Rheinischer Herr Rossi oder Keine Mitleidspunkte

Vor dem Spiel gegen die rheinische Fortuna aus Düsseldorf beschäftigte sich die versammelte Fan-Gemeinde im Grunde nur mit der Höhe des Sieges unseres FC Bayern. Zu deutlich war das Hinspiel ausgegangen, zu dominant waren die Bayern in der bisherigen Rückrunde.

Am Ende des Tages war der 3:2-Sieg der Münchner mehr als verdient, die Fortunen durften sich aber phasenweise berechtigte Hoffnungen auf einen Punktgewinn oder gar Sieg in München machen. Wer in unserer Arena zweimal führt darf das. Wer 20% all unserer Gegentore erzielt hat erst Recht.

Die andere Seite der Medaille ist die Tatsache, dass Fortuna im gesamten Spiel nur vier (im Vergleich zum FCB: 26) Torschüsse zustande brachte und auch ansonsten mit der eigenen Defensivarbeit recht ausgelastet war. Ferner muss schon extrem viel zusammen passen, dass man heuer gegen die Bayern „etwas holt“. Eine eigene Top-Leistung und eine schwächere des FC Bayern. Letzeres geschah nicht. Die Münchner ließen sich von den Rückständen nicht sonderlich beeindrucken und spielten einfach weiter auf ein Tor. Ein Unterschied zu vergangenen Zeiten und zum Heimspiel gegen Leverkusen, als wir einfach alle Tore erzielten, selbst die beiden für den Gegner.

Weshalb es gegen die Rheinländer bis zum Schluss spannend blieb? Weil die Fortuna eine brutale Chancenverwertung an den Tag legte und die Bayern exakt gegenteilig agierten. Live konnte ich das Spiel leider – aus Gründen – nicht verfolgen, von daher nur aufgezeichnet. Dieser Umstand ermöglichte mir aber Notizen, die ich mir ansonsten während eines Spiels nicht mache(n kann).

Ich habe mehr als ein halbes Dutzend 100%-tiger Torchancen gezählt. Nicht viel weniger herausragende Glanztaten des Düsseldorfer Torhüters. Wie so oft durfte sich einer unser Gegner – in einem engen Spiel – bei seinem Mann zwischen den Pfosten bedanken. Herr Giefer ist imho ein entscheidender Faktor bei Fortuna. Geht dieser – gerüchteweise – zur neuen Saison nach Gelsenkirchen, sehe ich schwarz für eine dritte erstklassige Saison seiner Kollegen.

Es stört ferner nicht, wenn eigene Spieler in einem Spiel in München ihre ersten Bundesliga-Tore erzielen. Davon erzählen sie noch ihren Enkeln. Zu dumm, wenn einzelne Heynckes-Kicker (Boateng) es ihnen nachmachen (sic!).

Nein, aus meiner Sicht kann Fortuna mit Spiel und Ergebnis zufrieden sein. Es sollte nicht sein und da spielte auch Glück keine Rolle. Nicht mit dieser Dominanz, diesen Chancen, diesem Spiel des FC Bayern. Und seit wann vergeben wir in der Bundesliga Mitleidspunkte? Fortuna ist – meiner Meinung nach – stark genug, auch aus eigener Kraft den Abstieg und sogar die Relegation zu vermeiden. Punkt.

Zurück zum FC Bayern.

Machen wir es kurz. Die Herren Boateng und Gustavo sind sehr gute Spieler. Spieler, die uns helfen, die den Kader breiter machen. Aber die Klasse von Spielern wie Dante oder Martinez haben sie leider – zur Zeit – nicht. Dies soll kein Vorwurf sein, es ist lediglich eine Feststellung.

Ob wir mit der Achse Dante / Martinez zwei Gegentore kassiert hätten? Wer weiß das schon. Ich glaube das zwar, aber sicher ist es nicht. Müller, Mandzukic, Ribery und Co. hätten auch einfach besser zielen können, dann müssten wir uns diese Frage nicht stellen.

Apropos Müller.

Erneut musste ich an mich halten, sein Spiel nicht brutal zu kritisieren. Seine defensive Rolle innerhalb der Konfusion rund um den Rückstand. Seine Chancenverwertung. Puh. Ein Thomas Müller wäre aber nicht der Müller, wenn er nicht im Umkehrschluss solch ein 1:1 kurz vor der Pause erzielen würde. Für Müller gilt, was für nur ganz wenige Spieler in der Bundesliga oder auch beim FC Bayern gilt: Weiter, einfach immer nur weiter spielen (lassen). Der Typ ist einfach Weltklasse. Auch als Spieler.

Sonstige Bewertungen unserer Lieblinge erschließt sich mir kaum (noch). Es war Luft nach oben, es war ein Arbeitssieg, ein Sieg des Willens. Wir müssen keine 20 Punkte Vorsprung in der Liga haben und dann auch noch jedes Spiel mit Brillianz und zweistellig für uns entscheiden. Es reicht, wenn wir unseren Gegner zumindest die Illusion lassen, sie könnten gegen uns Erfolg haben. 😉

Jetzt bereiten wir uns mental total auf Arsenal vor. Danach auf die Revanche (wie das klingt, vor allem, da es fast nur diese eine Revanche-Notwendigkeit in der gesamten Saison gibt) gegen Leverkusen vor. Danach!

Ich werde live vor Ort in München sein. Und in Leverkusen auch. Wollen wir hoffen, dass ich ein Glücksbringer, dass ich für 180 Minuten Herr Rossi sein kann.

Auf geht’s, Ihr Roten!

BL 2012/13 #25 FC Bayern – Fortuna Düsseldorf

Spiel: FC Bayern – Fortuna Düsseldorf
Wettbewerb: Bundesliga
Historie: Spiele gegen Düsseldorf

Gegner:

Webseite: Link
Wikipedia: Link
Bilanz Spiele: 28/9/12
Bilanz Übersicht: Link

Tatsächlich ist diese Paarung etwas Besonderes für mich. Nicht nur, weil meine Frau Fortunin ist, nein, weil es anfangs eines der häufigsten Live-Spiele meines FCB-Fan-Lebens war. Mein erstes Auswärtsspiel, mein erstes Bundesliga-Heimspiel. Lange her. Und mein, in Grundsatz-Diskussionen, am liebsten erwähntes Heimspiel im verschneiten und bitter kalten Dezember-Olympiastadion. Mit 10.999 anderen – frierenden – Fans.

Zwischen all diesen Anekdoten und der Gegenwart liegen 1,5 Jahrzehnte und eine Fortunen-Reise in den Abgrund und zurück. Was hat uns Düsseldorf damals oft… genervt. Derlei ist für das anstehende Heimspiel eher nicht zu erwarten. Will ich hoffen.

Ich rechne mit einer 1a-Aufstellung. Und einer 1-Plus-Einstellung!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Schweinis Alu oder Es geht gut solange es geht.

Der FC Bayern ist in einer komfortablen Lage. Einer sehr komfortablen. Er kann es sich leisten, bei einem Abstiegskandidaten, der sich gegen uns die Seele aus dem Leib rennt, mit der 1b-Elf anzutreten. Allein dieser Umstand wäre keine besondere Erwähnung wert. Erwähnenswert wird es aber, wenn man bedenkt, dass diese 1b-Elf dann auch noch mit einer 50%-Einstellung in das Spiel geht. Die 2013er-Bayern kann scheinbar kaum etwas stoppen. Nicht die Rotation, kein noch so engagierter Gegner, keine schlechte Chancenverwertung und auch kein Aluminium.

Weder Maus noch Faden sind im Spiel, wenn man sagt, dass dies nicht gerade das beste Spiel meiner Münchner war. Kunststück, werden einige Leser nun einwänden, nach solch einer Leistung am Mittwoch zuvor im DFB-Pokal gegen den Titelverteidiger aus Dortmund. Mich stört das nicht wirklich, ich bin mir inzwischen sicher, dass wir mit dieser Taktik heuer durchkommen. Das Ziel unserer Gegner ist ja inzwischen nur noch, mal ab und an überhaupt ein Tor zu erzielen, ganz zu schweigen von möglichen Punktgewinnen. Klingt das überheblich? Vielleicht, aber so ist doch der Trend. Eindeutig. Bis er sich umdreht. Aber dann sind die ersten Titel hoffentlich schon in trockenen Lederhosen.

Spiele des FC Bayern laufen in diesen Wochen nach dem immer gleichen Muster ab. Der Gegner tritt an, er versucht gegen uns ein Bein auf den Rasen zu bekommen und irgendwann schießen wir dann das Tor. Thema durch. Mal mit mehr spielerischem Glanz, mal mit weniger. Als Fan befindet man sich in einem Zweispalt. Zwischen grenzenloser Begeisterung ob dieser unglaublichen Rekordjagd und ermüdender Langeweile ob der wenigen echten Höhepunkte oder Überraschungen.

Das mich keiner falsch versteht: Ich genieße beides. Ich habe in den letzten Spielzeiten genug gelitten. Mehr als genug. Das reicht. Je klarer der Abstand, desto besser. Was kümmert mich die Spannung der Anderen? Theoretisch könnten wir in drei Spieltagen schon Meister sein. Theoretisch. Aber wieso nicht auch praktisch in dieser traumhaften Saison? Egal.

Wir waren beim Spiel in Hoffenheim.

Halb Deutschland rechnete (hoffte?) auf einen deutlichen Sieg in Sinsheim. Aus Gründen. Mir war das wumpe. Ein 1:0 bringt genauso viel Punkte wie ein 10:0. Mehr Sorgen machte mir über das Sand im Getriebe unseres zweiten Anzuges. Natürlich, es reicht weiterhin um durchschnittliche Gegner in Schach zu halten, aber einigen Bankspielern merkt man deutlich an, dass sie nicht von 0 auf 100 springen können. Nicht, wenn sie praktisch Dauer-Joker sind. Sportskamerad Shaqiri ist da leider ein Beispiel. So sehr ich ihn persönlich mag und von seinem Spiel in der Hinrunde begeistert war, inzwischen sind es zumeist Einzelaktionen – wie gegen Bremen – die mich begeistern.

Gegen die TSG lieferte er eines seiner schlechteren Spiele ab. Ob es an dieser Total-Rotation unseres Trainers lag? Also entweder Bankspieler über 90 oder nur über 5 Minuten zu bringen? Mhm. Was weiß denn ich? Ich sah nur, dass Shaqiri überwiegend Probleme hatte, sich fließend in unseren Spielstrom zu integrieren. Ein Umstand, der mir schon gegen Bremen aufgefallen ist. Nun, es ist das Haar in der Suppe. Belassen wir es dabei, schließlich war er nicht der einzige, der das eine oder andere Problem hatte und schwenken wir zum Positiven.

Es ist gut gegangen. Die TSG konnte machen was sie wollte, es brachte uns nicht ernsthaft in Gefahr. Und der allgemein erwartete Sieg wurde es dann auch. Davon abgesehen konnte unser Maximo leader – der Bastian – weiter an seiner Freistoß-Technik feilen. Unter Live-Bedindungen. Ganz im Ernst: Das muss man auch erst einmal schaffen, zweimal in einem Spiel den ruhenden Ball an Latte oder Pfosten zu zirkeln. Das wird schon, Bastian. Weiter, immer weiter.

Apropos Weiter.

Wie geht es weiter? Für die TSG? Nach unten. Oder auch nicht. Denn eine solche Leistung wie gegen uns, haben sie seit Monaten nicht mehr abgerufen. Ob sie es im nächsten Spiel im Abstiegsduell gegen Fürth erneut schaffen werden? Davon hängt ja wohl mehr ab, als von einem Torschuss gegen den FC Bayern.

Und für den FC Bayern? Regeneration. Und Vorbereitung auf Fortuna Düsseldorf. Der nächste Gegner ist immer… na ja, auf jeden Fall wird dies das nächste „das wird böse“-Spiel eines Bayern-Gegners. Vielleicht. Denn die Bayern hatten fast sieben Tage zum Ausruhen, keine englische Woche, werden vielmehr der nationalen Konkurrenz auf internationalem Parkett zuschauen. Es gibt Schlimmeres. Wird die Start-Elf gegen die Rheinländer wieder komplett zurück rotieren? Mit Arsenal vor der Brust? Schwierig. Weil uns das Mittwoch-Spiel fehlt. Klingt komisch, ist aber so.

Denn würde DonJupp gegen Düsseldorf erneut den zweiten Anzug aufbieten – wo bliebe da der Spielrhythmus für die 1a-Kicker? Nein, ich glaube – zum Leidwesen der Fortuna, dass unser Trainer die ausgeruhten Stars antreten lässt. Ob es erneut ein Schützenfest wird? So wie schon gegen Hoffenheim erwartet?

Am Ende ist mir alles recht, was uns für das Spiel gegen Arsenal hilft. Entweder ein, die Kräfte schonendes 2:0 oder ein deutlicher Kantersieg, der unser Selbstvertrauen stärkt. Ok, ich gebe zu, dass dieser Satz eine gewisse Ironie enthält.

Nein, lasst es uns bitte zu Ende bringen. So schnell wie möglich. Es fehlen noch 13 Punkte. Das sind entweder vier Siege und ein Remis, oder zwei Siege, zwei Niederlagen der Konkurrenz und ein Remis. Überschaubar. Ich tippe auf die erste Variante. Jetzt aber erst einmal die drei Punkte gegen Düsseldorf sichern.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Einzelkritik? Starke: Solide, selten geprüft. Lahm: Nicht so stark wie gegen Dortmund, weiterhin gut. Dante: Stark. Boateng: siehe Shaqiri. Alaba: mit leichten Schwächen beim Stellungsspiel, bot Hoffenheim eine Flanke. Martinez & Schweinsteiger: Weniger Weltklasse als gegen Dortmund, weiter aber unser Rückrat. Ribery: Bemüht, aber weiter von der Hinrundenklasse entfernt. Shaqiri: s.oben. Müller: Bemüht, diesmal glücklos. Gomez: Hat getroffen – Matchwinner. Gustavo & Mandzukic: Konnten nicht entscheidend das Niveau heben, halfen mit, den Sieg nach Hause zu bringen.

Rheinische Hasenjagd oder Volles Programm

Wir leben in unruhigen Zeiten. Also zumindest ich. Beruflich wie privat. Und aus genau diesem Grunde gab es vor dem Gastspiels meines FC Bayern in Düsseldorf auch keinen Vorbericht. Obwohl ich mir das fest vorgenommen hatte.

Ich schrieb also nichts darüber, dass ich im Rheinstadion mein erstes FCB-Auswärtsspiel meiner „Allesfahrer“-Karriere erlebte, Uli Hoeneß direkt auf der Tartanbahn an unserem Block vorbei lief, er sich sogar zu uns umdrehte, als wir ihm etwas zuriefen und wir den jungen Reinhold Beckmann erleben durften, wie er für diesen noch jüngeren Spartensender „Premiere“ berichtete. Als ob sich dieses – wie hieß das noch mal? Ach, ja – Pay-TV durchsetzen würde. So unsere damaligen Gedanken.

Ich konnte ebenfalls nichts darüber erzählen, wie ich Jürgen Klinsmann im Rheinstadion ballern sah oder über diesen Fortuna-Fan aus unserem neutralen Block, der in der Halbzeitpause dieses Freundschaftsspiels keine Scheu hatte, seine Freundin vor 50.000 Menschen um ihre Hand zu bitten.

All dies blieb unausgesprochen.

Statt dessen schrieb meine Frau gestern einen persönlichen Beitrag über unser gemeinsames Stadionerlebnis. Pech würde ich so etwas nennen.

Pech, dass sich meine Frau gerade mich ausgesucht hat. Nachdem sie sich einige Zeit zuvor erst von einem anderen Bayern-Fan getrennt hatte. Weniger fanatisch, weniger aktiv, aber immer noch Bayern(!)-Fan. Und das ihr als Fortunin.

Da trifft es sich gut, dass es ein Wesenszug meinerseits ist, mit diesem Thema nicht schon beim ersten Date um die Ecke zu kommen. Wer weiß wie all das sonst ausgegangen wäre…

In ihrem jugendlichen Leichtsinn dann also dieser Spruch („Fortuna gegen Bayern, ja klar, gehen wir hin“), im festen Glauben, dass in ihrem Leben Fortuna und Bayern ohnehin nicht mehr in der gleichen Liga spielen würden. Schon wieder Pech.

Glück hingegen, dass ich 16 Jahre später kein allesfahrender Ultra, alles zusammenschreiender Fanatiker mehr bin. Im Stadion geht das bei mir mehr so nach innen und bricht es nur situativ aus mir heraus. Wie die Mitt-Vierzigerin, ein Meter neben mir, bei diesem schlampigen bayerischen Konter in der ersten Halbzeit voller Schrecken für ihr Trommelfell feststellen durfte. Den Rest des Spiels suchte sie Distanz (früher war das eines meiner Hobbys in der Kurve *g*).

Meine Frau kann all dies nicht mehr schocken. Meine Frau hat mich 2001 live erlebt. Samstags und am Mittwoch drauf. Seit dem hat sie sogar vor Bayern-Fans Respekt und weiß wie sich das anfühlt, wenn man ihr versucht zu erklären, wie das als Fußball-Fan so ist. Erst zur Geburt unserer Kinder sah sie wieder so viele Tränen. Anderes Thema.

Nein, es war ein rundherum und persönlich schönes Erlebnis. Nachdem unsere Kinder betreut waren, wir im Stadion Platz genommen hatten und der erste Ärger über die über Campino und die Hosen pfeifenden Bayern-Fans verrauchte, konnte sie das auch so sehen.

Bis die Bierdusche beim vermeintlichen 1:0, die Pyros nach dem Ausbau der Führung und die ständig qualmenden Raucher um uns herum ihr ein vollumfängliches Erlebnisbad verschafften – „Volles Programm, Schatz“.

Der Rest verlief ruhig. Was hätte sie als Fortunin auch für Argumente gehabt? Zu eindeutig war doch das Spiel. Ihr Zittern ob eines Desasters bemerkte ich erst bei ihren Nacherzählungen, ich hing ob meiner Stadion-Anspannung fast immer über dem Sitzwellenbrecher.

Machen wir es kurz. Ich bin Bayern-Fan. Ich will immer gewinnen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich mal mit einer Niederlage anfreunden konnte. Vorher, nachher, freiwillig.

Deshalb gefiel mir dieses Spiel gegen Fortuna ja auch so gut. Weil die Bayern heuer Gas geben. Und zwar bis zum Schluss. Viele Düsseldorfer hatten die Hoffnung, dass wir nach dem 0:3 Schluss machen. Diese Zeiten sind zumeist aber – aus unserer Sicht – Gott sei Dank vorbei. Hitzfeld war gestern, heute ist Power und Gnadenlosigkeit.

Wie anders ist zu erklären, dass wir auch in der 85. und 86. Minute noch kein Erbarmen kannten und ein viertes und fünftes Tor erzielen wollten? Wann hat es dies in den letzten Jahren in dieser Häufung gegeben?

Natürlich, die Fortuna war (erneut) kein richtiger, herausfordernder Gegner für unser Team. Aber trotzdem hatten die Campino-Boys doch einiges vorzuweisen. Wenig Gegentore und eine zumeist stabile Defensive. Vor dem Spiel hatte ich – aus Gründen – somit schon ein wenig Respekt (Nationalmannschaftspause, Schweden-Spiel, etc.). Zu Unrecht wie sich herausstellen sollte. Spätestens nach dem 1:0 war mir klar, dass es das gewesen sein musste. Zu harmlos war unser Gegner, zu ungefährlich wurden da die Konter gefahren, zu körperlos spielte man gegen unsere „Zauberer“ (wenigstens das hatte ich erwartet). Was man so aus dem Umfeld der Düsseldorfer vor dem Spiel vernommen hatte, war dies aber auch nicht anders erwartet worden. Nun denn, die Bayern sind nicht der entscheidende Gegner auf dem Weg zu den rettenden 40 Punkten…

Noch ein paar Details zum Spiel?

Mir fällt es inzwischen wieder schwerer ein Haar in der Münchner Supper zu finden. Ein Gustavo-Fehlpass hier, eine Schlampigkeit von Kroos da, verbesserungswürdiges Stellungsspiel unserer Außenverteidiger?

Alles richtig, aber es hatte erstens keine Konsequenzen und zweitens befinden wir uns mitten im zweiten Saisonstart – die Rückkehr Alabas auf den Rasen ist hier der Meilenstein. Ich durfte bei seinem Comeback live vor Ort sein. Ein Genuss ihn wieder wirbeln zu sehen. Da ist noch nicht alles wieder auf Rückrunden-Niveau (wie auch), es macht aber trotzdem Spaß, ihm zuzuschauen.

Das Wichtigste an dieser Stelle: Endlich erreicht die Rotation auch unsere Defensive! Einer der Gründe für unseren aktuellen Erfolg ist ja diese Rotation(sfähigkeit) in der Offensive. Was hätten wir noch vor wenigen Monaten für Klagelieder angestimmt, hätten wir komplett auf Gomez, so oft auf Robben und zwischendurch auf Ribéry verzichen müssen? Ich will nicht darüber nachdenken.

Und jetzt? Zack, wir wechseln einfach Qualität für Qualität. Diese Optionen zaubern mir immer noch jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht.

Apropos Auswechselungen.

Ich muss gestehen, dass ich gegen Ende des Spiel den Überblick verloren habe, wer da jetzt gerade auf welcher Position spielt. Positionsgetreu haben wir da nicht gerade gewechselt. Sehe ich das richtig, dass Rafinha rechts offensiv gespielt hat, ja? Und Alaba links? Und Ribéry war dann Mittelstürmer? Oder doch Thomas Müller?

So was kann man machen. Beim Stand von 3:0. Gegen eine derartige Fortuna, in Düsseldorf. Aber bitte nicht gegen Dortmund, Frankfurt und Co. – ach, gegen diese Gegner haben wir unsere absolute Topformation dann ja eh wieder zusammen, um den aktuellen Status noch einmal zu erhöhen? Ah, sehr gut.

Fazit: Souveräner Sieg, privates Hochereignis, Fortuna wird sich hoffentlich fangen und wir konzentrieren uns jetzt bitte morgen auf Lille, damit dieses Dr*cksspiel gegen Bate bis zum OSC-Rückspiel in München (welches ich als nächstes Livespiel fest gebucht habe) vergessen ist, ok?

Na dann: Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Startrekord!

P.P.S. Schweinsteiger & Ribéry -> Weltklasse!

Gastbeitrag: Das erste Mal

Es ist schon so ein Ding mit den leicht dahin gesagten Floskeln, der großen Klappe, dem rheinischen Humor. Wie immer es man nennen mag.

Da lernt man einen Mann kennen, ganz nett, da sagt frau halt schon mal Dinge wie: „Klar, gehe ich mit dir mal zum Fußball. Wenn Bayern in der Bundesliga gegen Fortuna spielt.“ Hätte mir vor 16 Jahren jemand gesagt, dass ich ihm Jahr 2012 mit dem Kerl verheiratet sein würde, hätte ich wahrscheinlich amüsiert gelächelt. Hätte mir jemand gesagt, Fortuna spielt dann wieder in der 1. Liga, hätte ich wirsch geantwortet, dass man mit so was keine Scherze macht.

16 Jahre sind rum. Ich bin mit dem Kerl verheiratet. Fortuna ist endlich wieder in der 1. Liga. Ich musste ins Stadion.

Ich bin keine Träumerin. Mir war klar, dass das Ergebnis furchtbar werden würde. Ehrlich gesagt, ich hätte tippen sollen. So hätte ich immerhin noch Punkte geholt. Egal. Aber an alle Mädels da draußen kann ich nur einen Tipp weitergeben. Wollt ihr euren Mann zum Fußball begleiten, dann wählt irgendein Spiel. Aber nicht das gegen die Mannschaft, mit der ihr groß geworden seid, deren Farben ihr als Kind um den Hals getragen habt, bei denen ihr schon als I-Dötzchen mal am Spielfeldrand standet. 90 Minuten Langeweile sind kein Problem in einer langjährigen Beziehung. 90 Minuten stiller Support, Leiden zwischen Andersdenkenden, können eine harte Probe sein.

Immerhin, wir haben oft gleichzeitig gezittert. Gleichzeitig geklatscht. Nur unterschiedlich motiviert. Er für den guten Angriff, ich für die immerhin ab und zu gelungene Abwehr.

Ich bin die Tochter eines Jägers. Ich weiß, warum ich diesen nie begleitet habe. Wie fasste der Göttergatte das Spiel nochmal zusammen – „Hasenjagd“. So viel dazu. Ich weiß jetzt, warum ich ihn dazu nicht hätte begleiten sollen.

Nur soeben konnte ich mich beherrschen, den eisgekühlten Bommerlunder, Begleiter meiner Jugend, nicht lauthals mitzugrölen. Dass ich vor lauter Pfiffen nicht gehört habe, warum die Toten Hosen auf dem Feld waren, hat mich schon leicht sauer gemacht. Richtig gefreut habe ich mich, dass das erste Tor der Bayern keins war. Allerdings ehrlicherweise nicht wegen Fortuna, sondern wegen des Grobmotorikers, der mir eine Bierdusche verpasst hat. Nein, nein, ich grab hier jetzt keine schlechten Klischees aus von wegen Männer und Multitasking. Aber bitte, von einem Fußballfan erwarte ich zumindest, dass er sein Bier bei sich behalten und jubeln kann. Wäre es wenigstens Alt gewesen…

Dann sitz ich natürlich noch genau da, wo der nächste Fan meint, ein bisschen Feuerwerk machen zu müssen. Das können wir Düsseldorfer selber.

Dem Fan neben mir konnte ich zumindest ab dem 0:2 nix mehr vormachen. „Des lässt di recht koalt, geh? Is nur dei Mann Fan?“ Nicken. „Und ich bin Düsseldorferin.“ – „Oha.“ Und dann kam es noch schlimmer. Eigentlich netter, aber irgendwie schlimmer. Ich bekam Mitleid. „Wir spielen in einer anderen Liga. Aber der Fan-Support ist super.“

Ja, danke, ich weiß.

Was meinte ein Kollege später zu mir? „Du, du willst doch kein Mitleid. Du willst doch Rache.“ Stimmt. Aber wie gesagt, ich bin realistisch, keine Träumerin. Ich erwarte keine Rache auf dem Spielfeld. Aber was hat mein Mann gleich noch mal gesagt, als wir uns kennenlernten – er sei an Kultur interessiert? Was läuft eigentlich gerade in der Bonner Oper?

Der Wirbelsturm rund um's Trainerkarussell

Aktuell sieht es in der Bundesliga nach jeder Menge Domino aus. Ein Trainerwechsel-Gerücht jagt das nächste.

Und die Bayern sind mitten drin. Wie erwähnt, befinden sich Louis van Gaal und Matthias Sammer auf der Liste der Bayern-Führung.

Louis van Gaal will sogar zum FC Bayern

„Bayern hat sich früher ein paar Mal gemeldet, da habe ich Nein gesagt. Jetzt würde ich Ja sagen.“

…ohne zu versäumen, zu erwähnen, wie beliebt er sei…

„Ich habe viele Angebote.“

…was wiederum den FC Bayern zu einem Dementi nötigte, dass „ja noch gar nicht unterschrieben wäre“.

Davon abgesehen, will ihn sein jetziger Arbeitgeber – AZ Alkmaar – sowieso und niemals ziehen lassen.

„Louis steht bis 2010 unter Vertrag. Über einen Wechsel werden wir nicht verhandeln.“

Dabei hat der Hoeneß Uli doch zuletzt – gerüchteweise – gesagt, dass van Gaal “ aus seinem Vertrag käme, der FC Bayern keine Ablöse zahlen müsse“.

Wenn Aussage gegen Aussage steht, geht’s im Fußball zumeist um’s Geld. Vorsorglich bemühen sich die knallharten Verhandlungsführer aus Alkmaar schon einmal um potentielle Nachfolger.

„In Alkmaar wird bereits Co Adriaanse als van Gaals Nachfolger gehandelt. Adriaanse steht zur Zeit noch in Österreich bei Red Bull Salzburg unter Vertrag, hat dort aber schon seinen Abschied zum Sommer angekündigt.“

Ganz davon abgesehen, dass man in Alkmaar zwar nicht über einen Wechsel verhandeln will, hat er aber nun eine 10-Tages-Frist bekommen, sich zu erklären. Ob er bleiben oder gehen will, nehm‘ ich an…

„Zehn Tage Bedenkzeit: So lange kann sich Louis van Gaal überlegen, ob er beim FC Bayern die Trainer-Nachfolge von Jürgen Klinsmann antreten möchte – bis Fristende bittet AZ Alkmaar um eine Entscheidung.“

Wie geil ist denn das Thema, bitte?

In der Bundesliga geht’s aber nicht minder zur Sache.

Die Gerüchte rund um ein Wechsel Felix Magaths vom potentiellen Sensationsmeister Wolfsburg zum Dauerkrisenclub Schalke, schießen dermaßen ins Kraut, dass Wolfsburg jetzt wohl ernsthaft überlegt, Magath rauszuschmeissen.

Magath!

Ein Nachfolger steht dort aber fast schon parat: Ralf Professor Rangnick.

Der hat Zoff im Ex-Paradies Hoffenheim. Warum? Weil Mäzen Hopp ihm inzwischen doch nicht mehr jeden Wunsch von den Lippen abliest und im Grunde nun auffällt, das Rangnick dann doch noch bei jeder seiner vielen Stationen in den letzten Jahren gescheitet ist.

Niemals aber extremer als heuer in Hoffenheim. Vom Wunder-Herbstmeister zum schlechtesten Halbzeit-Tabellenführer aller Zeiten. Ein Absturz sondergleichen.

Und Hopp – selbst zu schlimmsten Fehde-Zeiten mit den Bayern – immer der mit dem kühlsten Kopf und der ruhigsten Zunge – lässt sich von Rangnick halt nicht auf der Nase herum tanzen. Gut so.

„Ich lasse mich nicht erpressen und durch den Ehrgeiz von anderen zu halsbrecherischen Aktionen verleiten.“

Vielmehr legt er den Finger in die Wunde der Kraichgauer FußballIdylle…

Unverblümt übt Hopp Kritik an der Personalpolitik: „Wäre Wellington nicht verpflichtet worden, stünden fünf Millionen Euromehr zur Verfügung.“ Und überhaupt ginge es erst mal darum, die Negativserie zu stoppen – mittlerweile ist Hoffenheim seit zwölf Spielen sieglos. „Wir sind die schlechteste Rückrunden-Mannschaft. Wenn es so weitergeht, steigen wir nächste Saison ab. Da können wir doch jetzt nicht von einem internationalen Wettbewerb reden“, sagt der Mäzen.

Ein Nachfolger wiederum für Rangnick – wir sind schließlich im Karussell – wäre zur Stelle: Jürgen Klinsmann!

Hopp hat bekanntlich ein freundschaftliches, um nicht zu sagen inniges Verhältnis zu einem gewissen Jürgen Klinsmann. Ein mit etwas mehr Zeit ausgestattetes „Projekt Hoffenheim“ zu größerem Erfolg zu führen als sein früh gescheitertes in München, wäre für den geschassten Klinsmann vielleicht eine Herausforderung.

Hui. Da wird einem vom vielen Drehen ganz schwindelig. Habe ich jemanden vergessen?

Klar. Den unweigerlichen Lothar Matthäus.

Der soll bei Fortuna Düsseldorf(!) im Gespräch gewesen sein. Der Besitzer sein Ex-Clubs in Israel will nämlich in Düsseldorf investieren und Matthäus gleich mitbringen. Der hat aber inzwischen schon dementiert.

Da hört dann sogar beim Loddar der Spaß auf…

Ein Leben in der Vergangenheit

Gestern war es wieder soweit. Ein Blick in die Vergangenheit. Die Bayern zu Gast bei den Fortunen aus Düsseldorf. Und die Bayern bekommen von den Augenhöhen-Fortunen ’ne Klatsche. Ist durchaus passiert. Am liebsten wird da dieses bayerische 1:7(?) aus den späten 70ern zitiert. Wonach man jeden Namen der goldenen Bayern-Garde einzeln zitierte. Zumindestens von denen, die damals überhaupt noch dabei waren. Denn der FC Bayern war damals aber sowas von im Umbruch.

Egal.

Ein Sieg gegen die Bayern ist ein Sieg, ist ein Sieg.

Geschichte.

Heutzutage locken selbst die Bayern in diese erstklassige Arena gegen die aber mehr als drittklassigen Kicker vom Rhein nur noch so um die 30.000 Fans. Schlimm.

Die Arena-Planer wussten schon, weshalb sie gerade in dieses Stadion wild bemalte Sitzschalen einbauten. Sieht immer voll aus. Im TV.

Zum Spiel.

Natürlich versuchte man beim Sport-Quiz-Brüste-Sender dieses Vorbereitungs-Brotkrümel-Spiel als den Hammer zu hypen. Standard. Man muss die Gunst der Stunde nutzen. Fängt die Rückrunde an, steht man wieder in der achten Reihe. Oder so.

Das Spiel selbst war ein klassisches Winterpausen-Spiel. Die Bayern geschwächt (Ribèry fehlte) und/oder mit B-Startelf (Ottl für Zé, Sosa für Altintop, etc.) und so ging das dann auch los. Offenbar mit dem Hintergedanken sich nicht zu verletzen, agierten z.B. Ottl und Schweinsteiger (wie so oft) auf sehr zartem Niveau was Zweikämpfe und Ballkontrolle betrifft. Mit 9 gegen 11 erspielt sich selbst ein Regionalligist ein oder zwei Torchancen.

Irgendwann machten die Bayern dann doch mal ernst und drückten die Fortunen tief in die eigene Hälfte, das 1:0 war mehr als logisch. Einen Luca Toni zu sehen, der kurz danach völlig frei vorm Tor den Torhüter anschoss, ließ mich schon wieder das Schlimmste ahnen. Allein, es passierte nicht. Halbzeit. Kurz nach dieser das 2:0 durch Schlaudraff. Die Einschätzung über dieses Spiel rückte die Tatsache gerade, dass Hitzfeld seine komplette Einwechselbank einwechselte. Alles rein, alles andere raus. So ungefähr.

Naja. Ab Minute 60 habe ich ohnehin nix mehr gesehen vom Spiel. Baby-Besuch.

Apropos Baby: Mein Sohn erlebte das erste Bayern-Spiel ausserhalb des Bauchs meiner Frau. Er zeigte zwar kein gesteigertes Interesse (Papis Schulter war da schon wesentlich interessanter), es kam aber auch kein Protest. Gut so. Nächster Teil des Feldversuches: Freitag, 01. Februar. Und genauso muss man übrigens auch dieses Spiel einordnen. Abhaken und an die Zukunft denken.

Reminder für mich: Keine Vorbereitungsspiele mehr schauen. Gleich gar nicht auf Spartensendern.

Cocaine in my brain

Zwei Sachen:

Erstens muss man seine 11Freunde-Ausgabe immer sorgfältig lesen und zweitens kann man nicht unbedingt behaupten, dass mir die Düsseldorfer Fortuna (aus diversen Gründen) überaus sympathisch ist.

Was ich aber gestern auf Seite 20 der aktuellen Freunde-Ausgabe las, bestärkte mich zum einen in Punkt 1 und entspannte mein Verhältnis zur Fortuna insgesamt so um die 1-2 Prozent…

Was war geschehen?

Nun. Es wurde eine Randnote zum Freundschaftsspiel der ansässigen Fortuna gegen den Dauerzweitligisten aus Köln erzählt.

Zur Halbzeit führte Düsseldorf damals bekanntermaßen mit 3:0. Dem Stadion-DJ kam, ob des offenbar zerknirschten Dom-Trainers ein ganz besonderes Lied der, mir ebenfalls mit einer Hass-Liebe verbundenen Band der „Toten Hosen“, zwecks Halbzeitunterhaltung in den Sinn:

„Cocaine in my brain“

Das kann man jetzt gut oder schlecht finden und ausserhalb des Fußballs sähe ich das auch eher differenziert, aber in diesem speziellen Fall kann ich mich jedes Mal eines Schmunzelns nicht erwehren.

Augen- und Ohren-Zeugen dürfen sich diesbzgl. gerne melden…