Fußball ist unpolitisch oder Ein Leben in der Blase

Ich bin alt. In viele Richtungen. Vor allem bin ich bald fast 40 Jahre Fan des FC Bayern, seit fast 25 Jahren Mitglied meiner großen Liebe des Fußballs.

Alt zu sein hat Vorteile. Man hat schon vieles gesehen. Erfahrungen gesammelt, Horizonte erweitert, Lebensentwürfe ent- und verworfen, Meinungen gebildet und ggf. auch geändert. Leben halt.

Ich als Mensch entwickle mich (hoffentlich) ständig weiter. Für viele ist das anstrengend, für andere interessant. Zur Zeit entdecke ich bei mir eine Entwicklung, die bei anderen sicher gegenläufig gelaufen ist. Während einige in jungen Jahren rebellisch waren, z.B. „die 68er“ in ihrer politischen und gesellschaftlichen Breite komplett ausgelebt haben, mit Anfang / Mitte 40 aber doch Mercedes Kombi fuhren und eine Doppelhaushälfte ihr eigen nannten, lief es bei mir eher umgekehrt. Mercedes & Haus mal ausgeklammert. Nein, ich ertappe mich dabei, immer kritischer zu werden, immer mehr Emotionen über Missstände zu entwickeln und dabei war ich schon mit 16, 18 alles andere als unkritisch, habe gar schon 1982 über „die Wende“ intensiv diskutiert…

Da ist es natürlich ungünstig, wenn mein Verein ein Wintertrainingslager in Katar mit anschließendem Freundschaftsspiel in Saudi-Arabien absolviert. Explosive Mischung.

In diesem Beitrag kann und soll es wohlgemerkt nicht über (mir unbekannte) vertragliche Verpflichtungen, mögliche Vertragsstrafen oder sonstige Fakten gehen, die mir aktuell nicht vorliegen. Nein, denn ich bin schließlich kein Journalist, der einen fundierten Hintergrundbericht über diese Winterpausenreise des FC Bayern publiziert. Ich bin nur ein Blogger, der eine Meinung hat und diese Kritik äußern will. Und weil ich in einem Land lebe, in dem ich dies tun kann, ohne eine Haftstrafe oder Peitschenhiebe zu riskieren, muss ich darüber schreiben, dass mein Verein zu Gast in einem Land ist/war, in dem kritischen Bloggern dieses Schicksal droht!

Viele mögen nun einwenden, dass a) Katar ja schon seit 2010 Ort des Wintertrainingslagers des FC Bayern ist, was soll also diese Aufregung jetzt?, b) für das Freundschaftsspiel in Riad doch – wie man so hört – 2.000.000,- Euro geflossen seien und c) solche Kritik einen FC Bayern doch eh nicht juckt.

Alles möglich, für mich aber kein Kriterium für meine Kritik. Warum?

Weil, selbst wenn ich das Trainingslager in Katar nicht seit 2010 so stark kritisiere, wie ich es heuer tue – Wäre dies ein Grund, es auch heute oder in Zukunft nicht zu kritisieren?

Weil ein FC Bayern diese 2.000.000,- so dringend braucht, dass er dafür auf gewisse (eigene?) Grundwerte in Bezug auf Katar & Saudi-Arabien hinweg sieht?!

Weil ein FC Bayern sich in 2014 (endlich) in epischer Breite zu seinem jüdischen Erbe in Person eines Kurt Landauers bekannt hat, ihn zum Ehrenpräsident ernannte (was mich alles sehr stolz machte (zumindest schlussendlich)), hier aber mit mehr oder weniger offen anti-semitischen Regimen Geschäfte macht?

Man mag all diese Punkte für weltfremd halten, aber ich äußere mich hier bewusst „naiv“, weil ich ein politischer Mensch bin, der inzwischen sogar anfängt, für politische Überzeugungen auf die Straße zu gehen und ich somit der Utopie verfallen bin, dass sich mein Verein, der in den letzten Jahren vieles sehr richtig gemacht hat, sich verändert und den Gegebenheiten angepasst hat – was mich erneut mit Stolz erfüllte – das eben dieser Verein auch auf anderen Ebenen ein Vorbild sein könnte.

Viele – auch der Verein selbst – sagen, dass „der Fußball“ unpolitisch sei, oder zu sein hätte. Ich sehe dies eher nicht so. Natürlich ist Sport, ist Fußball Unterhaltung. Aber wie wurde zuletzt Udo Jürgens nach seinem Tod erneut zitiert:

In „Unterhaltung“ ist das Wort Haltung enthalten.

Warum muss man als Fußballverein zwingend unpolitisch sein? Ein Trainingslager in Katar, ein Freundschaftsspiel in Saudi-Arabien ist doch per se schon eine politische Aussage – die Zustände in diesen Ländern sind doch bekannt, die kann man imho nicht ausblenden. Toleriert, oder akzeptiert man diese Zustände dann nicht sogar?

Nein, auch in der heutigen Zeit habe ich eine gewisse grundsätzliche Erwartungshaltung an meinen Verein:

Wer auf so vielen Feldern weltweit führend ist, der hat imho eine gewisse Verantwortung. Für Geld, für Wachstum, für neue Märkte muss man nicht alles machen, lieber FC Bayern!

Natürlich – noch einmal – der FC Bayern hat viele Millionen Social-Media-Fans/-Follower, um die Viertel Million Mitglieder, über zehn Millionen Fans in Deutschland – davon ist sicherlich nicht gerade die Mehrheit aktuell so kritisch wie ich, schließlich läuft ja sonst alles dufte, aber gerade dann, wenn alles prima läuft, sollte man doch diese unfassbare Reichweite nutzen, auch einmal über den Tellerrand zu schauen und dem „Gesamtkunstwerk FC Bayern“ (keine Ironie) die Krone aufsetzen.

Nein? Nicht möglich?! Schade.

Weitere Links zum Thema

https://stadtneurotiker.wordpress.com/2014/11/14/das-trainingslager-des-fc-bayern-munchen-in-katar-es-ist-politik/

https://twitter.com/agitpopblog/status/556449632281432064

https://twitter.com/texterstexte/status/556546207515148288

65 Gedanken zu „Fußball ist unpolitisch oder Ein Leben in der Blase“

  1. Servus Breitnigge
    Vorab möchte ich ganz klar betonen, dass ich die Dinge die in diesen Ländern passieren in keinster Weise gut heiße. Im Kern der Sache sind sich sicher auch alle einig und es sollte keine 2 Meinungen geben aber:

    „Natürlich ist Sport, ist Fußball Unterhaltung“ Unterhaltung ist es in erster Linie für die Fans. Für den Verein an sich wird es in allererster Instanz um die Wirtschaftlichkeit gehen.

    Willkommen im Kapitalismus.
    Der Verein wird gegenüber seinen Anteilseignern, die viel Geld in den Verein gepumpt haben, sicherlich einige Verpflichtungen haben, und wie du schon richtig erwähnt hast, werden wir eben diese leider nicht kennen. Das kann man gut finden oder auch nicht, wird aber sicher ein wichtiger Punkt sein.

    Ich persönlich glaube nicht, dass der FC Bayern wegen 2 Millionen ein Freundschaftsspiel in Riad abhält, sondern dass eben oben genannte Umstände da mit rein spielen.
    Generell tue ich mich auch immer mit dem Wort „Vorbildfunktion“ schwer. Wo fängt sie an, wo hört sie auf. Kann ich was von jemandem verlangen, was ich selber nicht vorlebe?
    Grob gesagt und kommt mir jetzt nicht wieder mit Äpfel und Birnen, sitzen wir in der Küche essen ein Wurstbrot, das von Tieren stammt, die unter Zwangshaltung geschlachtet wurden, tragen eine Hose, die in Indien von 10 jährigen genäht wurde, und tippen auf einem PC, dessen Teile zu 90% aus China kommen … und wir regen uns über Quatar auf.
    Statt die Vereine zu verurteilen, sollte man die Chance nutzen und auf die Zustände in den jeweiligen Ländern hinweisen.

    Vielleicht mache ich mich jetzt auch etwas unbeliebt, wenn ich sage, dass diese Diskussion nichts bringen wird. Es ist nur meine Meinung. Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich mich irren würde.
    Fußball ist inzwischen ein knallhartes Geschäft, da bleibt nicht viel Zeit für Romantik. Gehst du gewisse Dinge nicht mit, bleibst du auf der Strecke. Selbst wenn viele Fans jetzt aus verständlichem Frust vielleicht sogar ihre Mitgliedschaft aufkündigen, es stehen viele neue bereit.

    Natürlich bin ich voll bei dir, wenn du sagst: „auch einmal über den Tellerrand zu schauen und dem “Gesamtkunstwerk FC Bayern” (keine Ironie) die Krone aufsetzen.“
    Bei der letzten Jahreshauptversammlung wurde eine Chance vertan, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Vielleicht ein Thema für die Nächste.
    Oder die Fans der Südkurve zeigen im ersten Heimspiel gegen Schalke, was sie von diesem Thema halten.

  2. erst mal danke fürs Verlinken (texterstexte)! Dann dank für Deinen Beitrag hier.

    @M.W. Natürlich könnte man sich über sehr vieles aufregen, tut es aber aus Zeit- und Nervengründen nicht. Als Konsequenz aber nun komplett die Füsse stillhalten sollte man meiner Meinung nach aber auch nicht. Der Fc Bayern ist auch für mich Herzenssache, deutlich mehr als Sport, als Unterhaltungsprogramm. Ich möchte mich mit dem Clib identifizieren können, gehe deshalb bei unberechtigter externer Kritik am FCB genau so an die Decke wie bei vereinsschädigendem Verhalten der eigenen Vorstandsmitglieder.

  3. Servus Franck

    Natürlich soll man nicht stillhalten. Nur fehlt mir eben der Glaube das sich was ändert. Konsequenterweise hätte man CL Spiele gegen Moskau von Vereinsseite aus boykotieren müssen, weil in Russland Homosexuelle unterdrückt werden.

  4. Die angestellten Vergleiche mit Romantik und Kapitalismus hinken.
    Kurt Landauer war kein Romantiker, sonst wäre er nicht die Amateurstatuten des DFB angegangen, die bis nach Einführung der Bundesliga wirkten. Folglich war er auch ein Kapitalist, dem Erfolg und Einnahmen wichtig waren. (Die Meisterschaft 1932 war kein billiges Unterfangen, weil sein Konzept, ausländische Einflüsse im Verein wirken zu lassen, nicht wenig Geld kostete.)
    Darum geht es also nicht.

    Kurt Landauer stand für einen weltoffenen Verein, im Rahmen dessen Möglichkeiten erfolgreich gespielt werden sollte. Daß er einen für damalige Verhältnisse gut situierten Verein mit Geldern von Regimes zu Mehreinnahmen verhalf, ist meines Wissens nicht bekannt.
    Er hätte, nach heutigen Maßstäben, eher Geld von Dietrich Mateschitz angenommen, als sich von Katar oder Saudi-Arabien auszuhalten.

    Damit könnte ich leben, weil im Profifußball für Romantik tatsächlich kein Platz ist. Aber den Kapitalismus kann man auch bedienen, wenn man kein Geld von demokratiefernen Staaten annimmt. Auch als KGaA.

    Natürlich geht es auch um die Frage: Wo fange ich an?
    Privat womöglich bei der Wahl des Fleischbezugs und -konsums, womit ich als Fan nichts erreiche (wenn ich nicht Alfons Schuhbeck absägen will). Was den kritischen Konsum oder gar Verzicht darauf nicht sinnloser macht.
    Aber warum soll ich mich als Fan nicht dagegen wehren, wenn der Verein etwas macht, was seinem selbst ernannten und von mir unterstützten Leitbild widerspricht?
    Soll ich mich darin fügen, daß die Welt ohnehin schlecht ist?

    Ob wir etwas verändern können, wissen wir bis dato nicht.
    Da aber der FC Bayern München in einem demokratischen Land ansässig ist, ist es den Versuch wert.

    Ich bedanke mich für den Text des Hausherren und den Link zu meinem.

  5. Puh. Mann, Paule, da machst du aber ein Fass ohne Boden auf. Immerhin bin ich schon mal froh, dass unser Verein kein Kreuz im Logo hat, dass er aus Respekt vor seinen arabischen Freunden verschwinden lässt, wie unlängst bei Madrid geschehen.
    Moralisch gebe ich dir zu 100 Prozent recht, wenn auch so mancher Gutmensch hierzulande einen Abzug des Trainingslagers nach Südspanien als Affront gegen den Islam interpretieren könnte. Aber bevor ich jetzt zu politisch werde, halte ich es wie immer. Ich versuche Fußball und Politik dann doch zu trennen. Der Verein macht so vieles, was ich für politisch nicht korrekt halte. Wo will man die Grenze ziehen? Beim Trainingslager in Quatar? Bei einer WM in Brasilien unter Beteiligung vieler Bayernspieler, die die Nöte vieler Einheimischer ignoriert und zum Teil vergrößert hat? Bei – wie oben angesprochen – Spielen gegen russische Vereine? Was ist mit der Türkei, in deren Gefängnissen nach wie vor mittelalterliche Zustände herrschen?Die Markterweiterung Richtung menschenrechtlich fragwürdiges China, die der FCB anstrebt? Wie konsequent will man sein? Keine Trikots mehr in Länder verkaufen in denen Menschenrechtsverletzungen stattfinden? Keine Übertragungen in solche Länder gestatten?
    Und die von dir angesprochenen Dinge (Landauer etc.) hat der Verein auch nicht gemacht, weil er so edel ist, sondern weil das Imagepflege ist. Wirklich Gutes tut der FCB auch nur dann, wenn es ihm ins Konzept (sei es wirtschaftlich oder marketingstrategisch) passt. Ist leider so.
    Natürlich hätte man jetzt die Option Anhänger eines Dorfvereins zu sein, der keinen wirtschaftlichen Interessen folgen muss und aus reiner Freude am Fußball spielt. (Der BVB hat ja lange vorgegeben, ein solcher zu sein)
    Aber Dorfvereine gewinnen die CL nicht und dafür schlucke ich auch ein Trainingslager in Quatar.
    Ich bewundere deinen Idealismus Paule, ihm anschließen kann ich mich nur bedingt….

    1. Ich verwendete in meinem Beitrag bewusst das Wort „Utopie“… 😉

      Natürlich ist mir klar, dass ich mit meinem Idealismus nicht die ganze Welt retten kann. Aber ich tue, was ich kann: Kritisieren, drüber schreiben. Und wo ich oben noch von Verantwortung sprach, nehme auch diese wahr, denn Blogger wie ich, mit der über 10 Jahre erwobenen Reichweite, werden sicher eher wahrgenommen als andere Schreiber, mit kleinerer Community, etc.

      Mein Punkt ist auch: Sicher geht es ums Geld, um Verträge. Ich bin nicht weltfremd und erwarte, dass ein Welt-Unternehmen mit einer halben Milliarde Euro Umsatz moralisch agiert wie der Bioladen um die Ecke!

      Aber wer sich als Verein Grundsätze wie „Mia san Mia“ („Mia san Verantwortung“) gibt, oder soziales Engagement pflegt, auch teilweise ohne medienwirksames Verwerten, wer Gedenkminuten in Stadien abhält oder sich eben auch in sozialen Medien zu Terroropfern, wie denen in Paris äußert, Stellung bezieht, der agiert erstens politisch und der darf sich zweitens durchaus hinterfragen – zumindest versuchen – ob er ein gewisses Mindestmaß an Anforderungen an Geschäftspartner hat / haben will.

      Darum geht es mir.

    2. ,, Wirklich Gutes tut der FCB auch nur dann, wenn es ihm ins Konzept (sei es wirtschaftlich oder marketingstrategisch) passt. Ist leider so.,,

      Ich denke auch, dass nach dem Weggang von Uli Hoeneß, unserem Verein, ein großes Stück Menschlichkeit und soziale Wärme abgegangen ist.
      Wo immer Hilfe gefordert war, ob im eigenem Verein im Fußball allgemein oder sonst wo, Uli war zur Stelle. Und zwar ohne großen Medienrummel. Bei allen Ecken und Kanten die er hat, seine Menschlichkeit und sein soziales Engagement sprechen immer noch für ihn.

      1. Vier der fünf Trainingslager fanden in Katar statt, als unser neuer Jugendwart noch Manager bzw. Vereinspräsident war. Davor ging es nach Dubai.

        Uli Hoeneß hat sehr viel für den Verein getan. Aber das hat er auch nicht verhindert.

    3. „Moralisch gebe ich dir zu 100 Prozent recht, wenn auch so mancher Gutmensch hierzulande einen Abzug des Trainingslagers nach Südspanien als Affront gegen den Islam interpretieren könnte.“

      Hast du Lust das nochmal zu erläutern, evtl bin ich aber auch der einzige der das nicht versteht 🙂

  6. Vielen Dank für den kritischen Beitrag.

    Die Frage nach der Ethik im Fußballgeschäft ist berechtigt und der FC Bayern(stellvertretend für alle Profivereine, für die das genauso gilt) muss sich die Frage auch stellen. Am besten so offen, wie hier geschehen.

    Die Profisport-Vereine sollten es schaffen, sich auf eine Mindestethik zu verpflichten, freiwillig. Fußball fällt nicht unter die Rüstungsexportgesetze aber was macht ein angeschlagener Verein, wenn ihm jemand anbietet, zwei Spiele für 20M USD in Riad zu machen? Immer gleich nach der Fernsehübertragung der Peitschenhiebe für den Blogger, der ein bißchen zu liberal war?
    Oder was, wenn für ein Spiel in Pjöngjang 10M USD geboten werden?
    Wie weit sind denn Fussballvereine als ganz normale Unternehmen/Aktiengesellschaften moralischen Maßstäben verpflichtet? Ist der Gazprom Vertrag noch in Ordnung heutzutage?
    Darf ein Spieler eine solche Reise boykottieren weil er mit bestimmten Regimen nichts zu tun haben will?
    Es ist sehr schwer, da eine Grenze zu ziehen und zwischen „geht“ und „geht nicht“ zu unterscheiden. „Rheinmetall liefert Panzer und wir dürfen da nicht mal Fussball spielen? Wie gerecht ist das denn?“

    Ich bin mir nicht mal sicher, ob sich die Liga durch eine Ethikkomission quälen muss oder ob Vereine, die ohnehin Vorreiterrollen haben (und auch haben wollen) einfach vorangehen sollten und ihre Maßstäbe den anderen nahelegen/vorleben. Vielleicht sollte man auch so fair sein, und den Spielern gewisse Freiräume für Entscheidungen geben. Bei all den Millionen sind das immer noch Menschen, die ein Gewissen haben (sollten) und keine Maschinen. Wenn einer nicht für Blutdiamanten spielen will, soll er dann müssen?

    In jedem Falle reicht ein „Ach wir wollen doch nur (Fussball) spielen“ auf Dauer als Argument nicht aus.

  7. Schwieriges Thema. Sehr schwierig. Natürlich darf man als Fußballfan dazu eine Meinung haben. Vielleicht sollte man sogar. Ich vertrete eher die Fraktion „bei sich selbst anfangen“. Erst wenn man bereit ist selbst auf Dinge zu verzichten und nach entsprechendem Werten zu leben dürfte man mMn berechtigt sein, Kritik zu üben.

    Und @paule, nicht gegen dich, ich habe selbst eines, aber wenn schon „iPhone“ und „iPad“ bei einem Nick stehen, dann ist das in dem Fall eigentlich grotesk (Arbeitsbedingungen in den Fabriken etc.). Konsequenterweise müsste man dann aber auf alles verzichten, denn die anderen Hersteller sind keinen Deut besser.

    Ich denke Kritik darf man üben, nur ist das für mich die einfachste Form. Auch ich könnte den ganzen Tag im Strahl kotzen, wenn ich das mit dem Blogger in Saudi-Arabien lese und frage mich immerzu was der Mensch für ein…(passendes Wort fällt mir nicht ein)…ist. Das ist so zum Schreien und Verzweifeln aber allein es sind andere gefragt, daran was zu ändern. Unter anderem von uns gewählte Volksvertreter. Von so Beispielen gibt es unzählige und vielleicht ist die Welt einfach so und man muss froh sein, dass sie nicht _noch_ schlimmer ist. Eine Lösung hat sicher keiner parat, vielleicht hilft es (einem) schon ein Stück wenn man drüber diskutiert…

    1. (Ich weiß das liest sowieso niemand mehr, aber ich gebe trotzdem mal noch ein paar Kommentare ab. Los:)
      „Und @paule, nicht gegen dich, ich habe selbst eines, aber wenn schon “iPhone” und “iPad” bei einem Nick stehen, dann ist das in dem Fall eigentlich grotesk (Arbeitsbedingungen in den Fabriken etc.). Konsequenterweise müsste man dann aber auf alles verzichten, denn die anderen Hersteller sind keinen Deut besser.“

      Warum willst forderst du Konsequenz ein? Dieses
      Argument hab ich nie verstanden.
      Angenommen man ist ein einigermaßen kritischer Mensch und darüber hinaus konsequent, dann muss man doch versuchen alle Probleme gleichzeitig zu lösen. Konsequenz ist das letzte was man braucht, wenn man die Welt „verbessern“ will.
      Und wenn man sich mal gegen absolute Konsequenz entscheidet…ob man jetzt mit dem seinem Verein oder mit seinem Handy anfängt ist doch total schnuppe 🙂 Den fehlenden Einsatz für das eine kann man sicher nicht mit starkem Einsatz für das andere schlecht machen.

  8. @Paule, wir sind vermutlich ähnlich alt, ähnlich lange Bayernfan, aber ich noch nicht so lange Mitglied. Ich teile deine Gedanken und Ausführungen in diesem Beitrag zu 100% und auch sehr viele der Antworten darauf in den Kommentaren. Auch ich stelle (durchaus auch staunend) fest, dass ich bei zunehmendem Alter wieder politischer, radikaler denke und dennoch nicht weiß, wann ich bereit wäre auch (noch mehr) danach zu handeln.
    Und ja, was soll man tun? Sich abwenden vom Profifussball (ist das vorstellbar, bald ist wieder CL??), am besten gleich noch von unserer kapitalistischen und postkolonialistisch agierenden Ausbeuter- und Umweltzerstörerökonomie?
    Aussteigen – wohin? Oder bekämpfen – wo anfangen? Konsumverhalten ändern – wie weit?
    Ich gebe zu, ich scheue mich vor den Schritten, die man eigentlich konsequenterweise vollziehen müsste (und überblicke sie auch nicht ansatzweise alle) und tröste mich damit, dass es eh nichts nützen würde und freue mich, dass es gut tut, zumindest darüber zu reden/ zu lesen. Wir erfahren – selbst als gefühlt aufgeklärte und aufmerksame Beobachter – eh schon nur einen Bruchteil der Ungerechtigkeiten in dieser Welt und blenden von dem was wir wahrnehmen noch so viel aus, jeden Tag. Da kommt’s auf den FC Bayern auch nicht mehr an!?
    Aufwühlende Gedanken, schwierige Fragen, keine Antworten…
    Aber dennoch und gerade deswegen: Danke für den Beitrag!

    1. Einzelne Bayern-Fans reden über Austritte aus dem Verein. Für mich ist das (noch) keine Option, zumal ich mir dann das Podium Jahreshauptversammlung verbauen würde. Das Thema Tickets wäre für mich da eher nachrangig…

    2. Mit einer Antwort kann ich schonmal helfen: „Sich vom Kapitalismus abwenden“ halte ich für eine ziemlich dumme Idee. Lass mal lieber bleiben.

  9. @Paule
    Versteh mich bitte nicht falsch. Das war keine Kritik an deinem Beitrag. Stimmen wie die deine, die noch dazu in der Szene Gewicht haben, sind unbestreitbar wichtig. Ich sehe es halt anders, vor allem deshalb weil ich im Alter (das ähnlich ist wie deins) eher zynischer als kritischer geworden bin. Vielleicht auch einfach entmutigter und bequemer.
    Aber wie Ribben sagt, die Diskussion darüber ist wichtig, weil sie uns dem Thema gegenüber nicht gleichgültig sein lässt, egal wie unsere Meinung ist.
    Bezeichnend nur, dass man trotz allem wirtschaftlichen Verständnis trotzdem ein bisschen ein schlechtes Gewissen hat, wenn man Saudi-Arabien in einem Atemzug mit ausgepeitschten Bloggern und dem FCB liest…

  10. @all: Mir ist klar, dass das Thema schwierig ist. Aber resignieren ist halt nicht. Ich selbst tue, was ich tun kann. Wir essen weniger Fleisch, dafür kaufen wir es beim regionalen Bio-Metzger. Uns macht das geschmacklich nicht so viel aus, darum essen wir kein Nutella sondern fair gehandelte Nuss-Schokoladencreme aus dem Bioladen, Ökostromanbieter, Bio-Milch, die 1,20€ und keine ruinöse 55ct kostet, etc.

    Es gibt _immer_ etwas(!), dass man tun kann. Und man selbst muss nicht die Welt an einem Tag retten. Hat man Kinder, kann man die dahin anleiten, dass sie ihrerseits nachhaltig leben und nicht nach dem Motto „Nach mir die Sinnflut“…

    Am Ende des Tages entscheidet dies aber jeder Mensch für sich. „Gezwungen“ z.B. keine Verbrennungsmotor getriebene Autos mehr zu fahren, zu kaufen, sind wir natürlich erst dann, wenn es kein Erdöl mehr gibt.

    Aber zurück zum FCB:

    Ich „verlange“ nicht von meinem Verein, dass er Trainingslager nur noch in Ländern veranstaltet, die in der Menschenrechts-Rangliste von Amnesty International die Plätze 1-3 belegen, aber ich würde mir wünschen, dass man Zustände wie in Katar oder Saudi-Arabien nicht einfach verschweigt, ignoriert und in seiner Berichterstattung auf „heile Welt“ macht, wo nachweislich keine(!) heile Welt ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    P.S. Ich weiß, dass ich selbst natürlich inkosequent bin, weil ich Apple-Produkte besitze und noch nicht im Wald lebe und mich und meine Familie von dem ernähre, was von selbst von den Bäumen und Sträuchern fällt (Übertreiben verdeutlicht *g*), aber ich bin erstens auch nur ein Mensch mit Fehlern und zweitens ändere ich Dinge Schritt für Schritt (s. oben)…

    1. „Es gibt immer etwas, was man tun kann.“ Genau darum geht es! Natürlich kann man nie an jede Ungerechtigkeit auf der Welt denken, natürlich kann niemand das perfekte saubere Leben führen.

      Aber: Wenn man ganz eindeutig einen Missstand erkannt hat und durch ein mögliches alternatives Verhalten diesem Missstand ausweichen kann, dann los!

      Der FC Bayern hätte genug Alternativen zum „Volkswagencamp Katar“ gehabt. Aber er hat sie nicht genutzt. Das sollte man kritisieren.

      Wegen der Arbeitsbedingungen bei Foxconn auf ein iphone zu verzichten ist schwierig, weil die anderen Hersteller genauso Dreck am Stecken haben. Ergo: weder Handy noch Smartphone noch Tablet noch Notebook nutzen. Diese Alternative stellt sich vielen nicht, weil sie dann ua ihren Job riskieren würden.

      Von Tierquälerei in der Viehzucht wissen und dennoch weiter das Discounter-Fleisch kaufen, muss nicht sein. Da gibts Alternativen.

      Ob man durch sein Verhalten etwas an der Gesamtmisere ändert? Vielleicht nicht. Aber kommt es darauf überhaupt an? Ich meine nein. Es zählt, dass man (relativ) guten Gewissens in den Spiegel schauen kann.

      1. “Es gibt immer etwas, was man tun kann.” ist halt oft der Einstieg in eine bequeme Selbstrechtfertigung. Man tut dann genau das, was einem nicht besonders weh tut. Gerade der Biofleischkauf vom Bauern um die Ecke ist ein schickes Lifestyle-Ding, was auch noch der eigenen Gesundheit zuträglich ist, was man aber gleichzeitig als große Weltverbesserungsanstrengung darstellen kann.

        Übrigens: Es gibt sehr wohl ein „Fairphone“ (kann man in 10 Sekunden ergoogeln), kostet halt mehr Geld und ist nur Mittelklasse.

        Was ich sagen will: Es ist immer einfach, von anderen ein ganz bestimmtes Verhalten zu verlangen und sich selbst mit einer Gesamtanschauung, man könne ja nicht alles tun, mache aber schon ganz doll viel, zu entschuldigen.

        Erinnert mich so ein bißchen an die Ökotante, die vehement den Verbot von SUVs fordert (die zu fahren sie sich selbst natürlich niemals leisten könnte), selbst aber ihren Selbstfindungstrip nach Neuseeland total o.k. findet. Von dem bei Hin- und Rückflug verblasenen Kerosin/CO2 kannst Du ein halbes Leben lang einen Porsche Cayenne über die Straßen prügeln…

        1. Letzteres hat mich dann doch mal interessiert weil mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte dass diese extreme Fluggebashe bzgl. co2 auch nur irgendwie der Realität entsprechen kann. Hab das ganze mal nachrecherchiert – und siehe da: man kommt so auf 30.000km ÄquivalenzCO2 für den Neuseulandflug (hin+zurück). Schön wenn dir diese km-Zahl ein halbes Leben reicht, aber viele verblasen das dementsprechend auch mit dem Auto schon jedes Jahr..

  11. @Paule 100%!!
    Wer wären die Länder 1-3 auf dem AI-Ranking? Vermutlich Antarktis, Grönland und Buthan? Wir („entwickelte, westliche Welt“) jedenfalls nicht, wenn man z.B. auch Waffenhandel berücksichtigt.

    1. Auf der Webseite von Amnesty kann man sich die einzelnen Länderberichte für 2013 anschauen. Eine tatsächliche „Rangliste“ habe ich nicht gefunden. War auch nur eine Formulierung zwecks Illustrierung der Argumente…

      1. Selbst wenn du im Wald wohnen würdest, dann müsstest du dich dort ganz ruhig verhalten, Paule.
        Denn bei jedem Schritt könntest du kleine, unschuldige Insekten zertreten! Könntest du das mit deinem Gewissen vereinbaren?

        Im Ernst: Guter Artikel (wie so oft). Und es bleibt dabei: Es gibt nichts Gutes außer man tut es.
        Verstehe insofern auch meinen Doppelkopf-Kompagnon, wenn er keinen Bock mehr auf die Nazis auf der Dortmunder Südtribüne hat und seine beiden Dauerkarten schon seit mindestens zwei Spielzeiten selbst gar nicht mehr nutzt, sondern verliehen hat.

  12. Ich mach mir hier jetzt vielleicht keine neuen Freunde, aber ich
    bekennen, dass mich diese Diskussion befremdet. Um es mal vorsichtig auszudrücken. Diese Moralkeule, die hier in verschiedenen Post deutlich geschwungen wird kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Es gibt wahrscheinlich weltweit eine handvoll Länder (z.B. Skandinavien und da muss ich dann Dänemark mit ihrer Abgrenzungspolitik gegenüber Ausländern noch herausdividieren), die nicht im Verdacht stehen, die Menschenrechte zu verletzen. Gerade die Alternativen, wie z.B. die Türkei oder Israel als Vorbereitungsorte bieten ebenfallls hinlänglich Kritikpunkte, was ihre politische Situation anbetrifft.
    Es geht mit keineswegs darum Katar oder Saudi-Arabien zu verteidigen. Ich sehe es aber auch nicht als Aufgabe des Sports an, politische Wertschätzungen zum Ausdruck zu bringen. Wäre das so, hätten wir so ziemlich bei jedem zweiten Sportgroßereignis einen Boykott wie dereinst bei der Olympiade in Moskau. Wenn ich dann noch in der Zeit lesen muss, dass ein „Bayern-Blogger“ zu diesem Thema einen offenen Brief an die Vereinssführung schreibt, worin er mit seinem Austritt droht, dann kann ich ihm nur empfehlen: tu dir keinen Zwang an und schreib bitte dein Kündigsschreiben. Auf die 60,– € im Jahr kann der Verein verzichten und auf sogenannnte Fans, die den semi-professsionellen Bayern-Hassern eine Steilvorlage bieten schon mal gleich dreimal. Wer jetzt meint sich äußern zu müsssen mit dem Hinweis „aber Kritik gegen die Vereinsführung muss möglich sein“, dem kann ich sagen: ja, das ist möglich, aber derartigen Pamphlets (als offener Brief pplaziert) sind nur Wasser auf die Mühlen der Bayern-Hasser, die momentan sportlich so gar keine Angriffsfläche am Verein finden und nun auf die Moralkeile zurückgreifen müssen. Habe fertig!

    1. Kritik aus den eigenen Reihen an der Vereinsführung spielt Gegnern des Vereins in die Hand?

      Dein hier zum Ausdruck gebrachtes Verständnis von Demokratie macht mir Angst! Schlimmer noch: Das kommt blindem Gehorsam, wie sie Diktaturen lieben, sehr nahe.

      1. Jetzt wird das Ganze aber sehr hochgehangen – können wir den Ball nicht ein wenig flacher halten?

        Andererseits zeigt es wieder einmal wie schwer es ist die Themen und Sport und Politik miteinander zu vermengen, ohne dass es schnell kompliziert wird, speziell, wenn es nicht in einer Unterhaltung stattfindet (wo man sich schneller austauschen und besser erklären kann), sondern so wie hier, wo (hinein)gelesen und interpretiert und gefolgert und verglichen wird … nicht zuletzt der Grund , warum ich hier keine Meinung geäußert habe, obwohl ich eine zum Thema habe. Diese allerdings könnte ich wohl selbst mit 1.000 Worten nicht adäquat und ohne Widerspruch hervorzurufen formulieren, weshalb ich es eben lieber lasse.

        Wird Zeit, dass es wieder losgeht …

        1. Es gibt eine Metaebene, bei der ich den Ball nicht flach halte.

          Bei der von Breitnigge ausgeführten Thematik kann man unterschiedlicher Ansicht sein, auch wenn es mir sehr schwer fällt.
          Wenn jedoch Jemand meint, inhaltliche Kritik an der Vereinsführung dürfe nicht öffentlich geäußert werden kann, weil sie Gegnern des Vereins in die Hand spielen kann, dessen Demokratieverständnis stelle ich lautstark in Frage.

          1. Geanu das meine ich ja. Ich bin mir sicher (und hoffe, ich lehne mich da nicht zu weit aus dem Fenster, da ich ja euch beide nicht persönlich kenne) würdest Du dies mit @Bürschchen von Angesicht zu Angesicht diskutieren, wäre die Sache vermutlich schon aus der Welt, da durch Diskussion, Erklärung und damit Austausch von Ansichten inklusive Veränderung in der Formulierung das Problem vermutlich schon jetzt nicht mehr existent wäre.
            Will sagen, ich versuche zu vermeiden, dass ich aus einer einzelnen Aussage Schlüsse über komplette Weltansichten einer Person ziehe, die ich nicht mal kenne.
            Nicht falsch verstehen, ist kein Vorwurf (passiert mir ja trotzdem selber noch oft genug), sondern nur meine Ansicht.
            Im Grundsatz kann ich Deinen Standpunkt ja nachvollziehen, allerdings finde ich auch, dass produktive Kritik nicht zwangsläufig öffentlich geäußert werden muss, da sie dann häufig dem Selbstzweck dient, der eigenen Person eine Wichtigkeit zu geben, die sie ansonsten nicht hat, statt die Diskussion zu fördern. In diesem Punkt bin doch schon eher bei @Bürschchen, der ja auch selbst sagt, dass Kritk durchaus erlaubt ist.

            Und ich finde übrigens den Ausspruch „dass kommt blindem Gehorsam, wie sie Diktaturen lieben, sehr nahe.“ mehr als überzogen.

            Just my 2 Cents.

          2. Verstehe ich nicht. Klar kann man der Auffassung sein, dass Kritik am besten „intern“ geäußert wird, also etwa auf der Vereinsversammlung. Offener Brief bedeutet ja gerade, dass er sich an die allgemeine Öffentlichkeit richtet. Was hat das mit Demokratieveständnis zu tun?

  13. Ich finde das einen offenen Brief prinzipiell völlig in Ordnung, als ein Akt der Auseinandersetzung von Fans mit ihrem Verein: Nachdenklich – Konstruktiv – Kritisch. Ich gebe als Fan ja nicht meine Überzeugungen am Drehkreuz ab. Ich kenne allerdings den genannten Brief nicht, daher weiß ich nicht, ob das in dem Fall zutrifft. Und ob „Drohungen“ in dieser Auseinandersetzung weiterhelfen, steht auf einem anderen Blatt.
    Aber ganz grundsätzlich wäre es mir aber so was von wurscht, ob das dann Wasser auf die Mühlen von sonstwem ist. Die Basher und Neider finden immer was, und wenn sei es, dass Bayern-Fans ihrem Verein unkritisch nachlaufen (=Konsumenten). Regst Du dich darüber wirklich noch auf? Mich amüsiert das höchstens noch.

  14. Stress gibt es im Alltag schon genug. Der Fussball ist immer eine kleine Flucht für mich. Ob Amateure hier vor Ort, oder Profis im Fernsehen.
    Es gibt auch in meinen Augen größere Baustellen.
    Gerade was von Zeigler bei Spox gelesen. Dem kann ich nur zustimmen.

    „war letzte Saison im Emirates beim Spitzenspiel Arsenal gegen ManCity. Das Spiel war nichts Besonderes, aber die Atmosphäre war Fußball pur: Sprechchöre, die sich gegenseitig hochgeschaukelt haben. Auch mal etwas Ruhe, dann aber wieder ein Hochkochen und Aufbranden der Stimmung. Und da habe ich gemerkt, was mir in deutschen Stadien seit vielen Jahren fehlt: Originäre Stimmung, die sich durch mal mehr und mal weniger Lautstärke dokumentiert. Stimmungsentwicklungen. Das wurde bei uns alles ersetzt durch reine Fleißarbeit: 90 Minuten Dauergesänge ohne Rücksicht auf das Spielgeschehen, egal was gerade passiert. Für mich ist Fußball aber keine Fleißarbeit oder das pausenlose Abspulen von Anfeuerungsritualen. Das ist für mich Stimmungsersatz. Damals, im Emirates, habe ich 90 Minuten gedacht: Stimmt, so war das früher bei uns auch: Begeisterung, wenn es Grund dafür gab. Stille, wenn mal kurz nichts passiert ist. Ohrenbetäubende Unterstützung, wenn man nach der Stille das Gefühl bekam, dass die Mannschaft es gerade jetzt dringend braucht. Das alles fehlt mir.“

    Geht es hier auch vielen so?

    1. Yeah, das fehlt mir auch. Bin oft erstaunt bei Heimspielen, die Fahnenschwenker in der Südkurve schwenken ihre Fahnen im immergleichen Rhythmus, egal was sich vor ihnen im Strafraum abspielt. Fällt ein Tor, egal für wen, die Fahne wird im gleichen Tempo weiter geschwenkt. Mir rätselhaft, aber jeder wie er will. Mir wäre aber ein Stimmungswechsel auch lieber, Anfeuerung wenns Anfeuerung braucht, Stille wenn Stille nötig ist, Aufbranden im ganzen Stadion bei Eckbällen oder Freistößen um den Ball ins Tor zu Brüllen (das lieb ich am meisten). Aber die Zeiten sind wohl leider vorbei.

  15. @Raptor
    100 Prozent Zustimmung!!!

    @Moraldiskussion
    Wo und wie werden eigentlich die FCB-Trikots hergestellt? Kann mich da an einen Bericht nach der WM erinnern, dass das vier Sterne Trikot der NM 85 Euro kostet, von denen die Näherin in Bangladesh grade mal 15 Cent sieht.
    Wird bei unserem Verein nicht anders sein oder? Auch wenn Adidas das vehement dementiert hat.
    Finde ich persönlich schlimmer als in Katar zu trainieren. Trete trotzdem nicht aus.

  16. Also Kritik darf und muss erlaubt sein. Das ist ein Eckpfeiler jeder Demokratie. Allerdings mit dem Austritt aus dem Verein „drohen“ – was bitte ist das denn? Also da schüttel ich nur mit dem Kopf. Von wegen Konsequenz etc.

    Wenn jetzt allerdings auch noch die Politiker anfangen den Saudi-Trip zu kritisieren (wohlgemerkt in der Sache gerechtfertigt) frage ich mich aber schon, ob ich noch im richtigen Film bin. Vermutlich geht zeitgleich mit der Kritik die nächste Panzerlieferung über die Bühne. In welchem Paralleluniversum leben eigentlich einige Politiker? Und das ist insofern doppelt schlimm, weil sie selbst einen Dreck für die Menschenrechte in diesen Länder tun. Das allerhöchste der Gefühle ist, dass man es öffentlichkeitswirksam „verurteilt“. Na wie schön, dann wird ja alles gut….

    1. Tatsächlich war es so, dass die beiden, die hier Briefe an den FC Bayern geschickt haben, nicht mit Austritt „gedroht“ haben, sondern vielmehr dieses Trainingslager & das anschließende Testspiel in Saudi-Arabien und die Umstände, etc. als letzten Tropfen für ein überlaufendes Fass betrachtet haben. Ganz persönlich und individuell. Teilweise haben beide auch die Auswirkungen des Posten ihrer Briefe unterschätzt, sonst hätten sie es ggf. nicht öffentlich getan…

      Ich bin für mich noch nicht an dem Punkt aus dem FC Bayern auszutreten und sollte ich dies tun, ist mir völlig klar, dass ich damit weder einem 250.000 Mitglieder starken Verein „drohen“ kann, noch, dass das irgendwelche Auswirkungen hätte. Es wäre allein meine persönliche Gewissensentscheidung, ob ich mit meiner Mitgliedschaft und meinem Mitgliederbeitrag derlei Trainingslager unterstützen, akzeptieren oder wenigstens tolerieren will. Eine solche Entscheidung trifft man immer individuell. Mir fällt da Respekt zu bezeugen nicht schwer. In jedwede Richtung. Aber auch dies entscheidet jeder für sich.

  17. Ohne Hybris ist unsere Gesellschaft schon lange nicht mehr gesellschaftsfähig.

    Immerhin hat sich die SZ nun auch recht kritisch geäußert. Bin gespannt, ob da von Vereinsseite nicht doch noch was kommen wird. Wird sicher ein unglaublich ehrliches und offenes Statement sein.

  18. Wenn der FC Bayern also kein Freundschaftsspiel in Saudi-Arabien bestreiten darf bzw. sollte, müsste man dann nicht konsequenterweise schon jetzt den Verzicht auf die nächsten beiden WMs erklären bzw. als Politiker geradezu verlangen??? Immerhin wurde/wird von dem einen fremdes Land gewaltsam annektiert, was geht und Kritiker gleich in den Gulag verbannt, während in dem anderen Land Sklaven arbeiten und sterben, um eine sehr suspelkt vergebende WM unter unmöglichen Bedingungen stattfinden zu lassen.

    Ach, nee, besser nicht, denn auf dem FCB rumhacken bringt einem Politiker ja Punkte bei den ganzen Neidern (also der bundesdeutschen Mehrheit), aber sich die Chance zu vermiesen eventuell mit der erfolgreichen N11 und in deren Glanz zu strahlen – welcher Politiker will das Risiko schon eingehen? Zudem man die sich die Super(und extrem verzeihende)stimmung nach einer guten WM versauen würde, die regierenden Parteien ja nie unnützlich war.

    Von den guten Geschäften, die unsere Regierung mit diesen Ländern macht, will ich erst gar nicht reden.

    Wenn der FCB besser nicht in Katar sein Lager aufschlägt, warum sollte es dann a) der S04 dürfen und b) der DHB eine Wildcard für eine WM dort akzeptieren?

    Allen guten Gründen und berechtigter Kritik zum Trotz, was das Trainingslager und das Freundschaftsspiel betrifft, ist diese Diskussion wieder einmal ein Paradebeispiel dafür, wie ein singuläres Ereignis genommen wird, um das ganz große Ding draus zu machen und einen prominenten Sündebock zu suchen. Damit meine ich jetzt die öffentliche Diskussion, die das mal wieder herrlich eindimensional ausnutzt.

    Nicht falsch verstehen, paule, Deine Argumente kann ich verstehen und nachvollziehen, aber sollte die Reaktion des FCB daraus bestehen, sein Lager nicht mehr in Katar aufzuschlagen, wo hört es dann auf? Den Markt in China aufgeben, wegen Menschenrechtsverletzungen, die an der Tagesordnung sind? Nicht gegen Donezk antreten, da in der Ukraine Krieg herrscht, der von beiden Seiten unsauber geführt wird (kann man Krieg sauber führen???)? Spiele gegen türkische Mannschaften aus Prinzip auf den Index setzen? Und, und, und. Die Liste wäre schiere endlos. Und einmal angefangen, hieße es weiter zu machen, denn sonst wäre es nichts anderes als an Weihnachten einem Obdachlosen eine warme Mahlzeit spendieren, damit man sie den Rest des Jahres guten Gewissens ignorieren kann.

    Schwierig, schwierig, schwierig.

    Das zu fordern, was hieße das für die Forderer? Doch wohl konsequent auf den Infotag der eigenen Kleidung achten, nur noch fairen Kaffee und Kakao und, und, und kaufen, darauf achten, dass man nirgendwo mehr kauft, wo der Mindestlohn ausgehebelt wird, bei der Schnäppchenjagd daran denken, wer schlussendlich den Preis zahlt für immer niedrigere Preise, etc. etc. etc.

    Eine Diskussion, die immerhin das eine Gute hat – dass eine Diskussion in Gang gesetzt wird. Die allerdings nutzt nur dann etwas, wenn der Fokus weg vom FCB geht und der Scheinwerfer sein Licht breiter wirft, auf alle, die diesbezüglich Verhalten ändern müss(t)en. Mitunter auch der Normalbürger, der seinen Urlaub bucht oder aber FCB-Fans, die den FCB zu solchen Trainingslagern und Spielen begleiten. Wie gesagt – wo hört es dann auf ???

    Bleibe dabei: Schwierig, schwierig, schwierig. Und hier lässt sich jeweil nur ein Zipfelchen des ganzen Problems ansprechen und beleuchten.
    Jetzt wollte ich eigentlich gar nichts dazu schreiben und habe es dann doch getan. Möchte vor Abschluss noch sagen, dass das alles jetzt am Stück hier reingetippt wurde udn nicht etwa vorher stundenlang reflektiert, soll heißen, vergebt mir eventuelle Widersprüche und entnehmt diesem Beitrag weder, dass der Schreiber glaubt der einzig Erleuchtete zu sein, noch dass er die Absicht hat andere hier geäußerte Meinungen runterzumachen. Wollte eigentlich nur ausdrücken, wie schwierig ich die Diskussion über solch ein Thema in solch einem Medium empfinde.

    1. Wir drehen uns im Kreis. 😉

      Ich weiß, dass es im Wortsinne „inkonsequent“ ist, das eine zu kritisieren, aber das andere nicht ebenfalls zu lassen. Meine Verzweiflung ist hier hingegen nicht so groß, wie Du sie beschreibst, wenn man davon ausgeht, nach a) auch noch zwingend b-z) zu sagen.

      Mir reicht es tatsächlich, so viel wie möglich bei mir selbst zu ändern. Die einen nennen das „Beruhigen des Gewissens“, ich sage, dass ich andererseits z.B. über Worldvision über den Zeitraum von 18 Jahren einem Kind eine komplette Ausbildung bezahlt habe, so dass dieses Kind nun ein besseres Leben führen kann, als es dies ohne die Hilfe von meiner Frau und mir hätte führen können.

      Jedem steht es frei, dies zu kritisieren, abschätzig zu bewerten oder als sinnlos zu bezeichnen. Am Ende des Tages bleibt aber die Hilfe bestehen. Und das ist – meiner Meinung nach – besser, als hätten wir damals gesagt: Wir können nicht allen Kindern der Welt helfen, also helfen wir auch nicht diesem einen.

      Du verstehst meinen Punkt?!

      Ich mach hier niemandem Vorwürfe oder lasse _seine_ Meinung nicht gelten, mir ist klar, dass das ein schwieriges Thema ist und ggf. a bit too much für ein Fußballblog, aber es war _mir_ nun einmal ein Bedürfnis, meine Gedanken zu diesem Thema nieder zu schreiben. Einige sehen es ähnlich, andere gar nicht. Das ist in Ordnung.

      Die, die das wollen, werden das Thema „am Kochen halten“, weil es ihnen wichtig ist. Wer das anders sieht, dem sei gesagt: Keine Sorge, bald ist die Winterpause rum und dann geht es – auch hier – wieder mehr um Fußball… 😉

      1. Deine Replik geht m.E. am Punkt von chicken vorbei: Du möchtest durchaus Deinen Beitrag zum Guten in der Welt leisten und finanzierst einem Kind die Ausbildung. Andererseits willst Du jetzt auch nicht so weit gehen und auf Dein (ich formuliere einmal überspitzt) von Sklaventreibern produziertes – aber heißgeliebtes – iPhone verzichten, da man ja nicht alles auf einmal leisten kann. Das akzeptieren hier und auch sonst (praktisch) alle und belobigen Dich ob Deines Engagements für das eine Kind. Kein Mensch kritisiert das oder äußert sich abschätzig darüber oder findet das sinnlos – auch wenn Du das so ein bisschen anklingen lässt.

        Nur: Ist dann nicht die Konsequenz, dass man mit einem FC Bayern, der auch viele sehr gute Dinge macht (so wie Du mit der Finanzierung der Kinderausbildung), aber halt auf den Trip nach Saudi-Arabien nicht verzichten wollte (so wie Du auf Dein iPhone), ebenso nachsichtig umgehen muss?

        1. Zugegeben, ggf. war meine Antwort an ihn falsch adressiert und geprägt vom Frust der letzten Tage mich für meine Überzeugungen rechtfertigen zu müssen (nicht nur hier)…

          Sorry, wollte nicht derart argumentieren, wie ich es bei anderen kritisiere.

          1. @paule: Hab’s ja geschrieben, dass ich Deinen Punkt und Dein Anliegen durchaus verstehe und auch nachvollziehen kann – nur eben die Diskussion und das abschließende (Be)Urteilen recht schwierig finde. (Auch wenn manch anderer (siehe unten) das Ganze wohl recht einfach findet …) Von daher alles gut 😉

    2. Zu deinem ersten Abschnitt: Wo denkst du ist dein Einfluss größer, beim FC Bayern oder bei der FIFA? Ich denke beim FCB und deswegen ist es taktisch einfach sinnvoller seine Zeit in die Kritik des eigenen Vereins zu investieren und zu hoffen, dass dieser noch nicht so korrupt und anpassungsunfähig ist wie die FIFA 😉 Außerdem sind hier die meisten Mitglied beim FCB aber wohl eher weniger stark mit der FIFA verbandelt, alleine aus diesem Grund macht es schon Sinn, sich erstmal um das zu kümmern was einem lieb und teuer ist 🙂

  19. sehr nachdenkenswerter Beitrag und auch danke für die Kommentare.

    Ich verstehe die Kritik, fand den Trip auch überflüssig, aber dass sich jetzt wieder irgendwelche Politiker aufgeregt haben, nervt.

    Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass vor allem die Bayern kritisiert wurden. Aber wer hat denn das Werk in Saudi Arabien stehen, wer nutzt das saudische Öl? Hundertprozentige Korrektheit ist fast unmöglich.
    Es hat übrigens durchaus Politiker, die gefordert haben, dass die WM in Russland statfindet. Fand ich damals, mehr als vier Jahre vor dem Ereignis, auch bedenklich.

    Die Welt ist eine sehr schwierige, auch weil wir mit dem Internet praktisch in Echtzeit auf alle Vorfälle haben

  20. Ich weiß nicht, was manche Leute an der Diskussion so schwierig finden. Unabhängig davon, was andere Vereine, Verbände und Privatleute ohne Zweifel auch falsch machen (und was durchaus auch schon diskutiert wurde oder wird): Es gab keinen Grund für den FCB, derzeit dieses Testspiel in Riad auszutragen.
    Respekt an Paule, dass er das auch als Bayern-Fan so klar ausspricht. Wir brauchen auch im Fußball mehr Leute, die fähig sind zu differenzieren und auch Fehler im eigenen Lager zu benennen, selbst wenn der FCB an anderem Ort schon viel Gutes getan haben sollte.

    1. „Es gab keinen Grund für den FCB, derzeit dieses Testspiel in Riad auszutragen. “

      Wann wäre es dann besser gewesen? Vor dem Urteil an den Bloger? Oder worum geht’s hier eigentlich?

      Oder passt das der Internet Gemeinde gerade gut ins Bild, weils gegen „einen der Ihren“ geht?

      Nicht mißverstehen, nur aufklären, wann der Termin besser gewesen wäre.

      Komisch auch, das das Ganze Thema nicht schon im November auf die Agenda kam. Hinterher ist wohl jeder schlauer?

      1. Ich kann Dir gerne meine Trainingslager-Kritik aus dem Herbst letzten Jahres raussuchen, wenn es Dir hilft…

        Worum es geht? Das man in solchen Ländern _gar_ nicht spielt. Oder zumindest Stellung bezieht, dass man sich nicht gemein macht mit Folter und Unfreiheit. Eine Utopie, ich weiß.

        Um den FCB geht es hier in erster Linie. In zweiter Linie sollte man die Aktivitäten der Volkswagen AG beleuchten und danach die der Politik.

        Für uns Kritiker geht es darum, ob man seine Einstellung / Haltung mit der des Vereins vereinbaren kann, oder eben nicht. Auch hier: Sieht jeder anders, ist was persönliches…

        1. mußt du nicht, alles ok. Ich halte mich da einfach zurück- und gut.

          Will hier keinen verärgern….

  21. Ich lese hier und lese da, wollte auch eigentlich die Klappe hier halten.

    Aber ich muss doch was los werden: jeder normal intelligente Mensch muss wissen und mit sich selber ausmachen, mit wem er ins Bett steigt. Aber er muss auch damit rechnen, dass andere der Modergeruch danach stört.

    Und mir stinkt es in unserem Verein zuweilen arg. Was fällt mir spontan ein? BILD, Katar, Saudi-Arabien, Hoeneß Steuern, Rummenigges Uhr, Kirch -Deal,…

  22. @Joshtree: Ohne jetzt näher auf Deinen Inhalt und Deine Botschaft und Ansichten einzugehen (würde sonst wieder ausarten, längentechnisch), will ich kloppesk nur soviel sagen:
    Ja mei, da hat der Uli sich einmal verbucht und der Kalle einmal im falschen Moment mal nicht auf die Uhr geschaut .. 😉

    1. Genau, da dachten sie, sie fliegen nach Ried und landeten in Riad. Wo man schonmal da war, konnte man auch Fußball spielen.

  23. Wenn ich die Äußerungen diverser (Sport)Funktionäre in den aktuellen (Online)Medien so lese, können wir uns schon mal darauf einstellen, dass die WMs 2018 und 2022 ohne die N11 stattfinden werden…

    Ganz sicher…

    Was mich persönlich angeht – das Trainingslager sollten wir woanders stattfinden lassen, fände ich besser. Aber das ist leicht gesagt, denn woanders sieht es auch nicht viel besser aus.

    Zum Testspiel – wenn das ein Sponsorentermin war, sollte der Vertrag dahingehend geändert werden, dass wir solche Spiele absagen dürfen bzw. gar nicht erst austragen müssen.

    Ach ja, und zur Frage, ob und wie der Verein Kritik am Gastgeberland äußert – Diplomatie findet (wenn sie denn stattfindet!) immer hinter verschlossenen Türen und unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.

    Falls (!) also irgendwelche Gespräche dieser Art stattgefunden haben, werden wir dies in absehbarer Zeit wohl nicht erfahren.

    Die öffentlichen Äußerungen von Politikern, Funktionären und anderen ‚Prominenten‘ sind dagegen nur wohlfeiles, von heuchlerischer Doppelmoral getränktes Gelaber und der billige Versuch, sich auf Kosten unseres Vereins zu profilieren (und bevor das wieder jemand in den falschen Hals kriegt – nein, damit meine ich NICHT die Meinungen der Mitkommentatoren 😉 )

    Über die Schlümpfe, die ebenfalls in Quatar waren, redet übrigens kein Mensch… ein Schelm, wer Böses dabei denkt, gelle?

  24. Danke breitnigge für diese Diskussion. Wo gibt es das sonst, auf dem Niveau auch bei unterschieldicher Sichtweise. Auch wenn das Thema / der Anlass traurig ist: Die Diskussion ist es nicht. Nochmal Danke Paule, dass Du es angesprochen hast, und an alle Anderen.
    Das soll kein Schlusswort sein, steht mir auch nicht zu!

    1. Dieses „Statement“ von Rummenigge ist alles andere als ein Statement. Kein Wort zu Katar und für Saudi-Arabien ist ohnehin die Politik verantwortlich und klar, wir sind gegen Folter und für Menschenrechte. Uff.

      Aber gut, ich akzeptiere, dass man das anders sehen kann, bzw. abschließen will.

      Davon ab: Natürlich will ich auch, dass endlich wieder Fussball-Bundesliga ist. Aber nicht, damit endlich „Gras über die Sache wächst“, sondern weil ich Sehnsucht nach und Bock auf Fussball habe.

      P.S. Bitte nicht angegriffen fühlen, @Ribben, es ging mal wieder eher an die Allgemeinheit, bzw. in Richtung FC Bayern-Führung…

  25. @ „Auch der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger griff die Münchner harsch an. «Ich weiß schon länger, dass bei den Bayern Kommerz Ethik schlägt und sich im Zweifel auf die Seite des Geldbeutels gestellt wird», sagte Zwanziger der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Mittwoch). Das Verhalten bewertete der ehemalige Chef des Deutschen Fußball-Bundes als «schade», für ihn sei es aber nicht überraschend.“ >>> Übrigens der gleiche Theo Zwanziger, der 1998 im DFB-Vorstand war als der DFB in Riad gegen Saudi-Arabien antrat … aber sicher ohne „Geschmäckle“, denn damals war SA ja noch eine blühende und vorbildhafte Demokratie, gell … <<<
    Soviel zu den ganzen Gutmenschenkommentaren. Alle schnell noch mal rauf auf den Bayernzug, so kriegt das eigene Leben doch noch mal Schwung. Wenn man's schon selber nicht mehr in Gang bringt.

    Bei jedem anderen Verein wäre es eine Randnotiz, eventuell würde einmal böse mit dem Finger gewackelt, ernst in die Augen geschaut, "nanana" und "aber nicht noch mal, gell" gesagt und nach einer "maximal gezeigten, überragenden Einsichtigkeit" alles gegessen und vergeben .. bei jedem anderen Verein halt.

    Bei aller verständlichen und angebrachten Kritk an dem Trip:
    Aber jetzt wird ein Fass aufgemacht, als hätte der FCB selbst die Peistche geschwungen. Als müsste dieser Verein das tun, wozu weder Geschäftsleute (definitiv Kommerz vor Ethik, Herr Zwanziger) noch Politiker (oftmals ohne Ethik! – also besser mal still sein ) noch Offizielle des größten Sportverbunds der Welt (siehe 1998 – kann mich da jetzt nicht an ein Antreten "nur unter Protest" erinnern) den Mut haben bzw. gehabt haben, zumindest laut nach außen. Bin mal gespannt, was passiert, wen der nächste Handel mit SA bei einem fürstlichen Bankett abgeschlossen wird – ob da aus Protest gegen schändliche Bestrafungen, unmenschliche Politik etc gehungert und der Mund aufgemacht wird?? Oder bei den nächetn politischen Agreements?? Oder in China?? Türkei?? Russland?? Oder ………. (bitte entsprechend Länder/Regimes einfügen) ???
    Olympia in Sotschi anyone??? Somal im Vergleich??

    Wird echt wieder Zeit für Fußball!!!

    Noch 9 Tage!!!

    1. Das kotzt mich zugegeben auch immer mehr an, wer da jetzt alles was zu und über den FC Bayern zu sagen hat.

      Ausgerechnet(!) Zwanziger, mit seiner Historie in Bezug auf FCB und Hoeneß. Von seiner – von Dir erwähnten – DFB-Historie in Bezug auf „Moral“ ganz zu schweigen. Puh.

      1. „Dazu gehört auch, dass Frauen und Mädchen in allen Ländern der Welt Fußball frei erleben und spielen können. Bereits bei unserem Länderspiel 1998 in Saudi-Arabien haben wir darauf bestanden und durchgesetzt, dass auch die Frauen aus dem DFB-Tross ins Stadion gehen konnten.“

        Zitat Wolfgang Niersbach

  26. Kein Problem.

    Ich wüsste allerdings auch nicht, warum man sich zu Katar jetzt äußern sollte, KHR hat das VOR dem Trainingslager schon getan und ich sehe auch keine Veranlassung warum man das im Nachhinein immernoch rechtfertigen sollte, und am besten für die Schlümpfe gleich mit.

    Die Kritik richtete sich wohl auch zuletzt vermehrt gegen den Saudi-Trip. Dahingehend hat sich KHR ja durchaus kritisch geäußert. Letzten Endes muss man vlt. auch akzeptieren, dass man hier nur einen Fußballverein anspricht.

    Aber für mich wie gesagt erledigt. Wir sprechen uns dann im nächsten Jahr wieder. 😉 Zu dem Thema jetzt. Bis dahin bin ich mal gespannt wer alles Dankesschreiben schickt, wenn der FCB Kinderheime unterstützt.

    Mal zum Sportlichen: Ödegard hat sich für Real entschieden. Na dann alles Gute dort. Ich bin gespannt, was mal aus ihm wird und ob wir uns noch ärgern werden. Rein vom Bauchgefühl denke ich ich nicht.

  27. Wenn wir das Geld der Scheichs nicht nehmen, nehmen es die Spanier und die Engländer. Die schachern sich dann in Zukunft noch mehr di Marias und Bales gegenseitig zu. Und die Bayern schauen mit dem Ofenrohr ins Gebirge und mit dem Fernglas beim CL-Finale zu.
    Durch einen Verzicht hätten die Araber, Chinesen, usw. eben andere Weltklassefußballer zu Gast, und im Land würde sich trotzdem nichts ändern. Die Bayern hätten ein reines Gewissen, aber weniger Chancen auf die großen Titel.
    (Das soll keine Rechtfertigung sein, und erst recht nicht meine politische Meinung dazu. Aber ein Punkt, der eben auch berücksichtigt werden sollte)

    Ach ja, und mein Lieblings-Totschlagargument fehlt auch noch: Es ist nicht alles schlecht in Arabien!

  28. Also das Argument, man dürfe ruhig die „bösen Dinge“ tun, denn sonst tun’s halt irgendwelche anderen, finde ich ziemlich schwach.
    Wenn wir das brauchen, um Erfolg zu haben…
    Aber klar, du hast natürlich völlig recht, denn so funktioniert es ja im Werte- und Wirtschaftssystem der Erfolgsgesellschaft, und eben auch im Sport. Man kommt nie (ganz) nach oben, wenn man immer fair agiert, Rücksicht nimmt, Notfalls (z.B. aus ethischen Gründen) Verzicht übt. Es braucht im System die Alphatiere, die auch mal um sich beißen, den Ellbogen auspacken, über Leichen gehen, aber eben auch voran gehen, Verantwortung übernehmen. Sonst bleibt alles Mittelmaß, ein schlimmes Schimpfwort. Die Kreativsten, Erfolgreichsten, Innovativsten, Bewundertsten (Gefürchtetsten) dieser Welt waren nie Gutmenschen (auch wenn manche gerne mal so tun, wie z.B. Bono), sondern oft regelrechte Armleuchter. Also dann entsprechend auch unser FCB (und alle anderen, die den ganz großen Erfolg haben)? Man mache sich ein Bild.
    Aber naja, einmal Fan, immer Fan. Ich frage mich ja eh manchmal, was einen zum Fan macht und vor allem noch dazu bringt, das auch für immer zu bleiben, in guten wie in schlechten Zeiten, echte Liebe, selbst wenn sich nahezu alles im Verein ändert, Personen, Ethik, Handungsweisen…
    Das hat schon was von einer Beziehung, in der man viel ertragen und verzeihen muss. Und man kann es sich ja nicht raussuchen, der Verein sucht einen raus und lässt einen nicht mehr los.
    Und nach über dreißig Jahren erlebt man dann die größte Blüte, den besten Fußball, die besten, sympathischten Typen (einige davon) aller Zeiten (kein Vergleich z.B. zu den 90ern). Sind Katar und Doha dann wirklich der Preis dafür? ich hoffe nicht, das muss auch anders gehen, irgendwie…

    1. Immer dieses Gegreine über unser ach so kaltes und egoistisches „Werte- und Wirtschaftssystem der Erfolgsgesellschaft“. In der gesamten Geschichte der Menschheit und in jedem System der Welt war es immer so, dass die rücksichtslosen Alphatiere die besten Chancen hatten, ganz nach oben zu kommen und dort zu bleiben. Wir leben in Zeiten, in denen es vergleichsweise noch am besten ist.

      1. Interessante Reaktion. Mal wieder. Pendelt meistens zwischen „Ich doch nicht“ oder „Was soll das Gegreine“. Aber du hast Recht, denn Du bestätigst was ich meine 😉 So weit haben es Evolution und Zivilisation der Krone der Schöpfung also immerhin gebracht, das wir uns dessen bewusst sind und uns sogar schon darüber unterhalten können, dass es – mit etwas Distanz betrachtet, immer noch ganz schön archaisch zugeht auf diesem Planeten, trotz der paar Jahre „Kulturgeschichte“ 😉
        Aber ich begreine das gar nicht, sondern stelle es nur fest. Und ich habe auch noch bei Weitem kein Gegenmodell, das hat bisher noch niemand. Bisherige Versuche wie der real existierende Sozialismus sind letztlich daran gescheitert, dass es die Menschen (Achtung Verallgemeinerung) eigentlich genau so wollen: Kein Mittelmaß, keine zweiten Plätze, auch wenn für 98% genau das und deutlich weniger übrig bleibt. Aber die Gier danach ist der Antrieb, der das besondere hervorbringt: So was geiles wie das iphone und den FC Bayern (dieser Jahre) bekommst Du nicht, wenn du rein ethisch handelst. Naja, less ichs mal gut sein. Nix für Ungut. Noch 8 Tage

      2. Dann sollte das die Gesellschaft aber auch mal so lautstark verkünden und nicht einen auf freundliches Miteinander machen. Scheiß was auf die Alten, Kranken und Schwachen! (Und was könnte man da an Beiträgen für Krankenkasse und Rente sparen!) Oder: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott! Jedem das Seine! usw.
        By the way: Was machst du denn so beruflich, el tren? Lokführer? Schaffner? Weichensteller?

Kommentare sind geschlossen.