In einer Zeit, wo mal wieder

all diejenigen, die sich sonst nicht trauen, ihre Bayern-Abneigung offen zu zeigen, richtig Gas geben konnten, gilt es darauf hinzuweisen, dass es auch erwähnenswerte Ausnahmen gibt, die nüchtern und auf der Sachebene mit bayerischen Themen umgehen können…

Kai Pahl, noch dazu aus Hamburg, ist so ein Vertreter, nachweislich ist er kein Bayern-Fan, kennt sich aber trotzdem ziemlich gut aus (ich zitiere einmal komplett):

Es ist u.a. das Benefizspiel was ich Hoeneß hoch anrechne. Es ist ja nicht nur gegen Pauli gewesen. Überall wo Spenden gefragt sind (Überschwemmung) oder es einem Verein dreckig geht, ist Hoeneß und der FC Bayern einer der ersten die Hilfe anbieten.

Ich bin deshalb auch wegen solcher Ausfälle wie wg. Kahn am letzten Wochenende nicht böse. Ich glaube ich verstehe, wie der Hoeneß tickt.

Uli Hoeneß hat seine eigenen Standpunkte. Ist ein ehrlicher Mann (”hanseatische Kaufmannsehre”) bei dem der Handschlag nochwas zählt und vorallem: er identifiziert sich mit dem Verein. Und das beinhaltet dass er sich wie ein Vater (oder eine Mutter) schützend vor dem Verein und seine Spieler wirft, wenn die angemacht oder angegriffen werden. Egal wie irrational es ist.

Das (und sein aufbrausender Charakter) erklärt die scharfe Reaktion in Sachen Klinsmann gg. Kahn. Hoeneß nimmt die Degradierung von Kahn zur Nummer 2 persönlich und dann macht es “Tilt”. Und ein Hoeneß vergißt nie. Er vergibt allenfalls.

Deswegen glaube ich nicht, dass Klinsmann über den Sommer 2006 hinaus eine Zukunft als Nationaltrainer hat. Die Frage ist nur ob er selber geht oder Hoeneß an den Strippen zieht.

Umgekehrt führt Hoeneß Charakter dann auch dazu, das jemand wie Scholl als “verdienter Spieler” eine Vertragsverlängerung bekommt, wo andere, leistungsfixiertere Manager gesagt hätten: “Och nee, du bist zu alt und zu verletzungsanfällig”.

Ich mag den Hoeneß.

Für den einen oder anderen, ist das vielleicht schon wieder fast ein bißchen zu viel, aber alle die, die gerne immer wieder die gleiche Leier zum Thema FC Bayern abspulen, müssen sich auch immer wieder die gleiche Leier zur sozialen Ader, zur Einstellung und zu den Überzeugungen eines UH oder eines FC Bayern anhören – Kausalität!

[via allesaussersport.de]

Update: Auch die Gladbacher schreiben differenzierte Beiträge zum Thema Bayern – Respekt! 😉

14 Gedanken zu „In einer Zeit, wo mal wieder“

  1. Uli Hoeness hat sicherlich großartiges für den FC Bayern geleistet – dem kann wohl kaum jemand widersprechen. Genauso wenig wie der tatsache, dass er und der FC bayern großzügig sind und verdienten Spielern sowie menschen in not tatsächlich immer wieder unter die Arme greifen. Kein Thema.

    Aber ehrlich, ehrlich ist er nun wirklich nicht.
    darf ich mal an den ‚Kredit‘ and Deißler erinnern. und an die üble Rufmordkampagne gegen den designierten Bundestrainer Christoph Daum. Ohne dass er seine behauptungen zu diesem Zeitpunkt belegen konnte.

    Also immer schön die Kirche im Dorf lassen. Wer andere wegen moralischen Fehlverhaltens geißelt, der sollte zuerst einmal vor der eigenen Türe kehren. Findet der Don. Sonst ist er ein Heuchler.

  2. Du meintest Deisler, richtig?

    Und sprichst ernsthaft von einer Rufmord-Kampagne, ja?

    [ ] Du weißt, was UH damals gesagt hat.

    [ ] Die alten Wunder sind verheilt.

  3. Ups – verschrieben. Aber natürlich spreche ich von einer Rufmordkampagne. Denn ich weiß nicht, wie ich es sonst bezeichnen soll, wenn jemand ohne Beweise auf diese Art und Weise den Medien zum Fraß vorgeworfen wird. Indem einfach vor laufenden Kameras irgendwelche Behauptungen rausgehauen werden.

  4. [ ] Du kannst Dich noch genau erinnern, wer, wann, was gesagt hat.

    [x] Du findest UH und die Bayern einfach ganz generell sch****e und willst Dich gar nicht mit Details beschäftigen.

  5. Nein, nein, ganz im Gegenteil. Bis zu diesem Vorfall habe ich Uli Hoeness sogar – obwohl er mir nie sonderlich sympathisch war – in meinem Freundeskreis verteidigt, weil er für und mit dem FC Bayern wirklich Großes geleistet hat.

    Aber das kann natürlich – in meinen Augen jedenfalls – entschuldigen, wie er Daum an den Pranger gestellt hat.

    Und: Nein, natürlich erinnere ich mich nicht mehr an den genauen Wortlaut seiner Aussagen. Ich denke aber nicht, dass das notwendig ist, um zu dem Schluss zu kommen, dass sein Verhalten im Verlauf dieser Affäre zutiefst verabscheuenswürdig war.

  6. Den Unwissenden kann geholfen werden…

    Verabscheuungswürdig ist zunächst einmal nur die Tatsache, dass ein Christoph Daum in seiner Position Kokain geschnupft, darüber gelogen und im anschließenden Prozess seinen üblichen Verfolgungswahn zur größten Blüte gebracht hat – unabhängig davon, dass sich die damalige Staatsanwaltschaft wie bei einem Inquisitionsprozess verhalten hat!

    UH hat folgendes gesagt:

    Uli Hoeneß brachte den berühmten Stein ins Rollen, als er 2000 in einem Zeitungs-Interview erklärte, dass „es nicht sein kann, dass wenn die Vorwürfe und Gerüchte“ (vielfach waren es zu diesem Zeitpunkt ja auch „nur“ Gerüchte), „auch unwidersprochen, weiter im Raum stehen, dass Christoph Daum Bundestrainer werden kann.“

    Wo siehst Du da einen Rufmord?

    Rufmord ist das hier, UH hat sich zu den (unwidersprochenen) Gerüchten geäußert und nach seiner eigenen Überzeugung hinzugefügt, dass, falls diese Gerüchte Fakten seien, Daum nicht Bundestrainer werden kann…

    Rufmord wäre es gewesen, wenn er gesagt hätte „Daum nimmt Drogen“, was er nachweislich aber nicht gesagt hat!

    „Keinesfalls habe ich behauptet, dass Daum Drogen nimmt. Was in den Medien kolportiert wurde, waren Erfindungen. […]“, sagte Hoeneß.

    Du kannst mir glauben, dass ich, bevor die Fakten doch noch ans Licht kamen, auch meine Zweifel bzgl. UH hatte, aber es stellte sich einmal mehr heraus, dass UH so ein Thema nie anschneiden würde, wenn er sich nicht sicher ist…

  7. Diese Gerüchte – sofern sie vorher überhaupt existierten – waren zumindest der Öffentlichkeit und auch dem DFB nicht bekannt, bis Uli Hoeness sie über die Medien verbreitet hat. Oder glaubst du, der DFB hätte einen Mann, über den solche gerüchte kursieren, als Bundestrainer verpflichtet? Und wenn das kein Rufmord ist, dann weiß ich nicht, was überhaupt Rufmord sein soll. gut, wenn dir das lieber ist, kann ich es auch eine Hetz-Kampagne nennen.

    Und das hat damit, dass sich später herausstellte, dass diese Gerüchte der Wahrheit entsprachen, überhaupt nichts zu tun.

    Ich verteidige hier in keiner Weise Christoph Daums Drogenkonsum, aber darum geht es hier doch gar nicht. Sondern um das Verhalten von Uli Hoeness.

    Als der Ehrenmann, als den sich Uli Hoeness ja so gern betrachtet, hätte er dieses Problem auch lösen können, ohne sich der von ihm ansonsten ja meist so verachteten Boulevard-Presse zuu bedienen. Zum Beispiel, indem er den DFB oder Bayer Leverkusen über seinen Verdacht informiert hätte. Aber damit hätte er dem ihm so verhassten Christoph Daum natürlich lange nicht so schön vorführen können wie durch diesen Spießrutenlauf.

    Ich bemühe mich hier wirklich um Neutralität, finde aber, das solltest du auch tun.

  8. Um das ganze mal zu unterfütrern. Gerade bei „Best of Doppelpass“ gesehen. Benno Weber (zwar Bild-Zeitung aber sicher einer der Journalisten mit dem besten Netzwerk) seinerzeit im DSF zu der Geschichte gegenüber MV (Zitat sinngemäß): „Das es diese Gerüchte gab, das weiß ich, das weißt du, das weißt du, das weißt du, aber Wolfgang Niersbach, einer der besten Sportjournalisten in Deutschland, soll das nicht gewusst haben? Das glaubt euch kein Mensch!“

  9. Ich weiß, lieber Don, dass Du Christian mit Deiner Aussage gemeint hast, obwohl Du es nicht markiert hattest, aber trotzdem darf ich doch auch etwas dazu sagen, oder? 😉

    Ganz generell wäre ich übrigens mal daran interessiert, ob Du derlei idealistische Ansichten auch so vehement vertreten würdest, wenn es hier nicht um Herrn Hoeneß und den FC Bayern gehen würde – dies ist aber nur nebensächlich…

    Selbstverständlich weiß ich, dass Gerüchte und Fakten nicht dasselbe sind – dafür brauche ich auch keine journalistische Grundausbildung zu absolvieren, aber es gab Gerüchte über Daums Drogenkonsum und diese Gerüchte haben sich hinterher als Fakten herausgestellt, etwas das Du nicht abstreiten willst, oder?

    Ok, wäre das geklärt!

    Wir brauchen uns auch nicht über die Methoden des Boulevard im allgemeinen und die der B**D-„Zeitung“ im speziellen unterhalten, da gibt es keine zwei Meinungen, vielleicht war das Beispiel eines B**D-Mitarbeiters in diesem Zusammenhang auch nicht das Beste, aber zumindestens exemplarisch…

    Wir unterhalten uns hier über ein Thema in dem die Bayern, UH und noch vieles andere an Emotionen und Gegen-Emotionen eine Rolle spielen und wir beide werden auch auf keinen grünen Zweig kommen, wenn Du Dich nicht dazu durchringen kannst, diese Bewertung völlig losgelöst von der Person UH und dem Verein FC Bayern anzustellen.

    Und das UH diese Gerüchte nicht verbreitet, sondern sie lediglich aufgegriffen hat (weil er sich zu 100% des Hintergrundes dieser Gerüchte sicher gewesen sein muss) um seinen Idealen gerecht zu werden, Ideale, die ein Daum offenbar nicht hat(te), hatten wir ja auch schon geklärt…

  10. Es ist doch so: Uli Hoeneß kümmert sich mit Sicherheit sehr gut um den FC Bayern und um verdiente Bayern-Spieler. Sein soziales Engagement ist natürlich auch lobenswert, auch wenn es bei den Benefizspielen immer um Mannschaften geht, die den Bayern vermutlich nie gefährlich werden können.
    Stark zu bezweifeln ist jedoch, ob das, was Hoeneß sagt oder tut, auch immer (oder mehrheitlich) im Interesse des deutschen Fußballs oder des Fußballs allgemein ist.

  11. War das hier das Thema?

    Selbstverständlich kümmert sich Hoeneß in erster Linie um den FC Bayern, das ist schließlich auch sein Job, wie es der Job eines jeden Managers für seinen Verein sein sollte – eine Vorgabe, die einige BVB-Manager in der jüngeren Bundesliga-Geschichte leicht aus den Augen verloren haben…

    Was gut für den deutschen Fußball und gut für den Fußball im allgemeinen ist, bestimmt sicherlich nicht das Handeln eines UH allein – was der FC Bayern an Gutem für andere tut, hat mit dem Wohl des Fußball zumeist auch nichts zu tun, ist vielmehr sehr speziell und sehr direkt am Wohle einzelner orientiert…

    Was man aber an dieser Diskussion einmal mehr überaus deutlich merkt:

    Es geht eben ein Riss durch das Meinungsbild beim Thema FC Bayern und das sind keine Verschwörungstheorien, sondern offenbar historisch gewachsene Abneigungen – ein Thema zu dem ich in naher Zukunft noch einmal weiter ausholen werde…

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