Top-10-Platz: 2
Spiel: FC Bayern – Manchester United
Datum: 26.05.1999
Ort: Barcelona, Stadion Camp Nou
Die Mutter aller Niederlagen. Trotzdem bei mir nur auf Platz 2. Aber immerhin.
Früher fragte man immer: Wo warst Du als Kennedy ermordet wurde? Unter Bayern-Fans fragte man sich lange Zeit nur: Wo warst in der Nachspielzeit in Barcelona?
Ich war zu hause. Alleine. Habe das ganze Spiel über gezittert. Und mitgefiebert. Mein fußballerisches Leben lief an mir vorbei. Dieses Endspiel im Landesmeister-Cup war schließlich nach 1982 und 1987 das dritte, dass ich bewußt miterlebte. Zwei Niederlagen, bittere zumeist, durfte ich mir zuvor anschauen. Dieses Finale aber war anders. Die Bayern gingen durch einen Basler-Freistoß früh in Führung und spielten ManU teilweise an die Wand. Diverse Chancen wurden vergeben. Aber vor Barcelona hatte man ja noch nicht dieses ungute Gefühl im Magen, dass sich derlei rächen könnte.
Wahnsinnig machte es mich trotzdem.
Die bayerische Bank sah all dies offenbar entspannter, wie man heute noch an den Auswechslungen (kurz vor Schluss Abwehrchef Matthäus (für Fink) und Basler ausgewechselt) sieht. Speziell die Einwechslung von Fink stürzte uns ins Verderben. Seine zu kurze Abwehr nach dem vorletzten Eckball in der 90. Minute kam postwendend in den Strafraum zurück und Sheringham zimmerte den Ball über die Linie. Ausgleich. In der 90. Minute! Wie aus dem Nichts.
Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn es einige Minuten früher geschehen wäre. Dann wäre der Zwischenschock der Mannschaft rund um Effenberg und Co. nicht so tragisch übergegangen in das zweite Gegentor. Nur wenige Minuten, Sekunden später. Nach dem letzten Eckball des Spiels.
Was im Anschluss folgte war grenzenlose Leere. Noch nie zuvor hatte ich so ein Gefühl beim Fußball. Danach auch nicht mehr. Denn schließlich hatten wir dann unser Barcelona schon hinter uns.
Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass der Titel in 2001 nur mit dieser Niederlage möglich war. Hätten die Bayern das Spiel nach hause geschaukelt, hätten sie nie den Biss gehabt, diesen Erfolg zu wiederholen. Auf der anderen Seite war dies vielleicht auch der rote Faden, der die Ära des FC Bayern unter Hitzfeld und Effenberg kennzeichnete. We’ll never know. Wichtig war diese Erfahrung allemal. Allein um Erfolg und Misserfolg des eigenen Vereins angemessen einordnen zu können. Und um am Stammtisch auch mal mitzureden, wenn all die Fahrstuhl-Mannschaften-Fans den Bayern-Fans die Leidensfähigkeit aufgrund fehlender Abstiege absprechen wollen…