In dieser Sauren-Gurken-Zeit (ist dieses Wortspiel eigentlich aktuell politisch korrekt?!) nimmt man als Fußball-Journalist was man kriegen kann.
Der Wechsel des Manuel N. aus G. kam da wie gerufen.
Dummerweise hatte ich in den letzten selbst anderes zu tun und deshalb konnte ich bislang keine eigene Zeile über unseren omnipräsenten neuen Torhüter zum Besten geben.
Von insgesamt drei Interviews habe ich in den letzten Tagen gelesen. Hier, hier und hier.
Ich will nicht alle Interviews vollständig sezieren, allein, die Themen Buerschenschaft, Ultras und Fans interessieren mich.
Zitat 1:
Sie haben lange auch auf dem Platz Ihre Liebe zum FC Schalke 04 dokumentiert, Fan-Shirts mit der Aufschrift „Buerschenschaft“ unter dem Trikot getragen. Damit dürfte es nun vorbei sein …
Das besagte Shirt trage ich schon seit 2009 nicht mehr, weil ich darin so viel geschwitzt habe, dass es mir zu schwer wurde. Die Buerschenschaft – das wissen viele gar nicht – hat außerdem nichts mit Schalke zu tun. Es ist einfach nur ein Freundeskreis, natürlich auch mit Schalkern. Buer ist ein Stadtteil und das Monaco von Gelsenkirchen (lacht).
Was hätten Sie als Schalke-Fan früher gedacht, wenn Ihr Idol zum FC Bayern gegangen wäre?
Es gab bei mir ja eine ähnliche Situation. Neben dem Holländer Edwin van der Sar war mein großes Vorbild Jens Lehmann. Der ist dann von Schalke nach Mailand und danach ausgerechnet nach Dortmund gegangen. Ich habe aber weiter zu ihm gestanden, seinen Weg verfolgt und mich an ihm orientiert. Ich war nicht glücklich über seine Vereinswechsel, aber ich habe ihn auch nicht gehasst dafür. Ich habe verstanden, dass er etwas Neues ausprobieren wollte.
…und weiter…
Teile der Bayern-Fans mögen Sie aber gar nicht.
Das ist sicher kein angenehmes Gefühl gewesen, als es vor ein paar Wochen hochgekocht ist. Aber es gibt auch viele Bayern-Fans, die sich auf mich freuen.
Wenn Sie am Saisonende die Schale in den Händen halten sollten, würde ohnehin keiner mehr pfeifen …
Das stimmt. Es liegt an mir und meiner Leistung. Ich werde alles dafür tun, um mit dem Verein und der Mannschaft erfolgreich zu sein. Und ich möchte sofort Deutscher Meister werden, ganz klar. Für mich zählt nur der maximale Erfolg. In allen Wettbewerben.
Sie haben bereits angekündigt, dass Sie mit den Fans ein offenes Gespräch suchen werden. Was möchten Sie den Fans mitteilen?
Ich möchte ihnen mal erklären, weshalb ich früher bei Schalke in der Fan-Kurve gestanden habe und warum es mich nun zu den Bayern gezogen hat. Mit 17 Jahren konnte ich ja nicht vorhersagen, dass ich sieben, acht Jahre später als Torwart der Nationalmannschaft zum besten Verein Deutschlands wechseln werde.
Zitat 2:
Haben Sie denn ein kleines bisschen Verständnis für die „Koan Neuer“-Fraktion?
Als ich bei Schalke war, hatte ich kein Problem damit. Mit solchen Reaktionen muss man als Profi umgehen können. Und im Gegensatz zu dem, was mir jedes Mal im Derby gegen Dortmund passiert ist, war das ja noch harmlos.
Was wollen Sie konkret tun, die derzeit noch skeptische Fraktion auf Ihre Seite zu ziehen?
Es ist ein runder Tisch geplant. Eine Art offenes Gespräch mit den Verantwortlichen einiger Fanklubs unter der Leitung des Fanbeauftragten Raimond Aumann. Ich denke, es ist wichtig, dass wir über die Geschichte reden und ich mich vielleicht einfach auch nur mal bei den Bayern-Fans vorstelle.
Haben Sie Ihren Eckfahnen-Jubel nach dem Sieg mit Schalke in München 2009 im Nachhinein mal bereut? Es war die Kopie eines Jubels von Oliver Kahn.
Was heißt bereut? Ich habe mir das damals vorher nicht groß überlegt. Das war eine spontane Sache. Das war keine Aktion gegen Bayern oder Oliver Kahn. Das war pure Freude. Und mal ehrlich: Ich habe da hinten als Torhüter fast nie einen, mit dem ich jubeln kann. Oder soll ich mir demnächst mal einen Balljungen schnappen? Ich wollte jedenfalls niemanden mit dieser Aktion verletzen.
…und weiter…
Berührt es Sie eigentlich, wenn Teile des Anhangs gegen Sie sind – so wie zuletzt auch bei Schalke?
Das berührt mich schon auf eine gewisse Art und Weise. Aber ich lasse das nicht all zu sehr an mich heran. Außerdem gibt es da schon Unterschiede. Letztlich sind Fans Menschen, die ich sehr schätze, zu denen ich aber privat keinen engen Bezug habe. Anders wäre es, wenn mich mein Bruder beispielsweise beleidigen und sagen würde: „Du Penner!“ Das würde mir weh tun.
Zitat 3:
Ihre Vergangenheit als Schalke-Fan wurde zuletzt vermutlich mehr thematisiert, als Ihnen lieb war.
Das kann man sagen.
Sie wurden von den Ultras des FC Bayern, zu dem Sie nun wechseln, als Schalke-Ultra beschimpft: Was bedeutet „Ultra“ eigentlich für Sie?
Ultra heißt „extrem“.
Ein extremer Fan?
Kann man so sagen. Bei mir muss man einfach meine Geschichte sehen: Ich komme ja nicht aus Gelsenkirchen, sondern aus Gelsenkirchen-Buer.
Darauf legen Sie Wert.
Ja, das ist das Monaco von Gelsenkirchen. Das glauben nur leider viele nicht, die nicht aus Buer stammen.
Und in Buer wird man quasi automatisch zum Ultra? Sie trugen ja auch als Profi lange ein Hemd mit der Aufschrift „Buerschenschaft“ unter Ihrem Trikot.
Die Buerschenschaft hat nichts mit dem Klub Schalke zu tun, das ist ein Freundeskreis mit vielen begeisterten Schalke-Fans. Wir sind immer gemeinsam zu Spielen gefahren. Das T-Shirt trage ich übrigens schon länger nicht mehr, ich hab darin zu sehr geschwitzt.
Trotzdem nehmen Ihnen radikale Bayern-Fans dieses Jugendkapitel übel.
Ich kann mit 16 Jahren doch nicht wissen, wie ich mich als Fußballer entwickle, ob ich mal Profi oder vielleicht sogar Nationalspieler werde.
Ob Sie also mal eine Entscheidung im Sinne der Karriere treffen müssen.
Genau. Ich kann als 16-Jähriger schlecht sagen: Ich höre jetzt auf, mich in die Fankurve zu stellen, weil in sieben oder acht Jahren vielleicht mal ein Vereinswechsel ansteht. Ich hätte all meine Freunde verloren, wenn ich mit 16 aufgehört hätte, Schalke-Fan zu sein.
Im Winter hat die Bundesliga noch heftig über Söldner diskutiert…
…und mir hat man meine jahrelange Treue zu Schalke vorgeworfen. Ich habe das schon als komisch empfunden.
…und weiter…
Sie mussten während dieser Debatte gleich zweimal in München spielen. Beim ersten Mal gab’s Koan-Neuer-Plakate und viele Pfiffe, beim zweiten wiederum wurden die Pfeifenden von wohlmeinenden Bayern-Fans ausgepfiffen. Bekommt man das als Spieler alles mit?
Viele Sportler reden ja immer vom Tunnelblick, und dass man nichts mitkriegt. Aber das stimmt nicht. Man kriegt alles mit, und ich erst recht.
Warum Sie erst recht?
Ich komm‘ ja aus der Kurve. Ich habe ein Auge für Banner und ein Ohr für Gesänge oder Rufe. Ich habe früher ja auch gerufen oder Banner hochgehalten, ich interessiere mich für das alles.
Haben diese Reaktionen Ihren Wechsel nach München gefährdet?
Die Reaktionen waren zu diesem Zeitpunkt kein Problem. Ich habe das Schalker Trikot getragen, als Kapitän. Wenn die Fans der anderen Mannschaft mich beleidigen, muss ich das ertragen, schlimm wäre es, wenn es aus der eigenen Familie kommt. Mit Bayern-Fanklubs planen wir bald mal einen runden Tisch, um sich besser kennenzulernen.
Eine Schalker Ultragruppe hat Ihnen die Mitgliedschaft entzogen. Verstehen Sie das? Wie würden Sie als junger Fan reagieren, wenn der Klubheld geht?
Ich habe das ja erlebt, bei Lehmann. Der ist nach Mailand gewechselt und ein Jahr später sogar nach Dortmund, da war ich 13. Ich habe ihn nicht gehasst dafür. Ich habe mich nicht davon abbringen lassen, dass er mein Idol ist.
So. Da ist natürlich viel Profi-Fußballer-Sprech dabei. Und die üblichen Verdächtigen, also einserseits die enttäuschten Schalker Fans, die im Hinterkopf auf eine Karriere-Ende von Neuer auf Schalke gehofft hatten und andererseits die Bayern-Fans, die wohl – aus Prinzip – niemals hinter Neuer stehen werden können, werden diese Worte ohnehin nicht ernst nehmen oder seine Meinung akzeptieren.
Ich bin nach seinen obigen Worten wieder ein wenig schlauer geworden. Über einige Hintergründe. Aber ich war ja ohnehin auch schon zuvor Pro-Neuer, weil ich ihn in erster Linie als Fußballer und nicht als Schalker oder Ex-Buerschenschaft’ler gesehen habe.
Auf den runden Tisch bin ich tatsächlich gespannt. Es ist die Rede von „Fanclubs“ mit denen man sich treffen will. Ok. Ich kann mir schon denken, was Schickeria und Co. darüber denken werden. Aber über kurz oder lang werden die Fans (auch aus dem harten Kern) die Oberhand gewinnen, die Kahn (nach Aumann), Effenberg, Jeremis und wie sie alle heißen, irgendwann – dank Ihrer Leistung – im Bayern-Trikot akzeptiert haben.
Ich bin schon mal dabei.
Was mich verwunderte, war die Aussage, dass die „Buerschenschaft“ gar nichts mit Schalke zu tun haben soll. Hat nicht die Schickeria behauptet, Neuer sei Mitglied bei eben dieser Ultra-Gruppe namens Buerschenschaft? Dreht Neuer die Sache jetzt wild um oder war die SM so schlecht informiert? Oder habe ich nur was falsch verstanden?
Die Buerschenschaft hat nichts mit dem Klub Schalke zu tun, das ist ein Freundeskreis mit vielen begeisterten Schalke-Fans. Wir sind immer gemeinsam zu Spielen gefahren
Die Schickeria hat nichts mit dem Klub Bayern zu tun, das ist ein Freundeskreis mit vielen begeisterten Bayern- Fans. Die fahren immer gemeinsam zu Spielen.
Die Omnipräsenz bringt es auch mit sich, dass die Zitate, so hintereinander gelesen, etwas repetitiv sind. Am interessantesten fand ich ja noch die Frage nach dem Eckfahnen-Jubel – die Antwort war dann erwartungsgemäß ziemlich weichgespült.
Was meint er denn mit Monaco? Kapier ich nicht!
@Nick: Stimmt. Der Eindruck kann schnell entstehen. Aus genau diesem Grund habe ich auch den vierten – obsoleten – WAZ-Link nicht genutzt. Der zitierte nämlich nur aus dem SZ-Interview.
@Gunnar: Tja. Und in dem einen Interview hat er bewusst die „Buerschenschaft“ nicht als Ultra-Gruppierung bezeichnet, dies aber im letzten Interview so stehen lassen.
Ich denke, man sollte jetzt nun auch nicht alles überinterpretieren. Mir war nur diese Dichte an Interviews aufgefallen. Zu seinen Schalker Zeiten war das wohl anders – willkommen in Monaco, Manuel…
Viel wichtiger finde ich ohnehin nun diesen „runden Tisch“ und was dabei herauskommt. Nix, werden wohl einige sagen, aber ich sehe es eher so, dass ein Gespräch zumindest schon einmal ein Anfang ist.
Die Bayern sind schuld! Und der Manu! Meint zumindest Sportskamerad Schüssler. Aber bei Herrn Schüssler sind die Bayern ja eh alles schuld.
http://www.derwesten.de/sport/.....36102.html
Zu Herrn Schüssler muss man nichts mehr sagen. Wer längere Zeit im Verbreitungsgebiet seiner Zeitung (vor deme Internet-Zeitalter der WAZ/NRZ) gelebt hat, zuckt bei diesem Namen immer noch zusammen. Aus Gründen.
Vlt. bin ich ja in der Minderheit aber für mich ist das alles Gogolores.
Wo kommt einer her, wo geht er hin? Ist die Buerschenschaft ein Fan-Club oder nicht? Ist jedes Wort was er von sich gibt zu 100% zu verifizieren und auf die Goldwaage zu legen.
Schwachsinn in meinen Augen. Was kratzt mich, wo einer als 16-jähriger an eine Hecke gepinkelt hat?
Für mich zählt nur eins: Man muss sich zu 100% mit seiner Aufgabe identifizieren und alles mögliche tun, um maxilmalen Erfolg zu haben. Bundesliga u.w. ist ein Multimillionendollar-Geschäft. Kreisklassen-Romatik ist hier nicht angebracht.
Und wer näheres zum Sinn und Zweck der Buerschenschaft weiß oder gar eine Satzung findet, bitte sehr!
So, mittlerweile ist der „runde Tisch“ auf den 2. Juli terminiert. Man werde „repräsentative“ Vertreter aus der Fanszen einladen, so die HP.
Und da es paule ja auch ganz am Ende seines Beitrags angesprochen hat, dazu ein paar Fragen, die sich mir stellen:
1. Ist die Schickeria repräsentativ?
2. Ist die Schickeria überhaupt ein eingetragener Fanclub? (war da nicht mal was im Zuge der Flaschenwurf-Affaire?) und falls nein, mit welchem Recht sollten die dort teilnehmen?
Also wenn, dann repräsentiert die SM eben den ultraharten Kern. Ok, insofern kann man vermutlich die 1. Frage mit „ja“ beantworten.
Es ist ja offenbar auch einer der Hauptzwecke, die Vermittlung zischen Fans (SM?) und MN1. Insofern würde es ja wenig Sinn machen, wenn von dort keiner dabei wäre. Naja, ich bin auch mal gespannt, wie das abläuft und was da rauskommt.
Das letzte „Treffen“ mit Vertretern der Fanszene war ja eher wischiwaschi („beide Seiten werden zum Wohle des Vereins…“) und am Wochendende gab es dann wieder falsch herum aufgehangene Banner. Also diesmal bitte etwas konkreter, wenn man schon so eine Veranstaltung macht.
Der neue Torwarttrainer ist zum Glück nicht der alte.
Ein gewisser Toni Tapalovic wird Walter Junghans beerben. Gut so. Obwohl ich nicht weiß, was Tapalovic auf dem Kasten hat.
Tapalovic?
Vorher nie gehört, auch wenn er scheinbar schon einige Stationen hatte. Als Spieler wohlgemerkt. Grade mal 31 der Junge.
Der soll den weltbesten TW trainieren? Wie soll ihn ein Durchschnittskeeper als Trainer besser machen? Da hätte man gleich Junghans behalten können *kopfschüttel*.
@Ribben: Aber die kennen sich wohl aus Schalker Zeiten.Neuer ist jedenfalls von ihm überzeugt.
Und das zeigt,das nicht nochmal der Fehler gemacht wird,einem jungen Torwart einen Torwarttrainer aufs Auge zu drücken,den er nicht haben will.