D'r Prinz es fott. So gut wie.

Ich denke wir erleben die letzten Tage des kölschen Prinzen an der Isar. Jemand anderer Meinung?

Klinsmann bestätigte schon mal den Abschied, Hoeneß geht von einer baldigen Einigung mit Köln aus und Podolski gibt wie zur Belohnung bekannt, dass er „in den letzten Monaten noch alles geben will“.

Ehrlich gesagt, habe ich daran überhaupt kein Interesse. Wenn ich daran denke, dass er dies – hoffentlich – schon seit drei Jahren in München versucht.

War das bisher Dein „Alles“, Lukas?

Dann setz‘ Dich bitte auf die Tribüne und überlasse Deinen Jokerplatz dem Landon.

Wer das jetzt wie billiges Nachtreten empfindet, der mag gerne mal in meinen Blogbeiträgen der letzten Jahre schmökern, dass ich Podolski wirklich lange die Stange gehalten, ihn verteidigt habe. Aber irgendwann ist Schluss.

Jetzt mal völlig aussen vorgelassen, dass viele ohnehin denken, dass die Bayern hier mal wieder ein großes Talent (wenn nicht das größte deutsche Talent aller Zeiten) kaputtgemacht haben, muss man sich doch mal ein paar Fragen stellen dürfen, oder?

1. Woher sollten die Bayern 2006 wissen, dass Podolski bei keinem anderen Verein als dem 1.FC Köln klar kommt und seine volle Leistungsstärke abrufen kann?

2. Wieso sollten die Bayern nicht davon ausgehen, dass sich ein Fußballprofi, wenn er – mit fürstlichem Gehalt ausgestattet – drei Jahre lang unter Top-Bedingungen arbeiten, trainieren, spielen und lernen kann, einfach mal weiterentwickelt?

Für mich hat Podolski heute noch die gleichen Schwächen wie 2006 – will man das ernsthaft den Bayern anlasten? In dieser Zeit hatte er drei Trainer beim FC Bayern, allesamt keine Laufkundschaft, noch dazu zum Schluss seinen Förderer in der Nationalmannschaft und es verbesserte sich wirklich gar nichts?! Unfassbar.

Diese Einstellung zum Beruf sollte Warnung genug sein. Für den kölschen FC. Aber auch für alle anderen Vereine. Oder plant Podolski mit 23 schon sein Karriereende am Dom?

3. Köln ist nun in der Podolski-Falle.

Behält dieser die Einstellung der Bayern-Jahre, geht’s mit ihm weiter bergab. Schlägt er nicht sofort ein wie ’ne Bombe, gerät die Führungsriege des Vereins aber sowas von unter Druck (denn verkauft bekommt man Podolski nach dieser bayerischen Erfahrung und der resultierenden Konsequenz, dass er nur in Köln funktioniert, ohnehin nicht mehr) und beginnen vielleicht einige Anhänger doch mal mit so etwas wie Reflektion. Ich wünsche Podolski und den Kölnern jetzt nicht unbedingt diesen Super-GAU, aber wie soll ich mir sonst unsere gemeinsamen drei Jahre erklären?

4. Wie kann es sein, dass ich das heutige Testspiel der Bayern im Wüsten-Trainingslager sehe (also jetzt nur die zweite Hälfte der ersten Halbzeit) und dabei einen Landon Donovan beobachte, seines Zeichens Weltstar in dieser amerikanischen Zirkusliga und schon einmal in Deutschland gescheitert, aber trotzdem um ein vielfaches spritziger, spielfreudiger, eingebundener, und schusssicherer (beidfüßig!) als ich es von Lukas P. seit Monaten angeboten bekam?

Wie kann das sein, Lukas?

5. Wie kann das sein, Lukas, dass ich heute Meldungen lese, dass unser Trainer Dir vorwirft, dass Du den Kampf offenbar nicht angenommen hast? Das Du eben bisher nicht alles gegeben hast?

Den Kölnern ist das alles egal.

Die feiern – habe ich ebenfalls heute abend gelesen – schon erste Comeback-Parties. Aus deren Sicht verständlich – hoffentlich ist der Kater danach nicht allzu groß…

Die ursprüngliche Idee zu diesem „Abschiedsbrief“ kam mir aber aufgrund eines Kommentars in der FTD (ich verlink‘ den mal, obwohl ich weiß, dass deren Deep-Links irgendwann verschwinden).

Allein die Überschrift sprach mir aus der Seele:

„Podolski: Für großen Fußball zu klein“

Und ja, auch hier wurde die Frage gestellt, wieso es beim FCB oft so ist, dass Talente dort nicht zünden – ein Thema für einen eigenen Beitrag, aber sicher keine grundlegende Tendenz, gibt es doch auch genug Gegenbeispiele.

Ich zitiere hier einmal meine Lieblingszeilen von Herrn Kintzinger.

Was für ein Trauerspiel: Podolski ist eines der größten Stürmertalente, die der deutsche Fußball in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Er hätte ein Großer werden können. In anderen Ländern sind vergleichbare Talente in Podolskis Alter längst Weltstars: Cristiano Ronaldo (Manchester United) etwa oder der noch jüngere Lionel Messi (FC Barcelona). „Poldi“ aber hat die dann insgesamt drei Jahre seiner Karriere in München verschenkt. Hat wenig gespielt, hat sich nicht weiterentwickelt. Und kickt fortan in der deutschen Fußballprovinz mit dem 1. FC Köln gegen den Abstieg.

Die Schuld dafür trägt er erst einmal selber. Schließlich darf man von einem extrem hoch bezahlten Profi erwarten, dass er seine Leistung auch abruft, wenn der Rhein nicht vor der Haustür liegt. Podolski aber fremdelte von Beginn an in München, hatte weder Lust noch die intellektuelle Fähigkeit, sich dort zu akklimatisieren.

[…]

Die Rückkehr zum 1. FC Köln manifestiert den sportlichen Stillstand des Lukas Podolski. Er mag sich nicht einmal der Herausforderung stellen, für einen Verein wie den Hamburger SV zu spielen, der ziemlich verlässlich im Europacup vertreten ist. Von Top-Klubs in Italien und England, die auch Interesse an einer Verpflichtung des Stürmers signalisiert hatten, ganz zu schweigen.

Es ist wohl so: Lukas Podolski ist für den großen Fußball schlicht zu klein. An seiner Körpergröße von 1,80 Metern liegt das nicht.

Mehr fällt mir dazu eben auch nicht mehr ein.

Trotzdem alles Gute, Lukas.