Danke. Danke sehr, Herr Lahm

Ich bin kein Fan der deutschen Nationalmannschaft. Ich bin Fan meines Vereins. Für die Nationalmannschaft interessiere ich mich, weil sie mein Land vertritt, weil dort die besten deutschen Spieler spielen und weil es – am Ende des Tages – immer noch um Fußball geht.

Sicherlich merkwürdige Zeilen dieser Tage, wo wir doch alle weltmeisterlich begeistert sind. Oder sein sollten. Was ich auch bin. Irgendwie. Weltmeister zu werden ist schon auch irgendwie geil. Und die hinter uns liegende Weltmeisterschaft hat uns natürlich begeistert. Auch aus deutscher Sicht. Auch mich. So nach und nach halt. Turnierfan eben.

Worum es aber eigentlich geht, ist Philipp Lahm.

Herr Lahm (schließlich ist er Weltmeisterkapitän, also ’n bißchen mehr Respekt, bitte) hat seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Für alle überraschend, nach eigener Aussage aber schon seit der gesamten im Laufe der letzten Saison geplant. Was für ein seltenes Glück für ihn, dass es auf dem Höhepunkt seiner (Nationalmannschafts)Karriere passieren konnte. Nach dieser Vielzahl von zweiten und dritten Plätzen bei all den WMs & EMs seit 2006 muss einem diese Entscheidung Respekt abnötigen, hatte er doch in Kauf genommen, als Sinnbild der „unvollendeten Generation“ abgestempelt zu werden. Einerseits. Andererseits wissen wir nicht, ob er tatsächlich auch ohne WM-Titel abgetreten wäre und da die Entscheidung offenbar nach „Wembley 2013“ gereift ist, kann von „unvollendet“ ja nicht zwingend die Rede sein.

Wie auch immer, sein Drehbuch erwies sich als perfekt und ich bin ihm dankbar. Aus vielen Gründen.

Dankbar – beispelhaft – für ein 1:0 gegen Costa Rica oder ein 3:2 gegen die Türkei 2008.

Dankbar für seine Qualität. Auf dem Rasen. Rechts, links, hinten, vorne, in der Mitte oder Außen. Und all dies, obwohl ich ihn nicht nur einmal in Blogbeiträgen kritisiert habe. Damals. Asche. Auf mein Haupt.

Dankbar, dass er der Generation angehörte, die beteiligt war, den deutschen Fußball nach 2000 und 2004 wieder „auferstehen“ zu lassen (unter Ribbeck verlor ich erstmals ernsthaft das Interesse an der Nationalmannschaft).

Und letztlich grenzenlose Dankbarkeit, dass er ab sofort nur noch meinem, unserem Verein zur Verfügung stehen will. In den ganz offensichtlich letzten vier Jahren seiner Karriere.

Danke, Philipp Lahm. Danke für einen Abgang mit Stil und Klasse.

Weisheiten #278

„Es war eine herausragende Spielzeit. Nach dem Finale dahoam war 2012 alles in Frage gestellt worden: der Klub, die Spieler, der Trainer. Zwei Jahre lang hatte der FC Bayern keinen Titel mehr gewonnen – und jetzt in den vergangenen zwei Jahren gleich acht Stück. Das ist in erster Linie ein Verdienst der Mannschaft und ihrer Charaktere. Auf die Depression folgte mit dem Triple der extreme Erfolg, dann haben wir mit Pep eine tiefgreifende Veränderung vorgenommen und sind erfolgreich geblieben. Das ist schlicht herausragend.“

Matthias Sammer, zufrieden.

Sicherheit ist ein gefährliches Gut oder Messer? Wer hat hier ein Messer?

Ich liebe Social Media. Aus Gründen. Wer diese – meine – Kanäle nutzt, nimmt Teil an meinem Leben. Wer nicht, nicht. Kein Ding.

Was ich allerdings sehr schätze ist die Schnelligkeit und Reduktion auf das Wesentliche. Auf das Wesentliche, was einen persönlich interessiert.

Auf Twitter fing es am späten Freitagabend an, auf Twitter breitete es sich aus, über Twitter erfuhr ich regelmäßige Updates und auf Twitter auch den aktuellen – finalen – Status quo.

Von Freitag bis zum heutige Dienstag sammelte ich Informationen und bildete mir eine Meinung, verwarf diese und kam zum Schluss, dass es nun an der Zeit ist für diesen Beitrag.

Worum geht es? Worum soll es schon gehen, darum, worüber zurzeit fast alle rund um den FC Bayern reden: „Die Zelte“.

Aller Anfang war dieser Link (Freitag, 09.11.2012, 19:19 Uhr), bzw. dieser hier.

Hallo Eintrachtfans,

am gestrigen Abend wurden wir, durch Münchner Quellen, darüber informiert, dass der FC Bayern München, in Absprache mit der Münchner Polizei, Zelte, welche möglichen Voll- / Ganzkörperkontrollen dienen, für das morgige Spiel am Gästeeingang errichten lasse.

Es folgten massive Irritationen und gemischte Gefühle schon im Vorfeld des Bundesligaspitzenspiels FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt.

Aufgrund dieser Informationen haben wir heute, unterstützt durch unser Vorstandsmitglied Axel Hellmann und unseren Sicherheitsbeauftragten Oliver Lerch, versucht diese Maßnahme zu verhindern. Wir haben sehr klar darauf hingewiesen, dass wir solche Maßnahmen vollumfänglich ablehnen, diese – wie auch die Historie der letzten Jahrzehnte bei Spielen in München, welche ohne nennenswerte Vorfälle vonstattengingen, eindeutig belegt – für unangemessen sowie massiv überzogen halten.

Auch die Szenekundigen Beamten der Frankfurter Polizei haben ihrerseits versucht dem entgegenzuwirken und klar und deutlich formuliert, dass solche Zelte keinesfalls zielführend sind, sondern lediglich als Provokation empfunden werden.

Leider hat all dies keine wesentliche Wirkung gezeigt, so dass wir am heutigen Abend darüber informiert wurden, dass man von dieser Maßnahme nicht abrücken wird und es somit „in Einzelfällen“ zu Ganzkörperkontrollen durch den Ordnungsdienst des FC Bayern München und der Polizei kommen kann.

Zum Zeitpunkt am Freitagabend hatte ich offene Fragen auch bzgl. dieser Erklärung:

1. Bei wem versuchten Hellmann und Lerch „diese Maßnahme zu verhindern“?

2. Wo haben „Szenekundigen Beamten der Frankfurter Polizei ihrerseits versucht dem entgegenzuwirken“?

So oder so kochten die Diskussionen, Spekulationen und Vorverurteilungen hoch. All dies war aber erst ein Vorgeschmack, was in den nächsten Tagen folgen sollte…

Lange Zeit war ich nur ein Beobachter und habe mich lediglich allgemein und mit Andeutungen einer Meinung geäußert. Wie sollte man sich auch eine Meinung bilden, wenn sich die Fakten entweder zügig änderten oder einfach keine Fakten waren.

Der Club Nr.12 twitterte schon vor dem Spiel das erste – und danach häufig verwendete – Foto der Zelte. Wie er und einige andere, ihm nahestehende Twitterer ohnehin Infos aus erster Hand lieferten.

Zu diesem Zeitpunkt wurde noch kontrovers über die möglichen Aktionen innerhalb der Zelte diskutiert. Vor allem das (möglicherweise) vollständige Entkleiden wurde hier verurteilt. Unter anderem wurde auch auf die Unzulässigkeit dieser Maßnahme hingewiesen.

Hier erste Reaktionen von Blogs und Medien.

Irgendwann flatterte dann auch der offizielle Polizeibericht ins Twitterland. Ich zitiere die entsprechende Passage:

1973. Polizeibericht zum Bundesligafußballspiel FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt
Am Samstag, 10.11.2012, um 15.30 Uhr, kam es in München in der Allianz Arena zur Begegnung der Ersten Fußballbundesliga zwischen dem FC Bayern München und Eintracht Frankfurt.

Durch den Veranstalter waren hier in Abstimmung mit der Polizei Durchsuchungszelte im Bereich des Gästeeingangs aufgebaut, um bei Bedarf einzelne Personen gründlicher durchsuchen zu können. Nachdem dies im Vorfeld den Frankfurter Fans bekannt geworden war, riefen diese in einschlägigen Foren dazu auf, die Arena nicht zu betreten. Auch auf der Homepage von Eintracht Frankfurt wurde durch die Fanbetreuung des Vereins diese Maßnahme kritisiert und es wurde angekündigt, dass die Fanbetreuung das Stadion nicht betreten wird, sondern sich um die Boykotteure kümmern wird. Ca. 250 Frankfurter Fans folgten diesem Boykottaufruf und blieben außerhalb des Stadions vor dem Nordtor stehen.

Bei der Kontrolle von vier Frankfurter Fußballfans vor dem Spiel auf einem nahe gelegenen Parkplatz wurde auch deren Pkw genauer in Augenschein genommen. Hier konnten dann zwei Schlagstöcke, ein Schlagring, eine Sturmhaube und mehrere Spraydosen aufgefunden werden. Hier wird nun wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt. Alle vier Fans wurden bis Spielende in Gewahrsam genommen.

Weiterhin kam es vor dem Spiel im Bereich des Busparkplatzes zu einer Begegnung von 30 – 50 Frankfurter Fußballfans mit ca. 150 Münchner Ultras. Die beiden Gruppen liefen aufeinander zu und es kam hier zu Auseinandersetzungen. Eine größere Eskalation konnte aber durch sofortiges Einschreiten von Polizeikräften vor Ort verhindert werden. Festgestellt wurden zwei Körperverletzungen zum Nachteil von Bayernfans. Hier wurden die beiden Frankfurter Täter festgenommen. Ein weiterer Frankfurter Fan, der davon gelaufen war, konnte abgesetzt wegen einer weiteren Körperverletzung festgenommen werden. Bei ihm wurde dann auch noch eine Ampulle Kokain aufgefunden. Gegen ihn wird nun auch wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt.

Kurz vor 16.00 Uhr verließen dann 100 Personen des Frankfurter Fanblock ihre Plätze und gingen Richtung Eingang Nord. An der Rampe fingen sie dann an zu laufen. Gleichzeitig rüttelten die 250 boykottierenden Frankfurter Fans außerhalb der Tore derart massiv an diesen, dass ein zweiflügeliges Nottor aufsprang. Durch den Ordnungsdienst und durch Einsatzkräfte der Polizei konnte ein mögliches gewaltsames Eindringen dieser Gruppe in das Stadion verhindert werden. Die anderen Frankfurter Fans, die in Richtung Ausgang gelaufen waren, wurden durch eine Polizeikette aufgehalten. Die Fans unter ihnen, die das Stadion verlassen wollten, wurden dann durch Polizeibeamte begleitet.

Insgesamt war es bei dem Spiel zu 23 Freiheitsentziehungen gekommen, davon handelte es sich um 13 Festnahmen und 10 polizeiliche Gewahrsamnahmen. Bei den 13 angezeigten Straftaten handelte es sich in der Hauptsache um Delikte wie Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Beleidigung etc.

Nun ist es ja so – Kommunikationswissenschaftler unter meinen Lesern werden dies sicher in ihrem Studium gelernt haben – dass es in einer kontroversen Situation oder Auseinandersetzung immer auch darum geht, die Kommunikationshoheit zu erlangen. Bei der Polizei, dem FC Bayern, den Medien und allen anderen Beteiligten ist dies sicherlich ganz genauso. Warum erwähne ich dies? Nun, weil der offizielle Polizeibericht ein erster Anfang war Klarheit in die Hintergründe, Abläufe und Resultate dieser Zelt-Aktion zu bringen.

Kontraproduktiv (je nach Sichtweise) war da die Pressemitteilung des FC Bayern. Ob man diese auch ohne die mediale Aufregung publiziert hätte, vermag ich nicht zu beurteilen, allein, sie wurde genauso ins Netz gestellt. Ich zitiere die entscheidenden Aspekte dieser PM:

Diese Begegnung war von der Polizei bereits im Juli 2012 als „High-Risk-Spiel“, vom DFB am 26.10.12 als „Spiel mit erhöhtem Sicherheitsrisiko“ eingestuft worden.

Diese Info war neu und wurde in anderen Berichten zuvor auch anders dargestellt.

Die Maßnahme […] wurde mit Begleitung der Polizei vom Veranstalter (FC Bayern München) umgesetzt […] unter Aufsicht des […] DFB Durchsuchungszelte im Bereich des Gästeeingangs aufgebaut, um bei Bedarf einzelne Personen gründlicher durchsuchen zu können. Kurt Benisch […] DFB-Sicherheitsaufsicht: „Die DFB-Sicherheitsaufsicht hat die Maßnahme begleitet, protokolliert und für gut befunden.“

Damit war das auch geklärt. Irgendwie. Also der FC Bayern hat „aufgebaut“. Aber ist diese Idee auch „auf seinem Mist gewachsen“?

Es folgten Infos zum Ablauf in den Zelten selbst…

Bei diesen Kontrollen handelte es sich weder um sogenannte „Nackt-Scanner“, noch um Untersuchungen, bei denen sich Personen „ausziehen“ mussten. Von insgesamt rund 6.600 Frankfurter Fans wurden ca. 30 bis 40 Personen gebeten, ihre Jacken abzulegen und teilweise ihre Taschen überprüfen zu lassen.

Auf welcher Basis wurden hier die 0,6% der Frankfurter Fans ausgewählt? Laut dem Club Nr.12 – Umfeld waren es zumeist eher harmlose jüngere und/oder weibliche Fans. Wie gesagt, subjektiv beobachtet und auf Twitter gepostet. Die Maßnahme wurde seitens des Vereins übrigens – reflexartig – mit der Verhinderung von Pyrotechnik und Gewalt begründet.

Richtig interessant und – wie sich herausstellen sollte – kontrovers wurde die PM aber erst mit diesem Absatz:

Bei den Kontrollen am Samstag wurden im Übrigen von der Polizei und dem Ordnungsdienst u.a. 20 Messer, 2 Schlagstöcke, 1 Schlagring, 1 Sturmhaube, Pfefferspray und Kokain sichergestellt.

So. Jetzt mal ehrlich – wie kann und sollte man diesen Absatz interpretieren? Auch ich habe einige Zeit tatsächlich gedacht, dass hier der FC Bayern mitteilt, dass obige Dinge bei den obigen Kontrollen (in den Zelten) gefunden wurden!

Wow. 20 Messer bei 30-40 kontrollierten Eintracht-Fans? Alter Schwede!

Hier in dieser Auflistung und im Nachhinein ist das recht klar, aber man muss wissen, dass wir alle zunächst diese Erklärung für die Presse lasen und erst später den Polizeibericht vor die Augen bekamen. Ich will hier dem FC Bayern keine Absicht unterstellen (auch wenn ich „Methoden“ des Marketing und der PR durchaus kenne), aber diese PM führte tatsächlich dazu, dass obiges „Missverständnis“ durch die Medien (oder besser das „Boulevard“ oder schlichtweg die „Springer-Presse“) gejagt wurde.

Die „Zelte“ für sich genommen sind ja schon durchaus eine Diskussion wert (dazu komme ich später noch), dann aber im Nachgang diesen Eindruck zu erwecken, oder zumindest billigend in Kauf zu nehmen, ist schon ein größeres Brett. Vor allem – und da sind wir jetzt so langsam in der Gegenwart (nach vier Tagen Diskussion), dass am Ende dieser Aktion folgendes übrig geblieben ist:

NICHTS.

Das oben schon zitierte Blog-G hat sich – nach einem weiteren Blogbeitrag – die Mühe gemacht, persönlich sowohl beim FC Bayern als auch bei der Polizei nachzufragen. Ich zitiere die Updates (Hervorhebungen durch mich):

Update
13.11.12, 10:00 Uhr – BILD hat offensichtlich im Print (und dort in der Regionalausgabe) Frankfurt inzwischen klar gestellt, dass die Gegenstände nicht nur bei der Kontrolle der Eintrachtfans gefunden worden. Kann ich leider im Augenblick nicht verifizieren.

13.11.12, 10:30 Uhr – Rücksprache mit Markus Hörwick, Pressechef des FC Bayern: Es stimmt, sämtliche Gegenstände wurden bei der Kontrolle in und UM (!) das Stadion sichergestellt. Zu dem, was IM Zelt sichergestellt wurde (wenn überhaupt etwas gefunden wurde) kann Herr Hörwick keine Angaben machen.

13.11.12, 12:30 Uhr – Erneuter Anruf bei der Polizei München mit der Bitte, noch drei Fragen zum Polizeibericht zu beantworten. Ich wurde gebeten, die Fragen schriftlich einzureichen. Habe ich getan. Sinngemäß:
1) Bewegen sich die „Vorfälle“ bei der Partie FCB – SGE im Rahmen des Normalen?
2) Bewegt sich die Anzahl und die Qualität der sichergestellten Gegenstände im Rahmen des Normalen?
3) Welche Gegenstände wurden bei den Untersuchungen in den Zelten sichergestellt?

13.11.12, 15:56 Uhr – Rückruf von der Polizei München und Antwort auf die Fragen
1) Bewegen sich die „Vorfälle“ bei der Partie FCB – SGE im Rahmen des Normalen?
Keine signifikante Abweichung von anderen Spielen des FC Bayern.
2) Bewegt sich die Anzahl und die Qualität der sichergestellten Gegenstände im Rahmen des Normalen?
Es waren schon mehr – es waren schon weniger. Keine signifikante Abweichung. Die Gegenstände, die sichergestellt werden, werden vom privaten Ordnungsdienst der Polizei gemeldet. So auch die Anzahl von 20 Messern.
3) Welche Gegenstände wurden bei den Untersuchungen in den Zelten sichergestellt?
Keine Angaben möglich. Das weiß niemand mehr.

Hallo?

Ein mir persönlich bekanntes Club Nr.12 – Mitglied fasst es wie folgt zusammen.

Fazit #Ganzkörperkontrolle: In Zelten wurde nichts gefunden. Polizei weiß nichts von Messern. FCB nicht mehr wie viele und bei wem gefunden.

Und unser Mediendirektor wird ferner wie folgt zitiert:

Auf Nachfrage von „nd“ sah Hörwick das mit dem Rechtsbruch nicht ganz so eng. Ob es hier um Haarspalterei oder Sicherheit im Stadion ginge, fragte er. […] Als Verdacht reichte den Münchnern das Fehlverhalten einiger Frankfurter Anhänger in der Vergangenheit. Entsetzt sprach Hörwick immer wieder von den Bildern aus dem Frankfurter Stadion, Bilder von „Gewalt, Hooligans, Ultras, Pyrotechnik“. […] Hörwick betonte, dass diese Maßnahme rein gar nichts mit dem Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“ der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu tun habe. Das von etlichen Vereinen heftig kritisierte und abgelehnte Papier schlägt Vollkontrollen vor, besser noch in Containern statt in Zelten. Auch wenn der FC Bayern „komplett“ hinter dem DFL-Papier steht, wie Hörwick nochmals versicherte. […] Stattdessen haben die Münchner mit ihrem kompromisslosen Vorgehen die Gräben vertieft. Die durch den Fangipfel vor knapp zwei Wochen in Berlin sacht angestoßene Annäherung zwischen den verschiedenen Konfliktparteien scheint gar nicht gewünscht. So viel jedenfalls machte Hörwick deutlich: Mitbestimmung durch Anhänger im Verein im Speziellen und durch Fans im Fußball im Allgemeinen mögen sie in München nicht so gern. Was die eigenen Fans beispielsweise über die Haltung ihres Klubs zu dem mit Sanktionen vollgestopften DFL-Papier denken, wusste Hörwick gerade auch nicht. Aber er sagte: „Wir haben unseren Laden im Griff.“

„Haarspalterei“ – aha.

Es gab allerdings auch Positives im Rahmen dieses Themas. Die Social-Media-Aktivitäten der entsprechenden öffentlich-rechtlichen Anstalten. Offenbar gab es in der ARD-Sportschau Bilder von den Zelten zu sehen (ich habe sie selbst nicht gesehen. Also Bilder und Sportschau). Bilder, die es im ZDF-Sportstudio nicht geben sollte. Auf Nachfrage wurde mit uns Fans/Zuschauern/Kunden tatsächlich kommuniziert.

Klicken zum Vergrößern.

Womit wir am Ende dieses Beitrag und beim entscheidenden Punkt angekommen wären:

Meiner Meinung!

#1 Das Leben ist gefährlich. Viele Menschen wissen das, andere ignorieren diesen Umstand. Man kann die Tatsache, dass „im Umfeld“ einer Großveranstaltung wie einem Fußballspiel vor 71.000 Menschen 20 Messer und die anderen, oben erwähnten Dinge gefunden werden, als schlimm klassifizieren. Aber ist es jetzt schlimm, weil wir es nun wissen oder weil es einfach so ist? Die Polizei sagt – auf Nachfrage – dass dies immer so sei, dieses Spiel hier keine Auffälligkeiten gezeigt hat. Also, liebe Mitbürger, lebt damit, oder schließt Euch in Eurer Wohnung ein und hofft, dass direkt über Euch kein Flugzeug abstürzt!

Worauf ich hinaus will: Für diese „Schwere“ der Gefährdung bin ich nicht bereit auf meine Freiheit zu verzichten. Wer sagt denn, dass in Zukunft nicht einfach alle Besucher eines Fußballspiels sich in solche Zelte begeben müssen? Einfach so, pauschal, weil man „dem Problem Pyrotechnik nicht anders Herr werden könne“? Umkehrung der Unschuldsvermutung. Wer legt diese Grenzen fest?

P.S. Kann sich noch jemand daran erinnern, welches Gefühl man so in den 80er-Jahren beim „Stadionerlebnis Fußball“ hatte?!

#2 Ich lehne Pyrotechnik ab, ich lehne Gewalt ab, ich lehne vieles, was die sog. Ultras tun ab. Ich lehne aber auch ab, dass wir mit solchen Zelten auf solche Ultras reagieren und nicht stattdessen versuchen auf vernünftige Art und Weise mit „diesen Fans“ zu diskutieren, zu kommunizieren – versuchen, (nachhaltige) Lösungen für all diese Probleme zu finden. Damit wir nicht auch noch den Rest von ihnen „verlieren“. Wäre das vielleicht mal eine Option?

#3 Sicher, seit den Zeiten eines Max Streibl wissen wir, was „die bayerische Art“ bedeutet. Aber wollen wir wirklich auch diesen Aspekt aus Bayern auf den Rest der Republik ausweiten (siehe 1.)?

#4 Warum muss ausgerechnet mein Verein, der FC Bayern an dieser Stelle Vorreiter sein? Warum muss man all den üblichen Verdächtigen erneut Vorlagen für die Pflege ihrer Vorurteile liefern?

#5 Macht so weiter und ihr verliert auch die gemäßigte Masse der Fans.

Weiterführend Links zum Thema:

Publikative: Ganzkörperkontrollen – Wir können, wenn wir wollen

11Freunde: Die Polizeigewerkschaften schwingen die Peitsche

Bildblog: Messerwisser

SZ: Geht da ein Guerilla-Trupp ins Stadion?

Kroos’er Superstar und Königsblaue Illusionen.

Unser aller FC Bayern eilt in diesen frühen Saisontagen von Sieg zu Sieg. So auch im gestrigen Gastspiel in Schalke.

Lange sah dies nicht unbedingt so aus und ich will es gerne zugeben, dass ich vor dem Spiel leichten Respekt vor Jones, Huntelaar und Co. hatte. Hatte ist hier das Zauberwort. Spätestens nach dem Doppelschlag zum 0:2 war es um die Königsblauen geschehen. Und von da an machte mir das Spielchen der Bayern noch einmal mehr Spaß.

Aber der Reihe nach.

Die erste Halbzeit kann man getrost als schwächer als die zweite deklarieren.

Nicht nur, dass die ersten zehn Minuten von beidseitigem Respekt gekennzeichnet waren, nein, meine Mannschaft zeigte auch danach nicht die heuer schon fast zur Gewohnheit gewordene Kaltschnäuzigkeit. Vor dem Tor und auch im Spiel. Ob da Schalke noch was dagegen hatte? Später änderte sich dies ja bekanntlich.

Nein, das war zunächst nicht präzise, nicht schnell, nicht zwingend genug. Und fahrig war es auch. Besonders von Spielern wie Thomas Müller. Fatal wenn hier unser Trainer wie ein Fan agieren würde und diesen Spieler zur Halbzeit ausgewechselt hätte. Nicht auf uns Spinner hören, Herr Heynckes, ok? Danke. 😉

Es ist schon erstaunlich wie schnell sich so ein Blatt im Fußball doch wenden kann. Eben noch der Depp, weil er mehrere schlechte Aktionen und eine vergebene Großchance sein eigen nennt und dann diese Doppelpässe mit Kroos und diesen – typischen – „Stolperer“ ins Tor. Schrecklich schön. Aber Müller ist eben einer dieser „Straßenfußballer“.

Natürlich ist diese Formulierung aber größtmöglicher Quatsch, denn jeder Straßenfußballer würde sich bei den Müller’schen Verrenkungen die Füße brechen. Aber so ein Spieler ist Gold wert. Weil er eben nicht nur für seine Mit- sondern vor allem für seine Gegenspieler unberechenbar ist. Und ein Original ist er auch. Oder wer würde sich ansonsten im Sky-Interview selbst nicht so wichtig nehmen und auf „manchmal Kreisliga-Niveau“ einordnen (Zitat vom Hören sagen)?

Weltklasse.

Nicht minder überzeugt hat mich der Sportskamerad Kroos.

Was habe ich ihn verteufelt in seiner bisherigen zweiten Münchner Ära. Und den Trainer dafür kritisiert, dass er so unbeirrt an ihm festhielt.

Was hat er uns aber in diesem Spiel zurückgezahlt? Er war schon in HZ1 imho der beste Mann auf dem Platz. Wenn auch noch zu wenig eigensinnig und deshalb torungefährlich. In HZ2 dann seine dollen fünf Minuten, die uns den Auswärtssieg bescherten. Seine Präsenz, seine Schnelligkeit(!), die Genauigkeit seiner Pässe(!!) – wer hätte das gedacht, noch vor Wochen, Monaten?

Gut, sehr gut.

Weniger gut die Kurve von Mario Mandzukic. Was ist da los? Seit dem Valencia-Spiel und seinem ersten Nicht-Startelf-Spiel ist das wie abgeschnitten. Schon kaum Gefahr gegen die Spanier, der läppische Elfmeter und jetzt in Gelsenkirchen zumeist auf die Flügel ausweichender und in der Mitte fehlender Mitspieler, der kaum noch die Stringenz in seinem Spiel zeigte. Schade. Da wird dann so langsam die Sehnsucht nach Mario Gomez wieder groß und größer.

Ein Glück, dass wir die Saison 2012/13 schreiben und „die Bank“ des FC Bayern eine Erfolgsgeschichte zu werden scheint. Wir wollen an dieser Stelle nicht zu euphorisch werden und den fünf Punkten Abstand auf Rang drei nach dem vierten Spieltag zu viel Bedeutung beimessen, aber ich möchte nur einmal zur Diskussion stellen, wo wir wohl tabellarisch stehen würden, wenn wir mit dem Kader der letzten Saison Alaba, Contento, Rafinha, Gomez und Ribéry/Robben hätten ersetzen müssen. Eben.

Richtig Sorgen um den Verlust des Vorsprungs mache ich mir ohnehin erst, wenn wir mal acht Punkte vor dem BVB liegen…

Weiterhin also alles soweit rosarot beim FC Bayern. Logisch. Und das bleibt auch so, bis wir mal Punkte lassen.

Sonst noch etwas?

Vielleicht zu Herrn Robben? Klar. Der gute Arjen ist heuer ein anderer Spieler. Man sieht kaum noch spektakuläre Dribblings, 1:1-Situationen und schon gar keine Jahrhundert-Tore. Wie seinerzeit sein Solo an gleicher Stelle im Pokalhalbfinale.

Man sieht dafür einen Robben, der defensiv (mit)arbeit und einen vorne verlorenen Ball zurückerobert oder den Gegenstoß beendet. Man sieht einen Robben, der gefoult wird und keine – nach Außen als solche interpretierbare – Theatralik an den Tag legt. Man sieht einen Robben der, von hinten getroffen, im Affekt aufspringt, dann den Schmerz spürt, auf den Rasen sinkt, dafür fortan vom Zeitlupenlosen Heimpublikum ausgepfiffen wird und trotzdem humpelnd auf die Zähne beißt, bis mit Shaqiri gleichwertiger Ersatz parat steht – Respekt, Arjen!

Und selbst wenn wir aktuell vielleicht (noch) nicht die Zauber Ribérys und Robbens aus 2007 oder 2010 sehen – wir sehen ein Team, dass beide braucht und bis jetzt – als Team – noch jeden Gegner vor – am Ende – unlösbare Probleme gestellt hat. Wie könnte es besser laufen?

Schalke hat sich vielleicht zu wenig gewehrt, klar. Wenn es man es unbedingt so sehen will (und erneut das Wort der (langweiligen) Bayern-Dominanz vermeiden will). Aber eventuell war es ja auch das Resultat der bayerischen Arbeit – in diesem Spiel und der bisherigen Saison – dass selbst ein Gegner wie der S04 da nichts mehr entgegen zu setzen hatte? Ein Gegner, der – wie man so vor und noch während des Spiels hört – endlich höher hinaus will. Eine Illusion, wie es sich nun offenbar darstellt. Zurzeit. Denn es ist tatsächlich erst der vierte von 34 Spieltagen gespielt. Allein, es könnte alles viel schlimmer sein und dies bereitet uns Bayern-Fans nun einmal echte Freude. Da können alle andere mäkeln wie sie wollen.

Restliche Einzelkritik erspare ich mir. Dafür geht alles viel zu schnell. Am Dienstag erwarten wir zum ersten Wiesn-Heimspiel den, erneut runderneuerten VfL aus Wolfsburg. So leicht diese Aufgabe klingen mag, so sehr fangen wir auch hier wieder bei 0:0 an!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Drei Tage im August oder Königstransfer, Der

Er ist da. Javier Martinez. Unser Königstransfer.

Aber welche Anstrengung liegt da jetzt hinter uns? Sicher, unsere Verantwortlichen haben seit Wochen im Hintergrund wie vor den Mikros Europas für diesen Transfer gekämpft.

Aber was haben wir durchlitten? In den letzten Tagen und Stunden?

Ich denke, dass wir unseren Kindern noch von diesen drei Tagen erzählen werden.

Wer meinem Twitter-Account folgt, wird im Ansatz mitbekommen haben, wie sehr mich das mitgenommen hat.

Am Montagabend spürte ich eine ähnliche Erschöpfung wie nach dem verlorenen #FinaleDahoam. Unglaublich eigentlich, spielte sich doch alles nur auf so einem kleinen Smartphone ab. Aber diese Schnipsel, auf die wir uns alle stürzten, jedes Gerücht, jeder Fake wurde gierig aufgesaugt. Ist er in dieser nächsten Maschine? Was sagt der Flughafen dazu, gibt es einen neuen Tweet seiner Freundin und ist das etwa nicht der echte Account von Bilbao?

Aufregung, Anspannung bis zum Anschlag.

Und dann die Ernüchterung. Als er weder in irgendeiner Maschine saß, noch sich viele Meldungen tatsächlich als Gerüchte oder einfach nur falsch herausstellten. Aber morgen, morgen kommt er dann wirklich…

Zu diesem Zeitpunkt war ich fertig mit dem Thema. Meine Twitter-Timeline bekam das zu spüren. Der Dienstag war ruhig. Fast ruhiger als normal.

Erst am Abend kam dann wieder Bewegung in die Sache, als tatsächlich – man kann es gut oder schlecht finden – die ersten Tweets über das Statement der BILD hereinzwitscherten. Und besagtes Blatt hatte sich bei all dieser Hysterie spürbar zurückgehalten. Was Einigen im Laufe der Tage durchaus auffiel und ein gewissen Nachdenken erzeugte. Wie wir inzwischen wissen, war man dort einfach top informiert, denn alles was gesagt wurde (auch vor zwei Wochen), stimmte so ziemlich mit der Realität überein. Woher nur immer wieder diese Infos kommen? Wer konnte die denen bloß gesteckt haben? Aus dem innersten Kreis?

Wie auch immer.

Als in Schwabing eine echte Bombe gesprengt wurde, Feuer ausbrachen und man sich ernsthaft die Frage stellte, was man da eigentlich gerade abfeiern würde (ob der Bilder von den Bränden), platzte gegen 0:00 der Tweet eines eifrigen #SSND-Reporters in unsere Timeline. Ein Bild (eines Films) von Martinez. Auf dem Weg zur sportärztlichen Untersuchung bei unserem Vereinsarzt. Unbemerkt von allen Reportern, die seit Tagen den Münchner Flughafen belagerten. Verrückt.

Als Martinez die Praxis verließ ein weiteres Bild eines BR-Reporters. Gegen 4:00 morgens.

Ich ging um 23:30 ins Bett. Hätte ich Twitter nur 30 Minuten länger genutzt, hätte ich in dieser Nacht wahrscheinlich gar nicht geschlafen. Vor Aufregung.

Dann die Gerüchte über den Besuch beim spanischen Verband am heutigen Mittwoch. Die sich als wahr herausstellten, weitere Sorgen, weil Bilbao in einem letzten Zucken, Martinez‘ unentschuldigtes Fehlen beim 10:00-Training kritisierte und mit Konsequenzen drohte.

Zum Schluss hingegen die Vollzugsmeldung vom FC Bayern (per Twitter! Ebenfalls vor wenigen Tagen noch unvorstellbar.). Ein letztes Aufflackern der Hysterie (die Retweets dieser FCB-Meldung erreichte Rekordwerte) – und dann war nur noch Stille. Also zumindest bei mir. Und auch nur fast.

Aber da war Erleichterung. Grenzenlose Erleichterung. Dass wir diesen Transfer tatsächlich gestemmt hatten. Das wir uns durchgesetzt haben. Gegen Bilbaos Präsident. Gegen die Kritiker von außen (die aber so oder so unsere Transfers kritisieren würden). Und gegen all die anderen Großkopferten aus Madrid, Barcelona, Manchester und Mailand. Oder wer so alles Martinez ebenfalls haben wollte.

Außenstehende sind immer noch verwirrt ob dieser Begeisterung. Auch Bayern-Fans neigen teilweise immer noch zu diesen Gefühlen.

Ich nicht.

Endgültig sind für mich nun die bösen Geister der letzten Saison vertrieben. Als wäre eine Last von meinen Schultern genommen, der graue Schleicher über unserer Vize-Welt weggerissen worden.

Darum geht es! Welcher Bayern-Fan würde in Abrede stellen, dass die letzten beiden Jahre und besonders die letzte Saison, der letzte Mai an unserem Selbstwertgefühl geknabbert hätte? Dieser Transfer ist ein Statement. Ein Statement, dass wir uns das nicht gefallen lassen, dass wir uns wehren, wieder angreifen wollen.

Auch gegen die europäische Konkurrenz, nicht nur die in der Bundesliga.

Warum?

Weil Martinez imho tatsächlich der Spieler ist, der uns in unserem Mosaik noch fehlt.

Wir haben Dante geholt, um die IV zu vervollständigen. Wir haben Shaqiri geholt, um Alternativen zu Ribéry und Robben zu haben. Und jetzt haben wir endlich einen Martinez, der die offene Wunde 6er schließen kann!

Wer will abstreiten, dass der fehlende – mindestens gleichwertige – Ersatz für den verletzten Schweinsteiger in der letzten Saison der Knackpunkt war?

Natürlich hätten wir fast das Triple geholt und es lag eben nicht nur an der langen Verletzung Schweinsteigers, aber als er zurück kam, war er doch in den entscheidenden Spielen noch nicht wieder im Vollbesitz seiner körperlichen wie geistigen Kräfte?!

Und was wäre möglich gewesen, wenn wir z.b. nur im Pokalfinale einen Martinez statt eines Gustavo hätten aufbieten können? Gerade gegen eine solche Mannschaft wie den BVB?

Dazu kann man stehen wie man will, es ist zumindest meine Meinung und ich bin davon überzeugt, dass wir an Martinez noch so einige Freude haben werden.

Willkommen in München, Javier Martínez Aginaga!

Auf ewig miteinander verbunden.

Leute, mein Fan-Teil muss Euch noch ein wenig quälen. Kennt Ihr das? Man erlebt etwas Entscheidendes in seinem Leben und erinnert sich in diesem Zusammenhang immer an ein bestimmtes Lied?

Eben.

Und genau so erging, bzw. ergeht es mir mit diesem Lied.

Dieses Lied wurde im Vorfeld des #FinaleDahoam gespielt. Und es gab mir ein gutes Gefühl, kannte ich es doch schon vorher aus meiner iPhone-Playlist.

Höre ich es heute, habe ich immer noch Gänsehaut. Aufgrund des Gefühls als ich es hörte und aufgrund dessen, wann dann später noch folgen sollte.

Ihrso?

Weisheiten #209

„Wir haben ja keine Katastrophensaison gespielt. Wir müssen nur aufpassen, dass wir „Mia san mia“ nicht nur überall hinschreiben, sondern es auch auf dem Spielfeld zeigen. Wenn es nach mir geht, halten wir uns mit „Mia san mia“ etwas zurück, bis wir es wieder demonstrieren. „Mia san mia“ heißt nämlich auch, erfolgreich zu sein.“

Uli Hoeneß, demütig.

Kölsche Zweitklassigkeit oder Die Saison ist um. Und das ist gut so.

Die Bundesliga-Saison ist zu Ende. Alle Entscheidungen sind gefallen. Es wurde langsam Zeit. Auch und gerade aus Sicht der Bayern, denn ab sofort kann man sich um die Endspiele kümmern, die uns doch noch zwei von drei möglichen Titeln dieser Spielzeit bescheren sollen.

Mit dem Sieg in Köln haben wir eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Als Tabellenzweiter haben wir 73(!) Punkte erzielt. In 49 Bundesliga-Jahren hätte dies 45-mal zur Meisterschaft gereicht. Zu dumm, dass es dieses Jahr – erneut – einen Gegner gab, der von Rekord zu Rekord eilte und den wir daran nicht hindern konnten.

Deshalb ist unsere Saison aber nicht schlecht. In keinster Weise. Zeit für einen ausführlichen Rückblick wird es noch geben. Später.

Apropos richtig schlecht.

Der kölsche FC ist einmal mehr abgestiegen. Sicher, hätten wir in Köln verloren, hätten die Domkicker sich noch auf den Relegationsplatz retten können.

Aber erstens, wieso sollten wir das tun? Und zweitens, dafür hätte diese Mannschaft doch zunächst einmal selbst etwas tun müssen, oder?

Ich war – ebenso unerwartet wie spontan – Zeuge dieses Unterfangens und ich muss es einfach klipp und klar sagen: Ich konnte – abgesehen von den Anfangsphasen beider Spielhälften – keinerlei Bereitschaft erkennen, den Abstieg vermeiden zu wollen.

Na klar, es gab da diese strittige Situation, als Contento den Ball wohl mit der Hand gespielt hat und ja, nach dem Seitenwechsel waren die Schäfer-Jungs für 6-7 Minuten richtig unter Dampf, aber – mal ganz ehrlich – reicht das, um in einem solchen Endspiel den letzten Strohhalm zu rechtfertigen?

Pech für die Kölner, dass die Bayern mit ihrer potentiellen CL-Finale-Start-Elf antraten, allerdings wäre das Ergebnis von 1:4 doch wohl wesentlich höher ausgefallen, wenn die Bayern ihre zahlreichen Konter in der ersten Halbzeit konzentrierter zu Ende gespielt hätten und in der zweiten Halbzeit nicht bei dem Versuch gescheitert wären, Mario Gomez die fehlenden Tore zur Kanone aufzulegen.

Das hatte beinah peinliche Züge, wie da der besser postierte Mann den Ball trotzdem noch dem, zumeist schlechter stehenden Gomez versuchte zuzuspielen. Schlimm.

Nein, das Ergebnis ist schon ok. Sowohl der Abstieg der Kölner als auch unsere Vizemeisterschaft hatte mit dem gestrigen Spiel nix zu tun. Beides lag in der eher suboptimalen Rückrunde begründet.

Muss ich noch auf Einzelschicksale unserer Bayern eingehen?

In der Offensive haben wir – da sind wir uns offenbar alle einig – kein Problem für die Finals. Ein wenig mehr Zielstrebigkeit, Beweglichkeit und vor allem Konzentriertheit reicht völlig aus, um hier das Maximum zu erreichen.

Das Mittelfeld sollte – dank der steil aufsteigenden Formkurve des Sportskameraden Schweinsteiger – zunehmend kein Problem mehr darstellen. Und die Gustavo-Position können wir, denke ich, ganz gut kompensieren.

Über Neuer muss ich ohnehin kein Wort verlieren. Erreichen wir in beiden Endspielen ein Elfmeterschießen… ihr wisst, was ich darüber denke.

Ein Problem haben wir aber zu 25-50% in unserer Abwehr.

Selbst einer Mannschaft wie den Kölnern, ihres Zeichens Schießbude der Liga und mit der schlechtesten Tordifferenz der Saison gesegnet, gelang es in zwei, drei Situationen uns defensiv Probleme zu bereiten. Wie wird das gegen Chelsea aussehen?

Erst die spätere Hereinnahme von Herrn Badstuber brachte hier sofort eine gefühlte Stabilisierung im Verbund. Gut für das Pokalfinale (Dank der Perspektiven Alaba und Badstuber, die hoffentlich in der Startelf stehen werden, Praxis gab es doch jetzt genug für die Kollegen Contento und Timoschtschuk), nicht ganz so beruhigend für das #FinaleDahoam.

Nun denn, wir hoffen weiterhin das Beste.

Ab sofort gilt die volle Konzentration auf das Pokalfinale in Berlin.

Hier meine Wunschaufstellung:

Neuer
Lahm – Boateng – Badstuber – Alaba
Schweinsteiger – Kroos / Timoschtschuk (Pranjic)
Robben – Kroos / Thomas Müller* – Ribéry
Gomez

*Thomas Müller sehe ich hier nicht zwingend auf der 10. Er ist für mich eine Option, wenn Kroos auf die 8 zuückrückt oder in unserer Offensive generell die Rotation angeworfen wird und alle Akteure wild durcheinander würfeln, damit er auf seinen geliebten rechten Flügel gehen kann.

P.S. Zu den Szenen in der 89.Minute muss man nicht extra noch etwas sagen, mein Video reicht da vollkommen aus.

P.P.S. Wie auf Facebook geschrieben: Wozu zahl‘ ich 40,- für eine Sitzplatzkarte, wenn es mir dann doch auf den Kopf regnet (Und ja, ich war in den 80er und 90er-Jahren oft genug in den „alten“ Stadien (Grotenburg, Parkstadion, Bökelberg, etc.) und bin richtig nass geworden – und jetzt?)?

Weisheiten #194

„Gegen Dortmund haben wir absolut nicht optimal gespielt, aber noch schlechter waren wir in der Vorrunde gegen die Bayern. Da waren wir wirklich kein echter Gegner. Dieses 0:5 kann aber kein Maßstab sein, wir haben uns seitdem schon weiterentwickelt. Und ich bin mir auch sicher, dass dieses 1:5 gegen Dortmund ein Ausrutscher von unserer Seite war.“

Marcell Jansen, Ex-1-Jahres-Bayer und Optimist

Die Mutter aller Bollwerke oder Gefangen im Konzept

Ich will das mal direkt am Anfang klar stellen.

Der kölsche FC hat jedes Recht der Welt in München so aufzutreten, wie er dies in den letzten Jahren (erfolgreich) getan hat.

Niemand ist dazu verpflichtet, den Bayern ins offene Messer zu laufen.

Und gerade den Kölnern ist es als Team in den letzten Jahren nahezu perfekt gelungen, die eigene Abwehr zu verdichten. Und es dem FC Bayern unmöglich zu machen, einen Heimsieg zu erzielen.

Davor muss man Respekt haben.

Gleichzeitig muss man derlei aber nicht schön finden. Schon einmal gleich gar nicht als Fan des FC Bayern. Und man darf sich darüber aufregen. Als weinerlich abgestempelt zu werden, hat dann schon ein gewisses Geschmäckle. Vor allem, wenn man daran denkt, wie sehr sich die Zwischenmeister der letzten Jahre über eine ähnliche Gegner-Taktik in den Post-Meisterschaftsjahren beschwerten. Zuletzt der BVB.

Man fällt dort aus allen Wolken und äußert seinen Missmut darüber, dass man nicht ähnlich imposant wie im Vorjahr agieren darf. Süß. Willkommen im Club.

Aber nun ja, es geht hier eben um den FC Bayern und da ist dann in der Bewertung vieles anders.

Wir wollen uns nicht allzu lange daran aufhalten, denn schließlich sind wir derlei Reflexe gewohnt. Sollten wir zumindest.

Apropos Gewohnheiten.

Für diesen Frust den viele Bayern-Fans nach dem Kölner Auftritt am Freitagabend in der Allianz Arena äußerten, gibt es einen ganz anderen Grund (so zumindest bei mir):

Es ist der – sich über die Jahre immer weiter aufgestaute – Frust darüber, dass es unserem FC Bayern einfach nicht gelingen will, solche Teams trotzdem auseinander zu nehmen.

Wo ist das Problem?

Es ist und war auch vor dem Spiel am Freitag völlig klar, dass Mannschaften wie eben diese Kölner genauso agieren würden. Da muss man gar nicht so erstaunt tun. Da sollte man vielmehr an der Spielvorbereitung arbeiten. Einen solchen Riegel zu knacken, dafür muss man Rezepte entwickeln!

Wo waren diese Rezepte am Freitag?

Was wäre passiert, wenn Herr Geromel diesen Fehler vor dem 1:0 nicht gemacht hätte?

Hätten wir das Spiel dann trotzdem irgendwie gewonnen?

Ich bin da irgendwie skeptisch.

Denn wie man gegen einen solchen Gegner spielen muss liegt doch komplett auf der Hand: Schnell. Beweglich. Flexibel.

Mindestens wie in der zweiten Halbzeit. Wieso dann nicht schon vom Anpfiff weg?

Fragen über Fragen. Alle unbeantwortet. Aber zum Diskutieren darüber haben wir ja jetzt eine „lange“ Winterpause.

Ich persönlich bin natürlich froh, dass wir jetzt endlich diesen „Fluch“ besiegt haben. Viele positive Serien hatte der gemeine FC-Fan ja nicht mehr in seiner Argumentationskette. Die Unbesiegbarkeit in unserer neuen Arena gehört nun nicht mehr dazu. Irgendwann geht jede Serie – statistisch – einmal zu Ende.

Am Ende des Tages ist alles rosarot.

Wir sind Herbstmeister. Mit Vorsprung. Haben – trotz des sog. „schwarzen Novembers“ – eine sehr gute Hinrunde hingelegt und den „Schweinsteiger“-Schock (inklusive Verlust der Tabellenführung) einigermaßen gut verarbeitet und kamen im Dezember zurück.

Gut. Besser als andersherum. Aber das hatte ich ja schon mal gesagt.

Jetzt kommt die für viele Bayern-Akteure so dringend notwendige Verschnaufpause.

Abgesehen von Herrn Gustavo, bei dem ich diese Erschöpfung nicht sondern einfach nur pure Lustlosigkeit (auch nach seiner Einwechslung gegen die Dom-Kicker) erkennen kann, will ich keinem unserer Spieler einen echten Vorwurf machen. Diese Halbserie – mit ihren nicht wenigen Highlights – war schlauchend und erschöpfend. Ferner noch einige Glanzauftritt im Rahmen dieser ebenso unsäglichen wie unzähligen Nationalmannschaftstermine – da macht nicht jeder Körper (oder Kopf) mit.

In der Summe muss man mehr als zufrieden sein. Und nicht nur im Vergleich mit der Vorsaison.

Da sind sehr gute Ansätze zu erkennen und mit der Rückkehr von Herrn Schweinsteiger – mehr noch als mit der Rückkehr der Form von Herrn Robben – bin ich sehr guter Dinge. Was unsere Saisonziele betrifft.

Was gibt es zum Köln-Spiel noch zu sagen?

Herr Ribéry sollte sich und seine Nerven besser im Griff haben. Egal was sein Gegenspieler zuvor gemacht oder gesagt hat. Allein für Dummheit war der Platzverweis verdient. Ob wir mit 11:11 das Spiel ebenfalls gewonnen hätten? Wer weiß das schon. Geschichte.

Zumindest die Gladbacher wird es gefreut haben.

Ob ihnen aber zum Rückrunden-Auftakt ein ähnlicher (Überraschungs-)Coup wie zum Saisonstart gelingen kann darf bezweifelt werden. Dafür sind die Bayern jetzt viel zu stabil und gewarnt. Vom Hinspiel, oder der Vorsaison.

Warten wir es ab.

Herr Robben zeigte sich verbessert, Herrn Rafinha hilft auch die definitive Abwesenheit Herrn Boatengs nicht (Himmel, was für Flanken!). Herr Kroos zeigte eine starke Leistung und ist inzwischen die erhoffte Konkurrenz für unsere alt-bekannte Offensiv-4er-Kette. Überhaupt wurden in dieser halben Spielzeit einige unserer Talente stabiler. Wie zum Beispiel die Herren Badstuber oder Alaba.

In das Müller-Bashing steige ich nicht ein, bin vielmehr davon überzeugt, dass er nach der Winterpause mit aufgeladenem Akku wieder angreifen wird.

Andere Kadermitglieder werden angreifen müssen, denn im Sommer wird es zu weiteren diesbezüglichen Veränderungen kommen. Dieses Versprechen hat DonJupp wohl den Vereinsbossen abgerungen. Richtig so!

Nach dem Schweinsteiger-Ausfall war unser defensives Mittelfeld oftmals zu offen. Das hat uns Punkte gekostet. Und Herr Gomez hat – trotz seiner hervorragenden 16 Tore – noch zu wenig Druck von der Bank. Da muss noch mehr kommen (mit welchem Recht fordert Herr Olic aktuell eigentlich einen Stammplatz ein?). Oder eben neue Spieler.

Alles Zukunftsmusik.

Mit der Gegenwart bin ich zufrieden. Und dass noch Luft nach oben ist, haben wir ja alle gesehen. Unser Trainer wird in der Winterpause keine Zeit zum Müßiggang haben. Gut so.