Fans, Ultras und der ganze Rest

Ich will nicht. Aber irgendwie doch. Also dann.

Der Fußball schwebt nicht im luftleeren Raum. Er ist Teil der Gesellschaft. Wenn es also in eben dieser immer größere Spannungen gibt, dann gibt’s die irgendwann auch im Fußball. Meine Meinung.

Nur weil man (in der Bundesliga) jetzt seit Jahren kaum noch Krawalle auf den Rängen und Probleme mit Hooligans hatte, heißt es nicht, dass es diese Problematik nicht mehr gab oder gibt.

Sie hatten sich nur ein wenig verlagert, aber Jugendliche und Jung-Erwachsene, die kaum Perspektive haben und nur in derlei Gruppen Bestätigung erfahren, weil sich sonst niemand um sie kümmert, sind der perfekte Nährboden für die Irrungen und Wirrungen rund um diese Gesinnung.

Die Ereignisse in Frankfurt, Köln und auch phasenweise im gestrigen Bayern-Spiel in Getafe, waren unter diesem Aspekt für mich keine Überraschung.

Wir brauchen uns nicht darüber zu unterhalten, dass wir hier nicht über „Fans“ reden. Das ist völlig klar, denn die Ereignisse auf dem Rasen spielen für die Aktivitäten derlei „Ultras“ nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Die Konfrontation ist das Ziel. Der Frustabbau.

Das findet bei uns ja genauso statt. Samstag für Samstag. Aber wir sind ja sog. „normale“ Fans. Sagt man. Solche Fans haben ein Regulativ. Die prügeln sich nicht. Die können das trennen. Leben und Fußball. Aggression und Reflexion.

Auf der anderen Seite:

Die Reaktion der Gladbacher war unter diesen Umständen nur zu verständlich. Das klaut der „Erz-Feind“ undercover die eigene Fahne, die Bewegung löst sich daraufhin auf und dann erscheint gerade dieser Stoff als Fetzen im Derby im gegnerischen Lager.

Wenn ich Teil dieser Bewegung gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich ähnlich reagiert. Das aber nur am Rande. Generell gibt es für sowas kein Verständnis von mir. Zumal man ja dadurch den Erfolg des eigenen Vereins, den man ja eigentlich voll und ganz verfallen ist, gefährdet.

Und irgendwie kann ich auch die Bayern-„Fans“ verstehen, die in Getafe kurz nach dem erneuten Rückstand und nach einer Anreise über hunderte Kilometer, dass Aus der eigenen Mannschaft vor sich sahen und sich am Mobiliar vergriffen. Innerlich war ich ob dieser Lächerlichkeit des Gegentores genauso wütend und zerissen. Aber bei mir äußert sich das eben anders. Und das hat nichts mit meinem Alter zu tun. Wahnsinnig hat mich sowas schon zu meinen eigenen Zeiten im Gästeblock gemacht. Nur geäußert hat es sich anders. In Aufschrei, Geschrei und Anfeuerung. Aber nicht in Gewalt und Sachbeschädigung (P.S. Inzwischen habe ich gelesen, dass die Sitation erst eskaliert ist, als Polizeikräfte Fans in der HZ am Verlassen des Blocks gehindert haben. Naja.).

Ich hab’s schon mal gesagt und sag es wieder:

Für mich gibt es keine Kausalität zwischen derlei Fan-„Verhalten“ und dem Thema Stimmung (was ja gerne angeführt wird). Selbst wenn es keine Ultras und Hooligans mehr im Stadion gäbe, gäbe es immer noch Stimmung. Teilweise anders, ja. Und vielleicht weniger choreografisch. Aber der Kern des Fußballs wird es seinen Anhängern auch in Zukunft immer wieder ermöglichen völlig aus sich raus zu gehen. Seine Leidenschaft zu äußern, sein Wehklagen zu vermitteln.

Dazu braucht es sowas wie zuletzt nicht.

Aber es ist nun mal ein Problem und Probleme muss man lösen. Nicht unbedingt immer wie der FC Bayern oder der DFB. Denn es ist ja auch ein gesellschaftliches Problem und somit kann man seine Augen nicht davor verschließen, wie es Funktionäre gerne tun.

Was wollte ich eigentlich sagen?

Das ich mir meinen Fußball, meine Liebe, meine Emotionen, meine Gefühle nicht kaputt machen lasse. Von niemandem!