Mein Ligapokal: Der Auftakt

Mal ganz im Ernst: War das wieder typisch Schalke?

Nein. Eigentlich nicht. Denn man hadert dort ja in der Regel mit dem Fußballgott. Im gestrigen Ligapokal-Viertelfinale allerdings hatten die Kicker aus Gelsenkirchen ihn zumindestens nicht als Gegner.

Die Zweitliga-Meister aus Karlsruhe haben den Vizemeister über weite Strecken der Anfangsphase beherrscht. Der Elfmeter war anhand der Druckphase nicht unverdient. Allein, die Vollstreckung war mehr als zweitklassig. Und so konnte Schalke solange weiterwurschteln, bis sie die Linie des Spiels gefunden hatten. Richtig gefährlich war das allerdings in der ersten Halbzeit trotzdem nicht, das Tor mehr als ein Geschenk der badischen Abwehr. Sommerfußball kam mir da als Floskel in den Sinn.

Die einzige Aufregung lieferte dann erst wieder Karlsruhe in den Endphase vor dem Pausentee. Aber zwei, drei 100%tige Chancen wurden nicht genutzt und so ging die clevere Mannschaft mit der Führung in die Pause.

Von der zweiten Halbzeit habe ich aufgrund der Service-Wüste LTU-Arena nur bedingt etwas gesehen, aber es wurde mir berichtet, ich hätte auch nichts verpasst.

Was noch zu sagen wäre:

Karlsruhe hatte gegen Ende des Spiels erneut einige Chancen, die durchaus zu einem Tor hätten führen können und bei den Fans hatte der KSC ebenfalls ein Übergewicht. Die Performance des Aufsteigers stellte die der königsblauen Anhänger in den Schatten. Welche wiederum trotzdem Dritter wurden vor den Bremern, später dazu mehr.

Was uns das jetzt für die Saison zeigte?

Nix. Bei Schalke fehlten Leute wie Kuranyi (gesperrt) und Jones (wohl noch ausser Form), man sah also noch nicht die letzte Ausbaustufe des Slomka-Teams.

Mein Ligapokal: Der Event

Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon einmal in der LTU-Arena gewesen wäre. Im Winter 2004/05 durfte ich dort zwecks Freundschaftsspiels gegen die ortsansässige Fortuna bei geschlossenem Dach und 15 Grad Innentemperatur verweilen.

Die bunten Sitze sind in Bezug auf die Fortuna ohnehin eine gute Sache, sieht das Stadion so doch auch halb noch voll aus.

Aber diesmal war’s ja voll. Kunststück, wenn Schalke und Bayern teilnehmen statt Bochum und HSV. Aber der Ligapokal ist eben zumeist auch Spiegelbild der Vorsaison, unter diesem Aspekt also kein Ruhmesblatt für die Bayern am „Viertelfinale“ teilnehmen zu müssen/dürfen.

Endloser Raum

Was es in Düsseldorf im Rheinstadion in der LTU-Arena definitiv nicht gibt ist ein Kapazitätsproblem bei den Parkplätzen. Es werden einfach die Messeparkplätze mitbenutzt. Und dieser Parkraum ist unendlich. Scheinbar.

Von der Autobahn ist man schnell auf dem Parkplatzzubringer, die Einweisung in die Reihen ist dann allerdings Glückssache. Man parkt dort hintereinander, was einem längere Abende bescheren kann, wenn man Pech hat und die umliegenden Fahrzeugführer die Abfahrt eher gemütlich angehen.

Ich dagegen hatte Glück und stand ziemlich am Ende einer Reihe. Wieso das Glück war, dazu später mehr.

Generell sind die Parkplätze aber nichts für fußkranke Zeitgenossen. 10-15 Minuten strammen Marsches liegen da noch zwischen einem selbst und der Arena.

Der Eingangsbereich und die Tore sind seit meinem letzten Besuch offensichtlich noch einmal angepasst worden: Mehr Platz, mehr Eingänge, schnellere Abfertigung. Lernfähigkeit. In Düsseldorf. Respekt.

Block-Blindheit

Auch die Beschilderung klappt ganz gut. Ausserhalb zumindestens. Erreicht man den Eingang des Blocks fällt man eine nicht ganz unwichtige Entscheidung: Block 130 oder 129?

Auf den ersten Blick birgt dies keine besondere Brisanz, aber weit gefehlt.

Abstraktionsvermögen ist nicht jedem gegeben. Erlebt man ja auch immer wieder im Kino. Besonders wenn der Film schon angefangen hat („Sie sitzen auf unseren Plätzen.“ „Nein. Sie stehen vor der falschen Reihe.“).

Zugeben muss man aber auch, dass es schwierig wird, wenn man unten (130 vs. 129) die falsche Entscheidung getroffen hat, da oben keine eindeutige Blockgrenze (Zaun, Glas, Farbe, etc.) existiert.

Grenzwertig wird’s dann allerdings für Fans, die schon das erste Spiel über auf ihren „Platz 1 und 2“ – Plätzen saßen und vor dem Bayern-Spiel eine 6-8-köpfige Familie ankommt und auf ihr Platzrecht pocht. Eine energische Mutter flößt nämlich auch noch so harten, teilalkoholisierten KSC-/Bayern-Fans Respekt ein. Kurzer Widerstand, Kartenvergleich, Erkenntnis („Scheiße, falscher Block“), Verleugnung und verbales „mit-dem-Fuß-Aufstampfen“ und dann Abzug.

In sicherer (akustischer) Entfernung wird weiter geschimpft, aber genug Mut, selbst auf die korrekten Sitzplätze zu beharren ist dann doch nicht mehr vorhanden. Wilde, harte Fans.

Esktase und Schweigen

Einen anderen Aspekt lieferte eine Gruppe von zwei Pärchen, die direkt neben uns saßen. Offenbar hatten die ihre Karten nicht über’s Internet gekauft, denn ansonsten hätten sie gewusst, dass zwischen Platz 5 (neben mir) und 6 ein fetter Gang liegt. Die Verblüffung beim Eintreffen untermauert diesen Verdacht.

Aufgrund der Tatsache, dass ich im neutralen Zustand wohl ganz sympathisch rüberkomme, fühlte sich der weiblichen Part des Platz 5-6-Pärchens veranlasst neben mir Platz zu nehmen. Ein erster Fehler.

Ein zweiter war der Smalltalk, den sie unüberhörbar für mich mit Nr. 6 führte, dass „sie ja eigentlich nicht so viel für Fußball übrig habe und wenn dann nur für den FC“ (in Düsseldorf!).

Die Tatsache, dass ich während des ersten Spiels kaum spürbare Reaktionen zeigte und auch neutral gekleidet war wiegte sie in Sicherheit. Das Unheil nahm seinen Lauf.

Meine Esktase deutete sich mit dem Einmarsch und dem Spielstart an. Stufe eins war die erste Klose-Chance zu Beginn und nach einem kurzen Aufflackern ihrer FC-geprägten Schadenfreude ob des Bremer 1:0 schwieg sie für den Rest des Spiels, als die Bayern ernst machten und innerhalb kürzester Zeit den Ausgleich und die vorentscheidende Führung herausballerten.

Ich ging sogar eher davon aus, dass spätestens nach dem Ribéry-Tor, als ich vor wilder Freude fast über den vor mit liegenden Wellenbrecher geflogen wäre und die Hälfte meiner Stimmbänder rissen, Paar 5-6 die Plätze tauschen würde.

Sie war tapfer und hielt durch. Bis zur 80. Minute, als sie im üblichen Konsum-Fan-Verhalten, mit ihrer Kombo den Ort des Geschehens verließ. Für genug Gesprächsstoff war ohnehin gesorgt.

Davon abgesehen hätte ihr eigentlich klar sein müssen was sie erwartet, als ich wohl temperiert vom ersten „ich-hol-uns-mal-was-zu-trinken“ zurückkam.

Service in Zeitlupe

Ehrlich. Sowas geht gar nicht. Zum ersten Mal ist das Ligapokal-Düsseldorf-Viertelfinal-Event ausverkauft und der Service an den Bier-Würstchen-Cola-Boxen dümpelt noch auf Regionalliga-Niveau.

Was soll ich von 35 Minuten Anstehen halten? Mag ja sein, dass die Mitarbeiter des Dienstleisters irgendwelche Valium-Extrakte in ihrem Kaffee hatten, aber wieso lässt man die dann auf die Kunden los?

Auf der anderen Seite: Mir ging’s dabei noch ganz gut, denn meine Begleitung stand sage und schreibe 65 Minuten für zwei Würstchen, eine Cola und eine Apfelschorle an.

Nicht zu fassen. Hatten andere anwesende Blogger ähnliche Erfahrungen?

Liga-Choreografie

Was ebenfalls nicht geht ist das DFL-Ligapokal-Event-Rahmenprogramm.

Wer sich während der Übertragung im TV über diese merkwürdige Acht rund um den Mittelkreisrasen gewundert hat: die enstand, als vor dem/jedem Spiel dort 4,5 trendige Jungs und Mädels mit diesen hippen Stehrollern und Fahnen in den Händen über den Rasen rasten.

Kinder dürfen natürlich auch nicht fehlen. Deshalb stolperten die mit wechselseitig blau-weißen, weiß-blauen, rot-weißen oder grün-weißen Stoffbahnen über den Rasen und wedelten brav damit.

Wie auch immer. Das ist alles Beiwerk. Die Spiele gaben genug Anlass zu Gesprächen. Später mehr.

Abfluss

Die Heimreise ging zügiger über die Bühne als gedacht. Der Abfluss der Massen aus dem Stadion klappt immer noch flott, allein auf dem Weg vorbei am Fortuna-Trainingsplatz und hin zu den Parkplätzen wird’s was eng, aber dafür hatte ich eben das Glück, dass ich in oben erwähnter Parkreihe recht weit hinten stand, diverse PKWs hinter mir schon abgefahren und somit logischerweise zwei, drei Ketten geöffnet waren. Ich also Rückwärtsgang eingelegt und raus auf die Zufahrt der Ausfahrt. Diverse Fans, die vorne in der Reihe parkten, hatten sicherlich noch einen schönen Abend im Auto, denn im „offiziellen“ Abfahrtsraum gab’s Stau.

Rundherum also mehr gute als schlechte Punkte beim Event LTU-Arena. Und bei euch?

Faserrisses in der Bizepssehne am Wadenbeinköpfchen

Soso. Das ist also die Verletzung vom Toni Luca‘.

10 Tage Pause. Zu den wichtigen Spielen im Pokal (06.08.) und Bundesliga (11.08.) ist er wieder fit. Ich dagegen werde ihn am Samstag beim Ligapokal nicht sehen. Na toll.

Und alles nur wegen irgendso einem Spinner aus Albstadt. Savas Jesilelma heißt der übrigens. Vielen Dank auch.

Falls den also jemand kennt oder mal sieht: Bestellt ihm schöne Grüße von mir.

Davon abgesehen wird es jetzt gegen Bremen irgendwie eng:

Der Ex-Bremer Klose ist momentan der einzige fitte Angreifer. Die Nationalspieler Lukas Podolski (Knie) und Jan Schlaudraff (Bandscheibe) stehen nach ihren Operationen noch mehrere Wochen nicht zur Verfügung. Und Roque Santa Cruz, Stürmer Nummer fünf im Bayern-Kader, befindet sich nach seinem Einsatz für Paraquay bei der Copa America in Urlaub.

Und was haben wir zusätzlich im Hinterkopf? Werder will Klose zusammentreten. Wenigstens bin ich dabei und kann mir das Nummernschild merken…