die Zielgerade ab. Am Samstag steht das letzte Spiel in Mönchengladbach an. Hier gilt es einerseits erneut sich vor Verletzungen zu schützen, andererseits aber in Form zu kommen und sowohl all unseren Rekorden die letzte Spitze aufzusetzen als auch das 1:1 im Hinspiel zu „korrigieren“. Dabei sind übrigens die 91(!) Punkte am Saisonende realistischer als noch sechs weitere Tore für die 100-Tore-Marke. Ein Sieg, keine Verletzungen und nah an die Topform für den 25.05. zu kommen reicht mir aber vollkommen aus.

In diesem Sinne:

Auf geht’s, Ihr Roten!

Fortsetzungs-Roman oder Tikitaka war Mittwoch

Selten zuvor war ein Spiel zwischen meinem FC Bayern und der Borussia aus Dortmund belangloser. Was man so hörte. Nun ja. Selten zuvor wurde ein Spiel in Deutschland wie das anstehende Championsleague-Finale so hochgejazzt. Zwischen dem FCB und eben dem BVB. Den Meistern der letzten vier Jahre. Ich bin – aufmerksame Leser meines Blogs werden es wissen – weniger extrem.

Ich will einfach nur jedes Spiel gewinnen. Ob Championsleague-Finale oder Durchschnittskicks mit aufgebesserten B-Elfs im Westfalenstadion. Es kam anders. Selten zuvor konnte ich diesen Umstand aber besser ertragen als nach dem Spiel am letzten Samstag. Vielleicht mein Beitrag zur allgemeinen Hysterie rund um „Wembley“. Der Reihe nach.

Unser Trainer machte keinen Unterschied zwischen Nürnberg, Hannover, Freiburg oder Dortmund. Er rotierte was das Flipchart hergab. Klar, der BVB auch, allerdings frug ich mich, wofür er dies tat? Wann stehen die entscheidenden Spiele der Saison an? Ende Mai? Anfang Juni? Und das sind noch 3-4 Wochen? Spielen wir jetzt noch englische Wochen bis zum Schluss?

Augsburg zu Hause und in Gladbach. Samstags um 15:30. Wie der Rest der Bundesliga auch. Mhm. Klar, wir hatten Barcelona (BARCELONA!) am Mittwoch, aber war unsere A-Elf tatsächlich so kaputt und fertig, dass es für eine Startelf in Dortmund nicht gereicht hat? Weder Schweinsteiger noch Martinez? Beide angeschlagen? Es mag in der Liga zwar mit dem zweiten Anzug laufen wie geschnitten Brot, aber der BVB ist – offensichtlich – inzwischen eine andere Hausnummer. Den schlagen selbst wir in dieser Rekordsaison nicht im Vorbeigehen.

Der Eine oder Andere wird nun einwerfen, weshalb ich das so kritisch sehe und das wir doch längst Meister sind und die Saison so oder epochal in die Geschichte eingehen wird und DonJupp mit seiner Aufstellung schlichtweg kein (Verletzungs)Risiko eingehen wollte, etc, etc.

Alles richtig. Aber noch einmal: Ich war (und bin immer noch) genervt. Genervt von zwei Titeln für den BVB, von deren Rekorden und all diesen Siegesserien-Sprüchen. Und weil das ja jetzt nicht mehr geht – von den Sieglos-Sätzen. Ein weiterer Sieg – nach dem Pokalerfolg – wäre hier Nerven-Gold wert gewesen. Schade. Es geschah aber nicht ohne Grund.

Ein Grund – Schweinsteiger UND Martinez fehlten über 90 Minuten. Ohne polemisch werden zu wollen, aber zwischen unserem Top-Duo und Gustavo & demTymo liegen… Welten. Unserem Spiel merkte man das mehr als merklich an. Die beiden haben ihre Qualitäten. Defensiv. In der Balleroberung. Aber Kreativität, Spielleitung, Temposteuerung, Rhythmus? Fehlstanzeige. Schlimm. Körperliche Schmerzen beim Zuschauen. Die ebenfalls erfolgten Schonung diverser Klopp-Kicker verhinderte ein komplettes Überrennen unseres Mittelfeldes durch den Ex-Meister.

Dortmund anfangs besser, mit mehr Zugriff zum Spiel, der FC Bayern fiel vor allem durch Ballverluste und fehlendes Gegenpressing(!) auf. Das war schlimmstes van-Gaal’sches Ballgeschiebe ohne Zug zum Tor. Das Tor der Dortmunder zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient.

Danach nahmen die Bayern dann doch mal am Spiel teil und steigerten ihre Anteile am möglichen Punktekuchen. Ebenso frei wie derKevin beim 1:0 stand auch Gomez beim 1:1. Wohl nicht einmal im Training an der Säbener Straße hat der gute Mario so viel Platz Beim Einköpfen. Fast hätte eben dieser das Spiel gar gedreht, aber erneut war es Weidenfeller, der eine unserer 100%-tigen Chancen vereitelte. Murmeltiertag. Weniger Chancen als sonst, umso wichtiger wäre aber ein funktionierender Tunnel für Roman gewesen, Mario. Geschichte.

So viel grundlegend zum Spiel. Aber es gab da ja noch mehr. Zum Beispiel einen gegebenen Handelfmeter. Herr Boateng hat diesen Strafstoß verursacht. Nicht zum ersten Mal. Aber das lassen wir mal außen vor. Kann man den 11er geben? Meiner Meinung ja. Hörer des Schiedsrichter-Podcast @collinaserben wissen: Es gibt keine „Schutzhand“ mehr, das Argument „Boateng wollte ja nur sein Gesicht schützen“ ziehen hier nicht. Zumal ja schon in Realgeschwindigkeit zu erkennen ist, dass die Hände da nicht reflexartig waren, wo sie sich zum Zeitpunkt der Ballberührung befanden.

Das Beste an der Spielsituation? Herr Neuer hielt einen Elfmeter von Herrn Lewandowski! Ich erwähne dies explizit, da wir uns seine Schlechtleistungen im Umkehrschluss ja auch in epischer Breite anhören müssten. Imho ein guter Hintergedanke, falls sich beide im Spiel der Spiele, im Giganten-Duell, im Game of the Universe noch einmal gegenüber stehen…

Hätte es noch mehr Elfmeter geben müssen? Spontan hätte ich die Aktion von Subotic an Pizarro als Elfmeter-würdig eingeordnet, @collinaserben sahen dies anders. Ich würde mich dieser Einschätzung beugen. Die Aktion von Contento an Gündogan hatte ich selbst zuvor schon abschätzig bewertet.

Gilt es den Schiedsrichter noch gesondert zu bewerten? Einige Bayern-Fans hatten sich den Mann an der Pfeife auserkoren, als „Sündenbock“ herzuhalten. Für den Punktverlust. Oder was auch immer. Nun, ich hatte – über das gesamte Spiel – einen anderen Eindruck. „Schuld“ am Remis waren andere Faktoren.

Die (Start)Aufstellung. Egal ob gezwungen oder nicht, mit dieser B-Elf war kaum ein Blumentopf zu gewinnen. Innen in der Verteidigung war es noch im Rahmen, aber über Außen kam kaum Druck nach vorne. Und nach hinten gab es ab und an Lücken (vor dem 0:1). Über das defensive Mittelfeld hatte ich schon alles gesagt, weiter vorne fehlte der Zug zum Tor, die Kreativität und – vor allem – das dauerhafte Feuer, sprich Gegenpressing. Puh.

Die Wechsel. Natürlich machte die – imho völlig berechtigte – Gelb-Rote-Karte für Rafinha unserem Trainer einige Striche durch die Matchplan-Rechnung. Gleichwohl hätte ich den Müller-Wechsel schon zur Halbzeit erwartet. Für Contento. Dann Alaba nach hinten und Shaqiri auf links. Zumindest die Statik im Spiel hätte sich dann gebessert. In der Unterzahl ging es nur noch darum, das Remis zu sichern, klar. Trotzdem zeigte der Einsatz und die Laufbereitschaft von Müller überdeutlich, dass mehr möglich gewesen wäre. Der Thomas zeigte eine 1a-Leistung, allein, er war da schon allein auf weiter Flur. Kein Robben, kein Ribery, kein Kroos, kein Mandzukic, kein gar nix. Nur Müller-Anarchie klappt ohne Anspielplätze nun auch wieder nicht.

Apropos Rafinha.

Was war der Plan unseres Außen-Brasilianers? Heißblut hin oder her. Was mich richtig wütend machte, war die Tatsache, dass wir zum Zeitpunkt seiner zweiten gelben Karte Schritt für Schritt Vorteile aus diesem Durchschnittskick zogen. Ich hatte den Eindruck, dass wir näher am Siegtreffer waren als die Dortmunder. Ganz zu schweigen von der Emotion und Stimmung, die sowohl aus dem Spiel als auch aus dem Stadion komplett entfernt waren. Pustekuchen. Wie kommt man auf die Idee seinem Gegenspieler den Ellbogen so ins Gesicht zu bohren, wenn man kurz zuvor die erste Verwarnung gesehen hat? Ich begreif‘ es nicht. Egal.

Der Rest der Szene (Finger an der Wange, Klopp, Sammer) ist imho Folklore und ein Medienthema. Dazu muss ich mich nicht äußern. Es sind noch vier Spiele in dieser Saison. Und auch die will ich alle gewinnen. Nicht mehr und nicht weniger. Was die Herren Watzke, Zorc, Klopp, Rummenigge, Sammer & Co. für Hahnenkämpfe austragen, betrifft mich eher so weniger bis null.

Für mich zählt jetzt (in chronologischer Reihenfolge) nur ein Sieg anlässlich der (endgültigen) Meisterfeier gegen Augsburg, zum Abschluss ein Sieg in Mönchengladbach um den Rekord weiter in die Höhe zu schrauben. Dann das Finale in London und zum guten Schluss den Pokalsieg gegen Stuttgart!

Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Bayern-Banalität, Breisgau-Brasilianer und Barca

Wie soll man einen solchen Bericht starten? Einen Bericht über ein Bayern-Spiel, dass wirklich kaum jemand wirklich gekümmert hat? Also mich jetzt schon, weil ich im Prinzip immer jedes Spiel gewinnen will, aber viele andere Mitglieder der Bayern-Community doch eher nicht. Wie auch, wenn es sich in diesem Spiel gegen die – ehemals als Breisgau-Brasilianer betitelten – Freiburger um die – sind wir schon wieder ehrlich – unwichtigste Partie der gesamten Spielzeit handelte.

Wir sind Meister. In Rekordtempo. Wir stehen ferner im Pokalfinale. Wir haben das Championsleague-Halbfinal-Hinspiel gegen das – so die Definition – stärke Fußball-Team unseres Planeten hinter uns und das Rückspiel in drei Tagen vor uns. Wen kümmert da Freiburg? Jetzt nix gegen Freiburg, es wäre gegen jedes Team (außer vielleicht dem BVB (obwohl, die wären ja in exakt der gleichen Situation gewesen)) das gleiche gewesen. Nein, voller Fokus auf die Partie in Camp Nou am Mittwoch.

Aus genau diesem Grund vollzog unser Coach eine, in der Geschichte des FC Bayern einzigartige Rotation in der Startelf: 10 (in Worten Zehn) Spieler wurden im Vergleich zum Dienstag-Spiel gegen Messi und Co. aus der Aufstellung rotiert. Uff. Natürlich ist das in diesen Tagen nur im direkten Vergleich eine „Sensation“, weil Heynckes in der mehr als luxeriösen Position ist, zweierlei Teams zu haben. Eine nationale Mannschaft und eine Elf für die europäische Königsklasse. Würde man die Startaufstellungen der letzten Bundesligapartien vergleichen, sähe es weniger spektakulär aus. Aber gut.

Je mehr zuletzt rotiert wurde, desto mehr waren wir von den Ergebnissen und der nationalen Rekordjagd dieser Spielzeit beeindruckt. Mussten wir uns in der jüngeren Vergangenheit noch Sorgen in derlei Konstelationen machen, schlafen wir seit Wochen hier mehr als ruhig. Unser zweiter Anzug passte. Für die nationale Konkurrenz. Spannungsfanatiker und Romantiker mögen dies diametral entgegengesetzt beurteilen, aber mir ist das so schon lieber.

Gegen die Streich-Kicker war dies nun anders. Ein Hauch von Hitzfeld und van Gaal wehte durch das weiterhin prall gefüllte Rund unserer Arena. Kein Kantersieg mit 1b-Elf, keine Demontage des jeweiligen Gegner stand auf dem Plan, nein, es wurde ein Arbeitssieg. Auch für diesen gab es – natürlich – drei Punkte (jetzt 84 – alleiniger Punkte-Rekord in 50 Jahren Bundesliga – für die nächste Ewigkeit (sic!))), aber diese drei Punkte holten uns vielleicht gerade rechtzeitig noch einmal punktuell auf den Boden zurück. Nicht alles fliegt uns dieser Tage ohne größere Aufwände zu, nein, auch ein FC Bayern muss dafür – jedes Mal! – hart arbeiten. Keine wirklich störende Erkenntnis vor dem größtmöglichen Showdown in Katalonien.

Zum Spiel muss man eigentlich nichts sagen. Es war phasenweise sehr gut, sehr flüssig, zumeist aber zäh. Nach der späteren Einwechslung von Ribery und Gomez wurde es kurzzeitig besser, aber insgesamt war der SC Freiburg ein schwierigerer Gegner als alles andere, was wir zuletzt vor der Flinte hatten. Was jetzt nicht zwingend etwas mit Freiburg, sondern vor allem mit den Umständen zu tun hatte, aber – ein schwieriges Spiel bleibt ein schwieriges Spiel. Es freut mich gleichwohl unbändig, dass es trotzdem ein weiterer Sieg wurde. Neue Rekorde und Rekordverbesserungen standen danach zu Buche. Ebenso wie ein geschonter Stamm, Spielpraxis für Boateng & Mandzukic (der hoffentlich gegen Barca das erwartete Spiel seines (Pressing)Lebens absolvieren wird) und – ganz wichtig – keine Verletzten (ok, damit wären ja eh nur B&M gemeint gewesen, also bestand auch hier kaum Gefahr).

Unmittelbar nach dem Schlusspfiff startete die Vorbereitung für Mittwoch. Herr Messi hat, glaubt man den Berichten aus der spanischen Liga, wie erwartet rechtzeitig zum Rückspiel seine Form wieder gefunden, ergo steht eine meiner Überlegungen nach dem Hinspiel beantwortet im Raum: Natürlich werden wir mit der „1a-Plus-mit-Sternchen“-Startelf den „magischen“ Rasen in Barcelona betreten. Und im Grunde wäre alles andere der falsche Weg. Wir sind der FC Bayern und wir haben Barca im Hinspiel klar beherrscht. Punkt. Was wäre es für ein Signal, wenn wir mit der B-Elf auflaufen? Nein, wir nehmen das alles mehr als ernst und die Gelb-Belastungen sollten uns nicht kratzen. Herr Schweinsteiger und seine Kollegen müssen lediglich die eigene Disziplin hochhalten und den Kopf einschalten. Kein Ball-weg-Schlagen, kein Meckern, keine unnötigen Handspiele oder Fouls im Mittelfeld. Doppelpunkt. Aber ich gehe ohnehin davon aus, dass die UEFA aus den Schiedsrichter-Leistungen der bisherigen K.O.-Runden-Spielen gelernt hat und für die letzten drei Spiele nur ihre Besten aufbieten wird. In Madrid wird es z.B. Herr Webb sein. Dieses Vorgehen weckt die Hoffnung, in unserem Rückspiel keine – unberechtigen – Verwarnungen zu erhalten.

Mehr kann man nicht verlangen und mehr können wir nicht tun.

Som-hi, vermells!

#RoadtoWembley

Liga an der kurzen Leine oder Bayern ballert für Barca

Murmeltiertag in der Fußball-Bundesliga. Es ist Samstag und wir werfen einen Blick auf die Aufstellung unseres FC Bayern. Erneut rotiert unser Trainer als gäbe es kein Morgen. Wir machen uns Sorgen, ob das wohl gut geht, weil ja [beliebigen Gegner einsetzen] aktuell gar nicht so schlecht drauf ist. Ergebnis? Ein Sieg klarer als der andere. Die Vertreter der Spannungs- und Marketing-Fraktion im deutschen Fußball mag dies betrüben, uns Bayern erfreut es im größtmöglichen Umfang.

Wir brauchen keine Spannung. Nicht nach den letzten zwei Jahren. Wir brauchen klare Erfolge, eine klare Positionierung als Antwort auf die schwarz-gelbe Herausforderung. Rekorde um ihrer selbst willen. Klingt eindimensional, wird aber für unser angekratztes Selbstverständnis benötigt. Die Liga an der kurzen Leine. Und – sind wir mal ehrlich (sic!) – selbst die kühnsten Optimisten hätten doch nicht damit gerechnet, dass diese Saison so unfassbar überlegen ablaufen würde. Mit wiederholten 1b- oder 1c-Aufstellungen wird der größte Teil der Liga beherrscht. Sicher, für die Top-Teams der Liga sieht die Startelf sicher immer noch anders aus, aber eben auch die Spiele gegen Mannschaften wie Hannover sahen in den letzten Jahren alles andere als so dominant aus wie am Samstag. Remember Historie.

Klar, Hannover war nicht der Gegner der letzten Jahre. In und um den Verein herum gibt es massive tektonische Störungen, nicht nur Fans, sondern vielleicht auch der eine oder andere Spieler waren nicht zu 100% bei der Sache. Andererseits: So was sollte es eigentlich bei heutigen Bundesliga-Profis nicht mehr geben. Und das 1:0, welches Herr Alaba quasi erzwungen hat, war ja tatsächlich ein Eigentor. Aber als Argument für die Hannoveraner mag dies trotzdem nicht gelten, hatten die Bayern zuvor schon Chancen zur Führung und zirkelten sie die Bälle an Pfosten und Latte.

Die Münchner sind eben in bestechender Form. Der gesamte Kader, nicht nur die Top-11. Und Gegner wie die Niedersachsen werden heute auch als neuer Deutscher Meister mit Rekordvorsprung brutal ernst genommen. Selbst vor einem anstehenden „Gigantengipfel“ gegen Barcelona. Pech für all die „grauen Mäuse“ der Liga, gegen die der FC Bayern in den letzten Jahren immer wieder Punkte gelassen und somit Meisterschaften der Konkurrenz mit ermöglicht hat (keine Ausrede, denn der BVB erlebt genau diesen Effekt ja in der aktuellen Saison – willkommen im Club).

Kommen wir zum Spiel.

Unser Trainer überraschte mit einer neuen Variante in der Rotations-Startelf. Diesmal mit „zwei Stürmern“ – Gomez und(!) Pizarro. Wobei Pizarro tatsächlich eher auf der „10“ spielte. Berauschend, wie sich herausstellen sollte. Und auch Gomez durfte – ebenso wie Pizarro – zweimal einnetzen und somit seine Laune, die trotz „Bankdasein“, erstaunlich gut ist, weiter steigern. Ein Startelf-Einsatz im Hinspiel gegen Barcelona dürfte ihm sicher sein. Überhaupt ist diese Gesamtsituation, die unsere sportlich Verantwortlichen hier vor der Saison hergestellt haben (Gomez nicht mehr nur Alleinunterhalter, schwächelnde Backups wie Olic und Petersen abgeben, etc. – dafür Mandzukic und Pizarro geholt) und die unser Trainer wirklich brilliant optimierte, nur zu loben. Wann war dies jemals der Fall, dass wir drei Top-Stürmer im Kader haben, die über eine gesamte Saison so verteilt ihre Topleistungen präsentieren? Was gab es neben Rummenigge, was neben Wohlfahrt, neben Elber, Makaay, Klose, Toni? Keine solche Dichte zumindest. Ein Erfolgsfaktor. Man kann es nicht oft genug wiederholen.

Und das Mittelfeld?

Defensiv halten Schweinsteiger und Martinez den laden auf Top-Niveau dicht. Schlüpfen die Backups in deren Rollen, gelingt es – zumindest national – die Qualitätslücke ausreichend zu schließen. Mir sind keine bemerkenswerten Fehler, Probleme der Vertreter an dieser Stelle im Spiel gegen den kleinen HSV in Erinnerung geblieben.

Vom offensiven Mittelfeld müssen wir gar nicht reden. Da wirbelt Ribéry die Leine-Kicker durcheinander und sorgt auch Thomas Müller durchaus für Unruhe in des Gegners Abwehr und was passiert zur Halbzeit? Es kommen Robben und Shaqiri und machen weiter, als wäre nix gewesen. Natürlich will ich gerne einräumen, dass diese Zeilen – Woche für Woche erwähnt – Außenstehende langweilen mögen, aber mir ist hier die Begeisterung – über so mögliche Ressourcen-Einsparungen – jedes gleichgültige Achselzucken „der Anderen“ wert. Was gingen wir früher zu vergleichbaren Zeitpunkten einer Saison auf dem Zahnfleisch? Ich möchte da jetzt nicht mehr dran denken.

Denken mag ich lieber an all die schönen Tore vom Samstag. Neben dem Eigentor eben noch von Ribery, Gomez, Gomez, Pizarro, Pizarro. Eins schöner als das andere. Und auch die Vorlagen (2x Alaba, 2x Pizarro, Boateng, Robben) gilt es zu würdigen. Insgesamt – es wurde, denke ich, auf Twitter schon erwähnt – sind nun einige Rechnungen mit Hannover beglichen. Nicht der erste Gegner in dieser fabulösen Saison gegen den dieses Unterfangen gelingt. Kunststück, wenn man auf dem besten Wege ist, eine komplette Rückrunde zu gewinnen. Was haben wir über Ribérys Spruch geschmunzelt.

Apropos Rekorde.

Wir haben diese – erst in der letzten Saison von den Dortmundern erzielte – Bestmarke von 81 Punkte (Grüße an die Ewigkeit, Herr Klopp *g*) nun eingestellt. Wer zweifelt daran, dass wir sie in den letzten vier Spielen dieser Spielzeit noch verbessern – für die nächste Ewigkeit?! Ich weiß noch genau, wie mich dieser Rekord in der letzten Saison gefuchst hat. Zumal es imho 2012 eine Verbesserung unseres(!) zu vorigen Rekordes war.

Und dann dieser Torrekord. Er steht bei 101 Toren. Ich bin ja nun in den 40ern. Und seit den 70er-Jahren Bayern-Fan. Aber für mich schien diese Marke für alle Ewigkeiten (sic!) unerreichbar. Und jetzt? Jetzt schießen wie sogar in Stadien, wo wir die letzten beiden Gastspiele verloren haben, auf einmal sechs Tore. Zwei über dem benötigten Schnitt um diese Marke zu verbessern. Verrückt. 89 Tore nach 30 Spielen. Noch vier Spiele und es fehlen noch 11 Tore bis zur magischen Grenze, 12 zur Einstellung und 13 zur Verbesserung des Rekordes. Dreizehn. In vier Spielen. Also gegen Freiburg (nicht zwingend in Bestform), in Dortmund (ja gut, äh), gegen Augsburg (Pokalrechnung offen) und in Gladbach (letzter Spieltag, sowieso alles egal). Geht das so weiter wie zuletzt, könnten wir allein in den beiden Heimspielen diese Tore erzielen… Nein, bleiben wir – einigermaßen – seriös. Es ist möglich, aber speziell gegen Freiburg ist jetzt echt mal das CL-Halbfinale wichtiger. Notfalls sollten wir da die A-Jugend spielen lassen. Sch**ss auf die Rekorde.

Apropos Barcelona.

Der gemeine Bayern-Fan hat es in diesen Stunden nicht leicht. Nicht leicht, sich vollends auf das Barca-Gastspiel in München zu freuen. Die „Akte Hoeneßüberstrahlt medial alles, wirklich alles. Einerseits. Andererseits können mich ab morgen „alle mal gern haben“. ICH werde mich in die Vorfreude auf dieses Spiel hineinsteigern. Ich werde notfalls jegliche Kommunikation deaktivieren. Ich werde versuchen den Tag herumzukriegen. Und ich werde am Abend meinen Jungs beim Kicken zusehen. Ich werde fiebern. Ich werde anfeuern. Ich werde vielleicht leiden. Und ich werde hoffentlich jubeln.

Lassen wir für 24h Hoeneß Hoeneß und Freiburg Freiburg sein!

¡Vamos, rojos!

C-Bayern, D-Franken und jede Menge Entspannung

In diesen Tagen muss man sich viel zurechtlegen. Die Bayern, dass der nächste Gegner immer der schwerste ist. Die Nürnberger, dass man sich in München was ausrechnen würde, weil man ja so lange nicht verloren hatte und die Münchner die Liga ja herschenken. Die Abteilung „Vermarktung“ bei der DFL, dass die Bundesliga natürlich weiterhin und bis zum Schluss brutal spannend bleiben wird.

Alles Quatsch. Selbst meine eigenen Befürchtungen, dass die Clubberer uns – wie im Hinspiel – erneut ärgen wollen – hinweggefegt. Obwohl Unsere Aufstellung in diese Richtung ging. Einige Stimmen aus meinem „sozialen Medien“-Umfeld nahmen gar das böse Wort „Wettbewerbsverzerrung“ in den Mund. Hui.

Und dann das. 3:0 nach 25.Minuten. Schneller als gegen den HSV. Nimmt man die Glanzparaden des Nürnberger Torhüters hinzu, hätten es eher ein halbes Dutzend Tore sein können. Und dies mit einer Startelf, die auf 9 (Neun!) Positionen zum letzten Spiel verändert wurde. Die Sportskameraden Schweinsteiger, Lahm und Müller & Co. saßen gar nur auf der Tribüne. Derlei würde mir als Spannungsfanatiker in der Tat Sorgen machen. Als Fan des FC Bayern sehe ich dies natürlich ganz anders. All das, was aktuell mehr als rund lief, lief über Jahre grundsätzlich falsch. Man kommt nicht an der Erkenntnis vorbei, dass beim FCB zurzeit vieles nahezu perfekt läuft. Dieser Punkt lässt mich von Spiel zu Spiel ebenso staunend wie begeistert zurück.

„Kurios“ sind in diesem Zusammenhang allenfalls die Torschützen, die den komplett ungefährdeten 4:0-Heimerfolg sicherten: Boateng, Gomez, Rafinha und Shaqiri. Und die Torverhinderer wie Tom Starke – selbst per Elfmeter gelang den Franken kein Tor. Bezeichnend.

Nein, dass war eine runde Sache. Ribery besann sich – erstmalig als (stolzer) Kapitän – auf seine Stärken und lieferte sein bestes Spiel seit Wochen ab. Kein Vergleich zur Vorwoche. Jeden Spieler einzeln zu loben, würde aber bedeuten, die kollektive Leistung zu schmälern. Drum rede ich vielmehr über unseren Trainer. Denn dieser vollbrachte das Kunststück, hier erneut Spieler auf den Rasen zu stellen, die – in der Regel – im zweiten Glied stehen, am Samstag aber eine 1a-Leistung ablieferten. Mein Respekt dafür. Auch dies ist ein entscheidender Faktor des Rekord-Erfolges in dieser Spielzeit!

Ich muss dabei immer an alte Berichte aus den mittleren 70er-Jahren denken, als ein FC Bayern mit einem 16-Mann-Kader eine Vierfachbelastung stemmen musste, wir zwar noch den Europapokal der Landesmeister gewinnen konnten (viel weniger Spiele aus heute), in der Bundesliga und im DFB-Pokal aber nur noch Durchschnitt waren. Ganz zu schweigen von all den Freundschaftsspielen, die Manager Schwan zusätzlich ansetzte, um Geld in die klammen Kassen zu spülen. Unvorstellbar aus heutiger Sicht. So aber stehen im anstehenden Pokalhalbfinale nun 11 mehr oder weniger ausgeruhte Bayern auf dem Rasen und spielen um den erneuten Einzug ins Pokalfinale. Eine fabulöse Situation. Im Falle eines möglichen Finaleinzugs können wir das Thema bis Saisonende ablegen und uns zuvor ausschließlich mit Barcelona, einem nicht unmöglichen Finale in London und dem „Spannunghalten“ in der Bundesliga beschäftigen. Ganz abgesehen von der weiteren Rekordjagd.

Was für ein Luxus. Und ich schwebe. Ich schwebe auf einer Welle der Begeisterung. Diese Welle ist Bayern-Fans diese Emotion, wie sie sich – bei jedem anderen Meister – seit der sicheren Meisterschaft in einer Dauerfeierorgie geäußert hätte. Das diesbzgl. Dauergrinsen ist uns Bayern-Fans hier seit Wochen ins Gesicht gebrannt. Und wird dort noch eine Weile bleiben.

Müssen wir uns Sorgen machen? Um die Teilnahme am Pokalfinale in Berlin? Meiner Meinung nach nicht. Also wir Fans nicht. Das Trainerteam rund um Heynckes schon eher. Die Mannschaft wirklich auf dem aktuellen Limit zu halten, das Spiel gegen Wolfsburg so ernst zu nehmen. So ernst wie jedes weitere und nicht nur die gegen Barcelona. Die letzten Spiele, als alle uns Schwächeln oder Unernsthaftigkeit einreden wollten, sprechen hier imho eine deutliche Sprache.

In diesem Sinne, Jungs:

Auf geht’s, Ihr Roten!

Dantes Schüssel und Schweinis Hacke

Der FC Bayern ist Deutscher Meister 2012/13! Rekord-früh. Rekord-dominant. Wir sind es aus eigener Kraft geworden und der Sieg in Frankfurt war der letzte Mosaikstein. Dazu gratulieren wir den Spielern, den Verantwortlichen, allen, die an diesem grandiosen Erfolg ihren Anteil haben und nicht zuletzt uns selbst, den Fans, die schließlich auch daran beteiligt waren.

Was muss ich dann aber im Nachgang lesen? Ja, irgendwie ist das schon toll, was die Bayern da geleistet haben, Glückwunsch, aber feiern, noch nicht einmal richtig feiern können die doofen Bazis!

Vielen Dank, sehr nett, aber auf vergiftete Komplimente kann ich verzichten. Diese Saison war außergewöhnlich. Epochal. Und genau die richtige Reaktion auf die vorherige – „auf 20,30 Jahre unerreichbare“ (Zitat Klopp) – Spielzeit des Ex-Meisters. Das ist Fakt. Wenn man nun, weil einen als Fan (eines anderen Vereins), dieser Erfolg der Heynckes-Kicker insgeheim stört, mit aller Macht das berühmte Haar in der Suppe finden will – bitteschön – ich bin da gerne behilflich, aber eins wird auch dann noch feststehen: Wir sind dabei, eine Rekordsaison zu etablieren, die alles andere wirklich in den Schatten stellen wird. Das Imperium hat verstanden, hart und seriös gearbeitet und zurückgeschlagen. Bämm.

Von daher gilt es an dieser Stelle unsererseits ein aufrichtiger Dank an unseren Gegner Borussia Dortmund zu richten! Die Leistung der Schwarz-Gelben hat doch unsere diesjährige Steigerung erst möglich gemacht. Nennen wir den Ball beim Namen. Konkurrenz, und so. Gerade dieser Umstand stößt jetzt vielleicht Einigen im Umfeld oder innerhalb der Fanschaft säuerlich auf, aber ich kann es nur noch einmal wiederholen, was ich zwei Jahren lang immer wieder gesagt habe: Genießt es, solange es geht. Und dieser Endpunkt ist genau… jetzt.

Von all dem abgesehen: Niemand schreibt mir vor, wie ich(!) zu feiern habe. Ich habe nach dem Schlusspfiff eine große Freude empfunden. Fakt 1. Wer aber eine Explosion wie z.B. 2001 oder wenigstens 2000 oder 1986 erwartet hat, ist entweder ignorant oder naiv! Wie soll das emotional gehen? Seit Wochen, wenn nicht Monaten steht doch mehr oder weniger fest, dass wir diese Saison im Sack hatten. Der BVB hat die zweite Meisterschaft auch deshalb geholt, weil sie eine rein nationale Rückrunde spielen konnten. Heuer sind sie international stabiler und spielen eine gute Runde, allein, die Bayern sind (trotz Mehrfachbelastung) auf Rekordjagd. Pech gehabt. Willkommen in unserer Gefühlswelt von vor 12 Monaten. Irgendwie. Fakt 2.

Fakt 3: Jetzt mal ehrlich, Leute. Am Mittwoch spielen wir in Turin, bei der besten Mannschaft Italiens, um den Einzug ins Halbfinale der Championsleague. Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir jetzt „die Sau rauslassen“ würden. Die gleichen Kritiker, die nach dem Titelgewinn unsere feierlichen Aktivitäten anprangen, würden uns doch nach einem anschließenden Ausscheiden der Unprofessionalität und Blauäugigkeit bezichtigen. Ergo: Alles richtig gemacht.

Was soll das überhaupt bedeuten, „richtig feiern“? Meister-T-Shirts, Bierduschen? Ansonsten verpönt, aber wenn die Bayern das jetzt nicht machen, sind sie prüde und langweilig? Keine Fragen mehr. Ach und ab welcher Anzahl nackter, einer Woche lang Tag und Nacht auf den Straßen tanzender Fans, wären unsere Feierlichkeiten denn Fan-politisch korrekt? 1.000? 20.000? Oder doch eher mindestens so viel wie in Dortmund, wenn man einen überraschenden Titel holt, nachdem man wenige Jahre zuvor fast insolvent war, oder schlichtweg in der Stadt, der Region ganz andere Fan-Konzentrationen vorherrschen als in München?!

Wie auch immer, man kann es diesen Kritikern ja eh nicht recht machen, also belassen wir es dabei und kommen zum Gastspiel unserer Bayern in Frankfurt.

Die Bayern begannen auch dieses Auswärtsspiel gewohnt kontrolliert und dominant. Man mag mich arrogant nennen, aber wenn ein Team 13 von 14 Spielen in der Fremde gewinnt und dabei 31:2 (in Worten: ZWEI)! Tore erzielt, dann kann man imho nicht (mehr) behaupten, dass die Bayern ja nur mit Glück diese Bilanz erspielt hätten, nein, dann muss das Hand und Fuß haben, dass es hauptsächlich am FCB selbst lag und nicht an sich komplett ergebenden Gegnern. Punkt. Wie das spätere Spiel ja noch zeigen sollte, waren diese Frankfurter (ob zunehmender Meisternervösität der Bayern?) ja durchaus in der Lage unsere Mannschaft in Bedrängnis zu bringen. Na also.

Der Reihe nach.

Bayern dominant, ohne sich übermäßig viele Chancen zu erarbeiten. Nach der 30. Minute weniger dominant, mehr kontrollierend und Frankfurt auch mit Teilnahme am Spiel. Zunächst der Pfostentreffer von Shaqiri, dann der berechtigte, aber leider verschossene Alaba-Elfmeter und ferner noch das Foul an Gomez, welches Meyer ebenfalls mit Elfmeter hätte bestrafen können, es aber nicht tat. 0:0 zur Pause.

Nach dem Wechsel dann wieder mehr bayerischer Druck und ein – standesgemäßes – Meistertor von Bastian – Madjer – Schweinsteiger. Vor dem Gästeblock. Ein Traum. Einziger Rest-Aufreger des Spiels dann der nicht gegebene Handelfmeter gegen Dante. Meyer ließ auch hier die Pfeife stecken und dies war – aus meiner Sicht – eine Fehlentscheidung. Abschließend sollen dies aber diejenigen klären, die Ahnung haben. Von den Regeln. Unter Zuhilfenahme des „Zeitlupenwissens“. Meiner Meinung nach kann man Fehlentscheidungen nicht miteinander aufrechnen, aber es hilft in den anschließenden, emotional gefärbten (Stammtisch)Diskussionen. 😉

Apropos Stammtisch.

Ich selbst kann nicht nur „Fanbrille“, nein, „Haar in der Suppe“ ist mir ebenfalls nicht fremd. Es war nicht entscheidend und am Ende des Tages werden wir die Feierbilder im Kopf behalten, aber was unser kleiner Franzose nach seiner Einwechslung in der 63. Minute auf dem Platz gezeigt hat, war – gelinde – gesagt eine Frechheit! Da war kein Wille, kein Einsatz, kein Nachsetzen, keine Zweikämpfe, keine Defensivarbeit, da war eigentlich gar nichts. Und das konnte ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Warum, Franck? Bis zum Schluss habe ich darauf gewartet, dass da der Knoten platzt und er endlich den Turbo einschaltet, aber nö, Fehlanzeige. Betrachtet man den Gesichtsausdruck Robbens bei seiner Auswechslung, ist das doppelt bitter.

Aber gut, et hät noch emmer joot jejange. Denn die Frankfurter konnten aus diesem systemimmanenten Ausfall kein Kapital schlagen (von Gustavo will ich gar nicht erst anfangen) und weil auch unser Torhüter kahneske Paraden zeigte und fehlerlos blieb, war der Sieg nicht mehr in Gefahr und die Feierlichkeiten auf Rasen und Rängen konnten beginnen. Wer an dieser fast kindlichen Freude der meisten Spieler und Verantwortlichen etwas zu kritisieren hatte, dem kann man eh nicht helfen. Oder er ist Sky-Kunde und hat – wie ich am Samstag – von der Masse der Rasen- und Rängefeiern gar nichts mitbekommen. Schon unfassbar wie man so viel Werbung und Spielzusammenfassungen zeigen kann, wo doch parallel LigaTotal (wie ich dank meiner Aufzeichnung erfahren durfte) live dabei war. Live Müller am Zaun die „Humba“ anstimmte, Ribèry wenigstens nach Spielende zur Topform auflief und es am Ende Herrn Dante vorbehalten war, mich zu Tränen zu rühren, als ich dessen unbändige Freude sah, während er allein mit der Papp-Salatschüssel (im Tausch für sein Trikot von einem Fan erhalten!) über den inzwischen leeren Waldstadion-Rasen rannte. When we were kids.

So geht Emotion, Sky! Ich werde es ab kommenden Sommer vermissen.

What’s next?

Juve, Juve und Juve.

Auf geht’s, Ihr Roten – ab ins Championsleague-Halbfinale!

Von Ex-Angstgegnern und Nicht-Meisterschaften

Was war das für eine Serie. 2005 ging es los. In Hamburg. Aber auch die Heimspiele. Eins schlimmer als das andere. Zwei Niederlagen, zwei Remis zwischen 2006 und 2008. Erst Anfang 2010 die Erlösung. Erlösung auch von jeder Menge Häme aus der hanseatischen Fan-, Blogger- und Twitterer-Ecke.

All dies scheint Lichtjahre entfernt. Die letzten Heimspiele gegen den SV aus Hamburg: 1:0, 6:0, 5:0 und am Samstag eben… 9:2! Ein epochales Spiel, ein Ergebnis wie ein Donnerhall. Einerseits. Andererseits sind diese Werte so dermaßen verwirrend, dass man sich kaum vorstellen mag, was passiert wäre, wenn die Bayern in HZ1 ihre zusätzlichen Chancen genutzt und den berechtigten Elfmeter bekommen hätten. Ich schätze mal – insofern wir voraussetzen, dass unser Torhüter seine Pfosten bei Eckbällen (nach Chelsea und Arsenal) endlich(!) einmal abdecken lassen würde – 12:0, 15:0?

Diese Zahlen klingen so albern, dass man sich kaum vorstellen kann, dass das Spiel wirklich so hätte laufen können. Warum nur? Weil die Bayern dieses Spiel ernst genommen haben. Und die Hamburger schlichtweg überfordert waren. Einige Hamburger – besonders in der Defensive – hätten sich sicherlich beim Binden der Schnürsenkel die Finger gebrochen. Es gibt solche Tage. Wenn man top motivierte Bayern einfach mal über die volle Distanz spielen lässt, dann kommt halt so etwas dabei heraus.

Was Fink, Arnesen, oder wer noch so alles was beim HSV zu sagen hat, daraus machen, soll nicht meine Sorge sein, ich schaute einfach nur über die volle Distanz mit offenem Mund diesem Treiben auf dem Münchner Rasen zu. Mit wachsender Begeisterung. Diese Begeisterung hatte fast ausschließlich mit meiner Mannschaft zu tun, Häme war mir hier völlig fremd. Wozu auch? Wenn das eigene Team mit solcher Inbrunst mit dem Gegner Katz und Maus spielt, überstrahlt die Freude darüber alles.

Erwähnen sollte man nämlich ferner, dass ich eine derartige Leistung, ob des HSV (zweimal gegen den BVB gewonnen in dieser Saison!), unserer 1b-Elf auf dem Platz, Juventus und der – an diesem Abend – nicht zu gewinnenden Meisterschaft im Kopf, nicht erwartet hätte. Ehrlich. Und zunächst sah es ja – bis zur 20. Minute auch danach aus. Zwar führten wir, dank einer sehr guten Einzelleistung des Sportkameraden Shaqiri, verdient und früh mit 1:0, aber danach vermochte es der HSV, kein weiteres Tor zuzulassen. Oder lag auch dies an uns? Wie auch immer. Mit dem 2:0 brachen alle Dämme. Überhaupt war dieses Tor sinnbildlich für das Spiel. Die Bayern frischer, die Bayern schneller, die Bayern mit aller Macht und Konsequenz, die wir Fans uns in allen Spielen dieser Saison gewünscht hätten. Aber gut, es sind Menschen.

Schnelle Ecke, Flanke, Kopfball Schweinsteiger. Als die Hamburger noch mit Protestieren beschäftigt waren, löste sich die bayerische Jubeltraube fast schon wieder auf. Und dann diese Konsequenz. Die Konsequenz noch beim Stand von 7:0 – nach der Einwechslung von Müller und Ribéry – weiter Vollgas zu geben. So als hätte man den Eindruck, dass die Beiden angesäuert waren, bisher nicht in der Liste der Torschützen aufzutauchen. Faszinierend. Nein, ich kann den Hamburgern hier Trost spenden. Selbst für FCB-Verhältnisse war dies ein besonderer Abend. Selbst für uns Fans sind 9(!) Tore etwas ganz Besonderes. Berauschend. Und somit ist auch der Umkehrschluss richtig: Solch eine desaströse Niederlage kann kein Fingerzeig für eine Saison sein. Es bleibt eine Ausnahme. Was allerdings ein HSV-Manager Arnesen nach dem Spiel in die Mikros hauchte, würde mir da als HSV’er mehr Sorge machen. Wie naiv kann man sich in Sachen Badstuber verhalten? Aber egal, nicht meine Baustelle.

Meine Baustelle ist das anstehende Spiel gegen Juventus. Ein 9:2 in einem Heimspiel ist schön. Aber auch gefährlich. Oder läuft man dann keine Gefahr, einen Gegner wie den italienischen Meister zu unterschätzen? Mhm. Dafür war das Ergebnis wohl einfach viel zu hoch. Selbst dem größten Optimisten sollte klar sein, dass das Viertelfinal-Hinspiel ein so was von völlig anderes Spiel werden wird. Die gegnerische Abwehr wird uns – auch und gerade nach den Leistungen der HSV-Defensive – definitiv ganz anders begegnen. Ebenso wird die Schaltzentrale unserem anfälligen Zentrum (Martinez vs. Gustavo!) Kopfzerbrechen bereiten. Starke Kopfschmerzen. Schweinsteiger wird nicht so brillieren können, Lahm und auch der genesene Alaba werden nicht so viele gefährliche Offensiv-Aktionen haben. Vielmehr wird es für unseren Kapitän und unseren Abwehrchef darauf ankommen, die Turiner Offensive ohne Verwarnung zu stoppen. Einen Verlust von Lahm und Dante könnte uns endgültig das Genick in der diesjährigen Championsleague brechen.

Ob sich Ribéry, Mandzukic, Müller oder Robben, zusammen mit Kroos so leicht tun werden wie in der bisherigen Saison (in der Bundesliga)? Eine Dreierkette auf der Seite des Gegner vermag offensiv klingen, aber selbst in einer schwächer werdenden italienischen Liga muss man erst einmal zwei Jahre in Folge an der Tabellenspitze stehen (letzte Saison keine(!) Niederlage).

Wir werden sehen. Das Spiel gegen den HSV so zu gewinnen – und da lege ich mich fest – war gut. Besser als ein Punktverlust (wie vor dem Spiel befürchtet) und das aberwitzige Resultat plus der – da bin ich mir sicher – optimalen Ansprache unseres Trainers wird hier die richtigen Weichen stellen! Ich bin für das Viertelfinale leicht optimistisch. In Zahlen eher 55:45. Weil es nicht nur ein Heim- sondern auch ein Rückspiel geben wird. Vermeiden wir in München ein Gegentor und erzielen wir ein oder zwei Tore, könnte es etwas werden. Wer hier allerdings noch das letzte 4:1 in Turin im Hinterkopf hat, sollte daran danken, dass Juve seit letzter Saison in einem neuen Stadion spielt. Eine Hölle, was man so hört. In keinster Weise ein Vergleich zum alten – ungeliebten – 90er-WM-Stadion.

Den HSV in dieser Art und Weise zu schlagen war ferner die einzig richtige Antwort auf das nachmittägliche Erfolgserlebnis der Dortmunder im Schwabenland. Ob wir Meister im März, an Ostern oder wann auch immer werden, sollten wir nicht ernsthaft von Anderen abhängig machen. Auch wenn ich mich darüber gefreut hätte, aber wir müssen es eh nehmen wie es kommt und eine Rekordsaison wird es so oder so werden. Noch eine bayerische Antwort auf die letztjährige schwarz-gelbe Rekordjagd. Einfach mal im nächsten Jahr die All-Time-Rekords pulverisieren. Das Imperium… Ihr wisst Bescheid.

Welche Emotion wohl freigesetzt werden wird, wenn wir gegen Turin ein gutes Resultat erzielen und danach in Frankfurt Meister werden (wer zweifelt daran, dass wir (oder der BVB) den letzten fehlenden Punkt (oder von mir aus auch zwei) holen/abliefern?)? Unsere Gegner und all die Zweifler werden ein Feuerwerk erleben, da bin ich mir sicher. Einem FC Bayern verwehrt man nicht „ungestraft“ zweimal die Meisterschaft – und das Rückspiel in Norditalien ist ja erst am Mittwoch… 😉

Explizite Einzelkritik will ich nach diesem Spiel nicht vornehmen. Wir spielten wie aus einem Guss. Wir konnten trotzdem Kräfte sparen und mussten die Startelf gegen Juve nicht schon gegen die Hamburger ins Feuer werfen. Der Luxus des FC Bayern im Frühjahr 2013.

Jetzt also alle Kräfte auf die Championsleague bündeln. Nichts anderes ist für die nächsten Stunden relevant.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Bayerns Ernst, Bayers Dusel und Paules Erinnerung

Bild Leverkusen gegen FC Bayern
Links im Bild, zwischen den Blöcken: Wer denkt sich bitte so eine Sichtbehinderung aus?

Ich war offenbar lange nicht mehr da. Im Ulrich-Haberland… in der BayArena. Das Dach, das über die Bismarkstraße reicht. Die Schleusen vorm Gästeblock. Der Außenaufgang(!) zum Block. Diese unfassbare Sichtbehinderung während man in G4 sitzt. Und diese Hechtsuppe. Was haben wir gefroren.

Ich war bei Gastspielen in Leverkusen, da stand rechts noch die alte Kurve und waren direkt daneben die Heimfans untergebracht. Ja, ja, die Gästefans standen damals auch mal kurz auf der anderen Seite der Haupttribüne. Andererseits: Wo auch immer wir damals standen, ein Aufenthalt in der Farbenstadt war immer sehr zwiespältig und bot eigentlich im Rückblick die gesamte Bandbreite.

Üblen Klatschen folgten knappe oder deutliche Auswärtserfolge. Aus diesen Spielen stammt meine ausgeprägte Abneigung dem Spieler(!) Ulf Kirsten gegenüber. Aus (torreichen) Gründen. Lassen wir das.

Zeiten ändern sich. Umstände auch. Rund um das Spiel traf ich mich mit vier – auch über Twitter – liebgewonnenen Menschen. Vor dem Spiel mit Alex (@Lizaswelt) und Andre (@fernglasfcb), im Stadion mit Olaf (@kickwelt_de) und Christoph (@RC_KH). Wer sie nicht kennt, sollte sie kennen lernen. Für mich die Abrundung dieses Spiels.

Apropos Spiel.

Ich hatte ja massive Bedenken. Was das Resultat dieser „Revanche“ für die – weiterhin – bislang einzige Saisonniederlage anging. Unser Trainer wollte mit Mandzukic, Müller und Lahm drei Startelf-Kräfte schonen. Geschenkt. Ribéry verletzt, angeschlagen? Eh klar.

Aber wie kommt er auf das schmale Brett, dies im Rahmen des Gastspiels beim Tabellendritten(!) und vor einer Länderspielpause(!) machen zu müssen, gar unseren Franzosen (verletzt!) zur französischen Nationalmannschaft reisen und eventuell „im zweiten Spiel spielen“ lassen zu wollen/dürfen?

Gerne will ich einräumen, dass dieser Umstand im Vorfeld eine „leichte“ Emotion bei mir erweckte…

Das Wort B-Elf waberte in meinen Kopf. Und dann hörte ich den Anpfiff. Die Bayern übernahmen das Kommando in der Bayer-Arena. Zumindest in der ersten Halbzeit. Zumindest überwiegend. Zumindest im Vergleich zu den „Drecksspielen“ gegen Hoffenheim, Düsseldorf und erst Recht gegen Arsenal.

Natürlich war das noch nicht Hinrunde. Noch kein 6:1-gegen-Werder. Aber in der Hinrunde haben wir ja eben auch gegen Bayer verloren. Gegen diese Bayer-Spieler? Diesen Gedanken hatte ich bis zum Halbzeittee.

Einerseits. Andererseits gab es auch nur dieses eine (Klasse)Tor von Gomez. Trotz weiterer Chancen. Ob ich deshalb Zweifel hatte? Nein. Analog zum Arsenal-Spiel. Bis das Gegentor fiel. In einer zweiten Halbzeit, in der Bayer(!) uns(!) einschnürte und presste als gäb‘ es kein Morgen. Am Ende hatte das Heimteam doppelt(?) so viele Eckbälle erzielt wie wir. Einer führte zum Ausgleich. Effizienz muss man leben (Arsenal ick hör Dir treffen).

Den Rest des Spiels kann man auf unterschiedliche Arten beschreiben. Haben die Bayern danach (wieder) ernst gemacht, den Siegtreffer „erzwungen“, eiskalt die eigene Stärke ausgespielt? Wasweissich.

Es klingt komisch in dieser famosen Bayern-Saison, aber das Hinspiel war einer der wenigen Anlässe, in denen ich mich aufregen musste. Ein Gegentor mit massivster Mithilfe und ein quasi Eigentor gaben imho Grund genug dafür. Dass wir jetzt in Leverkusen mit Hilfe eines Eigentores gewannen? Es gab meiner Seele Ruhe. Wie gesagt, dem 2%-tigen Teil davon, der unruhig war.

Noch etwas?

Schweinsteiger bockstark, imho stärkster Spieler auf dem Platz. Gomez mit Weltklasse-Aktion beim Führungstreffer. Robben bemüht, aktuell aber leider kein Ersatz (mehr) für Antreiber Ribéry. Dante mit guter Leistung vor allem gegen Kießling. Martinez deutlich(!) stärker als Gustavo.

Zum Rest fällt mir kaum noch was ein. Auch eine Aussage.

Jetzt erst einmal die Länderspiel-Pause ohne Verluste überstehen und danach volle Konzentration auf das HSV-Heimspiel. Ob es eine Meisterfeier an Ostern geben wird? Ob der VfB Stuttgart(!) gegen den BVB punkten wird? Glauben wir wirklich noch an den Oster-Weihnachts-Hasen-Mann?

Eben. Die vier Punkte müssen wir selbst holen.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Rheinischer Herr Rossi oder Keine Mitleidspunkte

Vor dem Spiel gegen die rheinische Fortuna aus Düsseldorf beschäftigte sich die versammelte Fan-Gemeinde im Grunde nur mit der Höhe des Sieges unseres FC Bayern. Zu deutlich war das Hinspiel ausgegangen, zu dominant waren die Bayern in der bisherigen Rückrunde.

Am Ende des Tages war der 3:2-Sieg der Münchner mehr als verdient, die Fortunen durften sich aber phasenweise berechtigte Hoffnungen auf einen Punktgewinn oder gar Sieg in München machen. Wer in unserer Arena zweimal führt darf das. Wer 20% all unserer Gegentore erzielt hat erst Recht.

Die andere Seite der Medaille ist die Tatsache, dass Fortuna im gesamten Spiel nur vier (im Vergleich zum FCB: 26) Torschüsse zustande brachte und auch ansonsten mit der eigenen Defensivarbeit recht ausgelastet war. Ferner muss schon extrem viel zusammen passen, dass man heuer gegen die Bayern „etwas holt“. Eine eigene Top-Leistung und eine schwächere des FC Bayern. Letzeres geschah nicht. Die Münchner ließen sich von den Rückständen nicht sonderlich beeindrucken und spielten einfach weiter auf ein Tor. Ein Unterschied zu vergangenen Zeiten und zum Heimspiel gegen Leverkusen, als wir einfach alle Tore erzielten, selbst die beiden für den Gegner.

Weshalb es gegen die Rheinländer bis zum Schluss spannend blieb? Weil die Fortuna eine brutale Chancenverwertung an den Tag legte und die Bayern exakt gegenteilig agierten. Live konnte ich das Spiel leider – aus Gründen – nicht verfolgen, von daher nur aufgezeichnet. Dieser Umstand ermöglichte mir aber Notizen, die ich mir ansonsten während eines Spiels nicht mache(n kann).

Ich habe mehr als ein halbes Dutzend 100%-tiger Torchancen gezählt. Nicht viel weniger herausragende Glanztaten des Düsseldorfer Torhüters. Wie so oft durfte sich einer unser Gegner – in einem engen Spiel – bei seinem Mann zwischen den Pfosten bedanken. Herr Giefer ist imho ein entscheidender Faktor bei Fortuna. Geht dieser – gerüchteweise – zur neuen Saison nach Gelsenkirchen, sehe ich schwarz für eine dritte erstklassige Saison seiner Kollegen.

Es stört ferner nicht, wenn eigene Spieler in einem Spiel in München ihre ersten Bundesliga-Tore erzielen. Davon erzählen sie noch ihren Enkeln. Zu dumm, wenn einzelne Heynckes-Kicker (Boateng) es ihnen nachmachen (sic!).

Nein, aus meiner Sicht kann Fortuna mit Spiel und Ergebnis zufrieden sein. Es sollte nicht sein und da spielte auch Glück keine Rolle. Nicht mit dieser Dominanz, diesen Chancen, diesem Spiel des FC Bayern. Und seit wann vergeben wir in der Bundesliga Mitleidspunkte? Fortuna ist – meiner Meinung nach – stark genug, auch aus eigener Kraft den Abstieg und sogar die Relegation zu vermeiden. Punkt.

Zurück zum FC Bayern.

Machen wir es kurz. Die Herren Boateng und Gustavo sind sehr gute Spieler. Spieler, die uns helfen, die den Kader breiter machen. Aber die Klasse von Spielern wie Dante oder Martinez haben sie leider – zur Zeit – nicht. Dies soll kein Vorwurf sein, es ist lediglich eine Feststellung.

Ob wir mit der Achse Dante / Martinez zwei Gegentore kassiert hätten? Wer weiß das schon. Ich glaube das zwar, aber sicher ist es nicht. Müller, Mandzukic, Ribery und Co. hätten auch einfach besser zielen können, dann müssten wir uns diese Frage nicht stellen.

Apropos Müller.

Erneut musste ich an mich halten, sein Spiel nicht brutal zu kritisieren. Seine defensive Rolle innerhalb der Konfusion rund um den Rückstand. Seine Chancenverwertung. Puh. Ein Thomas Müller wäre aber nicht der Müller, wenn er nicht im Umkehrschluss solch ein 1:1 kurz vor der Pause erzielen würde. Für Müller gilt, was für nur ganz wenige Spieler in der Bundesliga oder auch beim FC Bayern gilt: Weiter, einfach immer nur weiter spielen (lassen). Der Typ ist einfach Weltklasse. Auch als Spieler.

Sonstige Bewertungen unserer Lieblinge erschließt sich mir kaum (noch). Es war Luft nach oben, es war ein Arbeitssieg, ein Sieg des Willens. Wir müssen keine 20 Punkte Vorsprung in der Liga haben und dann auch noch jedes Spiel mit Brillianz und zweistellig für uns entscheiden. Es reicht, wenn wir unseren Gegner zumindest die Illusion lassen, sie könnten gegen uns Erfolg haben. 😉

Jetzt bereiten wir uns mental total auf Arsenal vor. Danach auf die Revanche (wie das klingt, vor allem, da es fast nur diese eine Revanche-Notwendigkeit in der gesamten Saison gibt) gegen Leverkusen vor. Danach!

Ich werde live vor Ort in München sein. Und in Leverkusen auch. Wollen wir hoffen, dass ich ein Glücksbringer, dass ich für 180 Minuten Herr Rossi sein kann.

Auf geht’s, Ihr Roten!