Naja. Egal war’s mir nicht, dass die Bayern gestern in Hoffenheim nicht gewonnen haben. Aber sie haben zumindestens bei einem der stärksten Teams der letztjährigen Hinrunde nicht verloren.
Ist doch auch was. Wenn man bedenkt, dass die van-Gaal’schen Bayern sich noch längst nicht und wir für unser neues Rauten-System mit 10er auch noch keinen adäquaten 10 gefunden haben.
Mancher Spieler stellte sich vor dem Spiel selbst auf. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob van Gaal tatsächlich den Mut gehabt hätte neben van Buyten Herrn Badstuber spielen zu lassen.
Demichelis verletzt. Und zack spielt der junge Newcomer.
Davon abgesehen hat sich Herr Klose ebenfalls selbst aus dem Spiel genommen.
Zum Glück war Herr Olic rechtzeitig wieder fit. Und mal ehrlich: Hätte Herr Podolski auch so ein 1:0 erzielt?
Egal. Geschichte.
Zum Spiel.
Die Hoffenheimer zu Beginn klar besser. Noch dazu mit einem nicht gegebenen Tor. Je mehr Wiederholungen gezeigt wurden, desto deutlicher war der Ball hinter der Linie. Aber hier steckt auch schon das Problem. Wiederholungen. Des real ablaufenden Spiels. In realer Geschwindigkeit und vom Platz, nicht der Tribüne aus, war das alles schon wieder gar nicht so eindeutig. Für die Schiedsrichter jetzt.
Zum Glück sind sich am Ende alle einig:
– Klares Tor
– Spiel wäre bei 1:0 Hoffenheim (evtl.) anders verlaufen
– Wir brauchen endlich ’ne Torkamera.
Wovor hat die greise Riege im International Football Association Board (IFAB) eigentlich Angst? Das wir amerikanische Verhältnisse bekommen? Wo es keine Fehlentscheidungen mehr gibt?
Mhm. Ist natürlich ein Argument.
Auf der anderen Seite: Wieviel Schwachsinn haben die Verbänden sonst so in den letzten Jahren an Regeln eingeführt?
Hier ein kurzer Text zur IFAB:
Warum gab es im Laufe der Jahre so wenige Änderungen an den Regeln? Warum gilt das IFAB als konservativ? Die Antwort darauf ist ebenso simpel wie direkt: Die Attraktivität des Fussballs liegt in seiner Einfachheit. Und als Hüter der Regeln versucht das IFAB so gut wie möglich die Wurzeln zu bewahren, aus denen der Sport so spektakulär aufgeblüht ist.
Fein. Aber was hilft das den Hoffenheimern und was hat es uns im letzten Jahr geholfen, als uns in Hamburg ein klares Tor nicht gegeben wurde?
Eben.
Gestern wurde das (ebenfalls) Tor nicht gegeben.
Und bevor jetzt wieder die üblichen Verwirrten was von Bayern-Dusel faseln, sollten sie sich einfach mal entspannen und dem Paule seinen Link folgen.
Ob die Bayern-Führung wie aus dem Nichts kam, kann man so sehen, muss man aber nicht. Denn soo toll und überlegen war jetzt Hoffenheim auch nicht. In der Form der letzten Hinrunde hätte es wohl bis zum Olic-Tor schon 2:0 oder 3:0 für Hoffenheim gestanden, so war’s aber hauptsächlich recht viel Ballbesitz, der auch auf recht viel Ballverlust der Bayern beruhte.
Die Bayern der ersten Halbzeit – bis zur Führung und ab dem Ausgleich – das ging gar nicht.
Und war mit Sicherheit auch nicht das, was wir uns alle für die Saison so vorgestellt haben.
Aus meiner Sicht war das Experiment mit Baumjohann auf der 10 ein Flop. Nicht nur weil ich denke, dass er ein perfekter Einwechselspieler ist, der mit seinem Spiel auch mal enge Kisten entscheiden kann, nein, die 10 ist für ihn einfach nicht das Ding. Noch nicht, wenn man gnädig ist.
Mit Müller wurd’s dann aber auch nicht besser. Was aber wohl eher daran lag, dass a) Testspiele keinen Bundesliga-Level haben und b) die Hoffenheimer eine bessere Defensive (ganz besonders in der Mitte) aufzuweisen haben, als in der Vorsaison. Respekt.
Und hier war auch das Hauptproblem der Bayern verortet.
Viel ging durch die Mitte und kaum was Zwingendes gelang über die Flügel. Da ist noch viel Luft nach oben.
Kann also alles noch besser werden. Keine überraschende Erkenntnis nach dem ersten Spieltag.
Wer aber fiel aus der Mannschaft positiv auf?
Altintop. Ganz klar. Fast der beste Bayern-Spieler auf dem Platz.
Die Defensive habe ich durchaus nicht auf dem Klinsmann-Niveau der Vorsaison gesehen. Derlei kam mir, über Twitter glaube ich, zu Augen.
Ganz im Gegenteil.
Lahm machte einen guten Job, war allerdings defensiv gebunden. Pranjic hatte dagegen mehr Zug in der Offensive und absolvierte ein ordentliches Debut. Wie auch Badstuber, dem kaum Fehler anzulasten sind. Ausser vielleicht seinem Verhalten vor dem Ausgleich. Aber da war im Stellungsspiel der Bayern sowieso komplett der Wurm drin.
Nach einer eigenen Ecke(!) rutschen wir in einen Konter und am Ende muss ein Lahm(!) in den Kopfball, verliert hier kurzzeitig die Orientierung und ermöglicht somit Ibisevic den Assist. Obasis Hoppelball war dann für Rensing in dieser Hektik nicht zu halten.
Sei’s drum.
Das Remis war verdient.
Und irgendwann wird vielleicht auch unsere Chancenverwertung besser. Denn die war imho das einzige Überbleibsel der Vorsaison.
Das Beste am gestrigen Abend dann der Auftritt Lahms im ASS.
Herrlich.
Und auch sein Satz zu van Bommel. Solche Spieler braucht man als Mannschaft. Und nur weil van Bommel so tief in der Schublade steckt wie kaum ein anderer Spieler in der Geschichte des FC Bayern, heißt es ja nicht, dass man dieses Thema nicht auch mal normal analysieren könnte, oder?
Mark van Bommel ist einer wie Effenberg. Und den habe ich für seine Art auf dem Platz, seine Spielweise immer bewundert. Punkt.
Van Bommel spielt aggressiv. Manchmal hart und selten unfair. Aber er reisst die Kollegen mit. Und gerade die Bayern brauchen sowas wohl ab und an.
Gestern erhielt er insgesamt eine gelbe Karte. Für mich ist das in Ordnung.
Das erste „Foul“ stellte sich in der ersten Zeitlupe als klares Klären des Balles heraus. Beim „Check“ war weder der Ellbogen noch die Hand im Gesicht des Gegners. Vielmehr der Arm angelegt und alles im Kampf um den Ball beim Eckball (im Strafraum der Hoffenheimer, Herr Hopp und somit kann es auch keinen Elfer für Hoffenheim geben). Da passieren ansonsten noch ganz andere Sachen.
Vom Platz gestellt müssen hätte van Bommel in diesem Spiel sicher nicht. Auch wenn die üblichen Verdächtigen unter Journalisten, Bloggern und Fans dies so gerne herbeireden würden.
Auf der anderen Seite: Viele Problem lösen sich oft eh wie von selbst.
Unser Kapitän verletzte sich. Und wer kam ins Spiel? Der aktuell einzig Gefrustete im Kader: Timoschtschuk.
Besonders fiel er in seiner kurzen Einsatzzeit nicht mehr auf. Aber vielleicht ist das ja eines seiner Qualitätsmerkmale.
Abwarten. Wie schwer van Bommel verletzt ist und ob an seiner Stelle Timoschtschuk gegen Werder spielt.
Von daher habe ich im Übrigen auch nie ein Problem darin gesehen, Spieler wie van Bommel und Timoschtschuk gleichzeitig im Kader zu haben. Denn was wäre bitteschön los, wenn van Bommel ausfällt und wir hätten nur einen Ottl als Alternative? Na also.
Über solche „Probleme“ können Vereine wie Chelsea, Real oder ManU ohnehin nur schmunzeln…