Irgendwas ist da mit Hamburg. Seinem SV. In dessen Stadion.
Zumindest in den letzten Jahren kommt es mir so vor, als würde ich ein und dasselbe Spiel wieder und wieder sehen.
Murmeltiertag.
Und was haben wir Bayern für üble Sachen erlebt.
Auf die Details gehe ich später noch ein. Aber gehen die Bayern in der HSV-Arena (ich nenne sie einmal nicht beim Namen, heißt in absehbarer Zeit bestimmt wieder anders) mit 1:0 in Führung – wenn das Tor wirklich gegeben worden wäre – sehen wir definitiv ein anderes Spiel. Mit einem 1:0 haben die Bayern heuer weniger Probleme als mit einem 0:1. Das steht mal fest.
Fest steht allerdings auch, dass der gestrige Schiedsrichter das Tor aufgrund eines zuvorigen Foul von Gomez an Westermann nicht gegeben hat.
Sicher. Streng nach der Regel kann man da abpfeifen, aber bei Lichte betrachtet, wird diese Regel doch zumeist angewendet, wenn es eine direkte Behinderung des Abwehrspielers gab. Wo aber hat Westermann hier ein Problem? Er kann schließlich noch in den Zweikampf gehen und das Kopfball gegen Badstuber und Co. „gewinnen“.
Das „Foul“ von Gomez habe ich zunächst gar nicht bemerkt, weil weder Westermann entscheidend in seinem Bewegungsablauf gestört wurde noch die Szene direkt vorm Eigentor einen Regelverstoß zeigte.
Nun. Wir können es nicht mehr ändern. Derlei passiert uns halt oft in Hamburg.
Murmeltiertag I.
Trotzdem darf es einen FC Bayern eigentlich nicht nervös machen, wenn eine Mannschaft wie der HSV, die zuletzt nicht nur einmal vorgeführt wurde, gegen uns plötzlich wie aus einem Guss, mit Biss, Willen und Tempo dagegenhält.
Derlei müsste uns doch inzwischen bekannt sein. Wo sind unsere Gegenentwürfe?
Murmeltiertag II.
Wie dünn ferner unser Kader ist, zeigte sich in der Verlegenheitsaufstellung des Sportskameraden Timoschtschuk auf der rechten Außenverteidiger-Position.
Keine Frage, er ist ein solider und oft auch sicherer 6er. Aber rechts hinten – das war leider nix. Und diese Schwäche nutzten die Hamburger gnadenlos aus. Das ist zu einfach. Auch das Gegentor – zu diesem Zeitpunkt wie aus heiterem Himmel – kam so zustande.
Wieso war das 0:1 glücklich?
Weil die Anfangseuphorie der Hanseaten da schon abgeflaut, Durchschnaufen angesagt und die Bayern inzwischen Chef im Hause waren. Und weil unsere Defensive einmal mehr Schwächen zeigte, die wir uns so seit einiger Zeit eigentlich nicht mehr leisten können. Machen wir aber trotzdem. Nur so konnte der BVB allein in drei Spielen in 2012 fünf Punkte auf uns aufholen.
Wieso köpft Boateng den Ball in die völlig falsche Richtung, in die Mitte?
Wieso kann Lahm seine Seite einfach nicht dicht halten?
Fragen über Fragen?
Eine Antwort könnte schlichtweg „Geschwindigkeit“ sein!
Offensiv haben wir sie nicht und defensiv sind wir so immer anfällig.
Murmeltiertag III.
Von all dem abgesehen und um diesem Beitrag den Anstrich der Souveränität zu geben: Der HSV hat sehr gut gespielt. Verglichen mit dem Hinspiel und dem Hinrundenauftakt.
Da war Ordnung, Pressing, Laufbereitschaft und ab und an ein paar Konter.
Was hatten wir zu bieten?
Ballbesitz. Ballstafetten. Probleme im Abschluss und direkt vorm Tor.
Ich blick‘ da einfach nicht durch weshalb man unsere Probleme nicht „wegtrainieren“ kann.
Schnelles Umschalten? Vertikale Pässe? Risiko? Offensiv-Pressing?
Naja, wird schon wieder. Wenn erst mal unsere Stammspieler ihre Stammform(ation) (wieder)gefunden haben. Nein, diesen Satz nehme ich zurück, Ironie ist aktuell fehl am Platze.
Ich hatte mich nach den letzten Spielen noch beschwichtigend eingeschaltet.
Aber gegen den HSV war eines meiner No-Go-Spiele. Zum Glück konnte – ausgerechnet – der gute Ivica den totalen Crash verhindern.
Womit wir bei unserer Offensive angekommen wären und hier zähle ich mal das Mittelfeld hinzu.
Da funktioniert immer noch so einiges nicht, hat man das Gefühl von Trainingslager-Sand im Getriebe.
Was genau hat man in diesem Trainingslager trainiert (Polemik ist im Gegensatz zur Ironie hier nicht verboten)?
Freistöße sicher nicht. Und Eckbälle auch nicht.
Murmeltiertag IV.
Ein Hohn wenn man hört, dass fast alle unsere Rückrundentore aus Standards entstanden sind.
Was die Fitness, die Laufwege, die Anspielstationen und Pässe betrifft, scheint es mir, dass wir uns immer noch in der Vorbereitung befinden.
Wie sollen wir die Gegner auch BVB-esk auseinandernehmen, wenn
– Ribéry zwar engagiert aber oft allein gelassen wirkt?
– Robben immer noch keine Flexibilität in seine Aktionen bekommt?
– Kroos auf der 6er-Position verschenkt wird?
– Müller im Loch seiner Karriere steckt und trotzdem immer wieder in der Startelf steht?
– Gomez keine vernünftigen Bälle bekommt und somit abgeschnitten vom Spiel wirkt?
Hängt all das wirklich nur am fehlenden Erfolgserlebnis? Am Druck den der BVB ausübt? Also bitte!
In den letzten Tagen sind genügend Analysen rund um die Probleme des FC Bayern in diesem Punkt auf den Tisch gelegt worden. Müssen wir wirklich darauf hoffen, dass unser Trainer all diese – ebenso einfachen wie offensichtlichen – Fakten ebenfalls besitzt und nur – aus welchen Gründen auch immer – nicht anwenden kann?
Müssen wir uns hier Sorgen machen?
Die Stärke der Hinrunden-Bayern ist verflogen. In einer dieser besagten Analysen las ich, dass man das seinerzeit hervorragende Offensiv-Pressing immer und immer wieder trainieren muss. Es aber aufgrund der englischen Wochen nicht konnte.
Schön und gut.
Wie passt dieser – durchaus einleuchtende – Umstand mit der Tatsache zusammen, dass man von einzelnen Bayern-Akteuren den Eindruck gewinnen konnte, total ausgepumpt zu sein? Am dritten Rückrunden-Spieltag? Ohne nur eine einzige zusätzliche Belastung, so kurz nach „dem besten Trainingslager alles Zeiten“?
In diesem Punkt bin ich ratlos. Unsere Verantwortlichen hoffentlich nicht.
Zurück zum Spiel.
Der HSV erzielte sein Tor aus seinem ersten und letzten direkten Torschuss im Spiel? Die Bayern hingegen bissen sich an der defensiven Grundordnung des Gegners und an deren Torhüter die Zähne aus?
Das spricht in keinster Weise für uns. Und Pech kann man dies in Serie nun sicher nicht mehr nennen.
Was bleibt zu tun (von hinten nach vorne)?
– Wer bringt Lahm bei, dass er seine Flanke dicht machen soll?
– Bitte das IV-Pärchen jetzt nicht mehr trennen.
– Rafinha auf rechts gesetzt lassen – mindestens 5 Spiele darf er ja jetzt wieder am Stück absolvieren.
– Schweinsteiger auf der 6 belassen, Kroos nach vorne, hinter die Spitzen.
– Olic rein, Müller auf die Bank – der liebe Thomas braucht dringend eine Pause.
Am Mittwoch können wir dieses Vorgehen schon einmal testen, gegen Kaiserslautern sichern – in einer Woche werden wir wissen, wohin die Reise in dieser Saison gehen kann.
Auf geht’s, Ihr Roten!
P.S. Noch mehr Analyse, gibt es wieder immer hier.