T Minus 23: FC Bayern – Eintracht Frankfurt

Mann. Mann. Mann. Eine Nacht drüber geschlafen und immer noch bin ich mächtig angefressen. Aufgrund vieler Dinge. Aber der Reihe nach.

Was sich schon zur Halbzeit andeutete, wurde danach nicht viel besser.

Hilf- und harmlos umherirrende Frankfurter versuchen nicht über ihre Beine zu stolpern und konzentrieren sich in erster Linie darauf mit allem was sie haben, dass eigene Tor zu verrammeln. Schlimm.

Ok. Sowas sehen die Bayern seit Jahren in fast jedem Heimspiel. Mal nehmen die Gegner mehr am Spiel teil, mal weniger. Hinterher heißt es dann trotzdem immer wieder: „Hier war heute was möglich!“

Wie mich das langsam ank***t.

Ich kann verstehen, dass man keine Lust hat sich in München abschlachten zu lassen. Das soll hier auch kein Plädoyer dafür werden. Gleichwohl geht es aber auch mit diversen verletzten Spielern anders. Davon abgesehen höre ich diese Rechtfertigungen eines Herrn Funkel jedes Jahr, für die immer gleich schlechten Darbietungen in München. Die reichhaltigen Niederlagen, die er als Spieler gegen die Bayern erlitt, haben wohl Schaden hinterlassen.

Anyway.

Keinen Kindergarten, bitte.

Die Bayern haben die Frankfurter zwar über 92 Minuten sowas von dominiert, rekordverdächtige 38 Torschüsse abgegeben und 67% Ballbesitz an den Tag gelegt – etwas Zählbares kam dabei am Ende aber nicht heraus (jetzt kommen wir zum analytischen Teil).

Ich hatte es befürchtet (nicht die Leistung der Frankfurter, nein, unsere Probleme).

Ribéry war anwesend und agil wie eh und je. Der Alte schien er dagegen noch nicht zu sein. Sonst hätten ihm diese Frankfurter nicht ein ums andere Mal den Ball abnehmen können. Und dann erst Klose. Der wirkte über fast das gesamte Spiel wie ein Schatten. Was ist los? Ist das der Werder-Fluch? Späte Rache und ein zahnloser Miro bis Ende des Jahres?

Weltklasse hatten wir trotz allem aber auch zu bieten: Zé Roberto und van Bommel.

Ich kann mich an kein Spiel des FC Bayern erinnern, in dem zwei Spieler im defensiven Mittelfeld dermaßen abgeräumt haben. Mir ist die Zweikampfbilanz der beiden gerade nicht präsent, aber in Halbzeit 1 muss sie bei annähernd 100% gelegen haben. Anders wäre auch nicht zu erklären, warum die Eintracht in 97% der eigenen 3-4 Offensivaktionen schon an einer imaginären 30-Meter-Linie den Ball verloren…

Hinzuzählen würde ich natürlich noch Martin Demichelis!

Was der zur Zeit bietet ist ebenfalls einzigartig. Er bestätigt jetzt endlich die Vorschusslorbeeren, die es schon vor seiner Ankunft in München gab. Wahnsinn. Und kaum noch verwarnungswürdige Fouls – eine Eigenschaft die ihn früher (nicht nur für mich) zum Sicherheitsrisiko machte. In meinen Augen aktuell der beste Innenverteidiger der Bundesliga.

In ihrer Kernkompetenz waren Demichelis und Lucio allerdings gar nicht gefragt in diesem Spiel. Für sage und schreibe zwei Eckbälle musste man sich am eigenen Tor einfinden, davon abgesehen war reine Offensivarbeit angesagt.

Aufgefallen ist vielen ebenfalls wohl nicht, dass Oliver Kahn wieder im Tor stand. Diesmal ohne Kapitänsbinde, die hatte er Lucio überlassen. Als Kapitän hätte er vor dem Anpfiff sicher ebenso viel Sendezeit gehabt wie über den Rest des Spiels…

Jetzt aber mal zu den wahren Gründen für das fehlende Tor der Münchner (denn Frankfurt hätte mit Sicherheit keins geschossen):

1. Schwacher Ribéry

Ein wieder gesunder Ribéry, dem aber noch jede Menge seiner, für sein Spiel notwendigen Fitness fehlt(e). Ergo: Da er wieder auf dem Platz stand, gaben ihm fast alle den Ball, nach dem Motto „Mach mal“. Er selbst sah sich dagegen zumeist der Bewachung von bis zu vier Gegenspielern ausgesetzt und das war einfach zu viel (s. Fitness).

2. Kein Flügelspiel

Was war das denn bitte? Mit Grausen sah ich einen Lahm, der wie zu seinen „besten Zeiten“ aus der Saison 2006/07 jede, aber wirklich jede Flanke aus dem Halbfeld auf ungefähr 1,5 Meter Höhe in den gegnerischen Strafraum flankte. Und Lell? Bis zu seinem „Hallo. Wach!“ gegen Amanatidis ebenfalls so schwach wie man es ihm eigentlich zutrauen würde, er in der bisherigen Saison aber noch nicht gezeigt hatte. Meiner Meinung nach wird es noch schlimmer, wenn Sagnol erst mal wieder auf dem Platz steht. Dann haben wir das Katastrophen-Duo der Vorsaison wieder komplett. Und so wie ich Hitzfeld menschlich einschätze, zieht der das mit den beiden Rekonvalenszenten gnadenlos durch…

3. Fehlende Beweglichkeit

Bis auf Toni spielte fast die gesamte Offensive gegen phasenweise 10 Innenverteidiger am eigenen Strafraum (Stichwort Handball) reinsten Standfußball. Besonders schlimm wurde es, als Schweinsteiger in die Partie kam. Der Junge ist wirklich in einem ganz tiefen Tief!

4. Fehlende Konsequenz

Ein bekanntes Problem unserer Startruppe. Der (Irr-)Glaube an die eigene Stärke lässt den einen oder anderen lässig mit Chancen umgehen. Trifft Toni nach 13 Sekunden aus 7 Metern zum 1:0 hätte ich einen ganz anderen Bericht schreiben können. Wieso fängt er auf einmal an zu überlegen?? Es ehrt ihn, dass er in der Folgezeit so bemüht war, wie wohl noch nie in seiner Bayern-Zeit. Aber alleine gegen diesen immer fester werdenden Beton zu kämpfen, war zu viel. Selbst für einen Weltmeister.

5. Hitzfeld

Hitzfeld? Ja. Ihm fehlte erneut der Mut einen Kroos nicht nur im Kader zu haben, sondern gar einzusetzen. Eckbälle und Freistöße hätten so zumindestens den Hauch von Gefährlichkeit gehabt und da wir gestern ohnehin 3-4 schwache Spieler mitdurchgezogen haben, hätte einer mehr oder weniger auch nichts ausgemacht.

6. Pech

Pech? Wirklich? Ja. Wir hatten das Pech, dass sich vor der Partie auch noch der letzte Rest an Kreativität aus dem Kader der Frankfurter verletzte. Hätten Streit & Co. gespielt, hätte die Eintracht wohl nicht von vorneherein ein 0:0 im Hinterkopf gehabt, sich vielmehr was ausgerechnet und dies sogar versucht.

Und was ist jetzt die Perspektive? Wie geht’s weiter?

Ich seh schwarz für die Tabellenführung am nächsten Wochenende.

Wieso?

Donnerstag UEFA-Pokal und Samstag in Stuttgart, beim offenbar wiedergenesenen Meister. Na fein.

Die DFL, mehr als beratungsresistent und in ihrer Abhängigkeit von den TV-Geldern gefangen, bringt es nicht fertig, auf die Masse der UEFA-Pokalteilnehmer zu reagieren und ein drittes Sonntagsspiel einzuführen (diese Kritik ist übrigens nicht neu und kommt auch nicht ursprünglich von mir, sondern vielmehr zunächst aus der HSV-Fan- und Leverkusen-Ecke).

Aber wieso sollte das Seifert und seine Spießgesellen auch tun, schließlich verdient die DFL an den UEFA-Pokalauftritten von Bayern, Bayer und Co. nicht einen Euro!

Also keine Veranlassung zum Handeln. Und dass so aus der wochenlangen Pseudospannung eine echte wird – umso besser für die DFL. Das erhöht die Margen beim Produkt Bundesliga.

Davon abgesehen ist mir im Grunde aber sch**ßegal wer hinter den Bayern mit welchem Abstand steht. Ich beschäftige mich mit diesen Mannschaften erst, wenn sie vor den Bayern stehen!

Und das könnte am Samstag abend der Fall sein – auch wenn ich nicht glaube, dass gleichzeitig Stuttgart gegen uns aus der Asche wiederaufersteht und der HSV in Gelsenkirchen gewinnt…

Zum Glück spielen wir ihm UEFA-Pokal zuhause und nicht am Rande Europas. Würde noch fehlen. Also könnte es sein, dass alles nicht ganz so schlimm wird. Warten wir’s ab.