Billigflieger: Ein Erfahrungsbericht

Zu meinem persönlichen Abschiedsspiel für Mehmet Scholl bin ich zum ersten Mal mit sogenannten Billigfliegern geflogen. Meine Abneigung gegen derlei Verkehrsmittel habe ich anhand der erdrückenden Vorteile für ein, zwei Tage beiseite geschoben.

Thema Nummer 1: Die Zeit

Damit keiner glaubt, ich hätte mir im Vorfeld keine Gedanken gemacht: Ich habe mir recht genau die Anreisezeiten für PKW, Bahn und Flieger ausgerechnet:

PKW: ca. 5 Stunden
Bahn: ca. 4 Stunden
Flugzeug: ca. 1 Stunde

Bei Bahn und Flugzeug muss man noch die An- und Abreise zu den Flug- oder Bahnhöfen hinzurechnen, was dann Bahn und PKW auf den gleichen Wert kommen ließe, beim Flugzeug läge man immer noch weiter darunter.

Thema Nummer 2: Flexibilität

PKW: hoch
Bahn: mittel
Flugzeug: mittel

Flexibler als mit dem Auto geht es wohl kaum, lediglich Staus engen einen ein. Die Bahn fährt imho stündlich auf der Neubaustrecke, bei den Fliegern muss man sich halt seine günstigste Verbindung raussuchen…

Thema Nummer 3: Entspannung

Wer mit dem Auto anreist und eine feste Ankunftszeit hat, der hat Stress, das steht fest. Mag sein, dass dieser Stress bei allen drei Reisemöglichkeiten existiert, aber je länger die Fahrtzeit, desto weniger ist alles planbar. Hier ist also das Flugzeug Sieger. Ganz davon abgesehen, dass man nach einer derartigen Autofahrt mehr als gerädert ist, im Gegensatz zu Bahn oder Flieger.

Thema Nummer 4: Preis

Noch Fragen? In der Summe gab es zwar nicht die exorbitanten Unterschiede, aber die Billigflieger sind da klarer Sieger. Vor allem beim Gesamtpaket (Punkte 1-4) war die Argumentationslage klar.

Also die Billigflieger.

Vieles war mir bekannt, das meiste geschah auch: Kurzfristige Umbuchung des Fliegers, d.h. statt mit einer Boeing flog ich mit einer Fokker gen München, auf dem Rückflug gab es Getränke und Snacks nur gegen Bares – aber der Reihe nach:

Der Flughafen Köln/Bonn ist von Bonn bequem mit dem RE zu erreichen, insgesamt nur drei Stationen. Bahnhof unter dem Terminal. Aussteigen, Rolltreppe(n) rauf, mit selbstausgedruckter Buchungsbestätigung an den Schalter und Boarding-Card abholen.

Pünktlich einchecken, kurz warten und dann mit dem Bus aufs Rollfeld zum Flieger. Köln/Bonn ist nicht der übergroße Flughafen, man kann sein Flugzeug die ganze Zeit sehen.

Am Vortag war wohl absehbar, dass die Boeing nicht voll werden würde und daher der „spontane“ Schwenk auf die Fokker. Vom Platzangebot konnte man sich nicht beschweren, eine 2-zu-3-Bestuhlung war da sehr angenehm. Der Vorteil dieser Inlandsflüge ist ferner, dass man nach dem Start (ca. 10 Minuten) und abzüglich der Landung (ca. 10-15 Minuten) nur ca. 25 Minuten reine Flugzeit hat – das wird knapp für die Stewardessen, verwundert aber die Fluggäste (wie mich), dass das erste größere Flugloch schon zum Landeanflug gehört.

Ohne Gepäck ist man auch schnell aus dem Flughafen raus, was sogar erforderlich erscheint, wenn man mit S- und U-Bahnen noch einmal fast so lange unterwegs ist, wie der Flug gedauert hat…

Der Rückflug ging dann wie zuvor erwartet mit einem Airbus über die Bühne. Dies allerdings mit einer 3-zu-3-Bestuhlung, was es deutlich enger machte – auch der Platz zum Vordermann hätte größer sein können.

Waren die Getränke und Erfrischungen auf dem Hinflug wie gesagt kostenlos, musste man während des Rückfluges zahlen – keine Überraschung, wenn man mit Billigfliegern unterwegs ist. Auch hier der Flug herrlich entspannt und kurz. Dumm nur, dass wir ca. 10 Minuten Verspätung aus München mitgebracht haben und der RE im unterirdischen Terminal Sonntags nur stündlich fährt – so konnte ich wenigstens die kostenlose BamS komplett durchlesen, während ich 50 Minuten auf meinen Zug wartete.

Ein paar Daten (von denen man halten kann, was man will):

Hinflug:

Gesellschaft: Air Berlin

Flug: 54,- Euro
Luftsicherheitskosten: 5,- Euro
Kerosinzuschlag: 18,- Euro

Gesamtkosten: 77,- Euro

Rückflug:

Gesellschaft: Germanwings

Flug: 76,16 Euro
Kerosinzuschlag: 4,11 Euro
Luftsicherheitsgebühr: 6,72 Euro
Passenger Service Charge: 15,60 Euro
Surcharge: 7,13 Euro
Arrival Fee: 7,08 Euro
Kreditkartenentgelt: 1,79 Euro

Gesamtkosten: 118,59 Euro

Fazit: Tatsächlich gibt es aktuell zu derlei Anreise wohl keine Alternative und falls ich in nächster Zeit noch einmal Karten bekommen sollte, würde ich es wieder tun.

P.S.: Falls jemand weiß, was „Passenger Service Charge“, „Surcharge“ und „Arrival Fee“ zu bedeuten haben, darf er sich gerne melden… 😉