T Minus 31: Hamburger SV – FC Bayern

Wir müssen uns beim HSV bedanken.

Nein, ganz im Ernst.

Das 1:1 hat endlich dazu geführt, dass das Gequatsche von der Unbesiegbarkeit der Bayern und dem Zählen der Saison-Minuten ohne Gegentor beendet wurde. Ferner faselt jetzt kein Boulevard-Sport-Journalist aus dem zweiten Bildungsweg mehr von einer Saison ohne Punktverlust für die Bayern!

Dieser Punktverlust war verdient. Die Bayern haben im Gegensatz zu den letzten Spielen wesentlich weniger investiert. Kein Zaubern, aber auch kaum Kampf. Zumindestens bis zur 70. Minute, dem 1:0.

Selten kam ein Tor in der letzten Zeit so aus heiterem Himmel wie dieses „Klose-Knie“. Danach drehten die Bayern zwar doch noch einmal auf und versprühten wenigstens ansatzweise so etwas wie Gefährlichkeit, aber gereicht hat es trotzdem nicht zum Sieg.

Warum?

Na weil auch unsere Abwehr es heute nicht komplett auf Normalform gebracht hat. Anders ist kaum zu erklären, dass sich zwei bis drei Hamburger gegen 4-6 Bayern durchsetzen konnten.

Anyway.

Für die Liga wäre ein Sieg der Bayern fatal gewesen.

Galt zuvor nur die Formel:

Zauber und Dominanz = Bayern-Sieg

hätte es fortan auch geheissen:

Schwäche und Glück = Bayern-Sieg

Für die öffentliche Wahrnehmung gilt jetzt doch: Sie sind Menschen Spieler wie Du und ich. Gerade nochmal gut gegangen.

Zum Spiel:

Halbzeit 1 ist schnell wiedergegeben.

Beide Teams stehen defensiv massiv. Bayern fehlt quasi ein Sturm, spielt mehr oder weniger mit 10 Mann, da Klose nur ein Schatten ist. Danke nochmal an… Nein, lassen wir das Fass zu.

Und der HSV?

Als ich hörte, dass RvdV nicht spielen kann, war ich zunächst froh, da ich den HSV so schwächer sah. Weit gefehlt. Ohne ihn lief jeder einzelne Spieler noch mehr, rückte das Team zusammen. Mit ihm hätten wir es wohl einfacher gehabt…

Mit der Aggressivität und der Bissigkeit der Stevens-Kicker kamen die Bayern zunehmend schlechter zurecht. Dabei lief alles fair und im Rahmen ab – muss man heutzutage ja immer besonders erwähnen.

Die aktuelle „Artenschutz“-Debatte führte natürlich dazu, dass die mit Adrenalin gepushten Rauten-Fans, jedes, wirklich jedes Foul an Bayern-Spielern für besonders ungerecht hielten – geschenkt. Man hat im Stadion keine Zeitlupe oder Wiederholung.

Zwei Sachen noch und dann ist das Thema durch:

1. Schweinsteiger „krönte“ seine schwache Leistung mit dem Foul an Boateng. Allein die Tatsache, dass dieser mehr als theatralisch abhob, bewahrte Schweinsteiger vor der fälligen roten oder gelb-roten Karte.

2. Was ist nur mit Spielern wie Atouba los? Zuerst tritt er den am Boden liegenden Altintop auf Rücken und Gesicht und danach noch gegen Lell nach. Mit Gelb war auch er mehr als gut bedient.

Darüberhinaus habe ich keine übermäßige Härte festgestellt. Und für die Fanatiker unter Euch: Ja. Ich habe die Szene mit van Bommel und Atouba kurz vor Schluss in der Wiederholung gesehen. Aber erstens war das mehr ein Rempler mit angelegtem Arm und zweitens ist es natürlich mehr als „witzig“, dass gerade ein Spieler wie Atouba nach seinen eigenen Aktionen derart vehement einen Ellbogencheck van Bommels moniert und eine Karte fordert…

Genug davon.

Bei den Bayern gefiel mir heute eigentlich nur Zé Roberto und Kahn. Alle anderen blieben weit hinter ihrer Normalform zurück. Auch in diesem Spiel zeigte sich, dass wir nicht mit nur einem Stürmer spielen können! Zumal wenn einer und später beide weit, weit weg sind von ehemaliger Stärke. Kommt Toni zurück, fängt das Problem wieder von vorne an…

Zum Glück ist jetzt wieder Länderspielpause. Dumm nur, dass im Grunde alle betroffenen Offensivspieler ihrerseits unterwegs sind. Keine Zeit für Entspannung, Erholung und Taktiktraining.

Es ist wie es ist.

So auch beim HSV. Vor Monaten noch im Kreuzfeuer der berechtigten Kritik, sieht sich Beiersdorfer plötzlich als Architekt einer erfolgreichen Mannschaft. Nicht zu Unrecht. Die Neuverpflichtungen Boateng und Castelen waren in meinen Augen die besten Spieler auf dem Platz, stellten selbst Ribéry in den Schatten.

Im nächsten Spiel geht es für die Hamburger gegen Frankfurt. Ein ganz anderes Spiel, ein viel schwererer Gegner. Vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon. Wüßte ich das, würde ich jeden Spieltag solche Ergebnisse erzielen…

Die Bayern spielen als nächstes zu Hause gegen Schalke. Dann sind wir wirklich, wirklich schlauer. Und wissen vor allem, ob das heutige Spiel eine Ausnahme war, oder die drei zuvor.

Zum Glück ist nicht viel passiert. Allein auf Werder haben wir zwei Punkte verloren, auf alle andere Konkurrenten hielt der Abstand oder wurde sogar noch größer:

Tja, VfB: Meister werden ist das eine, Meister sein etwas ganz anderes…