Einfaches Weltbild!

Spiegel Online hat mal wieder, wie in letzter Zeit recht häufig, Beiträge bei einem der innovativeren Fußball-Magazine abgeschrieben schreiben lassen – diesmal bei RUND

Nun macht Bayern-Bashing ja insgesamt schon Spaß, in Zeiten des Umbruchs, wie z.B. 1976-79, 91/92, und eben dieser Saison umso mehr!

Da wird nicht nur der Schadenfreude großen Raum eingeräumt, nein, gleich das gesamte Scoutingsystem, die Mannschaft, die Fähigkeit der Führung und der komplette Verein an sich in Frage gestellt…

Sind das die gleichen „Journalisten“, die immer wieder die Professionalität der Bayern rühmen, ehemalige Führungsspieler an den Verein zu binden und so eine große Identifikation bestätigen?

Sind das die gleichen „Journalisten“, die die Championsleague-Auftritte in der Ballack-Ära verurteilt haben, um jetzt nur noch diese als Erfolg zu sehen?

Sind das die gleichen „Journalisten“, die Michael Ballack für seine überwiegend pomadige Spielweise kritisiert haben?

Sind das die gleichen „Journalisten“, die die Bayern schon kurz nach dem Saisonstart in den Himmel gelobt haben?

Sind das die gleichen „Journalisten“, die dem gleichen Ottmar Hitzfeld, den sie jetzt in Nachhinein glorifizieren, in seiner bayerischen Endphase Unflexibilität und taktische Defizite vorwarfen?

Ich kann mir schon vorstellen, dass diverse Sympathisanten aus dem grün-weißen Umfeld derlei Polemik gerne zum Anlass nehmen für das eigene Modell zu werben und dies als das einzig erfolgreiche zu bezeichnen…

Allerdings gibt es eine Menge Gründe für einen Unterschied zwischen Bremen und München (einige habe ich hier schon genannt), auch wenn ich natürlich gerne derlei Fußball beim FC Bayern sehen würde – insgesamt ist das alles nicht so einfach wie das Weltbild von Malte Oberschelp!

Wenn den Bayern komplett der Plan fehlt frage ich mich, wie das Doppel-Double in den letzten beiden Jahren zustande kam – hat uns das die Übermannschaft Werder großzügig geschenkt?

Was will uns Herr Oberschelp denn nun wirklich mit seinem Beitrag sagen?

Das Oberschelp gut mit Herrn Fritsch kann, wenn es um Bayern-Themen geht, ist jetzt für Leser dieses Blogs auch keine wirkliche Überraschung

Zurück zum Thema:

Klar hat Oberschelp sogar Recht, wenn er Julio dos Santos als Beispiel für verbesserungswürdiges Scouting sieht, aber es ist immer noch ein Unterschied, ob man einen jungen Südamerikaner in seiner gewohnten Umgebung spielen sieht und ihn dann nach Europa bringt – mit dieser kulturellen und fußballerischen Umstellung kommt nicht jeder Spieler wirklich klar, dos Santos hat da ganz offensichtliche Probleme, das hatten schon andere Südamerikaner vor ihm und nicht nur beim FC Bayern (auch bei Werder Bremen schlug in den Jahren seit dem erneuten Bundesligaaufstieg nicht jede Neuverpflichtung ein…)!

Damit will ich nichts schön reden, im Team des FC Bayern gibt es aktuell durchaus Probleme in der mannschaftlichen Geschlossenheit und im Offensiv- wie Kreativspiel!

Aber bitteschön, das liegt nicht (ausschließlich) am Weggang von Michael Ballack (und wenn Herr Ballack nur nicht mehr beim FC Bayern spielt, weil er mal (zu Recht) von Vereinsseite kritisiert wurde, dann hat Ballack mit sich ein Problem und wird dies auch noch in anderen Vereinen bekommen!), sondern vielmehr an vielen kleinen Einzelproblemen, wie dem Reserve-Akku von Schweinsteiger und Lahm, fehlender Konkurrenz auf diversen Positionen (was würden Sagnol, Salihamidzic, Lucio, Pizarro und Co laufen, wenn für ihre Position Alternativen bestehen würden (Verletzt, Rekonvaleszent: Ismael, Deisler, Podolski, Görlitz, etc.)?) und mangelnden Grundlagen im professionellen Fußball: Kampf, Laufbereitschaft, Passspiel und Wille…

Aber das eigentliche Problem des FC Bayern 2006/07 ist die Konstante Unkonstanz!

Berauschenden Spielen standen immer wieder Grottenkicks gegenüber – auch das habe ich schon kritisiert!

Es wäre also möglich „Bremer Fußball“ zu spielen, allein, dafür muss man etwas tun, auch Bayern-Spieler, denn geschenkt bekommt man in der aktuellen Saison nichts, auch die Bayern nicht…

Und nochwas:

Das ach so hochgelobte Bremer-System ist auch irgendwann aufgebaut worden, still und mit der entsprechenden Ruhe, einer Ruhe, die in Bremen problemlos möglich war – soll ich wirklich raten, aus welchen Rohren die gleichen sog. „Journalisten“, die obige Beiträge zum Besten geben, geschossen hätten, wenn die Bayern sich mit der Vorgabe, auch nur eine Spielzeit mit einem Platz 3 zu beenden, zufrieden gegeben hätten?

Aus vollen!

Man kann es drehen und wenden wie man will: Man mag die Bayern, oder man mag sie nicht und ebenso fallen auch journalistische Bewertungen aus!

Auf der anderen Seite bringt derlei Diskurs auch eine gewisse Sicherheit: Man weiß, wer in welchen Schützengräben sitzt…
😉

5 Gedanken zu „Einfaches Weltbild!“

  1. Auch wenn ich nicht in Deinem Schützengraben sitze: Du hast den Finger an vielen richtigen Stellen in die Wunde gelegt, Glückwunsch dazu! Journalistenmeinungen ändern sich schneller als man schauen kann, daran wird man nichts ändern. Auch wenn ich der Mehrheit im Moment beipflichten muss: die sportliche Arbeit in Bremen muss man momentan einfach höher einschätzen.

  2. Ja klar, da stimme ich Dir auch voll und ganz zu, sportlich läuft es bei Bremen aktuell viel besser als beim FC Bayern!

    Die Frage ist nur, was „man“ daraus macht und wo die wirklichen Gründe dafür liegen…

    Im Grunde läuft es doch wieder auf die üblichen Stellvertreter-„Kriege“ heraus – mein Lieblingsthema – aber irgendwie habe ich damit ja nun nicht wirklich Unrecht, oder?

  3. Ganz Meine Meinung! Sehr gut geschriebener Artikel der es auf den Punkt bringt. Wenn die Bayern 6-2 gewinnen würden, hätten einige Journalisten garantiert die Abwehr kritisiert! Ich bin mal auf die Zeit nach der Winterpause gespannt.

  4. Wenn wir doch mal 6 Tore schiessen würden… 😉

    In einem Punkt hat der Spon Artikel aber mMn 100%ig Recht: Bayern hat kein System. /Wir/ verlassen uns z.Z. mal wieder auf die Genialität der einzelnen Spieler die aus div. Gründen halt grad nicht da ist. 🙁

    Wo ist „das System“ des FC Bayern München?

    „Das System“ umgesetzt von den jeweils auf dem Platz stehenden Spielern? Wo sind die einstudierten Spielzüge, die überfallartigen Angriffe unter deren Druck dem Gegner Hören und sehen vergeht?

    Aus der Hintertorperspektive konnte man am Samstag wieder wunderbar beobachten wie die Cottbusser Spieler ein, zwei, drei versetzt angeordnete Abwehrreihen aufbauen und /unsere/ Spieler völlig verzweifelt vor diesem Bollwerk ihr Heil in imho aussichtslosen Dribblings suchen. 🙁 Kein schnelles Spiel über außen, kein Doppelpass, kein Steilpass in die Tiefe. NICHTS. 🙁

  5. Hast Du die Spiele gegen Hertha und Moskau gesehen? Ein System ist nur so gut, wie es die Spieler auch ausführen!

    Wie schön und erfolgreich würde z.B. Werder spielen, wenn die einzelnen Spieler nicht ständig in Bewegung und anspielbar wären, wie gut wäre Barcelona oder Arsenal ohne Laufbereitschaft?

    Wohin soll der ballführende Spieler spielen und mit wem, wenn es keine Anspielstationen gibt, weil alles statisch vor ihm zum Erliegen kommt?

    Das ist eines der Hauptprobleme beim FCB!

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