Traum-Mario. Albtraum-Luiz. Phantom-Javier.

Kinder wie die Zeit vergeht. Oder auch nicht. Dieses Spiel soll noch keine vier Jahre her sein? Gefühlt ist unsere damalige Klatsche schon über 10 Jahre her. Hat man unser gestrigen Spiel in der Niedersachsen-Metropole verfolgt, liegen mehr als Welten zwischen beiden Zuständen. Also dem der Wolfsburger und dem des aktuellen FC Bayern.

Der FC Bayern hat seinen Weg zu einer unglaublichen Steigerung der letztjährigen schwarzgelben Dominanz der Bundesliga fortgesetzt. Es sah nicht immer so klar aus, wie man am Ende das Spiel zusammenfassend sagen muss, aber – und da müsst auch Ihr, liebe Wolfsburger ehrlich sein – der VfL machte offenbar das wohl beste Spiel der Saison und konnte so lange mithalten. Auch weil die Münchner den Sack diesmal nicht vorzeitig zu machten. Dieses latente Gefühl der Unsicherheit blieb bis zum 2:0 durch Robben in der Nachspielzeit.

Aber was bedeutet in diesen Tagen schon das Wort „Unsicherheit“ im Zusammenhang mit dem FC Bayern? Weil wir trotz zwischenzeitlichen 18(!) Punkten Vorsprung auf Platz zwei immer noch bei den Samstagspielen der „Konkurrenz“ mitfiebern und auf starke Gegner und weitere Punktverluste von Dortmund und Leverkusen hoffen? Wie lächerlich wollen wir 2011-2012-Geschädigte uns eigentlich noch machen? Und für wie lange? Glaubt es mir – da brennt nichts mehr an!

Es sei denn… Spieler wie Javier Martinez verletzten sich langwierig. Aber der Reihe nach.

Die Bayern begannen, wie sie seit Wochen und Monaten beginnen. Sie reissen das Spiel und den Ball an sich und geben ihn kaum mehr her (Meister-Indiz). Sie gehen mit der einzig richtigen Einstellung in das Spiel: Es steht 0:0 und wir haben keine 15 Punkte Vorsprung in der Tabelle (also mental gesprochen jetzt)! Dieser Punkt begeistert mich. Es ist das alte Bayern-Gen (aus den 70er, 80er, 90, 00er-Jahren). Gemischt mit der van-Gaal’schen Dominanz und der Heynckes’schen Defensiv-Stärke. Das ist großes Kino. Die Metapher der Gegner, die am ausgestreckten Arm des FCB „verhungern“ kommt mir dabei immer wieder in den Sinn.

Keine drei Minuten dauerte es, bis Müller die erste klare Torchance hatte, die er eigentlich schon verwerten musste. Es blieb nicht seine letzte Chance und er blieb auch nícht der Letzte, dem derlei widerfahren sollte. In der Zwischenzeit machte Wolfsburg, was in der Regel alle Hecking-Gegner mit dem FC Bayern (und mir persönlich) machen: Sie gehen uns auf die Nerven. Insofern ich mal ganz ehrlich bin, interessiert mich Wolfsburg – außerhalb der gemeinsamen Partien – nicht die Bohne, von daher kann ich diesen Umstand nicht belastend beurteilen, aber übereinstimmend sprachen neutrale Beobachter dieses Spiels davon, dass unser Gegner sein bestes Spiel seit langer, langer Zeit auf den Rasen brannte. Die ersten 15-20 Minuten waren demnach ganz ordentlich anzusehen. Danach war der Zauber verflogen. Es reichte nicht gegen einen FCB in der aktuellen Form.

Wir Bayern-Fans mussten unsererseits allerdings bis zur 36.Minute warten, bis uns die Sportskameraden Kroos, Schweinsteiger und Mandzukic eine fabulöse Präsentation ihres (antrainierten(?) Standard-)Könnens ablieferten (Meister-Indiz). Sicher, dass derToni mal ab und an was aus dem Fußgelenk zaubern kann, habe selbst ich vor einiger Zeit eingesehen und dass derBastian inzwischen nicht nur mit dem Inhalt seines Kopfes etwas anzufangen weiß, sondern die Bälle auch kontrolliert seine Stirn treffen und verlassen können, daran haben wir uns heuer ebenfalls gewöhnt, dass aber in dieser Kombination alles wie am Schnürchen passt und Super-Mario Mandzukic abschließend noch per Fallrückzieher den Ball wie das heisse Messer durch warme Butter (Wolfsburger Abwehr) zieht – Respekt, das begeisterte selbst mich, der in den letzten Wochen durchaus phasenweise (positive) Langeweile ob unserer Überlegenheit empfindet.

Ab diesem Tor war es zunächst einmal um unseren Gegner geschehen und in der Folgezeit (vor allem nach der HZ) war der Ausbau unserer Führung das beherrschende Thema im Wolfsburger Strafraum. Allein unsere Verspieltheit, das eine oder andere (unkontrollierte) Zufalls-Abwehr-Bein verhinderte zu diesem Zeitpunkt den Kantersieg und ließ die Hausherren am Leben und in dem Glauben: „Da geht noch was!“.

Ging es nicht und derArjen bereitete all diesen Überlegungen das späte aber verdiente Ende. So viel zum Spiel. Gibt es auch diesmal Haare in der bayerischen Suppe?

Ohja und wir sollten nicht so euphorisch sein, nicht offen darüber zu reden. Natürlich reden hier viele (in- und außerhalb des FC Bayern) von dem sog. „Jammern auf hohem Niveau“, klar. Andererseits werden wir – wenn wir unsere Triple-Ziele (wieso sollten wir davon abrücken?) weiter verfolgen wollen – nicht davon ausgehen können, dass uns nur noch solche einmal-pro-Saison-gegen-uns-starke-Gegner erwarten. Da kommen, gar in allernächster Zeit, andere Kaliber auf uns zu und was die mit uns machen, wenn wir denen in der Anfangsphase die Bälle auf dem Silbertablett servieren, vermag ich mir lieber nicht vorzustellen.

Wie kann es sein, dass ein van Buyten – alles was ich jetzt schreibe war mein persönlicher Eindruck, fügt Euren Senf hinzu und dann schauen wir, was dabei herauskommt – in der Anfangsphase 3-5 Pässe direkt mal gepflegt zum Gegner spielt?

Wie kann es sein, dass ein Luiz Gustavo während des gesamten Spiels eigentlich fast nur neben seinen Schuhen spielt und von seinen Mitspielern (Schweinsteiger – grandios) mitgezogen werden muss?

War das nur das Pressing der Wolfsburger? Sind die beiden überspielt(?), außer Form oder hatten einfach nur einen schlechten Tag? Lassen wir van Buyten mal außen vor, der hat sich im weiteren Spielverlauf gefangen und ja, ich beobachte Gustavo spätestens seit dem letzten Pokalfinale vielleicht bei seinen Einsätzen immer ein wenig genauer als andere Spieler, aber wo ist seine durchaus als gut bis sehr gut zu bezeichnende Form der anfänglichen Hinrunde hin? Allein mit dem Rückstand nach seiner längeren Verletzung? Wir wissen es nicht und ich will mich hier auch nicht mit anderen in Diskussionen verstricken. Fassen wir es vielleicht so zusammen:

Wie sehr uns ein Javier Martinez inzwischen fehlt, merkt man genau dann, wenn er mal nicht für uns auf dem Platz steht!

Ich würde nicht behaupten, dass Martinez schneller laufen kann als Gustavo, ganz bestimmt nicht, aber seine Fähigkeit zur Antizipation ist der von Luiz wohl um einiges voraus. Wenn ich mich nur daran erinnere, wie vielen Gegnern der Ex-Hoffenheimer gestern einfach nur erfolglos hinter gelaufen ist – puh. Und die berühmten Steals habe ich von ihm gestern auch nicht gesehen.

Sei es, wie es sei, wir brauchen einen Martinez für unsere Ziele. Und einen Schweinsteiger in der gestrigen Form (hatte die vielleicht was mit der Kritik unter der Woche zu tun? Ist da jemand besonders motiviert gewesen? Es hat zumindest nicht geschadet – willkommen zurück, guter alter Bastian!

Sonst noch was?

Die Lewandowski-Gerüchte tangieren mich aktuell nicht in einem emotional messbaren Bereich. Ebenso die „scheinbare“ und von einigen Medien gepushte Robben-Melancholie. Ebenso wenig, was – parallel zu den Lewandowski-Gerüchten – mit Mario Gomez geschieht. Alles Nebenkriegsschauplätze. Wichtig ist weiterhin nur auf dem Platz und das wir unsere Serie fortsetzen. Nicht um der Serie willen, aber für Titel. Für die Titel, die wir uns am Ende der Saison zurück holen wollen.

Am Dienstag geht endlich auch für uns die Championsleague wieder los und meine Befürchtungen vor der Rückrunde, dass wir bis dahin aufpassen müssen, dass unser Vorsprung in den ersten Bundesliga-Spielen ohne Mehrfachbelastung nicht schmilzt, haben sich ja offenbar eher nicht bewahrheitet. Gut.

Jetzt geht es gegen Arsenal. Schwer genug, denn in der K.O.-Runde gibt es ja *hust* keine leichten Gegner mehr.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Weisheiten #228

„Ich gehe ganz professionell damit um. Ich bin ein Profi, ich trainiere 100 Prozent. Wenn ich reinkomme, wenn ich dann spiele, werde ich alles geben für den Verein und diese Mannschaft. Das ist überhaupt keine Frage […] Es geht um den Erfolg der Mannschaft – und um nichts anderes. Wir wollen Titel gewinnen, das ist das Allerwichtigste. Dafür müssen wir arbeiten und weiter kämpfen. Ich werde sicher auch noch meinen Beitrag leisten können.“

Arjen Robben, Anti-Diva.

Kein Derby, keine Mühe, keine Sorgen – die Bayern in Augsburg

Es geht dahin.

Dies ist der erste Bericht in dieser Saison, wo ich im Vorfeld weder eine Überschrift im Kopf, noch beim Schreiben die Details für den Beitrag im Hinterkopf hatte.

Nur gut, dass unsere Spieler einfach immer nur weiter machen und von Sieg zu Sieg eilen. Denn langweilig wird mir bei Bayern-Siegen nie, allenfalls werde ich irgendwann blogmüde. So wie zur Zeit der Fall ist. Ihr kennt da meine Gefühlswelt (die natürlicht nicht aus der Siegesserie resultiert sondern aus meinen Umständen). Die Winterpause soll da als Platzhalten dienen. Für ein Luftholen, ein Auftanken. Hoffen wir das Beste.

Das Beste liefert ohnehin der FC Bayern auf dem Rasen. Ein Rekord jagt den nächsten. Tatsächlich war es schon das letzte Auswärtsspiel dieser Hinrunde und wir haben allen Ernstes nur ein(!) Gegentor kassiert und nur ein(!) Spiel nicht gewonnen? Unfassbar. Und da machen wir Bayern-Fans uns immer noch einen Kopf um irgendwelche „Probleme“? Haben wir schon vergessen, was hinter uns liegt? Was wir allein in der letzten Saison „gelitten“ haben?

Ab und an sollten sogar wir Roten mal eine Auszeit nehmen, uns zurücklehnen und diesen Anblick genießen. Diesen Anblick der bisherigen Saison. Wie gesagt: Winterpause.

Es war – nicht zum ersten Mal in dieser Saison – kein wirklich berauschendes Spiel. Aber erstens muss und kann es das ja nicht in jedem Spiel geben und zweitens hatten wir mit solchen „Halbe-Kraft“-Spielen gegen defensive Gegner in den letzten Jahren genug Punktverluste zu beklagen. Wir schlagen den BVB mit seinen eigenen Waffen. So habe ich mir dies vor der Saison erträumt. Läuft.

Sicher, die Formkurve entwickelt sich bei vielen Bayern-Akteuren aktuell in unterschiedliche Richtungen, aber zum Glück gab es bei den meisten Spielern regelrechte Kurven und nicht nur lineare Verläufe (im schlimmsten Fall immer nur abwärts). Der diesjährige Glücksfall: Wir konnten Alternativen aufbieten. Der entscheidende Vorteil auf dem Weg zum Titel? Könnte sein. Und diese Chance sollten wir nutzen. Nicht, dass die schwarz-gelbe Borussia in der nächsten Saison auch noch lernt mit der Dreifachbelastung umzugehen. Titel abholen, wenn sich die Chancen dazu bieten. Und tatsächlich glaube ich, dass den Dortmundern heuer nicht noch einmal so eine Aufholjagd wie in der letzten Saison gelingt.

Was gibt es zum Spiel in Augsburg zu sagen?

Einerseits war dies kein Derby, liebe Medien und lieber FC Bayern (Twitter & Web)!

Anderseits war Augsburg zwar der erwartet unbequeme Gegner (sic!), der aber insgesamt trotzdem zu Recht dort in der Tabelle steht, wo er steht. Richtig gut war da nur die – phasenweise – Einstellung der Puppenkistenkicker, aber so richtig gefährlich für den FC Bayern? Nein, dafür sind wir wohl schon zu gefestigt, zu sehr auf Effizienz und Sieg gepolt. Ein beruhigender Zustand. Vor allem für Fans für mich.

Gibt es etwas zum Spiel zu diskutieren?

Den Handelfmeter? Nein, der war unstrittig. Allenfalls die Vorteilsauslegung von Schiedsrichter Drees. Aber das sollen Collinas Erben auseinanderpflücken.

Das zwei-zu-null von Joker Gomez? Gerne. Und ich habe auch nix gegen diesen Sportjournalisten-Reflex, dass man immer noch die Sekunden zählt, bis er nach seiner Einwechslung den Ball im Tor versenkt. Wie viel waren es diesmal? 180? In jeder Hinsicht ist dieser Umstand bemerkenswert, allein, weil Gomez früher nie ein Stürmer war, der nach Einwechslungen gut spielte. So kann sich Konkurrenz doch mal positiv auswirken, gelle?!

Über den Rest legen wir den Mantel des Schweigens.

Jetzt noch am Freitag Gladbach schlagen, sich somit – teilweise – für die letzte Saison revanchieren, dann erneut nach Augsburg reisen, um im Pokal eine weitere Runde spielen zu können und dann ist endlich Pause.

Also, Bayern – noch einmal die letzten Kräfte sammeln, kämpfen und siegen.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Weisheiten #214

„Bayern München ist immer größer als der einzelne Spieler. Bei einem großen Klub wird es mögliche Härtefälle geben. Da erwarten wir eine Denkweise, dass alles für den Klub gemacht und dies akzeptiert werden muss. In schwierigen Situationen zeigt sich die Klasse […] Die Mannschaft war im letzten Jahr gut. Zu sehr gut ist es nicht so weit. In erster Linie steckt noch Entwicklungspotenzial bei uns, diese letzten Prozente suchen wir bei uns, nicht so sehr außerhalb.“

Matthias Sammer, bayerischer Sport-Vorstand und Aufbruchstimmungswecker

Le roi Franck de retour oder Platzt so ein Knoten?

Ist mein Französisch besser als Ribérys Deutsch?

Für das Spiel am gestrigen Sonntag war dies unerheblich. Allein, der 2007er-Ribéry ist zurück. Zu dumm für die Schalker, dass es in diesem Spiel geschah. Fraglich wie lange er bleibt.

Erfreuen wir lieber an dem Ist-Zustand.

Was wurde im Vorfeld nicht alles geschrieben und diskutiert. Nun, rund um den FC Bayern wird immer viel diskutiert und mit dem Wort Krise ist man ja ohnehin schnell bei der Hand. Da passt so ein Spiel wie gestern eben nicht immer in die üblichen Schubladen.

Andererseits: Es war nur ein Spiel, es war überfällig und man könnte als Anhänger des FC Bayern eventuell ein klein wenig darüber irritiert sein, dass dieses Potential erst jetzt und nicht schon seit Rückrundenstart abgerufen wurde.

Wo ständen wir, wo stände der BVB tabellarisch, wenn wir diese Einstellung, diese Laufbereitschaft und diesen Willen (nicht nur bei Ribéry) von Anfang an gesehen hätten? Sieben Punkte besser?

Lassen wir das lieber, nichts von dem was hinter uns liegt ist noch zu ändern. Schauen wir nach vorne. Oder allenfalls noch einmal auf das Spiel zurück.

Fast alles auf dem Platz präsentierte sich verbessert. Sicher, Franck zündete auch schon in Basel früh den Turbo. Im Gegensatz zur Championsleague-Begegnung schob er aber nicht schon nach 10,15 Minuten Frust und stellte den Motor ab.

Herr Müller zeigte ebenfalls ansteigende Form. Zwar blieb ihm weiterhin ein Tor vergönnt verwehrt, aber so nah wie gegen Schalke war er einem Erfolg zuletzt nie und jede Faser an seinem Körper zeugte von dem Willen, den wir alle an ihm 2010 lieben lernten. Ein großer Unterschied.

Robben war ebenfalls in manchen Situationen der Alte. Wenn auch immer noch jede Menge Luft nach oben ist.

Allein die Stürmer (Gomez wie Olic) fielen hier aus dem Rahmen. Es war einfach kein Spiel für sie. Barcelona-esk. Gänzlich ohne vorderste Offensivkräfte. Wobei man natürlich demMario ein kleines Mental-Problem unterstellen darf. Solche Chancen – teilweise blank vorm Tor – semmelte er noch in der Hinrunde reihenweise in die Maschen.

Luxusproblem in diesem Match.

Weiter nach hinten betrachtet zeigten wir eine gute bis solide Leistung. Unser Franzose überstrahlte im Mittelfeld natürlich alles und in seinem Fahrwasser schwangen sich phasenweise auch die anderen Mitstreiter (Alaba & Gustavo) zu einer guten Leistung auf.

Was die Abwehr betrifft sind wir so weit als wie zuvor.

Die Innenverteidigung wird immer stabiler, Herr Badstuber immer mehr zum Wort- und Anführer auf dem Platz. Sieht Du, Philipp, so wird das gemacht.

UnsHolger ist der erste der FabFCB’ler, die aus ihrem 2010er-Post-WM-Loch heraus gekommen sind. Keine Spielzeit zu früh.

Was hingegen die Außenpositionen betrifft, bin ich immer noch skeptisch. Sicher, Lahms Ausflüge in die Mitte und der deckungsarme Raum links neben ihm, fielen gegen diese Schalker nicht sonderlich ins Gewicht, aber gut finden muss ich das nicht und auch Herr Rafinha darf die später gezeigten Steals in der Defensive ruhig häufiger präsentieren. Offensiv hingegen ist er weiterhin nur Durchschnitt. So leid mir selbst diese Erkenntnis tut.

Wie stehen wir aber nun nach diesem ebenso wichtigen wie glanzvollen Sieg da?

Vergessen gemacht wurde die bisherige Rückrunde so sicherlich nicht und zurücklehnen können wir uns noch lange nicht. Tatsächlich haben wir uns die Suppe eingebrockt, dass wir wahrscheinlich bis zum Saisonschluss in jedem Spiel eine solche Leistung (inklusive Ergebnis) zeigen müssen.

Kritisieren darf man ebenfalls, dass wir unsere im Übermaß kreierten 100%-Chancen nicht verwertet haben.

Ein 2:0 ist hier schon eher der Hohn. Ein 5:1 oder 6:1 wäre dem Spielverlauf angemessener gewesen.

Ferner sollte man nicht vergessen, dass wir in HZ1 in einigen Situationen durchaus Glück mit Schiedsrichter-Entscheidungen hatten.

Man KANN Ribérys Aktion im Strafraum als Ellbogen-Check (oder ähnliches) werten. Ebenso die Aktion Gustavos vor dem 1:0 ahnden. MUSS man aber nicht. Und als spielentscheidend sollte man so etwas auch nicht werten. Speziell vor dem Führungstreffer der Bayern hätte man durchaus – aus Schalker-Sicht – noch eingreifen können. Und Herr Hildebrand muss da auch nicht so aus seinem Tor kommen.

Wir nehmen das natürlich gerne mit. So ist es nicht. Speziell nach dem leichten SR-Pech der letzten Wochen. Womöglich hilft dies den Schalkern in ihrem Frust nicht weiter, aber man „hatte ja selbst ohnehin nicht von der Meisterschaft gesprochen“. Iss klar.

Schalke war ein Gegner, der sich in München so präsentierte, wie wir das gebraucht haben. Andererseits war Schalke vor dem Spiel nur knapp hinter uns und hätte Tabellenzweiter werden können. Mit einem gefeierten Stürmer und erfolgreichen Spielen (wenn auch nur Europaleague).

Entwederoder.

Entweder Schalke war ein starker Gegner. Oder zuvor war Schalke auch nur Laufkundschaft.

Ach nein, Schalke hat sich einfach nur dem FC Bayern ergeben. Lediglich davor und danach ist man ein ernstzunehmender Konkurrent. Passt diese Version besser in das mediale Bild über diese Bayern?

Mir ist das schnuppe. Vor dem Spiel hatte ich mir einen Sieg erhofft, egal wie. Dass es SO kam freut mich umso mehr. Welcher Fan würde dies für seinen Verein abstreiten?

Da der BVB sich weiter von Sieg zu Sieg spielt, hat sich diesbezüglich ohnehin kaum etwas geändert. Es scheint auf eine (Vor-)Entscheidung im direkten Vergleich hinauszulaufen. In sieben Spielen ist es soweit.

Wir werden es erleben. Und egal, ob dieser Sieg jetzt verdient, unverdient, zu hoch, zu niedrig oder auch nur aufgrund der schwachen Schalker zustande kam: Es ist ein Sieg und das finde ich gut. Gestern, heute und bis nächsten Samstag.

Dann geht es nach Leverkusen. Der nächste „schwere Gegner“?

Abwarten.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Linktipp: Spielverlagerung FC Bayern – FC Schalke 04 2:0

Das Murmeltier im Hamsterrad oder Von großen und kleinen FCBs

Ich bin müde.

Allerdings hat das nur in Teilen mit dem FC Bayern zu tun. Ein verlängertes Wochenende liegt hinter mir. Übrig blieb mir davon nur eine Erkältung. Und die macht schlapp.

Womit wir schon zweimal die Kurve zu unserem Verein gefunden hätten.

Vielleicht wäre ich aber auch ohne Erkältung müde. Müde, die immer gleichen Berichten über die immer gleichen Probleme zu schreiben, die offenbar weder erkannt noch behoben werden.

Ich weiß es nicht, aber tatsächlich fällt mir auch fast 24h nach dem Gastspiel meiner Mannschaft in der Schweiz kaum etwas ein, was nicht schon durch die erhitzten Kehlen, Finger oder Augen gefiltert worden wäre. Was kann ich noch schreiben außer vielleicht meiner eigenen Sicht der Dinge?

Nichts. Aber so ist es doch immer.

Nun denn. Fangen wir mal an.

Die Bayern starteten in Basel furios. Allein dem – wieder einmal starken – Gästetorhüter gegnerischen Torhüter war es zu verdanken (ja, ich weiß, der ist auch sonst recht gut), dass unser Gegner nicht früh mit ein oder zwei Toren in Rückstand geriet.

Man konnte sich den Gefühls nicht erwehren, dass sich etwas innerhalb der Mannschaft geändert hatte, sie tatsächlich eine Reaktion anbieten wollte.

Nach weniger Minuten schwand diese Zuversicht hingegen sichtlich. In diesen Tagen ist halt alles möglich. Zumeist in die falsche Richtung.

Vor allem unser kleiner französischer Flankenflitzer verliert nach den ersten misslungenen Aktionen extrem schnell die Lust. Für unser Spiel ist das tödlich, denn sein Pendant – sei es nun Müller oder (wie gestern mal wieder in der Startelf) Robben – kann hier keinen Ausgleich herbeiführen.

Schlimm.

Besser hingegen durchaus die läuferische Einstellung. Auch gab es mehr Kampf. Beschweren hätte man sich trotzdem nicht, seinerseits in Rückstand zu geraten. Den zwei 100%-tigen Chancen der Bayern standen drei bis vier derartige Gelegenheiten der Kicker rund um Shaqiri entgegen (zweimal allein Pfosten oder Latte).

Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man so was wohl.

Zu wenig, wenn man die Stimmung rund um den FC Bayern aktuell als Grundlage nimmt. Von außen, aber auch innen, ist der Druck immens. In jedem Spiel zu jeder Minute wird endlich der platzende Knoten erwartet. Das Ausbleiben erhöht noch einmal den Druck.

Wie im Hamsterrad.

Kommen wir da irgendwie raus? Nicht so schnell befürchte ich, denn woher soll es kommen?

Vielmehr macht es den Eindruck, dass wir im Murmeltiertag feststecken.

Resignation wäre allerdings genauso fatal, noch ist die Saison nicht verloren.

Wir haben noch ein Rückspiel, ich werde live dabei sein und wer sagt denn, dass das 0:1 in einem Heimspiel nicht noch zu drehen wäre? Dann sind wir halt im eigenen Stadion in dieser Saison wesentlich stärker. Dann lasst es uns auch zeigen!

Wer will ausschließen, dass der bayerische Knoten am Sonntag im Spiel gegen Schalke platzt? Ein Versuch ist es allemal wert.

Wir sollten – entgegen meiner hier und da geäußerten Bedenken – noch nicht akzeptieren, dass Rafinha vielleicht gar kein Fußballer ist. Oder unsere komplette 6er-Garnitur unser aller Spiel verlernt hat.

Nein, wir sind wirklich noch nicht am Ende. Und weil wir nun alle die alten Helden beschwören – hier ein Spruch aus dieser Zeit:

„Weiter, immer weiter“

Warum eigentlich nicht?

Irgendwann kommt Thomas Müller aus seinem gewaltigen Formtief. Irgendwann ist unser Maximo leader Bastian wieder an Bord. Irgendwann findet Toni Kroos seine Tiefenpässe wieder.

Irgendwann. Hoffentlich noch nicht zu spät.

Ich zitiere und verweise an dieser Stelle ergänzend auf zwei wundervolle Texte die sich mit dem FC Bayern beschäftigen.

Der erste Text stammt vom unerreichten Trainer Baade, der zweite vom nicht weniger genialen Schreiberling Lizas Welt. ENJOY!

Der letzte Beitrag erinnerte mich spontan an einen meiner Beiträge zu diesem Thema, kaum ein Jahr her aber nicht weniger aktuell als es ein Beitrag sein könnte!

Zu mehr fehlt mir im Moment sowohl Kraft als auch Muße.

Hoffen wir das Beste. Für Sonntag. Mehr bleibt uns ja eh nicht übrig.

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Kein Wort diesmal von mir zum nicht gegebenen Elfmeter gegen Olic, nix zum Rasen (denn Basel bespielte den gleichen Untergrund) und erst recht nix zur Häme, die ich rund um das Spiel auf meinen multiplen Kanälen vernehmen durfte. Alles hat seinen tieferen Sinn. Und vieles können wir einfach nicht beeinflussen – weshalb also damit beschäftigen?

Update: Ganz vergessen: Als Ergänzung wie immer hier lang.

Offener Brief an Jupp Heynckes

Sehr geehrter Herr Heynckes,

vielleicht darf ich mich Ihnen zunächst einmal vorstellen.

Mein Name ist Oliver Schmidt, ich bin 40 Jahre als und Bayern-Fan seit ich denken kann. Konkret wohl irgendwas so um die 35 Jahre. Ferner bin ich seit 21 Jahren Vereinsmitglied des FC Bayern München, die entsprechende Ehrennadel liegt mir inzwischen vor.

Ich bin kein Fußball-Trainer, kein Experte, kein Journalist. Einfach nur ein Fan, der im vierten Jahrzehnt seinem FC Bayern beim Fußballspielen zuschaut. Früher oft vor Ort, heute mehr aus der Ferne aber nicht minder live.

Warum ich Ihnen dies alles erzähle?

Weil ich ein Anliegen habe. Ich möchte Sie auf zwei Internet-Artikel hinweisen, die in den letzten Tagen auch auf meinem Internet-Tagebuch (-> „Weblog“) diskutiert wurden.

Es geht hier um Diskussionen und Strategien, wie unser aller FC Bayern wieder erfolgreicher, taktisch flexibler agieren kann.

Persönlich bin ich absolut davon überzeugt, dass Sie und Ihr Team nicht nur von diesen Artikeln wissen, sondern Ihnen auch die Inhalte bekannt sind. Gleichwohl will ich sicher gehen, dass nichts unversucht blieb, um unsere Mannschaft wieder in die Erfolgsspur der Hinrunde zurück zu führen.

Wie erwähnt, bin ich selbst kein Experte. Aus diesem Grund las ich aufmerksam die Einschätzung von Herrn Frank Wormuth, seines Zeichens Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung und Coach des deutschen U-20-Nationalteams. Er machte sich im Interview mit dem Internet-Portal Spox [1] so seine Gedanken u.a. über den FC Bayern.

Ein Lob für Ihre Arbeit hat er ebenfalls übrig – ich zitiere:

SPOX: Welchen Fußball verkörpert Herbstmeister FC Bayern?

Wormuth: Man sieht noch immer Louis van Gaals Handschrift. Jupp Heynckes ist klug genug zu wissen, dass van Gaal zwei Jahre die Mannschaft geprägt hat, entsprechend versucht er nicht, komplett etwas Neues einzuführen, sondern an den elementaren Dingen des Van-Gaal-Fußballs festzuhalten. Heynckes geht psychologisch anders an die Spieler heran, was einem Franck Ribery offensichtlich gut tut, doch die taktische Basisarbeit stammt von van Gaal. Die Bayern werden immer flexibler

Dieser Überzeugung bin ich ebenfalls. Ihre Arbeit gefällt mir selbst auch sehr gut. Sie haben die Grundlagen von Herrn van Gaal übernommen und die vorhandenen Probleme erkannt und versucht zu beheben.

Herr Wormuth legt allerdings auch den Finger in die – nicht nur auf meinem Internet-Tagebuch diskutierten – Wunden. Zitat:

SPOX: Was bei den Bayern auffällt: Nach starkem Beginn wurde die Abwehr immer anfälliger. Heynckes sagt, dass das mit der fehlenden Zeit für Pressingtraining während der englischen Wochen zu erklären sei. Wird Pressing tatsächlich so schnell verlernt?

Wormuth: Pressingtraining bedeutet nicht nur Zeitaufwand, sondern auch einen Kraftaufwand. Das Pressing auf höchstem Level in Zeitlupe zu üben, bringt nichts, es muss immer unter Vollbelastung stattfinden: Hart anlaufen, im maximalen Bereich arbeiten. Außerdem lebt das Pressing von der Synchronizität aller Spieler. Wenn die Spieler nicht gleichzeitig pressen, entstehen Schnittstellen. Damit das verhindert wird, muss man im Training gemeinsam am Timing arbeiten – was weitere Zeit und Kraft kostet. Daher bleibt den Bayern wegen der Doppelbelastung nichts anderes übrig, als das Pressingtraining zu vernachlässigen. Hinzukommt eine psychologische Dimension.

SPOX: Nämlich?

Wormuth: Der Gegner weiß jetzt eher, wofür die Bayern anfällig sind. Sie sind es gewohnt, dominant zu spielen, weil der Gegner tief steht. Wenn jedoch Mainz ankommt und richtig Druck ausübt, bekommen die Bayern wegen der ungewohnten Situation ein Problem.

SPOX: Müssten die Bayern grundsätzlich nicht flexibler sein und mitten im Spiel auch einmal vom 4-2-3-1 abkehren, um auf die angepasste Taktik der Gegner zu reagieren? So wie es Barcelona im Clasico bei Real Madrid vormachte?

Wormuth: Hier müssen wir erst mal zwischen den Begriffen Grundordnung und System unterscheiden. Eine Grundordnung sagt nur aus, wie der Trainer seine Spieler aufstellt: „Im Spiel gegen den Ball steht ihr im 4-4-2-Linie. Bei Ballbesitz stehen die Außenverteidiger hoch, so dass es ein 2-4-4 ergibt.“ Ein System hingegen beinhaltet nicht nur die Grundordnung, sondern die Verhaltensweise der einzelnen Positionen: Es ist zum Beispiel ein Unterschied in der Spielweise einer Mannschaft, ob sie im 4-4-2-Raute die Außenverteidiger in der Offensive hinten lässt oder sie marschieren lässt.

SPOX: Warum die Unterscheidung?

Wormuth: Eine Grundordnung zu verändern reicht nicht aus: Die Bayern liegen zurück, dann wird halt Daniel van Buyten in den Schlussminuten aus der Verteidigung in den Sturm gezogen. Mal klappt es, mal verpufft es. Vielmehr geht es darum, dass die Mannschaft je nach Spielsituation von System zu System variieren kann: Es geht nicht nur um die Grundordnung, sondern eben auch um taktisches Verhalten. Lassen wir den Gegner bei Ballverlust kommen? Gehen wir gleich voll drauf? Wie verhalten sich die Außenverteidiger? Die Bayern sind am Toplevel, doch wenn sie die letzte Stufe nach ganz, ganz oben schaffen wollen, müssen sie sich vielleicht noch ein wenig weiterentwickeln. Aus dem Grund hat Bundestrainer Jogi Löw gegen die Ukraine auf die Dreier-Abwehrkette umgestellt. Die Spieler dachten: „Was ist denn nun los?“ Löws Botschaft war: „Burschen, passt auf, ihr müsst damit rechnen, dass wir von draußen Dinge verändern können, die ihr vorher als gegeben betrachtet habt.“

Damit kein falscher Eindruck entsteht, Herr Heynckes: Ich bin total davon überzeugt, dass all diese Überlegungen für Sie nicht neu sind und Sie und Ihr Trainerstab sich selbst permanent mit diesen Punkten beschäftigen. Einzelne Sätze aus Ihren Pressekonferenzen, oder aus Artikeln, die auf der Internet-Seite des FC Bayern publiziert werden und wurden, sprechen hier ergänzend eine deutliche Sprache. Mir liegt es einfach nur am Herzen, dass Sie auch einmal eine Stimme „von der Basis“ erhalten, eine zusätzliche Inspiration in Ihrer täglichen Arbeit.

Einen noch konkreteren Ansatz verfolgt das – in der Internet-Gemeinde inzwischen recht bekannte – Internet-Tagebuch spielverlagerung.de [2]. Hier wird auf Basis des bestehenden Kaders über alternative Taktiken und Aufstellungen spekuliert. Der Artikel ist zu lang, um ihn hier zu zitieren. Die Quelle selbst finden Sie im unten gelisteten Quellenverzeichnis. Ich will mich auf einzelne Punkte konzentrieren.

Die Mannschaft des FC Bayern spielte in großen Teilen der Hinrunde einen hinreissenden Fußball, der geprägt war von einer Frische, wie wir (außenstehende) Anhänger des Vereins ihn schon länger nicht mehr sehen konnten. Auch Ihnen gebührt hier ein Teil des Lobes – dies hatte ich oben ja schon erwähnt.

Tatsache ist aber leider, dass wir – aus welch‘ multiplen Gründen auch immer – ein wenig von dieser Dynamik verloren haben. Vielmehr hat die Mannschaft nach einem – quer durch den Verein als äußerst positiv bewerteten – Trainingslager einen eher durchwachsenen Start in die Rückrunde erlebt. Ich denke dieser Umstand stört Sie selbst am meisten.

Vielleicht hilft an dieser Stelle eine Umstellung in der Taktik oder Grundordnung? Haben Sie sich damit schon einmal beschäftigt? Im Artikel ist die Rede von einem Ausweichen von Mario Gomez weg von der Mittelstürmer-Position hin auf die linke Außenbahn um seine Stärken wieder mehr zur Geltung bringen zu können. Ist dies eventuell eine Option, die Sie selbst schon einmal erwogen haben?

Am besten wäre es vielleicht, Sie lesen sich den Artikel selbst in Ruhe durch – einiges werden Sie sicher schneller durchdringen als dies mir vergönnt war.

Ich will nur helfen. Ihnen, der Mannschaft, uns allen. Mehr nicht, denn das würde mir schon reichen.

In diesem Sinne.

Auf ein erfolgreiches Pokalspiel am morgigen Mittwoch.

Mit freundlichen Grüßen,
Oliver Schmidt

Quellen:
[1] Internet-Portal Spox, Verlinkung: http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1112/Artikel/frank-wormuth-taktik-hinrunden-fazit-bayern-muenchen-hollaendisch-jupp-heynckes.html

[2] Internet-Tagebuch „Spielverlagerung“, Verlinkung: http://spielverlagerung.de/2012/02/04/gomez-auf-den-flugel-gegen-bayerns-ausrechenbarkeit/