Don’t mention Inter oder Drecksspiel, Damisches

Der FC Bayern steht im Viertelfinale der Championsleague. In dieser fabulösen Saison wäre es unter normalen Umständen nur eine Randnotiz. Das es mehr werden würde, verdanken wir den 93 Minuten, die auch ich am Mittwoch live vor Ort miterleben durfte.

Nach dem Hinspiel in London hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass Arsenal in München überhaupt nur ein einziges Tor erzielt. Bis es fiel. In der dritten Spielminute. Vor meinen Augen (Block 108).

Selbst nach dem Rückstand hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass Arsenal in München ein zweites Tor erzielt. Bis es fiel.

Und ganz besonders ausgeschlossen hätte ich, dass das Ausscheiden aus der Königsklasse überhaupt noch einmal eine Option wird. Bis die Angst davor vom Rasen bis in den Oberrang der Arena zu spüren war.

Unfassbar.

Und unser Gegner war noch nicht einmal sonderlich stark. Ganz im Gegenteil lieferte Arsenal in München eine eher durchschnittliche Leistung ab.

Was ist aber dann der Grund für dieses Spiel und dieses Ergebnis?

Was mich persönlich betrifft, ich hatte schon vor der Anreise nach München deutliche Tendenzen für das Auftreten des „tödlichen Männerschnupfens“. Während der 93 Minuten fror ich fast durchgängig. Einerseits.

Andererseits konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass unsere Spieler ihrerseits ebenfalls irgendwie gehemmt, „fest gefroren“ waren. Unserem Spiel fehlte tatsächlich die nötige Wendigkeit, Spritzigkeit und Frische. Vor allem aber Kaltschnäuzigkeit (sic!) und Konzentration.

Nicht alles ist nun nach diesem Spiel schlecht (gewesen). Um Himmels willen! Aber offenbar haben die Mahner nicht ganz Unrecht, dass – mal wieder – der FC Bayern selbst unser größter Gegner ist. Fehlt die (An)Spannung, die Notwendigkeit immer 110% zu geben? War es in der bisherigen Saison (und auch tief in diese Rückrunde hinein) nicht das(!) Alleinstellungsmerkmal a la BVB 2011/12 einfach jedes Spiel (also national betrachtet jetzt) brutal ernst zu nehmen? Waren die eher nicht so berauschenden Siege gegen Hoffenheim und Düsseldorf doch eher das „halb leere“ Glas und der Anfang des „Schlendrian“?

Ist dies unser diesjähriges Luxudproblem, das Haar in der Suppe, reagieren wir über?!

Um das einmal klar zu stellen: Ich stehe lieber mit einem 0:2 in der nächsten Runde, als dass ich aufgrund eines glorreichen Sieges trotzdem ausscheide. Den fröhlich singenden Arsenal-Fans vom Mittwoch sei noch hinterher gerufen: „Enjoy the next games on TV.“

Mein körperlicher Zustand, die Anspannung nach dem frühen Rückstand und die doch noch aufkommende Sorge nach dem 0:2 – all das brauch‘ ich nicht wirklich. Allein, ich nehme es hin, denn solche Leiden gehören nun einmal dazu. Und nur so kann man sich über das Tänzchen an der Eckfahne der Herren Robben, Müller und Gomez erfreuen. Ebenfalls direkt vor meinen Augen. In der 91.-93. Minute. Wurde jemals ein effektiveres und professionelleres Zeitspiel arrangiert? Groß, ganz groß. Die Zeter und Mordio schreienden Arsenal-Spieler kurz vor und nach dem Abpfiff entschädigten für vieles an diesem kalten Märzabend.

Ein paar Details.

– Erzählt was ihr wollt und motzt auch in Zukunft weiter über die Beiden, aber Schweinsteiger und Ribery sind für uns auf diesem Niveau für den großen Wurf notwendig und nicht zu ersetzen.

– Ein Luiz Gustavo und ein Robben können/konnten die beiden nicht gleichwertig ersetzen.

– Ein Luiz Gustavo kommt – in meinen Augen – aktuell ohnehin nicht über den Status des Ergänzungsspielers hinaus. Warum auch immer sein bockstarker Saisonstart inzwischen gefühlte Lichtjahre entfernt scheint.

– Ein Arjen Robben war gegen Arsenal extrem aktiv und rackerte was das Zeug hielt (oft auch defensiv nach Ballverlusten). Aber ein Arjen Robben (und ich habe (ihr ahnt es) in HZ2 davon jede Menge direkt vor mir gesehen) hätte sehr gerne öfter mal den Ball dem besser postierten Mitspieler geben dürfen. Himmel. Er darf ja imho egoistisch spielen, aber dann sollte er auch mal eine seiner Chancen verwerten. Schafft er dies nicht, sollte er spätestens beim dritten, vierten Versuch alternativ auch mal kurz den Kopf heben.

– Selten zuvor – außer vielleicht, wenn ich (mit Grausen) an den Sportskameraden Inzaghi denke – habe ich einen CL-Gegner erlebt, der so brutal effizient agierte. Ich rede nicht von deutlichen Siegen einer Auswärtsmannschaft, nein, ich rede davon, dass ich z.B. in der Halbzeitpause auf die Anzeigetafel schaue und da stand bei Arsenal: „Shots 1 (On target: 1)“. In HZ2 wurde es nur geringfügig besser. Aus diesem Grunde hatte ich ja auch (siehe oben) bis zum 0:2 kaum Sorge, dass das 0:2 fallen würde. Wie viele Bälle hat Arsenal – unbedrängt – ins Aus gespielt?

Reden wir nicht drum herum: Bei den Bayern war überwiegend auch ein Torschuss harmloser als der andere. Reden wir einfach mal von „Glück“, dass Arsenal an diesem Abend nicht Ernst gemacht hat. Obwohl, hätte dies das heutige Arsenal überhaupt gekonnt?! Lassen wir das.

Was lief gut bei uns?

Nicht viel. Aber eben auch nicht viel so richtig schlecht. Klar, Alaba hätte vor dem 0:1 nicht ausrutschen, Dante sich die Hereingabe nicht durch die Beime spielen lassen müssen (0:1 gegen Leverkusen, anyone?!) und Herr Neuer sollte mal darüber nachdenken – zumindest in K.O.-Spielen der Championsleague bei Ecken von Links den linken Pfosten abdecken zu lassen („and now Goal“), aber sonst?

Gut, über Gustavo haben wir schon geredet. Herr Alaba hatte wahlweise einen „schlechten Tag erwischt“ oder „wurde von den Kollegen im Stich gelassen“. Beide Richtungen habe ich nach dem Spiel als Kommentare vernommen.

Herr Müller hatte – analog zu Herrn Robben – kein Glück in seinen Aktionen. Nennen wir es mal so. Denn hätte eine dieser vielen Chancen in HZ2 gesessen, hätten meine Nerven in den letzten 5-10 Minuten des Spiels nicht so gelitten (Remember Inter, Breno?!).

Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, wir sind in der nächsten Runde, es war uns hoffentlich eine letzte Warnung in unserer Einstellung und Konzentration bis zum endgültigen Ende der Saison nicht(!) nach zu lassen.

Jetzt also gegen Juve. Es hätte besser kommen können. Aber auch schlechter. Liefern wir im Hinspiel in München ein solches Spiel wie gegen Arsenal ab, brauchen wir wohl nicht zum Rückspiel in Turin antreten. Punkt. Ferner fehlt im Hinspiel der gesperrte Javier Martinez (weshalb wir erneut Gustavo (diesmal neben Schweinsteiger) sehen werden) und sind die Herren Lahm(!) und Dante(!!) bei einer weiteren Verwarnung von einer eben solchen Abwesenheit bedroht. Nicht gut.

Insgesamt ist Juve für mich aber eine Wundertüte (einfach zu wenige Spiele gesehen). In Italien offenbar souveräner Tabellenführer und mit neuem Stadion im Rücken, dazu ein Team, dass nicht mehr mit dem zu vergleichen ist, dass wir in Turin 2009 mit 4:1 besiegt haben. Lassen wir uns überraschen. Ob wir bis Anfang April wieder die notwendige Spannung aufgebaut haben werden und was unserem Trainer dazu einfallen wird.

Unerreichbar ist das Halbfinale nicht.

Abschließend noch ein paar Worte hinein in unsere Bayern-Familie selbst.

Es geht mir nicht um den wohl neuerlichen Protest in der Südkurve. Den hatte ich – obwohl ansonsten gut vernetzt – bis nach dem Spiel gar nicht mitbekommen.

Es geht mir auch nicht um die unsäglichen Klatschpappen, aufgrund derer ich zum ersten Mal ernste Sorgen um mein Trommelfell hatte, weil zwei – besonders begeisterte Klatschpapp’ler direkt hinter mir saßen.

Nein, es geht mir um die „Fans“, die (regelmäßig) vor dem Abpfiff das Stadion verlassen. Ich weiß, es ist nur eine Minderheit unter den Zuschauern und man hat sich inzwischen daran gewöhnt (selbst wenn doch eigentlich jedem(!) inzwischen klar sein sollte, dass in den Parkhäusern direkt am Stadion 5 Minuten so unfassbar rein gar nix bringen, eher schon 20-30 Minuten, egal), aber Leute, was überhaupt so gar nie, nie, nie, nie niemals nicht geht, ist das Verhalten, dass man in einem Rückspiel in einer CL-K.O.-Runde, wo man 0:1 zurück liegt und der Gegner noch ein Tor braucht, damit es in den letzten 10 Minuten (inkl. Nachspielzeit) noch mal richtig(!) brennt und die Chance besteht, dass man mit einem dritten Tor gar ausscheidet, erstens einfach aufsteht, geht und sich zweitens (jetzt kommt der Gipfel) NOCH NICHT EINMAL VOM TATSÄCHLICH FALLENDEN 0:2 VOM GEHEN ABHALTEN LÄSST!

So fassungslos ich in diesem Moment war (weil ich aufgrund, um mich herum aufstehender Körper, dass Tor fast nicht gesehen hätte), so sehr kommt es mir jetzt noch einmal hoch (ich spiele mal kurz ein wenig Niveau-Limbo):

Schämt Euch! Schämt Euch, dass Ihr anderen Bayern-Fans, die ohne zu zögern in den letzten Minuten des Spiels unseren FC Bayern ebenfalls – wie die Mehrheit des Stadions – stehend(!) angefeuert hätten, die Karten vorenthalten habt! Ihr seid der Grund für unser „Konsumenten“-Image! IHR habt den Erfolg unseres Teams, den Einzug ins Viertelfinale, nicht verdient!

Punkt.

Road to Munich: FC Bayern – FC Villareal

Der FC Bayern ist Gruppensieger. Todesgruppensieger. Aber das ist ein Thema für einen eigenen Beitrag.

Im Grunde ist der erste Satz der entscheidende Punkt. Alles andere ist zweitrangig.

Meine Nerven hätten ein Endspiel in Manchester um den Gruppensieg oder gar die Teilnahme am Achtelfinale der diesjährigen Championsleague nicht mit gemacht. Nicht mit den Schweinsteiger-losen Bayern.

Andererseits ist das vielleicht ein wenig ungerecht.

Denn unsere Bayern lieferten gestern Abend eine durchaus gute Vorstellung gegen die gelben Vögel aus Spanien ab. Das hatte Züge von den besten Spielen dieser Hinrunde.

Auch wenn man sicherlich einwenden könnte das Villareal zu Recht als das schwächste spanische Team in der Championsleague-Geschichte beschrieben wurde. Schon eine feine Sache, wie sehr die unsere Schönwetter-Fußballer mal machen ließen.

All dies lässt mich kalt. Denn erstens kann es nicht immer so Spiele wie gegen Manchester City geben und zweitens haben wir ja vor wenigen Tagen noch gesehen, wie so ein Spiel auch ausgehen kann.

Da ist mir so etwas allemal lieber.

Richtig gut waren gestern Herr Ribéry und Herr Kroos. Gut Herr Alaba und Herr Boateng. Überhaupt – die Abwehr.

Wie schon gegen Neapel durfte ich mir gestern ein echtes Bild von unseren Championsleague-Spielern machen.

Man hat eben doch eine andere Sicht von oben und live.

Vielleicht ist die Abwehr das falsche Thema, wenn man an die Bayern nach dem Schweinsteiger-Schock im Neapel-Spiel denkt, aber insgesamt muss man schon sagen, dass wir durch Spieler wie z.B. Boateng und Neuer eine größere Portion Coolness hinzugewonnen haben.

Es macht schon richtig Laune, wenn man von der Tribüne zusehen darf, wie wenig nervös unsere Abwehr in vielen Aktionen inzwischen reagiert.

Klar ist da immer noch nicht alles Gold was glänzt und man bekommt auch nicht immer jeden Spieler jeden Gegners völlig unter Kontrolle – aber wenn ich die Abwehrreihen der letzten und dieser Saison vergleiche dann besteht da – gelinde gesagt – ein himmelweiter Unterschied.

Vor Jahresfrist musste man sich doch bei fast jedem gegnerischen Ballbesitz Sorgen um Gegentore machen. Das ist heuer anders. Und mir gestern einmal mehr aufgefallen. Sehr gut.

Ein wenig fällt hier Herr Rafinha ab. Unerklärlich zumeist. Mir fällt kein Grund ein, weshalb er noch nicht die erwartete Verstärkung ist. Wo auch immer Herr Boateng spielt – ob in der Mitte oder rechts außen, er agiert stärker als seine Vertretung oder die Stammkraft. Bemerkenswert.

Zurück zum Spiel.

Alles verlief soweit zur Beruhigung der allgemeinen bayerischen Nerven. Zwei, drei Mal musste man Angst vor einem Gegentor haben – aber bei Lichte betrachtet, war das doch überwiegend harmlos, was Villareal uns anbot. Und das Gegentor war halt ein 1a-Konter. Punkt.

Nein, mir gefiel fast alles besser, als am Samstag gegen den noch amtierenden Deutschen Meister.

Ob es nur an uns oder auch an Villareal lag? Mir egal.

Und plötzlich scheint die Hinrunde gerettet. Wir stehen als Gruppensieger im Achtelfinale der Championsleague, gehen Inter, Barca und Co. aus dem Weg und können uns jetzt komplett auf die Bundesliga konzentrieren. Der Pokal kommt ja erst zum Abschluss des Jahres.

Wichtig ebenfalls, dass die Mannschaft sich zu fangen scheint. DonJupp erweckt den Eindruck, ein Rezept gefunden zu haben, den Ausfall unseres Spielmittelpunktes zu kompensieren.

Kroos gehört definitiv dorthin, wo er gestern gespielt hat. Herr Alaba zeigte – gegen diesen Gegner – eine mehr als ansprechende Leistung und dass jetzt Herr Robben mit Herrn Müller rochiert ist ebenfalls gut durchdacht. Der eine ist noch nicht in Form, braucht dafür aber Spiele – der andere ist außer Form und sollte die Auszeiten genießen.

Alles gut.

Vor allem wenn man sieht, dass es bei Robben – ganz langsam – ja besser wird. Geht es in diesem Tempo weiter, erleben wir seine Top-Form zwar erst wieder 2012, aber immerhin sind es jetzt schon zwei Spiele am Stück gewesen. Man wird ja bescheiden.

Wir Bayern-Fans neigen bekanntlich zu Extremen (wirklich nur wir?). Deshalb war das Glas nach Dortmund halb leer, während es nun wieder halb voll erscheint.

Bestätigt sich der Trend in Mainz (3-Punkte) und lässt der BVB im Derby gegen Schalker auf Augenhöhe (*zwinker*) und in Gladbach, der offenbar diesjährigen Überraschungsmannschaft – Federn, dann, ja dann könnte es vielleicht doch noch was werden mit der Herbstmeisterschaft.

Und im nächsten Jahr ist ja unser Chef wieder an Bord.

Gute Perspektiven.

Gibt es noch etwas zu diskutieren?

Der Ball an Lahms Arm war aus meiner Sicht (und ich saß im Block direkt dahinter) ein Elfmeter. Ebenso wie Herr Gomez vor dem 2:0 im Abseits stand. Knapp zwar, aber in der Wiederholung war es zu sehen. Nun, sei es drum. Mal gewinnt man, mal verlieren die anderen. Und im Spiel gegen die Borussen aus Dortmund lief es halt mal gegen uns.

Mund abwischen und weiter spielen. In Mainz. Und auf ein Remis im Pott-Derby setzen. Das wär‘ ein passenden Geschenk zum ersten Advent.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Kein Kassenschlager: Unsere Saison in 94 Minuten

Es ist schon wieder passiert.

Erst wird gespielt, gespielt, gespielt. Dann wird geredet, geredet, geredet.

Ohne Punkte, ohne Pokale stehen wir am Ende aber trotzdem da.

Es hätte nicht sein müssen. Schon wieder.

Wir hätten nur konsequenter sein müssen. So wie Inter zum Beispiel. Nach dem Spiel habe ich eine Statistik gelesen: Drei Torschüsse. Drei Tore.

Das macht all das nicht besser.

Nach dem Aus im Achtelfinale der Championsleague steht der FC Bayern vor dem Scherbenhaufen einer Saison. Und eben diese Saison spiegelte sich noch einmal im gestrigen Spiel wider.

Gut gespielt, viele Chancen, Aufbäumen, Gegenhalten.

Aber auch klägliche Chancenverwertung, hanebüchene Defensivfehler, schlichtes Wegschmeißen der zuvor hart erarbeiteten Dominanz.

Inter schockte uns. Wir kamen zurück und steckten die Italiener unsererseits in den Sack. Allein, wir vergaßen die Kordel. Der Sack blieb offen. Wieso auch, drinnen bewegte sich ja nix mehr. Wird schon schiefgehen. Ging es auch.

Denn Inter ist eine Top-Mannschaft. Oder zumindest gespickt mit Top-Spielern. Wie E’to oder Lucio. Beide machten mich in beiden Spielen wahnsinnig.

E’to weil er für unsere Defensive über 180 Minuten eine permanente Gefahr darstellte und Lucio weil er nicht nur gegen uns besonders motiviert sondern auch der Garant war, dass die selber nicht gerade stabile Abwehr der Mailänder in den brenzligen Situationen nicht komplett auseinander fiel.

Klar ist wohl Breno (ich habe keine Live-Bilder gesehen) der Schuldige, der das Gegentor zum 2:3 ermöglichte. Und ja, die Defensive ist nicht das Hauptaugenmerk unseres Noch-Trainers.

Aber erstens sind drei Gegentore in einem Championsleague-Heimspiel per se ein Witz, zweitens war Herr Breno ja wohl nicht an allen Gegentoren ursächlich beteiligt und drittens darf unsere ach so tolle Offensive auch mal bitteschön die eigene Verwertungsquote erhöhen.

Ich Radio hörte sich das so an, dass wir in HZ1 mehrere 100%tige Chancen haben liegen lassen, oder? Irgendwann ist so was auch kein Pech mehr!

Und dann dieser Konter kurz vor Schluss, als Herr Gomez einfach den Ball vertändelt? Was bringen da all die anderen Tore, all die 2:0 oder 3:0, wenn in dieser entscheidenden Szene der Kopf oder der Fuß versagt?

Nix.

Nach dem Spiel war ich erst einmal sprachlos. Das unmittelbar nach Schlusspfiff aus irgendwelchen Ecken üble Häme über uns hereinbrach – geschenkt. Wenn andere unser Leid brauchen, um sich besser zu fühlen, dann bewegt sich deren Wohlbefinden im Allgemeinen aber auf sehr wackeligen Füßen.

Inzwischen habe ich meine Sprache wiedergefunden und kann eher entspannt erwähnen, dass die Saison doch eigentlich schon vorher irgendwie kaputt war, oder?

Wer wollte denn jetzt bitte über die Championsleague gegen ManUnited oder Chelsea oder Barca die Saison retten, die letzte Titelchance wahrnehmen?

Ernsthaft?

Na dann können wir ja froh sein, dass wir kein zweites Klinsmann-Barcelona erlebt haben…

Nein, ich denke mir, dass – wenn wir schon ausscheiden – es möglichst früh sein musste. Der BVB-Effekt!

Denn was bringt es für P3 oder gar P2, wenn wir uns jetzt ins Viertel- oder Halbfinale gerettet hätten?

Imho nichts Gutes.

Jetzt gilt wirklich die gesamte Konzentration der Bundesliga und das wiederum ist keine gute Nachricht für Hannover, Leverkusen und zunächst einmal Freiburg. Wie ich finde.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Die Wochen der Wahrheit #2: Inter Mailand

Una notte magica – eine magische Nacht. Herrlich.

Zum ersten Mal seit langer Zeit (Championsleague-Finale 2010) war ich während der vollen 90 Minuten eines Bayern-Spiels aufgeregt, nervös, aufgewühlt, unansprechbar, gereizt aber auch voller Euphorie und Freude (für die letzten 3 Minuten).

All dies, wo es zwar nominell die gleichen Teams des letzten Finales waren, aber personell und taktisch durchaus Veränderungen zu sehen und zu spüren waren.

Ganze vier(!) Akteure standen beim FC Bayern noch auf den Positionen vom Finale. Und dies mit so wenigen Transfers. Sowas nennt man Umbruch von innen, oder?

Bei Inter sah dies ein wenig anders aus und deshalb hatte ich insgeheim mittlere bis größere Befürchtungen was das Ergebnis betraf.

Bei jedem Ballkontakt von E’to, Maicon oder jedem ruhenden Ball von Sneijder fühlte ich mich bestätigt.

Allein, es passierte nichts.

Unsere löchrige Defensive hielt dem Druck stand. Irgendeiner brachte immer noch ein Bein dazwischen. Oder es stand oder lag da eben ein Thomas Kraft.

Großes Kino. Und wie angekündigt kann ich dies auch neidlos anerkennen. Bis jetzt – Stand heute – hat unser Trainer mit dieser Personalie alles richtig gemacht. Ob er alles falsch gemacht hätte, wenn Butt unsere Rückrunden-Nr.1 geblieben wäre, werden wir ohnehin nie erfahren.

Nein. Mit unserer Teamleistung muss man zufrieden sein. Vor allem, wenn man in der K.O.-Runde der UEFA-Championsleague beim Titelverteidiger mit 1:0 gewinnt, oder?

Wie oben erwähnt, war es aber keine wirkliche Revanche. Denn erstens bringt uns dieses 1:0 den Titel nicht zurück, zweitens waren andere handelnde Personen auf dem Platz und drittens war Bayern weniger drängend, weniger Dauer-Ball-besitzend und Inter nicht so destruktiv, italienisch zerstörend aktiv.

Inter ist in der Post-Mourinho-Ära durchaus offensiv. Und dabei brandgefährlich. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass Inter immer kann, wenn es will. Vor allem E’to ist der Wahnsinn. Nicht nur, dass er (fast) jeden Ball bekommt den er will und ihn dann auch am Fuß behält, nein, er ist auch noch so schnell und wendig, dass fast immer Torgefahr entsteht wenn er am Ball ist.

Inter ist nicht mehr nur Bollwerk und ab und an gefährliche Konter. Inter ist somit ein Stück weit gewöhnlicher geworden. Denn diese Defensive hat sie zum letztjährigen Titel geprügelt. Selbst Barcelona hat sich daran die Zähne ausgebissen.

Jetzt sind sie wie jedes andere Team. Mit individuellen Klassespielern. Und da lag und liegt offenbar die Chance von Teams wie dem FC Bayern. Wäre Mourinho und das Defensiv-Konzept noch da, hätten die Bayern imho gestern nicht gewonnen.

Egal.

Zu meinem eigenen Team.

Kraft wie erwähnt richtig gut. Klasse. Ob es Weltklasse war, will ich mal bestreiten, denn Weltklasse muss sich bestätigen, da reichen 4-5 klasse Reflexe nicht aus. Da müssen z.B. Abschläge, Präsenz oder Strafraumbeherrschung (noch) besser werden. Kann aber eben noch kommen, ich will das nicht (mehr) ausschließen.

Die Defensive zeigte – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – ein gutes Spiel. Und das ist schon viel, denn in dieser Saison habe ich gegen weitaus schwächere Teams weitaus schlimmere Leistungen gesehen.

Lahm solide (seine Flanken gehen immer noch nicht), Badstuber innen wie immer (kein Kompliment), gegen Gegner vom Schlage eines E’to einfach auch zu langsam, auf außen dann besser, derTimo überwiegend sicher und Gustavo, bzw. Pranjic verbessert. Wobei Gustavo dann auf der 6 imho sein bisher bestes Spiel im Trikot des FC Bayern absolvierte. Respekt, das war richtig klasse, wie er da – vor allem in Halbzeit 1 reihenweise die Bälle abfischte und Sneijder ganz nebenbei noch zur Weißglut trieb.

Breno kam (leider) früh für Pranjic und spielte seinen Stiefel runter (das soll bewusst für sich sprechen).

Davor agierte Schweinsteiger gewohnt unauffällig (die Fehlpässe lassen wir mal aussen vor) und das ist zunächst einmal gut. Auffällig wird es bei ihm immer, wenn er lange Pässe in die Tiefe oder Kabinettstückchen zeigt. Zumeist ergibt sich daraus dann Gefahr für den Gegner, wie auch diesmal. Allein sein Trick vor dem Robben Pfostenknaller war Zindane-esk.

Zusammen mit Gustavo bildete er nach kurzer Zeit ein erstes defensives Bollwerk, das viele offensive Aktionen von Inter erstickte. Gut.

Die Außen mit Robben und Ribéry versprühten diesmal nicht den Zauber wie zuletzt. Aber das war auch nicht erforderlich. Erforderlich war, dass beide Gegenspieler banden und somit Platz für Mitspieler schufen.

Wie viel Respekt hatte Inter vor unserer Flügelzange, wenn jeweils 2-3 oder 3-4 Italiener gegen Ribéry oder Robben spielten? Eben.

Ribéry wühlte und kämpfte (als er nach 10-15 Minuten ins Spiel gefunden hatte), Robben entzog sich ein ums andere Mal der Bewachung oder schaffte es immer wieder gegen 3-5 Gegenspieler die Flanke trotzdem planvoll in den Strafraum zu bringen.

Über unseren Sturmtank Gomez müssen wir ohnehin kaum noch Worte verlieren. Das ist internationale Klasse. Nicht nur, dass er zumeist zur Stelle ist, wenn es was zu knipsen gibt, nein, er läuft und arbeitet inzwischen wie der junge Olic. Perfekt. Einige Inter-Spieler waren sichtlich beeindruckt, dass ihnen der einzige bayerische Stürmer an der Mittellinie in der Vorwärtsbewegung den Ball abnahm.

Kurzum: Ein rundherum gelungener Abend. Und das nicht nur aufgrund des 1:0, sondern auch weil es für mich das perfekte Ergebnis gegen eine italienische Mannschaft ist:

Man hat einen Vorsprung, Inter muss was anbieten in München und trotzdem ist es nicht zu deutlich und hält somit bei den Bayern die Anspannung hoch.

Aber die ist in diesen Wochen der Wahrheit ja ohnehin – so hat es den Anschein – mehr als präsent. Die Bayern scheinen zu brennen und das ist für uns Bayern-Fans eine Genugtuung, haben wir doch in der Hinrunde zumeist das Gegenteil erleben müssen.

Auf geht’s, Ihr Roten – am Samstag gegen den BVB die nächste Stufe zünden!

Auf dem Weg nach L’Alpe d’Huez

Für den FC Bayern stehen die entscheidenden Wochen an. Nach dieser Berg-und-Tahlfahrt-Saison sind wir nach den folgenden englischen Wochen schlauer, wohin die Reise denn nun geht.

Entweder ist die Meisterschaft endgültig futsch und wir scheiden im Achtelfinale der Championsleague ebenso wie im Halbfinale des deutschen Pokals aus, oder wir halten das Rennen um die Salatschüssel offen, stehen im Pokalfinale in Berlin und haben den aktuellen Championsleaguesieger aus dem Rennen geworfen.

Extrem gesehen jetzt.

Aber gibt es in dieser bayerischen Konstellation überhaupt einen Mittelweg?

Haben wir überhaupt eine Chance all die schwierigen Aufgaben bis zur nächsten Länderspielpause erfolgreich zu bewältigen?

Klar Antwort: Ja.

Denn jedes Spiel fängt bei 0:0 an und bei den Bayern steht das europäische Flügeltraumduo Robbéry auf dem Platz. Bis auf weiteres.

FSV Mainz 05 – FC Bayern
Inter Mailand – FC Bayern (CL)
FC Bayern – Borussia Dortmund
FC Bayern – FC Schalke 04 (P)
Hannover 96 – FC Bayern
FC Bayern – Hamburger SV
FC Bayern – Inter Mailand (CL)
SC Freiburg – FC Bayern

Mehr geht kaum. Und da fallen die Spiel in Freiburg und gegen den HSV fast noch ab (was bzgl. des HSV eigentlich gar nicht geht, also bei mir jetzt).

Tod oder Gladiolen.

Meine Prognose:

Wir festigen in der Bundesliga Platz 3 oder erreichen gar schon Platz 2, der Titel bleibt trotzdem unerreichbar.

Wir erreichen das Pokalfinale.

Wir schlagen Inter oder gehen mit fliegenden Fahnen unter. Tatsächlich für mich völlig offen.

Was denkt ihr?

Die Binär-Bayern oder Kraichgauer Knochenbrecher

Als binär bezeichnet man – für alle Nicht-IT’ler – im Wesentlichen etwas, dass in zwei Zuständen auftritt. Beim Thema Computer ist dies sogar die Grundlage. Es gibt nur An oder Aus, 0 oder 1.

Auf den FC Bayern bezogen ist damit der Unterschied gemeint zwischen der Teilnahme Robbens am Spiel und seiner Abwesenheit.

In dieser Form sei es einmal deutlich erwähnt: Von Arjen Robben hängt beim FC Bayern ab, ob wir nur eine gute oder eben herausragende Mannschaft auf dem Platz stehen haben. Welcher Fan das immer noch nicht akzeptieren kann, dem sei die Robben-Bilanz in dieser Saison zu empfehlen.

22 Spiele in der Bundesliga. 4 davon mit unserem Holländer.

Bilanz: 10 von 12 Punkten mit Robben (2,5 Punkte pro Spiel), 29 von 54 Punkten ohne Robben (1,6 Punkte pro Spiel).

Ist das alles nur Zufall?

Nicht für mich. Wenn ich nur allein den Dampf vergleiche, der in den Spielen gegen Kaiserslautern(, Aachen), Werder oder Hoffenheim auf dem Platz vorherrschte, dann ist das doch wohl nicht zu vergleichen mit dem Rest der Saison, oder?

Der Mann macht einfach den Unterschied aus. Ob man das (und die Abhängigkeit des FC Bayern von ihm) nun gut findet oder nicht.

Ich hatte es ja schon auf Twitter angedeutet: „Was wäre heuer möglich gewesen, wenn Robben…“

Dieser Satz ist ebenso bitter wie die Mutter aller Konjunktive. Aber würden wir uns über all die BVB-Rekorde unterhalten, wenn Robben von Anfang der Saison an so bei uns gespielt hätte wie in der Rückrunde?

Spekulation. Aber der Grund für vieles, was bei uns im Argen lag und liegt.

Sei es drum. Die Hinrunde ist Geschichte. Und freuen wir uns lieber daran, dass – aktuell – sogar beide Flügelflitzer wieder auf dem bayerischen Rasen wirbeln.

Womit wir beim Spiel wären.

War das klasse?

Nicht nur, dass Robben UND Ribéry die Hoffenheimer Abwehr vom Anpfiff an vor massive Probleme stellten und somit den anderen Bayern jede Menge – schmerzlich vermisste – Freiräume einräumten, nein, auch was beide (vor allem unser kleiner Franzose) dann zusätzlich noch in der Defensive leisteten, war aller Ehren wert und habe ich speziell von Ribéry in dieser Breite noch nicht gesehen.

Rundherum ein perfektes Auftreten der beiden. Berücksichtigt man die Vorgeschichte und die Tatsache, dass es das erste Mal seit dem Pokalfinale(!) der Fall war.

Wie erwähnt zog unser Duo viele andere Spieler mit nach oben. Ferner durften – endlich – Herr Müller und Herr Schweinsteiger wieder ihre „richtigen“ Positionen auf der neuen Bayern-Achse einnehmen. Schweinsteiger auf der 6, Müller davor und nicht neben seinem Partner. Die Geschwindigkeit und die Anarchie eines Robben kombiniert mit dem Pendant Ribéry, dem Vollstrecker Gomez und dem Wirbelwind Müller – das ist mit das Beste, was die Liga zu bieten hat und auch in der Championsleague müssen wir uns da nicht verstecken.

Zu dumm, dass wir es Mitte Februar, am 22.Spieltag, erst zum ersten Mal(!) in dieser Saison bewundern durften. Noch dazu die fehlende Backup-Option und Verletzungsanfälligkeit der Flügelzangen – da steht dieses herrliche Offensiv-Quartett in fast jedem Spiel vor dem Aus. Denn die Gegner wissen das und handeln entsprechend.

Womit wir zum Gegner Hoffenheim kommen (müssen).

Durch die Bank war man sich ja einig, dass die Kraichgauer nicht ihren besten Tag in München erlebten. Abgesehen von der Huhn-oder-Ei-Diskussion, ob dies jetzt an der Schwäche der Hopp-Kicker oder an der Stärke des FC Bayern gelegen haben mag.

Aber wer nach 15 Minuten in München schon 2:0 zurückliegt, der kann hinten nicht ganz dicht sein. Dachte sich wohl auch der neue Trainer an der Seitenlinie und wechselte den zu seichten Rudy gegen den Sportskameraden Weis.

Fortan war die Marschrichtung klar. Schadensbegrenzung. Dagegenhalten.

Was dies in der Hoffenheim-Interpretation bedeutet lernte Herr Robben im Rahmen der Begegnung mit Herrn Simunic kennen. Blutende Nase und Lippe waren das Ergebnis.

Jetzt könnte man prinzipiell darüber diskutieren, ob Herr Simunic hier eine echte Verletzungsabsicht hatte oder nicht. Der Schiedsrichter schätzte die Situation entsprechend ein und gab (nur) Gelb. Er ignorierte die Vorgeschichte Simunics im Speziellen und der Hoffenheimer im Allgemeinen.

Selbst zu besten (spielerischen) Zeiten waren diese doch schon in der Bundesliga berühmt und berüchtigt für jedwede Aufregung an der Seitenlinie über jede noch so kleine SR-Entscheidung gegen sich (Ok, zumindest das hat sich nach dem Rangnick-Abgang beruhigt) und die „gesunde“ Härte war eben schon damals höchst gängiges Mittel zum Zweck.

Ich erinnere mich noch an jedes Spiel in dem derart harte Zweikämpfe an der Grenze (und darüber) zu beobachten waren. Muss das wirklich sein?

Wie auch immer. Zumeist haben wir sie ja am Ende dafür bestraft. So auch am Wochenende. Als Herr Robben seine Leistung noch mit zwei Toren krönte. Eins schöner als das andere.

Herrlich.

An so was muss man sich einfach erfreuen – was anderes bleibt einem nach dieser – zuvor Robben-losen – Bundesliga-Saison auch nicht übrig.

Bevor mich übrigens jemand falsch versteht: Es gab auch Kritikwürdiges im Spiel des FC Bayern.

In der Abwehr ist immer noch nicht die gewünschte Stabilität eingekehrt. Auch wenn Schweinsteiger auf der 6 zwar weniger spektakulär oder dafür defensiv umso effektiver agiert.

Muss er auch, denn was Herr Pranjic dort anbietet spottet inzwischen jeder Beschreibung.

Dessen Fehlpässe erinnerten an diverse Spieler, die am Samstag (endlich) wieder auf der Bank Platz nahmen oder inzwischen den Verein (Richtung Spanien) verlassen haben. Übel.

Herr Gustavo darf sich – im Rahmen seiner Eingewöhnung – auch gerne von unserem Trainer noch einmal das Wort Positionsspiel erklären lassen. Andererseits ist dieses Problem auf dieser Position nicht nur bei ihm aufgetreten. Die Herren Braafheid, Pranjic oder Contento können / konnten das mindestens genauso gut.

Es bleibt also weiterhin genug zu tun.

Vor allem aber sollten wir ab sofort unsere Flügelzange hegen und pflegen. Denn nur so erreichen wir „unsere Ziele“. Für den Pokal könnte es zwar auch ohne die beiden reichen, aber Platz 3 oder gar 2 und erst Recht die nächsten CL-Spiele selbst wären dann illusorisch.

Die nächsten Wochen sind die der sogenannten Wahrheit. Warten wir es ab. Danach könnten wir im Pokalfinale und CL-Viertelfinale (mit gleichzeitiger Finalrevanche) stehen, sowie die Meisterschaft eventuell wieder spannend gemacht haben.

Könnten. Hoffen wir’s.

Die falsche Begegnung zur falschen Zeit

Die Bayern spielen im Achtelfinale der Championsleague gegen Inter Mailand. Die Revanche für die Final-Schlappe der letzten Saison.

Zu doof, dass Inter inzwischen nur noch ein Schatten seiner selbst ist und wir nicht im Finale in dieser Form gegen sie spielen durften.

Aber so ist nun einmal das Leben.

Wenigstens spielen wir zunächst auswärts und haben wir nach der Winterpause hoffentlich wieder ein paar gesunde und fitte Hoffnungsträger zurück auf dem Platz.

Wollen wir doch mal sehen, wie wir gegen Mailand aussehen mit Robben und Ribéry.

Vielleicht schaffen es aber die Italiener doch noch irgendwie, dass beide in den Partien fehlen. Hat mit Ribéry im Vorjahr ja auch geklappt…

Im Schatten der WM den Mantel des Schweigens aktiviert

Im Grunde ist das ja nix Neues.

Ein Thema bestimmt die Gazetten und da drängt es sich gerade zu auf, mal schnell unangenehme Themen durch’s Dorf zu treiben.

Das funktioniert in der Politik genauso wie im Fußball.

Warum ich das erwähne?

Weil ich gestern im Videotext eine nette Meldung zu einem ehemals größeren Thema las.

Den Gerüchten rund um die Aberkennung aller letztjährigen Titel für Inter Mailand.

Nun, machen wir es kurz.

Das Thema ist durch und es wurde – nennen wir es einmal – „italienisch“ gelöst.

Inter Mailand Präsident Massimo Moratti wurde vom italienischen Verband FIGC für drei Monate gesperrt, nachdem Absprachen mit Genua-Präsident Enrico Preziosi in Transferfragen festgestellt wurden.

Hui. Im Untertitel wird es noch dramatischer…

Mitten im Transferfenster muss der italienische Meister ohne ihren Vorsitzenden auskommen.

Wichtig ist dagegen nur dieser Satz.

All zu sehr schmerzen dürfte die „Nerazzurri“ dieses Urteil nicht, denn obwohl Moratti seine Sperre absitzen muss, dürfen seine Kollegen weiterhin Geschäfte im Namen des Triple-Siegers machen.

Womit dann auch alles gesagt wäre.

Wo stünde der FC Bayern, wenn er auch noch Schulden machen würde?

Die Bayern sind Vize-Championsleage-Sieger geworden. Nicht zu Unrecht. Und vor allem mit dem Festgeldkonto.

Wo stünde der FC Bayern – sportlich, nicht finanziell – wenn er auch zusätzlich noch so sehr auf Pump leben würde wie der frische Sieger in der Championsleague?

Alter Schwede. 431.550.000,- Euro Schulden hat Inter. Zwar befindet man sich in Italien somit in guter Gesellschaft, aber was hat das mit „Chancengleichheit“ zu tun?

Nur damit mich niemand falsch versteht: Inter hat das Finale völlig verdient gewonnen. Ebenso wie das Triple. Und ich will hier auch nicht Inter klein und uns selbst groß schreiben, aber diese Zeilen brennen mir seit Tagen unter den Nägeln.

1.800.000.000,- Euro Schulden haben Italiens Top-20 insgesamt. Wo stünde der ital. Vereinsfußball mit dem deutschen Lizenzierungssystem?

Eben. Ich wollte es halt nur festgehalten haben. Ist schließlich Sommerpause…

Weltklasse in Deutschland

Es ist Demut angesagt.

Inter Mailand hat verdient das Finale der Championsleague gewonnen. Sie konnten im größten Spiel der europäischen Fußballsaison die Bestleistung abrufen. Der FC Bayern nicht. Aber der Reihe nach.

Sicher.

Wir könnten darüber diskutieren, dass

– Howard Webb kein Heimschiedsrichter (Bayern war per Los zur „Heimmannschaft“ bestimmt worden) war,

– er somit das Ribéry’eske Foul Sneijders an Robben (wie lange stand dieser auf Robbens Knöchel?) nicht ähnlich ahndete,

– dieser Sneijder später den Traumpass auf Milito vor dessen 0:1 spielen konnte.

Machen wir aber nicht.

Wir diskutieren eher darüber, dass

– ein Thomas Müller (noch) kein abgezockter Goalgetter ist und somit eben nicht kurz nach dem Pausentee das 1:1 erzielte,

– dummerweise unsere beiden – in dieser Saison – Weltklasse-6er sich gerade in Madrid ihre Auszeit nahmen,

und

– unsere Innenverteidigung deshalb knallhart ihre Unzulänglichkeiten (1:1-Situationen, Schnellig-, Wendigkeit) vor Augen geführt bekamen.

Nein.

Für Inter waren wir gestern wie Werder vor Wochenfrist: Nutzt man seine eigenen Chancen nicht, bekommt man vom Gegner eine kostenlose Lehrstunde.

In einem Finale, noch dazu der Championsleague, muss man seine Bestform abrufen. Taten einige Spieler nicht. Die komplette Zentrale – ansonsten in dieser Saison oft unsere Paradedisziplin – war offen wie ein Scheunentor. Schweinsteiger, van Bommel, Demichelis und van Buyten.

Da half es auch nichts, dass die Comeback-Bayern es immer und immer wieder versuchten. Ein Robben immer und immer wieder Anlauf nahm. Die Bayern kontrollierten den Ball, Inter das Spiel.

Ich mache auch das Fass Ribéry nicht mehr auf. Aber man merkte dass er uns fehlte. Nicht für sich, aber vor allem für Robben. Drei Gegenspieler sind ja schon in der Bundesliga eine Menge Holz, aber in der Championsleague?

Womit wir bei der Taktik sind. Und Mourinho.

Ganz ehrlich: Was habe ich diesen Typen gehasst. Zu seiner Chelsea-Zeit. Bäh. Und wie sehr hat sich dies in den letzten Wochen geändert. Vor allem auch nach dem gestrigen Spiel.

Hinter dem öffentlichen Bild steckt ein ganz anderer Mensch. Und vor allem – was für ein Trainer!

Er sagt vor dem Spiel: „Wir haben beim FC Bayern eine Schwäche in der Innenverteidigung ausgemacht.“

Und was passiert? Genau diese Schwäche wird knallhart ausgenutzt.

Sie wussten um die Stärken eines Robben.

Und was passiert? Genau diese Stärke wird ihm genommen. Volle Kontration, ihm seine berühmten Märsche quer zum Strafraum zu nehmen. Aussen, Grundlinie, ok, aber diese Bälle nach innen trafen ja ohnehin, über die gesamte Spielzeit, nur Inter-Spieler.

Das war Weltklasse.

Die Organisation, das System, zwar nicht schön anzusehen, aber dermaßen effizient und eingespielt, dass es eben weh tut.

Sind wir weiterhin ehrlich: Daran hat sich eben halb (oder seit gestern ganz) Europa die Zähne ausgebissen.

Die Bayern hatten in dieser Saison eine Chance in der Gesamtabrechnung. Haben immer das Richtige gemacht. In der Summe. Vier Niederlagen haben sie kassiert. Und sind trotzdem, oder gerade deshalb, ins Finale eingezogen.

Im Finale selbst gibt es aber keine Summen. Kein Hin- und Rückspiel. Kein Auswärtstor. Da gibt es nur das Finale. Und dafür sind einige Spieler des FC Bayern noch zu grün hinter den Ohren.

Vielleicht waren aber auch die letzten Wochen Gift für die Mannschaft. Das ging alles zu leicht. Einige waren schon sehr lässig und dachten wohl, dass das jetzt so weitergehen würde.

Falsch gedacht.

Von all diesen Dingen abgesehen lasse ich mir aber meine, unsere Spitzen-Saison nicht kaputtmachen.

Das war klasse.

Alter, wir haben das Double geholt und standen im Championsleague-Finale – wie geil ist das denn?

Und wer hätte dies noch Mitte der Hinrunde erwartet? Als die Bayern anfingen, dass Feld (und das war ein weites Feld) von hinten aufzurollen. Noch dazu ein ums andere Mal dem CL-Ausscheiden von der Schippe sprangen.

Am Ende überwiegt die Freude des Erreichten. Und die Perspektive. Ob Inter eine Ära starten wird? Ich glaube nicht. Inter nutzte „bloß“ die Chance der Schwäche der Etablierten perfekt aus. Mit einem System. Dem Mourinho-System. Der ist nun weg. Bei Real. Aber immerhin nutzten sie die Chance (von daher erinnert mich die Saison an den Titel des FC Porto…).

Die Bayern dagegen habe etliche Frischlinge im Team. Und die bringt – man kann sich alles schönreden, aber das sehe ich so, ich sag nur 1999 – eine Niederlage im CL-Finale in ihrer Entwicklung weiter, als wenn wir nun das Triple geholt hätten.

Soviel Potential. Dazu noch – möglicherweise – ein Ribéry. Da wächst – entsprechende (defensive) Ergänzungen – was Großes zusammen.

Und erhöht somit schon jetzt die Vorfreude auf die Zukunft.

Danke Jungs. Für diese Saison!