Top-10-Platz: 8
Spiel: Borussia Mönchengladbach – FC Bayern
Datum: 16.12.1998
Ort: Mönchengladbach, Bökelbergstadion
Dieser Beitrag wird für alle Gladbach-Fans jetzt ein wenig bitter werden, aber eine gewisse Mitschuld kann man euch nicht absprechen.
Wenn man als Bayern-Fan in NRW lebt, dann trifft man im Laufe seines Lebens überraschenderweise immer wieder auf diverse Fans der Westvereine. Mit Mönchengladbach war das nicht anders. Was man sich da alles anhören muss lässt einen irgendwann selbst die größte Gelassenheit vergessen…
Am meisten haben mich immer zwei Dinge genervt: Die ewige 70er-Nostalgie und der Alleinvertretungsanspruch als Fan. Einige Erlebnisse rund um gemeinsame Fußballspiele sowohl in München als auch am Niederrhein gaben mir dem Rest.
Aber an diesem düsteren Dezember-Abend schlug „meine Stunde“.
Wie immer war ich mit einem Freund vor Ort und weil wir spät dran waren und keine Lust hatten uns in den überfüllten und übersteilen Gästeblock zu quetschen, blieben wir davor stehen. Für Nicht-Bökelberg-Insider sei erwähnt, dass die letzte Stufe des Stehplatzblocks dort höher war als der Zugang, d.h. obwohl wir beide nicht gerade klein sind und ganz oben am Block standen, mussten wir auf Zehenspitzen steigen, um Teile des Spiels zu sehen. Die Erinnerung an die 60er-Jahre-Wellenbrecher (marode) und steilen Betonstufen (gefühlte 40 cm), die jederzeit zu bersten schienen, hielten uns eben davon ab irgendein Risiko einzugehen… 😉
Da wir also vom Spiel relativ wenig mitbekamen, zumindestens von dem, was sich unmittelbar vor dem vor uns liegenden Tor abspielte, gaben wir unsere eigene Vorstellung. Einige Fans um uns herum hatten an unseren Sprüchen wohl mehr Freude als am Spiel.
Denn das Spiel, und jetzt komme ich zum Punkt, war gespentisch. Über dem ganzen „Berg“ lag eine gespentische Ruhe. So überlegen waren die Bayern rund um Effenberg, so hilflos die in dieser Saison abstiegsgefährdeten Gladbacher.
Niemals zuvor und ich glaube auch niemals danach, haben die Bayern die Gladbacher derart dominiert, dass es eine wahre Freude war.
Beide Effenberg-Tore (ausgerechnet) konnte ich nicht komplett verfolgen (einer gar ein Elfmeter), aber spätestens ab der 27.Minute haben die Münchner mit den Gladbachern gespielt wie die Katze mit dem Wollknäuel und allein das hat mir mit meiner Vorgeschichte (siehe oben) soviel Freude bereitet, dass es für alles zuvor Erlebte entschädigte.
Während des Spiels ist nicht nur uns, sondern auch dem letzten Nostalgie-Fan im Stadion klar geworden, dass Gladbach in dieser Saison zum ersten Mal in seiner Geschichte aus der Bundesliga absteigen würde. Deshalb herrschte über 70, 80 Minuten ja diese Stille.
Aber auch danach ging das Leben weiter. Die Gladbacher stiegen ab, danach wieder auf, spielten erneut gegen Bayern, verloren, gewannen. Alltag.
Dieser Abend im Dezember wird trotzdem für mich immer etwas ganz Besonderes bleiben.