Jedem Abschied wohnt eine gewisse Taktik inne

Ganze drei Berichte wollte ich im Trubel der letzten Wochen schreiben. Einen nach der Championsleague-Niederlage gegen Arsenal, einen nach dem Entschluss meines Herzensverein – trotz der massiven Proteste Anfang 2015 – nun doch 2016 erneut zum Trainingslager nach Katar zu fahren und einen eben jetzt, nach dem Feststehen, der Gewissheit, dass uns unser Trainer doch zum Ende seiner Vertragslaufzeit verlassen wird.

Da wir wissen, dass nicht nur im Leben sondern auch im Fußball alles irgendwie zusammen hängt, wird es nun nur ein Bericht werden.

Es soll sowohl um die Wertschätzung für unseren Trainer Pep Guardiola – vor allem durch uns Bayernfans – als auch um eine Einschätzung über ihn gehen. Ich will meine Gedanken und Zerrissenheit beim Thema Katar zum Besten geben und meine Leser ggf. an schmerzlichen Entschlüssen teilhaben lassen.

Zum Schluss geht es mir darum noch einmal zusammenfassend meine Gefühlslage zum Irrsinn rund um das Thema Vertragsverlängerung Guardiolas, den Medien, seinem Abschied und jeder Menge offensichtlich alter Rechnungen darzustellen.

Viel Stoff, legen wir los.

Das ist nicht mehr mein, Dein, unser FC Bayern!

Es begann schon in Guardiolas erster Saison in München, als ich aus Fankreisen erste Kritik an Guardiola vernahm. Zumeist leise und im direkten Gespräch, fühlte man sich doch – nicht ganz zu Unrecht – ob der erfolgreichen Saison 2013/14 nach der Triple-Saison in der Minderheit. Ich hörte zum ersten Mal diesen Satz, den ich noch öfter hören sollte:

Der macht unseren Verein kaputt!

Damals wie heute bin ich mir nicht sicher, was damit gemeint war. Ich kann mich zumindest an kein Argument erinnern, welches mich zu überzeugen vermochte. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich an gar kein Argument erinnern.

Dann versuch‘ ich es einfach selbst. Was könnte einen Bayernfan am Menschen / Trainer Guardiola stören?

Ich antworte mit meinen Gedanken:

1. Sein Engagement als Werbeträger / Botschafter für Katar?

2. Sein politisches Engagement für ein unabhängiges Katalonien?

3. Seine Vorgeschichte zum Thema Doping?

Könnte andere Bayernfans ferner gestört haben, dass wir auf einmal so viele Spanier im Team hatten?

Ist es für Einige ein Problem, dass Guardiola rigoros einige absolut abgeschottete Trainingseinheiten eingeführt hat?

Ist das vermeintliche „Absägen“ des langjährigen Mannschaftsarztes Müller-Wohlfahrt oder des Publikumslieblings Schweinsteiger ein No-Go gewesen?

Guardiolas nicht gerade überschäumende Liebe gegenüber der Presse und den Medien im Allgemeinen ist sicher nur für Presse und Medien ein Problem gewesen und nicht für die Fans des FC Bayern – da bin ich mir sicher.

Zur Auflösung obiger Punkte:

Ganz, ganz selten habe ich Fans einmal über die Themen 1-3 reden hören, zumeist brachte ich selbst derlei zu Wort, wenn es in Diskussionen um Pep ging.

Hispanisierung.

Wie viele Spanier sind in Abstimmung und vor allem auf ausdrücklichen Wunsch von Guardiola verpflichtet worden?

Thiago, klar. Dazu noch Bernat. Und Alonso. Tatsächlich? Ich bin mir nicht sicher, lasse mir gerne Belege vorlegen. Verifiziert ist, dass Guardiola gegen den Verkauf von Kroos war. Er wurde überstimmt. Davon ab: Martinez und Reina waren schon da, als Pep kam (wobei ich mir bei Reina auch nicht sicher bin)…

Wie „machtvoll“ der Katalane also beim FC Bayern war (denn Machtfülle, bzw. zu viel davon, soll ja der Begriff „Hispanisierung“ suggerieren, oder?), zeigt sich sicher auch anhand des einen oder anderen Transfer eines Spielers, der nicht zwingend dem Prototypen des Guardiola’schen Spielers entspricht. Metaebene.

Der Abschied des HWMW von der Säbener Straße war sicher unschön, aber im Großen und Ganzen doch ohnehin geplant. Vergleicht man die medizinische Abteilung des FC Bayern bei Peps Ankunft in München mit der Versorgung bei anderen europäischen Großclubs, dann hatte (und hat) unser Verein da immer noch Nachholbedarf, um es einmal freundlich auszudrücken. Bei all den Verdiensten, die sich Müller-Wohlfahrt rund um den FC Bayern erworben hat – es war schlicht nicht mehr zeitgemäß. Für höchste europäische Ansprüche. Natürlich können wir uns gerne über eines der Lieblingszitate von Pep unterhalten, welches ich auch immer wieder höre („Ist ein Spieler nach 4 Wochen wieder fit, will ich ihn nach 3 Wochen schon wieder auf dem Platz sehen.“) – vor allem von Pep-Gegnern, ob inner- oder außerhalb des FC Bayern.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Selbstverständlich bin ich ebenfalls total dagegen, dass wir Spieler einsetzen, die noch nicht wieder 100% gesund sind (von „fit“ wollen wir hier gar nicht erst reden), aber ich bin schlicht davon überzeugt – solange mir nichts Gegenteiliges belegt wird, dass selbst ein Guardiola nicht das Risiko einer erneuten Verletzung eines frisch genesenen Spielers eingeht. Was hätte er davon – er ist schließlich auf einen ebenso gesunden wie vollständigen Kader angewiesen. Dieser Hintergedanke ist imho genauso absurd wie das frühere Gerücht, die Bayern würden Millionen für Spieler ausgeben, die sie dann nur auf die Bank setzen, weil es ihnen reicht, die Konkurrenz zu schwächen. Betriebswirtschaftlicher Wahnsinn, imho.

Nein, obiges Zitat (Lost in Translation?!) will – meiner Meinung nach – nur zum Ausdruck bringen, dass Guardiola seine Verletzten so schnell wie möglich(!) wieder zurück haben will. Wer würde das nicht wollen – inklusive des Spielers?

Apropos Spieler. Wir sollten in diesem Zusammenhang beizeiten auch einmal beleuchten, warum es immer wieder die gleichen Spieler trifft und Andere, die ja unter dem gleichem Trainer spielen und trainieren, viel weniger Probleme mit dieser ach so desaströsen Vorgehensweise haben…

Thema Bastian Schweinsteiger.

Schweinsteiger wurde zum und ist immer noch ein Liebling der (Fußball)massen in Bayern wie in Deutschland. Er wurde von 2012 über 2013 bis 2014 vom tragischen zum alles überstrahlenden nationalen Helden. Solche Geschichten und Lebensläufe lieben wir Deutschen. Ich auch. Und Schweinsteiger hatte unter Guardiola immer seinen Platz im Team, auf dem Rasen. War er gesund – oder zumindest spiel fit – stand er in seiner Startelf. Gerne lasse ich mich überzeugen: Aber wann drückte Bastian Schweinsteiger unter Guardiola die Bank?

Sein Abschied zu Manchester United, zu seinem Förderer – und „Entdecker“ ob seiner Idealposition – Louis van Gaal, geschah doch auf ausdrücklichen Wunsch Schweinsteigers. Nichts und niemand konnten ihn vom Gegenteil überzeugen.

Wieso also Guardiola diesen Transfer anlasten? Ganz abgesehen davon, dass der Spieler (nicht der Mensch) Schweinsteiger heuer schon gar nicht mehr vermisst wird, oder täuscht da mein Eindruck der gerade abgelaufenen Hinrunde?

Ein anderer Spruch, der mir zu Ohren kam, lautete:

Das ist nicht mehr mein FC Bayern!

Von all den Sätzen, die mir beim Thema Guardiola aus bayerischem Munde entgegnet wurden, verstehe ich diesen Satz am wenigsten. Was soll das sein, „mein FC Bayern“? Die Antwort ist doch immer sehr individuell und für jeden Fan etwas anderes.

Was stört denn am aktuellen FC Bayern? Ist er zu langweilig, zu dominant, zu erfolgreich, zu Spanisch, zu was weiß ich?! Nicht falsch verstehen, ich will es wirklich gerne einmal wissen, was mit diesem Satz gemeint ist.

Soll der FC Bayern wieder so werden, wie er unter Felix Magath war? Mit desaströsen Championsleague-Gruppenphasen? Mit rein nationaler Stärke und den Ängsten vor jeder Auslosung, bloß nicht schon zu früh auf einen der „Großen“ zu treffen? Mit dem – tatsächlich – oft langweiligen Fußball eines Ottmar Hitzfeld, wo wir über Jahre von Einzelleistungen abhängig waren (Flanke Sagnol, Kopfballtor Ballack; Roy Makaay, etc.)? Wo uns ein echtes Spielsystem fehlte und wir all diese hässlichen Heimremis erleben mussten?

Soll es so sein, wie damals, als ich es als Sensation empfand, dass ein Jürgen Klinsmann in einem Spiel in Köln in der Halbzeit die spieltaktische Aufstellung umstellte? Wahnsinn und das beim FC Bayern. Wir reagieren auf das Spiel, stellen von Vierer- auf Dreierkette um! Nun, es blieb ein Experiment. Nicht nur in diesem Spiel, nein, die ganze Klinsmann-Story.

Oder geht es eher um den Verein an sich, seine Struktur, seine Gesellschaftsform, seine Führungskräfte? Nun, bei dieser Sehnsucht könnte ich mitgehen, allein, von regelmäßigen Meisterschaften, Teilnahmen am Europapokal müssten wir uns dann verabschieden. Können wir Bayernfans derlei überhaupt noch? Sind wir Misserfolg überhaupt noch gewohnt?

Ich habe da meine Zweifel, wenn ich mich an manche Kommentare nach obiger Niederlage (der einzigen, ansonsten nur Siege, inklusive neuem Gruppenphasenrekord) gegen Arsenal denke…

Noch einmal – ich bin offen für Argumente. Wer sich oben angesprochen fühlt, darf seine Sicht der Dinge gerne in die Kommentare schreiben.

Katar und ich.

Mein FC Bayern hat sich – nach einigem Hin und auch Her – dazu entschlossen, erneut sein Wintertrainingslager in Katar abzuhalten. Dies tat der Verein im Wissen ob der multiplen Proteste – auch in meinem Blog – zu dieser Reise. Wir müssen nicht alle Fakten erneut durchgehen, die wir schon im Januar in epischer Breite durchgegangen sind, es hat sich hinsichtlich Katar und der dortigen Situation ohnehin nichts (zum Besseren) geändert. Ich will hier auch nicht noch einmal, die anstrengenden Diskussionen führen, wer, wann, wen, wie intensiv kritisieren darf und wer nicht. Ich will nicht klären, bis zu welchem Grad man sein eigenes Leben ändern muss oder sollte, bis man den FC Bayern dafür kritisieren darf, was er dort im Januar schon wieder veranstaltet.

Es geht mir auch nicht darum, wie oft nun der FC Bayern schon in Katar war und dass es „früher ja auch niemanden gestört hat, als der FC Bayern dort sein Trainingslager abgehalten hat“.

Ich will darüber reden, wie mein Verein auf die – wahrnehmbaren – Proteste im Januar reagiert hat und was er im Nachgang gesagt hat, wie er sich zukünftig verhalten will. All das will ich in Relation setzen zu dem, was mein Verein im Rahmen des nächsten Trainingslagers dort gesagt oder getan hat, denn darum geht es mir:

Kann ich meinen Verein noch ernst nehmen bei solchen Themen und falls nicht, wie gehe ich persönlich damit um und kann ich es noch ertragen oder ist dort eine Grenze überschritten. Konsequenzen muss immer jeder mit sich selbst ausmachen und diese Entscheidung kann dir auch niemand abnehmen.

Hier die aktuellen Aussagen des Vereins:

Aus der Politik gibt es bereits erste Attacken gegen die Bayern-Entscheidung. Befürchten Sie noch mehr Kritik?

Wir wissen, dass wir in ein Land fahren, in denen die Menschen teilweise eine andere Kultur als in Deutschland pflegen. Wir informieren uns. Aber ein Trainingslager ist keine politische Äußerung. Niemand sollte Dinge vermischen, die nicht zusammen gehören.

Menschenrechtsorganisationen verurteilen vor allem die Willkür, der ausländische Arbeiter im Gastgeberland der WM 2022 ausgesetzt sind.

Der FC Bayern hat, begünstigt durch die Erfolge seit 2010 in der Champions League, viele Anhänger in der ganzen Welt dazu gewonnen. Wer sich dann um diese Fans bemüht und in die Welt begibt wie wir, wird lernen müssen, auch mit anderen Kulturen umzugehen. Wir kommen als Sportler ja immer mit der Botschaft von Integration und freier Lebensgestaltung. Das wissen unsere Partner in Katar. Sie kennen unsere Überzeugungen, zum Beispiel bei der Frage von Arbeiterrechten. Aber sie werden uns nur zuhören auf der Grundlage von Respekt und Vertrauen. Deshalb sprechen wir mit ihnen und nicht über sie. Der Sport kann Brücken bauen und Partnerschaften entwickeln, das ist eine seiner Stärken, aber er muss es immer mit den Mitteln des Sportes versuchen. Wenn es eine Chance auf Veränderungen durch Sport gibt, dann liegt sie in Partnerschaften.

So unser AG-Vorsitzender Rummenigge am 13.12.2015 im Springer-Blatt „Sportbild“.

Am 15.12.2015 legt man – ebenfalls in der „Sportbild“ – nach und zieht die Spieler mit hinein:

Die Spieler hatten sich mit der Lage in Katar beschäftigt, erkundigten sich auch bei der internen Klub-Abteilung „Public Affairs“. Bei der internen Diskussion kamen nicht nur die sportlichen Rahmenbedingungen, sondern auch die Menschenrechte, die politische Haltung und die aktuelle Terrorgefahr nach den IS-Anschlägen in Paris zur Sprache. Die Bayern-Stars waren sich am Ende einig: Ein Boykott des Trainingslagers wäre die falsche Botschaft. Durch Präsenz vor Ort würden Diskussionen über Veränderungen im Land des WM-Gastgebers 2022 eher angestoßen.

Auf einmal sind Bayern-Spieler, sind Sportler doch politisch interessiert und äußern sich politisch? Wem will man hier einen Bären aufbinden?

Diese Äußerungen muss man in einen Kontext zur eigenen jüdischen Vergangenheit des FC Bayern setzen, denn der Verein steht ja nun seit einigen Jahren offen dazu – was von all dem unabhängig sehr lobenswert ist, auch im Vergleich zu früheren Zeiten. Aber wie passt ein Trainingslager in einem Staat / einer Region, der ganz offenbar Probleme mit Israel und Juden hat (um es einmal beschwichtigend zu beschreiben), zusammen mit dem Engagement des FC Bayern?

‚Art Works‘-Ausstellung in der Allianz Arena eröffnet

Spielerische Kunst zeigt die Mannschaft des FC Bayern regelmäßig auf dem grünen Rasen. Aber auch abseits des Spielfeldes werden in der Allianz Arena ab sofort künstlerisch neue Akzente gesetzt. Am Samstag eröffnete Andreas Jung, Vorstandsmitglied des FC Bayern, gemeinsam mit Dr. Dan Shaham, Generalkonsul des Staates Israel, im Logengang der Ebene 5 eine Ausstellung des Projekts Art Works – junge israelische Kunst auf Welttournee. Rund 200 Bilder und 60 Skulpturen werden auf dem Logengang der Allianz Arena mindestens bis Ende Februar zu sehen sein. Art Works hat es sich zur Aufgabe gemacht, einzigartige Kunstwerke auf der gesamten Welt zu präsentieren. An drei Publikumstagen (3. Januar, 24. Januar und 14. Februar 2016) haben die Besucher die FC Bayern Erlebniswelt die Möglichkeit, die Ausstellung zu besichtigen.

Oder eben seiner Historie?

Mit der privaten Namensgebung des Platzes durch den FC Bayern soll an die Lebensleistung von Kurt Landauer erinnert werden, der zwischen 1913 und 1951 insgesamt 19 Jahre das Amt des Präsidenten bekleidete und dessen Liebe zum Verein zwei Weltkriege und den Holocaust überdauerte. „Kurt Landauer ist für mich persönlich mit seiner Weltoffenheit der erste moderne Präsident gewesen“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, „ich bin stolz, dass ich Vorstandsvorsitzender eines Vereins bin, der heute für Internationalität, Offenheit, Professionalität und Standfestigkeit steht, weil uns Kurt Landauer mit seiner Kultur der Versöhnung vorangeschritten ist. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir heute einen Kurt-Landauer-Platz bekommen, der sowohl Erinnerung als auch Auftrag sein soll für uns und unsere Anhänger.“

Seit dem feststeht, dass der FC Bayern erneut nach Katar reisen wird, bin ich zerrissen. Ich schwanke zwischen mehreren Szenarien hin und her. Es ist für mich keine Option, dass ich einfach weitermache als sei oder werde nichts geschehen. Derlei Verhalten würde meine Worte und Überzeugungen, die ich in diesem Zusammenhang zu digitalem Papier gebracht habe, konterkarieren. Gleichwohl sind meine Handlungsoptionen als Fan begrenzt. Ich weiß zwar, dass mein Blog an der Säbener Straße gelesen wird, aber für öffentlichen Aufruhr ist meine Reichweite dann doch viel zu gering.

Im Januar waren einige Fans viel weiter, als ich es immer noch nicht bin. Sie traten aus dem Verein aus, entsagten gar ihrer Zuneigung zum Club ihrer Jugend. Konsequenz, Überzeugung oder Haltung sind Worte, die mir in diesem Zusammenhang einfallen. Ich trat nicht aus, hielt mir aber einen Auftritt auf der JHV offen. Als die JHV anstand, fiel mir diese (angekündigte) Option wieder ein und ich ertappte mich dabei, dass ich nicht mehr so wütend war, wie noch 10 Monate zuvor. In Kombination mit unserem anstehenden Umzug (Kind & Kegel) und (nicht nur deshalb) fehlenden finanziellen Mitteln (plus einigen anderen Gründen, die sehr persönlich und (noch) nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind), entschied ich mich gegen eine Anreise und Katar-Rede.

Als ich Kommentare nach dieser JHV las, wo denn all die bayerischen Protestler auf der JHV gewesen seien und vor allem zusammen mit der Gewissheit, dass der Verein „es“ doch wieder tun würde, fühlte ich mich richtig schlecht. Dieses „schlecht“ steht in keiner(!) Relation zu den Problemen, die Menschen haben, die ganz real unter den Umständen zu leiden haben, die in Katar herrschen, ich möchte lediglich an dieser Stelle eingestehen, dass ich hier eigentlich hätte anders handeln müssen, als ich es getan habe und dass ich dies im Nachhinein bedaure.

Die Bayernfans, die sich, wie ich, für einen Verbleib im Verein entschieden haben, aber teilweise noch ernsthafter an z.B. einer Rede auf der JHV gearbeitet haben, bedauerten es sicher ähnlich wie ich, nicht dort aufgetreten zu sein, aber hinterher ist man – wie so oft – schlauer als zuvor.

Für mich persönlich bietet die Zukunft nun mehrere Optionen:

Ich trete aus dem Verein aus und setze so ein Statement. Den Verein wird es bei seiner Mitgliederzahl nicht sonderlich jucken und viele der Bayernfans, die nach mir in den Verein eingetreten sind, wird es eher freuen (niedrige Mitgliedsnummer, etc.). Den Mitgliedsbeitrag könnte ich stattdessen spenden und in den Spiegel könnte ich dann auch wieder besser schauen (ok, das ist vielleicht doch etwas pathetisch).

Eine weitere, unmittelbare Konsequenz eines Austritts ist die nicht mehr vorhandene Option selbst und offiziell an Karten für Spiele des FC Bayern zu gelangen.

Sagen wir es so: Wer an einem solchen Punkt angekommen ist, dass er aus Überzeugung aus seinem Verein austritt, den sollte diese fehlende Option nicht zwingend stören. Tatsächlich gibt es hier aber eine Dimension, die mich spürbar beschäftigt. Trete ich aus, nehme ich auch meinen Kindern – hier vor allem dem Großen – eine Möglichkeit, Spiele seines Verein im Stadion live zu verfolgen, d.h. es geht nicht nur um mich, denn offenbar gibt es einen Unterschied, ob Mitglied Nr. 8.000 oder 275.000 Karten bestellt…

(Natürlich weiß ich um all die anderen Kanäle, aber zwischen Mitgliedschaft und Kartenbestellungen gibt es nun einmal einen direkten Zusammenhang.)

Ein Verbleib im Verein und somit die bestehende Möglichkeit zu nutzen, direkt und unmittelbar mit dem Vorstand des FC Bayern zu kommunizieren, steht aktuell immer noch im Raum. Im Vorfeld dieses Beitrages hatte ich zwar gehofft, bei meiner Entscheidungsfindung schon weiter gekommen zu sein, allein, es gibt noch keine Richtung. An manchen Tagen bin ich entschlossen, die „Brocken einfach hinzuschmeißen“, an anderen Tagen sehe ich mich auf der JHV. Dazwischen gibt es durchaus auch Resignation, ja, warum sollte ich das verschweigen?

Das Trainingslager findet im Januar statt, ein Austritt muss bis Ende April erfolgt sein – ich hoffe ich bin bis dahin mit mir im Reinen.

Apropos Entscheidung.

Abschied von Pep Guardiola.

Es ist vorbei. Endlich möchte ich hinzufügen. Gemeint ist damit nicht die Ära Pep Guardiola sondern der mediale Zirkus, den wir seit Monaten erleben. Einige Sportjournalisten sind meiner Meinung nach vor einiger Zeit falsch abgebogen, denn anders kann ich mir all dies nicht erklären. Sicher, es ist ein medialer, wohl auch deutscher Reflex, dass man dazu neigt, Helden zu schaffen, Helden zu verehren, wer schaut nicht gerne zu Erfolgreichen auf und hofft, dass ein wenig von diesem Glanz auf einen selbst abfärbt. Auch und gerade im Rahmen des FC Bayern trifft man derlei häufiger an. Und ich habe – trete ich einmal einen Schritt zurück und betrachte es weniger emotional – natürlich komplettes Verständnis dafür, dass man als Sportjournalist davon lebt, dass Leser die eigenen Artikel, Berichte, die eigene Arbeit lesen, anschauen, klicken, konsumieren. Man schreibt all dies ja nicht nur für sich selbst. Obwohl… Egal.

Den Umkehrschluss und die offensichtliche Kausalität – und die beobachte ich jetzt schon seit Jahren, auch und gerade beim FC Bayern – einen zuvor in höchste Höhen gehobenen Helden wieder fallen zu sehen, fallen zu lassen – dieser zwingende Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Und einem Pep Guardiola offenbar ebenfalls nicht. Schon vor seiner Zeit beim FC Bayern – er kam ja sogar mit dieser misstrauischen Grundhaltung in München an – ein Mysterium, ein Kuriosum für die alteingesessene, über Jahrzehnte gewachsene Münchner Mediengesellschaft. Ein Unding geradezu, beinah als Beleidigung für „die Presse“ gemeinte Arroganz. Was erlaubt sich dieser Kerl, uns nicht 24/7 zur Verfügung zu stehen?

Gut, diese Haltung kam sicherlich erst später zutage, die ersten Wochen und Monate waren faszinierend, waren neu, waren so international, so glanzvoll, so Barcelona in München. Dann seine erste Rückrunde in München und die schallende Niederlage gegen Real Madrid. Pep kann die Leistung von Don Jupp tatsächlich nicht aus dem Stand wiederholen? Ist er gar menschlich? Im zweiten Jahr noch schlimmer – nur die Meisterschaft! Das skurrilste Ausscheiden in der Geschichte des DFB-Pokal-Halbfinale und einem Barcelona durch massive Verletzungssorgen im Grunde schutzlos – aber zumindest nicht kampflos – ausgeliefert. Unwichtig, Supermann hat zum zweiten Mal versagt, nicht für das dritte Triple in Folge gesorgt. Schlimm.

Die aktuelle Saison stellt hier natürlich alles in den Schatten! Dominanz und neue taktische Weiterentwicklungen hin oder her, Guardiolas Fußball ist schlicht langweilig und vor allem, wann äußert er sich endlich zu seiner Vertragsverlängerung?!

Sie wissen, ich muss das fragen…

Mir fehlen die richtigen Worte, um meine Abneigung in diesem Punkt angemessen zu artikulieren. Aber so sehr ich den Abschied aktuell bedaure und seine fehlenden Innovationen in Zukunft vermissen werde, so sehr bin ich glücklich, dass wir nun ein paar Wochen oder Monate Ruhe vor diesen Fragen haben. Damit mich keiner falsch versteht, ich bin der erste Verfechter für den Journalismus, die vierte Macht im Staate. Ich empfinde es als essentiell, dass wir auch in Zukunft guten Journalismus und gute Journalisten in diesem Land haben, aber was hat es mit (gutem) Journalismus zu tun, wenn ich über einen halbes Jahr in Pressekonferenzen der gleichen Person immer die gleiche Frage stelle, obwohl ich genau weiß, dass diese Person diese Frage nicht beantworten wird? Das hat mit Recherche, mit den originären Aufgaben von Journalisten doch nichts zu tun. Das ist noch nicht einmal „kritisches Nachfragen“, derlei könnte auch ein Papagei leisten.

Von all dem abgesehen, müssen wir der Tatsache ins Auge sehen, dass Deutschland, die Bundesliga und auch der FC Bayern einen Pep Guardiola schlicht nicht verstanden hat, verstehen wollte oder ganz offensichtlich immer noch nicht bereit ist für derlei Innovationen im Fußball. Das ist ebenso schade wie bezeichnend. Natürlich gibt es hier löbliche Ausnahmen, aber die „alte Garde“ im deutschen Sportjournalismus gab und gibt gerade mit den Äußerungen beim Thema Trainer Guardiola kein gutes Bild ab.

„In der Hälfte der Spiele hat Guardiola nach 15 Minuten die Taktik gewechselt. Wäre er der große Taktiker, hätte er sofort so gespielt.“

Waldemar Hartmann

„FC Bayern: Von Guardiola wird nicht viel bleiben“

FOCUS Online

„FC Bayern: Auch das Triple macht Pep Guardiola nicht zum Heynckes“

DIE WELT

Plötzlich will man bei Guardiola taktische Defizite entdeckt haben, soll es im Team nicht stimmen, steht quasi der Verein kurz vor dem Untergang, oder so. Ach und unser neuer Trainer Carlo Ancelotti ist natürlich der (neue) Heiland. Was sonst?! Bis auf weiteres.

Ich muss ehrlich eingestehen, dass ich nach den letzten Tagen einfach nur müde bin. Ich werde die üblichen Verdächtigen in Ihrer Art und Weise, Sportjournalismus zu betreiben nicht ändern (können), warum es also versuchen? Ich werde nach diesem Beitrag in die Winterpause eintauchen und für die Rückrunde das Schlimmste befürchten. Nicht für den FC Bayern und die anstehenden Spiele und mögliche Titel im Frühjahr – hier vermute / erhoffe ich vielmehr einen Effekt wie unter Heynckes 2013, da war schließlich von „Lame Duck“ auch nichts zu spüren (obwohl Heynckes im Sommer 2012 ebenfalls als der größte Depp unter dem Medienhimmel verunglimpft wurde). Nein, ich befürchte, dass Guardiola ab dem Auftakt der Rückrunden-Vorbereitung zum Abschuss freigegeben sein wird. „Früher“ bekamen Trainer (auch beim FC Bayern) Probleme, wenn sie Niederlagenserien produzierten, aber was unseren katalanischen Trainer angeht, ist die Messlatte so hoch, wie noch nie zuvor, d.h. jedes Gegentor, jeder Punktverlust wird ihm noch negativer angekreidet werden also zuvor und ich bin mir nicht sicher, wie sehr ihn mein Verein davor schützen wollen wird.

Es ist, wie es ist, unser Trainer wird uns verlassen, wir bekommen einen neuen, der ab 01.07. den Status quo verwalten und die Qualität hoch halten wird. Dafür ist Ancelotti bekannt und geschätzt. Er hat seine Qualitäten, er ist, sagen wir es offen, wohl der beste Mann, den wir als Nachfolger nach Pep kriegen konnten. Mein Ärger darüber, dass mein Verein nun wieder intensiver und exklusiver über Springer mit der Außenwelt kommuniziert, viele Medienvertreter endlich ihre Chance gekommen sehen, sich ausgiebig am Trainer abzuarbeiten und alles andere, was mich in den letzten Tagen massiv aufgeregt hat, wird verrauchen. Ob das nun gut oder schlecht ist, aber das Leben geht weiter und auch der FC Bayern wird weiter existieren. Ob und wie intensiv ich über 2016 hinaus noch Mitglied dieser Bayernfamilie sein werde, muss ich für mich – wie gesagt – noch herausfinden.

Allen meinen Lesern fröhliche und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Weitere Links zum Thema:

FAZ: Rätsel und Faszinosum in einer Person
ZEIT: Der FC Bayern ließ sich nie ganz auf ihn ein
Miasanrot.de: Der König ist tot, es lebe der König.
MeinSportRadio.de: Fußball: Nach Pep Carlo – Was bedeutet das für den FCB? (Interview mit Breitnigge.de, .mp3-Link)

Guardiola.

Keine Wortspiele von mir zu diesem Thema. Sind ja eh alle schon gemacht worden. Von fast allen.

Der FC Bayern bekommt zum 01.07.2013 einen neuen Trainer. Josef – Jupp – Heynckes beendet seine dritte Amtszeit bei unserem Verein, Josep – Pep – Guardiola i Sala tritt seine Nachfolge an. Der – was man so liest – begehrteste Trainer auf dem Erdball. Ich kann nicht abstreiten, dass mich dieser Umstand stolz macht. Und ich dieser Tage viel Freude in mir trage. Aber wie ich es – auf Twitter, auf dem #tkss oder sonst wo – gesagt habe: #Pep ist nicht gleich #JM8. Will sagen, die Hysterie – auch und gerade von mir – rund um die Verpflichtung von Javier Martinez war eine ganz andere Liga als das Thema Guardiola. Und das hat gar nix mit ihm zu tun, dass liegt an mir.

Ich bin dazu in der Lage total durchzudrehen, völlig auszuflippen und alle Grenzen fallen zu lassen. Wer mir in diesen wilden Tagen auf Twitter folgte, weiß wovon die Rede ist. Selbst einige langjährige Verfolger folgen mir seitdem nicht mehr. Aus Gründen. Kein spanischer Tweet, keine Übersetzung, keine Meldung von Flughäfen, kein Bild eines FCB-Autos war vor mir sicher. Die Euphorie überstieg alles je da gewesene. Warum? Weil sich bei mir / bei uns Bayern-Fan eine wochenlang aufgebaute Erwartungshaltung, Enttäuschung, Hoffnung und Frust auf einmal entluden. Wenn ich an den Bilbao-Präsident denke, spüre ich schon wieder dieses Zucken.

Und dann diese Verdichtung der Emotionen. Sollte es wirklich sein, dass der FC Bayern „mal was Verrücktes“ machen würde? So wie all die Reals, Milans und ManUtds? JA! Groß. Nun, dieser (Höhe)punkt liegt hinter uns. Und wer einmal den höchsten Hohepunkt erlebt hat, der empfindet einen normalen Höhepunkt nur noch als… Punkt. Mit dieser Analogie will ich in keinster Weise die Großartigkeit dieses Transfers kleinreden, aber ich muss ja auch nicht 24 Stunden schenkelklopfend auf dem Boden liegen vor Lachen. Manchmal reicht auch ein Schmunzeln. Loriotesk.

Ich bin begeistert. Davon, dass Guardiola sich tatsächlich für den FC Bayern und nicht für das Geld entschieden hat. Selbst wenn dieser Satz aus dem Munde eines Bayern-Fans bizarr klingt. Es geht um dieses Scheich- oder Russen-Geld, dass – und da sind wir uns ja alle einig – nicht nur „böse“ ist sondern auch jedes seriöse Wirtschaften im Fußball endgültig ad absurdum führte. Ich find es klasse, dass unser neuer Trainer tatsächlich ein Mensch ist, dem andere Sachen wichtiger zu sein scheinen. Und dass diese „guten Sachen“ nun mit meinem Verein verbunden werden.

Ich bin begeistert wie mein Verein diesen Transfer abgewickelt hat. Es drang nichts(!) nach außen. Und was waren wir ahnungslos als der Vertrag – nachweislich – längst unterschrieben war. Herrlich. Ich finde auch den Stil der Pressemitteilung meines Vereins klasse. Derlei war ich in den letzten Jahren bei Trainerwechseln nicht (mehr) gewohnt. Danke dafür.

Sicher, der FC Bayern wäre nicht der FC Bayern und die Medien nicht die Medien, wenn am Folgetag nicht schon wieder „Zwietracht“ gesät werden würde. Oder zumindest der Versuch gestartet wird. Unser Präsident gibt dem ZDF ein Interview und die Medienvertreter, denen nach dem, für sie überraschenden #Pep-Big-Bang, die Stories auszugehen drohen, machen sich nicht die Mühe, dessen Aussagen ungekürzt wiederzugeben. So entsteht der Eindruck, man habe Heynckes doch – gegen seinen Willen – vor die Tür gesetzt. Geschenkt, man muss derlei nicht lesen. Ich für meinen Teil habe mir in der ZDF-Mediathek zumindest das Interview angesehen. Und für mich klingt das nicht unbedingt so. Für mich klingt das so, dass es natürlich ziemlich naiv gewesen wäre, erst nach der Mitteilung von DonJupp kurz vor Weihnachten in die Verhandlungen mit Guardiola einzusteigen. Definitiv. Man hat mit ihm, respektive seinen Beratern gesprochen. Ja, und? Wir hatten einen Trainer, dessen Vertrag zum Saisonende auslaufen würde und Guardiola war auf dem Markt. Ich kann ferner nicht erkennen, dass die „bisherige Sprachregelung“ des Vereins etwas anderes behauptet hat. Aber ich habe ja auch keine Ahnung.

Jetzt ist Guardiola verpflichtet, er lernt Deutsch und er tut dies in New York. Weiter weg von Heynckes und einer noch zu spielenden Bundesliga-Rückrunde geht es nicht. Mehr Souveränität und Professionalität ebenfalls nicht. All das wirkt – bis auf weiteres – perfekt.

Womit wir zu meiner Einschätzung des Trainers Guardiola kommen.

Es steht außer Frage, dass er mit Barcelona maximalen Erfolg hatte und ein großer Trainer ist. Selbst wenn man Max Merkel zitieren will, dass Messi & Co. vielleicht auch ein Spazierstock zum Championsleague-Sieg geführt hätte. Aber ist das so? Was wissen wir denn schon? Nur weil Guardiola nicht der Lautsprecher oder ein eher kein… extrovertierter Typ wie Basler, Klopp, Sammer, Lattek oder Mourinho ist / war? Wissen wir wirklich etwas zu sagen über seine Qualität als Trainer? Nein. Andererseits hat er selbst uns allen noch nicht gezeigt, dass er als Trainer auch außerhalb Barcelonas funktionieren kann. Ein Wagnis. Für ihn und für uns. Ich bin bereit dafür.

Guardiola hat für mich auch keine Auswirkungen auf die Bundesliga, deren Außenwirkung oder andere Dinge, die in den letzten Stunden kolportiert wurden. Mir als Bayern-Fan muss auch niemand auf die Schulter klopfen oder den Verein für diesen Transfer beglückwünschen, denn es steht selbstverständlich fest, dass wir Guardiola genau deshalb geholt haben, um erneut eine Ära zu prägen. Er soll für uns den Erfolg sichern und uns auch in Europa – ohne die Bundesliga zu vernachlässigen – zu höchsten Weihen führen. Warum sollten wir das abstreiten? Dafür muss uns niemand lieben – alles andere wäre sogar sehr merkwürdig!

Ob Guardiola das kann, oder wir ihm dazu die Zeit geben werden – wer weiß das schon. Aber eins steht fest: Wenn einem Trainer das möglich gemacht wird (in München) – dann ihm! Denn Guardiola ist genau der „Welttrainer“, der unsere Großkopferten in der Führungsriege ruhig stellen kann. Keine Personalie hätte hier mehr elektrisiert als #Pep. Die (Fußball)welt schaut ab sofort nach München. Noch mehr als zuvor. Und unsere Führung wird es sich gut überlegen, ob sie einen Guardiola verbrennen wollen. An dem Feuer könnten sich selbst Rummenigge, Hoeneß oder Beckenbauer die Finger verglühen. Seine Chance. Eine Chance, die Klinsmann und später van Gaal nicht hatten.

Der FC Bayern steht vor einer goldenen Zukunft. Oder epochalen Veränderungen in der Führung. Es könnte ein entscheidender Schritt in die Zukunft sein. Oder eben die Zementierung des Provinziellen.

Bienvenido a Munich, el señor Guardiola! (Pff, Google Translate)

Die Mutter aller Spiele-des-Jahres oder Bayerische Zocker

Dieser Bericht wird mehr als eine Facette haben.

Ein Handlungsstrang handelt von den Handlungen unseres Trainerstabs. Einerseits war ich schockiert, als ich vor dem Spiel von der massiven Rotation in unserer Startelf erfuhr. Andererseits ging es zwar gut, war es aber ein Tanz auf der Rasierklinge.

Sicher, nach dem Spiel ist man immer schlauer und wirkt es unglaublich weitsichtig hier ein paar Stars 60 Minuten geschont zu haben.

Was wäre allerdings passiert, wenn die Herren Contento, Pranjic oder Timoschtschuk – aufgrund ihrer fehlenden Spielpraxis den entscheidenden Fehler zum Rückstand in Nürnberg gemacht hätten?

Glück gehabt.

Im Prinzip kann ich unseren Trainer hier ja sogar verstehen. Spieler schonen ist wichtig und richtig. Aber erstens haben wir dafür nicht die Bank. Also nicht ohne einen – spürbaren – Qualitätsverlust. Zweitens hätte man doch einigen Spielern diese Spielpraxis geben können. In diesen – gefühlten – 10:0-Sieg-Spielen.

Apropos spürbar.

Ging schon nach dem Seitenwechsel ein gewisser Ruck durch unsere Mannschaft, war es imho endgültig um den Club geschehen als Schweinsteiger und Ribéry den Rasen betraten. Zuvor zeigte sich die – übliche – Mauertaktik mit Kontern ja noch erfolgreich, danach kamen die Hecking-Kicker aber nicht mehr aus ihrer Höhle heraus.

Bis auf die Schlussphase. Unfassbar, wie sehr die Bayern da das Ergebnis noch einmal in Gefahr brachten. Später mehr dazu.

Nein, ich hatte zwar nach der 60.Minute immer noch Zweifel, ob wir das entscheidende Tor wirklich erzielen würden, aber das Grundgefühl war schlagartig besser. Auch weil vor allem Schweinsteiger hier richtig stark agierte. Unser Franzose fand zunächst nicht statt. Allein seine Anwesenheit verschob die Statik der Defensive der Heimmannschaft hingegend vorentscheidend.

Am Ende muss man mit diesem Arbeitssieg zufrieden sein. Meine Befürchtungen nach den oben erwähnten leichten Siegen wurden bestätigt. Gladbach, Hannover und Nürnberg hätten mich auch weniger Nerven kosten können. Das wir am Ende jetzt doch so gut da stehen finde ich gut. Überraschend gut und ich will nicht tauschen.

Fußball ist immer noch so. Vor ein paar Wochen hätten wir im Frankenland verloren und der BVB keinen 4:4-Ausgleich in der 93.Minute bekommen.

Derlei lässt mich nicht vom Triple träumen, aber es zeigt mir, dass unsere Lage zumindest nicht „hoffnungslos“ ist, was mir reicht. Im Moment.

Zum Spiel im Allgemeinen.

Der Club hatte schon vor diesem – fälschlicherweise – so genannten „Derby“ keinen guten Lauf. Das Spiel bestätigte diesen Eindruck. Oder waren wir wirklich zu gut?

In der Defensive, im Mittelfeld. ‚Würde ich unterschreiben. Wenn man auch mit dieser B-Elf nicht alles unterbinden konnte und mehr Luft als gewöhnlich nach oben war. Unsere Offensive agierte einmal mehr zu einfallslos, zu statisch, zu Robbenesk.

Zu wenig um die 6-8 Vorstopper der Clubberer zu überfordern.

Am schlimmsten fand ich allerdings die Schlussphase, als es genau dieser Mannschaft gelang, uns noch einmal in ernsthafte Gefahr zu bringen. Dieser Mannschaft, die sich über weite Phasen der zweiten Halbzeit darauf beschränkte unseren Offensiv-Bemühungen zuzusehen?

Kaum zu glauben, wie sehr der Puls da noch einmal hochging.

Egal. Wir haben es überstanden und konnten ein paar Stars für dieses unfassbar schwere Rückspiel gegen Marseille schonen.

Gegenfrage: Was macht unsere sportliche Führung eigentlich erst, wenn ein mögliches Halbfinale gegen Real Madrid ansteht? Spielen wir dann in Bremen (zwischen Hin- und Rückspiel) mit der Aufstellung Jonkers?

Wer gewinnt hat Recht. Also war auch diese Startaufstellung richtig. So.

Ein weitere Geschichte dieses Spiels sind die Fans. Die Club-Fans.

Nun, wenn ich ehrlich bin, dann beruht derlei nicht auf Gegenseitigkeit, aber irgendein Problem scheinen die Clubberer mit uns zu haben. Ein Problem, dass ich weder nachvollziehen noch verstehen kann.

Auf Nachfrage werden mir dann immer historische Gründe – auch fernab des Fußballs – genannt. Von mir aus. Ich bin Rheinländer und zu weit weg. Leute die es wissen müssen, reden davon, dass sich da was hochgeschaukelt hat und es irgendwann vielleicht sogar Tote geben wird. Mhm.

Ich bin – wie gesagt – zu weit weg, um auch nur ansatzweise Verständnis für solche Dinge zu haben. Ferner bin ich ja nur ein Erfolgsfan, oder zumindest Sesselpupser.

Ein Vorteil hat mein Zustand als Außenstehender an dieser Stelle: Ich habe ein Jahr Ruhe davor.

Noch etwas vergessen?

Außer mit Dortmund würde ich aktuell mit niemandem tauschen wollen. Tabellarisch und so. Ob das am Abend des 11.04. immer noch so ist, werden wir sehen.

Jetzt müssen wir zunächst einmal sicher stellen, dass wir das Halbfinale der Championsleague erreichen und Marseille nach diesem Hinspiel nicht mehr zurück kommt.

Und erst danach denken wir an Augsburg. Versprochen, Jupp?

Allez les Rouges!

DonJupp: Der, die, das Dritte

Ich bin spät dran. Aber damit hatte ich mich ja schon beschäftigt.

Unser neuer Trainer wird Jupp Heynckes heißen. Keine Überraschung mehr. Und passt auch ins Bild. Die Zeiten der Experimente sind beim FC Bayern endgültig vorbei. Zurück zum Bewährten. Und vermeintlich/hoffentlich erfolgreichen FCB.

Kein anderer Trainer war in der internen Lostrommel (abgesehen von dem üblichen Hitzfeld vielleicht). Sagt man. Wir glauben es mal.

Seit der offiziellen Bestätigung und auch den deutlichen Buschtrommeln zuvor, ist nun doch noch einiges an Zeit vergangen. Zeit zum Nachdenken.

Und tatsächlich bin ich inzwischen eher amerikanisch unterwegs.

Nach der Präsidenten-Wahl schart sich das ganze Land hinter den Gewählten. Es ist auf einmal „der Präsident aller Amerikaner“.

So sollten wir nun endlich einmal vorgehen.

Für mich sind die Grabenkämpfe vorüber. Ich bin auch zu müde, um weiter über van Gaal zu lästern, ihn permanent zu kritisieren oder am neuen Trainer – DonJupp – herumzumäkeln.

Was bringt das? Wem sollte das helfen?

Die Würfel sind gefallen und wir sollten uns nun darauf konzentrieren, die aktuelle Saison seriös zu Ende zu bringen (d.h. entweder P2/P3 oder P6) und dann in der neuen Saison neu und gestärkt anzugreifen.

So sieht meine Strategie für die nächsten Wochen aus.

Der Vorstand und alle anderen Entscheider in meinem Verein stehen hingegen für mich unter Beobachtung und agieren auf Bewährung. Dafür war deren Vorgehen in den letzten Wochen und Monaten einfach nicht mehr in der Richtung, die ich für meinen Verein für die richtige halte.

Und ja, Herr Hoeneß, dass „liegt auch an diesem Internet, bei dem plötzlich alle mitreden wollen“.

Derlei nennt man Zukunft, Fortschritt, Weiterentwicklung!

Ach ja, DonJupp: Herzlich willkommen zurück und viel Erfolg!

Zu diesem Rowdy-Verein gehe ich nicht. Ich gehe zum FC Bayern.

Was wäre wohl aus Beckenbauer, dem FC Bayern oder gar dem deutschen Fußball geworden, wenn der 12-jährige, spätere Kaiser im Sommer 1958 bei einem Schülerturnier seines SC München 1906 im Endspiel gegen 1860 München nicht von seinem dortigen Gegenspieler geohrfeigt worden wäre?

Man weiß es nicht. Aber für uns Bayern-Fans lief seit dem alles wie am Schnürchen.

Heute Abend steigt das Abschiedsspiel von Franz Beckenbauer. Mit 31 Jahren Verspätung.

Danke Franz.

Und danke lieber unbekannter Jugendspieler des TSV 1860 München.

P.S. Parallel endet übrigens diese Sommerpause. Endlich.

Wie erfolgreich eine Saison war, merkt man oft erst danach

Wie bitte?

Die Bayern stellen den Trainer des Jahres und die ersten VIER Platzierten bei der Wahl zum Spieler des Jahres?

Waren wir wirklich so dominant? Scheinbar.

Lustig, dass ich gerade heute diese Notiz veröffentlichte.

Achso. Und Glückwunsch Herr Robben und Herr van Gaal!

FC Bayern – dies und das – 09/10 #8

Aus der aktuellen Saison ist die Luft raus. Wie meistens nach dem letzten Spiel.

Gleichzeitig werden Blogbeiträge mehr und mehr Sommerpausen’esk.

Transferspekulationen sind da das Salz in der Suppe.

Auch oder gerade beim FC Bayern.

Was haben wir denn da?

Die Vertragsverlängerung von Herrn Ribéry steht da wohl an erster Stelle. Schon mal seehr gut. Nicht unbedingt wegen 2009/10. Sondern weil wir 2007/08 gesehen haben, was mit ihm in Topform möglich ist. Was wäre das für eine Saison geworden, wenn ein Ribéry in der Form aus 2007/08 im Finale neben Turbo-Robben gespielt hätte? Ach lassen wir das Träumen. Nächste Saison…

Ein gewisser Toni Kroos kommt nach seinem Qualitätssprung aus der Farbenstadt zurück an die Isar. Wenn ich wiederum an diese Offensive denke mit Kroos, Robben und Ribéry, dann wird mir jetzt schon warm ums Herzchen.

Ebenfalls wieder zurück kommen will Herr Braafheid. Herr Toni eher nicht.

Ersteres kann ich verstehen – fangen wir einfach noch einmal von vorne an. Letzteres ist vor allem finanziell für den Verein gut. Wie man so hört war derLuca irgendwann dann wohl doch mal endlich bereit, von seinen überhöhten Gehaltsvorstellungen abzurücken. Die drohende Rückkehr zum Tulpen-General versetzte hier scheinbar italienische Berge.

Ganz und gar nicht überraschend sind ferner die Abschiede von zwei Ex-Hoffnungsträgern: Rensing und Görlitz. Alles Gute.

Definitive Zugänge gibt es momentan vor allem im Betreuerstab. Beides ist aber eigentlich keine große Story.

Marcel Bout war schon unter van Gaal in Alkmaar tätig. FCB.de sagt, dass er die Spielanalyse von Egon Coordes übernehmen soll. Im Videotext hatte ich gestern aber (erneut) noch gelesen, dass er Hermann Gerland ersetzen soll, der wiederum die zweite Mannschaft der Bayern von Herrn Scholl zurückbekommt.

In der gleichen Quelle stand geschrieben, dass Bout von Alkmaar zuletzt an SC Telstar „ausgeliehen“ war – sowas habe ich in Bezug auf einen Trainer überhaupt noch nie gelesen…

Frans Hoek ersetzt Torwarttrainer Walter Junghans. Dies stand – soweit ich weiß – schon länger fest. Also der Abschied, bzw. die „Versetzung“ in die Bayern-Jugend. Bei diesem Thema bin ich neutral. Ich kann an dieser Stelle die Tatsache, dass Junghans überhaupt bei uns Torwarttrainer war, weder bewerten noch kommentieren. Sollen andere machen.

Hoek soll eine Fußballschule betreiben und ferner mit van Gaal schon in Amsterdam, Barcelona und der Elftal zusammengearbeitet haben.

Was all das für den FC Bayern bedeutet werden wir sehen.

Noch was vergessen?

Am 21.06. ist Trainingsauftakt beim FC Bayern.

Servus, Mehmet – mach' es gut!

Eine Thema ist in den letzten Tagen dann doch ein wenig untergegangen. Hier. Bei mir.

Der Abgang eines Mehmet Scholl beim FC Bayern. Nach 18 Jahren.

Persönlich finde ich das mehr als schade. Wegen solcher Interviews zum Beispiel.

Ich war bei Scholls Abschiedsspiel dabei. Und habe mich meiner Tränen nicht geschämt.

Er blieb uns danach erhalten und wurde gar zum Nachfolger des Tigers. In der dritten Liga. Alles lief bestens und Blut hatte er – nach eigener Aussage – auch noch geleckt. Am Job des Trainers.

Perfekt.

Und dann kam der DFB. Und seine Normen. Und Schubladen.

Da passt das Runde (Verband) nicht ins Eckige (Scholl).

Er will es ja machen. Die Regeln einhalten. Und seinen „Schein machen“. Schließlich sind wir ja in Deutschland. Da braucht man das.

Da Scholl aber auch noch arbeiten wollte, für FCB II und die ARD, passte das alles nicht.

Der Verein hatte dafür Verständnis. Wenn auch schweren Herzens. Wie ich. Denn Scholls Abgang ist für den FC Bayern ein Verlust. In jeder Hinsicht. Aber man trifft sich im Leben bekanntlich immer zweimal.

Also wünsche ich Dir auf Deinem Weg alles Gute, Mehmet. Mach‘ Dein Ding. Und komm‘ irgendwann mal wieder zurück, ok?

Der Felix, die Meisterschaft und die königsblaue Allmacht

Felix Magath ist lernfähig.

So etwas wie beim FC Bayern sollte ihm nicht noch einmal passieren. Sich von anderen Alphatieren ins eigene Handeln herein reden lassen? Nö.

Und so entstand die Allmacht in Wolfsburg.

Passte ja auch perfekt. Graue Maus im Niemandsland mit Konzern und „Gerne Groß“-Ambitionen trifft auf Ex-Feuerwehrmann und frischen Doppel-Double-Gewinner.

Magath ließ sich beispiellose Befugnisse in den Vertrag schreiben, drehte jeden Stein auf links und in seine Richtung – Resultat?

Die deutsche Meisterschaft.

Gratulation.

Felix ist aber auch clever.

Er wusste wahrscheinlich genau, dass er, wenn er in Wolfsburg bleibt, nur verlieren kann.

Eine Tatsache, die die Wolfsburger und ihr ambitioniertes Umfeld sicherlich übersehen haben. Ist allerdings ein fußballerisches Naturgesetz. Muss ich nicht jedes Mal neu erklären.

Somit war Magaths Abschied zu einem Team wie Schalke mit nahezu überirdischen Ambitionen mehr als folgerichtig.

Ihm war damals aber sicherlich nur teilweise bewusst in welche Dimensionen er mit einer Tätigkeit in Schalke stoßen würde. Positiv wie negativ.

Jede Menge Erwartungshaltung und Geldnöte aber auch Begeisterung und mögliche Unsterblichkeit.

Wieso aber nun ein solcher Beitrag so kurz vor dem Pokalhalbfinale zwischen Schalke und Bayern?

Nicht weil ich Stimmung machen oder Giftpfeile schießen will.

Nein. Die desaströse Niederlage des – mag glaubt es kaum glauben – immer noch amtierenden Deutschen Meisters aus Wolfsburg. Gegen die, vor Wochenfrist doch noch so abgestiegene Hertha aus Berlin. 1:5. Wie peinlich war das denn?

Dies zum Einen. Zum Anderen aber auch ein sehr interessanter Bericht im Rahmen der immer wieder interessanten WDR-Reihe „sport inside„. Über Felix Magath, Wolfsburg, Schalke und seine Allmacht.

Denn seine Allmacht in Schalke übersteigt die, die er in Wolfsburg hatte um ein Vielfaches.

Wenn ich das korrekt mitbekommen habe, dann ist Magath bald Trainer, Manager und Vorstand. In Personalunion. Wobei ich mir nicht sicher war, ob neben ihm noch jemand anderes im Vorstand sitzt. Abgesehen vielleicht von Leuten, die Magath wohlgesonnen sind.

„So viel Macht hatte seinerzeit noch nicht einmal Rudi Assauer“ war eine der Kernaussagen im Bericht.

„Das System Magath funktioniert nur mit Felix Magath“ eine andere.

Und jetzt sind wir beim roten Faden.

So erfolgreich Schalke in dieser Saison auch ist. So schwierig wird es in der nächsten werden.

Aus finanziellen Aspekten heraus ist die Championsleague-Teilnahme für Schalke ein Segen. Aus sportlicher Sicht sicher auch.

Was aber die Erwartungshaltung im Umfeld und die Leistungsgrenze des Kaders betrifft sicher nicht.

Vielleicht kreiert Magath mit Schalke ja sein Lebenswerk. Wer weiß das schon.

Ich sehe – für Schalke – aber eher die Gefahr, dass, wenn Magath doch „scheitert“ und den Verein irgendwann verlässt (wenn es dann überhaupt noch jemanden gibt, der ihn entlassen kann), das ganze Kartenhaus zusammenfällt.

Aber was macht man nicht alles, wenn man sich etwas so sehr wünscht.

Und nichts im deutschen Fußball wird so sehr gewünscht, wie die Meisterschale nach Schalke zu bringen. Von den Schalkern.

Riskantes Spiel.